Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
Nr. 264 Eröffnungsvortrag Ks. Maximilians – Worms, 22. April 1509
[= Kollationsexemplare F-I zu Nr. 266].
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 32–35’ (Kop.) = Nr. 266 (F). Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 91–94 (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte teils sinngemäß, teils wörtlich übereinstimmende Abschrift) = G. Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 3, fol. 115–118’ (Reinkonz. zu Nr. 266 mit handschriftl. Ergänzungen Ks. Maximilians. Dorsalverm.: Sernt[ein] und Storch. Handlung zu Worms.) = H. Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.) = [I]. Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 3–7 (wie G). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 292–295’ (wie G). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 8–10’ (wie G). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 2’–5 (wie G).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 952, S. 751–754.
Nr. 265 Vollmacht Ks. Maximilians für seine Stellvertreter auf dem Reichstag – Mindelheim, 7. Mai 15091
Vollmacht Ks. Maximilians für Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach, Gf. Adolf von Nassau-Wiesbaden, Sigmund von Frauenberg zum Haag und andere Räte als seine Stellvertreter auf dem Reichstag.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 60–60’ (Kop. mit imit. Vermm. prps./amdip. und Gegenz. Serntein; Adresse: Den erwirdigen, hochgebornen, wolgebornen, ersamen, edeln unsern lieben neven, oheymen, andechtigen und des Reichs getreuen churfursten, fursten und andern stenden des Heiligen Reichs, itzt uf dem tag zu Worms versamelt.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 155 (wie A) = B. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 97’–98 (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop. mit imit. Vermm. prps./amdip. und Gegenz. Serntein; Adresse wie A) = C. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 135–135’ (wie A; Datumverm.: Actum Wormbs in meins gnst. herrn von Menz canzley am mitwochen nach vocem jocunditatis [16.5.] anno etc. VIIIIo .). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 19–19’ (wie A). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 8 (wie A, Kanzleiverm.: D.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop. mit imit. Vermm./Gegenz. und Adresse wie A). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 13–13’ (wie C). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop.). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 300–300’ (wie C). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 10 (dem Pfalz-Simmerner RT-Protokoll [Nr. 262] inserierte Kop. mit imit. Vermm./Gegenz. und Adresse wie A). München, HStA, KÄA 3136, fol. 392–392’ (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 15–16 (wie C). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 122–121’ (Abschrift von 15642, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 8–8’ (wie C).
Druck: Lünig, Reichs-Archiv III (Part. Gener. Cont. II), S. 316.
Kurzregest: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 960, S. 758.
Maximilian, e[rwählter] von Gotts gnaden romischer keyser, zu allen zyten merer des Reichs etc.
Erwirdigen, hochgebornen, wolgebornen, edlen, ersamen, lieben neven, oheym, churfursten, fursten, andechtigen und getruwen. Wir haben den hochgebornen Casimir, marggraven zu Brandenburg, zu Stetin, Pommern, der Cassuben und Wenden herzogen, burggrafen zu Nurnberg und fursten zu Rugen, unsern lieben oheymen und fursten, und die wolgebornen und edeln unsern und des Reichs lieben getreuen Adolfen graven zu Nassau, hern zu Wisebaden, und Sigmonden von Frauenberg, freihern zum Hag, und andere unser treffenlich rete zu euch uf unsern furgenomen reichstag zu Wormß verordent und inen bevolhen, in den merklichen obligenden notturften und anliegenden sachen, uns, das Heylig Reich, teutsch nation und die cristenheyt belang[en]t, so etlich uß euch uß dem furtrag [Nr. 264], den wir am jungsten in anfang gemelts tags tun lassen, vernomen haben, auch sie weiter tun werden, von unsern wegen mit euch daß best und nützlichst helfen handeln, ratslagen und besliessen, auch darneben in etlichen besundern hendeln und sachen euch unser meynung anzuzaigen, wie ir horn werdent. Und begern demnach an euch alle sembtlich und sonderlich mit vleiß, daß ir inen allen sampt und besunder irer werbung und furtragen zu yeder zeit, so des not sein und von inen begert wird, gutlich gehort, auch wie uns selbs ganzen glauben geben und der merklichen notturft und unserm besonderen vertrauen nach euch dorin gutwilliglichen und gehorsamlich halten und beweisen. Das wollen wir uns genzlichen vertrosten, mit allen gnaden erkennen und zu gutem nit vergessen. Geben zu Mundelheym am siebenden tag des monats May anno Domini funfzehenhundert und im neunden, unsers Reichs des Romischen im XXIIIItenund des hungerischen im XXIItenjaren.
Nr. 266 Erste Instruktion Ks. Maximilians für seine Stellvertreter auf dem Reichstag – Mindelheim, 7. Mai 15091
[1.] Nochmaliger Vortrag der erweiterten ksl. Eröffnungsrede: [2.] Friedensvertrag zwischen Ks. Maximilian und Kg. Ludwig von Frankreich unter Einbeziehung Karls von Egmond; Vertragsverletzungen durch Egmond; [3.] Bündnisvertrag von Cambrai zwischen dem Papst, Ks. Maximilian, Frankreich und Spanien gegen Venedig; [4.] Forderung nach einer Reichshilfe gegen Venedig; [5.] Ankündigung der Abreise Ks. Maximilians nach Tirol, Forderung nach Fortsetzung des Reichstages bis zu einer verbindlichen Beschlussfassung über die Reichshilfe; [6./8.] Ernennung ksl. Reichstagskommissare; [7.] Vorschlag zur Einsetzung eines ksl. Statthalters.
I. (Instruktion): Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 72–75’ (Kop.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 155’–158’ (Kop.) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22a, fol. 87’–91’ (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop., imit. Vermm. prps./amdip. und Gegenz. Serntein) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 99–105’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.) = D. Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 3, fol. 114–114’, 119–119’ (Konz. mit ex.-Verm., bestehend aus Einleitung und Zusätzen A-G], 115–118’ (Abschrift von Nr. 264 als Textgrundlage, mit eigh. Korrekturen Ks. Maximilians; Dorsalverm.: Sernt[ein] und Storch. Handlung zu Worms.)2 = E. Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, Mü. Best. 29, unfol. (unvollständige Kop.; letzter Absatz fehlt). Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 136–140’ (Kop.). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 20–25 (Kop.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 8’–12 (Kop.). Esslingen, StdA, F 283 RTA Worms 1509, fol. 1–6’ (Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop.). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 14–20’ (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop.). Memmingen, StdA, A Bd. 292, unfol. (unvollständige Kop.; letzter Absatz fehlt). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 301–307 (wie D). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 10’–13’ (dem Pfalz-Simmerner RT-Protokoll [Nr. 262] inserierte Kop.). München, HStA, KÄA 3136, fol. 393–397’ (Kop.). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 17’–25 (wie D). Ravensburg, StdA, RA, Bü. 9 b/1, unfol. (unvollständige Kop.; letzter Absatz fehlt.). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 121–114’ (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 2–5’ (Kop.). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 8’–12’ (wie D).
II. (Ksl. Eröffnungsvortrag): [Nachweise siehe Nr. 264] = F-I.
[1.] /72/ a–Maximilian, b–e[rwählter] von Gotts gnaden romischer keyser etc.–b
Instruction, was die hochgeborne, wolgeborne, edeln, ersamen, gelerten, unser lieber oheym, fursten, andechtigen und des Reichs getruwen Casimir, marggrave zu Brandenburg, zu Stetin, Pomern, der Cassuben und Wenden herzog und burggrave zu Nurnberg und furst zu Rugen, Adolf, grave zu Nassau, herr zu Wiesebaden, Sigmund von Frauenberg, freiher zum Hage, und andere unser rete auf dem Reichß tag, gen Wormbs verordent, bei churfursten, fursten und stenden deß Reichß, doselbst versamelt, von unsern wegen handeln sollen.
Anfenglichen inen allen samen- und sunderlich unsern gnedigen willen und alles gut zu sagen.
Und furter zu erkennen geben: Nachdem wir am XXIIten tag des monats Aprilis nestvergangen in eygner persone zu Worms etlichen curfursten, fursten und stenden des Reichs, sovil der desselben tagß bei unsc erschienen und versamelt gewest, die ursach und bewegung, derhalb wir diesen reichstag furgenomen gehabt, gnediglich anzaigen und furbringen lassen, damit dann die andern stend, d–so vormals nit dabei gewest, noch die gehert und–d mittler zeit ankomen weren, derselben auch wissen und underrichtung empfahen möchten, hetten wir inen, unsern reten, bevolhen, der ganzen versamelung die obgerurten ursachen e–und unser furnemen–e, wie die vormals furbracht weren, widerumb von neuem furzutragen mitsambt unser declaration und additz, so uns mitlerzeit furgefallen und wir umb besser verstentnus willen dorzu hetten setzen lassen, und nemlich also–a:
[2.] /72’/ f–Die keyserlich Mt. hat churfursten, fursten und andern stenden des Heiligen Reichs auf dem Reichs tag hie zu Wormbß furhalten lassen und anfenklich, daß sie mögen–f die ursachen deß ußschreibens diß Reichs tags durch röm. ksl. Mt. schriften [Nrr. 44, 50] vormals verstanden haben, und under anderem den fried, so sein ksl. Mt. derselben irer Mt. und dem Heiligen Röm. Reich zugut mit dem konig von Frankreich beslossen haben; und nemlich, daß dorinnen der tractat zu Hagenaue3 verneuet ist ausserhalb deß heyratß, der beslossen was zwuschen seiner ksl. Mt. enikln erzherzog Karolen und deß gemelten konigß von Frankenreichs g–tochter [Claudia]. Das hat sein keyserlich Mt. den konig von Frankenreich erlassen–g. Und wie dannh sini keyserlich Mt. und der konig von Frankenreich vor besliessung deß friedß merklich volk gegeneinander itzo in Brabant gehabt haben, yeder ungeverlich als vil als der ander, so haben doch des konigs von Frankenreichs kriegslute us sorgen, die sie uf ksl. Mt. getragen haben, nit trucken4 wollen, j–den Gellrischen zu hilf zu ziehen; dan ir ksl. Mt. in kurzem eroffnet worden, wie des konigs von Frankenreichs kriegsvolk bei verschienen tagen, alß er inen bevolhen gehebt het, dem herzog von Geldern [zu]zuziehen, solhs nit tun noch anziehen wollen, sunder die fursorg gehabt, daß sie hinterzogen und aufgehebt wurden, wie in vergangner zeit zu sant Huprecht gescheen, da durch VC pauren VIIIC pferd niedergelegt weren–j5, wiewol der konig von Frankenreich inen zu trucken bevolhen hett. k–Aber sie hetten es in keinen weg wegen [= wagen] wellen. Und alß ksl. Mt. daß ersahe, wolt ir Mt. in die cron Frankenreich gezogen haben und also–k dieselb irl ksl. Mt. mit irem kriegsvolk auch gern /73/ uf die cron zu Frankenreich gedruckt, aber seiner Mt. niederburgundisch lande haben sein ksl. Mt. dafur gebeten.
Und under anderm ist in diesem tractat auch daß land von Geldern in einen ansta[n]t gestellt6, darab doch herr Karol von Egmont, der sich nennet herzog von Geldern, ein merklichen verdrieß gehabt hat. Und understet sich teglichen, diesen tractat zu brechen: m–Nemlich, so hat er von seinem eygen gewalt und macht einen neuen zol aufgericht und von einem iglichen vas weins einen gulden zu zol zu geben ufgelegt, daß wider den aufgerichten tractat ist. Dann derselb vermag, daß in zeit, in demselben tractat bestimbt, kein partei einich neuerung furneme, sunder das meniglich von den partyen daß behalten und in posseß pleiben sol, wie er in anfang dieses neuen kriegs gewest ist. Daruber hat er den gedachten tractat noch zwie- und also den dreumal verbrochen: erstlich mit dem neuen zol, wie itz gemelt ist.7 Zum andern hat er understanden, ein taber [= Befestigung] zu Bernenfelt zu machenn und alle dorfer ime heissen sweren und an sie ein steuer begert8, die doch on mittel gen Arnheym, daß ein heuptstat ein quartirs des lands Geldern und ine ir ksl. Mt., auch erzherzogen Karlen als herzogen zu Geldern gehorsame sei, gehorten. Zum dritten hat er offenbar erclert, daß er den gedachten tractat dem konig von Frankenreich, der ime daß bevolhen und ime dorumb XIIIIM kron gebn und noch XIIM versprochen, angenomen hat; aber sie nit verbunden, solchen tractat so gleich zu halten, wie die Franzosen den gestellt haben, sunder er möcht sein land wol hanthaben und zusammenhalten mit dem swert, wie eß ine geburlich und müglich sei uf /73’/ ein anspruch, so er zu weylant konig Philipsen, unsern lieben sone, und herzogen Karlen, seinen sone, haben solt; nemlich deß, daß im der tractat9 vor Arnheym nit gehalten, daß doch als ganzo offenbare erdicht und ein truglich schand, alß der ganzen welt wissend sei. Dann derselb von Geldern het konig Philippen versprochen, mit ime in Hyspanien zu ziehen, sich aber abgestreuft und in abwesen deß gemelten konig Philipsen den krieg wider angefengt. Deshalb sein stathelter, sich gegen ime werend, den krieg wieder annemen mussen, der dan uf diesen tag durch ksl. Mt. volzogen werde–m.10
[3.] Daneben geb die ksl. Mt. inen gnediglich zu versteen, das unser heiliger vater, der babst, etlich zeit here die ksl. Mt. gar hoch und ernstlich ersucht hat, darneben auch den konig von Frankenreich p–und den Kg. von Aragon. Und hab sein heyligkeit–p die ksl. Mt. und itzt bemelte zwen konig in einen verstand gebracht mit ir und untereinander, als cristenlich konig und zuvor sein ksl. Mt. als advocat, vogt und protector der cristenlichen kirchen und beschirmer seiner heyligkeit zu verhelfen, wider die unglaubigen zu ziehen und am durchzug mit den Venedigern zu handeln, daßjenig, daß sie vor langen und kurzen jaren der cristenlichen kirchen gewaltiglich abgedrungen und noch uf diesen tag wider Got, recht und alle pillikait unrechtlich innenhaben, auch seiner heyligkeit uber ir manigfeltig gutlich und hoch ersuchen vorgehalten [= vorenthalten].11 q–Dann wo sein heiligkeit nit gewest, hett ksl. Mt. den verstand und obanzeigt practica nit angenomen. Aber do sein heyligkeit ir Mt. so hoch ersucht und daß unrecht, so die Venediger ime beweisen, eroffnet, het er ir Mt. bewegt, daß der mit ime in die verstentnus gangen wer, in hoffnung, /74/ daß die ir heiligkeit, auch irer Mt., dem Heiligen Reich und ganzer cristenhait zu guten staten komen werde–q. Nun hab di ksl. Mt. uf solch treffenlich ansuchen der bebstlichen heyligkeit in ir selbß die sach hoch erwegen und betracht und nit anderß finden mogen, dann daß unserß heiligen vaters, des babstß, begerne und ansuchen billich, erber und cristenlich, auch sein ksl. Mt. schuldig sei, uf solch hoch ersuchung seiner heiligkeit mit hilf zu erscheinen, sunderlich, so ander cristenlich konig und fursten deß auch zu ton understunden. Und dorumb sei sein ksl. Mt. mitsambt bemelten zwaienr konigen von Frankenrich und Aragon in ein verstentnuß mit der bebstlichen heyligkeit gewachsen und komen und deshalben zusagung geton. Und sei sein ksl. Mt. itzo uf dem weg, sich s–zu den hendeln–s ylends zu verfugen und Italien zu nehern und solchem furnemen ußzuwarten, der genzlichen hoffnung, itzo sei ein gelegne, bequemliche und gluckliche zeit, dorinnen alles das, daß seiner ksl. Mt. und dem Heiligen Reich durch die Venediger in Italia abgetrungen und bishere vorgehalten worden ist, sofer dise handlung zu einem krieg wuchß und auch sofer das Heilig Reich seiner ksl. Mt. dorinnen verhelfen wolle, liederlich [= mühelos, leicht] und mit kleynem costen zu erobern sein wurde. Solchß hab sein ksl. Mt. hiemit inen alß deß Heiligen Reichs gelidern zu versteen geben und nit verhalten wollen, damit sie ksl. Mt. gelegenheit, auch furnemen und ursachen deshalben bericht sein, der hoffnung, dieweil sie solch zu etlichen malen auch geraten, sie werden ob solchem seiner ksl. Mt. furnemen gut gefallen haben.
[4.] Dieweil nu daß gleicherweiß sie alß curfursten, fursten und /74’/ stenden deß Heiligen Reichß alß sein Mt. betreff und sein ksl. Mt. solchem furnemen on ir trostlich, auch dapferlich hilf ußzuwarten nit vermoge, sunderlich in ansehen deß sweren uncosten, so sein ksl. Mt. uf etlicht vil krieg gelegt, die sein Mt. allain zu hanthaben des Reichß oberkait gehabt hat, demnach sei seiner ksl. Mt. gnedig, fruntlich und hoch, auch vleissig bitt und begeren an sie, daß sie die notturft diß handls und furnemens bedenken und erwegen und seiner ksl. Mt. hierin mit hilf zu erscheinen und sein ksl. Mt. keinßwegß verlassen und seiner ksl. Mt. zu solchem furnemen ir hilf mit leuten zu roß und fuß uf das sterkstu ton, und daß die hilf ufs allerfurderlichst berait sei und anziehen mugen neben seiner ksl. Mt. volk, daß sein ksl. Mt. us derselben erblanden und sunst understeen wurd ufzubringen; und dorzu auch ein anzal pulver und salpeter, dann sein Mt. sunst mit geschutz wol versehen sei.
Dieweil sein ksl. Mt. von stund an mit irem volk in daß felt zu ziehen sich versehe, daß dan keyner uf den andern wart, damit seiner ksl. Mt. erbland sehen, daß sie hilf von dem Heiligen Reich haben und dester lieber bei seiner ksl. Mt. im veld pleiben.
Daß auch die rustung undv anzal deß volks, wie obsteet, gewißw und vollig dannenx gericht werde, damit dorin kein nachteyly sei.
z–Und nemlich, daß die hilf uf ein ganz jare gestellt und ksl. Mt. gute leut zu roß und fuß geschickt, damit ir ksl. Mt. wol gedienet wird, und sonderlich durch die zu fuß–z.
/75/ Und daß seiner ksl. Mt. ein lieb darzu geschee und sie deshalben einen heuptman kiesen, der heubtman uber daß berürt volk zu roß und fus sei, alleß zu nutz und wolfart der ksl. Mt. und deß Heiligen Reichß aa–und gemeyner teutschen nation–aa, auch hierinnen angesehen die groß notturft.
[5.] Und dieweil sein ksl. Mt. keinßwegß diser zeit alhie lenger verharren noch pleiben mögen, sunder verrucken und hinwegziehen muß ab–auß berurten ursachen und sunderlich, daß ir ksl. Mt. glauplich warnung zugestanden, wie die Venediger an den grenezen irer Mt. erblichen furstentumben und landen ein merklich volk zu roß und fuß ligen und fürhaben solten, dieselben zu uberfallen, anzugreifen und zu beschedigen, daruß irer Mt., auch iren landen und leuten unuberwintlicher schade entsteen, wo dem nit begegnet wurde. Und dieweil ir Mt. merklich notturft erfordert, dorin dapfer fursehen und gegenwer zu ton–ab, so begert sein ksl. Mt. an sie alle samptlich und sunderlich, daß sie also beiainander pleiben und keyner von dem andern verrucken welle, biß die andern curfursten, fursten und stende des Heiligen Reichs auch komen sein, daß ir gnug sein zu dem besliessen, und biß sie also obgerurt hilf irer Mt. zu tun einhelliglich beslossen und volliglich, auch gewisslichen zu bescheen dannen gericht haben.
[6.] Auf daß, soac wolle sein ksl. Mt. deshalben ir treffenlich rete bei inen lassen, die an seiner ksl. Mt. stat alda pleiben, uf diß begeren antwort von inen empfahen und furter seiner ksl. Mt. daß verkunden, auch daneben in allen andern deß Heiligenad Reichs sachen seiner ksl. Mt. meynung ferrer anzaigen und dorin der notturft nach /75’/ zu handeln verhelfen sollen.
[7.] Ferner, so woll sein ksl. Mt. inen nit verhalten, sunderae anzaigen, daß sein ksl. Mt. uß beweglichen, treffenlichen ursachen des willenß und furnemens sei, nach dieser heerfart kurzlich sich in eygner persone uß dem Heiligen Reich zu tun und ein zeitlang darußaf pleiben ag–muß, alß sein Mt. solchß versprochen ist–ag. Deshalben deß Heiligen Reichß notturft erfordert, sieah mit einem seiner ksl. Mt. stathalter zu versehen, der anstat seiner ksl. Mt. solch zeit auß deß Heiligen Reichs sachen verwalt. Uf daß sei seiner ksl. Mt. gnedig begern an sie, daß sie heruf bedacht sein und auch seiner ksl. Mt. hierin irn rate anzaigen, were zu solchem stathalter tuglich und geschickt sei. Dann sein ksl. Mt. sei genaigt, irem rate hierin zu volgen.
[8.] ai–Und nemlich, so hab ir Mt. marggraven Casimirn, grave Adolfen von Nassau und Sigmonden von Frauenberg, auch andere irer Mt. rete zu solchem tag verordent, die furter nach inhalt einer sundern instruction [Nr. 267], inen deshalben gegeben, weiter handeln sollen–ai. aj–Actum zu Wormbs am sontag misericordia Domini, am XXIIten tag Aprilis zu der vierden stund nach mittemtag anno Domini etc. nono–aj.
ak–Solchß sollen di gedachten unser rete furderlich und mit den besten fugen handeln. Daran tund sie unser ernstliche meynung. Geben zu Mundelnheym am siebenden tag Maii anno etc. im neunden, unserß Reichß des Remischen im XXIIIIten jaren–ak.
Nr. 267 Zweite Instruktion Ks. Maximilians für seine Stellvertreter auf dem Reichstag – Mindelheim, 8. Mai 15091
[1.] Vorgesehene ksl. Reichstagskommissare; [2.] Grußformel; [3.] Vortrag der ersten ksl. Instruktion an die Reichsstände; [4.] unverzügliche Leistung der zu bewilligenden Reichshilfe, Stellung ständischer Befehlshaber und Offiziere; [5.] Aufforderung an abwesende Stände zur Teilnahme am Reichstag; [6.] Mitteilung an die Reichsstädte über den Sold der Reiter; [7.] Mahnung zu einer Beschlussfassung der Stände über Trosspferde; [8.] Dauer der Reichshilfe; [9.] Vorschlag zur Erhebung eines Gemeinen Pfennigs; [10.] Beratungen über Reformmaßnahmen beim Reichskammergericht und beim Landfrieden; [11.] Beratungen über das Münzwesen; [12.] Verhandlungen mit einzelnen Reichsfürsten über die Bereitstellung von Reiterkontingenten; Aufforderung an Kff. und Ff. zur unverzüglichen Bereitstellung der Hilfe und zur Entsendung von Reiterkontingenten anstelle von Fußtruppen; Entsendung von Fußtruppen durch die mindermächtigen Stände; persönliche Teilnahme Ebf. Jakobs von Trier und Ebf. Philipps von Köln am Krieg gegen Venedig; [13.] Behandlung von Angelegenheiten einzelner Stände durch die ksl. Reichstagskommissare, im Einzelnen: [14.] Konflikt zwischen Lgf. Wilhelm von Hessen und Gf. Eberhard von Eppstein-Königstein, [15.] Konflikt zwischen Ebf. Uriel von Mainz und Lgf. Wilhelm von Hessen, [16.] Konflikte der Stadt Worms mit den Kämmerern von Dalberg, Bf. Reinhard von Worms und dem Wormser Stiftsklerus, [17.] Supplikation Bf. Jakobs von Cambrai, Klage Hermann Rincks gegen die Stadt Aachen, Streit zwischen Aachener Bürgern und ihrem Magistrat um ein Weinausschankprivileg, Anspruch der Erben des Asmus Schenk von Erbach auf Bickenbach, Verstöße gegen das Kölner Stapelprivileg; [18./19] Aufforderung an die Bff. von Münster und Osnabrück zur Zahlung der Konstanzer Romzughilfe; [20.] Auszahlung der im Reich eingesammelten Jubelablassgelder an Ks. Maximilian; [21.] Einsetzung eines Reichskommissars zur Unterstützung des ksl. Kammerprokuratorfiskals; [22.] Erlaubnis Ks. Maximilians für Hg. Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel zur Erledigung eigener Angelegenheiten; [23.] Bevollmächtigung Gf. Adolfs von Nassau für das Verfahren gegen Johann von Kriechingen; [24.] Protest bezüglich der vom Haus Österreich eximierten Reichsstände; [25.] Verbot von Nachlässen an der künftigen Reichshilfe zugunsten einzelner Stände; [26.] Zollfreiheit für eine Weinlieferung Hg. Johanns von Kleve; [27.] Schlussfloskel, Datum.
Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22a, fol. 93–98’ (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Abschrift des Exemplars für die ksl. Kommissare; imit. Vermm. prps./amdip. und Gegenz. Serntein) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 172 (Kop., nur Pkt. 12) = B. Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop., nur Pkt. 26) = C.
[1.]2 /93/ Maximilian, e[rwählter] von Gots gnaden romischer keiser, zu allen zeiten merer des Reichs etc. Instruction, was die hochgebornen, wolgebornen, edeln, ersamen, gelerten, unser lieb oheim, fursten, andechtigen und des Reichs getreuen Casimir, marggraf zu Brandenburg, zu Stettin, Pomern, der Cassuben und Wenden herzog, burggrave zu Nuremberg und furst zu Rugen, Adolf, graf zu Nassau, herr zu Wißpaden, Sigmund von Fraunberg, freyherr zum Hag, Sigmund von Rorbach, unser und des Reichs haubtman zu Regenspurg, Ludwig Fergenhans, brobst zu Stutgarten, Erasmen Topler, brobst zu sant Sebolt zu Nuremberg, bede lerer der rechten, Hans Caspar von Laubenberg, unser obrister veldhaubtman unser graveschaft Tyrol, Degen Fuchs von Fuchsperg, unser haubtman zu Kuefstein, alle samentlich oder etlich aus inen bey churfursten, fursten und den stenden des Heiligen Reichs, so auf dem Reichs tage zu Worms versamelt sein, auch sunst in andern sonderlichen hendeln, sachen und gescheften, inen von uns bevolhen, daselbst von unsern wegen handeln, furnemen und außrichten sollen.
[2.–8.] /93–94/ [Nr. 268 (C), Pkt. 1–5, 8].
[9.] Und ob die versamblung und stende des Reichs, yetzo zu Wormbs versamblet, an die bemelten unser rete und commissarien rats oder underrichtung ires gutbedunkens begern wurden, wie und welchermassen die itzig hilf statlich anzusetzen sey, damit dieselb fruchtbarlich und furderlichen beschehe, sollen sy anzeigen, wie sy der fuglichist und verfenglichist weg bedeucht, das ein gemeiner pfennig durch das ganz Reich vier jar lang aufgesetzt und etliche rete vom Reiche darzu verordent, die denselben einnemen, darumb quittirten und furter zu unserer und des Reichs notdurft und der kriegsvolk allwege mit unserm wissen damit handelten und zu yeder zeit, so es not ist, volk bestellen. Dann wir und die verordenten haubtleut vil pesser und geschickter fueßvolk umb mynder besoldung allwegen bestellen mugen. Wie dann verschiener zyt auf dem grossen Reichs tage zu Wormbs davon auch gehandelt, etliche verschreibung und vertrege deßhalb aufgericht, aber nit volzogen.3 Dieselben mochten wider fur hand genommen und nach der gemelten stende, auch unserer rete und commissarien rat, gutbedunken und verbesserung gemert und geendert werden.
/94’/ Wo aber solher gemeiner pfennig bey den stenden kain ansehen oder volg haben wolt, das alsdann ein tapfere, außtregeliche, bestendige und langwirig hilf, wie dann vor etlichen jaren im Heiligen Reich auch gewest ist, durch sy angelegt und mit allen sachen dermassen angeschickt und fursehen, damit der uberig unnutz cost, so mit besuechung und haltung der Reichs tege und in ander wege aufgewandt, vermiten und die gemelt hilf dest statlicher beschehen wurde.
[10.–11.] [Nr. 268 (C), Pkt. 9f.].
[12.] Auch sollen die gemelten unser rete und commissarien mit unserm neven, churfursten und fursten, den erzbischoven und bischoven zu Menz4, Collen, Trier /95/ und Wurzburg ir yeglichem in sonderheyt mit furderlichem fleis handeln und von unsern wegen an sy ernstlichen begeren, das ir yeder uns zu unserm eylenden zug und furnemen, des wir yetzo in ubung sein, funfzig wolgewappente, wolgeruste [pferde] vier monat lang ungeverlich zu dienst schicken und verfuegen, das sich dieselben von stund rusten und berait machen. So wöllen wir ir yeglichen auf ein pferd, solang wir die in unserm dienst haben und brauchen werden, fur lieferung, sold und schaden einen monat zehen gulden reinisch geben, darfur sich unser regiment zu Ynsprugg nach notdurft verschreiben, auch ir yedem deßhalb sein bestellung- und obligationbrief zu hauß uberantworten lassen. Und sollen sy alsdann die funfzig pferde mit irer rustung von stund und on alles verziehen den nehsten gein Ynsprugg schicken, daselbst sy weitern bescheit, wo sy furter hinziehen, finden werden. Und sol ir yeglichs sold auf den tag, als sy von hauß ausryten, ane- und auf den tag, als sy wider darein komen, außgeen. Und sy, so sy also angezogen, schuldig sein, einen tag vier meil wegs zu ziehen und am vierten tag stillzuligen und zu rasten.5
Deßgleichen sollen sy mit dem bischove von Bamberg auf funfundzweinzig pferd handeln.6
Und dem von Menz sagen, daz er seinen marschalk Frowyn von Hutten fur einen haubtman uber die funfzig pfert verorden und mitschick.
Und der bischove von Wurzburg Hansen Zöller fur einen haubtman der funfzig pfert verorden.
Und den geschickten botschaften des rats zu Frankfurt zu sagen, Martin von Heusenstein fur iren haubtman zu verordenen.
/95–95’/ [Nr. 268 (C), Pkt. 6f.].
Und das die bede erzbischove Collen und Trier mit irer aufgelegten anzal in aigener person mitziehen, doch das der von Collen nit under hundert gewappenten mit ime breng, darunder sein aufgelegt anzal begriffen sein sol.7
[13.] Item, die gemelten unser rete und commissarien söllen an unser stat in unserm namen und von unsern wegen all und yeglich sachen, hendel und partyen, der verhorung und handlung wir vormals auf den jtzigen Reichs tag zu Wormbs geschoben und beschieden haben oder die wir nachmals, solang derselb tag weren und sy daselbst sein, an sy weisen oder inen selbs in supplication oder anderer gestalt mittler zeit uberantwort werden, nach aller notdurft verhören und dieselben gutlichen oder sonst nach billichait vertragen und abfertigen, auch deßhalben, ob not sein oder von den parteien begert wurde, notdurftig brief in und under unserm namen und titel geben und ausgeen lassen.
Und ob inen aine oder mer sachen furfallen, die inen allein zu handeln beswerlich sein wurd, sollen sy etlicher churfursten und fursten rete zu ine erfordern und nach derselben, auch ir selbst rat und gutbedunken darin handeln, besliessen und entschaiden und on merklich ursach oder bewegung kain sachen an uns remittiren oder schieben, damit uberiger cost mit botenlone und in ander wege verhebt werde und wir unserm furnemen dest baß außwarten /96/ mögen. Und ob sy aine oder mer sachen gutlich oder sonst nit verrichten möchten, söllen sy doch allen muglichen flys ankeren, sy durch compromiss, anlas oder in ander wege zu entlichem außtrag zu verfassen, damit die parteien uberigs costens vertragen und irer sachen dest furderlichen außtrag erraichen mögen.
Des alles wir inen allen samentlich und sonderlich nach aller notdurft und in der allerbesten form hiemit wissentlich unser volkumen gewalt und macht geben.
[14.] Und nachdem sich zwischen dem hochgebornen Wilhelmen, landgraven zu Hessen, grafen zu Katzenelnbogen, unserm lieben oheim, fursten und rate, an ainem und dem edeln unserm und des Reichs lieben getreuen Eberharden, grafen zu Kunigstein, andersteils etliche irrung halten, sollen die gedachten unser rete und commissarien in unserm namen bede teil auf einen bestimpten tag gein Wormbs erfordern und mitsampt den stenden des Reichs oder iren darzu verordenten reten sy beiderseyts umb alle irrung und zuspruch, so ain partey gegen der andern zu clagen oder zu haben vermaint, verhören und mit irem wissen gutlichen oder, wo die gutlichait kain stat haben wölt, auf bewilligung beder parteyen mit verzeihung der appellation und supplication durch iren entlichen spruch entschaiden. Und wo erfunden wurde, das einicher teil den andern unerlangts rechten des, so er in posseß gewest, entsetzt hett, das derselb zuvor widerumb eingesetzt. Und was fürter im handel erkannt oder gesprochen, das solichs onverzogenlich durch die stende des Reichs, oder wie sy gut und not bedunkt, exequirt werde.
[15.] Deßgleichen sollen sy die irrung, zwischen unserm neven und churfursten, dem erzbischoven von Meinz, und dem gnanten landgraven Wilhelmen swebend, verhören und darauf inhalt unser keiserlichen schrift [Nr. 94], deshalb am jungsten außgangen, handeln.
[16.] /96’/ Deßgleichen die irrung der haubtsachen zwischen der stat Wormbs und den von Talberg8 zu verhoren und fleis anzukeren, sy derselben gutlich zu vertragen. Wo aber das nit volge oder stat haben wolt, alsdann die sachen und parteyen zu entlichem außtrag fur unser keyserlich cammergericht zu weisen.
Auch der sachen halben, darumb der bischof zu Wormbs die stat Wormbs an unser keiserlich cammergericht wider unser außgangen mandat geladen9 und wir inen geboten haben, daselbst nit zu erscheinen, ir underrichtung aigentlich zu vernemen und mit den stenden des Reichs davon ernstlichen zu handeln, damit solich rechtlich furnemen ganz ab oder ein zeitlang, byß wir selbst darin handeln mugen, in rue gestellt werde.
Und in der sachen, die briesterschaft und stat Worms antreffent, den von Trier und herzog Fridrichen von Sachsen von unsern wegen anzusuchen, furderlich darin zu handeln, damit solich sachen vor irem abschied aus Worms geendt und weiter unrat und schaden vermitten werde.
[17.] [Nr. 268 (C), Pkt. 11].
Item die irrung zwischen unserm rate und diener Herman Rinck zu Collen und der stat Ach10 zu verhoren.
Item die burger zu Ach, so auf kayserliche declaration und fryheit den weinschank daselbst vermeinen zu haben, gegen der stat Ach zu verhören.
Item die irrung zwischen wylend Schenken Asmus von Erpach kinder gegen dem landgraven [Wilhelm von Hessen], Bickenbach antreffend11, und sonst viel ander hendel und supplication, davon Johann Storch anzaigen tun wurde.
Item sollen sy auf ansuchen der stat Collen oder irer geschickten rete bey churfursten, fursten und stenden des Reichs /97/ von unsern wegen ernstlichen handeln, damit inen der stapel halber, so wir inen bestet[igt] haben12, kain irrung beschehe und deshalb entlicher beschaid erlangt werde.
[18.] Auch sollen sy mit der bischove von Munster und Osnabruck geschickten verfuegen, iren hern ernstlichen zu schreiben, iren aufgelegten anschlag des Reichs tag zu Costenz auf unser kaiserlich schreiben13, inen jungst zugeschickt, Daniel Rauhen, dechant zu sant Andre zu Collen, furderlichen außzurichten, damit etliche gelt, so wir zu abfertigung unsers kriegsvolks aufbracht und bezalung desselben auf vermelten anschlag verweist haben, unverzogenlich bezalt und der merklich schad und uncost, so tegelichen darauf geet, verhuet werde.14
[19.] Und ob sy soliche bezalung nit tun wurden, sollen unser rete und commissarien unserm kaiserlichen procurator fiscal bevelhen, am unserm cammergericht wider sy umb die berurten anschleg, auch den costen, seytheer darauf ergangen, rechtlich zu procediren.
[20.–21.] /97–97’/ [Nr. 268 (C), Pkt. 12f.].
[22.] Item sollen sy herzog Heinrichen von Braunswig anzaigen, diewyle er mit viel und manigfeltigen seiner aigen gescheften, als er uns zu erkennen geben, dieser zeit beladen, das wir ine dieser zeit ferrers bevelhs erlassen und derselben seiner sachen, auch des Reichs tags zu Worms außwarten lassen, ine auch glychwole in gnedigem bevelh haben wolten.
[23.] Und nachdem wir aus treffenlichen, beweglichen ursachen Johann von Kriechingen auf clage unsers fiscals, in der ladung bestimpt, umb sein grosse und schwere verhandlung fur uns zu recht gefordert, haben wir unser merklichen obligenden gescheft halben, dardurch wir solicher sachen in aigener person auszuwarten dißmals verhindert sein, dich, grave Adolf von Nassau, an unser als romischen kaisers und dann als herzogen zu Burgundi stat in beden itztgemelten fellen zu unßerm richter verordent, geben dir auch des hiemit wissentlich unsern volkumen gewalt und macht in der allerpesten form, also das du als derselben sachen unser verordenter richter mitsampt andern unsern reten, so by dir auf dem Reichs tage zu Worms sein, auch den /98/ bysitzern unsers keiserlichen cammergerichts sölhe sachen nach aller notdurft verhören und alles das, so sich nach rechtlicher ordnung geburen und die notdurft erfordern wurde, handeln, furnemen, gebieten und verbieten sölt und magst zu gleicher weis und in aller massen, als ob wir selbst zugegen und der sachen richter weren, mit sonderlicher protestation, ob du weiters oder merers gewalts bedorfend werest, das wir dir den yetzo als dann und dann als yetzo hiemit auch volkumenlich gegeben haben wellen.
Wellen auch den ersamen unsern und des Reichs lieben, getreuen Cristoffen Mülhern, lerer der rechten, den wir in sonderheyt laut unserer ausgangen citation zu unserm fiscal derselben sachen verordent und gesetzt haben, von unsern wegen ernstlichen bevelhen, solichen handel mit dem hochsten und pesten fleiss rechtlich furzutragen und zu handeln, damit unsernhalb nichts gesaumbt oder verwarlost werde.15
[24.] Als auch auf etlichen vor gehalten reichstegen die bischof, prelaten, graven und herren, under unser haus Österreich on mittel gehorig, durch die stende des Heiligen Reichs in den anslegen auch angelegt und zu verfolgung derselben ansleg an unserm kaiserlichen cammergericht mit recht furgenommen sein, sollen die gemelten unser rete nit eher, dann wann die hilf auf jtzigem Reichs tage zu Worms bewilligt und zugesagt ist, den stenden, daselbst versamblet, von unsern wegen furbringen, wie solhs wider unsers haus Österreichs loblich freyheit und alt herkumen, auch uns ganz unleidlich sey, und darauf ernstlichen begeren, solichs abzustellen und dieselben die unsern weiter nit anzulegen, zu besweren und des vergangen on alle entgeltnuß zu entledigen.
[25.] /98–98’/ [Nr. 268 (C), Pkt. 14].
[26.] Und nachdem ytzo unser oheym [Hg. Johann] von Cleve swere last mit dem krieg furt wider die Geldrischen, die dann dem Heiligen Reich abfellig sein und demselben Reich sein regalia entziehen wöllen und tegelichs entziehen mit krieg, vehd und cristlich pluts tegelichs sturzen, nemlich auch, das derselb herzog von Cleve allein des Heiligen Romischen Reichs vorfechter ist und die sachen auch zum tail das haus Österreich und Burgundi berurt, demnach so hat ksl. Mt. ime vergonnt, hundert fueder weins im Elsaß zu kaufen, sein sloß, stet und flecken, die er in bemeltem krieg ganz entplöst hab, damit wider zu speisen. Und beger ir ksl. Mt. darauf an churfursten und fursten, so zöll auf dem Rein haben, mit besonderm fleiss, das sy ime solich hundert fuder weins an iren zollen zollfrey furgeen lassen und daran kein verhinderung tun und auch ir Mt. deßhalb notdurftig brief an ir zöller und ambtleut zu schicken. Des welle sich ir ksl. Mt. zu ine genzlichen versehen und gnediglich erkennen.
[27.] [Nr. 268 (C), Pkt. 15].
Nr. 268 Zweite Instruktion Ks. Maximilians für seine Stellvertreter auf dem Reichstag (den Reichsständen vorgelegte Fassung, Auszüge aus Nr. 267) – Mindelheim, 8. Mai 15091
[1.] Vortrag der ersten ksl. Instruktion an die Reichsstände; [2.] unverzügliche Leistung der zu bewilligenden Reichshilfe, Stellung ständischer Befehlshaber und Offiziere; [3.] Aufforderung an abwesende Stände zur Teilnahme am Reichstag; [4.] Mitteilung an die Reichsstädte über den Sold der Reiter; [5.] Bereitstellung von Trosspferden für die Kürassiere; [6.] Aufforderung an Kff. und Ff. zur unverzüglichen Bereitstellung der Hilfe und zur Entsendung von Reiterkontingenten anstelle von Fußtruppen; [7.] Entsendung von Fußtruppen durch die mindermächtigen Stände; [8.] Dauer der Reichshilfe; [9.] Beratungen über Reformmaßnahmen beim Reichskammergericht und beim Landfrieden; [10.] Beratungen über das Münzwesen; [11.] Beratung über eine Supplikation Bf. Jakobs von Cambrai; [12.] Auszahlung der im Reich eingesammelten Jubelablassgelder an Ks. Maximilian; [13.] Einsetzung eines Reichskommissars zur Unterstützung des ksl. Kammerprokuratorfiskals; [14.] Verbot von Nachlässen an der künftigen Reichshilfe zugunsten einzelner Stände; [15.] Schlussfloskel, Datum.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 76–78’ (Kop.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 158’–160’ (Kop., Überschr.: Hernach volgt ein ander keyserlich instruction etc.) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22a, fol. 93–98’ [= Nr. 267] = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 106–110’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.) = D. Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, Mü. Best. 29, unfol. (Kop.). Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 141–144’ (Kop.). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 27–30’ (Kop., durch Archivarsverm. irrtümlich auf den 18.5. datiert). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 14–16 (Kop.). Esslingen, StdA, F 283 RTA Worms 1509, fol. 6’–10 (Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop.). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 21–25’ (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop.). Memmingen, StdA, A Bd. 292, unfol. (Kop.). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 307’–311 (wie D). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 13’–15, 16–16’ (dem Pfalz-Simmerner RT-Protokoll [Nr. 262] inserierte Kop.). München, HStA, KÄA 3136, fol. 398–401 (Kop.). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 25’–30’ (wie D). Ravensburg, StdA, RA, Bü. 9 b/1, unfol. (Kop.). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 114–109 (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 6–7’ (Kop., irrtümlich datiert auf den 18.5.). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 13–15 (wie D).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 962, S. 758–761.
[1.] /76/ Anfenglich inen allen unsern gnedigen willen, gnade und alles gut zu sagen.
Furter sollen sie die ursachen und bewegung, derhalben wir diesen Reichß tag furgenomen, wie wir dann das etlichen churfursten, furstena und stenden des Reichß, so uf den XXIItentag Aprilis nest vergangen bei uns zu Wormß gewest, desselben tagß anzaigen und furbringen lassen, von wegen der andern stende, so vormals dabei nit gewest noch die gehort haben, widerumb erneuen und furtragen, inhalt einer besondern instruction [Nr. 266], solchen unsern furtrag von wort zu wort inhaltend, mitsambt unserer ksl. declaration und addition, unß mitlerzeit furgefallen und mit der verzaichnus etzlicher buchstaben dabei gesetzt.
[2.] Sie sollen auch uf unser gescheenb begeren bei den stenden der hilf halb umb furderlich, fruchtbarlich antwort mit gutem vleiß anhalten. Und so solich hilf, alß wir unß versehen, zugesagt und verwilligt wurd, das dann ein jeder vonc den stenden des Reichs darob sei und ernstlichen verfuge, damit sein volk unverzogenlich anzihe und zu unß in unsern feltleger, oder wo wir alsdann sein werden, komen und keyner uf den andern weyger. Daß auch von den stenden zwen oberst heuptlut, eyner uber die reysigen und der ander uber das fußvolk verordent. Daß auch darzu die fursten einen, die von den prelaten einen, die von den graven und freiherrn einen und die von den steten einen heuptman haben und bestellen, die alle den vorgemelten zwaien obersten heubtluten gewertig sein sollen, damit durch die menig der heubtlut vil unformlicher und ungeschickte handlung verhutet werde.
[3.] /76’/ Und ob etzliche fursten oder stended nit erschienen weren, so sollen unser rete und die stende dieselben ernstlichen beschreiben, furderlichen zu komen oder auß ehaften verhinderung ire treffenlich, volmechtige potschaften mit gnugsamlichem gewalt zu schicken, on wider hindersichpringen zu handeln und entlichen zu besliessen. Und daß nichtdestmynder die andern, so gegenwertig sein, mitlerzeit handeln und zu der sachen greifen, damit die zeit nit vergebenlich verleuf.
[4.] Auch sollen sie den geschickten potschaften von den steten anzaigen, wie unß glaublich angelangt, daß sie die reysigen, so sie zu solchem anslag bestellen und vermeynen zu gebrauchen, den monat uf ein pferd XII gulden und etlichen mer geben sollen2, daß unß an unserm furnemen einen bosen eingang und merklich beswerung pringt. Und darumb von unsern wegen inen ernstlichen zu sagen, daß sie derselben reysigen keinem mer dan X gulden reinisch fur kost und schaden fur seinen solt bestymmen und geben. Wo sie aber die fur solch gelt nicht bekomen mochten, daß sie unß daß furderlichen anzaigen. Wollen wir inen, sovil sie der reysigen notturftig sein, umb X gulden vorberurter massen bestellen und unter ir heubtlut verordnen, damit sie wissen, daß sie ire anzal alzeit haben.
[5.] Item sollen sie den stenden anzaigen und zu erkennen geben, nachdem in den anslegen, uf vorigene reichstegen gemacht, als sie wissen, nymant kein troßpferd zugegeben oder angesetzt, so wer solchß nach unserm bedenken nit wenig ursach gewest, /77/ daß kain oder gar wenig kurisser geschickt worden. Darumb were unser begere, solchs itzo zu bedenken und zu verkumen und zu diesem anslag ordnung furzunemen, damit etliche kurisser verordent werden und ire rustung und notturft mit inen bringen mögen.
[6.] f–Und den gemelten curfursten und fursten daneben in sonderhait anzaigen, so uf itzigem tag zu Wormbß durch sie und andere stende, daselbs versamelt, des Reichs hilf, alß wir uns ungezwivelt verhoffen, zugesagt, daß ir iglicher die anzale, so ime ufgelegt werde, furderlich und wolgerust schicken und daß ir keiner uf den andern verziehen noch weygern wolle, daß sie auch kein fußvolk, sunder dafur reysige schicken, nemlich fur funf fußknecht zwene reysigen.
[7.] Desgleichen sollen sie an allen curfursten und fursten begeren, daß sie fur ir ufgelegte anzal des fußvolks itzberurter massen reysig schicken. Aber die von prelaten, graven und steten sollen ir ufgelegte anzal deß fußvolks schicken, und nemlich tüglich und geschickte ingesessen burger–f.
[8.] Item, daß deß Reichs hilf, so itzo angesetzt oder bewilligt, uf ein jare gestellt werde.
[9.] Auch sollen die gedachten unser rete mit den stenden deß Reichs von den mengeln und gebrechen, auch umb besser underhaltung unserß ksl. camergerichts handeln und reformation ton, damit daß nit mit jungen, ungeübten personen, wie die vergangen zeit bescheen, sunder dapfern, wolgelerten, erfaren beisitzern besetzt, auch die /77’/ unformlich, ungeschickt handlung, so am selben camergericht und seiner canzlei, alß unß oftmals glauplich angelangt, bishere geübt sein, gewendet und daß gemelt camergericht in ein loblich, ufrichtig wesen pracht und statlich gehalten, auch die execution uf gehabte urtel furderlichen volzogen werden. Desgleichen von wegen fridens im Reich und bestendiger, dapferer hanthabung desselben mit inen zu handeln.
[10.] Und alß uf vergangen Reichß tegen der munz halben vil gehandelt, aber nichts entlichs beslossen oder volzogen ist3, daß durch die stende des Reichs itzo deshalb weiter gehandelt und ein entlicher beslus gemacht werde, damit sich die fursten, stet und ander oberkait darnach wissen zu halten.
[11.] Item uf des bischofs von Camerach ubergeben supplication [Nr. 318] der stende meynung und willen zu vernemen.
[12.] Wiewol unser heiliger vater, der babst, unß verschiener zeit bewilligt, zugelassen und bevolhen hat, daß wir daß jubelgelt, so deß nestvergangen jubeljarß im Heiligen Reich gefallen und noch nit erhebt oder empfangen ist, erfordern, einnemen und zu unsern handen und gewalt pringen solten, unß auch deß nachvolgend an allermeniglich irer heiligkeit bullen und brief zugesandt4, wie dan gemeyne versamlung deß Heiligen Reichs uf jungst gehaltem reichstag zu Costnitz unß auch bewilligt5, so haben doch etliche stende des Reichs von fürsten, prelaten, steten und andern unß uf unser begeren und ansynnen daß jubelgelt, so noch bei inen ligt, bishere verhalten und nit volgen lassen wollen. /78/ Darumb sollen die gemelten unser rete solchß den stenden deß Reichß, so itzo zu Wormbs sein, anzaigen und ernstlichen begeren, unß uf ir vorgescheen bewilligung notturftig gemeyne offen mandatbrif und gescheft ang alle diejenen, so vorberürt jubeltgelt noch hinder ine ligen haben, in der besten form zu geben und ernstlichen zu bevelhen und zu verschaffen, unß oder den unsern, die deshalben bevelhe haben werden, solche jubelgelt on weiter weygern, verzug und seumnus zu uberantworten, sich auch daran die ordnung, durch wylant den cardinal zu Gurk und des Reichs rat zu Nurnberg gemacht6, noch einich ander tractat, verschreibunge oder gescheft nicht verhindern oder irren zu lassen, damit wir solchß zu unsern furnemen, deß wir itzo in ubung sein, prauchen mogen.
[13.] Item will unß gut und not bedunken, daß ein solicitator durch daß ganz Reich verordent, der im Heiligen Reich zu unser und des Reichs notturft hin und wider zihe, sich aller mißhandlung, exceß und strafparerhuberfarung eygentlich erkündt und dieselben unserm camerprocuratorfiscal anzaig, damit er furter, wie sich nach rechtlicher ordnung gebüren wurd, darin handeln moge.
[14.] Und alß in dem abschied, uf dem jungstgehalten reichstag zu Costenz gemacht, ein sonder artikel gesetzt, daß nymants sich desselben zu entledigen ichts erlangen oder suchen sol etc.7, daß aber nit gehalten oder volzogen worden ist, sollen unsere rete an die stend mit ernstem vleiß begeren, daß sie den gemelten artikel fur sich nemen, den ermessen und mit dem besten vleiß und hochster verbindung darob sein und verfügen wollen, damit dergleichen practica, /78’/ so durch vil ungestyme und behende anlangen gemeltß anslags halben zu Costenz bei unß geubt ist, vermitten und der itzig anslag strackß und on alle geverde volzogen werde.
[15.] Wie dann die gedachten unser rete alle obgemelte artikel und geschefte unser gelegenhait und notturft nach, auch unß und dem Heiligen Reich zu ere, nutz und wolfart wol wissend mit besserni, geschicklichen worten und fügen anzubringen. Daran tun sie unser ernstliche meynung. Geben zu Mundelnheym am achtenden tag des monats May Ao. Domini etc. im neunden, unserß Reichß, deß Romischen im XXIIIIten jare.
Nr. Supplikation Bf. Jakobs von Cambrai an Ks. Maximilian – [vor dem 8. Mai 1509, Vorlage in der Mainzer Kanzlei am 16. Mai] [= Nr. 318]
Nr. 269 Instruktion Ks. Maximilians für Ernst von Welden als Gesandten zu den in Worms versammelten Reichsständen – Kaufbeuren, 19. Mai 15091
[1.] Verfügung Papst Julius’ II. zur Aushändigung der Jubelablassgelder an die Fugger; [2.] Aufforderung an die Reichsversammlung zur Ausfertigung entsprechender Mandate an die Reichsstände.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 90–92 (Kop. mit imit. Vermm. prps./amdip. und Gegenz. Serntein) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 170–171 (wie A) = B. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 130’–133’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.) = C. Bamberg, StA, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 161–162’ (wie A). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 50’–52 (wie A). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 45–48 (wie C). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (wie A). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 330–332’ (wie C). München, HStA, KÄA 3136, fol. 419–420’ (wie A). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 40–41 (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 48’–51 (wie C). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 90–87 (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 19–20’ (wie A; Datumverm.: Actum eritags nach trinitatis [5.6.]). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 26–27’ (wie C).
Kurzregest: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 965, S. 762.
[1.] /90/ a–Maximilian, röm. Ks. etc.–a
Instruction, was unser getreuer, lieber Ernst von Welden, unser rat und pfleger zum Seyfritzperg, bey den erwirdigen, hochgebornen, wolgebornen, ersamen, edln, unsern lieben neven, oheim, andechtigen und des Reichs getreuen Kff., fursten und andern stenden des Heiligen Reichs, ytzo auf dem reichstag zu Wormbs versamelt, werben und handlen soll.
Anfenglich sol er inen unseren gnedigen willen, frundschaft, gnad und alles gut sagen.
Und daruf furbringen, wie unser heiliger vater babst uns geschriben und zu erkennen geben, das sein heiligkeit den Fugkern von Augspurg alle und igliche jubilgeld, sob des negst verschinen jubiljars durch weylent babst Alexander, seinen negsten vorfarn gegeben und gefallen ist und durch weylent Raymunden [Peraudi], cardinal Gurcensis, als darzu sonderlichn verordenten legaten allenthalben in teutzsche nacion und andern furstentumen und landen verkund, publicirt und verfolgt, gefallen und nit empfangen oder aufgehebt, sonder aus etlichen redlichen, gegrunten /90’/ ursachen mit ainer sonderlichn meynung, auch verpflichtung und obligacion von denen, so solch geld in irem gwalt und verwarung gehabt, sequestrirt und arrestirt werd, solch sequestrirt geld von allermeniglich, nymant ausgenommen, zu erfordern, einzunemen und aufzuheben, auch von dem empfangen zu quittirn und wider dy ungehorsamen und widerspenigen mit dem bann und andern penen und strafen zu procediren und zu handeln ernstlich bevolhen und comittirt. Wie auch sein heiligkait das vorberurt sequester durch di gedachten sein vorfarn und cardinal von Gurk oder sein heiligkait selbs furgenomen, auch dy ayd, verpflichtung, obligacion, beredung oder verschreibung, deshalbn bescheen, getan und gegeben, relaxirt, aufgehebt und abgetan und allen inhabern des vorbemelten sequestrirten und erlegten gelds, dasselb den gedachten Fugkern oder yren gwalt- oder bevelhhabern uf ir begern und ansuchn an allen verzug, eintrag oder widerred zu raichn, zu antwurten und volgen zu lassen bey vorgedachter pen des pans /91/ ernstlich geboten und alle ordenung, satzung, constitucion, brief, verschreibung oder anders, so vormals außgangen weren oder in einiche weg dawider sein geacht oder verstanden werden mocht, genzlichn derogirt und vernicht, wie dan seiner heiligkeit bullenc, den gedachten Fukern deshalben gegeben und uns furbracht, weyter inhelt.2 Und uns daruf zum hochsten ersucht und ermant, das wir den gedachten Fugkern unser ernstlich hilf und furdrung erzaigen wolten, domit sy das obberurt geltd an verzuk und seumbnus erfolgen und furter nach seiner heiligkait bevelh domit handeln mochten. Dem wir dan unsers vermogens volg zu tun begirig und willig, als uns auch nit zweivelt, sy fur sich selbs aus schuldiger gehorsam auch geneygt sein solten.
[2.] Demnach sey unser ernstlich und vleissig beger, das sy an alle stend des Reichs und sonderlich an dy ende und dyjenen, da gemelt jubilgelt noch ligt und nit aufgehebt sey, offen mandat- und gebotbrif bey ainer nemlichen pen /91’/ oder sonst in der besten form nach irem rat und gutbedunken außgen lassen und darin anzaign wolten, das sy den genanten Fugkern oder iren gewalt- oder bevelhabern auf ir begern und anlangen all jubilgelt, so bey inen, wie obstet, sequestrirt oder noch hinder inen erlege, gegen uberantwurtung der verpflicht und verschreibung, obligacion oder instrumenten, so sy dem gedachten cardinal von Gurk getan oder gegeben, die dan di gemelten Fugker bei iren handen hetten, und uf ir zimlich quittung an weytern verzug, einrede oder wegrung zu iren sichern handen und gwalt raichen, antwurten und verfolgen und sich daran [durch] dieselb obligacion, verpflichtung oder verschreiben inhalt obberurter bullen noch auch sonst ainich ander tractat, vereynigung, gescheft oder beredung, verschiner zeit durch des Heiligen Reichs rat und regiment zu Nuremberg oder sonst in ander weg deshalb gemacht, nit irren oder verhindern [lassen]. Und das sy solch mandat- und gebotbrif nach aller notturft /92/ verfertigen und dem gemelt von Welde oder, ob er derselben nit erwarten mocht, unsern reten doselbs zu Wormbs ubergeben lassen und sich darin der bebstlichen heiligkeit gehorsam und uns zu sonderm gfallen gutwillig und furderlich erzaigen, domit ir bebstlich heiligkeit di merklichen krig, emporung und last, domit ir heiligkeit, als sy wissen mochten, diser zeit beladen sey, dest statlicher und verfenglicher volbringen und daran nit verhindert werd. Das wolten wir seiner heiligkait von inen beruemen, auch fur uns selbs gnediglich erkennen, wie dann derselb von Welde solchs mit fuglicher, geschicktern reden wol weyter furzubringen wais. Daran geschiet unser ernstliche meynung. Geben in unser und des Reichs stat Kaufbaurn am neunzehenden tag des monats May anno Domini XVcnono, unser Reich, des Romischen im XXIIIIten jare.
Nr. 270 Instruktion Ks. Maximilians für Ernst von Welden als Gesandten zu Kf. Friedrich III. von Sachsen – Kaufbeuren, 19. Mai 1509
[1.] Verfügung Papst Julius’ II. zur Aushändigung der Jubelablassgelder an die Fugger; [2.] Aufforderung zur Ausfertigung entsprechender Mandate an die kursächsischen Amtsträger und Untertanen; [3.] Lieferung von Salpeter an Ks. Maximilian.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 86–86’, 87–88’ (Kop. mit imit. Vermm. prps./amdip. und Gegenz. Serntein) = Textvorlage A.
[1.] /86–86’/ [Entsprechend Nr. 269, Pkt. 1 – Instruction ... gneygt sein solten.].
[2.] /87/ Demnach, so sey an sein lieb unser ernstlich und vleisig begern, dieweil sein bebstliche hailigkait, als wir wie auch ungezweifelt sein lieb gut wissen hett, diser zeit in merklicher entporung, krieg, aufwegung [= Aufruhr, Aufbruch] und last und des gedachten jubelgelts darzu wol nodturftig were, das er allen und iglichen seinen heubtleuten, ambtleuten, phlegern und undertanen der slos, stet, merkt und gebiete in seinen furstentumb und lande, da vorberurt jubelgelt sequestrirt, arrestirt, in verbot gelegt oder sonst durch verphlichtung, obligacion oder verschreybung verheft oder nach nit aufgehaben oder entphangen sey, durch sein offen mandat bey einer nemlichen pene ernstlichen gepieten und bevelhen wolt, daz sie den gedachten Fuckern oder yren gewalt- oder bevelhhabern auf yr erfordern, anlangen und begern alle und iglich jubelgelt, so, wie obstet, bey ine sequestrirt oder noch hinder ine lege und nit entphangen were, gegen uberantwortung nodturftiger quittung, auch der verphlichtung, verschreybung, obligacion oder instrumenten, so sie dem gedachten cardinal von Gurk getan oder gegeben, die dann die gemelten Fucker bey yren handen hetten, on weiter verzug, einrede oder wegerung zu yren sichern handen und gewalt reichen, antworten und /87’/ verfolgen und sich daran [durch] dieselben obligacion, verphlichtung oder verschreybung inhalt bemelter bebstlicher pullen nach auch sonst einiche tractat, verainigung, gescheft oder beredung, verschyner zeit durch des Heiligen Reichs rate zu Nuremberg oder sonst in ander weg deßhalb gemacht, nit irren oder verhindern und solh gebotsbrif nach aller nodturft verfertigen und dem gedachten von Welden unverzogenlich behendigen und zustellen lassen welle. Daran tut er bebstlicher hailigkait gehorsamen willen und uns besonder annemigs gefallen.
[3.] Welden soll Kf. Friedrich außerdem um die Lieferung von 1000 Zentnern Salpeter ersuchen, die er, der Ks., für seinen bevorstehenden Feldzug benötigt. Er wird je Zentner 8 fl.rh. bezahlen. Die Lieferung soll in Nürnberg deponiert werden, dessen Magistrat weitere Befehle hat. Er wird die Fugger veranlassen, die Rechnung aus dem in Kursachsen angefallenen Jubelablassgeld zu begleichen. Zusätzlich sollen sie ihm daraus – uns zu ewigem gedechtnus– weitere 2000 fl.rh. für den Bau des neuen Stifts in Wittenberg1geben. Er geht davon aus, dass der Kf. dies nicht abschlagen wird.
Nr. 271 Reichstagsinstruktion Ks. Maximilians für Johann Storch – Mindelheim, 21. Mai 1509
[1.] Verhandlungen wegen des Klosters Reichenau; [2.] Streit zwischen der Stadt Landau und Bf. Philipp von Speyer; [3.] Belehnung Gf. Dietrichs von Manderscheid mit Reckheim; [4.] unterbliebene Übersendung des ksl. Siegelstempels an Ebf. Uriel von Mainz; [5.] Übernahme des Kammerrichteramtes durch Gf. Adolf von Nassau; [6.] Annahme Dr. Ludwig Reynolts als Beisitzer am Reichskammergericht; [7.] Entschuldigung für das Fernbleiben Gf. Eitelfriedrichs von Zollern, Sigmunds von Rorbach und Konrad Stürtzels vom Reichstag; [8.] Grußbotschaft an verspätete Reichstagsteilnehmer; [9.] vorzeitige Auszahlung der Frankfurter Stadtsteuer; [10.] Konflikt zwischen Hans Landschad und der Stadt Worms; [11.] Konflikt zwischen Bf. Philipp von Speyer und Eck von Reischach; [12.] Angelegenheiten der Stadt Regensburg; [13.] Vorgehen gegen die Befehder der Stadt Rothenburg/Tauber; [14.] Supplikation des Hans von Landau; [15.] künftiger Standort des Reichskammergerichts; [16.] Session Wilhelms von Roggendorf als Vertreter Österreichs auf dem Reichstag; [17.] Titulaturstreit der Stadt Köln mit Ebf. Philipp; [18.] weitere Streitsachen zur Erledigung durch die Reichstagskommissare; [19.] Reiterdienst Gf. Johanns von Isenburg; [20.] Fiskalprozess gegen den Propst zu Berchtesgaden; [21.] Reichsacht gegen Venedig; [22.] Forderung Hans Burgauers gegen Appenzell; [23.] Aufforderung an Hg. Ulrich von Württemberg zur persönlichen Teilnahme am Wormser Reichstag; [24.] Befehl an Ludwig Vergenhans zum Erscheinen auf dem Reichstag; [25.] Streit zwischen Philipp Forstmeister und Frowin von Hutten; [26.] Schlussformel, Datum; [27.] Aufforderung an die Reichsstände zur Leistung der Romzughilfe in Form von Reitertruppen oder durch Anwerbung böhmischer Söldner.
Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22a, fol. 103–107 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop., imit. Vermm. prps./amdip. und Gegenz. Serntein) = Textvorlage A.
/103/ Maximilian, e[rwählter] von Gots genaden romischer keyser etc.
Instruction, was unser rate und des Reichs liber, getreuer Johann Storch bey den erwirdigen, hochgebornen, wolgebornen, edlen, ersamen unsern lieben neven, oheymen, andechtigen und des Reichs getreuen churfursten, fursten und stenden des Heyligen Reichs, yezo auf dem Reichs tag zu Wormbs versamlet, auch in sonderheyt bey unsern keyserlichen reten und comissarien, so wir dahyn verordent haben, reden, handeln und werben sol.
Anfenglich inen allen samentlich und sonderlich unsern genedigen willlen und alles gut zu sagen.
[1.] Und den gemelten unsern verordenten reten furzubringen, sy alle ader ir etliche aus inen mogen, als wir nit zweifeln, gut wissen haben, wie das loplich gotzshaus in der Reychenau, so eyn gefurst und der mechtigisten gotzheuser eyns im Heiligen Reich gewest, in so merklich verderben, abnemen und verödung kommen, das aus grossem armut und unvermogen etliche zeyt nit mere dann zwen conventualbruder1 daryn gewest, dy dann nach abgang des nechsten abts [Martin von Weißenburg], als sy einen andern abt zu erwelen furgenomen gehabt, aus mangel, das ir zu solicher wal zu wenig gewest, dy ebt zu Kembten, zu sant Blasy und zu Petershausen, ires ordens, darzu erfordert2, die mit inen eynen aus denselben zweien, nemlich den von Knoringen, zu eynem abt erwelt, der darauf jezo zu Ulm3 bey uns erschynen, sich als gehorsamer des Heiligen Reichs gefurster prelat und caplan unterteniglich angezaigt und in bey der beschehen election genediglichen zu handhaben diemutiglichen angerufen, mit erbietung, wo wir der administracion oder regirung halben an seyner person eynigen mysfallen, zweifel ader mangel hetten, das er eynen administrator, so /103’/ wir nach unserm gefallen ime zuordnen wurden, leiden und gedulden wolt. Aber der bischofe von Costenze were damals auch daselbst bey uns erschinen und uns angezeigt, wie dy babstlich heilickeyt aus beweglichen ursachen das gemelt gotzßhaus seynem stift Costenze incorporirt hett, inhalt der bullen4, ime deßhalbe gegeben, und uns darauf nach inhalt solicher bullen, der wir hiemit abschrift schicken, umb eynsatzung treffenlich angelangt.
Dyeweil nun das bemelt gotzhaus dem Heiligen Reich on mittel zugehorig, auch uns, dem Reiche und unserm hauß Osterreich, wo das in der Eidgenossen oder ander hend kommen und gewendet werden solt, als sy selbst zu ermessen hetten, merklicher unrat, nachteil und unwiderbringlicher schad daraus erwachsen und also vil und merklichs daran gelegen, seyen wir dardurch bewegt worden, den handel yn weiter betrachtung zu stellen, auch mit und nach rat der yzigen versamblung zu Wormbs darin zu handeln und deßhalbe bede vorgemelt parteien mit allen iren gerechtikeyten, und was zu der sachen dient, fur dy gedacht versamblung beschiden [Nr. 120]. Darumb sey unser ernstlicher befelch, das sy solchs derselben vorsambnung von unsern wegen anzaigen und mitsampt inen bede parteien in irm furtrag nach aller notturft verhoren und mit gutem fleis und dapferkeyt beratslagen und erwegen wöllen, was daryn fur uns und das Heilig Reiche das best, nutzist und fruchtbarlichst seyhe. Und sol der gemelt Storch disen handel emsiglich sollicitirn, das der nach notturft beratschlagt und uns der verfast ratschlag furderliche zugeschickt werde.
[2.] Weiter sol er inen sagen, das sy dy irrung, zwuschen unserm fursten, dem bischofe von Speier, und der stat /104/ Landaue schwebend5, verhorn und dy gutlich hynzulegen, auch yn sonderheyt von demselben von Speier glaubwirdig copey von der pfandverschreibung uber Landaue sagend6, der wir aus beweglichen ursachen notturftig seyn, zu erlangen allen fleis ankeren sollen.
[3.] Und als wir durch unsern neven und churfursten, den erzbischove zu Collen, von wegen deß von Manderscheids umb verleyhung eynes lehens angesucht seyn, sol er in sagen, unser bevel seyhe, das sy im solichs lehen an unser stat zu seynen rechten nach irem rait verleihen, geburlich briefe daruber geben. Doch das sy im nach irem gutbedunken zu entlicher ausfurung der rechtfertigung, die im solichs lehens halben zu tun geburn wil, ein nemlich zeit bestymmen, solich sache und rechtfertigung in derselben zeyt auszufuren.7
[4.] Er sol auch unserm neven und churfursten, dem erzbischof zu Meynze, zu erkennen geben, wiewol unser liber, getreuer Ziprian von Serentyn im von unsern wegen angesagt, das wir seiner liebe ein katschett [= Siegelstempel] zuschicken wolten, so bedunk doch solichs on not, dieweil wir ym geschriben und befolhen haben, die brief mit seiner aigen hand zu verzeichenen und zu underschreiben [Nr. 342]. Deshalb wir das katschett zu uberschicken diser zeyt underlassen haben.
[5.] Und als grave Adolfe von Nassaue sich vormals gegen uns bewilligt hat, soferre unser keyserlich camergericht zu Worms ader Frankfurt gehalten werde, das er das camerrichterampt umb dy besoldung, wie er vormals gehabt, nemlich XVC gulden, annemen und uns nit weiter ader hoher steigern wolle, sol er [= Storch] unsern reten sagen, mit im [= Gf. Adolf] von unsern wegen deshalbe mit fleis zu handeln und in zu bewegen, solich ampt umb dy bestymbten besoldung anzunemen und sich des /104’/ nit zu wegern, ime auch, so er das annymbt, notturftig verschreibung zu verfertigen.
[6.] Und das sy bey den gedachten stenden fleis haben, damit doctor Reynolt zu Feldkirch, der vormals fur eyn beysitzer desselben camergerichts angesehen und furgenommen gewest yst8, an eines der abgestanden statt zu beysitzer aufgenommen werde.
[7.] Das sy auch bey denselben stenden grave Eitel Friderichen von Zollern, Sigmunden von Rorbach und doctor Sturzeln, die wir zu yne fur unser rete ernennt und verordent gehebt, irer merklichen krankheyt halben nit haben komen mogen, entschuldigen.9
[8.] Und den bischoven von Wurzburg, Bamberg und andern fursten, so nach unserm abschid dahyn kommen weren oder wurden, irer gehorsam genedigen dank zu sagen und an sy zu begern, das sy in den obligenden hendeln uns und dem Heiligen Reiche zugut das best und nutzist furzunemen verhelfen wolten.
[9.] Ob auch Georgen Mospache, unserm secretarien, dy statsteuer zu Frankfurt nit verfolgt were, sol er yn sagen, ym daryn furderliche und hilflich zu seyn, mit den von Frankfurt geschickten zu Wormbs deshalbe ernstlich zu handeln oder dem rat zu Frankfurt ernstlichen zu schreiben, solich steuer unverzogenlich zu bezalen, angesehen, was daran gelegen seihe.
[10.] Auch das sy dy irrung zwuschen Hansen Landschaden und der stat Wormbs zu gleicher weis wie dy, so sich zwuschen den Dalbergern und denselben von Wormbs helt, derhalbe wir yn vormals befelich getan hetten [Nr. 267, Pkt. 16], notturftiglich verhoren und umb verhutung weiter aufrur allen fleys ankeren, dyselben gutlichen zu vertragen und dem Landschaden zeitlich darzu verkunden.
[11.] /105/ Desgleichen dy irrung zwuschen dem bischof von Speier und Eck von Reischach gutlich zu verhoren und nach billickeyt zu entscheyden, damit deshalbe kunftig aufruren verhuet werden.
[12.] Desgleichen dy mengel, gebrechen und irrung, dy stat Regenspurg antreffend, dy wir dann derhalben auf den reichstag geyn Wormbs vertagt haben [Nr. 176], mitsampt den stenden des Reichs notturftiglich zu verhoren, dareyn zu sehen und zu beratschlagen und alles das, sy fur uns und das Reich vermeynen das best und nutzist zu seyn, furzunemen, damit dyselb statt nit yn abfal kommen, daran dann als eyner ortstat [= Grenzstadt] vil und merklichs gelegen ist.
[13.] Gleicherweiß der stat von Rottenburg an der Tauber sachen auf unser ret schreiben, uns derhalb getan10, mit den stenden gutlichen zu handeln, damit solicher frevenlicher handel unverzoglichen gestraft werd. Dann uns diser zeyt, dyweil wir zu volzihung unsers furnemens yn ubung und dem zug seyn, darin personlich zu handeln ader dy acht zu sprechen nit gelegen seyn wil.
[14.] Und yn deß armen Hans von Landaue sachen auf seyn ubergeben supplicacion, sovil dy billikeyt erleiden mag, zu handeln, damit ym fuglicher weis geholfen werden moge.
[15.] Das sy auch auf ir schreiben [Nr. 390], uns von wegen der verendrung des camergerichts malstat getan, mit den gedachten stenden davon reden, iren rat und gutbedunken darin vernemen und furter darauf beschlissen sollen. Aber dweil vil muhe und uncostens auf das hyn- und widerzihen get, bedeucht uns das fuglichst, das es zu Wormbs gelassen, /105’/ so doch, als wir uns genzlichen versehen, die irrung zwuschen der geistlickeyt und der stat gruntliche vertragen wurd.
[16.] Und das sy Wilhalmen von Rogendorfe, den wir fur eynen rade unsers hauß Osterreichs halben in dy versambnung verordent haben, derselben versambnung dermassen anzeigen, auch von unsern wegen darob seyn und ernstlichen anhalten sollen, damit im seyn geburlicher sitze und stand gegeben werd.11
[17.] Als auch der rat zu Collen sich merklich beschwert, das der bischove zu Collen inen yn seinen brieven schreiben sol: Geben yn unser stat Collen etc., dieweil sy keynen andern hern ader oberkeyt dann romische keyser ader konig haben oder erkennen, sol er unsern reten sagen, das sy mit den stenden ausserhalbe des bischofs von Collen davon handeln, iren rait daryn vernemen und furter nach irem gutbedunken darin handeln sollen, doch nichts entlichs beschlissen, sonder der stende und iren raitschlag uns zuvor zuzuschicken.
[18.] Der gemelt Storch sol auch unsern reten vorgemelt eygentlichen anzeigen, was im sonst von briefen ader suplicacion ubergeben oder von sachen befolen seyn, damit sy furderliche daryn handeln und dy parteien vertragen ader sunst zu austrag verteidingen und abfertigen mogen.
[19.] Er sol auch grave Johann von Eysenberg unverzogliche zu erkennen geben, das er auf unser schreiben, wir seinem vater [Gf. Ludwig] getan haben12, sich mit XXV pherden rusten und bereytmachen wolle, wann wir im weiter schreyben, das er von stund an end [= an den Ort], er bescheiden /106/ wurd, zu uns gerust komme. Ob aber seyn vater ader er das abslagen und nit tun wolten ader wurden, das sol uns Storch furderlich zu erkennen geben, uns darnach wissen zu halten.
[20.] Und unserm keyserlichem camerprocurator fiscal von unsern wegen ansagen und ernstlichen befelhen, das er auf seyn furgenommen handelung und ausgangen process wider bropst zu Bercholtßgaden weiter und mit allem fleis procedir und handel, damit dy sachen unverzogenliche geendt und er zu gehorsam bracht werde.13
[21.] Auch besonder bey unserm keyserlichen camergericht mit fleys sollicitirn, damit dy acht wider dy Venediger furderlich gesprochen und erkennt und yn der allerbesten form nach gestalt der izigen leufe allenthalben durch das ganze Romische Reich verkundt und ernstlich executorial gegeben. Das uns auch derselben acht brieflich urkund zugeschickt werden, dieselben zu unser notturft zu gebrauchen. Und ob bemelt camergericht nit bald angefangen ader gehalten wurd, sol Storch unsern reten sagen, bey der versambnung fleis anzukern und zu handeln, damit sy auf vorgeschriben rechtsetze und handelung dy acht sprechen und process ausgeen lassen. Und ob dy stende des Reichs dy acht zu sprechen beschwerung haben wurden, sollen unser rete mitsampt den beysitzern, so furhanden wern, dy acht an unser stat sprechen und erclaren, deß wir inen hiemit unser volkommen gewalt und macht geben.
[22.] Und als Hans Burgauer von Lyndaue verschiner zeit auf urtel und recht, durch weylend Hansen [!] Swendtner gegen den von Aperzell an bemeltem unserm /106’/ camergericht erlangt14, execution begert, dy aber der Eydgenossen und schwebender leufe halben bißhere angestelt worden und uns deshalbe von camerrichtern und beysitzern umb underrichtung, wie sy sich darin halten sollen, geschriben ist15, sol Storch unsern reten sagen, solichs der versambnung anzuzaigen und furter nach irem rate und bedenken daryn zu handeln.16
[23.] Der gemelt Storch sol sich auch in seynem hynabereiten zu unserm swager und fursten herzog Ulrichen von Wirtenberg fugen, im auf ubergebung unser credenze ansagen, wie wir auf unser selbst handelung, mit ym gehabt, und unser jungst schreiben17, im des Reichs tags halben zu Worms getan, all instruction und befele [Nrr. 266f.] vor zehen tag unsern reten hynabgeschickt. Und dieweil uns, dem Heyligen Reich und teutscher nacion, als seyn liebe waist, vil und merklichs an den sachen gelegen, so sey abermals unser hoch und ernstlich begere, das er sich mit eyner geryngen anzal pferde in eigener person auf denselben Reichs tag fuge und mit andern stenden des Reichs das best und nutzist furzunemen und zu handeln verhelfen. Des wolten wir uns zu seyner liebe ungezweyfelt versehen.
[24.] Desgleichen sol er doctor Ludwigen Fergenhansen auf ubergebung unser credenze von unsern wegen sagen und befelen, sich unverzoglich dahyn zu fugen, by unsern reten daselbst zu seyn und mit in helfen zu handeln.
[25.] Er sol auch unsern reten sagen, Philipsen Forstmeister gegen Frowin von Hutten und seynen zugewenten fur sy zu vertagen, irer irrung zu verhorn und fleis /107/ anzukeren, sy derselben gutlich zu vertragen; wo das nit volgen wolt, eyns entlichen austrags zu verfassen.
[26.] Und yn allen vor geschriben sachen guten, furderlichen fleis ankeren, als wir uns des zu yn genzlichen verlassen. Daran beschicht unser ernstliche meynung. Geben zu Mundlheym am XXI. tag des monats May anno etc. im neunten, unsers Reichs, des Romischen im XXIIII. jarn.
[27.] Es soll auch Storche unsern reten sagen, wo uns dy hilfe durch dy stend des Reichs, als wir uns genzlich versehen, zugesagt wurde, daz sy alsdann bey denselben stenden mit allem fleys handeln, damit sy uns fur das fusvolk, so iglichem aufgelegt wurde, und sunderlich dy stett geraysigen schicken wollen. Dann wir itzt mit gutem fusvolk uberhauft und genugsamlich versehen seyn.
Wo sy aber des beschwerung haben und je ir angesetzt fusvolk schicken wolten, das sy alsdann solichs fusvolk zu Behaym bestellen wolten, da sy des umb zymlich besoldung taugenlich und recht geschickt gnug finden werden.
Nr. 272 Breve Papst Julius’ II. vom 28./30. April 1509 an Reichsstände – präs. Worms, 22. Mai 15091
Absicht zu einem Türkenkreuzzug; Notwendigkeit zum Vorgehen gegen Venedig; Aufforderung zur Unterstützung Ks. Maximilians in dieser Angelegenheit.
I. (auf dem Wormser Reichstag vorgelegte lat. Abschriften, Rom, 28.4.1509; Adressaten: geistliche und weltliche Kff.): Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 39–40 = Textvorlage A. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 146’–148 = B. Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 15–16; 17–18’ (2 Kopien; Adressaten: weltliche Kff.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 77–78. Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol.
II. (lat. Or. Perg. m. Siegelspuren, Rom, 28.4.1509, Gegenz.: Sigismundus2; den Adressaten nicht zugestellt): Wien, HHStA, AUR 1509 IV 28 (3 Exemplare; Adressaten: Ebf. Uriel von Mainz, Ebf. Leonhard von Salzburg und Hg. Ulrich von Württemberg) = C.
III. (lat. Or. Perg. m. Siegelspuren, Rom, 30.4.1509, Gegenz.: Sigismundus; den Adressaten nicht zugestellt): Wien, HHStA, AUR 1509 IV 28 (2 Exemplare; Adressaten: Lgf. Wilhelm von Hessen und fränkische Reichsritterschaft) = D.
[1.] Von Beginn seines Pontifikats an stellte er unablässig Überlegungen an, wie ein ausreichend starker Kreuzzug gegen die ungläubigen Türken als den schlimmsten Feinden der Christenheit zustandezubringen sei. Alle seine Bemühungen richtete er deshalb auf die Vermittlung in den Streitigkeiten zwischen den christlichen Kgg. und Ff. Ein erster Erfolg war der Ausgleich zwischen Kg. Ludwig von Frankreich und Kg. Ferdinand von Aragon.3Als nächstes gelang ihm dies unter Einsatz seiner Autorität und durch hartnäckige Ermahnungen auch zwischen dem allerchristlichsten Kg. [Ludwig] und dem erwählten röm. Ks. Maximilian.4Sie gingen ein, wie er hofft, immerwährendes Bündnis5ein und bekräftigten ihre Absicht, so bald wie möglich unter Einbeziehung weiterer christlicher Kgg. und Ff. einen Kreuzzug (sanctissimam expedicionem)durchzuführen, doch müssten zuvor der Hochmut und die Gier Venedigs wie auch sein Expansionsbestreben unterdrückt und es durch Anwendung geistlicher und weltlicher Waffen gezwungen werden, die unrechtmäßig angeeigneten Besitzungen der römischen Kirche zurückzugeben. Denn Venedig ignoriert bis heute seine Bitten um Restitution der zu Beginn seines Pontifikats besetzten Städte Rimini, Faenza und Sarsina und weiterer Besitzungen in der Romagna – ganz zu schweigen von den übrigen durch die Venezianer der Hl. Kirche und seinen Amtsvorgängern zugefügten Rechtsverletzungen und Verlusten. Damit nicht zufrieden, stellte Venedig an der Grenze zum Kirchenstaat kürzlich ein großes Heer auf und scheint im Begriff zu sein, einen weiteren Einfall zu unternehmen.
So sieht er sich gezwungen, zum Schutz der Untertanen der röm. Kirche Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Er hat deshalb das Interdikt über Venedig verhängt, wie aus seiner beigefügten Bulle6zu entnehmen ist. Es steht zu befürchten, dass die Venezianer dessen ungeachtet in ihrem Ungehorsam beharren werden, weshalb er wie sein Vorgänger Sixtus IV.7den erwählten Ks. Maximilian als Advokaten der Kirche um Beistand gebeten hat.8Dieser hatte Venedig bereits zuvor vergeblich um die Rückgabe der genannten Städte ersucht.9Mit seinem Aufruf folgt er dem Beispiel seiner Vorgänger Stephan III. und Hadrian II., die ebenfalls christliche Kss. und Kgg. um Hilfe für die Rückeroberung von Kirchengut von den Heiden ersucht haben.
Er fordert ihn, den Adressaten, nachdrücklich auf, dem erwählten Ks. mit allen Kräften für den Schutz der Hl. Kirche zur Seite zu stehen, wenn dieser die Waffen gegen Venedig ergreift, damit er, der Papst, sich nach Heilung dieser inneren Wunde gemeinsam mit den christlichen Ff. persönlich gegen die Feinde der Christenheit, die ungläubigen Türken, wenden kann.
Nr. 272a Weisungen Ks. Maximilians an die Reichstagskommissare vom 14. und 19. Mai 1509 – präs. Worms, 22. Mai 1509 [= Nrr. 394, 399]
Nr. 272b Ausschussbedenken zur ersten ksl. Reichstagsinstruktion – Worms, 26. Mai 1509 [= Nr. 275/II]
Nr. 273 Stellungnahme Kursachsens zum Ausschussbedenken – Worms, [27. oder 28. Mai 1509]
Vorschläge zu Ergänzungen und Änderungen des Ausschussbedenkens in folgenden Punkten: [1.] Betonung der grundsätzlichen Leistungsbereitschaft der Stände für Ks. und Reich; [2.] Ablehnung des Vertrags von Cambrai; [3.] Ablehnung der beantragten Reichshilfe gegen Venedig wegen Zahlungsunfähigkeit der Stände; [4.] Forderung nach einer maßvollen Reichshilfe durch den Ks. persönlich als Voraussetzung für eine positive Entscheidung der Reichsversammlung.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 117–118 (Kop.) = Textvorlage A. Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 123 (unvollständiges Konz.) = B.
[1.] a–Und sie zu tun schuldig, ganz willig weren [Nr. 275/II, Pkt. 1]: Zu bedenken, ob dieselben wort vor oder nach stehen sollen. Dann unsers bedenkens stund es billich vor und nach also: mer, dann ine wol moglich und sie ze tun schuldig gewest.
Wann auß yrer und des Heiligen Reichs notdurft [Nr. 275/II, Pkt. 1]: Bey disen worten nit zu vergessen, das nit so herkomen sey, so ksl. Mt. hilf begert het von den stenden, dz dann sein Mt. [nicht] bey ine blieben und sie darumb gehoret. So dann solchs bescheen, sonder zweivel, sie wurden sich auch mit undertenigkait irs vermogens, wie dann vormals mer bescheen, haben vernemen lassen.
[2.] Davon kein gruntlich wissen tragen etc. [Nr. 275/II, Pkt. 2]: Aldo anzuzeigen, dz die curfursten zu Collen seiner Mt. mit außgedruckten worten zu verstehen gegeben hetten, das sie in den tractat, zu Hagenau aufgericht, gar nichts willigen wolten.1 Dann het sein Mt. ichts aufgericht, dz sein Mt. zu tun, liessen sie in seinem wert.b
[3.] Die hilf zu tun schuldig weren etc. [Nr. 275/II, Pkt. 3]: Dweyl ditz furnemen an yr bewust, auch dz seiner Mt. zu Costenz ir furnemen treulich widerraten, auch seiner Mt. romzug dazumal zu tun von inen alß vor unmoglich geachtet–a, sein Mt. auch underteniglich gebeten, c–solchen zug underwegen zu lassen biß zu bequemlicher zeit–c, mit anzeig, werd sein Mt. dieselb hilf, die doch seiner Mt. auß sonder undertenigkait und auß keiner verpflicht gewilliget, nit zum romzog geprauchen, ab dann sein Mt. nachfolgent weyter hilf begeren, das dann auß unvermogen und andern redlichen ursachen, seiner Mt. dazumal angezeigt, dieselbige bey den stenden nit aufbrengen wurde.2
Teurung und sterben etc. [Nr. 275/II, Pkt. 3]: Darzu were vil jar weder frid noch recht im Reich gehalten.
Dz sie also zu helfen nit mer vermoglich weren etc. [Nr. 275/II, Pkt. 3]: Ab sie auch dz zu tun schuldig dergestalt, als sein Mt. begert.
Diser begerten hilf gnediglich zu erlassen [Nr. 275/II, App. p-p]: Ist wol zu bedenken, ob dz zu bitten sey, domit d–nit zu weyt gangen–d, dz man die begerte hilf vor zymlich ansehe.
[4.] e–Zu beschlus: Wu ksl. Mt. ein hilf gefordert, die mit ichte leidlich gewest und mit aigener person mit den fursten gnediglich gehandelt het, wie herkomen ist, so wolten sich die stend mit underteniger antwort, wiewol sie [d]es nit verpflicht, haben vernemen lassen–e.
Nr. 274 (Fiktiver) Absagebrief der Reichsangehörigen an Venedig – s.l., 28. Mai 15091
[1.] Hilferuf des Papstes gegen Venedig; [2./4.] Bruch des Waffenstillstands von Arco; [3.] Achterklärung des Reichskammergerichts gegen Venedig.
I. (Drucke I): Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 87–88’ (präs. Frankfurt, 18.7.1509) = Textvorlage A. Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 37–38’. Memmingen, StdA, A Bd. 292, unfol. München, HStA, KÄA 3136, fol. 389–390’. München, HStA, KÄA 3137, fol. 140–141’. Straßburg, AV, AA 329, fol. 16–17’. Wien, ÖNB, 28.O.29., pag. 21–24.
II. (Drucke II; Bestandteil von Nr. 482; H. Höltzel, Nürnberg 1509 / M. Landsberg, Leipzig 1509): München, BSB, Rar. 1589#Beibd. 11 [= Eur. 330–21], fol. 174’–175’ [auch Online-Ressource] = B. Berlin, GStB, Gv 4565. Göttingen, SUB, 8 Mulert 502 (2). Wolfenbüttel, HAB, H: YT 2.4º Helmst. (1). Worms, StdB, -Mag- W Gs 283.
III. (Abschriften): Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 58–55’ (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 126–127’.
Edition: Goldast, Reichshändel, S. 407f.; Ders., Reichshandlung, S. 92f.; Hutten/Böcking, Schriften III, S. 165f.; Weller, Geschichte I, S. 452–455.
[1.] /87/ [Aufschrift:] Form der Absag von Fürsten, Grauen, Freyen, herren, Rittern, Knechten vnd dienstlewten des heiligen roͤmischen reichs, Auch tewtscher, waͤlscher vnnd windischer nacion verwanndten vnd vndtersaͤssen, An den hertzogen vnnd die herrschafft von Uenedig schriftlich vnd mündlich ausgangen.
/87’/ Fürsten, Grauen, Freyen, Herrn, Ritter, Knecht vnd dienstlewt für Sy, jr helffer vnd helffers helffer obgemelter nacionen haben in jrer absag dem hertzogen vnnd der herrschafft von Uenedig zuͦwissen getan vnd ertzelt, Wie Sy vnnser heiligister vater, der Babst, durch seiner heiligkeit Bullen [Nr. 272/III] bericht, was gestalt die Uenediger sein heiligkeit vnnd den heiligenn Stuͦl zuͦ Rom bisher in manigfaltig weg gwaltigclich vnnd on alle recht beswaͤrt vnnd bedrenngt, das seiner heiligkeit fürter zuͦgedulden nit gepür, vnnd sei deshalben hochgeursacht, Sy mit dem gaistlichen vnnd weltlichen swert zuͦstraffen; hab auch darauf die obbestimbt geselschafft von Fürsten, Grauen, Freyen, herrn, Rittern, Knechten vnnd dienstlewten Als verwandten vnnd vnndersaͤssen des heiligen reichs, welhes ain scherm der cristennlichen kirchen ist, zuͦ hilf, beystannd vnd rettung wider Sy ermant. Das dann dieselb Geselschafft zuͦ hertzen genomen vnnd sich enntslossen haben, seiner heiligkeit vnd der heiligen kirchen mit allem jrem vermügen, vnd was jnen dartzuͦ gepür, gehorsam vnd willfaren zuͦtuͦn.
[2.] Dartzuͦ hab Sy auch bewegt vnd geursacht, Wiewol der bestand, des verschinen jars zuͦ Reyff [= Riva] am Gartsee zwyschenn der Roͤmischen kayserlichen Mayestat, vnnserm allergnedigistenn herren, an ainem vnnd den Uenedigern durch jr gwaltig botschaft mitsambt vnd neben dem kuͦnig zuͦ Franckreich anderstails aufgericht2, vermoͤgt hab, das die Uenediger solichen Bestand ain zeitlanng fuͦr ain friden halten, auch hanndeln, wanndeln vnd alles das tuͦn solten, das vor dem nechstuerganngen krieg zwischen dem heiligen reich vnd jnen gemacht, verbrieft vnd versigelt, Sy auch dem heiligen reich schuldig gewesst sein, So haben Sy doch demselben in menig weg zuͦ wider gehanndelt, Auch an etlichen der obgenanten Geselschafft vom Adel, /88/ Stetten, dartzuͦ Lenndern vnnd Gmainden aus Kayserlicher Maiestat Erblannden den Bestand nit gehalten, wie sich dann die geselschafft mit der zeit, so der gegenwürtig krieg sein entschafft nemen würd, das zuͦbeweisen erpieten.
[3.] Zusambt dem, das sich die Uenediger gegen des heiligen reichs Camergericht vnd in ander weg nach dem berürten bestandt dermassen unerberlich, veraͤchtlich vnd ungepurlich gehalten vnd bewisen, das Sy der Camerrichter vnnd die Beysitzer des Kayserlichen Camergerichtz in die Acht erkendt vnd publiciert haben [Nrr. 301f.].
[4.] Unnd noch mer, das der merberuͦrt Bestand von den Uenedigern, mitsambt vnnd neben dem künig zuͦ Franckreich ainmuͦetig aufgericht, an kayserlicher Maiestat geprochenn sey durch solhen weg: Wiewol derselb Bestand dem kuͦnig zuͦ Franckreich vnd Uenedigern nit weiter dann das hertzogthuͦmb Gheldern zuͦbeschirmen vnnd zuͦretten zuͦegeben vnd sunst alle kayserlicher Maiestat lannd zuͦ friden begriffen, So hab doch der von Arnnburg [Robert von der Marck], als Er iuͦngst fürgenomen het, das hertzogthumb Gheldern mit frantzosischem volck zuͦretten vnd aber dess nit stat noch gelegennheit fynnden moͤgen, den Gubernator von Tshanpani [= Champagne, Jean d’Albret] beredt, auf das lannd Lutzemburg anzuͦgreiffen vnd zuͦkriegen, dess auch derselb von Arnburg aus vergoͤnnen des gedachten Gubernators von Tshanpani ain anfanng gethan hab mit verheren vnd plindern etlicher doͤrfer des genanten lands von Lützemburg, vber das dasselb dem heiligen reich zuͦgehoͤrig vnnd vnderworfen und in dem Bestannd zuͦ friden begriffen sey. Dem allem nach mügen die Uenediger vnd me- /88’/ nigclich ermessen, was die obangetzaigt Geselschaft gegen den Uenedigern als durchaͤchtern der heiligen kirchen, des roͤmischen reichs vnd tewtscher nacion fürtzuͦnemen phlichtig seyen, Nemblich zuͦ eren, behaltung vnd wolfart derselben heiligen kirchen, roͤmischen reichs vnd tewtscher nacion jre widerwaͤrtigen, vngehorsamen vnnd durchaͤchter verhelfen zuͦstraffen. Dess auch dieselb Geselschaft also zuͦtuͦn entslossen, Sich damit durch jr absag für der Uenediger offen veind vnnd aͤchter erklaͤrt vnd tailhaͤfftig gemacht vnd also jr Er nach kriegs rechten bewart haben wellen. Zuͦ vrkund ist der Romischen kayserlichen Maiestat Secrett auf die Absag gedruckt worden, vnnd ausgangen den Achtundzwaintzigisten Maij Anno etc. Nono.
Nr. 275 Resolution der Reichsstände an die Reichstagskommissare – Worms, 29. Mai 15091
[1.] Zusammenfassung der ersten ksl. Reichstagsinstruktion, Betonung der grundsätzlichen Leistungsbereitschaft der Stände für Ks. und Reich; [2.] Ablehnung des Vertrags von Cambrai; [3.] Ablehnung der beantragten Reichshilfe gegen Venedig wegen Zahlungsunfähigkeit der Stände; [4.] keine Stellungnahme der Stände zu den Reichshilfeartikeln der zweiten ksl. Reichstagsinstruktion; [5.] Ablehnung eines ksl. Statthalters; [6.] Bereitschaft zu Verhandlungen über Reformmaßnahmen beim Reichskammergericht; [7.] Vorschlag für einen einheitlichen Reichsgulden und zur Bildung eines Münzausschusses; [8.] Vorschlag zur Beratung über die Supplikation Bf. Jakobs von Cambrai auf dem nächsten Reichstag; [9.] Verweigerung der vom Ks. gewünschten Mandate zur Aushändigung der Jubelablassgelder; [10.] Beratung über die Einsetzung eines dem ksl. Fiskalprokurator am Reichskammergericht zugeordneten Reichskommissars; [11.] Verweigerung von Beratungen über das Verbot von Nachlässen an der künftigen Reichshilfe.
I. (Resolution der Reichsstände): Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 94–97’ (Kop., montags in heiligen pfingstfeyren [28.5.]; Überschr.: Churfursten, fursten und gemeiner stende antwurt auf ksl. Mt. furbrachten instruction, yren kayserlichen reten gegeben etc. Verm. am Rand: Der stend erst antwurt.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 162–164 (Kop., Überschr. wie A) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 21–24 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop., Überschr.: Churfursten, fursten und gemeiner stende antwort auf ksl. Mt. furbrachten instruction, iren ksl. reten gegeben zu Worms, eritags, XXIX. Maii XVCVIIII. jare.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 112’–116’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie A) = D. Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, Mü. Best. 29, unfol. (Kop.). Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 148’–151’ (Kop., Überschr. entsprechend A). Esslingen, StdA, F 283 RTA Worms 1509, fol. 10–13’ (Kop.). Hagenau, AM, AA 241, Nr. 3 (Kop., Überschr. entsprechend A). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 27’–33 (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop., Überschr. wie A). Memmingen, StdA, A Bd. 292, unfol. (Kop., Überschr.: Antwurt von des Reichs stenden.). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 313–318 (wie D). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 32–36’ (wie D). Ravensburg, StdA, RA, Bü. 9 b/1, unfol. (Kop., Überschr. wie Memminger Exemplar). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 16’–19 (wie D).
II. (Zugrundeliegendes Ausschussbedenken vom 26.5.): Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 110–113’, 114–115’ (Abschrift der frühesten bekannten Fassung, Überschr.: Betrachtung und bewegung des ausschuss auf ksl. Mt. furbrachte instruction.) = E. Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 119–120’, 121–121’ (Abschrift von E [nur Abschnitt zur Reichshilfe; Pkt. 1-3, App. r], mit Korrekturen, Überschr. wie E) = F. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 175–178 (Abschrift von F, mit Korrekturen, Überschr. ursprünglich wie E/F, korrigiert zu Überschr. wie A; Verm. über die Abschrift in der Mainzer Kanzlei: Actum am pfingstag [27.5.] Ao. etc. VIIIIo .) = G. Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 39–42 (wie E, Datumverm.: In die pentecostes [27.5.] anno 1509.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 20–22’ (wie E). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie E). München, HStA, KÄA 3136, fol. 405–408 (wie G, ohne Datumverm.). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 20–22’ (wie E). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 105’–100’ (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 8–12 (wie E).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 968, S. 762–766.
[1.] /94/ Als in der furbrachten ksl. instruction [Nr. 266] undera anderm gemeldet und angezaigt ist, das ksl. Mt. ain friden mit dem konig von Frankreich beschlossen hab, darinnen der tractat zu Hagenau erneuet ausserhalb des heyrats etc., auch wie bebstliche heyligkeit ir Mt., auch die konig von Frankreich und Aragon mit irer heiligkait in ainenb verstant und eynigung gebracht und darauf sein ksl. Mt. als advocaten, vogt und protectorn der cristenlichen kirchen und beschirmerc seiner heiligkait und die konig als kristenliche stend hoch und ernstlich ersucht, seyner heiligkait wider dy unglaubigen [zu]zuziehen und am durchzug mit den Venedigern zu handeln, dasjenig, so sie vor langen und kurzen jaren der cristenlichen kirchen gewaltiglich abgedrungen haben, zu verhelfen. Demnach dan ir Mt. uf solch ird heiligkait ernstlich ersuchen zusag getan. Dweyl nu solchs kurfursten, fursten und stende des Heiligen Reichs als sein mayestat betreffe und sein ksl. Mt. solchem furnemen an ir trostlich und dapferliche hilf außzuwarten nit vermoge, so bitt und begert sein /94’/ ksl. Mt. an sie, dy notturft dis handels und furnemens e–zu bedenken und–ezu bewegen und irer Mt. mit leuten zu roß und fuß ain hilf uf das sterkest und furderlichist, auf ain jar lang gestelt, zu tun und kainer auf den andern verziehen etc.
Wiewol nu ksl. Mt., als dy stende nit zweiveln, wisse, wie sich churfursten, fursten und stende des Reichs alzeit alles des, so zu aufnemen, eren und wolfart ksl. Mt. und des Heiligen Reichs gedinet oderf fruchtpar gewest, beflissen, auch in dem allezeit ir vermogen und zu zeiteng mer, wan ynen wol moglich gewest, getreulich dargestreckt und noch, wes in irem vermogen stunde und sy zu tun schuldig, ganz willig sein, so zaigen sy doch ksl. Mt. als irem allergnst. herrn in undertenigkait und nit anders wan aus irer und des Reichs notturft an, wie hernach volgt, das sy auch also zu versten underteniglich bitten.
[2.] Es wirdet gemelt der tractat, zu Hagenau verschiner zeit aufgericht und ytzo widerumb erneuet, derge- /95/ leichen die verstentnush und eynung der obgemelten stend etc.
Wiewol nu churfursten, fursten und stende des Reichs dafur haben und halten, das ksl. Mt. in solchen tractat, aynung und verstentnus dermaß gangen, das darauß dem Heiligen Reich ytzo oder hernachi ainiger nachtail nitj erwachsen sol, dannoch, dweyl dy stende des Reichs davon kainen gruntlichen wissen tragen, so hab ir ksl. Mt. wol zu ermessen, das, wo ichts darinnen begriffen oder verleibt, das dem Heiligen Reich ytzo oder kunftiglich zu nachtail tet raichen oder langen, es were mit dem herzogtum Maylant oder anderm, dem Reich zustendig, das sy darein nit willigen oder gehelen konten. k–Sy bedunkt auch, das ksl. Mt. und dem Heyligen Reich fruchtbar und not sein solt, in solchen schweren, hoen sachen, sonderlich wo die das Heilig Reich etwas betreffen, ir hilf darzu zu tun, der churfursten, fursten und stende des Reichs rat und willen zu gebrauchen, wie dan solchs von alter und loblichl im Reich herkomen und des gelegenhait wol tue erfordern–k.
[3.] /95’/ Darauf wirdet ferner eingefurt, dy begert hilf ufs furderlichist und sterkest zu roß und fuß ain jar lang zu tun etc. m–Ob nu dy stende des Reichs dise hilf zu tun schuldig weren, dafur sy es doch aus oberzelten und andern ursachen nit halten, dannoch so stehe es diser zeit nit in irem vermogen, aus nachfolgenden ursachen–m:
Die stende des Reichs setzen in kainen zweiveln, ksl. Mt. trag gut wissens, wie irer Mt. zu allen vergangen Reichs tegen, der bey zeit irer Mt. regirungn mer dan davor in langen jaren mit grossen kosten gehalten, die unvermogligkait der stende angezaigt sey und dannoch irer Mt. nit destmynder zu vil maln hilf mitgetailt mit merklicher beschwerung. So haben sich auch zusambt den angezaigten hilfen etwovil merklich und grosse krige und ufruhr im Reich und mit den anstossern begeben, auch mißwachs, teurung und sterben, o–dadurch dy stend in iren aigen seckeln, auch ire undertanen dermassn ersogen, entplosset und erarmet, das sy also zu helfen nit mer vermoglich sein–o, wie dan das ksl. Mt./96/ des vergangen reichstags zu Costenz in sonderhait angezaigt und dabey underteniglich und getreuer meynung gebeten worden, dieselb hilf zu Costenz, aus freyem, gutem willen uber all angezeigt merklich unvermogen zugesagt, dermaß dem Reich zugut anzuwenden, das die dem Reich zugut erspriesse und die stend des Reichs ferner zu helfen vertragen bliben, wan solchs hinfur in irem vermogen nit alzeit sein wurde.2 Welche meynung dan in außbringung der hilf des romzugs den undertanen allenthalben, im besten sy zu bewegen, eroffent sey. Solt nu uber das dy fursten und stende, so solchs in iren kemern oder seckeln nit vermogen, solch beschwerung der hilf uf dy undertanen gelegt werden, zu was unrat, abfal und widerwertigkait das aller oberkait fallen und langen mocht, hab ir ksl. Mt. als hochverstendiger, vernunftiger, erfarner kayser wol zu ermessen, ungezweivelter zuversicht und vertrauens, das ksl. Mt. solch beschwerung und widerwertigkait vil mer zu verhindern oder zu furkomen wan zu furdern gneygt sein sol etc.
/96’/ Darumb, aus angezaigten und andern ursachen, bey ksl. Mt. ungezweivelt wol zu bedenken, p–so zweiveln die stende nit, ksl. Mt. werde als ir allergnst. herr selbs ermessen und erkennen, das dy begerten hilf inen nit vermoglich sey, mit underteniger bit, solch der stend antwurt irer notturft nach und kainer andern ursachen gnediglich zu verstehen–p. Das begern sy, neben irer pflicht in aller undertenigkaitq zu verdinen.r
[4.] Darnach volgent in der andern ubergeben ksl. instruction siben artikel, der hilf anhengig [Nr. 268, Pkt. 1–8]. s–Dy lassen dy stende bey obgemelter antwurt auch bestehn–s.
[5.] Und furter betreffen den stathalter, von ksl. Mt. begert, hoffen dy stende, ksl. Mt. werd sich also weyt oder lange zeit von oder aussem Reich nit tun, das ains stathalters not sein solt.
[6.] Das kamergericht betreffen.
Seyen die stende zu geburlicher underhaltung und versehung desselben, wie dan dis der abschid letzt gehalten /97/ reichstags zu Costenz zu erkennen gibt3, wol geneygt. Tragen aber der mengel und gebrechen desselben nit sonderlich wissens. Wo ynen aber die laut der instruction von ksl. Mt. reten angezaigt werden, wellen sy gern mitsambt den ksl. reten darzu ordnen und davon zu abwendung derselben notturftiglich handeln lassen.
[7.] Furter dy munz betreffen.
Achten die stendeu dem gemeinen Reich erlich und nutzlich, [sich] sonderlich im golt ains gehalts und aufschnits zu vergleichen, als nemlich den gehalt uf neunzehenthalbn grat feinsv und siben am ufschnit, also das hundert und siben uf I½ kolnisch mark gehen. Und das dy stend des stucks halbn zu den ksl. reten die, so der munz verstendig sein, ordnen, davon der notturft ordnung im Reich furzunemen.
[8.] Dan belangent suplication des bischofs von Kamerach.
Dweyl dy stendw nit ermessen mogen, was nutzs oder schadens dem Heiligen Reich aus solcher creation /97’/ wachsen moge und dan dy sachen dy stat Kamerach als ain stat des Reichs betrifft, x–achten dy stend–x, nit unzimlich sein, solch suplication der stat Karmach zuzusenden und das bede, bischof und stat, zu negstkunftigem reichstag erscheinen und von diser sach berichtung [tun], wes ksl. Mt. und dem Heiligen Reich davon ere, nutz oder schaden entstehn mog, domit dy stend der ksl. Mt. iren rat dest statlicher in solchem mittailen mogen.4
y–Ermessen dy stend, ynen–ynit fuglich, einiche mandata oder bevelhbrif laut ksl. Mt. beger ausgen zu lassen. Zweiveln aber nit, ksl. Mt. wisse sich darinz wol zu halten.
[10.] Den begerten solicitator belangen.
Bestet nach ermessung der stendaa bey der handlung, so des camergerichts und des fiscals halben furgenomen werden sol.
[11.] Der letzt artikl, nit erlassung der hilf betreffende.
Lassen dy stendab bey der antwurt, di hilf betreffen, beruhen etc.
Nr. 276 Resolution der Reichstagskommissare an die Reichsstände – Worms, 31. Mai 15091
[1.] Aufforderung zur Revidierung der ständischen Resolution zur Reichshilfe; [2.] Antrag auf Fortsetzung der Reichstagsverhandlungen bis zur Vorlage der ksl. Gegenresolution.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 134–135 (Kop., Überschr.: Auf der kurfursten, fursten und gemeiner stend antwurt gebn ksl. Mt. rete dise ir antwurt.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 164–164’ (wie A) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 25–25’ (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop., Überschr.: Auf der churfursten, fursten und gemeiner stende antwort geben ksl. Mt. rete dise ir gegenantwort. Actum am letzsten tag Maii anno etc. nono.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 118’–120 (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr.: Widerantwort ksl. Mt. statthelter und rete etc.) = D. Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, Mü. Best. 29, unfol. (Kop.). Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 152–152’, 154 (Kop., Datumverm.: Ist gelesen am donerstag nach dem pfingstag [31.5.] anno etc. ut supra.). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 42–43 (wie A). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 41–41’ (wie A). Esslingen, StdA, F 283 RTA Worms 1509, fol. 13’–14’ (Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 34’–35’ (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (wie A). Memmingen, StdA, A Bd. 292, unfol. (wie A). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 319’–321 (wie D). München, HStA, KÄA 3136, fol. 410–411 (wie A, Datumverm.: Pronunctiatu[m] quinta post pentecoste.). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 34–34’ (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 38’–40 (wie D). Ravensburg, StdA, RA, Bü. 9 b/1, unfol. (wie A). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 100–98’ (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 12’–13’ (Kop., Überschr. entsprechend A). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 20–20’ (wie D).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 969, S. 766–768.
[1.] Anfenglich haben ksl. Mt. rete die antwurt [Nr. 275], in schriften ubergeben, verlesena. Tragen solcher abslegiger antwurt merklichs befrembdens und beschwerung. Dan sich ksl. Mt. oder sy, die rete, des in kainen weg versehn hetten, wie sy dan das aus der werbung, so Johann Storch auf ksl. Mt. sonderlichen bevelh [Nr. 271, Pkt. 27] an sy bracht hat, eigentlich vernomen haben, auch angesehen, das dy sach, darumb solch hilf begert, dy heilig cristenhait, kirch und Reich merklich und hoe antreffe. Solt nu di ksl. Mt. an der begerten hilf verlassen und dardurch verhindert werden, das sy der bebstlichn heiligkait in yrem ytzigen obligendem furnemen kain statlich hilf erzaigen mocht und durch ander ir heiligkait hilf und beystant bescheen, auch dise begerte hilf merklicher und hoer geursacht dan kain vorbescheene hilf ye gewest, ist zu ermessen, so solch antwurt an ksl. Mt. und nachmals an unsern allerheiligisten vater, den babst, der e. kfl. gnaden mit besondern brevien und schriften [Nr. 272] ersucht hat, gelangen wurd, was alsdan dy bebstlich heiligkait und ksl. Mt. ab solcher antwurt gfallens tragen wurden, auch so durch den konig von Frankreich, der sich in hilfliche vereynigung der cristenlichen kirchen und ksl. Mt. gegeben hat und ytzunt in glugklichem anzug und sig ist, der cristenlichen kirchen und ksl. Mt. geholfen und durch das Heilig Reich und teutzsche nacion also verlassen solt werden, was merklichn nachtails, schimpf, spot und verachtung dem Heiligen Reich, der teutzschen nacion, eurn gnadn und stenden des Heiligen Reichs daraus entstehn und erwachsen mochten, haben euer gnaden und andere paß, dan dy rete anzaign mogen, zu bedenken. Darauf ist ksl. Mt. rete dinstlich, fruntlich, undertenig und vleyssig bit und beger, e. ftl. Gnn. und andere stend des Reichs wellen in ansehung der billigkait, gelegenhait der notturft ksl. Mt. ain ander antwurt, der sich ir ksl. Mt. nit zu beschweren hab, geben.
[2.] Dy rete haben auch bevelh [Nr. 266, Pkt. 5], eurn ftl. Gnn. und stenden des Reichs von ksl. Mt. wegen ernstlich zu ersuchen und zu begern, das kainer aus eurn ftl. Gnn. und stenden verrucken oder hinwegziehen, so lang, bis ir ksl. Mt. eurn ftl. Gnn. und ander stende entlich antwurt zugeschikt und sy widerumb darauf ir meynung vernemen, das ir Mt. auf das furderlichist tun wurd. Darumb dan ir Mt. dy post gelegt und duplirt hat, damit es unverzuglich zugee. Das haben dy rete eurn ftl. gnaden und andern stenden nit wellen verhalten, sich wisse[n] darnach zu richten. Wellen auch eurn ftl. g[unsten], gnaden und fruntschaften solchs auf den gemelten bevelh, so sy von ksl. Mt. haben, hiemit dinstlich, fruntlich, undertenig und gnugsamlich ersucht und angezaigt haben.
Nr. 277 Votum Kursachsens zur Reichshilfe – [Worms, 1. Juni 1509]
[1.] Argumente für die Verweigerung der Reichshilfe gegenüber den ksl. Kommissaren; [2.] Nichteinbeziehung der Reichsstände in die Vertragsverhandlungen von Cambrai als Argument gegenüber Papst Julius II. und Kg. Ludwig von Frankreich.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 140–141 (Kop.) = Textvorlage A.
[1.] Item nodturftiglich zu bedenken: Solt ksl. Mt. zu diser begerten hilf wilfart werden, dieweyl solch hilf an rat der stende des Heiligen Reichs furgenommen, auch unvormogen des Reichs angesehen, darzu, das ksl. Mt. zu Costenz angezeigt worden ist, so sein Mt. zu ander zeit hilf begeren wurd, dz dann auß unvermogen solch hilf seiner Mt. abgeslagen werden muste.1 Darzu werden diejenigen [gestärkt], so bey ksl. Mt. sein und sich alweg gevlissen, ksl. Mt. dohyn zu brengen, hilf bey den stenden des Hailigen Reichs zu suchen und zu begeren. Und wiewol sie das zu tun nit schuldig gewest zu solchem furnemen, das doch an rat und bewust der stend des Heiligen Reichs bescheen werea, das sich dann die stend des Heiligen Reichs nit wenig beswert haben, das alles an bewust und yren rad solche swere hendel furgenomen werden; sey auch mermals ksl. Mt. solchs von inen angezeigt worden. Darumb inen ganz unleidlich und beswerlich, sich alweg mit hilf in solcher gestalt zu besweren lassen. Were auch von ksl. Mt. gnedige zusage bescheen, ine forder nit mer zu beschweren2. Solt nu in disem handel aber ksl. Mt. wilfart werden, wurden diejenigen, durch die die ksl. Mt. zu solchem furnemen gehalten, abermals mer in irem furnemen gesterkt und bey ksl. Mt. erst den glauben erlangen, was sie ksl. Mt. rieten, das solchs durch die stend muste verfolgt werden, und were on not, ir, der stend, rat darinne zu geprauchen. Das dann im Reich also nit herkommen. Was verachtung daz den stenden, auch dem Hl. Reich schad und nachteil brengen werd, ist bey einem itzlichen verstendigen und getreuen Reichs mann wol zu ermessen. Werde auch bei der bebstlichen hailigkait, dem konig von Frankreich und andern dafur angesehen und [ge]achtet, solch furnemen und hilf, so die den stenden aufgelegt, das sie solchs auß einer verpflicht tun musten und were ganz on not, sie umb einigen rat anzusuchen.
[2.] Item auch nit zu vergessen, den reten anzezeigen, dz wir unser entschuldigung gegen dem pabst, auch Frankreich tun wolten mit anzeigung, das uns nit entgegen, dz ksl. Mt. mit seiner hailigkait, auch Frankreich und andern konigen wol und in guter aynigung stund, hetten das auch vor vil jaren wol leiden mogen, dann wir wol wusten, was dem Heiligen Reich ere und nutz darauß entstanden. Weyl aber dise handlung were on unsern willen und wissen bescheen und durch die gehandelt, die solchs gar nit zu tun, were auch also im Heiligen Reich nit herkommen. Wern aber diese sachen mit rad der stend des Heiligen Reichs furgenommen, wie sich dann dz aigent und gepurt het, so wolten wir uns mit hilf, rat und darstreckung unsers leibs und guts dermaßen darinnen erzeigt haben, dz ksl. Mt. und meniglichen solt scheynbarlich gemerkt haben, das nichts billichs an uns hette erwinden sollen.
Nr. 278 Bedenken des Ständeausschusses zur Reichshilfe – Worms, 1. Juni 15091
Gründe für die Verweigerung der Reichshilfe: [1.] unterbliebene Konsultation der Reichsstände bei den Verhandlungen mit Frankreich und bei den ksl. Kriegsplanungen, [2.] Unsicherheit der Reichsstände hinsichtlich der Konsequenzen der Verträge von Cambrai für das Reich, [3.] Nutzlosigkeit früherer Reichshilfen, [4.] mögliche Stärkung der französischen Position in Mailand infolge einer Reichshilfe, [5.] Kritik am übereilten ksl. Vorgehen bei der Reichshilfe, [6.] Nutzlosigkeit früherer, insbesondere der auf den Reichstagen in Köln (1505) und Konstanz (1507) bewilligten Reichshilfen; [7.] voraussichtliche Ablehnung einer kleinen Reichshilfe durch den Ks.; [8.] Notwendigkeit des Festhaltens an der ersten ständischen Resolution aus Gründen der Reputation.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 138–139’ (Kop., Verm. am Textende: Die und ander mer ursachen hetten der nodturft alle zu bedenken tun.) = Textvorlage A.
Und domit curfursten, fursten und stend vernemen mogen, auß waz ursachen die rete bewegen, uf der antwurt, wie die gestelt, zu beharren.
[1.] Erstlich bewegen die rete, dz die stend solcher hilf zu tun nit schuldig sein, auß nachfolgenden ursachen, nemlich dz diese der ksl. Mt. angezeigt aynung, vertrag, krieg und furnemen an rat, wissen und willen der stend eingangen und furgenomen, dz bißher im Reich nit gepraucht, geubt und herkomen ist.
[2.] Zum andern, dz die stend nit wissen mogen, was nutz, schadens, vorteils oder nachteils dem Heiligen Reich auß solchen eynungen und vertregen entsteen moge, dz sie doch billich mitwissen solten haben.
[3.] Zum dritten, so were zu besorgen, wie sich auß vor ergangen hilfen ereuget, wu ir Mt. von stenden hilf zu tun moglich, die ir Mt. und dz Reich dadurch eher und mer zu vertiefung und unrat wann zu erhebung und aufnemen geleistet oder gefurt werden mocht, das dann den stenden hoch zu betrachten.
[4.] Zum virden, so bewegen die rete, durch dise begerte hilf auch dem konig von Frankreich zu erobrung des, so vom herzogtumb Meyland noch mangelt oder aussestet, zustaten komen sol. Solchs durch die stend hoch zu bedenken und zu bewegen sey. Wann dadurch die stend, so sie hilf teten, angesehen wurden, als ob sie in die vertrege, wie die bescheen und ob die gleich dem Reich nachtailig weren, gewilligt und gehelen hetten, zusambt dem, dz der konig von Frankreich dadurch mer ersterkt, erhoet und wider dz Heilig Reich seins gefallens gemechtigt wurd, das den stenden zum hochsten zu bedenken ist, zusambt dem, dz er auch Meyland an verwilligung des Reichs stenden innehat zu nachteil des Reichs. Der und ander sachen halben die stend des Reichs geursacht werden, dz sie sich nastgehalten Reichs tag zu Costenz erboten gehabt, ire treffenliche potschaft zum konig von Frankreich zu schicken, mit ime des herzogtumbs Meyland und ander sachen halben des Hailigen Reichs und die cron zu Frankreich berurent, zu handeln; des inen aber uß dem, daß ksl. Mt. in die Francosen keinen glauben oder trauen zu stellen angezeigt hat, von ksl. Mt. abgeslagen ist.2
[5.] Zum funften, das nyemer bißher im Reich gehort, dz ein solche treffenliche hilf also eylend und stumpf3, unberatslagt, auch zu ungelegener zeit sey gefordert oder begert wurden.
Darzu, ob der krig were, doch diese hilf den stenden des Reichs zu tun nit moglich, wie vormals in antwort erzelt [Nr. 275, Pkt. 3].
[6.] Wann die zuvor nasten ufgesatzten hilf, als zu Collen und Costenz, uber die XII mal hunderttausent gulden im anslag getroffen haben4, davon doch ksl. Mt. und dem Heiligen Reich allein nachteylung, schaden und schmee erwachsen ist. Wellen dabey gesweygen ander großer, merklicher hilf, davor gescheen.
[7.] Darneben ist zu bewegen, wue sich die stend auß underteniger, guter meynung einer cleynen hilf begeben oder erbieten solten, dz solchs von ksl. Mt. und seinen reten hoch veracht, zu misfallen aufgenomen und zu keinem dank gehabt oder angesehen werden mocht.
[8.] Zum allerletzten bewegen die rete am hochsten, wu curfursten, fursten und stend uf anregen oder beger der ksl. rete also leichtlich von irer gegeben antwurt steen oder fallen solten, zu was vercleynung, verachtung und unrat inen solchs hinfur bey ksl. Mt. wachsen und komen mocht.
Nr. 279 Resolution der Reichsstände an die Reichstagskommissare – Worms, 3. Juni 15091
[1.] Zusammenfassung der ksl. Resolution vom 31. Mai; [2.] Rechtfertigung für die Verweigerung der Reichshilfe: finanzielle Überlastung der Stände und [3.] fehlende Verpflichtung zu deren Bewilligung und Leistung aus folgenden Gründen: [3.1.] unterbliebene Konsultation der Stände bei den Verhandlungen mit Frankreich und bei den ksl. Kriegsplanungen, [3.2.] Unsicherheit der Reichsstände hinsichtlich der Konsequenzen der in Cambrai geschlossenen Verträge für das Reich, [3.3.] Nutzlosigkeit früherer, insbesondere der auf den Reichstagen in Köln (1505) und Konstanz (1507) bewilligten Reichshilfen, [3.4.] mögliche Interpretation eines Reichshilfebeschlusses als nachträgliche Zustimmung der Stände zu den Verträgen von Cambrai, Widersprüchlichkeit der ksl. Frankreich-Politik, [3.5.] Kritik am übereilten ksl. Vorgehen bei der Reichshilfe; [4.] Unbegründetheit von Kritik an der ständischen Position; [5.] Empfehlung für das Procedere zur Vorbereitung eines Türkenkreuzzuges; [6.] Erwartung des Abschlusses der Reichshilfeverhandlungen, Bereitschaft zu Verhandlungen über Reichskammergericht, Landfrieden und Münzwesen.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 102’–106 (Kop., Überschr.: Als churfursten, fursten und stende des Reichs auf ksl. Mt. ubergeben instruction [Nrr. 266, 268] antwurt in schriften [Nr. 275] geben und darauf von den ksl. reten widerschrift oder antwurt [Nr. 276]empfangen, haben dy stende ir meynung weyter auch in schriften, wie hernach volgt, stellen lassen etc. Irrtümlicher Datumvermerk: Montags nach trinitatis [4.6.]) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 165–167 (wie A) = B. Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 43–44’, 45–45’, 46 (Zwischenstufe zwischen Ausschussbedenken und ständischer Resolution, Überschr. wie A, Datumverm: Sampstag nach phingsten [2.6.]) = C. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 26–29 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop., Überschr. wie A, zusätzlich: [...] und ksl. Mt. reten auf sontag trinitatis, III. Junii, ubergeben laßen.) = D. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 120’–125’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie A) = E. Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, Mü. Best. 29, unfol. (Kop.). Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 154’–157’ (Kop., Datumverm.: Sambstag nach dem pfingstag [2.6.] Ao. etc. VIIIIo.]). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 44–46 (wie A). Esslingen, StdA, F 283 RTA Worms 1509, fol. 14’–18’ (Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 36–40 (wie E). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (wie A). Memmingen, StdA, A Bd. 292, unfol. (Kop., Überschr.: Antwurt der stende.). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 321–325’ (wie E). München, HStA, KÄA 3136, fol. 412–415’ (wie A; Datumverm.: Pronunctiatu[m] sab[ba]to in do[mini]cam trinitatis.). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 35’–37’ (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 40–44’ (wie E). Ravensburg, StdA, RA, Bü. 9 b/1, unfol. (Kop., Überschr. wie Memminger Exemplar). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 98’–93’ (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 14–16’ (Kop., Überschr. entsprechend A). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 21–23 (wie E).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 970, S. 768–771.
[1.] /102’/Kurfursten, fursten und stend des Reichs haben der ksl. Mt. rete ubergeben schrift [Nr. 276]horen lesen und daraus vermerkt, das sy sich der stende gegeben antwurt auf ksl. Mt. instruction merklich befrombden und beschweren, dera sich ksl. Mt. ader sie, dy reteb, nit versehen hetten, angesehen, das dy sach der hilf dy heilig cristenhait, kirchn und Reich merklich und hoch antreffen, auch wie beschwerlich were, wo ksl. Mt. an begerter hilf, die sy bebstlicher heiligkait in obligendem furnemen erzaigen wolt, verlassen wurd, mit weyter anzaig, darin begriffen.
[2.] Nu setzen dy stende in kaynen zweivel, es werd aus irer negst gegebner antwurt lauter verstanden, das die stende des Reichs allezitc in und zu dem, das zu ere, wolfart und aufnemen ksl. Mt. und des Heiligen Reichs gedinet oder fruchtbar gewest oder noch sein solt und in irem vermogen stunde, willig gewest, das sey noch ir d–wille und gemut–d. Aber di stende hetten auf dy begerten /103/ hilf nach irer gelegenhait und notturft ain antwurt geben der ursache, nemlich dy unvermoglichkait, das sy beschwerts gemuts anzaigen, offentlich vor augen stehe, des dy ksl. rete selbs gut wissen tragen. Darumbf dy stende sichg nit klain tun verwundern, das von den ksl. reten sich solcher der stend warer, gegrunter antwurt sol befrombdet und beschwert werden. Wan offentlich und unverborgen sey, was merklichen last, beschwerung und costens das Heilig Reich in kurz vergangen jaren bey zeiten ksl. Mt. durch vilfeltig reichsteg mit zerungen, nachraisen, krieg und hilf erlitten hab. Daraus und andern ursachen und zugefallen unrat, zum tail in neher antwurt angezaigt, dy stend und dy iren in yren kemern und seckeln dermassen erschopft und entplosseth sein, das nu zur zeit nit mer in irem vermogen stehe, i–also zu helfen–i, wie dan dy jungst antwurt zu erkennen gebe.
[3.]j–Darzu, so ermessen dy stend, das sy aus vorangezaigten und nachfolgenden ursachen diser hilf zu tun nit schuldig sein: [3.1.] Erstlich darumb, das dise irk ksl. Mt. eynung, vertrege, krieg und furnemen an rat, wissen und willen churfursten, fursten und andererl stend des Heiligen Reichs furgenomen und aufgericht seyn, wie dan /103’/ notturft des Heiligen Reichs in solchen grossen, schweren und dapfern sachen hohlich tet erfordern, auch also im Reich, wo irer hilf begert, loblich herkomen und gebraucht ist.
[3.2.] Zum andern, das dy stend nit wissen mogen, was nutzs oder schadens, vorteils oder nachtails dem Heiligen Reich aus solchen eynungen und vertregen entstehn mogen, des sy doch billich, weyl irer hilf begert wurd, mitwissens empfangen hetten.
[3.3.] Zum dritten, so sey zu besorgen, wie aus vorergangen hilfen sich ereuget, wo der ksl. Mt. dy begert hilf von stenden zu tun moglich, das dannoch ir Mt. und das Heilig Reich ehr und mer in vertifung und unrat wan in erhehung oder aufnemen dardurch gelaitet oder gefurt werden mocht. Wan wiewol dy jungsten zwo hilf [der] gehalten reichstege zu Koln und Costenz uber wol vermogen der stende bewilligt, etwas weyt uber ain merklich suma goldes, so darauf ergangen, im anschlag getroffen, so sey doch ksl. Mt. und dem Heiligen Reich kain nutz, /104/ sonder allain nachtail, schimpf und schaden deshalben erwachsen und komen. Sy geschweygen darbey ander grosser hilf, davor gescheen. Das alles dy stende nit unbillich hochlich beschwert und in betrachtung erwegenm.
[3.4.] Zum virten, so sey auch zu besorgen, wo dy begert hilf den stenden moglich und sy dy teten, das solchs angesehen und geacht werden mocht, als ob sy in dy angezaigten, doch inen unwissent vertreg, und wie die gescheen, als ob die gleich dem Hl. [Reich] nachtailig weren, gewilligt und darein gehollen hetten; zusambt dem, das solchs der handlung negst gehalten reichstags zu Costenz, dy mit hoer vernunft und betrachtung bewogen worden, nit gemeß, da sich churfursten, fursten und ander stend guter meynung erboten gehabt, ire treffentliche potschaft zu kgl. wirde zu Frankreich zu schicken, mit derselben des herzogtumbs Maylant und ander sachen halben, das Heilig Reich und dy cron zu Frankreich betreffent, zu handeln und unrat zufurkomen, /104’/ mit hoem erbieten der stend, wo sich der konig nit gleicher ding gegen röm. ksl. Mt. weysen lassen wolt etc. Das ynen aber von ksl. Mt. desmals abgeschlagen und nit verfolgt ist2, nit an nachtail und beschwerung des Reichs, als dy stend besorgen.
[3.5.] Zum funften, das bisher nie mer im Reich gehort, das ain soliche treffentliche, eylende und stumpfe [= plötzliche, unerwartete] hilf zuvor unberatslagt, auch zu ungelegner zeit zu schicken sey gefordert oder begert worden–j.
[4.] n–Darumb, aus angezaigten und andern ursachen, der auch wol mer zu erzeln weren, so sey der stend vertrauen und hoffen, das sich solicher irer gegeben notturftigen, warer antwurt weder die ksl. Mt. rete noch ymants anders mit billigkait zu befrombden oder zu beschwern haben sol–n.
o–Het aber ksl. Mt. in solchem irem schwern furnemen der churfursten, fursten und stend rat gebraucht, wie ym Reich herkomen, dy notturft erfordert und billich bescheen were, was dan dy stend seiner Mt. geraten, darin wolten si sich als dy getreuen /105/ und gehorsamen ungezweivelt mer, wanp ir vermogen gewest, erzaigt und gehalten haben–o.
Dy stend zweiveln auch nit, wo dy bebstlich heiligkait herkomen [und] gelegenhait der stend und sachen teutzscher nacion, wie zum tail oben angezaigt, auch wie und zu welcher zeit dy sachen an dy stend gelangt sein, bericht were oder wurde, ir bebstlich heiligkait wurde der gegeben antwurt kain misfallen tragen, sonder der stend gelegenhait und notturft in solchem gnediglich bedenken.
[5.] Wo auch wider dy unglaubigen oder Turken mit ainer statlichen expedicion oder zug solt gehandelt werden, als dan notturft derselbn sachn wol tet erfordern, oder so dy bebstlich heiligkait oder kristenlich kirchen von ymant beschwert oder benotigt were oder wurd, so wolt sich zum forderisten q–nach ermessung der stende in solicher schweren, grossen sachen–q geburen, das zuvor vil cristglaubiger gezunge und gewelt zusamen erfordert, mit irer aller rat von sachen der notturft zuvor gehandelt, geratschlagt und ermessen wurd, wie und welcher- /105’/ massen solcher zug und handlung zum besten und geschicktesten solt und mocht furgenomen werden, domit dy hilf in solchem allenthalb auf mogliche zeit gleichmessig und auf alle stend und glider, hoch und nyder, gleichr außgetailt und nit allain auf den gehorsamen klainen tail des Reichs gelegt, auch zuvor cruciat3 und anders geben wurd, wie dan vormals in solchen fellen mer gebraucht und geubt ist. Darin wurden sich an zweivels allet stend des Reichs als frome, christglaubige glider gegen ireru heiligkait und dem kristenlichen glauben nach irem vermogen zu aller gehorsam erzaigen. Der meynung wellen sich auch dy churfursten mitsambt gemeinen stenden auf dy bebstlich ausgangen brevia [Nr. 272] und anders, derhalb furgehalten, verantwurt habenv.
[6.] w–Darumb und aus angezaigten ursachen dy stend des Reichs auf yrer gegeben antwurt bestehn und wissen der yrer notturft und gelegenheitx nach nit zu endern, der zuversicht, ksl. Mt. werd in solchem der stend notturft und gelegenhait ermessen, der gegeben antwurt gesettigt sein und darab kain ungnady empfahen. Und das dy ksl./106/ rete dy stend des Reichs daruber witerz nit wurden anhengen oder beschweren–w.
aa–Wo ab–aber den ksl. reten–ab von den andern artikeln der instruction zu handelnac gemeint were, als von underhaltung des camergericht, fridens und ordenung derad munz, als die stend merklich, nutz und notturftig bedunken, darzu wolten dy stend auch gernae verordnenaf und zum besten handlen lassenag, wie sy sich dan vormals auch erboten haben–aa.4
Nr. 280 Resolution der Reichstagskommissare an die Reichsstände – Worms, 5. Juni 15091
[1.] Befremden über die Verweigerungshaltung der Reichsstände, Notwendigkeit zur Entgegennahme der ksl. Replik durch die verantwortlichen Reichsfürsten; [2.] Einwilligung zu Verhandlungen über Reichskammergericht, Landfrieden und Münzordnung; [3.] Aufforderung an die Reichsstände zum Bleiben auf dem Reichstag bis zum Eintreffen der ksl. Replik.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 106’–107’ (Kop., Überschr.: Ksl. Mt. rete widerantwurt auf der stend letzt angezaigte meynung, gelibert zu Wormbs am dinstag nach trinitatis [5.6.].) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 168–168’ (wie A) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 31–31’ (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 126–127’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie A) = D. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 158–159 (wie A; Vermerk über die Abschrift durch die Reichsstände: Mitwochen nach trinitatis [6.6.]anno ut supra.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 48–48’ (wie A). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 40’–42 (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (wie A; Vermerk über die Abschrift durch die Reichsstände: Mitwochen vor corporis Christi [6.6.]zu morgens umb VII ur.). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 326–327’ (wie D). München, HStA, KÄA 3136, fol. 417–417’ (wie A). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 38’–39 (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 44’–46 (wie D). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 93–92 (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 17–17’ (wie A). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 23’–24 (wie D).
[1.] Ksl. Mt. rete und commissarien haben dy schriftlichen meynung [Nr. 279] mit etlichen angehengten ursachen, so ynen durch churfursten, fursten und stend des Heiligen Reichs auf dy furgetragen schriftlichen ursach irs befrombdens und beschwerns, die dieselbigen rete aus eurn kfl., furstlichn gnaden und der stend des Reichs abschlegigen antwurt empfangen, vernomen.
Und wellen sich versehen zu eurn churfurstlichn, furstlichn gnaden und stenden des Reichs, wo dieselben wol betrachten die rechten, gruntlichen ursachen und sonderlich, das sich ksl. Mt. in solchen hohen der kristenlichen kirchen, auch irer Mt. und teutzscher nacion obligenden sachen, darin dy teutzsch nacion besonder ere, nutz, rum und wolfart erlangen mocht, kainer abschlegigen antwurt zu diser loblichen versamblung vermut hat, wie dan durch dy bemelten irer Mt. rete und commissarien in irer jungstn antwurt [Nr. 276] erzelt ist, das derhalben dy ytztgemelt versamblung kains verwundern ursach haben, ob dieselben ksl. Mt. rete und commissarien nit allain der vorgetanen abschlegigen, sonder auch der jungst gegeben antwurt oder meynung befrombden oder beschwerung tragen wurden. Dweil aber solche negst getan meynung oder antwurt vor eurn churfurstlichn, furstlichn Gnn. und den stenden des Reichs allen personlich verlaut hat und ksl. Mt. dermassen berurt, das di notturft erfordert, dieselben irer ksl. Mt. zuzuschicken und derselbena antwurt und bericht darauf hie zu erwarten, dardurch solch antwurt und bericht von denen personlich, von den dan di jungst gegeben meynung ausgangen ist, auch verlautb und vernomen wird, darumb haben dy rete und conmissarien solche meynung ksl. Mt. eilends auf dy post zugeschikt und verhoffen sich furderlicher antwurt von irer ksl. Mt.
[2.] So wellen auch ksl. Mt. rete und commissarien, wo solchs diser loblichen versamblung gefallen wil, verhelfen, das mitlerzeit der angehengten artikl halbn, das recht, friden, munz und anders betreffen, gehandelt werd.
[3.] Darauf, so ersuchen ksl. Mt. rete und commissarien abermals euer churfurstlich, ftl. gnad und die stende des Reichs mit dinstlicher, fruntlicher, underteniger, vleissiger bit und beger, das sy ain kurz, zimlich zeit hie verharren und nit verrucken wellen, domit dieselben von ksl. Mt. ain antwurt und bericht empfaen. Dan die rete und commissarien ganz nit der meynung sein, dy kurfursten, fursten und stend des Reichs unnotturftiglich anzuhenken oder zu beschwern.
Nr. 281 Resolution der Reichsstände an die Reichstagskommissare – Worms, 5. Juni 15091
[1.] Zusammenfassung der ksl. Resolution vom 5. Juni; [2.] Ankündigung der Abreise der persönlich anwesenden Reichsfürsten, Bereitschaft zur Abordnung von Räten für die weiteren Reichstagsverhandlungen.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 108 (Kop., Überschr.: Der stend widerantwurt auf ksl. Mt. schrift, ubergeben am dinstag nach trinitatis anno etc. 9o.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 168’–169 (wie A) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 32 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 128–128’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie A) = D. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 159–159’ (wie A). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 49 (wie A). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 42–43 (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (wie A). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 327’–328’ (wie D). München, HStA, KÄA 3136, fol. 417’–418 (wie A). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 39 (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 46–46’ (wie D). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 92–91 (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 17’–18 (Kop.). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 24–24’ (wie D).
[1.] Churfursten, fursten und ander stend vermerken aus ksl. Mt. reten itz ubergeben schriften [Nr. 280] ain artikel, anzaigend, als solt der stend antwurt oder meynung ksl. Mt. dermaß beruren, das die notturft erfordert, solchs irer ksl. Mt. zuzuschicken und derselben bericht und antwurt alhie zu erwarten, dadurch solch antwurt und bericht vor denen personlich, von den dan di jungst gegeben meynung ausgangen ist, auch verlaut und vernomen wurde.
[2.] Nu haben und halten es dy stend darfur, das nichts geschriben oder angezaigt sey, daß ksl. Mt. dermaß berure, als auch der stend a–will und gmut–anye gewest oderb noch nitc ist, das deshalben den stenden in eigner person ferner antwurt zu wartn not sey; des vertrauens, das ksl. Mt. an irm abziehen kain ungnad empfahen werd. Aber des kamergerichts und ander negst angezaigter artikel halben sein dy stend noch willig, mitsambt ksl. reten darzuzuordnen und davon der notturft handlen zu lassen.
Nr. 282 Resolution der Reichstagskommissare an die Reichsstände – Worms, 5. Juni 15091
Aufforderung an die Reichsfürsten zum Bleiben auf dem Reichstag; Bereitschaft zu Verhandlungen über das Reichskammergericht und andere Materien.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 108’ (Kop., Überschr.: Widerantwurt, auf dinstag nach trinitatis anno etc. nono zu Wormbs uberantwurt.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 169–169’ (Kop., Überschr. entsprechend A) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 32’ (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 129–129’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie A) = D. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 159’–160 (Kop.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 49’ (wie A). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 43’–44 (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (wie A). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 328’–329 (wie D). München, HStA, KÄA 3136, fol. 418–418’ (wie A). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 39’ (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 47–47’ (wie D). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 91–90’ (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 18–18’ (Kop.). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 25 (wie D).
Romischer ksl. Mt. rete und commissarien haben der churfursten, fursten und stend des Reichs itzt gegeben antwurt [Nr. 281] verlesen. Und wie sy vormals in schriften [Nr. 280] ir underrichtung, bit und begern getan haben, dabey lassen sy es nochmals bleyben. Stellen es darauf zu eurn churfurstlichn, furstlichen und der stend des Reichs betrachtung und bedenkung, wo dy iren aufbruch, wie auß itziger antwurt erscheint, auf dy vorgegeben abslegigen antwurt von hynnen nemen, was solchs irer ksl. Mt., ganzer teutzschn nacion und irer Mt. erblanden, auch allen denjenen, so ytzo bey irer Mt. im anzug und hilf sein, nachtails, schadens und verhinderung unda denb veinden und widerwertigen freud, trost und sterkung bringen wurd, das doch durch ain kurz, zimlichs hiebleyben verhut mocht werden. Und wellen ksl. Mt. rete c–demnach auf den bevelh [Nr. 266, Pkt. 5], ynen von irer Mt. zugestanden–c, dy versamblung beyeinander zu behalten, hiemit gnug getan und dieselben deshalben auf das allervleyssigist ersucht haben. Sein auch willig, des kamergerichts und ander anhengigerd artikl halben mite der stend verordenten nach notturft helfen zu handeln.
Nr. 283 Resolution der Reichsstände an die Reichstagskommissare – Worms, 5. Juni 15091
Ablehnung weiteren Ausharrens auf dem Reichstag durch die Reichsfürsten.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 109 (Kop., Überschr.: Dagegen haben dy stende antwurt gegeben, wie hernach volget etc.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 169’ (wie A) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 33 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 130 (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.; Überschr. wie A) = D. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 160 (Kop., Überschr. entsprechend A). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 50 (wie A). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop., Überschr. entsprechend A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 44–44’ (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop., Überschr. entsprechend A). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 329–329’ (wie D). München, HStA, KÄA 3136, fol. 418’ (Kop., Überschr. entsprechend A). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 39’ (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 47’–48 (wie D). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 90’–90 (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 18’ (Kop., Überschr. entsprechend A). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 25–25’ (wie D).
[1.] Kurfursten, fursten und stende haben vormals zum zwaiten mal antwurt [Nr. 279] gegeben, iren grunda, gelegenhait und notturft entdegkt. So nu dy ksl. rete ytzo daruber auf irer Mt. antwurt bestehn, so lassen es dy stend bey iren gegeben antwurt auch bleyben, der undertenigen zuversicht, so dy ksl. Mt. der stende notturft und gelegenhait ermessen, sy werd irer antwurt und abzihens nit misfallens tragen.
Nr. 284 Erste Antwort der Reichsstände an den ksl. Gesandten Ernst von Welden – Worms, 5. Juni 1509
Verweigerung der angeforderten Mandate zur Aushändigung der Jubelablassgelder an die Fugger.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 92’–93 (Kop., Überschr.: Der stende [Einfügung Hd. J. J. Müller: abschlägige] antwurt auf herrn Ernsten von Welde werbung, von ksl. Mt. wegen getan, auf dinstag nach trinitatis anno XVC nono ubergeben.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 171–171’ (Kop., Überschr. entsprechend A) = B. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 134–134’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie A) = C. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 163–163’ (wie A). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 52–52’ (wie A). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 48’–49 (wie C). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (wie A). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 333–333’ (wie C). München, HStA, KÄA 3136, fol. 421 (wie A). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 41–41’ (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 51’–52 (wie C). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 86’–86 (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 27’–28 (wie C).
Curfursten, fursten und ander stend des Reichs haben dy werbung, durch herrn Ernstn von Welden von ksl. Mt. wegen gestern [4.6.] getan, das jubilgelt betreffend, nach laut verlesner instruction [Nr. 269] gehort. Und geben herrn Ernstn darauf zu erkennen, das hivor in ainer andern ksl. instruction [Nr. 268, Pkt. 12]1, von irer Mr. reten alhie angelangt, an dy stend auch begert ist, dergleichn mandata in dem besten form an ende, so das jubilgelt noch hinder inen ligend haben, ausgen zu lassen, solch jubilgelt der ksl. Mt. zu raichen etc.
Daruf haben di stend desmals ermessen, das inen nit fugen woll, solch mandata laut ksl. Mt. beger außgehn zu lassen, mit dem anhang, das sy nit zweifelten, ksl. Mt. wuste sich darin selbs wol zu halten. Das sy auch ksl. reten desmals in antwurt [Nr. 275, Pkt. 9] geben. Dasselb wissen di stend bey inen nach gstalt diser sachen noch nit anders zu betrachten. Das haben dy stend herrn Ernstn fur antwurt unangezaigt nit wellen lassen, gutlich begern und bitten, solchs der ksl. Mt. ima besten von der stende wegen anzubringen.2
Nr. 284a Weisungen Ks. Maximilians an die Reichstagskommissare vom 25. Mai, 2. und 3. Juni 1509 – präs. Worms, 7. Juni 1509 [= Nrr. 404, 410f.]
Nr. 285 Bedenken des Ständeausschusses – [Worms, wahrscheinlich 7. Juni 1509]
Alternative der Reichstände zwischen Beharren und Einlenken in der Frage der Reichshilfe.
Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 178’ (Kop.) = Textvorlage A.
Die verordenten rete haben die ksl. schrift [Nr. 411] und der stende vor gegeben antworten gegeneinander mit manigfeltigen argumenten und bewegnußen wider und fur betrachtet und zulest bij inen bedacht, daz unsern gnedigsten und gnedigen hern kurfursten, fursten und stenden under zwein wegen eyner furzunemen sij: eintweders, daz die stende uf gegebener antwort beharren oder ein anders furnemen, mit ksl. maiestat reten davon zu handeln. Wo nun die stende ir gemüte uf der meynung eyne entschliessen, mochten sie davon witer zu ratschlagen verorden und befelhen.
Nr. 286 (Nicht übergebene) Resolution der Reichsstände an die Reichstagskommissare – [Worms, 8. Juni 1509]
Verweigerung weiterer Verhandlungen über eine Reichshilfe; Ankündigung der Abreise der Reichsfürsten.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 136–137 (Kop.) = Textvorlage A.
Curfursten, fursten und stend haben die schrift ksl. Mt. [Nr. 411], wie die von yrer Mt. reten inen uf ir erst getane antwort [Nr. 275] gestern [7.6.]1 furgehalten, vernomen. Und alß darinnen under anderem vermeld werd, daz ksl. Mt. der stend vermogen so wol als sie selbs wuste, dz haben sie gern gehort. Und weyl dem also, so werd ksl. Mt. in ansehung desselben yrs undertenigen verhoffens bedenken und beherzen, das sie, die stend, yrem vermogen nach gepurlich und undertenig antwort geben haben, und der kein ungnedigs befrembden oder beswernus tragen. Die stend wusten auch zu dem andern anzeigen und inhalt der schrifte mit Gots hilf wol zu antworten. Sie wolten sich aber mit ine, den reten, anstat ksl. Mt. in kein disputacion begeben. Dann sie wusten, das es ine gegen ksl. Mt. als yrem herrn zu tun nit gepuret. Darzu haben die stend auß der rete reden, die sie zu nast gegebener antwort getan, vernomen, daz sie angezeigt, als solt der stend antwurt oder meynung ksl. Mt. dermaßen beruren, dz die nodturft erforder, solchs yrer Mt. zuzeschicken [Nr. 280, Pkt. 1], darzu die stend dazumalh geantwort, das sie es dafur hetten, daz nichts geschriben oder angezeigt were, das ksl. Mt. dermasen berure, als auch ir wille und gemut nye gewest oder noch ist, deßhalb in aigen person ferrer antwort zu warten not were etc. [Nr. 281, Pkt. 2]. Weyl dann sie, die rete, forige antwort als vor beswerlich angezogen [Nr. 282], solten sich dann die stend uf ytzige schrift in weyter verantwortung geben, als sie mit Gots hilf, wie vorberurt, zu tun wusten, mochte solchs von ine, den reten, abermals dermaßen angesehen werden, derhalb und auß andern ursachen, auch ksl. Mt. zu undertenigkait sie das unterlassen wellen. Nachdem sie dann die nast der stend gegeben antwort yrem anzeigen nach ksl. Mt. zugeschickt, solten nu die stend lenger daruber alhie verziehen, so mocht es dafur geacht oder angesehen werden, als hetten sie antwurt geben oder anzeige getan, darzu ksl. Mt. verantwortung not were, das doch yr gemut und wille nye gewest, auch nach nit ist, wie den reten in den fordern tagen auch vermeldt. So begert ksl. Mt. auch in ytziger schrift nit von stenden, daz sie lenger alhie verziehen oder verharren sollen, derhalb sie gedenken, mit Gots hilf yrn abschied zu nemen. Dz haben euch die stend foriger getaner antwort abermals zu erinnen und uf die gestrigen vorgehalten kaiserliche schrifte zu antwort nit verhalten wellen, underteniger zuvorsicht, ksl. Mt. werd auß angezeigten redlichen ursachen in der stend abschied kein ungnedigs gefallen tragen, sonder sie allezeit genediglich halten. Das wellen sie als die gehorsam underteniglich verdienen.
Nr. 287 Zweite Antwort der Reichsstände an den ksl. Gesandten Ernst von Welden – Worms, 9. Juni 1509
Bekräftigung der ersten Antwort vom 5. Juni.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 124 (Kop., sambstag nach des hailigen fronleichnamstag) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 178’ (Kop.) = B. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 144’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.) = C. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 170 (Kop., sambstag nach corporis Cristi; Überschr.: Andere antwort des jubelgelts halber, Ernsten von Welden gegeben.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop., sampstag nach corporis Christi). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 58 (wie C). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop., sambstag nach corporis Crysty). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 344’ (wie C). München, HStA, KÄA 3136, fol. 429 (Kop.; Verm.: Geben auf sambstag nach corporis Christi.). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 44’ (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 63 (wie C). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 80 (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR 1509 [Est. Salzburg], fol. 25 (Kop., Datumverm.: Actum sabatho post corporis Christi.). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 33 (wie C).
[1.] Curfursten, fursten und ander stend haben nast von Ernsten von Welden zu bewerung seins anbringens oder instruction [Nr. 269] das furbracht vidimus1 gesehen und gehort leßen. Lassen es bey vor gegebener antwurt [Nr. 284] pleiben. Haben an hern Ernsten anbrengen oder rede nit zweifel gehabt, darumb diß seins anzeigens one not gewest. Dz haben die stend hern Ernsten uf solch anzeige guter meynung nit verhalten wellen. Geben uf sambstag nach corporis Cristi anno Domini etc. nono.
Nr. 288 Schlussresolution der Reichsstände an die Reichstagskommissare – Worms, 9. Juni 1509
[1.] Aufforderung des Ks. zur Änderung der ständischen Position bei der Reichshilfe; [2.] Ablehnung einer die Leistungsfähigkeit der Stände übersteigenden Reichshilfeforderung.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 162–162’ (Kop., Überschr.: Letzt antwurt der stende.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 178’–179 (wie A) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 40’–41 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop., Überschr. wie A) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 144’–145’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie A) = D. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 170–170’ (Kop., Überschr.: Letzt antwort der stende uf ksl. Mt. zugeschickte schrieft.). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 54–54’ (Kop.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 57–57’ (wie A). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 58–59 (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (wie A). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 344’–346 (wie D). München, HStA, KÄA 3136, fol. 429–429’ (wie A; Verm.: Geben sambstags nach corporis Cristi anno domini etc. nono.). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 44’–45 (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 63–64’ (wie D). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 80–78’ (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 25–25’ (Kop.). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 33–33’ (wie D).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 976, S. 778f.
[1.] Curfursten, fursten und ander stende haben der kaiserlichen Mt. schreiben, an die ksl. rete ytzo außgangen [Nr. 411], ksl. Mt. begerte hilf betreffend, mit anhangender begere, sich einer andern und bessern antwurt und meynung seiner Mt. begern gemesse zu entslissen, alles ferrers inhalts horen leßen. Und zweiveln nit, ksl. Mt. haben nu auß a–yren gegeben antwurten–averstanden, wie die stend des Reichs zu allem dem, das zu ere, wolfart und ufnemen ksl. Mt. und des Heiligen Reichs fruchtpar oder gut gewest oder noch sey, als die gehorsamen yrs vermogens allezeit gutwillig gewest und nochb.
[2.] Nu hab die ksl. Mt. an die stend ein merkliche hilf uf dz stercks ein jar lang und zum furderlichsten zu tun begert, die den stenden, wo sie der gleich schuldig, nit moglich sey, wie dann vor auß c–denselben gegeben antwurten–cnach der lenge zu vernemen. Hetten abe[r] kaiserliche Mt. oder ire rete anfangs etwas, dz den stenden leidlich und moglich gewest, an die stend begert, uß guter willigkaitd zu tun, darinnen hetten sie sich e–auß freyem willen und nit auß schulden, wie sie vormals mer getan–e, ksl. Mt. zu undertenigem wolgefallen und derselben, auch dem Hailigen Reich zu wolfart und gutem nach yrem vermogen dermaß erzeigt, dz sie hoften, von der ksl. Mt. gnedigen willen erlangt zu haben. Und als ksl. Mt. ferrer selbs anregen das vermogen der stende und anders, dasselbig ist nit anders, wann sie in f–nest gegeben iren antworten–fbeswerts gemuts angezeigt haben. Darbey sie es pleyben lassen. Und wellen sich ferrer gegen ksl. Mt. als yrem rechten herrn underteniger meynung in disputacion nit begeben noch auch vormals oder ytzo ichts seiner Mt. zuwider, sonder allein yrer nodturft und gelegenhait halber angezeigt und geantwurt haben. Darumb und auß andern vor erzelten ursachen, so lassen es die stende bey den gegeben antworten pleyben. Bitten darauf ksl. Mt. als yren gnst. hern underteniglich, solchs nit anders wann der nodturft zu vernemen und deßhalb kein ungnade oder misfallens zu entpfaen. Das seind die stende neben iren phlichten in undertenigkait zu verdienen urputig und willig. g–Geben sambstag nach corporis Cristi anno Domini etc. nono–g.
Nr. 289 Resolution der Reichstagskommissare an die Reichsstände – Worms, 9. Juni 1509
[1.] Übersendung der letzten ständischen Resolution an den Ks.; [2.] Angebot zu weiteren Verhandlungen über die Reichshilfe.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 162’–163 (Kop., Überschr.: Der ksl. comissarien und rete antwurt darauf.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 179–179’ (Kop., Überschr.: Keyserlicher Maiestet commissarien etc.) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 40’–41 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop., Überschr.: Ksl. Mt. rete antwort.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 146–146’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie B) = D. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 171 (Kop., Überschr. entsprechend A). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 54’–55 (Kop.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 57’–58 (Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop.). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 59’–60 (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop.; Überschr. wie C). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 346–347 (wie D). München, HStA, KÄA 3136, fol. 430 (wie B; Datumverm.: Geben sambstags nach corporis Cristi anno etc. nono). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 45–45’ (Kop., Überschr. entsprechend A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 64’–65 (wie D). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 78’–78 (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 25’–26 (wie B). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 33’–34 (wie D).
[1.] Ksl. Mt. rete und comissarien haben der curfursten, fursten und stende des Reichs a–ubergeben antwurt und meynung–a [Nr. 275] irer ksl. Mt.b–vormals zugeschickt, deßgleichen sie irer Mt.–b diec itzt jungstd der stende antwurt [Nr. 288] auch furderlichen zusenden und sich mit denselben stenden derhalb in kein ferrer disputation oder schrift begeben, sonder solchs zu ksl. Mt. ermessung und betrachtung stellen wollen.
[2.] Aber nachdem sie, die rete, ye gern sehen und verhelfen wolten, dz der unwille, so, alß sie sorgen, auß der stend ubergeben antwurt zwischen ksl. Mt. und ine, den stenden, erwachßen mocht, furkomen werden und sie bey gutem willen und einigkait bleiben, wo dann den stenden gemeynt sein wolt, von einer andern meynung, der ksl. Mt. bessern gevallen entphaen mocht, zu reden, darzu wolten die rete yrs verstants mit getreuem vleis auch gern helfen handeln und, was zu guter einigkait dienen mag, keyn muhe oder arbeit ires teils sparen noch unterlassen. f–Geben sambstags nach corporis Cristi anno Domini etc. nono–f.
Nr. 290 Resolution der Reichsstände an die Reichstagskommissare – Worms, 10. Juni 15091
[1.] Angebot der ksl. Kommissare zur Fortsetzung der Verhandlungen über die Reichshilfe; [2.] Ablehnung des Angebots durch die Stände in Erwartung der Billigung ihrer Position durch den Ks.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 153–153’ (Kop., Datumverm., vermutlich bezüglich der Beschlussfassung: Auf sambstag nach corporis Christi [9.6.].) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 179’ (Kop.) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 42’–43 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 146’–147 (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.) = D. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 171’–172 (Kop., Datumverm.: Sontag na trinitatis [10.6.]anno etc. ut supra.). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 49’ (Kop., Datumverm.: Actum sontags nach trinitatis [10.6.]anno nono.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 58–58’ (Kop., Datumverm.: Sontag nach corporis Christi [10.6.]zu obend.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop.). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 60–60’ (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop., Datumverm.: Sonntag nach corporis Christi). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 347–347’ (wie D). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 45’ (Kop.). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 65–66 (wie D). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 26–26’ (Kop.). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 34–34’ (wie D).
[1.] Curfursten, fursten und ander stend haben ksl. Mt. rete widerantwurt [Nr. 289] auf der stend letzt gegeben antwurt [Nr. 288] gehort. Und als dieselben rete in gemelter yrer widerantwurta tun anhenken, das sy ye gern sehen und verhelfen wolten, das der unwill, so, als sy besorgen, b–aus der stend gegeben antwurten–bzwischen ksl. Mt. und ynen, den stenden, erwachsen mocht, furkomen werden etc., mit erbietung, wo den stenden von ainer anderen meynung, der ksl. Mt. besser gefallen emphahen mocht, zu reden gemeint sein, darzu wolten sy gern helfen handlen etc.
[2.] Versehen sich nu di stende genzlich, wo ir, der stend, sachen dermaß gegen ksl. Mt. geschickt oder gestalt, das daraus ainiger unwill billich erwachsen sol, dy rete wurden irem erbieten nach nichts erwinden lassen. Aber dy stend setzen in kainen zweivel, sy haben sich nach gstalt diser sachen und yrer gelegenhait underteniger meynung in gegeben antwurten dermassen horen lassen, das ksl. Mt. darab kainen unwillen empfahen oder schepfen werd; den vertrauen sy auch zu ksl. Mt. genzlich haben und tragen. Achten darumb, sich in weyter handlung derhalb zu begeben an not. Das haben dy stend den ksl. reten guter meynung uf ir getan erpieten unangezaigt nit wellen lassen, gutlich bittend, alle sachenc der ksl. Mt. von der stend wegen zum besten anzubringen, als sich dy stend zu den reten genzlich versehen. Das begern sy fruntlich zu verdinen, zu beschulden und zu erkennen.
Nr. 291 Resolution der Reichstagskommissare an die Reichsstände – Worms, 10. Juni 15091
[1.] Beendigung der Verhandlungen zur Reichshilfe; [2.] Zusage der Berichterstattung an den Ks.; [3.] Anfrage bezüglich der Verantwortlichkeit für die letzte ständische Resolution.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 146–146’ (Kop.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 180 (Kop.) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 43–43’ (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 147–148 (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.) = D. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 172–172’ (Kop., Überschr.: Ksl. Mt. rete haben ferrer geantwort.). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 49’–50 (Kop.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 58’–59 (Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop.). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 60’–61’ (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop.). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 347’–348 (wie D). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 46 (Kop.). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 66–66’ (wie D). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 26’–27 (Kop.). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 34’–35 (wie D).
[1.] Ksl. Mt. rete haben der kurfursten, fursten und [st]end des Reichs itzt furgetragen schriftlich meynung [Nr. 290] verlesen. Und sein ungezweivelt aus irer, der rete, negst gegeben antwurt [Nr. 289] gnugsamlich vermerkt, das irenhalben alles das, so zu furdrung dises handels und guter ainigkait dinen mag, angezaigt und nichts unterlassen sei. Darumb sy es bey derselbn antwurt nochmals bleiben lassen.
[2.] Als aber im beschlus itziger der stend meynung angehengt und begert ist, von der stend wegen alle sachn ksl. Mt. zum besten anzubringen etc., des sein di ret mit allem vleis zu tun ganz willig, als sy auch bisher alweg getan haben.
[3.] a–Und dweil di rete ksl. Mt. vormals auf ir begeren alle stend, so uf disem reichstag in aigner person oder durch ir botschaft erschinen sein, schriftlich zu erkennen geben, so erfordert der ret notturft, bericht zu werden, ob di itzig der stend meynung allain von der kurfursten, Ff. und stet wegen, der rete oder botschaft dieselben also furgetragen haben, oder von aller stend wegen ainhelliglich gescheen sey oder nit, domit sy ksl. Mt. deshalben underrichtung tun mogen–a. Dan wo ymants hernachmals sag, das der stend gegeben antwurt seiner meynung nit gewest, wurd den reten bey ksl. Mt. daraus merklich ungnad und unglimpf erwachsen.
Nr. 292 Resolution der Reichsstände an die Reichstagskommissare – Worms, 10. Juni 15091
[1.] Dank für das Angebot der Reichstagskommissare zur Berichterstattung an den Ks.; [2.] Frage der Verantwortlichkeit für die letzte ständische Resolution; [3.] Zustimmung zum Vorschlag der Kommissare bezüglich einer Antwort an den Deutschordenshochmeister Friedrich von Sachsen; [4.] Nichtzuständigkeit der Reichsstände für eine Supplikation Kg. Johanns I. von Dänemark und Hg. Friedrichs I. von Schleswig-Holstein bezüglich der Reichsstandschaft Hamburgs.
Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 146’–147 (Kop.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 180–180’ (Kop.) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 44–44’ (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop.) = C. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 148–148’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.) = D. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 172’–173’ (Kop., Überschr.: Antwort der stende.). Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 50–50’ (Kop.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 59’, 62 (Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop.). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 61’–62’ (wie D). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop.). Mühlhausen, StdA, 10/C 1–8, Nr. 1, fol. 348’–349 (wie D). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 46’ (Kop.). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 66’–67’ (wie D). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 27 (unvollständige Kop., nur Pkt. 1–2; Bemerkung am Textende: Da hueben wir uns davon und zum tor aus.). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 35–36 (wie D).
[1.] Kurfursten, Ff. und ander stende des Heiligen Reichs haben ksl. Mt. rete itz verlesen meynung [Nr. 291] verstanden. Sagen den reten irs gutwilligen getan erbietens fruntlichen und gnedigen dank. Wollen das fr[eundlich] und underteniglich verdinen, beschulden und erkennen.
[2.] Und als di rete furter anhengen, das ire notturft erfordert, bericht zu werden, ob dy itzig furgetragen der stend meynung allain von der kurfursten, fursten und stete wegen, der rete oder botschaft dieselb also furgetragen haben, oder von aller stend wegen ainhelliglich gescheen sey oder nit: Daruf geben di stend ksl. reten zu erkennen, das die itzig und alle vor gegebn antwurt ader meynung von allen stenden, so alhie gewest, gemeinlich und ainhelliglich beslossen und von irer aller wegen den ksl. reten ubergeben sey.
[3.] Furter, der ksl. Mt. rete furslag, den hoemaister zu Breussen betreffend [Nr. 299]: Lassen ynen di stend gefallen. Und so ksl. Mt. ire botschaft ernent und nach notturft fertigt, wellen dy stend den iren auch benennen und mit zerung und ander notturft fertigen. Und bedunkt sy an not, den konig von Ungern nach gstalt seiner sachen mit disem handel zu beladen. Wann es [ires er]messens der sachen mocht verzug und lengerung geberen.
[4.] Dan den konig von Denmark und herz[og zu] Holstain [Kg. Johann I. und Hg. Friedrich I.] belangent, finden di stend, das diese suplication2 allain an ksl. Mt. rete und nit an sy, dy stend, ausgangen ist. Darumb und anderer merklicher irer gescheft und anligenden sachn halben sy sich derselbn sachen nit zu beladen wissen.
Nr. 293 Abrechnung des Reichskammergerichts für den Zeitraum 1507 bis 1509 (Teilrekonstruktion aufgrund der Visitationsakten von 1514) – Worms, 15. Juni 1509
[1.] Übergabe der Abrechnung an die Wormser Reichsversammlung; [2.] Einnahmen des Reichskammergerichts; [3.] Soldzahlungen an Kam- merrichter, ksl. Fiskal und Assessoren; [4.] Ausgaben für das Kanzleipersonal.
Wien, HHStA, RK RKG-Visitationsakten Kart. 315, [Fasz. 1] (Aufschr.: Abscheid des tags zu Wormbs anno XCXIIII gehalten, das ksl. cammergericht antreffende. Überschr.: Handlung und abschid des tags zu Wormbs, auf sonntag vor Galli [15.10.]anno etc. vierzehen durch camerrichter und beisitzer angesetzt.), fol. 1–51’ passim = Textvorlage A.
[1.] /2/ Die Verordneten Gf. Adam von Beichlingen, Dr. Johann Fürderer, Dr. Hieronymus von Croaria und Dr. Christoph Moeller übergaben am 15. Juni den auf dem Wormser Reichstag versammelten Ständen ein auf jeder Seite von Johann Storch unterzeichnetes Register und eine ksl. Quittung von diesem Datum1. Das Register2beinhaltete gemäß der Konstanzer Ordnung und dem Regensburger Visitationsabschied [von 1508] die Einkünfte aus den beiden Anschlägen [von 1507 und 1508], den Fiskalgefällen und den Kanzleigebühren sowie die Ausgaben für den Zeitraum vom 29. September (sant Michaels tag)1507 bis zum bewussten 15. Juni 1509.
[2.] [Einnahmen:] /8–8’/ Beiträge zum Konstanzer Reichsanschlag (nominal 11 556 fl.): 4485 fl.3 + 1978 fl.4 + 36 fl.5
/9/ Beiträge zum Regensburger Anschlag (nominal 11 556 fl.): 3063 fl.6
/2/ Gesamteinnahmen: 12 265 fl.rh., 24 kr.; Gesamtausgaben: 12 243 fl.rh., 59 kr.; /2’/ Überschuss: 21 fl., 25 kr.
[3.] /33’/ Auszahlung von 2075 fl. an den am 29. September 1507 in Regensburg eingetroffenen und am 30. April 1509 vom Gericht abgereisten Kammerrichter Bf. Wiguläus von Passau (Jahressold 1500 fl.); /34–34’/ Auszahlung von 1100 fl. an den von den Gff. und Hh. präsentierten Assessor (31. Oktober 1507–15. April 1509; Jahressold 600 fl.) und Kammerrichter (15. April-15. Juni 1509) Gf. Adam von Beichlingen.
/40/ Auszahlung von 630 fl. an den ksl. Fiskal Dr. Hieronymus von Croaria (1.12.1507–1.12.1508; Jahressold 800 fl.); /44’/ Auszahlung von 300 fl. an den ksl. Fiskal Dr. Christoph Moeller (ab 1.12.1508; Jahressold 600 fl.).
/18’/ Soldzahlungen an die Assessoren (Jahressold 400 fl.): an den Kurmainzer Assessor Dr. Johann Fürderer (Diensteintritt am 15.10.1507) 570 fl., /19’/ an den kurpfälzischen Assessor Dr. Jakob von Landsberg (ab 21.4.1508) 305 fl., /21–21’/ an den Assessor des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises Dr. Diederich von Schiederich (4.5.–4.11.1508) 131 fl., /22/ an den Assessor des Niedersächsischen Kreises Dr. Valentin von Sunthausen [ab 28.11.1507] 424 fl., /36/ an den Kurkölner Assessor Dr. Arnold Rymerstock (ab 4.5.1508) 305 fl., /36’/ an den Kurtrierer Assessor Dr. Dietrich von Lautern (ab 3.2.1508) 390 fl., /37/ an den kursächsischen Assessor Dr. Georg Besserer (ab 3.10.1507) 510 fl., /37’/ an den kurbrandenburgischen Assessor Dr. Anton von Emershofen (ab 27.12.1507) 430 fl., /37’–38/ an den österreichischen Assessor Dr. Simon von Reischach (ab 3.10.1507) 510 fl., an den Assessor des Bayerischen Kreises Dr. Augustin Lösch (28.9.1507–28.4.1509) 533 fl., /38’/ an den Assessor des Schwäbischen Kreises Dr. Sebastian Schilling (8.12.1507–8.3.1509) 440 fl., /39–39’/ an den Assessor des Oberrheinischen Kreises Dr. Georg Schütz (8.10.1507–8.10.1508) 300 fl., /40’/ an den Assessor des Fränkischen Kreises Dr. Sebastian von Rotenhan (ab 27.10.1507) 498 fl., /41’/ an den vom Ks. präsentierten burgundischen Assessor Dr. Haringo Sinnama (ab 15.1.1508) 407 fl.
[4.] /22’/ Soldzahlungen an die Protonotare (Jahressold 400 fl.) Ambrosius Dietrich (ab 4.10.1507) 474 fl./23–23’/ und Ulrich Varnbüler (ab 4.10.1507) 405 fl., /24’/ an den Pedell (Jahressold 24 fl.) Philipp Stumpf (ab 29.9.1507) 40 fl.
/25/ Auszahlung von 111 fl. Kostgeld für das Kanzleipersonal (je 50 fl. jährlich für den Leser Hans [Fiemel] sowie die Schreiber Caspar Zwengel, Georg Spelt, Diebold Walch, Albrecht Ver und Augustin Molitoris) an Ambrosius Dietrich für den Zeitraum Mitte Oktober 1507–10. Juni (pfingstabent)1508; /25’/ Auszahlung weiterer 222 fl. an Dietrich für die Zeit bis zum 1. Mai 1509, den auf eigene Rechnung wohnenden Leser nicht mitberücksichtigt. Auszahlung von 40 fl. Kostgeld an den Leser für 41 Wochen; /26’/ Auszahlung weiterer 150 fl. an den Leser (Diensteintritt am 1.12.1507; Jahressold 100 fl.) für Lohn und Kostgeld; /28’/ Auszahlung von 48 fl. Lohn für den Ingrossisten Caspar Zwengel (16.10.1507–23.4.1509); /29’/ Auszahlung von 5 fl. Dienstgeld für den 1508 in Regensburg eingestellten und vor dem Umzug nach Worms wie andere Schreiber am 23. April entlassenen Kopisten Molitoris; /45’/ Auszahlung von 35 fl. Dienstgeld für den kurz nach dem 1. November 1507 eingestellten und am 23. April entlassenen Ingrossisten Diebold Walch; /46, 47’/ Auszahlung von 27 fl. bzw. 28 fl. für die kurz nach dem 16. Oktober 1507 eingestellten und am 23. April entlassenen Kopisten Georg Spelt und Albrecht Ver.
Nr. 294 Verzeichnis der ksl. Kommissare und reichsständischen Deputierten über Ausstände beim Kammerzieler – Worms, 16. Juni 1509
[1.] Ausstände beim Konstanzer Anschlag; [2.] Ausstände beim Regensburger Anschlag; [3.] Restforderung an die deputierten Einnehmer; [4.] ausstehende Kanzleigebühren.
Wiesbaden, HStA, Abt. 131, Nr. IV a, 22a, fol. 78–78’ (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop., Überschr.: Summarius des hinderstands von wegen gewissen und ungewissen der beder anschlage, zu Costens und Regensburg zu underhaltung kayserlichen camergerichts gemacht, und andern, durch kayserliche maiestat, auch der churfursten, fursten und stend des Reichs verordente rete uberschlagen zu Wormbs am sechzehenden tag Junii anno etc. nono.) = Textvorlage A.
[1.] Aus dem rest des anschlags zu Costens steet noch zu bezalen funftausentfunfhundert gulden. Daraus ist die suma der, so gewiess sein sollen, gezogen und drifft sich nit mehr dann sechzehenhundert und ailf gulden ungevarlich darauf, dannocht kost gelegt werden mues.
Tuet der gewiess abgang dreutausent und neunhundert gulden.
Und sollen doch die ungewissen domit irer anzale dannocht nit erlediget, sonder ksl. Mt. beschaids darin erwartet werden, ob man wieder sie procedirn sall oder nit. Darumb sollen dieselben irer Mt. zugeschickt werden.
[2.] So ist der rest an dem anschlag, zu Regensburg gemacht, vierdausenthundert und funfundsechzig gulden.
[3.] Item die verordenten des cammergerichts zu deren einname und außgabe bleiben schuldig zwenzig gulden und achtundzwainzig kreuzer.
[4.] So bleiben die hern von Beren [= Hh. von der Leiter] fur ain achtbrief wieder die Venediger [Nr. 301f.] schuldig hundert gulden.
Und der [Valentin] von Sunthausen burgschaftweis fur die von Stolberg dreisig gulden.
Und der bischove von Menz fur zwene achtbrive dreissig gulden.
Nr. 295 Resolution der ksl. Kommissare und reichsständischen Deputierten zu Beschwerden des Reichskammergerichts – Worms, 16. Juni 15091
[1.] Verbesserung des Verfahrens bei Fiskal- und Kriminalfällen; [2.] Defizite bei den Advokaten am Reichskammergericht; [3.] Bestimmungen für das Kanzleipersonal; [4.] Beschleunigung der Verfahren; [5.] Registrierung und Zusammenstellung der Prozessakten; [6.] Änderung des Verfahrens bei der Urteilseröffnung; [7.] Missstände bei den Notaren; [8.] Überarbeitung der Botenordnung.
Wiesbaden, HStA, Abt. 131, Nr. IV a, 22a, fol. 81–83 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop., Überschr.: Kayserlicher Mt., auch churfursten, fursten und der stende des Rychs, auf dem Rychs tage zu Wormbs versamelt, verordent rete antwurt und beschaid, XVIta Junii 1509, auf etlich mengel und geprechen, von wegen ksl. camergerichts inen ubergeben.2) = Textvorlage A.
[1.] Item auf den ersten artikl von besser ordenung, wie jura fisci, auch die malefiz und penfell im Reych bas erkundet3, gerechtfertigt und inpracht4 werden mogen.
Ist beslossen, das es dises artikls halber by ksl. Mt. antwurt, dem camergericht furmals in glichem fall aus Dortrich am XXV. Octobris anno octavo gegeben5, furohin pleiben und dermassen gehalten werden soll.
[2.] Zum andern, dwil nit kleiner mangl sey an advocaten, von einer ordnung zu reden, dardurch gelert persone zu advocaten an das camergericht gezogen werden mochten.
Bedunkt die obgemelten rete kainer besondern ordnung noit sin, sonder camerrichter und bysitzer werden das wole gepurlich einsehens han.
[3.] Zum dritten von besetzung des camergerichtz canzley, sonderlich durch wen und wie die schreiber und copiesten aufgenomen, erhalten und regirt werden sollen.
Ist beslossen, das aufs wenigst zwen schreiber zum ingrossirn und einer zu copyern; und ob ain menge oder ubermass der copyen zugefallen und dieselben in der canzlei zu fertigen zu vil oder beswerlich sin, das sie ausserthalb der canzly zu schreiben bestellt und von einem plat vier pfenning ungeverlich, wie man das andingen6 oder bekomen mag, gegeben, auch ein gemeyner canzleiknecht, wie furmals, als angezaigt, alweg gewest sin, gehalten werden soll.
So ist fur gut und nutz angesehen, das die protonotarien und schreiber byeinander in der canzly sein und plyben und das Ambrosius Dietherich sie verkostigen und mit legern und andern sachen underhalten. Und was durch camerrichter und bysitzer geordent oder gesetzt, das ir ainer ime fur costgelt und alle ander ding geben, das er sich desselben benugen lassen, sie auch mit der cost und anderm dermassen halten und fursehen solle, damit sie clagens kein ursach haben und camerrichtern und bysitzern weiter deshalb zu handln nit noit werde.
Das auch der camerrichter mitsambt etlichen bysitzern, so er deshalb zu ime nemen, ordnung machen, wie die personen der canzlei aufgenommen und regirt, auch wie es mit inen und sunst in andern notturftigen sachen zu forderlicher verfertigung der erkanten process und der partyen gehalten werden soll.
[4.] Zum virten, von besser ordnung und statut zu handln, damit man nit so lang wie bisher in den sachen hangen muss, sonder zu furderlicher verhorung und ende der sachen komen mochte.
Sollen camerrichter und bysitzer darin ordnung, die leidlich sey, furnemen, doch damit aufsehens haben, das die partyen dadurch an irem furtrag nit verhindert werden.
[5.] Zum funften, ordnung furzunemen, das alle gerichtzacta vor erledigung und relation der rechtsetzen registriret und aufs kurzst extendirt und nit also auß den carten, zetteln und briefen referiret und geurtailt werden sollt, wie dann zu Nurenberg durch camerrichter und bysitzer davon geret, auch in schrift begriffen worden ist.7
Ist durch die gemelten rete erwegen, wiewole soliche ordnung die sachen und hendl zu referirn furderlich und geschicklich sein, so mocht doch das by ksl. Mt., auch den stenden des Rychs und sonst allenthalben im Ryche fur muglich beswerung und den partyen fur ain nachtailig neuwerung geacht werden, und darumb fur pesser angesehen, by allen advocaten und procuratorn zu verfugen, das sie hinfur kain product, wie wenig oder clain das sij, nit anders dann auf einen ganzen pogen bapirs schriben und dermassen inlegen und das der leser in einem glichen handl, so der zu der urtl beslossen und zu referiren compellirt ist, alle schriften, wie die von beiden tailn producirt und einpracht sein, nach irem datum daby nacheinander ordenlich einheften, auch die besiglten brif oder rottel der kuntschaften, ob eyniche im selben handl eingelegt weren, daby pinden ader, ob es fuglich bescheen mag, anheften und dermassen versorgen soll, damit solichs alles byeinander pleiben und nichtz davon verfelt oder verlorn werde.
[6.] Zum sechsten, ob gut sey, das man alsbald nach dem referirn urtl besliess oder besser, sonderlich in grossen sachen und endeurtailn, das zur selben noch nit beslussig vota, sonder allein disputationes und pun[c]ta, warauf die referirt sach und rechtsetz beruhen woll, colligirt und beslus der urtail etlich tag zu bedacht und besichtigung der rechten angestellt und mittlerzyt, wo die partyen ader advocaten des begern, die puncta verzaichnet ine veroffnet wurden, informationes juris, ab sie wolten, inzugeben.
Ist daruf obbemelter rete vermutung, das sich camerrichter und bysitzer in solichem falle wole werden und wissen zu halten.
[7.] Zum siebenden von einer verfenglicher und besser ordnung oder versehung, wie den geprechen der onbekannten, auch onschicklichen offenen notarien im Ryche und iren unformlichen instrumenten zu begegnen sij, dwil vor gemacht versehung8 darin bishere unerschiesslich erscheint.
Daruf lassen es vor gedachte rete by den ordnungen, deshalb hievor aufgericht, pleiben. Wo aber kunftiger zeit etwas weiter enderung ader besserung darin zufallen und noit sin wurde, das soll zu ermessung, betrachtung und besserung camerrichters und der bijsitzer gestellt und bevolhen sein.
[8.] Zum achten, das in die itzig ordnung und brauch der camergerichtspoten9, von denen teglichs clag sey, gesehen werden soll.
Lassen es die vor gedachten rete by der ordnung, deshalb hievor gemacht, pleiben. Und wo kunftiger zeit etwas beschwerung oder verhinderung einfallen wurde, sollen camerrichter und bysitzer darin sehen und demselben fuglich mass und ordnung geben.
Anmerkungen
Worms ein und wurde von diesen am gleichen Tag den Reichsständen vorgelegt [Nrr. 261, Pkt. 11 – Zum andren … uberantwurt; 400, Pkt. 1].