Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Beginn des Romzuges; [2.] Treffpunkt der Reichskontingente; [3.] Verwendungszweck der Reichshilfe; [4.] Abstimmung Kg. Maximilians über Einzelfragen der Kriegsführung mit Feldhauptmann und Kriegsräten; [5.] Reichsgesandtschaft zu Kg. Ludwig von Frankreich; [6.] Unterhalt von Feldhauptmann und Kriegsräten; [7.] Ankündigung einer Stellungnahme zu Reichskammergericht und Münzwesen; [8.] zusätzliche Beratungspunkte des RT; [9.] Forderung nach Bildung eines Ausschusses für Fragen im Zusammenhang mit dem Aufmarsch der Reichskontingente; [10.] Verweigerung von Nachlässen an der Reichshilfe zugunsten einzelner Stände.
s.l., s.d., jedoch Konstanz, 14. Juli 1507.
Wien, HHStA, MEA RTA 3a, fol. 509–512 (Kop.) = Textvorlage A. Weimar, HStA, Reg. E, Nr. 54, fol. 59–62 (Kop. mit Randvermm. Hd. J.J. Mueller, die den Inhalt kennzeichnen; Vermerk über die Abschrift durch die Stände: Uf mitwoch nach Margarete [14.7.] im parfusercloster zu Costenz 1507.) = B. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 55–57 (Kop.) = C. Bamberg, StA, BRTA 5, fol. 79–81’ (Kop., Verm.: Als ich1 am mitwochen [nach] St. Margreten tag in predigercloster vor kgl. Mt. rete in sachen der verhore zwischen meinem gn. H. von Bamberg und Linhart Rauber2 aufgezeichent, gelesen und gehandelt hab, dweyl haben der Ff. schreiber, wie hernach volgt, aufgezeichent und geschriben. Und hat mir Dr. Jacob3, meins gn. H. de Basele rate, sein verzeichnis gelihen, die laut also. Randverm.: Man hat mir nichts davon gesagt. Ich hett sunst mein sach darnach gericht, das ein ander hett geschriben.) = D. München, HStA, KÄA 3136, fol. 188–190’, 193’ (Kop., Datumverm., Dorsalverm.: Röm. kgl. Mt. begern, darauf der stend antwurt, zu Costenz an mitichen nach Margrethe Ao. etc. VII.) = [E]. Frankfurt, ISG, RTA 23, fol. 37–40 (Kop. mit vereinzelten Randvermm. Hd. J.J. Janssen, die den Inhalt kennzeichnen) = [F]. Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/22, fol. 8–10’ (Kop.). Lübeck, StdA, RTA II, Fasz. 3, fol. 38–41 (Kop.). Mühlhausen, StdA, 1 10 C 1–8, Nr. 1a, fol. 34–36 (Kop. mit Randvermm.). München, HStA, Neuburger Kopialbücher 22, fol. 330–330’ (Fragment).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 917, S. 725–728.
[1.] Anfenglich des zugs halben, zu welcher zeit der angeen soll etc. Hieraufa ist kgl. Mt. antwurt und anzaigen, daz irer Mt. will und gmuet ware, das solher zug zum furderlichsten furgenomen wurde, in ansehung und bedacht, daz sich nu die winterzeit nahet und die bosen wintertag kumen, und sonderlich, damit die kgl. Mt. die Ff. und communen in Italien, auch die Aidgnossen und ander, die irer Mt. und des Hl. Reichs partey sein und zu solichem zug ir hilf, rat, furdrung und beystand tun werden, in irem furnemen und zuesagen bey guetem willen, darinnen sy gegen kgl. Mt. und dem Reich zu disem zug steen und darzu practiciern verhelfen, behalten mug und dieselben durch die haar4 und verlengrung des zugs nit in verdriess, abfal und verzweiflung gelait und geursacht, auch dardurch der Kg. zu Frankreich nit gesterkt werde, daraus dann kgl. Mt. und dem Reiche unuberwindlicher nachteyl entsteen mocht.
[2.] /509’/ An welcher malstat die versamblung des volks beschehen sol, ist kgl. Mt. anzaigen und gevallen, das solichs hie zu Costenz beschehe, das dann ir kgl. Mt. allen furnemen und sachen nach am glegnesten und besten ansiecht.
[3.] Gegen wen und an welhes ort die kgl. Mt. die hilf gebrauchen wol, darauf zaigt ir kgl. Mt. an, das solich hilf zu gebrauchen sey gegen allen den, so ir kgl. Mt. an dem romzug und der ksl. cron zu irren untersteen und zu erobrung und behaltung dero, so die kgl. Mt. noch fur irer Mt. guet partey helt und dem Hl. Reich on mittel unterworfen sein, als Mgff. von Mantua, Ferrar, Monteferrar, Florenz, auch andere Ff., communen und stende in Italia, wie sich dann die kgl. Mt. des mit dem haubtman sambt den verordenten raten verainen und die notturft des Hl. Reichs erfordern wurde, davon dannocht yetzo, als wol zu ermessen, so weyt nit zu reden und zu handeln ist.
[4.] Auf das, ob die kgl. Mt. mit rat des haubtmans und der gedachten rate oder fur sich selbs handeln wolle, ist kgl. Mt. anzaigen und antwurt, das /510/ irer Mt. gemuet und mainung nye anderst gewest und noch sey, dann das ir Mt. all sachen mit rat derselben5 haubtmans und rate handlen und volziehen wolle. Ir Mt. hab auch darumb begert [Nr. 187] und noch, irer Mt. solhen haubtman und rate zuzeordnen.
[5.] Daz die stend anzaigen, guet sein, daz sich die kgl. Mt. yetzo entsliessen, auf was mainung und wie man mit dem Kg. zu Frankreich durch die botschaft, so ir röm. kgl. Mt. zu im zu schicken furgenomen hat, handlen solle. Darauf ist kgl. Mt. antwurt und anzaigen, daz irer Mt. noch gevallen und guet bedunken woll, daz also ain botschaft zu dem Kg. zu Frankreich geschickt werde, doch nit treffenlich noch in grosser anzal, sonder gering und nit zu treffenlich personen, und daz dieselb botschaft in bevelch hab, auf nachvolgend artikel und mainung zu werben: Nemblich, das der Kg. zu Frankreich irer kgl. Mt. die pass, dero ir kgl. Mt. zu dem romzug aus notturft und von sicherheit wegen anzaigen und begern wirt, eingeben wolle, dieselben durch die kgl. Mt., /510’/ damit ir Mt. iren freyen und sichern ein- und außzug umb die ksl. cron gehaben mog, besetzen zu lassen. Zum andern, damit er aller Ff., communen und steenden in Italien, so dem Hl. Reich unterworfen, verwandt und der billicheit nach verphlicht sein sollen, genzlich entslag, der nicht annem, sonder irer kgl. Mt. als irer Mt. und des Reichs untertanen zu gehorsam kumen lass, wie er des in craft der vertrag, so zwischen inen baiden aufgericht6, zu tun schuldig war. Zum dritten, als sich zwischen röm. kgl. Mt. und dem Kg. zu Frankreich irrung halten von wegen des Hm. Mayland, damit Mayland, was daran herdishalb des Phadts7 ligt, sequesterweyse den stenden des Reichs zugestelt, b–und was enhalb des Phadt ligt mit Genua, sol alles dem Kg. von Frankreich pleiben, so ist sein tail grosser dann des Reichs teil–, bis das mit recht ausgetragen wurd, wem das ganz Hm. billich zuestee. Wie dann der und ander artikel durch ain instruction nachc der stend rate weiter und notturftiglich begriffen und angezaigt werden mugen.
[6.] /511/ Als die stend begern zu wissen, wer den haubtman und rate unterhalten solle, ist kgl. Mt. mainung, das solichs beschehe von dem anslag der hilf.
[7.] Belangend daz chammergericht und guldin munz und wagen, daran sol es kgl. Mt. halben kain mangel haben. Und ist ir Mt. willens, den stenden irer Mt. mainung und antwurt, darab sy ungezweivelt wol zufriden sein werden, in schrift von stund an zu erkennen zu geben.
[8.] Auf der stende anzaigen, was kgl. Mt. mer willen hett, in disem tuen oder sachen furzunemen, daz sich ir Mt. des alles endlich entsliessen und den stenden furderlich darinnen zu handlen verzaichent ubergeben wolle. Darauf ist kgl. Mt. antwurt, daz ir Mt. auf ditzmal nach gehandeltend dingen nicht weiter wisse. Aber ob irer Mt. oder inen noch etwas sachen und notturften furfielen, die will ir Mt. zu gueter zeit an sy langen lassen, auch von inen vernemen und darinnen irem oder derjen, die sy bey irer Mt. an irer stat lassen, rat und guetbedunken nach handlen.
[9.] /511’/ Und nachdem oben angezaigt kgl. Mt. will und gmut ist, damit der anzug furderlich furgenomen wird, so bedenkt auch ir Mt. gn. und guter maynung, auch fur notturftig, das von der tat und furnemen, so aus solchem anzug kumen und erwachsen mag, geredt und notturftiglich bewegt werde. Darumb ware kgl. Mt. anzaigen und guetbedunken, so die hilf des zugs durch die versamblung beslossen, das alßdann von den stenden ain ausschuss verordent, demselben gwalt und bevelh gegeben wurd, sich des anzugs, auch der tat und furnemen, so daraus kumen sollen, mit kgl. Mt. notturftiglich zu unterreden, dasselb zu bedenken und zu ratslagen. Mit demselben außschuss wolt die kgl. Mt., was das nutzest und pest fur das Hl. Reich sein wurd, entlich sliessen. Dann solich sachen yetzo nit entlich noch gruntlich in der ganzen gmain zu erofnen sein, wie obsteet.
[10.] Zuletst ist kgl. Mt. anzaigen und begern, so dise hilf dem Hl. Reich zuguet beschehen und gedeyhen sol, damit die stend dermassen underainander sliessen und bestellen, daz kainer aus in, der mynst als der maist, ir kgl. Mt. umb nachlass seins geburenden /512/ anslags nit ansuech, sonder ain yeglicher den, wie er hie beslossen und aufgelegt wirdet, getreulich, furderlich und guetwilliglich vollziehen. So will inen auch ir kgl. Mt. gleublich zuesagen, nyemands darin ainichen nachlass zu tun und sich des zu entslagen in des haubtmans und der rat gwalt.