Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Hilferuf des Papstes gegen Venedig; [2./4.] Bruch des Waffenstillstands von Arco; [3.] Achterklärung des Reichskammergerichts gegen Venedig.
I. (Drucke I): Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 87–88’ (präs. Frankfurt, 18.7.1509) = Textvorlage A. Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 37–38’. Memmingen, StdA, A Bd. 292, unfol. München, HStA, KÄA 3136, fol. 389–390’. München, HStA, KÄA 3137, fol. 140–141’. Straßburg, AV, AA 329, fol. 16–17’. Wien, ÖNB, 28.O.29., pag. 21–24.
II. (Drucke II; Bestandteil von Nr. 482; H. Höltzel, Nürnberg 1509 / M. Landsberg, Leipzig 1509): München, BSB, Rar. 1589#Beibd. 11 [= Eur. 330–21], fol. 174’–175’ [auch Online-Ressource] = B. Berlin, GStB, Gv 4565. Göttingen, SUB, 8 Mulert 502 (2). Wolfenbüttel, HAB, H: YT 2.4º Helmst. (1). Worms, StdB, -Mag- W Gs 283.
III. (Abschriften): Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 58–55’ (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 126–127’.
Edition: Goldast, Reichshändel, S. 407f.; Ders., Reichshandlung, S. 92f.; Hutten/Böcking, Schriften III, S. 165f.; Weller, Geschichte I, S. 452–455.
[1.] /87/ [Aufschrift:] Form der Absag von Fürsten, Grauen, Freyen, herren, Rittern, Knechten vnd dienstlewten des heiligen roͤmischen reichs, Auch tewtscher, waͤlscher vnnd windischer nacion verwanndten vnd vndtersaͤssen, An den hertzogen vnnd die herrschafft von Uenedig schriftlich vnd mündlich ausgangen.
/87’/ Fürsten, Grauen, Freyen, Herrn, Ritter, Knecht vnd dienstlewt für Sy, jr helffer vnd helffers helffer obgemelter nacionen haben in jrer absag dem hertzogen vnnd der herrschafft von Uenedig zuͦwissen getan vnd ertzelt, Wie Sy vnnser heiligister vater, der Babst, durch seiner heiligkeit Bullen [Nr. 272/III] bericht, was gestalt die Uenediger sein heiligkeit vnnd den heiligenn Stuͦl zuͦ Rom bisher in manigfaltig weg gwaltigclich vnnd on alle recht beswaͤrt vnnd bedrenngt, das seiner heiligkeit fürter zuͦgedulden nit gepür, vnnd sei deshalben hochgeursacht, Sy mit dem gaistlichen vnnd weltlichen swert zuͦstraffen; hab auch darauf die obbestimbt geselschafft von Fürsten, Grauen, Freyen, herrn, Rittern, Knechten vnnd dienstlewten Als verwandten vnnd vnndersaͤssen des heiligen reichs, welhes ain scherm der cristennlichen kirchen ist, zuͦ hilf, beystannd vnd rettung wider Sy ermant. Das dann dieselb Geselschafft zuͦ hertzen genomen vnnd sich enntslossen haben, seiner heiligkeit vnd der heiligen kirchen mit allem jrem vermügen, vnd was jnen dartzuͦ gepür, gehorsam vnd willfaren zuͦtuͦn.
[2.] Dartzuͦ hab Sy auch bewegt vnd geursacht, Wiewol der bestand, des verschinen jars zuͦ Reyff [= Riva] am Gartsee zwyschenn der Roͤmischen kayserlichen Mayestat, vnnserm allergnedigistenn herren, an ainem vnnd den Uenedigern durch jr gwaltig botschaft mitsambt vnd neben dem kuͦnig zuͦ Franckreich anderstails aufgericht2, vermoͤgt hab, das die Uenediger solichen Bestand ain zeitlanng fuͦr ain friden halten, auch hanndeln, wanndeln vnd alles das tuͦn solten, das vor dem nechstuerganngen krieg zwischen dem heiligen reich vnd jnen gemacht, verbrieft vnd versigelt, Sy auch dem heiligen reich schuldig gewesst sein, So haben Sy doch demselben in menig weg zuͦ wider gehanndelt, Auch an etlichen der obgenanten Geselschafft vom Adel, /88/ Stetten, dartzuͦ Lenndern vnnd Gmainden aus Kayserlicher Maiestat Erblannden den Bestand nit gehalten, wie sich dann die geselschafft mit der zeit, so der gegenwürtig krieg sein entschafft nemen würd, das zuͦbeweisen erpieten.
[3.] Zusambt dem, das sich die Uenediger gegen des heiligen reichs Camergericht vnd in ander weg nach dem berürten bestandt dermassen unerberlich, veraͤchtlich vnd ungepurlich gehalten vnd bewisen, das Sy der Camerrichter vnnd die Beysitzer des Kayserlichen Camergerichtz in die Acht erkendt vnd publiciert haben [Nrr. 301f.].
[4.] Unnd noch mer, das der merberuͦrt Bestand von den Uenedigern, mitsambt vnnd neben dem künig zuͦ Franckreich ainmuͦetig aufgericht, an kayserlicher Maiestat geprochenn sey durch solhen weg: Wiewol derselb Bestand dem kuͦnig zuͦ Franckreich vnd Uenedigern nit weiter dann das hertzogthuͦmb Gheldern zuͦbeschirmen vnnd zuͦretten zuͦegeben vnd sunst alle kayserlicher Maiestat lannd zuͦ friden begriffen, So hab doch der von Arnnburg [Robert von der Marck], als Er iuͦngst fürgenomen het, das hertzogthumb Gheldern mit frantzosischem volck zuͦretten vnd aber dess nit stat noch gelegennheit fynnden moͤgen, den Gubernator von Tshanpani [= Champagne, Jean d’Albret] beredt, auf das lannd Lutzemburg anzuͦgreiffen vnd zuͦkriegen, dess auch derselb von Arnburg aus vergoͤnnen des gedachten Gubernators von Tshanpani ain anfanng gethan hab mit verheren vnd plindern etlicher doͤrfer des genanten lands von Lützemburg, vber das dasselb dem heiligen reich zuͦgehoͤrig vnnd vnderworfen und in dem Bestannd zuͦ friden begriffen sey. Dem allem nach mügen die Uenediger vnd me- /88’/ nigclich ermessen, was die obangetzaigt Geselschaft gegen den Uenedigern als durchaͤchtern der heiligen kirchen, des roͤmischen reichs vnd tewtscher nacion fürtzuͦnemen phlichtig seyen, Nemblich zuͦ eren, behaltung vnd wolfart derselben heiligen kirchen, roͤmischen reichs vnd tewtscher nacion jre widerwaͤrtigen, vngehorsamen vnnd durchaͤchter verhelfen zuͦstraffen. Dess auch dieselb Geselschaft also zuͦtuͦn entslossen, Sich damit durch jr absag für der Uenediger offen veind vnnd aͤchter erklaͤrt vnd tailhaͤfftig gemacht vnd also jr Er nach kriegs rechten bewart haben wellen. Zuͦ vrkund ist der Romischen kayserlichen Maiestat Secrett auf die Absag gedruckt worden, vnnd ausgangen den Achtundzwaintzigisten Maij Anno etc. Nono.