Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
Nr. 296 Instruktion des Deutschmeisters Hartmann von Stockheim für seine Gesandten, den Landkomtur der Ballei Marburg [Dietrich von Cleen] und den Komtur zu Mergentheim [Johann Adelmann von Adelmannsfelden], zu HM Friedrich von Sachsen – [nach dem 6. Mai 15091]
[1.] Votum des Frankfurter Kapiteltages gegen einen militärischen Konflikt und für einen friedlichen Ausgleich mit Polen; [2.] Kritik an der Abreise des Hochmeisters aus Preußen.
Berlin, GStA, OBA 19259, fol. 1–4’, 5–6’ (Kop., Dorsalverm.: Des teuchsen [!]meisters geschigkten zu Worms anbringen.).
[1.] Der Hochmeister hat ihn, Stockheim, zuerst durch den Komtur zu Koblenz, Ludwig von Seinsheim, und später [im August 1508] in Marburg über die von Polen ausgehende Gefahr für den Orden informiert und für den Kriegsfall seine Unterstützung zur Verteidigung Preußens erbeten. Vor kurzem hat er durch den Spittler von Königsberg, Georg Truchseß, außerdem um die Bereitstellung von 50 Kriegsknechten als Besatzung der Ordensschlösser und -städte, um seine persönliche Beteiligung bei der Abwehr eines polnischen Angriffes auf Preußen und um Angaben über die militärische Stärke der deutschen Ordensgebiete gebeten.2
Über diese wichtige Angelegenheit hat er am 6. Mai (suntag cantate)auf einem Kapiteltag in Frankfurt mit seinen Gebietigern beraten: Im Falle eines Krieges mit Polen steht aus folgenden Gründen der Verlust der Ordenslande und der Untergang des Ordens zu befürchten: 1. Der polnische Kg. ist mächtig. Auch würde Kg. [Wladislaw] von Ungarn-Böhmen seinen Bruder sicherlich nicht im Stich lassen. 2. Dem preußischen Ordensland fehlt es demgegenüber an Geld, Kriegsausrüstung, Proviant und Leuten. 3. Der polnische Kg. verhandelt über einen Ausgleich mit Moskau und versucht, es zum Angriff auf Livland zu bewegen, sodass der Ordensmeister [Wolter von Plettenberg] Preußen im Kriegsfall nicht unterstützen könnte. 4. Die Gesandten des Deutschmeisters haben dem Hochmeister kürzlich in Marburg die durch lange Kriege verursachte Erschöpfung der deutschen Ordensgebiete dargelegt. Seit vielen Jahren werden diese durch Kss., Kgg. und Reich zunehmend für Heerzüge, Reichsanschläge und die Teilnahme an Reichstagen in Anspruch genommen. Dazu kommen Beeinträchtigungen durch andere Ff. Die Ordenshäuser sind verarmt. Die Hilfe der deutschen Ordensländer wird also im Konfliktfall wenig nützen. 5. Die von [Georg] Truchseß mitgeteilten Stellungnahmen der [um Beistand gebetenen] Ff. lassen ebenfalls keine Hilfe erwarten.36. Die erbetene Abordnung von 50 Knechten zur Besetzung von Städten und Schlössern in Preußen wäre dem Orden dort voraussichtlich sowohl militärisch als auch diplomatisch gegenüber Polen eher nachteilig als nützlich.
Die [in Frankfurt] versammelten Landkomture haben deshalb folgende Antwort an den Hochmeister beschlossen: Dieser soll dem Papst, dem Kaiser, den Kff., Ff., Gff. und anderen Reichsständen die schwierige und mit Hinblick auf Polen ungeachtet aller Verhandlungsangebote unverändert bedrohliche Situation des Deutschen Ordens schildern. Der Orden sei eine Stiftung des deutschen Adels und diene zu dessen Versorgung. Die Adressaten sollten bedenken, welche Bedeutung ihm dadurch für die deutsche Nation und den Adel zukomme. Der Orden sei zu einem rechtlichen Austrag vor Papst, Ks., Kff., Ff., Gff. und Reichsständen bereit. Diese sollten deshalb nicht zulassen, dass er durch Polen ausgelöscht werde, sondern sich des Konflikts annehmen, die Voraussetzungen für einen einvernehmlichen Ausgleich herstellen und bis zu dessen Abschluss einen Waffenstillstand vermitteln. Sollten die genannten Ansprechpartner dafür nicht zu gewinnen sein – oder sollte Polen Verhandlungen verweigern –, müsste militärische Unterstützung beantragt werden. Aller Voraussicht nach würde auch diese verweigert. Keinesfalls sollte sich der Orden dessen ungeachtet in einen Krieg einlassen, sondern sich alternativ um den Abschluss eines annehmbaren Vertrages bemühen. Für den Fall, dass auch dieser Schritt misslingt und das Ordensgebiet angegriffen wird, sagen der Deutschmeister und die Gebietiger eine Geldhilfe von 12 000 fl. zu. [Weitere Angelegenheiten des Ordens].
[2.] Der Hochmeister hat dem Deutschmeister durch Ludwig von Seinsheim und später in Marburg seine Gründe für seine Abreise aus Preußen dargelegt. Sie, Deutschmeister, Landkomture und Ratsgebietiger, können seinen Entschluss nachvollziehen, sind aber dennoch nicht damit einverstanden: Es stehen wichtige Entscheidungen an, die das Zusammentreten eines Großkapitels erforderlich machen. Der Ks. sowie Kff., Ff., Gff. und die Reichsritterschaft haben von einer Reise eines der Ordensmeister4nach Preußen abgeraten, wo sich der polnische Kg. seiner Person bemächtigen könnte. Sollten sich die drei Ordenshäupter dort treffen, wäre zu befürchten, dass der polnische Kg. sie dazu zwingen könnte, beim Papst die Konfirmation des [Thorner] Friedens zu erwirken, gegen welchen Schritt sich die Vertreter des deutschen Ordensgebiets bislang ausgesprochen haben. Es wurde deshalb erwogen, das Großkapitel in Greifswald oder Stettin abzuhalten. Dennoch wurde bei den Beratungen die Abreise des Hochmeisters aus Preußen keinesfalls für gut befunden. Denn seine Abwesenheit ist der Grund für die wiederholte Verschiebung des Großkapitels. Auch würde seine Anwesenheit den Menschen dort Trost spenden. Der Hochmeister hat vor einiger Zeit auch die Koadjutorie des Erzstifts Magdeburg angenommen. Falls sich diese Neuerung für den Orden als nachteilig erweisen sollte, können sie sich nur damit rechtfertigen, dass sie vorab nicht informiert wurden.5[Weitere Ordensangelegenheiten].
Nr. 297 Vortrag im Namen HM Friedrichs von Sachsen an die Reichsversammlung – Worms, 29. Mai 15091
[1.] Unrechtmäßiges Vorgehen Polens gegen den Deutschen Orden; [2.] Druck auf den Hochmeister zur Bestätigung des Thorner Friedens von 1466; [3.] Bitte um Rat und Hilfe für den Deutschen Orden.
I. (schriftliche Fassung für die Reichsstände): Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 173–174 (Kop., Überschr.: Des homeisters Dutschen Ordens anpringen.) = Textvorlage A. Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 60–61 (Kop.) = B. Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 64–66’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr.: Des hoemeisters Tutschordens in Prussen anbringen etc.) = C.2 Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 51–52’ (Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop., Überschr.: Anbringen, von wegen des hochmeisters Teutsch Ordens geschehen.). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop., Überschr.: Anbringen, von wegen des hochmeisters Teutsch Ordens geschehen.). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 47–48 (Kop., Überschr.: Supplicatio des hohemeysters zu Pruissen.). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 68–70’ (wie C). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 36’–37’ (wie C).
II. (Exemplar für die ksl. RT-Kommissare): Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 4, fol. 37–38’, 44’ (Kop., Überschr.: Instruction des homeisters Teutsch Ordens etc. an ksl. Mt. rete ytz zu Wurms. Verm.: Praesentatum ad consilium prima Junii 1509 Wormac[ia].) = D.
Referiert bei: Wenko, Kaiser, S. 116–118; Mur, Ostpolitik, S. 51f.; Matison, Politik, S. 441 (nach dem nicht mehr auffindbaren Exemplar im GStA Berlin, OBA 19257).
[1.] /173/In welicher gestalt der dutsch adel groß und gerings stands von fursten, graven, hern, rittern und knechten durch ir manheit und blutvergiessen daz lant zu Prussen zur zit, so sie in heydenischem, uncristlichem glauben gestanden, mit dem schwert zu dem cristenlichen glauben und der heiligen cristenlichen kirchen gezwungen, ist ruchtpar [= bekannt] und meniglich wissend. Und alle nutzung und oberkeit zua eynem spital des dutschen adels zu dem loblichen Dutschen Orden geordent, gewidempt, geeygent und gegeben haben, darin sich ein groß zal desselben adels von fursten, graven und der gemeynen ritterschaft, alß mit der warheit anzuzeigen ist, ob zweytusent, in erlichem und gutem wesen erhalten werden. Welichs also in geruglichem stande ob IIC jarn underhalten und nyemants anders nach bepstlicher heiligkeit dan b–ksl. Mt. und–b dutscher nacion anhengig gewest. Alß haben die undertan gemelts ordens eynen unwillen und ufrur gegen gemelten Dutschen Orden erhaben, der beider teil vor ksl. Mt. die zit zu recht gedigen, der solich irrung mit zusatz babstlicher heiligkeit und der kurfursten des Heiligen Richs verhort und rechtlichen versprechen lassen und dem loblichen orden sins begynnens und furnemens zufall gegeben.3 Uf welichen spruch berurte underton sich alßpald koniglicher wirde zu Polant on all ursach und wider recht unterworfen. Und wiewol uf die zit der orden mit derselben kgl. wird zu Polant in eynem sunderlichen verstentnuß, eynung, vertrag und puntnuß gestanden4, dennochc solichs unangesehen hat er wider alle recht und pillicheit dieselben deß ordens underton angenomen.5 Und nicht allein daran gesettigt, sunder in arbeit gestanden, denselben loblichen Dutschen Orden deß orts ganz ußzuruten und zu vertilgen, und ein starken krieg mit dem orden angefangen, biß in daz XIIII. jarn durend, und den orden also müde gemacht und in eynen unzimlichen, unrechtlichen vertrag6 gefurt, dergestalt, daz nun hinfur ein iglicher homeister und der ganz orden zu Prussen nach bebstlicher heiligkeit nyemant anderst dan ein konig zu Polant zu eynem hern er- /173’/ kennen sollen; zum andern, so solten in den orden und alle ampt zum halben teil Polant angenomen und gebrucht werden; zum dritten, so solt ein hoemeister ein konig zu Polant zu all sinen anligen und ufgeboten mit aller hilf beholfen sin; zum virden, und ob kgl. wirde zu Polant schloß oder stett abgetrungen, die solt ein hoemeister ime helfen wider erobern und in sin gewalt zwingen – und vil anderer beswerlicher, uncristenlicher artikel, die ein iglicher homeister bynnen dryend monaten nach siner erwelung eynem konig zu Polant schweren solt.
[2.] Welichs bepstliche heiligkeit durch vil gesinnen kgl. wird zu Polant, solichen vertrag zu bestetigen, in weygerung gestanden und biß anher unbestetigt und unconfirmirt blieben. So nun myn gnedigere her, alhie entgegen, mit rat und wissen ksl. Mt. und ander siner hern und frunt, und sunderlich zu ern der mutter Gottes und zu erhalten den loblichen orden sich zu dem hoemeisterampt hat begeben, welicher myn gn.f her von zwein nestverstorben [Kgg. Johann Albrecht und Alexander], auch itzigem konig [Sigismund] zu Polant angezeigten eid vilfaltig zu volfurn angezogen. Dwil aber sin ftl. gnad befinden, daz solicher vertrag dem Heiligen Rich, dem adel dutscher nacion und dem lobelichen orden entgegen, nachteylig und zu ganzer underdruckungg furgenomen, ist sin ftl. Gn. daz zu tun und volziehen in weigerung gestanden und bißher mit rate ksl. Mt., siner hern und frunt ufenthalten und sich deß mit kgl. wird zu Polant zu gutlicher handelung, auch rechtlichen ußtrag vor bepstlicher heyligkeit, ksl. Mt. und andern cristenlichen fursten und herrn erpoten. Welichs alles von siner kgl. wird geweigert und abgeschlagen. Und wiewol ksl. Mt. mit kgl. wird [Wladislaw] zu Hungern in angezeigten gebrechen eynen tag des nestvergangen jars zu Presla angesatzt und keyserlich maiestat denselben durch treffelich siner gnaden rete zu besuchen understanden, so ist doch derselb tag von kgl. wird ganz stümpflich7 abgeschlagen und den ksl. reten solichs underwegen abgekundiget.8 Also ist mynem gn.h hern warlich warnung zukomen, daz sin kgl. wird sin ftl. Gn. zu angezeigtem eide mit gewalt /174/ zwingen und tringen wolt. Solichs zu verkomen hat sich sin ftl. Gn. mit rat deß meisters in Liflant [Wolter von Plettenberg], siner gebietiger und lantschaft zu Prussen, die sin ftl. Gn. auch sunderlich darumb gebeten, in sin veterlich land begeben. Also ist sinen ftl. gnadeni warnung komen, das sich berurt konigliche wird zu Polant itzt mit j–den wissen Russen–j vertragen9, der meynung, darnach mynen gn.k hern, den homeister, zu sinem willen zu zwingen. Dwil aber diser handel ksl. Mt., dem Heiligen Rich und dem adel dutscher nacion merklichen schaden treuwet und mitbetrifft, hat sin ftl. gnad an berurter ksl. Mt. und der stend des Richs rat nichts tun, begeben oder beschliessen wollen.
[3.] Fruntlich bittend, uwer ftl. gnad geruchen disen handell zu herzen zu furn und uwern ratm fruntlich und gutwillig mitdeiln und n–mit uwer hilf–n dasselb stuck guts, so noch furhanden, helfen underhalten, den lon von dem almechtigen Gott und siner werden mutter entpfahen. So will eß sin ftl. gnad gegeno uwern ftl. gnaden fruntlich und den andern gutwillig verdien[en] und verglichen.
Nr. 298 Stellungnahme der Reichsstände zur Supplikation HM Friedrichs von Sachsen – Worms, 7. Juni 15091
[1.] Bitte des Hochmeisters um Hilfe gegen Polen; Empfehlung der Reichsstände zu Vermittlungsverhandlungen durch Ks. und Reich; [2.] Entsendung einer gemeinsamen Gesandtschaft von Ks. und Reichsständen zu Kg. Sigismund von Polen; [3.] notfalls Akzeptanz eines Tagungsortes in Polen; [4./5.] Einbeziehung Papst Julius’ II. und Kg. Wladislaws II. von Ungarn-Böhmen in die Vermittlungsinitiative; [6.] Projektierung weiterer Beratungen im Falle einer kompromisslosen Haltung Polens; [7.] Ernennung der Gesandten, Abfassung der Gesandtschaftsunterlagen, Finanzierung der Gesandtschaft.
I. (Ständeresolution): Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 174–175 (Kop., Überschr.: a–Antwort der stende uf des homeisters Dutsch Ordens in Prussen furpringen–a.) = Textvorlage A. Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop., Überschr. wie A; irrtümlicher Datumverm.: An mitwoch zu abent vor corporis Christi [6.6.].) = B. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 135–138 (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie A) = C2. Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 49’–52 (wie C). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 48–49 (unvollständige Kop. [Pkt. 5 und 7 fehlen], Überschr. wie A). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 28–29’ (wie C).
II. (zur Ständeresolution überarbeitete Fassung des Ausschussbedenkens): Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 163’; 164–166 (Kop. mit Korrekturen und Ergänzungen; nachträglich eingefügte Überschr. wie A) = D. München, HStA, KÄA 3136, fol. 249–249’, 251–252’ (wie D) = E. Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 52’ (unvollständige Kop., nur Pkt. 1 – Alß der hochwirdig ... uf verpesserung ksl. Mt. rete). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 63–63’ (nur dem Ausschussbedenken hinzugefügte Passagen). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie D). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 333’–338’ (wie D; dem reichsstädtischen RT-Protokoll inseriert). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 52–56’ (wie D; dem reichsstädtischen RT-Protokoll inseriert).
Druck (der Ständeresolution): Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 974, S. 774–776.
[1.] b–Alß der hochwirdig, hochgeborn furst, her Friderich, herzoge zu Sachsen, lantgrave in Doringen, marggrave zu Myssen und homeister Dutsch Ordens in Prussen den kurfursten, fursten und gemeynen stenden des Richs, alhie zu Worms versamelt, vergangner tag die belestigung und große beswerung, so ime und sinem orden von kgl. wird zu Polant wider alle pillicheit begegen, erstlich montlich und darnach schriftlich hat furpringen lassen, mit angehenkter bitt, daz kurfursten, fursten und stende des Richs solichs zu herzen fassen und ime und sinem orden darin ir getruw rat und hilf mitdeylen wolten etc., wie dan solichs alles sin furpringen wyters inhelt. Daruf achten und ermessen kurfursten, fursten und gemeyne stend des Heiligen Richs, doch uf verpesserung ksl. Mt. rete–b nach gelegenheit itziger zit nutz und gut, auch dem hoemeister und Dutschen Orden dienlich sin, die sachen nachfolgender maß furzunemen, nemlich daz ksl. Mt., kurfursten, fursten und gemeynen stend des Heiligen Richs die irrungen und zwietrecht, so sich zuschen kgl. wird zu Polen und gemeltem hoemeister erhalten, in gutlich handelung und anlaß zu pringen unterstunden.
[2.] Und wer in solichem der stendec gutbedunken, daz ksl. Mt., kurfursten, fursten und gemeyne stend des Richs erstlich zu kgl. wird zu Polant ein potschaft uf zwo person ungeverlich mit gepurlicher instruction ufs furderlichist schickten, von wegen ksl. Mt. und gemeyner stenden des Richs mit allem fliß zu begern und zu bitten, daz kgl. wird zu Polant ksl. Mt., kurfursten, fursten und gemeynen stenden des Heiligen Richs zu fruntlichem und gnedigem gefallen in den irrungen, so sich zuschen siner kgl. wird und egemeltem hoemester erhielten, inen gutlicher handelung verfolgen und deßhalb zu zimlicher zit und an gelegene malstat, als gein Presla, Butz [= Bautzen], Gorlitz oder Ertfurt, tag ernennen wolten. Alßdan ksl. Mt., kurfursten, fursten und stende deß Richs ir treffenliche rete und botschaften zu solicher handelung verorden und schicken und zwischen inen gutlich handeln lassen, ganzer zuversicht und vertruwens, die irrungen und gebrechen, so sich zuschen inen beidersits erhalten solten, nach zimlichen, pillichen dingen [= Vermittlungsverhandlungen] gutlich hingelegt und vertragen werden.
[3.] Wer aber kgl. wird von Polant eyniche der erzelten malstat oder sust andere im Rich nit gelegen oder anzunemen, sunder sin kgl. wird wolt siner gelegenheit nach in ein stat des lands zu Polant, da sie personlich bij der handelung sin mocht, tag setzen und ernennen, solt die botschaft dannachtd solich tagsatzung nit abschlagen, aber doch zuvor mit allem fliß arbeiten und anhalten, daz in vorgemeltee malstat oder sust im Rich tag angesetzt und gutlicher handelung daselbst zu pflegen vervolgt werde.
[4.] Eß ermessen auch die stendef diser sachen fast furtreglich und ersprießlich sin, daz ksl. Mt., kurfursten, fursten und stende des Richs unserm allerheiligisten vater, dem babst, neben dem hoemeister deten schriben und sin heiligkeit ufs hochst bitten, den konig zu Polant durch ire schrift gutlich zu underwysen und hochlich zu ermanen, daz er in solichem gutlicher handelung verfolgen g–und deß keinswegs abschlagen–g, daz auch sin heiligkeit zu solicher handelung bepstliche commissarien oder botschaften zu schicken nit underlassen wolt, damit in diser sachen dest fruchtparer und dapferer gehandelt und unrat, so der heiligen cristenheit daruß entsten, verkommen werden mocht.
[5.] h–Eß ist auch daneben betracht und fur gut angesehen, dwil ksl. Mt. vormals mitsampt dem konig zu Hungern und Beheim die irrungen zuschen kgl. wird zu Polant und dem hoemeister gutlich hinzulegen understanden haben, deßhalb dan tag angesetzt gewest3, aber uß zugefallen ursachen kein furgang gehabt, daz kgl. wird zu Hungern und Beheim durch die stend des Richs auch mit fliß ersucht wurd, sich bij dem konig zu Polant mitsampt ksl. Mt. und stenden des Richs durch sin potschaften zu bearbeiten, daz sin kgl. wirde gutlicher handelung verfolgen und, so sie verfolgt, alßdan sin botschaft zu solicher verhore und gutlicher hinlegung auch schicken woll–h.
[6.] So aber kgl. wird zu Polant uf solich ksl. Mt. und der kurfursten, fursten und stende deß Heiligen Richs ansuchen und bitt gütlicher handelung zu verfolgen nit bewilligen oder in bewilligter und furgenomener handelung uf sinem harten und strengen furnemen gegen dem hoemeister und Dutschen Orden beharren und besteen, daz dan solichs und weß zu beiden teiln gehandelt, i–wider hinder sich bracht wurd, zu bedenken, wie demselben zu begegnen und widerstant zu tun wer–i.
[7.] Item zu gedenken, so diß den stenden gefellig und angeneme wer, die personen, so man schicken sol, zu benennen.
Item credenz zu fertigen und instruction ufs formlichistj zu begryfen.
Item von dem darlegen auch zu handeln.4
Nr. 299 Stellungnahme der ksl. Kommissare zur Supplikation HM Friedrichs von Sachsen – [Worms, 10. Juni 15091 oder kurz davor]
[1.] Zustimmung zur Erklärung der Stände, Vorschlag zur Einschaltung Papst Julius’ II. und [2.] Kg. Wladislaws II. von Ungarn-Böhmen; [3.] Abfassung der Gesandtschaftsunterlagen und Benennung der Gesandten.
Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 175’–176 (Kop.) = Textvorlage A. Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 173’–174’ (Kop., Überschr.: Ksl. Mt. rete gutbedunken uf des hohmeysters zu Breussen supplicationzettel.) = B. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 149–150 (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.) = C. Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 51–53’ (Kop.). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 64–64’ (Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (Kop.). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 67–68 (wie C). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop.). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 349–350 (wie C). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 70’–72 (wie C). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 38’–39 (wie C).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 975, S. 777f.
[1.] Keyserlicher maiestat rete und commissarien haben die merkliche beschwerung und belestigung, so dem hochwirdigen, hochgebornen fursten, hern Friderichen, herzogen zu Sachsen, lantgraven in Doringen, homeister Dutsch Ordens in Prussen, und sinem orden von kgl. wird zu Polant in vil weg unpillicher wise begeget, inen montlich und schriftlich furpracht, auch die hoch, flissig bite und beger, deßhalben gescheen, uß getruwem mitlyden vermerkt, auch der kurfursten, fursten und stende des Richs antwort und gutbedunken [Nr. 298], solicher sachen verfaßt, verlesen. Und lassen inen solich antwort, die dan, alß sie vermerken, uß guter betrachtung und erwegung gegrundt ist, wol gefallen, mit dem anhang, daz die bebstlich heyligkeit durch ksl. Mt. und die stende deß Richs furderlich ersucht und gebeten wurde, dem konig von Polant unverzogenlich zu schriben, die obberurte beschwerung und waz der cristenheit daran gelegen sij, anzuzeigen und inen nach irer heiligkeit gutdunken uf daz hochst und ernstlichist zu ermanen, mit detlicher handelung und in andere wyse biß zu verhore der sachen, die dan sin heiligkeit mitsampt ksl. Mt., den stenden deß Richs und der kgl. wird zu Hungern und Beheim uf das furderlichist tun und deßhalben an gelegene malstat tag setzen wolt, mitlerzit stillzusten, daz auch by den sinen zu verschaffen. Und daz ir heyligkeit den konig von Hungern exhortir, sinen pruder, den konig von Polant, zu bewegen, dem volg zu tun.
[2.] Und dwil die sach groß, hoch und mechtig partyen antrifft und der gedacht konig von Hungern, der vormals auch darunter gehandelt und tag [nach Breslau] angesetzt gehabt, unangesehen, daz er dem konig von Polant verwandt, so er doch ein cristenlicher konig und kurfurst deß Heiligen Richs ist, umb bessers ansehens willen durch keyserliche maiestat und die stende beschrieben und erpeten wurd, daz er in eigener person, wo er das lybes halben tun kont, oder durch sin treffenliche rete a–neben und mit–a der bebstlichen heyligkeit, auch keyserlicher maiestat und der stende des Richs oratoren und geschickten reten in der sachen handeln und die verhore zu tun verhelfen lassen wolt. Daz mocht und wurd nach ksl. Mt. rete bedunken dem handel dinstlich und furderlich erschynen.
[3.] Und daz durch die stend des Richs die instruction, credenz und ande[r] noitturftig schriften nach irem rat und gutbedunken zu begryfen und zu stellen verfugt.
Auch daz die personen, so von wegen ksl. Mt. und der stende in solichem handel geschickt und gebrucht werden sollen, durch die stend itzo benennt werden.
Nr. 300 Antwort der ksl. Kommissare und der Reichsstände an HM Friedrich von Sachsen – Worms, 11. Juni 1509
[1.] Supplikation des Deutschen Ordens an die ksl. Kommissare und Reichsstände; [2.] Vorschlag zu einer Vermittlungsinitiative; [3./4.] Einschaltung Papst Julius’ II. und Kg. Wladislaws II. von Ungarn-Böhmen; [5.] Projektierung weiterer Beratungen im Falle einer kompromisslosen Haltung Polens.
Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 4, fol. 39–41, 42’ (Kop., Verm.: XIa Junii ist dise antwort dem hohemaister gelesen und furgehalten worden. Überschr.: Antwort keyserlicher Mt. rete, auch der churfursten, fursten und gemeyner stende deß Reichs uf deß hochwirdigen, hochgeporn fursten, herrn Friedrichen, herzogen zu Sachsen, landgrafen in Duringen, marggrafen zu Meyssen und hohenmeisters Tutschordens in Prussen.) = Textvorlage A. Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 28, pag. 278–280 (Kop., Überschr. wie A) = B.
[1.] /39/ Erstlich, alß der hohemeister itzgenant den ksl. reten, auch den churfursten, fursten und gemeynen stenden des Reichs, alhie versamelt, kurzvergangner täge die belestigung und grosse beschwerung, so im und seynem orden von koniglicher wirde zu Polen wider alle pillicheit begegnen, mundlich und darnach schriftlich hat furbringen lassen, mit angehengter pitt, daß ksl. Mt. rete, auch die churfursten, fursten und stende deß Reichs solchs zu herzen fassen und im und seynem orden darin getreue rate und hilf mitteylen wolten etc., wie dann solchs alles sein furbringen [Nr. 297] weyter inhelt, daruf ist keyserlicher Mt. rete, auch churfursten, fursten und gemeyner stende antwort, rate und gutbedunken, wie hernach volgt:
[2.] Und nemlich achten und ermessen sie zuforderst nach gelegenheit itziger zeit nutz und gut, auch dem hohenmeister und dem Dutschen Orden dienlich sein, daß keyserliche Mt., churfursten, fursten und andere stende deß Heiligen Reichs die irrungen und zwitrecht, so sich zwischen /39’/ koniglicher wirde zu Polen und gemeltem hohenmeister erhalten, in gutlich handlung und anlaß zu pringen understunden.
Und ist in solchem ksl. Mt. rete, auch gemeyner stende deß Reichs gutbedunken, daß keyserlich Mt., churfursten, fursten und andere stende deß Reichs erstlich zu koniglicher wirden zu Polen ein potschaft uf zwo personen ungeverlich mit gepurlicher instruction ufs furderlichst schicken, von wegen ksl. Mt. und gemeyner stende deß Reichs mit allem vleyss zu begeren und zu pitten, daß konigliche wirde zu Polen keyserlicher Mt., churfursten, fursten und gemeynen stenden deß Heiligen Reichs zu frundlichem und gnedigem gefallen in den irrungen, so sich zwischen seynen kgl. wirden und egemeltem hohenmeister erhalten, inen gutlicher handlung vervolgen und deßhalb in zimlicher zeit und an gelegne malstat (alß gen Erfurta, Pautz, Gorlitz oder Preßlab) tag ernennen. Wolten alßdann ksl. Mt., churfursten, fursten und stende deß Reichs ire treffenliche rete zu solcher handlung verorden und schicken und zwischen inen gutlich handeln lassen, ganzer zuversicht und vertrauens, die irrungen und geprechen, so sich zwischen inen beyderseyts erhielten, solten nach zimlichen, pillichen dingen gutlich hingelegt und vertragen werden.
/40/ Wo aber koniglicher wirde zu Polen eyniche der erzelten malstadt oder sunst andere im Reich nit gelegen oder anzunemen weren, sonder sein koniglich wirde wolte seyner gelegenheit nach in ein stadt des lands zu Polen, da sie personlich bey der handlung sein mocht, tag ernennen und ansetzen, solt die potschaft dannoch solch tagsatzung nit abschlagen, aber doch zuvor mit allem vleiss arbeyten und anhalten, daß in vorgenante malstat oder sunst im Reich tag angesetzt und gutlicher handlung daselbst zu pflegen vervolgt wurden.
[3.] Keyserlicher Mt. rete und gemeyne stende ermessen auch dieser sachen fast furtreglich und ersprieslich sein, daß ksl. Mt. und sie, die churfursten, fursten und stende deß Reichs, unserm allerheiligsten vater, dem babst, neben dem hohenmeister teten schreiben und sein heiligkeit ufs hochst pitten, den kunig zu Polen durch ire schrift gutlich zu underweisen und ufs hochst zu ermanen, daß er in solchem gutlicher handlung verfolgen und die keinswegs abschlagen, daß auch sein heyligkeit zu solcher handlung ire commissarien oder potschaften zu schicken nit underlassen wolt, damit in dieser sachen dest fruchtparer und dapferer gehandelt und unrat, so der heiligen cristenheit daruß entsteen, furkomen werden mocht.
[4.] /40’/ Sie haben auch daneben betracht und fur gut angesehen, dieweil keiserliche Mt. vormals mitsampt dem kunig von Hungern und Behem die irrungen zwischen kgl. wirde zu Polen und dem hohenmeister gutlich hinzulegen understanden haben, deßhalb dann tag [nach Breslau] angesetzt gewest, aber uß zugefallen ursachen kein furgang gehabt, daß konigliche wirde zu Hungern und Behem durch keyserliche Mt. und die stende deß Reichs auch mit vleyss ersucht wurde, sich bey dem kunig zu Polen mitsampt ksl. Mt. und den stenden deß Reichs durch sein potschaften zu bearbeyten, daß sein koniglich wirde gutlicher handlung verfolgen und, so sie verfolgt, alßdann sein potschaft zu solicher verhore und gutlicher hinlegung auch schicken wolle.
[5.] So aber koniglich wirde zu Polen uf solich keyserlicher Mt., der churfursten, fursten und stende des Reichs ansuchen und pitt gutlicher handlung zu verfolgen nit bewilligen oder in bewilligter und furgenomener handlung uf irem harten und strengen /41/ furnemen gegen dem hohenmeister und Teutschem Orden beharren und besteen, daß dann solchs und weß zu beyden teylen gehandelt, wider hinter sich gebracht wurde, zu bedenken, wie demselben zu begegnen und widerstand zu tun were.