Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Bitte des Hochmeisters um Hilfe gegen Polen; Empfehlung der Reichsstände zu Vermittlungsverhandlungen durch Ks. und Reich; [2.] Entsendung einer gemeinsamen Gesandtschaft von Ks. und Reichsständen zu Kg. Sigismund von Polen; [3.] notfalls Akzeptanz eines Tagungsortes in Polen; [4./5.] Einbeziehung Papst Julius’ II. und Kg. Wladislaws II. von Ungarn-Böhmen in die Vermittlungsinitiative; [6.] Projektierung weiterer Beratungen im Falle einer kompromisslosen Haltung Polens; [7.] Ernennung der Gesandten, Abfassung der Gesandtschaftsunterlagen, Finanzierung der Gesandtschaft.
I. (Ständeresolution): Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 174–175 (Kop., Überschr.: a–Antwort der stende uf des homeisters Dutsch Ordens in Prussen furpringen–a.) = Textvorlage A. Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (Kop., Überschr. wie A; irrtümlicher Datumverm.: An mitwoch zu abent vor corporis Christi [6.6.].) = B. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 135–138 (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop., Überschr. wie A) = C2. Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 49’–52 (wie C). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 48–49 (unvollständige Kop. [Pkt. 5 und 7 fehlen], Überschr. wie A). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 28–29’ (wie C).
II. (zur Ständeresolution überarbeitete Fassung des Ausschussbedenkens): Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 163’; 164–166 (Kop. mit Korrekturen und Ergänzungen; nachträglich eingefügte Überschr. wie A) = D. München, HStA, KÄA 3136, fol. 249–249’, 251–252’ (wie D) = E. Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Nr. ♃♆, Fasz. 2N, fol. 52’ (unvollständige Kop., nur Pkt. 1 – Alß der hochwirdig ... uf verpesserung ksl. Mt. rete). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 63–63’ (nur dem Ausschussbedenken hinzugefügte Passagen). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie D). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 333’–338’ (wie D; dem reichsstädtischen RT-Protokoll inseriert). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 52–56’ (wie D; dem reichsstädtischen RT-Protokoll inseriert).
Druck (der Ständeresolution): Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 974, S. 774–776.
[1.] b–Alß der hochwirdig, hochgeborn furst, her Friderich, herzoge zu Sachsen, lantgrave in Doringen, marggrave zu Myssen und homeister Dutsch Ordens in Prussen den kurfursten, fursten und gemeynen stenden des Richs, alhie zu Worms versamelt, vergangner tag die belestigung und große beswerung, so ime und sinem orden von kgl. wird zu Polant wider alle pillicheit begegen, erstlich montlich und darnach schriftlich hat furpringen lassen, mit angehenkter bitt, daz kurfursten, fursten und stende des Richs solichs zu herzen fassen und ime und sinem orden darin ir getruw rat und hilf mitdeylen wolten etc., wie dan solichs alles sin furpringen wyters inhelt. Daruf achten und ermessen kurfursten, fursten und gemeyne stend des Heiligen Richs, doch uf verpesserung ksl. Mt. rete–b nach gelegenheit itziger zit nutz und gut, auch dem hoemeister und Dutschen Orden dienlich sin, die sachen nachfolgender maß furzunemen, nemlich daz ksl. Mt., kurfursten, fursten und gemeynen stend des Heiligen Richs die irrungen und zwietrecht, so sich zuschen kgl. wird zu Polen und gemeltem hoemeister erhalten, in gutlich handelung und anlaß zu pringen unterstunden.
[2.] Und wer in solichem der stendec gutbedunken, daz ksl. Mt., kurfursten, fursten und gemeyne stend des Richs erstlich zu kgl. wird zu Polant ein potschaft uf zwo person ungeverlich mit gepurlicher instruction ufs furderlichist schickten, von wegen ksl. Mt. und gemeyner stenden des Richs mit allem fliß zu begern und zu bitten, daz kgl. wird zu Polant ksl. Mt., kurfursten, fursten und gemeynen stenden des Heiligen Richs zu fruntlichem und gnedigem gefallen in den irrungen, so sich zuschen siner kgl. wird und egemeltem hoemester erhielten, inen gutlicher handelung verfolgen und deßhalb zu zimlicher zit und an gelegene malstat, als gein Presla, Butz [= Bautzen], Gorlitz oder Ertfurt, tag ernennen wolten. Alßdan ksl. Mt., kurfursten, fursten und stende deß Richs ir treffenliche rete und botschaften zu solicher handelung verorden und schicken und zwischen inen gutlich handeln lassen, ganzer zuversicht und vertruwens, die irrungen und gebrechen, so sich zuschen inen beidersits erhalten solten, nach zimlichen, pillichen dingen [= Vermittlungsverhandlungen] gutlich hingelegt und vertragen werden.
[3.] Wer aber kgl. wird von Polant eyniche der erzelten malstat oder sust andere im Rich nit gelegen oder anzunemen, sunder sin kgl. wird wolt siner gelegenheit nach in ein stat des lands zu Polant, da sie personlich bij der handelung sin mocht, tag setzen und ernennen, solt die botschaft dannachtd solich tagsatzung nit abschlagen, aber doch zuvor mit allem fliß arbeiten und anhalten, daz in vorgemeltee malstat oder sust im Rich tag angesetzt und gutlicher handelung daselbst zu pflegen vervolgt werde.
[4.] Eß ermessen auch die stendef diser sachen fast furtreglich und ersprießlich sin, daz ksl. Mt., kurfursten, fursten und stende des Richs unserm allerheiligisten vater, dem babst, neben dem hoemeister deten schriben und sin heiligkeit ufs hochst bitten, den konig zu Polant durch ire schrift gutlich zu underwysen und hochlich zu ermanen, daz er in solichem gutlicher handelung verfolgen g–und deß keinswegs abschlagen–g, daz auch sin heiligkeit zu solicher handelung bepstliche commissarien oder botschaften zu schicken nit underlassen wolt, damit in diser sachen dest fruchtparer und dapferer gehandelt und unrat, so der heiligen cristenheit daruß entsten, verkommen werden mocht.
[5.] h–Eß ist auch daneben betracht und fur gut angesehen, dwil ksl. Mt. vormals mitsampt dem konig zu Hungern und Beheim die irrungen zuschen kgl. wird zu Polant und dem hoemeister gutlich hinzulegen understanden haben, deßhalb dan tag angesetzt gewest3, aber uß zugefallen ursachen kein furgang gehabt, daz kgl. wird zu Hungern und Beheim durch die stend des Richs auch mit fliß ersucht wurd, sich bij dem konig zu Polant mitsampt ksl. Mt. und stenden des Richs durch sin potschaften zu bearbeiten, daz sin kgl. wirde gutlicher handelung verfolgen und, so sie verfolgt, alßdan sin botschaft zu solicher verhore und gutlicher hinlegung auch schicken woll–h.
[6.] So aber kgl. wird zu Polant uf solich ksl. Mt. und der kurfursten, fursten und stende deß Heiligen Richs ansuchen und bitt gütlicher handelung zu verfolgen nit bewilligen oder in bewilligter und furgenomener handelung uf sinem harten und strengen furnemen gegen dem hoemeister und Dutschen Orden beharren und besteen, daz dan solichs und weß zu beiden teiln gehandelt, i–wider hinder sich bracht wurd, zu bedenken, wie demselben zu begegnen und widerstant zu tun wer–i.
[7.] Item zu gedenken, so diß den stenden gefellig und angeneme wer, die personen, so man schicken sol, zu benennen.
Item credenz zu fertigen und instruction ufs formlichistj zu begryfen.
Item von dem darlegen auch zu handeln.4