Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Frankfurt ISG, RTA 54, fol. 182r–204r (Reinschrift von Sekretärshand mit einigen marg. Ergänzungen); AS fol. 182r: Relation der freund, so auf dem reichstag zu Nurnberg gewesen, uff Dinstag, den 8. Maij anno 43 beschehen.

Die thematisch in vier Teile gegliederte Schlussrelation beruht auf den Aufzeichnungen Lambs in den Protokollheften und auf den Folioblättern. Einerseits wird das endgültige Scheitern der Verhandlungen zu Friede und Recht zwischen Kg. Ferdinand und den evangelischen Ständen in der letzten Woche des Reichstags geschildert, andererseits handelt es sich um einen kursorischen Überblick über die Beratungen der verschiedenen ständischen Gremien (Reichsstände, Schmalkaldische Bundesstände, Reichsstädte, oberrheinische Kreisstände) im Gesamtrahmen des Reichstags. Die von Sekretärshand angefertigte Reinschrift enthält häufige Verweise auf Aktennummern (interne Nummerierung der Frankfurter Überlieferung), die hier ohne weitere Kennzeichnung weggelassen werden.

[183r] Die Gesandten wurden von Bgm. und Rat von Frankfurt im Dez. 1542 mit Instruktion und Befehl (Nr. 73) nach Nürnberg abgefertigt, um vom Reichstag zu berichten. Da sie bisher regelmäßig Berichte und Akten des Reichstags an ihre Auftraggeber sandten, schildern sie in ihrem Schlussbericht vor allem die Ereignisse seit ihrem letzten Schreiben vom 16. April 1543 bis zu ihrer Abreise aus Nürnberg.

[183v] Und damit euer W. di sachen uf das kurtzest soviel moglich und mit underschiedt innemen mogen, wollen wir diß unßer relation in vier thail (wie eß dan di weg und gelegenhait der hendel selbs gibt) underscheiden.

Und erstlichen euer W. vermelden, wie di furnemsten puncten, nemlich friedenß und rechtens, deßgleichen der hilf widder den Thurcken, zwischen der röm. kgl. Mt., unserm allergenedigsten herren, den stenden der augspurgischen confession und religion und den stenden deß andern thails biß zum ende verhandlet worden, waß auch sonst etlicher anderer sachen halben, so in gemeinem reichsrath furgevallen, bedacht oder beschlossen.

[184r] Zum andern, waß bei den einigunßverwanten [!] stenden in derselben sondern sachen gehandlet worden.

Zum dritten, waß bei den erbarn frei- und reichsstetten sich zugetragen.

Zum vierdten, waß di stende deß reinischen kraiß uf den nehern wormbischen kraißabschiedt [1542 Okt. 28] und sonst nach gelegenhait der hendel, wie sie jetzt uf den tag zu Nurmberg von neuem furgevallen, gehandlet haben etc.

Soviel nun den ersten thail und di puncten friedenß und rechtens, auch di begert hilf wider den Thurcken betrift, haben sich euer W. auß vorigen unsern schreiben und uberschickten handlungen genugsam zu erinnern, welchermassen di stende der augspurgischen confession friedens und rechtenß halben uber ir vielfeltigs und vleissigs ansuchen, bitten, erpieten, furgewandte vernunftige, gegrundte und statliche ursachen gar nichts erlangen und sich derwegen auß mangel bevelchs in di berathschlagung der thurckenhilf nit einlassen mogen, wie auch di stende deß andern thails fur sich selbs und on diße stende zu berathschlagung der hilf gegriffen etc., unnoth daß alleß zu erholen.

[184v] Als sich nun di gedachten stende deß andern thails mit der kgl. Mt. der hilf halben wider den Thurcken verglichen und geschlossen [Nr. 94, Nr. 96-97 ], hat die kgl. Mt. mit denselben auch der puncten friedens und rechtenß halben allerlei handlung gehapt und di dermassen zu versehen understanden, damit sie den stenden von allen thailen annemlich sein und also auch diß thails stende zu bewilligung der berathschlagten hilf wider den Thurcken bewegt werden mochten, wie dan ir Mt. berurten stenden deß andern thails solcher puncten halben ir bedencken in schriften zustellen lassen [Nr. 178], welchs euer W. neben unserm letzten schreiben, deß datum den 16. Aprilis1, iungst entpfangen. Und als ir Mt. berurte beede puncten bei denselben stenden so weyt als muglich und ires vermeinens den stenden diß thails auch sollte annemlich gewesen sein, pracht, hat ir Mt. volgends den 18. Aprilis di gesanten der stende der augspurgischen confession zu sich erfordern und den erstlich mundtlichen antzeigen lassen, wie euer W. auß beiligender copey zu vernemen [Nr. 180], darnoch in schriften ubergeben lassen, waß di stende deß andern thails irer Mt. der hilf halben gewilliget und beschlossen hetten [Nr. 94], deßgleichen ein schrift, uf waß maß di puncten friedenß und rechtens, auch etliche andere [185r] artickel in diessem reichsabschiedt sollten versehen werden etc. [Nr. 179], welche beyde schriften euer W. wir hieneben ubergeben.

Nochdem aber di gesandten gemelter stende daß alleß ersehen, bewogen und dem verordneten außschuß ferner zu berathschlagen undergeben, haben sie befunden, daß die vorgeschlagenen mittel friedenß und rechtens halben inen gar nit annemlich gewesen, auß ursachen in beyligendem deß außschuß bedencken [Nr. 181] vermeldet. Und sich darauf einer kurtzen schriftlichen antwurt [Nr. 182] verglichen, di auch alsbald durch etliche verordnete der kgl. Mt. den 20. Aprilis furgepracht. Uf welche ir Mt. nach kurtz gehaptem bedacht ließ widerumb antzeigen: Ir Mt. sehe dißer stende weigerung und abschleglich antwurt nit gern, hette sich versehen, die gesandten sollten irer Mt. furschlags und waß sy bei den andern stenden erhalten zufrieden gewest seyn, in betrachtung, daß beyder [185v] puncten friedens und rechtens halben der effect der declaration und diesser stende beger darin begriffen und also in den abschiedt kheme, und sich ir Mt. daruber auch erpotten, dießen stenden fernere urkhundt der noturft nach genediglich mittzethailen. Ir Mt. khondte sich auch nit berichten, das dieße berathschlagung der hilf widder den Turcken den vorigen abschieden zuwider were. So hette eß dißmals nach gelegenhait der sachen, zeit und leuft anders nit furgenomen werden mogen. Daß aber sollich berathschlagung in abweßen diesser stende beschehen, hette ir Mt. vast [= sehr] ungern gesehen, auch allen möglichen vleyß (wie di stende wußten) furgewendt, damit sollich berathschlagung von gemeynen stenden samentlich und on sonderung hette furgenomen mogen werden. Darumb hette ir Mt. an solchem khain schulde, dieweyl dan ir Mt. noch anders bei ir nit ermessen khonte, dan daß dieße stende mit irer Mt. furgeschlagnen mitlen friedens und rechtens halben genugsam versehen, auch ir Mt. deß genedigen erpietenß wie obgemelt. So were nochmals ir gesynnen, di gesandten wollten dessen der pillichait nach gesettigt sein und den abschiedt annemen etc.

[186r] Und redt demnach di kgl. Mt. selbs: Dieße stende sollten der ksl. Mt. als einem frommen, getreuen und milten kaiser, den sy allweg genedig und aufrichtig befunden, vertrauen und bedencken, waß ansehenß diß bey ksl. Mt. und aller welt wurde haben, wo man daß mißtrauen gegen der ksl. Mt. dermassen offentlich spuren und das werck der hilf widder den Turcken gantzer theutschen nation zu unwiderpringlichem verderben durch diß thails stende zerruttet und verhindert werden sollte etc.

Diß der kgl. Mt. antzeig nammen di verordneten, an di uberigen diesser stende gesandten zu pringen, und als sollichs denselben anpracht worden, haben sich di gesanten in gemein darauf widerum einer meinung und schriftlichen antwurt [Nr. 183] verglichen, welche euer W. hieneben zu ersehen etc., und di der kgl. Mt. alsbaldt desselben tags samptlich ubergeben. Welche antwurt di kgl. Mt. in fernern [186v] bedacht genomen und darauf mit den stenden des andern thails weither handlen lassen und bei denselben ein enderung erhalten. Darauf sy volgends den 22. Aprilis alle gesandten der augspurgischen confessionverwandte stende widerumb zu sich beruffen und den antzeigen lassen, waß ir Mt. uf obgemelt diesser stende ubergebne schrift mit den stenden deß andern thails weyther gehandlet und erhalten, mit genedigem gesynnen, dieße stende wolten dessen gesettigt seyn und den abschiedt mit den andern gehorsamlich annemen etc. [Nr. 184].

Aber darauf geben di gesandten diesser stende nach kurtz gehaptem bedacht widerumb antwurt und ließen eß bei voriger irer abschlegigen antwurt pleiben, doch bewilligten sy uf der kgl. Mt. genedigs gesynnen alle handlungen, so sich mit inen uf dießem reichstag zugetragen, iren herren und obern mit allem getreuen fleyß antzupringen etc., wie euer W. daß alleß auß beiligender schrift [Nr. 185] eigentlich zu vernemen haben. Und dieweyl diß di letzst handlung und der endtlich abschiedt gewesen, den di kgl. Mt.[187r] mit den gesandten diesser stende samentschaft gemacht, daß di gesandten alle solche handlungen an ire herren und obern mit vleyß und treulich pringen sollten. Und dan wir neben andern gesandten sollichs zu thun auf unß genomen. So erholen wir alle unsere hievor an euer W. gethan schreyben, bericht und uberschickte handlungen und dan dieße relation, und wollen darmit unserm bewilligen, der kgl. Mt. beschehen, statt und ein genugen gethon haben etc.

Uber daß alleß hat di kgl. Mt. volgendts tags, den 23. Aprilis, die kfl. sachsischen und di hessischen räth zu sich ervordert, doch jedes theil sonderlich vor die handt genomen und denselben vast ein gleiche meynung (wie wir bericht) aigner person allain furgehalten, nemlich wie ir Mt. allen vleyß furgewandt, damit dieße stende ir beger friedenß und rechtens halben hetten mogen erlangen, eß were aber sollichs bey den andern stenden nit zu erhalten, aber an irer Mt. genedigen willen nie khain mangel gewesen. Daß sollten die gesanten bedenckhen und die handlungen iren herren treulich anpringen und befordern helfen, damit die hilf [187v] von iren herren zum furderlichsten geleist wurde, in erwegung der hochsten und eussersten noth, darin irer Mt. konigreich Hungern und andere erblender gesteldt weren etc. Und solle ir Mt. sich in solchem so hoch und flelich beclagt haben, daß die gesandten räthe (wie sie hernach berichtet) mit irer Mt. ein sondere erbermd und mitleiden gehapt, doch auß habendem bevelch anderß nichts thun khonden, dan daß sy sich erpotten, sollichs alleß an ire genedigsten und genedigen herrn uf daß allervleissigst und treulichst zu pringen.

Gleicher gestaldt hat ir Mt. alsbald auch di gesandten der stet Straßburg, Augspurg und Ulm erfordert und inen ein gleiche meynung, doch nit so flelich, furgehalten und erzelet, waß die ksl. und ir kgl. Mtt. und dern vorfarn bey den steten allweg gethon etc., mit genedigem gesynnen, sy wollten sollichs den uberigen der stett gesandten auch antzeygen. Als aber die gesandten ermelter stett ire beschwerden, di sy auch ausserhalb der puncten friedenß und rechtens dieses neuen anschlags und der unleidenlichen ungleicheit halben in diessem abschiedt hetten, etwaß weitleuftig angetzogen und sich deß unvermögens beclagt, hat ir Mt. geantwurt, die stett khonten doch mit irem gelt unruhe im Reich helfen anrichten und [188r] fursten vertreyben. Weren sie zum selben vermuglich, sollten sie dißfhals auch helfen, diß were ein almussen etc. Und sollten nit zusehen, daß sie durch die fursten in der einigung nit einmal in ein wust spiel gefueret wurden. Daß auch der braunschweigisch krieg der stett halben ein gut end nemme etc. Letzlich und nach langer disputation ist es dabey auch plieben, daß ermelter stett gesandten sich erpotten, waß derends mit inen gehandelt, an ire obern treulich und mit vleyß zu pringen, auch sollich der kgl. Mt. furhalten an die uberigen der stett gesandten gelangen ze lassen etc.

Dem allem nach und als di kgl. Mt. gesehen, daß bey den gesandten diß thails stende weither nichts zu erhalten gewesen, ist ir Mt. mit eröfnung deß abschiedts furgefaren und denselben noch deß tags, nemlich den 23. Aprilis, ungeverlich umb drei uhren gegen abent in gemeiner reichsversamblung und irer Mt. gegenwirtigkhait publiciren lassen, mit diesser vorgeender ermanung: Nachdem altem gebrauch noch der abschiedt dieses reichstags verfertigt, so sollte derselbig publicirt werden, und wollte ir Mt. di stende genediglich ersucht haben, denselben gehorsamlich antzuhoren und dem in allen puncten [188v] zu geleben, auch darauf guten frieden und einigkhait gegeneinander zu halten und einander von hertzen und mit rechtem treuen zu meynen etc. Daß wollte ir Mt. in genaden erkhennen und in guttem nimmer vergessen etc.

Also warde der abschiedt [Nr. 404] verleßen, deß inhalts, wie wir den hiemit euer W. ubergeben. Und nach verlesung deß abschiedts prach di kgl. Mt. alsbald auf, ging hinweg und gabe niemandt khain audientz mher. Aber nitdestoweniger haben di gesandten der stende der augspurgischen confession wider solchen abschiedt ein schrieftlich protestation alsbald dem meintzischen cantzler offentlich ubergeben, dern copey [Nr. 409] euer W. hieneben zu sehen.

Deßgleichen ist auch beschehen von den gesandten der stende deß reynischen kreys und der erbarn frey- und reichsstett, davon hernach weither meldung beschehen soll.

So haben mundtlich protestirt die gesandten Hg. Moritzen2, deß Bf. von Munster, Hg. Otthainrichs [Nr. 411], deß probsts zu Ellwangen, [189r] on die, so nit offenlich in gemeiner versamblung, sonder darvor in rädten oder sonst protestirt haben, dern (wie wir bericht) nit wenig, und darunder auch Pfalltz, Cöln und Trier gewesen sein sollen etc.

Dergestaldt, gonstigen und lieben herren, haben sich unserß wissens berurter puncten friedenß, rechtens und der thurckenhilf halben, auch letzlich mit publicierung deß abschiedts die sachen zugetragen. Es versicht sich aber die kgl. Mt. gentzlich anderß nit, dan diß theils stende werden als christen, unverhindert irer vorgewanten protestation, in betrachtung der hochsten und eussersten noth ire hilf vermög deß abschieds gehorsamlich laysten. Es hat auch ir Mt. hernach sich vernemen lassen und etlichen gesandten dieser stende selbs gesagt, der abschiedt solle diesen stenden (unangesehen daß di gesandten den nit angenomen) nitdestoweniger in allen puncten, als mit der suspension der process an dem jetzigen ksl. chamergericht und sonst, gehalten werden.

[189v] Und ist darauf (wie unß glaublich und mit gutem bestandt angelangt) der H. Naves an das chamergericht abgefertigt, chamerrichter und beysitzern ernstlich zu undersagen und zu bevelhen, daß sy vielgemeltem abschiedt vestiglich geleben und nachkhomen und in allen diesser stende rechthenhigen und kunftigen sachen inhalt deß abschiedts stillstanden und sich alleß procediren und erkhennens gentzlich enthalten etc.

Was nun hierauf diß thails stenden der hilf halben khunftiglich zu thun oder zu lassen, achten wir, das werde uf der vereinigten stende und der stett tegen, so in kurtzem gehalten werden sollen (wie euer W. auß volgenden handlungen weither zu vernemen), zu bedenckhen und zu berathschlagen sein. Und als in obgemeltem reichsabschiedt meldung beschicht, daß die peß an der Thonaw, auch sonst di bevestigungen in Hungern besetzt und verwaret werden sollen, so ubergeben wir euer W. hiemit ein verzeichnuß [Nr. 93], wie die kgl. Mt. den stenden die peß und flecken zu der besatzung ernennet etc. Und wollen hiemit di relation berurter furnemsten puncten friedens, rechtens und der hilf wider den Thurcken beschlossen und geendet haben.

[190r] Was sonst mher puncten in vielgemeltem reichsabschiedt begriffen, als von der muntz, ringerung der anschleg, stym und session und dergleichen (di euer W. in verlesung deß abschieds genugsam zu vernemen), bedorfen khainer sondern relation. Wir wissen auch gleichwol nit, wie dieselben beratschlagt worden, dieweyl weder di einigunßverwandten stende noch die stett die iren darbey gehapt.

Soviel aber die andern sachen belangt, so auch in gemeynem reichsrath furgevallen und tractirt worden, davon wollen wir euer W. nachvolgenden summarischen und kurtzen bericht thun:

Und anfangs so haben sich euer W. auß unserm vorigen schreyben und uberschickten handlung zu erinneren, waß der röm. ksl. Mt., unserß allergenedigsten herren, orator, der H. von Granvell, von wegen irer ksl. Mt. bey den reichsstenden deß Kg. in Franckreich und deß Hg. zu Gulch halben zeitlich proponirt, furpracht und begert hat [Nr. 197], welche proposition und anpringen gleichwol die stende also hinschleichen und unberathschlagt ersitzen lassen, biß zuletzst im end deß reichstags der ksl. orator umb antwurt angehalten. Haben sie sich einer antwurt verglichen und die [190v] den stetten furhalten lassen, inhalt beyligender schrift [Nr. 200], und dieselbig volgends (als wir bericht) dem ksl. oratori gegeben. Was sich aber derselbig darauf vernemen lassen, haben wir khain wissens.

Es hat auch der gewesen pfenningmeister der eylenden hilf widder den Thurckhen [= Schutzbar] , zu Regenspurg [1541] jungst bewilligt, den stenden ferner bericht, antzeig und rechnung [Nr. 125] ubergeben, dessen wir aber letzlich in der eyl und viele der gescheften khain abschrieft bekhomen mögen.

So hat die kgl. Mt. den 20. Aprilis beyligende vertzeichnuß deßjenen, so sy uf den negsten hievor zu Nurnberg gemachten reichsabschiedt uf underhaltung deß winterlegers gewent [Nr. 136], den stenden ubergeben und erstattung desselben cösten begeren lassen. Ob aber oder waß darauf von den stenden fur ein antwort gefallen, haben wir gar kain wissens. So ist auch nichts darvon in den abschiedt khomen.

Uf erstgemelten tag, den 20. Aprilis, ist auch ein schrift von der Kgn. Marien gesandten ubergeben worden, darin sy entschuldigen, daß der burgundisch krayß zu der nechsten thurckenhilf nichts gethon, und erpieten sich von wegen deß hauß Brabandts solcher und dergleichen reichsanlagen und steuern halben uf leidlich maß und weg, doch mit einem [191r] verstandt mit den reichsstenden zu vergleichen etc., ferners inhalts beyligender derselben schrift [Nr. 106]. Aber hierauf ist unsers wissens auch nichts weither gevolgt.

Dye forderung deß Kf. zu Brandenburg, seiner kfl. Gn. außstenden schulden deß negsten zugs betreffen, ist uf obgemelten 20. Aprilis in gemeyner versamblung antzeigt worden. Die stende hetten bedacht, daß sein kfl. Gn. zu pitten were stillzusteen und geduldt zu tragen. Biß di vergleichnug deß gemeynen pfennigs gemacht und der außstande von den ungehorsamen einpracht, sollte alsdan sein kfl. Gn. darvon betzalt werden etc. Wissen auch nit anderß, dan eß seye bey diesser antwurt plieben.

Soviel aber di vorderungen der obersten leuthenanten, bevelchs- und etlicher kriegsleuth belangt, haben euer W. auß unserm neheren und vorigen schreyben sich zu erinnern, warauf domals di sachen irer forderung halben gestanden, waran eß auch der vergleichung und vorgeschlagen mittel irenthalben erwunnen. Also ist di sach letzlich dahin geratten, daß nun dieselben zu Nurnberg auß der herberig gelösst und inen der ausssteenden [191v] summen und schulden bekhantnussen zugesteldt, mit dem vertrosten, daß sy von dem rest, der in den krayßtruhen uberigen befunden oder von demjhenigen, so der ksl. fiscal von den ungehorsamen einpringen wurdt, betzalt werden sollen etc.

Damit sie aber auß der herberig geleßt werden mochten, ist bei den stenden fur gut bedacht und den stetten antzeigt worden, daß darzu ein cleine und geringe anlag under den stenden uf maß und weg, wie euer W. daß in einem sondern artickhel deß stettabschiedts vernemen werden, gemacht wurde etc., welchens inen der stett gesanten auß sonderm bedenckhen und ursachen, derselben abschiedt inverleibt, gemeinlich gefallen lassen, welchem wir allain von wegen euer W. in erwegung angeregter bewegenden ursachen und den unglimpf abtzuwenden nit haben wollen zuwidder seyn. Und ist sollich anlag euer W. uf 9 fl. 45 kr. geloffen.

Weither warde uf obbenanten 20. Aprilis in gemeyner versamblung auch vermeldet, wie gemeyne stende fur rathsam angesehen, daß di acht, zwischen dem verstorbnen meister theutsch ordens und hohenmeister in Breussen und dan Mgf. Albrechten zu Brandenburg an dem ksl. chamergericht ergangen, allem [192r] friedlichen wesen zuguttem und damit das werck der hilf widder den Thurcken desto minder verhindert wurde, uf ein jhar suspendirt sein sollte [Nr. 301h] etc. Darwider aber der gesant deß verstorbnen theutschen meysters offentlich protestirt [Nr. 301g].

So ist in der mastrichischen sachen der armen Vrentzen uber vielfaltig nachlauffen und anhalten der partheyen letzlich diesser bescheid [Nr. 302f] gefallen: Nachdem die stende in erwegung der sachen fur das best und nutzlichst bedacht, das dieselbig vertragen und die Vrentzen der gepur nach einmol zufriden gesteldt wurden, so hette man aber befunden, das Libertus Vrentz und di frau, so allein gegenwirtig waren, nit bevelch hetten, sich von aller wegen zu vertragen. Darumb wäre bedacht, daß dieselben entweders alle consortes oder von aller wegen bevelch uf den angesetzten visitationtag pringen sollten, daselbst gutlicher handlung zu gewarten. Im fhall aber, do di gutte zerschlagen, sollten dan di commissarien und visitatores bevelch haben, chammerrichter und beysitzern zu iniungirn und zu bevhelen [192v] der partheyen furderlichs rathens und umb execution zu verhelfen etc.

Soviel dan den krieg zwischen Brabant und Gulch belangt, haben euer W. auß unsern schreyben zu vielmaln verstanden, waß jederzeit derselbigen sachen halb gehandlet worden. Darauf sie aber hernach bestanden und zu waß anstandt sie letzlich pracht, werden euer W. auß beyligender verzeichnuß mit der kurtze zu vernemen haben. Wir sein der copey dieseß vertrags oder anstands [Nr. 235], wie der aufgericht worden, von H. Jacob Sturmen gewertig. So unß di zukhompt, soll sy euer W. unverhalten pleiben.

Waß sonst von den stenden fur supplicationes ringerung der anschleg und anderer beschwerden halben particulariter furpracht und ubergeben, die sein alle (dem alten geprauch nach) unbeantwort liegen plieben und uf khonftige kreyß- oder reichsteg verschoben worden etc. Und deß soviel di gemeynen reichshendel thut belangen.

[193r] Demnach zu dem andern thail diesser relation und den sondern handlungen der einigunßverwanten stende zu khommen, wollen wir euer W. mit weithleuffiger antzeig nit ufhalten, dieweyl in dem abschiedt diesser stende [Nr. 418] alle und jede puncten, so bey inen furgefallen, underschiedlich und noch der leng genugsamlich außgefhuert werden, sonder allain waß euer W. sonderlich belangen mochte und darinn sy uns zu zeytten in sonderhait bevelch zugeschrieben oder davon sie hievor von unß khain bericht oder copey entpfangen. Und von demjhenen, so sich seith unserm letzsten schreyben zugetragen hat, kurtze meldung thun.

Und erstlich, soviel di puncten friedens und rechtenß in der gemein belangt, lassen wir eß bei obbeschehener unser antzeig, darbei ubergebnen schriften und der vereynigten stende jetz zu Nurnberg gemachten abschiedt (davon hernach ferner meldung beschehen soll) pleiben.

[193v] Reichskammergericht: Es wurde nicht eindeutig geklärt, wie sich jene Schmalkaldischen Bundesstände zu verhalten hätten, die trotz Rekusation des Reichskammergerichts von Prozessen bedroht sind. Einige Städte (Frankfurt, Straßburg, Konstanz, Schwäbisch Hall, Esslingen) erhielten Vorladungen des Reichskammergerichts.

[194v] Die Gesandten erhielten von ihren Auftraggebern den Befehl, den dritten Doppelmonat der Bundesanlage nur im Notfall zu bewilligen. Mit diesem Auftrag wandten sie sich direkt an die hessischen Räte, um einen Präzedenzfall in der allgemeinen Bundesversammlung zu vermeiden. Die hessischen Räte stellten eine Urkunde für sie aus.

[195r] Die Forderung der kursächsischen Räte nach weittragenden Vollmachten der Gesandten bei der nächsten Schmalkaldischen Bundesversammlung wurde von den Städten abgelehnt. Kompromiss: Die Vollmachten der Gesandten sollen sich nur auf die Artikel des Schmalkaldischen Bundesabschieds von Nürnberg und die im Ausschreiben der Bundeshauptleute genannten Themen beziehen.

[195v] Es wurde abermals verabsäumt, die in früheren Schmalkaldischen Bundesabschieden angesprochene Konfliktregelung innerhalb des Bundes einer Lösung zuzuführen. Verschiebung auf die nächste Tagung.

[196r] Alle anderen von den Schmalkaldenern beratenen Themen sind dem Abschied (Nr. 418) zu entnehmen. Sonderregelung für Privatpersonen, die sich trotz der allgemeinen Rekusation in Prozesse am Kammergericht einlassen (siehe den Nebenabschied im Anhang zu Nr. 418). Beschlüsse betr. den Konflikt zwischen Esslingen und dem Hg. von Württemberg.

[196v–198r] Die Gesandten übersenden dem Rat von Frankfurt folgende Akten: Hessische Abrechnung über die Bundesanlagen, Konflikt zwischen dem Kg. von Dänemark und der Kgn. Maria, Konflikt der Hgg. von Pommern mit dem Kg. von Dänemark um Rügen, zwei Supplikationen der Stadt Goslar, zwei Schreiben der Schmalkaldischen Bundesverwandten an Karl V.

[198r] Und dieweyl die gesandten diesser stende in erfharung khomen, daß der H. Naves in kurtzem und den negsten von Speyer auß uf Genua der ksl. Mt. entgegenzuziehen willenß were und villeicht von der kgl. Mt. solichs in bevelch hette, haben sie nit underlassen, etlich auß inen zu demselben zu verordnen und ime ein copey irer protestation wider diessen reichsabschiedt [Nr. 409] ubergeben, desselbigen ursach vermelden und bitten lassen, daß er diesse stende solches protestirens und nitannemens halben, auß erzelten ursachen beschehen, bey der ksl. Mt. zum besten wollte entschuldigen. Dartzu sich [198v] gedachter H. Naves gantz gutwillig erbotten und darneben mit etwaß vielen worten angezeigt, daß diese stende ein gantz genedigsten kayser hetten und daß ir ksl. Mt. inen, den stenden, die declaration, so inen nit heimlich, sonder mit wissen deß Ebf. von Meintz, deß Kf. zu Brandenburg und etlicher anderer fursten gegeben were, gewißlich halten und sie daruber nit beschwern lassen wurde etc. und noch andere dergleichen viel hofflicher reden getrieben. Er hat auch den gesandten ein furschrift an etliche an der ksl. Mt. hof mitgetheilt, zu forderung deßjhenigen, den diese stende mit obgemelten schriften an di ksl. Mt. abfertigen werden, ob villeicht derselbig ehe dan er, Naves, an der ksl. Mt. hoff kheme. Daß alleß die verordneten von ime zu danck angenomen.

Und wollen hiemit den andern thail diesser relation, soviel der einigunßverwante stende sonder sachen belangt, dißmals beschlossen haben. [...].

[199r] Demnach zu dem dritten thail gegenwirtiger relation und zu der erbarn freyen und reichstett handlungen zu schreitten. Die Gesandten übersenden den Abschied der Reichsstädte (Nr. 417), der eine Zusammenfassung der Verhandlungen enthält.

Betr. das Gutachten von Dr. Hieronymus zum Lamb und Dr. Gremp zu Session und Stimme der Reichsstädte: [199v] Und wir aber denselben [Ratschlag], dieweyl er ser lang, ufs letzst in der eyl nit gar ad mundum haben khonden abschreiben lassen, so sein wir desselben in kurtzem von Straßburg (do er on daß auch laut deß abschiedts getruckt werden soll) gewertig. So unß dan der zukhompt, soll er euer W. uberantwurt werden.

Die Gesandten übersenden die Protestation der Reichsstädte gegen den Reichsabschied samt dem Protestationsinstrument (Nr. 408).

Nachdem auch di gesandten der stat Eßlingen abermals bey den stetten der beschwerden und trangsals halben, so ermelter stat von dem Hg. zu Wirtemperg begegnet umb rath und hilf angesucht, ist derselbigen suchung, [200r] und waß darauf von der stett gesandten bedacht, auß bewegenden ursachen in ein sondern beyabschiedt pracht, welchen euer W. hieneben zu sehen3. Und fur rathsam angesehen worden, daß derselbig dißmals allain den außschreybenden steten mitgethaildt, aber von inen hernach im außschreyben deß negsten stetttags den überigen stetten auch uberschickt wurde, die iren darauf mit bevelch haben abtzufertigen etc. Dem werden euer W. wol nochzukhomen wissen.

Antwort des Städterates an die Gesandten von Ulm wegen des Konflikts mit Überlingen.

[200v] 26. April 1543: Beratungen über Termin und Malstatt des nächsten Städtetages.

[201r] Ein Verbot des Kantengießer (= Metallgießer) Handwerks im Städteabschied ist nicht nötig, da sie in anderen Städten zugelassen und unter die Zünfte aufgenommen werden.

[201v] Demnach den vierdten und letzsten thail diesser relation und di handlungen deß reinischen kreyß an di handt zu nemen und mit der kurtz zu absolviren. Die Gesandten übersenden den Abschied des Oberrheinischen Kreises (Nr. 415) und die dazu gehörenden Akten, darunter die Protestation der oberrheinischen Kreisstände gegen den Reichsabschied (Nr. 410)

[202v–203r] Weitere Akten zu Privatangelegenheiten.

[203v–204r] Naves suchte bei den Frankfurter Gesandten nicht noch einmal um Schießpulver an, weshalb die Angelegenheit einstweilen auf sich beruht.

Falls es nötig sein sollte, erbieten sich die Gesandten zu weiterer Berichterstattung. Die Akten, welche sie aus der Frankfurter Kanzlei während des Reichstags erhielten, retournierten sie bereits wieder an den Rat.

Actum et relatum den 8. Maij anno etc. 1543.

Anmerkungen

1
Dr. Hieronymus zum Lamb und Ogier von Melem an Bgm. und Rat von Frankfurt, datum Nürnberg, 1543 April 16, in: Frankfurt ISG, Reichssachen II 962, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Lambs).
2
Siehe Nr. 86a, Anm. 12.
3
Zusammenfassung der Verhandlungen Esslingens mit den Gesandten der Reichsstädte (von 24. Febr. bis 9. April 1543), actum Nürnberg, 1543 April 9, in: Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, RTA 17a, fol. 67r–68v (Konz.); DV fol. 68v: Sumarische verzeichnus, was bey der erbarn frey- und reichstett gesanten potschaften von der erbarn stat Eßlingen wegen auf dem reichstag zu Nürmperg 1543 furpracht und wider zu antwort darauf gefallen. Nota: ist den 4 außschreibenden stetten also zugestellt, den andern neben außschreibung des kunftigen stettags zu überschicken.