Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Unter den Weisungen und Berichten von fünf ausgewählten altgläubigen Reichsständen sind an erster Stelle jene aus bayerischer Provenienz zu nennen, da die Hgg. von Bayern als Anführer der altgläubigen Aktionspartei den Verlauf des Reichstags maßgeblich beeinflussten. Ihr die bayerische Politik dominierender mächtiger Rat, Dr. Leonhard von Eck, führte die Verhandlungen am Reichstag eigenständig, zunächst sogar ohne Instruktion der Herzöge. Allerdings erhielten die bayerischen Räte nach ihrer Ankunft in Nürnberg eine Weisung ihrer herzoglichen Auftraggeber für das Verhalten in der Frage der Türkenhilfe (Nr. 327). Aus der bayerischen Korrespondenz lässt sich schließen, dass einige Berichte Ecks aus Nürnberg nicht erhalten oder archivalisch nicht einschlägig eingeordnet sind. Von den acht überlieferten eigenhändigen Schreiben Ecks vom Reichstagsort wird keines als eigene Aktennummer abgedruckt, stattdessen dienen mehrere Zitate aus seinen Briefen in den Sachanmerkungen zur Erläuterung der Hauptverhandlungsakten. Die Schreiben Dr. Georg Stockhammers (Nr. 331) und seiner Mitgesandten (Nr. 332) geben Aufschluss über die umstrittene Rolle Ecks innerhalb der bayerischen Vertretung am Reichstag.

Alle anderen Schreiben der Altgläubigen stammen von geistlichen Reichsständen: Vom Kurmainzer Kanzler Dr. Jakob Jonas sind vier Berichte an Kf. Albrecht von Mainz überliefert, drei davon aus der Zeit kurz vor Eröffnung des Reichstags (Nr. 326, Nr. 328–329); das letzte Schreiben schildert die Ende März stattfindenden konfliktreichen Verhandlungen zu Türkenhilfe, Friede und Recht (Nr. 336).

Bf. Philippp von Speyer beauftragte den Landschreiber Konrad Junge mit der Berichterstattung vom Reichstag. Nach der vorzeitigen Abreise Junges aus Nürnberg wurde er durch den Wormser Kanzler Dr. Werner Koch vertreten. Zwei Schreiben Kochs an den Bf. von Speyer (Nr. 333, Nr. 337) und eine Weisung des Bischofs an Koch (Nr. 334) werden ediert.

Von den fünfzehn überlieferten Berichten Dr. Christoph Welsingers an Bf. Erasmus von Straßburg wurden zwei ausgewählt (Nr. 325, Nr. 330) zusätzlich zu einer Weisung des Bischofs an Welsinger (Nr. 335).

Auf die Wiedergabe der Schreiben der würzburgischen Gesandten an Bf. Konrad wurde auf Grund des Würzburger Berichtsprotokolls (Kap. III, Nr. 81) verzichtet.

Bf. Valentin Tetleben von Hildesheim, der während des Reichstags Protokoll führte (Kap. III, Nr. 80) und kurz vor Verlesung des Reichsabschieds zum Konzil nach Trient abreiste, beauftragte seinen Kanzler Dr. Johann Katzmann, ihn über die letzte Phase des Reichstags zu informieren (Nr. 338).

Die Berichte anderer bischöflicher Gesandter, wie Christoph Kirchbichler (Gesandter Bf. Wolfgangs von Passau) und Dr. Werner Koch (in seiner Funktion als Gesandter Pfgf. Heinrichs, Bf. von Worms und Freising) sind in anderen Kapiteln des Bandes (z.B. IV.K: Doppelanlage) abgedruckt oder in den Sachanmerkungen verarbeitet.

Nr. 325 Dr. Christoph Welsinger an Bf. Erasmus von Straßburg – Nürnberg, 1543 uff Trium regum (Jan. 6)

Nr. 326 Dr. Jakob Jonas an Kf. Albrecht von Mainz – Nürnberg, 1543 Jan. 24

Nr. 327 Weisung der Hgg. Wilhelm und Ludwig von Bayern an Dr. Leonhard von Eck, Dr. Georg Stockhammer, Dr. Georg Sigmund Seld und Dr. Johann Weissenfelder – München, 1543 Jan. 27

Nr. 328 Dr. Jakob Jonas an Kf. Albrecht von Mainz – Nürnberg, 1543 Jan. 29

Nr. 329 Dr. Jakob Jonas an Kf. Albrecht von Mainz – Nürnberg, 1543 Jan. 30

Nr. 330 Dr. Christoph Welsinger an Bf. Erasmus von Straßburg – Nürnberg, 1543 Febr. 8

Nr. 331 Dr. Georg Stockhammer an Hg. Wilhelm von Bayern – Nürnberg, 1543 Febr. 9

Nr. 332 Notizen der bayerischen Räte zur Verhandlungsführung auf dem Reichstag – o.O., o.D. (1543 ad Febr. 28)

Nr. 333 Dr. Werner Koch, Kanzler des Bf. von Worms, an Bf. Philipp von Speyer – Nürnberg, 1543 Mitwoch nach Judica (März 14)

Nr. 334 Weisung Bf. Philipps von Speyer an Dr. Werner Koch – Udenheim, 1543 uf dem hl. osterabent (März 24)

Nr. 335 Weisung Bf. Erasmus’ von Straßburg an Dr. Christoph Welsinger – Zabern, 1543 am hl. ostertag (März 25)

Nr. 336 Dr. Jakob Jonas an Kf. Albrecht von Mainz – Nürnberg, 1543 Samstag ultima Martii (März 31)

Nr. 337 Dr. Werner Koch an Bf. Philipp von Speyer – Nürnberg, 1543 April 3

Nr. 338 Dr. Johann Katzmann an Bf. Valentin von Hildesheim nach dessen Abreise aus Nürnberg – Nürnberg, 1543 Georgii (April 23)

Anmerkungen

1
Die hessischen Räte Dr. Johann Fischer, gen. Walter, und Dr. Tielemann Gunterrodt, warteten in Kassel den verspäteten Beginn des RT ab und berichteten am 29. Nov 1542 an Lgf. Philipp von Hessen: [...] Euern fstl. Gn. mögen wir auch in underthenigkeit nit pergen, nachdem wir Clausen Waldenstein vor der zeit abgefertigt haben, uns zu Nurmberg ein gelegne behaußung, auch nottturftigclich prophiandt darein zu bestellen, wie dann beschehen, dieweil aber der reichstag seinen furgang, wie er angesatzt, nit erreicht, sonder umb einen monat erlengert, haben wir bemeltem Waldenstein in unserm wegreisen von Schweinfurth bevolhen, sich widerumb nach Nurmberg zu verfuegen, alldo die fisch und andere prophiant, so villeicht verderben möchte, zu verkauffen. Als er nun diser tagen allhie wider ankomen, thut er uns disen bericht, das gantz und gar niemant usserhalb der dreyer Bff. Wurtzburg, Bamberg und Eychstett hab furieren lassen. Nun bedencken wir, das der reichstag vor den christfeirtagen schwerlich angefangen, das auch die stend vor denselbigen feirtagen versehenlich nit inkomen werden. Derwegen sehe uns underthenig vor gut an, das euer fstl. Gn. einen irn reittenden potten gehn Nurmberg mit dem bevelch abgefertigt hetten, alldo zu warten und daruff sein kuntschaft zu haben, wann der könig oder sonst etzliche stend im anzug und underwegen gegen dem reichstag weren, das er alsdann sollichs an euer fstl. Gn. zum allerfurderlichstn gelangen ließ. Dann sollten wir ein solliche lange zeit zu Nurmberg bis uff dess königs und der stend ankunft stilligen, wurde einen grossen unkosten geperen, wellichen wir euer fstl. Gn. halben gern verhüett sehen. Und wiewol aber der schweinfurthisch abschid vermag, das gemeiner aynungsvorwanten stend, räth und pottschaften eben uff den tag, wellichen das außschreiben zu dem reichstag mit sich bringt, zu Nurmberg einkomen sollen, damit sie in den unerledigten und verschobnen puncten vor dem einkomen der andern reichsstend entlich ratschlagen und schliessen und sich darnach die reichshandlung daran dester weniger verhindern muge, so tragen wir doch dise fursorg, das, wie zu Schweinfurth auch beschehen, etzliche tag, bis das der mehrer theil der stend zusamenkomen, gewißlich verlauffen werden, sonderlich dieweil wir von den stetten dess sächsschen kreiß jungst zu Schweinfurth vermerckt, das sie zu Nurmberg zu erscheinen wenig lust und willens haben. Was aber euer fstl. Gn. gemut und meynung hierinnen allenthalben sein will, desselben wöllen wir uns underthenigclich, getrowlich und mit allem fleiß halten, wie wir uns dann sollichs schuldig erkennen. [...]. In: Marburg, StA, PA 650, fol. 1r–4v (Ausf.).
2
Ehgg. Maximilian und Ferdinand.
3
Im Bericht Welsingers an Bf. Erasmus zwei Wochen später (20. Jan. 1543) hatte sich an der Situation in Nürnberg kaum etwas geändert und man wußte nach wie vor nicht, wann die Proposition erfolgen würde: [...] Wiewoll ich euer Gn. des gegenwertigen reichstags halben gern allerhandt zuschreyben wolt, jedoch so waiß ich noch zur zeit deren nichtz anders anzuzaigen, dan das uff Mitwuch, den 17. diß monatz, die röm. kgl. Mt. sampt zweyen deren sönnen, wie ich euer Gn. hievor angezaigt, alhie anckommen. Und dieweyl die ksl. commissarien, alß namblich Pfgf. Friderich etc. und mein herr von Augspurg, darneben auch khain furst aigner person alhie, das man noch nit waißt, wan die proposition beschehe und der reichstag seinen anfang erlangen und erraichen werden. In der Zeit des Wartens auf den RT-Beginn sei er zu den Bff. von Eichstätt und Augsburg geritten, um sie wegen der Teilnahme am Konzil zu befragen. Beide Bischöfe gaben die Auskunft, einstweilen keine Gesandte nach Trient schicken zu wollen, sondern sich durch den Bf. von Trient vertreten zu lassen. Welsinger plane auch Kontaktaufnahme mit dem Bf. von Würzburg wegen der Abfertigung von Gesandten zum Konzil. Sunst neuer zeittung halben waiß ich euer Gn. nichtz anders anzuzaigen, dan das jederman mit beschwerden vergebenlich und umbsunst hie ligt, das man auch gar nicht handlen, und zu besorgen aller anzaigung nach, es werde vor Purificationis [1543 Febr. 2] khain anfang dieses tags gemacht werden. [...]. Auch am 29. Jan. 1543 war Welsinger noch äußerst skeptisch betr. die Eröffnung des RT: [...] Und wiewol Pfgf. Friderich und der von Granvel den 26. berurts monats auch alhie ankommen, iedoch so hört man nach nit, wan die proposition beschehen, auch die reychshandlungen iren anfang erreychen und erlangen sollen. Und wöllen also alle sachen uf ein schedlichen und nachtheyligen verzug wie vor gespilt werden. Got der Almechtig verlyhe sein gnad, dan es hat sich ansehen, als ob man dermassen irrig sey, das es an verstand und vernunft also mangle, das man nit wol wisse, wie in solchen hochwichtigen, grossen obligen des Hl. Reychs sachen ein anfang zu machen und die mit fugen anzugreiffen und anzuhaben syen. Dan wie Cicero sagt: „Res publica in eas angustias deducta esse videtur, ut nisi quis Deus vel casus aliquis subvenerit, salve esse nequeamus.“ Ich wolt euer Gn. gern die proposition zuschicken, hab auch den ein knecht umb der und andern ursachen halb also lang behalten, iedoch ie lenger ich wart, ie weniger daruss wurdt. Acht auch, sye [= die Proposition] sey nach nit in rerum natura anders, dan das die not den könig dohin tribt, weitter hilf zu begeren, welche aber von stenden nit zu erhalten, es werden dan die beschwerden und obligen, die nit ein iar, sonder 20, 30 und 40 iar im Reych gewert, ietzundt erledigt. Zudem das die stet nichts thun nach willigen wollen, sye haben dan auch zu stimmen, welchs aber chur- und fursten glat abschlagen. Die protestirenden aber ein reformirt und onpartheysch recht und cammergericht, ein bestendigen friden und adprobation und ratification aller irer gepflegten kriegsubung, violentien und anderer handlungen, die gemeine stend aber alle ringerung der anschlege, do keiner zu wenig, besonder al zu hoch angeschlagen sein, wollen. Was nun do guts zu hoffen und durch wen anders denen beschwerden, sonder in solchen nötten, kriegen und oneinnigkeytten dan dem Turcken, begegnet mög werden, haben euer Gn. leichtlich abzunemen etc. Er entschuldigt sich beim König für das Fernbleiben seines Herrn vom RT [...]. Von fursten ist nach niemants personlich hie, und wiewol die steend sonst in zimlicher anzaal, iedoch rugt und steet man still mit aller handlung, nit weiss ich, ob man gedenck, die fursten selbs personlich nach alher zu bewegen. Bis das geschickt, sol ostern nit weit sein und darneben so vil gehandelt als vor. [...] Und domit ich euer Gn. auch von dem bequemlichsten platz, reychsversamlungen zu halten, schrib, so wiss euer Gn, das alle ding zum höchsten teuer und das des schindens wedder maas nach end, zudem das es der gemeinen kranckheyt und contagien halb nit gar schön, darneben das man in grosser sorg feuwers halben steet, dan man ingelegt wirken [= gewebte Stoffe] und pulver gefunden in strowegen, welche, alsbaldt mans in die herbrigen gefurt, haben angefangen zu brinnen. [...]. [PS:] Wie ich den brieff beschliessen wöllen, hat des Reychs marschalck uf heut dato den steenden ansagen lassen, das man bis Mitwoch [1543 Jan. 31] umb siben ur uf der veste bey dem ampt erschinen wölle und volgendts die kgl. Mt. uf das rhathaus zu beleitten etc. Got geb gnad, das es ein gutter anfang sey. Die Schreiben Welsingers vom 20. Jan. (Ausf.) und vom 29. Jan. 1543 (Ausf. v.d.Hd. Welsingers) beide in: Straßburg AD, 15 J 18, unfol.
1
D.h. der Schmalkaldener.
2
D.h. Nicolas de Granvelle.
3
Die in Nürnberg aufbewahrten Reichskleinodien; in diesem Fall wahrscheinlich ironisch gemeint: Granvelle als „Heiltum“, d.h. als Heilsbringer.
1
Gemeint ist das geplante Bündnis zwischen den Hgg. von Bayern und Hg. Ulrich von Württemberg, die lange Zeit verfeindet waren.
2
Pläne zu einem überkonfessionellen Bündnis Bayerns mit Augsburg, Nürnberg und Ulm unter Einbeziehung Hg. Ulrichs von Württemberg und des schwäbischen Ritterschaft in Form einer Erneuerung des Schwäbischen Bundes wurden von Hg. Ludwig von Bayern gegenüber Dr. Georg Stockhammer bereits am 3. Dez. 1542 geäußert: [...] Nemblich das du mit dem man[wahrscheinlich Wolfgang Rehlinger aus Augsburg] weitter vertreulich handlest und vernembst, welche stet genaigt weren, sich in ainen solchen und sonder vertreulichen verstandt einzulassen, und ob der von Wiertennberg auch genaigt wär, sich darein zu begeben. Wann das also gewis und alain die zwo stett Ulm und Augspurg die sach treulich furnemen und handln, wurde es der andern swebischn stet halben khain nott haben und mit denen von Nurnnberg wol zu handln sein. So wären die prelaten, graven und ritterschaft am Podensee, im Heugay [= Hegau] und Algau leichtlich zu bewegen, dann sy wurden bei unserm fruntlichen, lieben bruedern, Hg. Wilhelm, und uns geren [!] sein und beleiben, damit wurde die gegent von der graffschaft Tirol bis in Schweitz und an Rhein mit guetem verstandt sicher gemacht. Möchten alsdann weitter handlung und practickhen beschehen, dardurch der teutschen nation ere und libertet wider in pesser ansehen und wesen möcht gebracht werden, und mocht pesser sein, die handlung wurde erstlich in der enge vertreulich gehandlt und nicht zu weitschwaif gemacht noch mit denen furgenomen, die uns entsessen. Dann wann die verstandt und puntnussen so weit gemacht, khumen gemainlich vil irrung, mißverstandt und nichthalten daraus, dass durch die enge und wann man sich recht vertraut pas zu furkomen, auch mer beständigkait und aufnemens zu verhoffen. [...].In: München HStA, KBÄA 2030, fol. 147r–149v, hier fol. 147r (Ausf.).
1
Die Klagen über den für das Reich und die Reichsstände nachteiligen Einfluss des ksl. Generalorators Nicolas de Granvelle wurden 1543 nicht zum ersten Mal erhoben. Bereits auf dem Regensburger RT 1532 beschwerten sich die Reichsstände über den Machtverlust des Mainzer Erzkanzlers zu Gunsten eines „frembden, außlendischen “, der die deutsche Reichskanzlei verwalte und der deutschen Sprache und der Gepflogenheiten des Landes „unerfaren und unwissen “ sei. Siehe die Beschwerden der Reichsstände gegen die Regierungsweise Karls V. im Reich, Regensburg, 1532 Juni 14, in: RTA JR Bd. X, Nr. 122, hier S. 667. Mit dem „Fremden “ war offensichtlich Nicolas de Granvelle gemeint, der von 1530 bis zu seinem Tod 1550 als führender Minister beträchtlichen Einfluss auf die politischen Entscheidungen des Kaiserhofes ausübte. Zur dominierenden Rolle Granvelles während des Nürnberger RT 1543 siehe Einleitung S. .
2
Der Sachverhalt ist unbekannt, wird aber von Jonas zur Konkretisierung der „ungereimten Dinge“, mit denen Granvelle dem „gemeinen Nutzen“ geschadet habe, genutzt.
3
Wolfgang von Pappenheim.
4
Obersthofmeister Kg. Ferdinands war von 1539 bis 1544 Leonhard von Fels. Siehe A. Kohler, Ferdinand I., S. 144f. und T. Fellner/H. Kretschmayr, Die österreichische Zentralverwaltung, I. Abt., 1. Bd., hier S. 275 und S. 278; siehe auch I. Abt., 2. Bd., hier S. 156 und S. 161 (Hofstaatsverzeichnisse 1539/1541 und 1544/1545).
5
Vermutlich ist das gegenüber dem Rathaus gelegene Fünferhaus gemeint, das als Sitz des Fünfergerichts diente.
6
Dr. Georg Gienger.
7
Gemeint ist: es sich mit dem Vizekanzler verscherzen.
8
Gesandte der vier rheinischen Kff. und des Lgf. von Hessen waren während des Nürnberger RT in Aachen als Vermittler bei den Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen Burgund und Jülich tätig.
1
Adam Küchenmeister von Gamburg, Domschulmeister des Domstifts zu Mainz.
2
Überfahrt zur See von Spanien nach Italien.
3
Reise Granvelles nach seiner Ankunft in Italien über den Konzilsort Trient nach Deutschland.
1
Die Hoffnung auf einen Fortschritt der Verhandlungen nahm bei Welsinger im Laufe des RT immer mehr ab. So berichtete er am 20. Febr. 1543 an Bf. Erasmus: [...] Vom reichstag waiß ich euer Gn. nichtz anders dan das alt lied anzuzaigen, je lenger man tagt, je ärger es wurdt, und ist gar khain hoffnung ainicher fruchtparer handlung, die do alhie moge, werde oder konnde außgericht werden. Von fursten ist noch personlich niemandtz hie, dan wie euer Gn. vor angezaigt, und das der Bf. von Augspurg gestern vor dato diß brieffs [1543 Febr. 19] alhie anckhommen etc. [...].In: Straßburg AD, 15 J 18, unfol. (Ausf.)
2
Über diesen Vorwurf berichtete Welsinger bereits am 1. Febr. 1543 an Bf. Erasmus: [...] Von euer Gn. ist ein gantz geschrei hie, wie die des neuen wesens und glaubens, wie man sagt, sey. Das auch der Bf. von Cöln euer Gn. erindert und ermant haben sol, seinem exempel der furgenommener reformation halben, onangesehen das ir kfl. Gn. capittel nit dorin willigen wöllen, zu folgen und irer seelen heil und das ampt, in dem euer Gn. sey, meer zu bedencken, dan was euer Gn. eusserlichen daruss ervolgen oder begegnen möchte etc. Und wiewol ich euer Gn. bey kgl. Mt. und sonst mit fuegen, auch zum theil erzelung des handels, waher euer Gn. das geschrei komme, entschuldiget, iedoch besorg ich, der Butzer geb euer Gn. mit seinen brieffen hin und widder, ie lenger ie meer us, wie dan euer Gn. zu meiner heimkunft allerley von mir vernemmen werden. [...] In: Straßburg AD, 15 J 18, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Welsingers). Bf. Erasmus wies in einer Weisung an Welsinger den Vorwurf, die Reformation im Hochstift einführen zu wollen, zurück, Zabern, 1543 Sambstag nach dem Sontag Letare (März 10): Das wir aber der lutherey und anhangs der protestirenden bey röm. kgl. Mt., unserm allergnedigsten herrn, und sunst verdacht syen, mussen wir geschehen lassen. Es werde aber von uns gesagt oder geschriben, wie yedem gefellt, so wissent ir doch, das uns darob ungutlichs geschehe und wir noch bisher kein neuerung furgenommen haben. [...].In: Straßburg AD, 15 J 18, unfol. (Konz. mit mehreren PS und Zetteln).
3
Philipp Jakob von Helmstatt und sein Sekretär Johann Gerhardt.
1
Gemeint ist das von den Hgg. von Bayern favorisierte Bündnis zur Türkenabwehr mit den Städten Augsburg, Nürnberg und Ulm unter Hinzuziehung der Bff. von Salzburg, Augsburg und Eichstätt und der schwäbischen Reichsritterschaft (Nr. 327, Anm. 2). Dr. Eck lehnte das Bündnis Bayerns mit diesen Städten ab und war bemüht, durch einen Vertrag mit Kursachsen und Hessen unter Ausschluss der Städte die fstl. Territorialgewalten gegen habsburgische Machtbestrebungen zu stärken. Sein eigenmächtiges Handeln wurde von den ihn begleitenden bayerischen Räten, nämlich Seld, Stockhammer und Weissenfelder, die in Nürnberg Verbindung zu Städtevertretern aufnahmen, verurteilt. Zur führenden Rolle Ecks im altgläubigen Lager: Einleitung S. . Zu Dr. Georg Sigmund Seld, dem späteren Reichsvizekanzler, der zu Zeiten des RT 1543 in Diensten Hg. Ludwigs X. von Bayern stand: E. Laubach, Der Reichsvizekanzler Georg Sigmund Seld, hier S. 11–15.
2
Es handelte sich wahrscheinlich um den mehrmals zum Bürgermeister gewählten Augsburger Patrizier Wolfgang Rehlinger (zur Augsburger Patrizierfamilie Rehlinger siehe M. Häberlein, in: NDB 21, S. 281f.), der in einem nicht unterfertigten Schreiben an Dr. Georg Stockhammer wissen wollte, wie es um die Bündnispläne Bayerns mit den Städten bestellt sei, und dafür plädierte, Granvelle ins Vertrauen zu ziehen und um seine Meinung bezüglich des Bündnisses mit den Städten zu fragen, Augsburg, 1543 Febr. 3. In: München HStA, KBÄA 3158, fol. 64rv (Kop.). Siehe dazu auch J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 248f.
3
Der Esslinger Gesandte, Lic. Johann Machtolf, berichtete am 13. März 1543 an Bgm. und Rat von Esslingen, von den Verhandlungen zur Gründung eines Bündnisses zwischen einigen Fürsten und oberdeutschen Städten (siehe oben Anm. 1) gehört zu haben: [...] Neben dem haben mir etliche gesante von den erbern oberlendischen stetten in geheim zu erkhennen geben, wie an sie gelangt, das widerumben mit den oberlendischen stetten und stenden in zeitlichen sachen ein gute, satte und wol versehente verbuntnuß mit bewilligung röm. ksl. Mt. aufzurichten sein solte, alda die religion nach unserm gefallen außgenomen und versichert und auch euer fursichtig erbar W. disen jetzo obligender und auch khunftiger beschwerden mochten erledigt werden [...]. In: Esslingen StadtA, Reichsstadt Fasz. 283, RTA 1543, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Machtolfs).
1
Die Notizen liegen einem eigenhändigen Schreiben Dr. Leonhard von Ecks an Hg. Wilhelm von Bayern vom 28. Febr. 1543 bei; in: München HStA, KBÄA 2094, fol. 149rv. Allerdings sind die Aufzeichnungen nicht v.d.Hd. Dr. Ecks, sondern von einem der bayerischen Mitgesandten verfasst und von Sekretärshand aufgezeichnet worden. Es werden nur jene Textstellen wiedergegeben, die sich direkt auf die RT-Verhandlungen beziehen.
1
Es ist nicht bekannt, wie die Originalkorrespondenz Bf. Philipps von Speyer mit seinen Gesandten am RT in das AM Straßburg gelangte.
2
Es handelt sich um Konrad Junge, der vom 13. Febr. bis zum 9. März 1543 sieben Berichte über den Verlauf des RT an seinen Auftraggeber Bf. Philipp von Speyer sandte. Als Landschreiber und Einnehmer der Türkenhilfe hatte er jedoch seinen Aufgaben bei der Abrechnung der oberrheinischen Kreistruhe im Rahmen der Frankfurter Fastenmesse nachzukommen und brach daher vorzeitig aus Nürnberg auf. Seine Vertretung übernahm ab Mitte März der Wormser Kanzler Dr. Werner Koch, der dann statt Konrad Junge an Bf. Philipp über den RT berichtete.
a
Eigenheit des Schreibers, auch im Folgenden immer „gehormsam“ statt „gehorsam “.
1
Wahrscheinlich die Gesandten Kf. Ludwigs von der Pfalz: Wolfgang von Affenstein und Hans von Wallbrunn.
2
Der Bf. von Speyer wurde nach dem Ende des RT von dem zum reichsständischen Visitator des RKG bestellten Bf. von Würzburg, der diese Funktion nicht annehmen wollte (Nr. 305) und dagegen protestierte (Nr. 412), gebeten, ihn als Visitator zu vertreten. Dieser Bitte kam Bf. Philipp von Speyer nach, wie er dem Kaiser in einem Schreiben vom 9. Juli 1543 mitteilte; gedr. bei: K. Lanz, Correspondenz des Kaisers Karl V., Bd. 2, Nr. 507, S. 393f. Siehe auch Nr. 305, Anm. 3.
1
In: Straßburg AD, 15 J 18, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Welsingers).
2
Siehe Nr. 92, Anm. 1.
3
Bf. Erasmus von Straßburg an Dr. Christoph Welsinger, 1543 März 10, in: Straßburg AD, 15 J 18, unfol. (Konz. mit mehreren PS und Zetteln).
4
D.h. die evangelische Reichsstadt Straßburg würde sich im Gegensatz zu den zur Türkenhilfe verpflichteten altgläubigen Untertanen des Hochstifts Straßburg im Vorteil befinden.
5
In seiner Antwort auf das bischöfliche Schreiben berichtete Welsinger über die weiteren Verhandlungen zur Türkenhilfe am 4. April 1543: [...] Als euer Gn. mir aber schriben, wees ich mich der turckenhilf halben halten sol und wees auch hierin fur bedencken furzuwenden syen etc., gib ich euer Gn. zu erkennen, das durch andere und mich nit allein die angezogene bedencken, besonder vil meer ursachen im rhat furpracht sind worden, warumb in solcher zertrennung kein statliche und fruchtbarliche hilf möge von stenden bewilliget und geleist werden. Aber solches alles onangesehen haben chur- und fursten usserthalb der protestirenden bewilliget, der hilf halben beradtschlagung zu thun, in welcher handlung man ietzunder steet, also das ich euer Gn. derhalben nichtz weiss anzuzeigen, bis ich sehe, wo die sachen hinuss schlagen wöllen. Und wiewol ich geneigt, euer Gn. schriben nach zu handlen, iedoch will es den weg nit haben, besonder muss neben anderen chur- und fursten euer Gn. halben laviren, domit ich die hilf nit stracks bewillige nach auch gar abschlage, wiewol ich in den gemeinen pfennig in solcher zertrennung der steend mitnichten hab willigen wöllen. Aber wo sonst tregliche weg nach euer Gn. und des stifts vermögen, die euer Gn. liden und ertragen mögen, furgenommen werden, darneben das die ringerung der anschleg beschehe, so hab ich mich vernemmen lassen, ich versehe mich in solcher gemeinen not neben anderen chur- und fursten und stenden des Reychs, euer Gn. werden sich als ein gehorsamer und geistlicher furst aller gepur und onverweislich halten und gegen der ksl. und kgl. Mtt. undertheniglichen erzeigen etc. Ich besorg auch, wo ich ein bedacht, iederzeit solches euer Gn. anzuzeigen, nemmen solt, ee ich dan euer Gn. schribe und ein bescheid widerumb emphienge, so wurden alle sachen am end seyn und wurd mir im rhat eben gon wie anderen, darvon ich euer Gn. anzeigung thun will, wan ich widerumb kome. Darneben kann ich nit wol gedencken, wie eyniche hilf wol geleistet möge werden, dieweil die steet sich vast all absonderen, dan allein Wormbs, Spier, Hagenaw sampt den stetten in die landtvogthei gehörig und Rotweil, die sich aber gar in kein handlung inlassen wöllen, mit anzeig, sye syen derhalben von iren obern on die anderen etwas zu handlen und zu bewilligen nit abgefertiget. Also wo die protestirenden und die steet auch nichts thun wöllen, wol abzunemen ist, wie die hilf ein furgang haben werd. [...] In: Straßburg AD, 15 J 18, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Welsingers); AV: Praes. [Zabern], Samstag nach Jubilate 43 [April 21]. In seiner letzten Weisung an Welsinger vom 22. April 1543 gab Bf. Erasmus die Zustimmung zur Zahlung der Türkenhilfe: [...] Können wir wol achten, wo wir uns deren [= der Türkenhilfe] ußzögen oder sperrten, das wir gleych andern abgesonderten gehalten wurden und dadurch als röm. ksl. und kgl. Mtt. ungehorsame geachtet, dessen wir keinswegs verdacht sein wollen, denn wir uns ye undertheniger gehorsame gleych andern gehorsamen fursten des Reychs zu erzeigen gedencken und darumb leyden mögen, das ir von unsern wegen in dem fall antwort gebent. Was andere gehorsame chur- und fursten des Reychs thuen, darinn begern wir uns auch nit zu entziehen, sonder gehorsamlich zu erweysen, so weyt unsers stift gerings vermögen erleyden möge, doch das wir auch darinn mit notturftiger ringerung bedacht werden. Ob es dann darzu kommen, das die röm. kgl. Mt. die stende gesundert umb hilf wider den Durcken anlangen wurde, so wissent ir unsers stift unvermogen und armut wol. [...] In: Straßburg AD, 15 J 18, unfol. (Konz.).
1
Das Votenprotokoll des Kurfürstenrates ist für den Nürnberger RT 1543 nicht erhalten.
2
Von Kf. Joachim II. von Brandenburg ist keine Instruktion für den RT erhalten, lediglich ein Kredenzschreiben für die Räte (Nr. 46).
3
Dr. Konrad Braun war – mit einer kurzen Unterbrechung 1535/36 – von 1533 bis 1540 katholischer Beisitzer am RKG und von 1540 bis 1542 Leiter der RKG-Kanzlei im Dienste des Mainzer Erzkanzlers und galt als radikaler Vertreter altgläubiger Positionen. Für den Speyrer RT von 1542 konzipierte der seit Febr. 1542 in Diensten Hg. Ludwigs von Bayern befindliche Jurist die Erläuterung des Gesuchs der katholischen Stände an Kg. Ferdinand um Aufhebung der Regensburger Deklaration: RTA JR Bd. XII, Nr. 145. Siehe dazu ausführlich M. B. Rossner, Konrad Braun, hier S. 45–83.
1
Bf. Valentin von Tetleben reiste von Nürnberg direkt nach Trient.
2
Beschlüsse der altgläubigen Stände betr. Veränderungen und Auslassungen bei einigen Artikeln des RAb, in: Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 854r (Notizen v.d.Hd. Dr. Katzmanns); Marg. AV: Consultatum die 22. Aprilis Domenica Cantate anno 43.
3
Es folgen Ausführungen zu Privatangelegenheiten.