Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

3.1 Organisatorische Vorbereitungen

Nachdem mit dem zweiten Mainzer Ausschreiben vom 24. Juni 1575 der Versammlungsort und der Termin des Kurfürstentags endgültig festgelegt waren und die Kurfürsten ihr persönliches Erscheinen zugesagt hatten, konnte mit den organisatorischen Vorbereitungen begonnen werden. Der Kaiser informierte den für den reibungslosen Ablauf zuständigen Reichserbmarschall von Pappenheim und den Rat der Stadt Regensburg und forderte sie auf, die nötigen Vorkehrungen zu treffen1.

Da es Gerüchte über eine Pestepidemie in Regensburg gegeben hatte, schickte Maximilian II. außerdem einen Beamten in die Stadt, der sich ein Bild von der Ausbreitung der Seuche und den eingeleiteten Gegenmaßnahmen verschaffen sollte2. Nachdem dieser am 30. August seinen Bericht vorgelegt hatte, konnte der Kaiser dem Kurfürsten von Sachsen, der vorgeschlagen hatte, die Versammlung gegebenenfalls um einen Monat zu verschieben oder nach Nürnberg zu verlegen3, berichten, „das es diß orts nit so gefehrlich als man vermainet“4. Dies bestätigt auch der Bericht der nach Regensburg vorausgeschickten kursächsischen Räte, die zwei Wochen vor Beginn der Versammlung ihrem Kurfürsten meldeten, dass es in der vorangegangenen Woche nicht mehr als fünf oder sechs Pesttote gegeben habe und dass es „dem Herrn sey danngk in e.kfl.Gn. quartir, auch daselbst in der nehende herrumb, sovil wir nach vleißiger nachforschunge erfahren mugen, ganntz reyn.“5 Im Verlauf des Oktober scheint sich die Seuche hingegen verschlimmert zu haben. Der päpstliche Nuntius Dolfin berichtete am 7. Oktober von 4 bis 6 Pesttoten pro Tag, Ende des Monats bereits von 10 bis 12 Opfern6. Die Durchführung des Kurfürstentags scheint durch die Pest zwar nicht gefährdet gewesen zu sein, doch ist davon auszugehen, dass viele Interessierte wegen der Seuche von einem Besuch in der Stadt absahen. Der venezianische Gesandte Vincenzo Tron meldete Mitte Oktober, dass sich die Kurfürsten um eine schnelle Einigung bemühten „per la carestia grandissima che si trova qui, che certo è impossibile a crederla, et per i danni che fa la peste, li quali non si pò con ogni diligentia tanto nascondere che non mettano terrore et spavento a tutti“7. Nicht nur die Pest, sondern auch die hier angesprochenen Engpässe bei der Versorgung sowie der bevorstehende Winter8 dürften dazu beigetragen haben, dass den Teilnehmern, von denen „ein jeder nit lust, lang hie zu verharren“9, an einer raschen Entscheidung bei der Wahl eines römischen Königs gelegen war.

Während der Reichserbmarschall Konrad von Pappenheim organisatorische Vorkehrungen traf10, schickten die Kurfürsten Verordnete nach Regensburg, die sich um die Beschaffung standesgemäßer Quartiere und die Organisation der Verpflegung kümmern sollten11. Besonders schnell war dabei Kurfürst August von Sachsen, dessen Räte bereits im Juni für eine zügige Quartiersuche plädiert hatten, „damit e.kfl.Gn. nicht die besten losamenter vorrucket unnd preoccupirt werden“12. Als die pfälzischen Abgesandten Stefan Frey und Dietrich Schwartz am 27. Juli in Regensburg eintrafen, um für Kurfürst Friedrich und sein geplantes Gefolge von 500 „Pferden“ Quartiere zu reservieren, hatten die sächsischen Vertreter für Kurfürst August und seine Familie bereits einige Häuser besichtigt, Vorabsprachen getroffen und Umbauarbeiten im Umfang von 400 fl. durchgeführt. Da zu diesem Zeitpunkt weder der kaiserliche Quartiermeister Hans Jakob Herbrot noch der Reichserbmarschall Konrad von Pappenheim in der Stadt waren, beauftragten die pfälzischen Vertreter den Regensburger Kammeramtsverwalter Dionysius von Preckendorf, die gewünschten Herbergen für Kurpfalz zu beanspruchen, darunter mehrere Unterkünfte „von des Weinsprunners behausung an bis zu ende der Enngelburger strasse“, in denen auch der kursächsische Geheime Rat Lorenz Lindemann seinen Kurfürsten gerne einquartiert hätte13. In seinem Schreiben an Pfalzgraf Ludwig vom 9. August berichtete Dietrich Schwartz, dass der Stellvertreter des noch nicht in Regensburg anwesenden Reichserbmarschalls damit einverstanden sei, dass er für den Kurfürsten von der Pfalz „deß Weinsprunners hauß“ eingenommen habe. Zu den Herbergen der anderen Kurfürsten teilte Schwartz mit:

„So hat der churfurst von Sachßen nit weith davon deß Osterreichers, deß Schlahers, deß Rosauern unnd anndere heußer, deren er etlich mit grossem uncosten zusammen prechen unnd pauen lest, albereith uber die 800 fl. aufgewenndt. So haben die menntzischen fur iren churfursten strackhs dargegen uber der Schweblin hauß eingenommen, die wappen angeschlagen, welche sie wider herunnder reussen muessen, unnd gedachter deß marschalckhs bevelch haber neben dem quattirmeister ganntz ubl zufriden; wöllen sie annders wohin weisen. Ittem so hat der quattirmeister fur die ksl.Mt. deß bischoffs hoff unnd fur die kayserin das closter Nidermunster eingenommen, also das die kayserischen fast alle inn der Pfaffengassen pleiben. Tryer soll, wo nit ennderung furfelt, uff Sanct Jacobs platz in deß Scheckhenpachs oder Hallers behausungen ligen. So haben die brandenpurgischen das „Gulden khreutz“ eingenommen, wissen doch nit eigentlichen, waran sie sindt. Von Kölln ist noch niemandt khommen. Ittem der bayrisch furirer hat das closter St. Haimeran fur sein herrn eingenommen“14.

Der Reichserbmarschall von Pappenheim traf erst Mitte September in der Stadt ein15. Die Kurbrandenburger Gesandten berichteten Ende des Monats, dass die „Ordnung und Satzung“, die für die Dauer der Versammlung das Zusammenleben polizeilich regelte, noch nicht veröffentlicht worden sei, und klagten deshalb über „große unordnungk, unnd die beschwerungk unnd ubersetzung der victualien halben uber alle maß“16.

Ausländische Beobachter berichten, dass sich der Kaiser zu diesem Zeitpunkt aus verschiedenen Gründen in großer Geldnot befand17, und der Kurfürstentag in Regensburg nur mit der finanziellen Unterstützung der Medici und des Kurfürsten von Sachsen stattfinden konnte, den Maximilian II. bereits bei seinem Besuch in Dresden im April 1575 um Geld gebeten hatte18. Nicht zuletzt im Hinblick auf die gewünschte Belehnung seiner Söhne mit dem Vogtland gewährte Kurfürst August dem Kaiser ein Darlehen in Höhe von 200.000 fl. und ließ ein Viertel der Summe bereits vor Beginn des Kurfürstentags auszahlen19. Laut des Hofzahlamtsbuchs von 1575 betrugen die Ausgaben allein für die kaiserlichen Geschenke, die in Form von goldenen Ketten und Silbergeschirr an kurfürstliche und andere Räte verteilt wurden, 11.500 fl.20 und wurden aus der von Francesco de' Medici zugesagten und vom Handelshaus der Fugger bereitgestellten Summe bestritten. Weitere 49.500 fl. der insgesamt 150.000 fl. des Hg. wurden dem kaiserlichen Hofzahlmeister Peter Häckl am 29. Oktober in Regensburg übermittelt, am 17. Dezember erhielt die Stadt Regensburg 4.000 fl. für ein Darlehen zur Abreise der Kaiserin Maria21.

3.2 Verzögerter Beginn

Der zunächst für den 29. Juli, dann für den 26. September angesetzte Beginn des Kurfürstentags verschob sich erneut, weil Rudolf vor seiner Wahl zum römischen König zunächst die Krone von Böhmen empfangen musste, damit er die böhmische Stimme führen konnte22. Seine Krönung fand am 22. September in Prag statt und konnte erst durchgeführt werden, nachdem auf dem im Februar des Jahres eröffneten böhmischen Landtag ein Kompromiss erreicht worden war: Dafür, dass Kaiser Maximilian II. den böhmischen Landständen entgegenkam und ihnen mündlich die Formulierung des gemeinsamen Bekenntnisses der böhmischen Protestanten, die confessio bohemica, gewährte, nahmen die Stände seinen Sohn Rudolf als König von Böhmen an23.

Am 15. September teilte der Kaiser den Kurfürsten mit, dass er seine Reise nach Regensburg wegen der anstehenden Krönung Rudolfs verschieben müsse und dass er voraussichtlich erst am Montag, dem 26. aus Prag abreisen könne24. Gleichzeitig informierte er den Reichserbmarschall Konrad von Pappenheim, den Bischof von Regensburg Kölderer von Burgstall sowie seinen geheimen Rat Leonhard von Harrach über die eingetretene Verzögerung und trug ihnen auf, die Kurfürsten, die zu diesem Zeitpunkt bereits nach Regensburg unterwegs waren und die vor ihm in der Stadt eintreffen würden, in seinem Namen zu begrüßen und sich für die Verspätung zu entschuldigen25. Am 26. September nahmen die kaiserlichen Beauftragten den Erzbischof von Köln auf diese Weise in Empfang. Die anderen Kurfürsten zogen es vor, dem Kaiser den Vortritt zu lassen und unterbrachen ihre Reise26. So berichtete der Gesandte Erzherzog Ferdinands II., Johann Dreyling, am 28. September, dass sich der Kurfürst von Sachsen seit einiger Zeit in Straubing aufhielte, „aber vor der ksl.Mt. ankhonfft nitt einraitten will“27.

3.3 Ankunft von Kaiser und Kurfürsten

Während die kaiserliche Familie sich noch auf dem Weg zum Kurfürstentag befand, trafen in Regensburg die ersten Teilnehmer ein28. Die vorausgeschickten Kurbrandenburger Gesandten berichteten am 30. September ihrem Kurfürsten, dass sie am 26. in der Stadt angekommen seien: „Unnd habenn alhier niemandt mehr gefunden dan allein denn bischoff vonn Saltzburg etc. unnd die churfurstlichenn sechssischenn gesandten. Aber nach unser ankunfft ist Cölln deßelben tages auch anher kommen. Unnd des andern tages, als denn 27., der hertzog von Beyern mit seinn frawen zimmer zu schiff one alles geprenge. Vonn Meintz wegen ist nach niemandts hie dann alleine die jenigenn, die zu erbawung unnd anrichtung der losamenter verordnett. Vonn denn keyserischenn seint ettliche abgeordnete alhier, die den churfurstenn unnd ertzbischoff vonn Cölln entpfangenn.“29

Maximilian II. zog am 3. Oktober in Begleitung seiner Frau Maria, seines Sohnes Rudolf, des frisch gekrönten böhmischen Königs, sowie weiterer Söhne und Töchter in Regensburg ein. In seinem Bericht nach Rom schrieb der päpstliche Nuntius über den prächtigen Einzug des Kaisers: „L'entrata fu molto bella, così per l'ordine che i germani tengono nel cavalcare, come per le molte collane d'oro et ricchi habiti loro. Il numero di cavalli non passò 2 mila.“30 Zwei Tage später, früh morgens, „ehe es ihre Mt. oder jhemandts anders von den anwesenden chur- und fursten inne worden“31, erschien Kurfürst Johann Georg von Brandenburg in der Stadt. Am selben Tag zogen der Kaiser, der Erzbischof von Köln und der Herzog von Bayern dem Kurfürsten von Mainz entgegen, der am Nachmittag in die Stadt einritt. Am 7. Oktober trafen zuerst der Erzbischof von Trier, bei dessen Einzug es zu Streitigkeiten kam32, dann Pfalzgraf Ludwig mit seiner Frau, „on sonders gepräng und gleyd mit 150 Pferden“33, spät am Abend schließlich, als letzter der Hauptteilnehmer, Kurfürst August von Sachsen mit seiner Familie ein. Sein Weg nach Regensburg ist besonders gut dokumentiert, da er auf seiner Reise einen Wagenwegmesser einsetzte, der sowohl die zurückgelegte Strecke als auch die mittels eines Schiffskompasses ermittelte Veränderung der Wegrichtung mechanisch aufzeichnete. Anhand der gemessenen Strecken und Winkel wurde nach dem Ende der Reise eine rund 13,5 Meter lange Routenrolle angefertigt, auf der Ortschaften, Flüsse und andere markante Punkte eingezeichnet sind. Aus den Angaben geht hervor, dass der Kurfürst die Gesamtstrecke von rund 370 Kilometern mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 30 Kilometern am Tag zurücklegte34. Seine Route führte von Mühlberg an der Elbe über Dresden, Augustusburg, Annaburg, Sankt Joachimsthal, Schlaggenwald, Plan, Haid, Taus, Furth im Wald, Kötzting und Straubing bis nach Regensburg35.

Der päpstliche Nuntius berichtet, dass das Gefolge des Kaisers beim Einzug aus nicht mehr als 2000 Pferden bestanden habe. Wie groß der Anhang der Kurfürsten inklusive der Hofbediensteten und Kanzleibeamten, der sie begleitenden Fürsten, Grafen und Herren sowie des Gesindes gewesen sein mag, ist schwer abzuschätzen, da die überlieferten Furierlisten unterschiedliche Zahlen zu den mitreisenden Personen, Reit- und Kutschpferden nennen und mit den Angaben von Augenzeugen oft nicht übereinstimmen. Wahrscheinlich war das Gefolge des Kurfürsten von Brandenburg mit mehr als 500 Pferden am größten, gefolgt von Kursachsen und Kurpfalz mit jeweils 450 bis 500 Pferden und Kurköln mit ca. 430 Pferden. Für Kurmainz und Kurtrier werden Zahlen zwischen 250 und 300 genannt36.

Es ist auffällig, dass alle weltlichen Kurfürsten darauf verzichteten, vom Kaiser und den bereits anwesenden Kurfürsten in der üblichen Weise empfangen zu werden, und es vorzogen,unvermerkt in der Stadt anzukommen. In den Quellen wird die Vermutung geäußert, dass sie dies „vermeidung willen unrhue unnd pumps [= Pomps]“ taten oder weil sie „nicht gewolt, daß die ksl.Mt. inen entgegen ziehen sollen“37, wobei jedoch offenbleibt, ob dies aus Rücksicht auf die angeschlagene Gesundheit des Kaisers oder aus politischen Gründen geschah.

Wie bei der letzten Wahl 156238 ergingen auch diesmal Einladungen des Kaisers an einige wichtige Reichsfürsten. Während Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel, Markgraf Karl II. von Baden-Durlach, Herzog Ludwig von Württemberg sowie Erzherzog Ferdinand II. aus unterschiedlichen Gründen absagten, kündigten der Erzbischof von Salzburg, Herzog Albrecht V. von Bayern und Pfalzgraf Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg ihr Kommen an39. Neben ihnen erschienen außerdem in Regensburg: Pfalzgraf Georg Johann I. von Pfalz-Veldenz, Herzog Barnim X. von Pommern, Markgraf Philipp II. von Baden-Baden, der Jungherzog Joachim Friedrich von Liegnitz-Brieg sowie die Pfalzgrafen Ottheinrich von Pfalz-Sulzbach und Friedrich von Pfalz-Zweibrücken40.

Auf Einladung Maximilians II. kamen auch auswärtige Gesandte zum Kurfürstentag nach Regensburg. Zu nennen sind hier in erster Linie der päpstliche Nuntius Giovanni Dolfin41, der venezianische Gesandte Vincenzo Tron42 sowie der spanische Botschafter am Kaiserhof Francisco Hurtado de Mendoza, Graf von Monteagudo, der den Kurfürsten die Wahl des in Spanien erzogenen Erzherzogs Rudolf empfehlen sollte43. Die Republik Genua war mit dem Agenten am Kaiserhof, Giorgio Giorgi, und mit dem Gesandten der Nobili vecchi, Domenico Grimaldi, vertreten, der jedoch erst am 1. November in Regensburg eintraf44. Für Ferrara waren Paolo Carandini und Dr. Renato Cato anwesend45. François d'Amours, sieur de La Galaizière, und François Bouchard kamen als Gesandte des Hugenottenführers Prinz Henri I. von Bourbon-Condé in die Stadt, um die Kurfürsten um militärische und diplomatische Unterstützung für die französischen Protestanten zu bitten46. Eine kaiserliche Einladung erging auch an den Leiter der Augsburger Handelsgesellschaft Marx Fugger, der sich jedoch entschuldigte und seinen Bruder Hans nach Regensburg schickte, um dort mit Vertretern des Kaisers und des bayerischen Herzogs Albrecht über die Beilegung eines innerhalb der Familienhandelsgesellschaft entstandenen Konflikts zu verhandeln47.

Neben Kaiser, Kurfürsten und Fürsten mit ihrem zahlreichen Gefolge, auswärtigen Beobachtern, Hofbeamten und Bittstellern kamen auch viele Kaufleute, Handwerker und Schaulustige in die Stadt, die im Zuge der Wahl- und Krönungsfeierlichkeiten zum Schauplatz feierlicher Umzüge und glanzvoller Feste wurde und zugleich Gelegenheit zu Informations- und Wissensaustausch bot48. Angesichts des immer wieder verschobenen Termins, der herbstlichen Witterung und nicht zuletzt wegen der Pest war der Andrang jedoch wahrscheinlich nicht so groß wie bei der letzten Herrschererhebung 1562 in der zentraler gelegenen Reichsstadt Frankfurt49.

Aus gesundheitlichen Gründen konnte Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz als einziger nicht persönlich an der Regensburger Versammlung teilnehmen. Sein Sohn und Vertreter Pfalzgraf Ludwig begab sich am Tag nach seiner Ankunft sogleich zu Kaiser Maximilian II., um sich für die krankheitsbedingte Abwesenheit seines Vaters zu entschuldigen und um den Kredenzbrief des Kurfürsten sowie einen Auszug aus der pfälzischen Instruktion zu übergeben50. Der Kurpfälzer Großhofmeister Sayn-Wittgenstein berichtet in seinem Diarium, dass der Kaiser und auch die Kurfürsten, bei denen der Pfalzgraf am 9. Oktober vorsprach51, die Entschuldigung Ludwigs mit Wohlwollen entgegengenommen hätten. Allein Kurfürst August von Sachsen, der die Krankheit des Pfälzers für vorgeschoben hielt, sei „ihme in die Rede gefallen, und gesagt, er wolls ihrer L., aber sonst keinem glauben“52. Die Unfreundlichkeit, mit der der sächsische Kurfürst den Kurprinzen empfing, war Ausdruck seiner Verärgerung über das Verhalten Kurfürst Friedrichs, den er dafür verantwortlich machte, dass Prinz Wilhelm I. von Oranien seine Frau Anna von Sachsen, die Nichte Kurfürst Augusts, verstoßen und im Juli 1575 die am Hof Friedrichs III. lebende Charlotte von Bourbon-Montpensier geheiratet hatte53. Der sächsische Kurfürst, der erst im Nachhinein von dieser Hochzeit unterrichtet worden war, fühlte sich in seiner Ehre verletzt und vermutete nun auch hinter der 1570 geschlossenen Verbindung seiner Tochter Elisabeth mit Pfalzgraf Johann Casimir unredliche Absichten des Pfälzers. In seinem Gespräch mit Pfalzgraf Ludwig kritisierte August überdies, dass Friedrich mit seiner Unterstützung für die französischen Hugenotten und die aufständischen Niederländer nicht nur den Kaiser, sondern auch die Könige von Frankreich und Spanien gegen sich aufbringe. Außerdem, so der letzte Punkt, wollte er den Kurpfälzer Kanzler Ehem nicht zu den Beratungen zulassen54. Pfalzgraf Ludwig informierte seinen Vater ausführlich über diese Vorwürfe55 und versuchte, die pfälzische Politik gegenüber Sachsen zu rechtfertigen, doch konnte er August, für den der Streit möglicherweise ein willkommener Anlass war, um sich vom Pfälzer zu distanzieren, letztlich nicht besänftigen56. Die schon vor Beginn des Kurfürstentags offensichtlichen privaten Spannungen zwischen der reformierten Pfalz und dem lutherischen Sachsen dürften auf den Verlauf der Beratungen, bei denen dann auch die unterschiedlichen politischen Ansichten deutlich zutage traten, einen nicht unwesentlichen Einfluss gehabt haben. Die Chancen für eine gemeinsame Linie der protestantischen Kurfürsten standen nach diesem unfreundlichen Auftakt jedenfalls nicht gut.

Anmerkungen

1
Vgl. die Schreiben Ks. Maximilians II. an Heinrich d. Ä. von Pappenheim (dessen Amt von seinem Vetter Konrad ausgeübt wurde) und an den Rat der Stadt Regensburg (Prag, 30.7.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 178'–179'. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 359–361. Die Ankunft des Hofquartiermeisters Hans Jakob Herbrot wurde der Stadt im Schreiben des Ks. vom 4.8.1575 angekündigt (HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 179–180. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 361 f.). Zu den notwendigen Vorbereitungen in einer Stadt, die einen RT oder auch eine andere RV auszurichten hatte, vgl. Aulinger, Bild, 183–190; zu den Maßnahmen der Stadt Regensburg 1575 vgl. die im August vom Rat erlassene Anordnung für ein angemessenes Verhalten der Bevölkerung in BSB München, Cgm Nr. 4900 Bd. 2, fol. 688, sowie Gumpelzhaimer, Regensburg's Geschichte, 951–953, 956.
2
Ks. Maximilian II. an den Rat der Stadt Regensburg (Prag, 24.8.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 180 f. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 362 f. Zur möglichen Verlegung des Kurfürstentags nach Nürnberg oder Augsburg und zur Entsendung eines ksl. Beamten nach Regensburg „per intendere se è cosa d'importanza o non“ vgl. Dolfin an den päpstlichen Staatssekretär Gallio (Prag, 29.8.1575): Neri, NB III/8, Nr. 130 S. 282–285, hier 283.
3
Kf. August von Sachsen an Ks. Maximilian II. (Mühlberg, 27.8.1575): HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 8500/3, fol. 66–66/1'. Kop.
4
Ks. Maximilian an Kf. August von Sachsen (Prag, 31.8.1575): HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 335 f., hier 335'. Or.; präs. Mühlberg, 2.9.1575. Druck: Schneidt, Geschichte, 363 f. Beilage 1: Schreiben der Stadt Regensburg an Ks. Maximilian II. (27.8.1575: Ebd., fol. 336 f. Kop.), in dem berichtet wird, dass „sich die pestis bey uns etzlichermassen hin und wider eraignet und solches nun vast bey einem jar hero“, und welche Maßnahmen von der Stadt ergriffen wurden. Beilage 2: „Außtzug derjhenen personen, so von dem 12. Julii an biß dato peste alhie in Regenspurg inn der statt und latzareth gestorben sindt“ [= ca. 41 Pestopfer in 7 Wochen] (datiert 28.8.1575: Ebd., fol. 337–339. Kop.). – Der venezianische Gesandte Tron meldete am 4.9.1575, dass der ksl. Quartiermeister wegen der Pest 42 Häuser habe räumen müssen, der Ks. jedoch die Reise deswegen nicht absagen wollte (Turba, Depeschen I/3, Nr. 213 S. 566–568, hier 568, Anm. 3).
5
Erich Volkmar von Berlepsch, Hans von Kostitz und Hans von Berbisdorf an Kf. August von Sachsen (Regensburg, 23.9.1575): HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 377–382, hier 381. Or. mit drei PS. – Lic. Johann Dreyling, der Gesandte Ehg. Ferdinands II., berichtete am 28.9. aus Regensburg, dass der Wahltag entgegen anderslautenden Gerüchten nicht nach Augsburg verlegt würde, denn die Seuche sei „Gott lob allhie nitt allso gefahrlich, das derohalben einiche oder füreilende verenderung beschechen solle.“ (HHStA Wien, RK, RTA 52-1, fol. 475. Or.).
6
Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 153 S. 330–333, hier 331): „Et quello che è peggio, abbiamo qui la peste, che se ben non fa gran progresso, non lascia però di farsi sentire, morendone, che si sa, quattro o sei al giorno.“ Dolfin an Gallio (Regensburg, 28.10.1575; Neri, NB III/8, Nr. 168 S. 368–373, hier 370): Die Pest läßt nicht nach, „morendone 10 et 12 al giorno. Et tra gl'altri mancò ai dì passati un paggio dell'Imperatore et alcuni trabanti.“
7
Tron an Mocenigo (Regensburg, 13.10.1575): HHStA Wien, StAbt, Italienische Staaten, Venedig, Dispacci di Germania 5, pag. 144–147, hier 145. Kop.
8
Tron an Mocenigo (Regensburg, 21.10.1575; HHStA Wien, StAbt, Italienische Staaten, Venedig, Dispacci di Germania 5, pag. 147–150, hier 147. Kop.): Die Kff. sind fast jeden Tag zusammengetreten „desiderando innanti li mali tempi di espedirsi et ritornarsene quantoprima alle case loro.“
9
Pfgf. Ludwig an seinen Vater Kf. Friedrich III. von der Pfalz (Regensburg, 12.10.1575): Kluckhohn, Briefe II, Nr. 841 S. 877–880, hier 880 (Teildruck des Konz.). In der Ausfertigung des Schreibens (HStA München, K. blau 100/1, fol. 55–58, PS fol. 59. Or.; präs. 15.10., 8 Uhr früh) fehlt diese Bemerkung Ludwigs – wahrscheinlich, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass er die politischen Forderungen des Vaters nicht mit der gebotenen Vehemenz vertreten würde.
10
Zu den organisatorischen, zeremoniellen und polizeilichen Aufgaben des Reichserbmarschalls bei RVV vgl. Aulinger, Bild, 124–127; Eltz, Reise, 201 f.; Kohler, Wohnen, 235–238; Wanger, Kaiserwahl, 38–48 (bes. zu den Wahl- und Krönungsvorbereitungen in Frankfurt 1612); Scheffer, Gerichtsbarkeit, 4 f., 13.
11
Vgl. z.B. die Bitte Kf. Daniels von Mainz an die Stadt Regensburg um Unterstützung bei der Quartiernahme (Mainz, 4.8.1575): HHStA Wien, MEA, WuKA 25, fol. 534 f. Kop. – Folgende Akten kfl. Provenienz zu Reisevorbereitungen, Routenplanungen, Quartiernahme etc. sind für den Kurfürstentag 1575 überliefert: [Kurtrier:] LHA Koblenz, Bestand 1C, Nr. 16330 (bes. pag. 61–190, Konzz.). [Kurpfalz:] HStA München, K. blau 100/1, K. blau 110/6. [Kursachsen:] HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1 (bes. ab fol. 311), Loc. 10675/4, Loc. 7395/2 (u.a. zur Organisation der Lebensmittelversorgung und der Quartiere), Loc. 10289/29 (zu Reisen Kf. Augusts 1566–1586; Angabe aus Rudolph, Reich, 536). [Kurbrandenburg:] GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Kk 1 Fasz. C und D. – Die Vorbereitungen des Pfgf. Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg sind dokumentiert in HStA München, K. blau 292/4.
12
Hans von Bernstein, Dr. Lorenz Lindemann und Dr. David Peifer an Kf. August von Sachsen (Torgau, 10.10.1575): HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/4. Unfol. Or. Weiter heißt es dort: „Mir, Lindeman, ist von dem Reichs tage zw Regenspurgk [1567] bewust, das das churfurstliche sachssische quartier inn einer losen engen gassen gelegen, und meines erachtens vor e.kfl.Gn. unbequem sey, derhalben voranderunge disfalß vonnöten, wie auch jungsten zw Augspurgk auffm reichstage [1566] geschehen. Sovil alß mir die stadt bekandt, achte ich kein bequemer behausunge fur e.kfl.Gn. dan Georgen von Saltzburgs [= Georg Weinsprunner († 1565)], des obristen seligen, so auch sachssischer diener gewesen, nachgelassener erben. Ist ein schön groß, weit haus, lieget inn einer weiten gassen, hat vil bequeme beilosamenter und ist nicht weit von der kaiserlichen Mt. quartir abgelegen. Und ob es wol hiebevorn Pfaltz gehabt, so kan es doch durch zeitliche bestellunge woll vorendert werden, wie e.kfl.Gn. das trierische losament jungst zw Augspurgk bekommen.“
13
Stefan Frey und Dietrich Schwartz an Pfgf. Ludwig (Regensburg, 1.8.1575): HStA München, K. blau 110/6, fol. 272–274', 276 f. mit Informationen zur Beschaffung von Lebensmitteln, zu notwendigen Umbau- und Instandsetzungsarbeiten im pfälzischen Zeitlarner Hof (vgl. Ambronn, Kurpfälzische Freibehausung, bes. 197–200) sowie mit einem Verzeichnis der besichtigten Häuser u.a. in der Engelburgergasse und in der Ostengasse. Kop.; übersandt als Beilage zum Schreiben Pfgf. Ludwigs an Kf. Friedrich III. von der Pfalz (Amberg, 1.8.1575; präs. Heidelberg, 9.8.1575): Ebd., fol. 269–271. Or. In einem Schreiben an Reichserbmarschall von Pappenheim (Amberg, 19.8.1575: Ebd., fol. 291 f. Kop.) bat Pfgf. Ludwig im Namen seines Vaters, die von Dietrich Schwarz besichtigten und beschriebenen Quartiere, „deren zum merern tail di pfaltzgrafen churfursten etc. unnd derselben gesandte hievor uf dergleichen versamblungen auch inngehabt“, nicht mehr zu ändern, da „hierdurch hochstgedachter ksl.Mt., deren wie pillich khaines wegs vortzugriffen ist, an derselben quartir khain schmelerung beschicht.“
14
Dietrich Schwartz an Pfgf. Ludwig (Regensburg, 9.8.1575): HStA München, K. blau 110/6, fol. 305 f. Kop. Laut Gumpelzhaimer, Regensburg's Geschichte, 951 f., 954, wohnte der Kf. von Köln in „Schiltls Haus dem Rathhaus gegenüber“, der Ebf. von Salzburg im „Saltzburgerhof“, der Kf. von Mainz „auf der Haid wie ehemals der Kaiser“, der Kf. von Trier „bey Wolf Haller auf dem Jacobshof“ und Kg. Rudolf in „Portners, jetzt Bertrams Haus“. Ein Verzeichnis der Unterkünfte des Pfgf. Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg befindet sich in HStA München, K. blau 292/4, fol. 202–205.
15
Zur Arbeit des Reichserbmarschalls, der im Auftrag des Kf. von Sachsen als Reichserzmarschall für die gesamte Organisation der Wahl- und Krönungsfeierlichkeiten in Regensburg zuständig war, vgl. den ausführlichen Bericht in StA Nürnberg, Hft. Pappenheim, REMANr. 102b, über die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pest, die Regelungen für das Verhalten bei Feuer, die Beschwerden der Stadt Regensburg, die Publikation der Wahltagsordnung am 8.10.1575 und über die Vorbereitungen zur Wahl- und Krönungszeremonie. Der erste Teil von fol. 2'–8' über den Einzug von Ks. und Kff. ist ediert in Nr. 25.
16
Kurbrandenburger Gesandte an Kf. Johann Georg von Brandenburg (Regensburg, 30.9.1575): GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Kk 1 Fasz. D, fol. 366, 366', 369, hier 366. Or.; präs. 30.9.
17
Für den Ks. war 1575 ein ausgesprochen kostspieliges Jahr. Der weit überdurchschnittliche Finanzbedarf erklärt sich – abgesehen von Kriegskosten – insbesondere aus den Bemühungen der Habsburger um den polnischen Thron, den Kosten für die Krönungen Rudolfs II. in Prag und Regensburg, den damit verbundenen Gesandtschaften, sowie der besonders kostspieligen Reise der ksl. Familie nach Dresden und den dort überreichten ksl. Gaben; vgl. Rauscher, Stände und Gläubiger, 205, 260–262; Rudolph, Reich, 71–76 (zum materiellen Aufwand von Kaiserreisen), 243.
18
Der spanische Gesandte Monteagudo schrieb am 30.9.1575 aus Prag an Kg. Philipp II., dass der Ks. die Reichsversammlung nicht hätte durchführen können (Colección, CXIII, 195–209, hier 205 f.): „si el Duque de Saxa no hubiera prestado al Emperador 50.000 florines, y tambien he sabido de persona inteligente que me lo dijo con mucho secreto, que el de Florencia para el mismo efecto de la jornada del Imperio, ha enviado al Emperador 100.000 florines, con que se podrà partir.“ Dazu der venezianische Gesandte Vincenzo Tron in seiner Schlussrelation (Firpo, Relazioni, 497): „In occasione di far viaggi e di trovar danari per Polonia ha ricorso a Spagna, Sassonia e Fiorenza; nè poteva andar alla incoronazione del figlio in Ratisbona se Sassonia non l'aiutava. In Ratisbona ebbe 100,000 scudi da Fiorenza e molti di Sassonia, che avevano a servir parte per il viaggio, parte per Polonia, e allora concesse a Fiorenza quel titolo che così gagliardamente avea per lo innanzi negato.“ Für die Kandidatur um die polnische Königskrone hatte Kg. Philipp II. von Spanien Hilfsgelder in Höhe von 30.000 fl. bewilligt (Rauscher, Stände und Gläubiger, 262); zum Darlehen Francesco de' Medicis vgl. auch oben Kap. 1.1, Anm. 58.
19
Vgl. Rudolph, Reich, 166, 176 mit Anm. 417. Dazu der päpstliche Nuntius Dolfin (an Gallio; Regensburg, 11.11.1575: Neri, NB III/8, Nr. 177, S. 393–395, hier 395): „Il duca di Sassonia innanzi la partita sua prestò all'Imperatore 200 mila taleri, computandovi quelli che mandò a Praga, che furono solo 50 mila.“ – Um Mittel für die Königswahl in Polen zu beschaffen, schickte der Ks. im Dezember 1575 Gesandte zu zahlreichen Reichsfürsten, um mit ihnen über größere Kredite zu verhandeln; vgl. Rauscher, Stände und Gläubiger, 350 f.
20
FHKA Wien, SUS, HZAB 29 (Hofzahlamtsmeister Häckl), fol. 228'–242'; vgl. Boeheim, Urkunden, CLXVIIf. (hier einzelne Hofzahlamtsrechnungen im Zusammenhang mit dem Kurfürstentag); Rudolph, Reich, 243 mit Anm. 231.
21
Zur Verwendung der von den Medici zugesagten Zahlung von 100.000 Kronen (= 150.000 fl.), von denen laut einer Aufstellung Georg Ilsungs im Dezember 1575 bereits 134.500 fl. ausgegeben waren, vgl. Hildebrandt, Quellen I, Nr. 104 S. 142–145.
22
Zu diesem für die Ausübung des böhmischen Kurrechts als notwendig erachteten Schritt vgl. Begert, Böhmen, 346 f.
23
Zur pragmatischen Politik Maximilians II. auf dem Prager Landtag, mit der es dem Ks. gelang, den konfessionellen und politischen Status quo in Böhmen zu sichern, vgl. Moritz, Wahl, 103 f., 117; Pánek, Maximilian II., 66–68; Auerbach, Stände, 107, 121–123; Neri, NB III/8, Einleitung, XXIIIf.; Winkelbauer, Ständefreiheit II, 20 f. Vgl. dazu auch Tron an Mocenigo (Prag, 4.9.1575): Turba, Depeschen I/3, Nr. 213 S. 566–568.
24
Prag, 15.9.1575: LHA Koblenz, Bestand 1C, Nr. 16330, pag. 141 f. (Or. für Kurtrier). LAV NRW R, Kurköln V, Nr. 8, fol. 68 f. (Or. für Kurköln; präs. Nürnberg, 23.9.). HStA München, K. blau 110/6, fol. 325 f. (Or. für Kurpfalz; präs. 19.9.). HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 348–349, 351 (Or. für Kursachsen; präs. Mühlberg, 17.9.). GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Kk 1 Fasz. B, fol. 333–334 (Or. für Kurbrandenburg; präs. Berlin, 20.9.). Ein weiteres Schreiben aus Prag vom 18.9.1575, in dem der Ks. die Hoffnung äußert, dass sich in der Zwischenzeit der Zustand der schwer erkrankten Kfn. bessert, so dass „d.L. noch bey rechter zeit zur stet erscheinen khönne“: Ebd., fol. 335 f. Or.; präs. Kemnath, 30.9. Druck der Schreiben vom 15.9.: Schneidt, Geschichte, 412–414 (an die Kff.), ebd., 415 (an Hg. Albrecht von Bayern und den Ebf. von Salzburg).
25
Die entsprechende Korrespondenz: HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 214–217. Kopp. Druck: Schneidt, Geschichte, 420–426. Vgl. Moritz, Wahl, 104; Haberer, Ohnmacht, 51 f.
26
Dolfin an Gallio (Prag, 19.9.1575): Neri, NB III/8, Nr. 145 S. 314–317, hier 316: „tutti gl'elettori sono in viaggio et bisognerà che s'intertenghino per strada, dovendo essi secondo l'ordinario aspettare che prima l'Imperatore facci la sua entrata“.
27
Dreyling an Ehg. Ferdinand II. (Regensburg, 28.9.1575): HHStA Wien, RK, RTA 52-1, fol. 475. Or.
28
Zur Ankunft des Ks. und der Kff. vgl. Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333; Sayn-Wittgenstein, nach Schneidt, Geschichte, 489 f.; Gumpelzhaimer, Regensburg's Geschichte, 951 f., sowie ausführlich die Darstellung in Nr. 25 mit den in den Anmerkungen zitierten Quellen. Zu feierlichen Einzügen in Regensburg vgl. Adlhoch/Joist/Kamp, Einzüge (ohne über die Darstellung von Gumpelzhaimer hinausgehende Informationen zum Kurfürstentag 1575).
29
Kurbrandenburger Gesandte an Kf. Johann Georg von Brandenburg (Regensburg, 30.9.1575): GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Kk 1 Fasz. D, fol. 366, 366', 369, hier 366. Or.; präs. 30.9. Zu Kredenzbrief und Instruktion für die brandenburgischen Gesandten vgl. oben Kap. 2.3., Anm. 47. Am 27.9. trafen auch die Kurtrierer Räte ein; der Kredenzbrief Kf. Jakobs von Trier an Ks. Maximilian II. für seine vorausgeschickten Räte (Montabaur, 14.9.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 217 f. Kop. Druck: Schneidt, Geschichte, 426 f.
30
Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333, hier 328; ebd. auch Informationen zu den anschließenden Audienzen und Banketten. Im Bericht der sächsischen Gesandten Berlepsch, Kostitz und Berbisdorf an Kf. August vom 4.10. (vgl. Anm.9 bei Nr. 25) ist von 1500 bis 1600 Pferden die Rede. Eine genauere Beschreibung des Hofstaats, der den Ks. nach Regensburg begleitete, ist nicht möglich, da eine genaue Aufstellung des Gefolges nicht aufgefunden werden konnte und kein entsprechendes Verzeichnis vorhanden ist (das zeitlich am nächsten liegende ist das Hofstaatsverzeichnis Kaiser Rudolfs II. vom 12.12.1576: Fellner/Kretschmayr, Zentralverwaltung I/2, 191–198). Große Teile des ksl. Gefolges waren bereits am 1. und 2.10. eingetroffen; vgl. Berlepsch, Kostitz und Berbisdorf an Kf. August (Regensburg, 3.10.1575): HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 399–400, hier 399. Or.; präs. Furth im Wald, 4.10. Die Kurbrandenburger Gesandten berichteten am 30.9.1575 (GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Kk 1 Fasz. D, fol. 366, 366', 369, hier 369. Or.; präs. 30.9.), dass sich die Preise für die Unterkünfte erhöht hätten, „weill die ksl.Mt. dreihundert böhmen uber vorige anordnungen zu furirenn bestellett unnd dz frawennzimmer alleine in 150 perßonen bei sich haben soll etc.“
31
Bericht der sächsischen Gesandten Berlepsch, Kostitz und Berbisdorf vom 5.10.1575 (vgl. Anm.12 bei Nr. 25). Dazu Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333, hier 328): „Mercordì all'alba entrò nella città con 300 cavalli et 70 carri il marchese di Brandeburg, quale per fugire l'incontro di S. M. cavalcò quasi tutta la notte“, sowie Sayn-Wittgenstein, nach Schneidt, Geschichte, 489.
32
Dazu ausführlich Nr. 25, fol. 5'–7' mit den Anm. 13, 14 und 18.
33
Sayn-Wittgenstein, nach Schneidt, Geschichte, 490. Die pfälzischen Gesandten waren bereits am 4.10.1575 eingetroffen (ebd., 489).
34
Dolz, Wegmesser, 49, 52. Die Routenrollen der Hin- und Rückreise von 1575 befinden sich in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Signatur/Inventar-Nr. Mscr.Dresd.L. 451 und 454. – Zum Interesse Kf. Augusts für wissenschaftliche Instrumente vgl. ein Schreiben, das Ks. Maximilian II. kurz vor seiner Abreise aus Prag an den sächsischen Kf. sandte (Prag, 26.9.1575; HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 8500/3, fol. 67 (PS). Or.Hd.Ks. Maximilian II.): „Nachdem mier e.L. vermeldet, das sie gern ain orientalischen magnet haben wolt, so hab ich ainen bekhumen, der maines erachtens zimlich guet. So mechte e.L., do es dero gelegenhait sain wolt, der ierigen magnet, den si fur den besten halten, mit sich gen Regenschpurg pringen. So khunte man sehen, ob diser besser were.“
35
Auf die Frage des Pfgf. Ludwig, warum er nicht den Weg durch die Oberpfalz genommen habe, soll der sächsische Kf., der über Kf. Friedrich von der Pfalz aus unterschiedlichen Gründen verärgert war (vgl. dazu unten), geantwortet haben: „der luft wer nit gut da gwesen“ (Pfgf. Ludwig an Kf. Friedrich III.; Regensburg, 12.10.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 841 S. 877–880, hier 879). Vgl. Dolfin an Gallio (Regensburg, 13.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 158 S. 341–348, hier 346): „Il duca di Sassonia ha girato molto paese et allungata la strada in questo viaggio di Ratisbona per non toccare lo stato del Palatino.“
36
Zum Gefolge von Ks. und Kff. 1575 vgl. die Tabelle in Rudolph, Reich, 535 f. mit Erläuterungen zur geringen Verlässlichkeit des in den Quellen überlieferten Zahlenmaterials. Furierverzeichnisse aus unterschiedlichen Planungsphasen sind für 1575 erhalten in: LHA Koblenz, Bestand 1 C, Nr. 16330, pag. 133–138 (Kurtrier), 188 f. (Kurbrandenburg); HStA München, KÄANr. 3202, fol. 309 f. (Kaiser; „Auszug der fürnembst[e]n personen“), 312–313' (Kurmainz), 315–316' (Kurtrier), 317–321' (Kurpfalz), 325–326 (Kurbrandenburg); HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/1, fol. 361–369 (Kursachsen); 385 f., 388 (Kurmainz); 386–387 (Kurköln); 389–390' (Kurpfalz); 391–394 (Kurbrandenburg); HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/4, unfol. (Kursachsen); GStA PK Berlin, I. HA GR, Rep. 10, Nr. Kk 1, Fasz. C, fol. 412–415 (Kurbrandenburg).
37
Vgl. Nr. 25 mit Anm. 21. Im Schreiben Trons (an den Dogen; Regensburg, 13.10.1575; HHStA Wien, StAbt, Italienische Staaten, Venedig, Dispacci di Germania 5, pag. 144–147, hier 144. Kop.), heißt es, Kursachsen sei um 1 Uhr in der Nacht eingeritten „per fuggire l'incontri“. Dolfin berichtet (an Gallio; Regensburg, 13.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 156 S. 337–339, hier 337): „L'elettore di Sassonia con la moglie venerdì passato a le tre hore di notte per non voler essere incontrato dall'Imperatore entrò in Ratisbona con forse cento cocchi.“ – In den Korrespondenzen findet sich kein Hinweis darauf, dass dieses Vorgehen im Vorhinein unter den weltlichen Kff. abgesprochen wurde.
38
Vgl. Luttenberger, Kurfürsten, 124–126.
39
Abschriften der entsprechenden Korrespondenzen: HHStA Wien, RK, WuKa 4, fol. 170–175'. Kopp. Druck: Schneidt, Geschichte, 348–355. – Die Korrespondenz Ks. Maximilians II. mit seinem Bruder Ferdinand über die Durchführung eines Kurfürstentags ist überliefert in: HHStA Wien, RK, RTA 52-1, fol. 164–191' (zum Teil gedruckt in Schneidt, Geschichte, passim). In der Absage Ehg. Ferdinands II. heißt es zur Begründung (Achensee,1.8.1575; HHStA Wien, RK, RTA 52, fol. 191' f. Kop.): „dieweill dises nit ein offenliche Reichs versamblung, sondern allain ein churfurstliche zusamenkunfft bey iren, der churfursten, liebden meiner person halben, nachdem ich bißheer dergleichen churfursten täg nie besucht, allerlay nachgedenkhens machen, und ich darzu eur ksl.Mt. und lieb nit vill nuz sein mechte“. Als Beobachter der Versammlung sandte Ferdinand seinen Hofrat Lic. Johann Dreyling von Wagrain nach Regensburg; vgl. Ehg. Ferdinand II. an Johann Trautson, mit der Bitte, Dreyling zu unterstützen (19.9.1575): HHStA Wien, RK, RTA 52-1, fol. 470 f. Kop. Das Konz. des Kredenzbriefs Ehg. Ferdinands II. für Dreyling an die Kff. (9.10.1575): Ebd., fol. 482.
40
Dolfin an Gallio (Regensburg, 21.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 164 S. 358–363, hier 361.
41
Giovanni Dolfin (1529–1584), 1563 Bf. von Torcello, seit 1571 päpstlicher Nuntius am Kaiserhof (DBI , XL, 511–519; Neri, NB III/8, Einleitung, XV–XLII). Seine Berichte an den päpstlichen Staatssekretär Tolomeo Gallio aus Regensburg zwischen dem 7.10. und dem 11.11.1575 sind ediert in Neri, NB III/8, Nr. 152–178 S. 327–397. Kurz vor Beginn des Kurfürstentags hatte Dolfin mit dem Ks. über die Problematik der fehlenden Kaiserkrönung gesprochen und ihn mit allerlei Argumenten dazu zu überreden versucht, noch vor der Wahl seines Sohnes in Regensburg die Kaiserkrone von einem päpstlichen Legaten zu empfangen oder doch wenigstens den Papst um einen Dispens zu bitten, dass trotz der fehlenden Kaiserkrönung Maximilians die Wahl eines römischen Kg. stattfand (Dolfin an Gallio; Prag, 12.9.1575: Neri, NB III/8, Nr. 139 S. 298–304). Der Ks. hatte auf die Rechte der Kff. verwiesen, ohne deren Zustimmung er nichts unternehmen dürfe, und die Vorschläge entschieden zurückgewiesen, denn, so der Kommentar Dolfins, „quando s'è risoluta, non bastarebbe l'eloquenza di Demostene a rimoverla“. Immerhin versprach Maximilian II. dem Nuntius, dass das Wahl- und Krönungszeremoniell in Regensburg nicht verändert würde (vgl. dazu oben Kap. 1.1, Anm. 35, sowie Gallio an Dolfin; Rom, 1.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 151 S. 326 f., hier 326; zu seinen Aufgaben auch Dolfin an Gallio; Prag, 5.9.1575: Neri, NB III/8, Nr. 136 S. 294–296, hier 294 f.). – Zur Unterstützung Dolfins kamen auch die päpstlichen Kommissare Nikolaus Elgard und Alexander Trivius nach Regensburg; vgl. Schwarz, Nuntiatur-Korrespondenz, LXXXVIIIf.; Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 153 S. 330–333, hier 330 f.
42
Seine Korrespondenzen aus Regensburg zwischen dem 13.10. und dem 3.11.1575: HHStA Wien, StAbt, Italienische Staaten, Venedig, Dispacci di Germania 5, pag. 144–161. Kopp. Das Konz. seiner Schlussrelation in Firpo, Relazioni, 493–502.
43
Die an Ks. Maximilian, Kg. Rudolf und an die Kff. gerichteten Kredenzbriefe Kg. Philipps II. von Spanien für den Aufenthalt Monteagudos in Regensburg (Madrid, 6.9.1575): HHStA Wien, RK, WuKA 4, fol. 235'–240'. Kopp. Druck: Schneidt, Geschichte, 461–471. Berichte Monteagudos aus Regensburg sind ediert in Colección, CXIII, 220–227, 234–253, 255–258. Am Rande des Wahltags sollte er mit den Kff. und dem Hg. von Bayern über die Aufnahme der Niederlande in den 1556 gegründeten Landsberger Bund verhandeln, kam jedoch nicht dazu, da die zahlreichen Bankette keine Zeit für Verhandlungen ließen. So klagte er am 6.11.1575 in einem Schreiben an Kg. Philipp II.: „todos los dias gastaban estos Electores en banquetes unos con otros, y [...] así se pasaba el tiempo“ (Colección, CXIII, 255; vgl. Edelmayer, Söldner, 54 f., Anm. 77).
44
Vgl. Schnettger, Principe, 265 f., 275, Anm. 230, sowie die Fuggerzeitung aus Regensburg (4.11.1575): ÖNB Wien, Handschriftenabteilung, Cod. 8950, fol. 165 f., hier 165'.
45
Paolo Carandini (1535–1590; DBI , XIX, 634 f.), seit Januar 1575 Gesandter Ferraras am Kaiserhof, und Dr. Renato Cato (ca. 1519–1608; DBI , XXII, 394 f.), ferraresischer Sondergesandter in Wien; vgl. Dolfin an Gallio (Regensburg, 13.10.1575): Neri, NB III/8, Nr. 158 S. 341–348, hier 348.
46
Vgl. Nr. 60.
47
Zu den am Rande des Kurfürstentags stattfindenden Bemühungen, die Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern Marx, Hans und Jakob Fugger und ihrem 1563 aus der Familienhandelsgesellschaft ausgeschiedenen Vetter Hans Jakob beizulegen, der im Juli 1575 hochverschuldet gestorben war, vgl. Karnehm, Hans Fuggers Auftritt; Schneider, Kommunikationsstrategie, 188f, sowie die Regesten der Briefe Hans Fuggers an seinen Bruder Marx zwischen dem 24. und dem 27.10.1575 in Karnehm, Korrespondenz II/1, Nr. 640–643 S. 271–282.
48
Als Beispiel sei Tycho Brahe genannt, der gehofft hatte, in Regensburg den an Astronomie interessierten Lgf. Wilhelm IV. von Hessen-Kassel zu treffen, dessen Gast er im April 1575 gewesen war. Während seines Aufenthalts begegnete der Däne dem späteren Hofastronomen Rudolfs II., Thaddeus Hagecius (1525–1600), der ihm unter anderem eine Abschrift des Werks De hypothesibus motuum coelestium commentariolus von Nikolaus Kopernikus überreichte (Dreyer, Tycho Brahe, 80–83).
49
Rudolph, Herrschererhebung, 24, rechnet, dass die Stadt Frankfurt anlässlich der Wahl und Krönung zwischen 10.000 und 12.000 Fremde aufnehmen musste.
50
Vgl. Nr. 24 mit Anm. 1.
51
Kredenzbrief Kf. Friedrichs III. von der Pfalz an Kf. Daniel von Mainz für seinen Sohn Ludwig und andere Räte (Heidelberg, 17.9.1575): HHStA Wien, MEA, WuKA 6-2, fol. 437 f. Or.; präs. Regensburg, 9.10.1575.
52
Sayn-Wittgenstein (nach Schneidt, Geschichte, 491). Dazu Dolfin an Gallio (Regensburg, 7.10.1575; Neri, NB III/8, Nr. 152 S. 327–333, hier 330): „si dice che [il conte Palatino] sia restato per i dispareri che sono tra lui et Sassonia et qualch'altro elettore.“ Angesichts dieses Konfliktpotentials war dem Ks. die Abwesenheit Kf. Friedrichs III. offenbar ganz recht, denn einige Tage später äußerte er gegenüber Dolfin, „che il Palatino haveva fatto bene et piacere a molti di non venire qui, dove da pochi saria stato veduto con buon occhio“ (Dolfin an Gallio; Regensburg, 13.10.1575: Neri, NB III/8, Nr. 158 S. 341–348, hier 347).
53
Europäische Stammtafeln, N. F. I.1, Tafeln 73, 167; Wolgast, Beziehungen, 19–21.
54
Am nächsten Tag konnte Pfgf. Ludwig erreichen, dass Ehem, dem calvinistische Umtriebe in Sachsen vorgeworfen wurden (vgl. Kf. August an Pfgf. Ludwig; Augustusburg, 18.11.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 858 S. 914–917, hier 917), doch noch zugelassen wurde; vgl. Nr. 2 mit Anm 8. Beim Besuch des Ks. in Dresden im April 1575 (vgl. oben Kap. 2.2, Anm. 26) hatte Kf. August ein Feuerwerk inszenieren lassen, das seinen Kampf gegen die verschwörerischen Kryptocalvinisten darstellte (Brückner, Festlichkeiten, 239 f.; Rudolph, Reich, 166, 228–230).
55
Pfgf. Ludwig an Kf. Friedrich III. von der Pfalz; Regensburg, 12.10.1575 (vgl. Anm.1 bei Nr. 24).
56
Im Schreiben an Pfgf. Ludwig (Heidelberg, 17.10.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 844 S. 884–888) trug Kf. Friedrich seinem Sohn auf, den Kf. von Sachsen um Verzeihung zu bitten und ihm ein eigenhd. Schreiben zu übergeben, in dem er den Vorwürfen widersprach und seine Unschuld beteuerte (Kf. Friedrich an Kf. August; Heidelberg, 17.10.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 845 S. 889–891; mit den eigenhd. Randbemerkungen Kf. Augusts, die die Verärgerung des Sachsen deutlich zum Ausdruck bringen). Die Entschuldigungen wies Kf. August mit den Worten zurück: „Ich aber kann mich mit hohen beteurungen, blossen worttenn, do doch das gegenspiel offentlich am tage, eines andern nicht bereden lassen“ (Kf. August an Pfgf. Ludwig; Augustusburg, 18.11.1575: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 858 S. 914–917, hier 915).