Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld
Der zunächst für den 29. Juli, dann für den 26. September angesetzte Beginn des Kurfürstentags verschob sich erneut, weil Rudolf vor seiner Wahl zum römischen König zunächst die Krone von Böhmen empfangen musste, damit er die böhmische Stimme führen konnte22. Seine Krönung fand am 22. September in Prag statt und konnte erst durchgeführt werden, nachdem auf dem im Februar des Jahres eröffneten böhmischen Landtag ein Kompromiss erreicht worden war: Dafür, dass Kaiser Maximilian II. den böhmischen Landständen entgegenkam und ihnen mündlich die Formulierung des gemeinsamen Bekenntnisses der böhmischen Protestanten, die confessio bohemica, gewährte, nahmen die Stände seinen Sohn Rudolf als König von Böhmen an23.
Am 15. September teilte der Kaiser den Kurfürsten mit, dass er seine Reise nach Regensburg wegen der anstehenden Krönung Rudolfs verschieben müsse und dass er voraussichtlich erst am Montag, dem 26. aus Prag abreisen könne24. Gleichzeitig informierte er den Reichserbmarschall Konrad von Pappenheim, den Bischof von Regensburg Kölderer von Burgstall sowie seinen geheimen Rat Leonhard von Harrach über die eingetretene Verzögerung und trug ihnen auf, die Kurfürsten, die zu diesem Zeitpunkt bereits nach Regensburg unterwegs waren und die vor ihm in der Stadt eintreffen würden, in seinem Namen zu begrüßen und sich für die Verspätung zu entschuldigen25. Am 26. September nahmen die kaiserlichen Beauftragten den Erzbischof von Köln auf diese Weise in Empfang. Die anderen Kurfürsten zogen es vor, dem Kaiser den Vortritt zu lassen und unterbrachen ihre Reise26. So berichtete der Gesandte Erzherzog Ferdinands II., Johann Dreyling, am 28. September, dass sich der Kurfürst von Sachsen seit einiger Zeit in Straubing aufhielte, „aber vor der ksl.Mt. ankhonfft nitt einraitten will“27.