Vorbereitungen des Reichserbmarschalls Konrad von Pappenheim auf Befehl Ks. Maximilians II.: Vergabe der Quartiere, Publikation der Ordnung und Satzung, Bestimmung der Route für den ksl. Einzug in die Stadt, Vorbereitungen für den Empfang von Ks. und Kff. außerhalb der Stadt. Am 3.10. Ankunft des Ks. und seiner Familie; Empfang vor der Stadt durch den Kf. von Köln, den Ebf. von Salzburg und den Hg. von Bayern; Konflikt zwischen dem Reichserbmarschall und dem Hg. von Bayern. Am Morgen des 5.10. Ankunft des Kf. von Brandenburg; Empfang durch den Reichserbmarschall. Am Nachmittag desselben Tages Ankunft des Kf. von Mainz; Empfang durch Ks., Kff. und Ff. Am 7.10. Ankunft des Kf. von Trier; Empfang durch Ks., Kff. und Ff.; Geleitstreitigkeiten zwischen dem Pfgf. von Pfalz-Neuburg, dem Hg. von Bayern und dem Kf. von Brandenburg; Bestimmung der Reihenfolge im Geleit durch den Ks. Am selben Tag Einzug des Pfgf. Ludwig durch ein anderes Stadttor; am Abend Ankunft des Kf. von Sachsen.
StA Nürnberg, Hft. Pappenheim, REMANr. 102b, fol. 2'–8' (Or.; Auszug aus einem Bericht über die von Konrad von Pappenheim beim Kurfürstentag erfüllten Aufgaben sowie über die Wahl und Krönung Kg. Rudolfs II.; 40 teilweise foliierte Blätter.) = Textvorlage.
Lautt diß hievor erstanngeregtem kayßerlichenn schreibens1, hatt sich herr reichsmarschalckh2 inn aller unnderthenigster gehorsam inn die statt Regennspurg unngesumpt verfüegt unnd alda seinem ampt gmeß nit allain des einquartieren oder losierenn, sunder auch denn vergriff ainer kayßerlichen ordnung3 uber die policey, victualien, auch annders mit dem zu sich gezognen unnd erfordertem regennspurgischen stattrath ald desßenn ausßschusßen zestellenn fürgenomen unnd nach verfasßung desßelbigenn irer ksl.Mt. zur ratification aller unnderthenigst ubersenndet, welche volgentz ir Mt. (wie solchs alles hernach zefinden) approbiert und dem gebrauch nach durch die heroldten mitt denn trumbetter unnd hörbauckhen offentlich publicieren unnd durch des Reichs marschalckhenn verordneten annschlagenn laßen haben.
Unnd da nun wolberüertter herr marschalckh innhalt seines ampts des einquartierenn oder loßierenn, item die ersterzelt ksl. ordnung, auch annder nottwenndigkaitten bestellt unnd inn ire richtigkaitten gebracht, hatt er nebenn bemeltem regenspurgischen statt rath, durch welich gasßen die ksl.Mt. sampt irem geliebten gemahel unnd künder inn derenn verordnete palatien4 und hoflager am einzug uffs bequembist einbelaitt, item die burgerschafft mit iren whör unnd harnisch zu anngeregtem einziehenn in die ordnung gestellt werdenn möchten, notturfftig zuermesßenn anngefanngen, solchs auch auff ain richtigen verstannd beschlosßen. Nitt weniger hatt wolernanter herr Reichs marschalckh (weil sunsten unnd ohne das hierzu ain ganntz enger platz unnd rhaum geweßen) vor der statt unnd im feld fürsehung gethonn, das zu der ksl.Mt. unnd vorhochstgedachts ires geliebtenn gemahels, auch künder, item der loblichen churfürstenn endtgegenreitten, begrießungen unnd empfahungen notturfftigen weittin unnd stell gemacht, auch deßwegen ettliche zhein abgebrochenn, desgleichenn uffgeworffne gräben wider eingeschütt unnd zu solchem gepürennde beraittschafft, wie dann beschechenn, anngeordnett werd.
Alß nun auff dise jetztanngezaigten, deß Reichs marschalckhenn volfierten anordnung der ausgeschribenn churfürsten tag des besuchs unnd erscheinung halb inn teglicher abwartt gestannden, hierauff ist aller hochstbenannte röm.ksl.Mt. sampt irem geliebtenn gmahel unnd kündern, besunders aber hochermeltem irem geliebten sonn Rudolphen, domaln hungerischen und behaimschen (auch alberaitt zukünfftigen römischen) kinig, denn 3. Octobris zu Regennspurg mitt Gottes helff glücklich unnd woll einkumen. Sintmal aber vor irer ksl.Mt., derselben geliebtenn gemahel unnd künder der churfürst zu Cöln, item der ertzbischoff zu Saltzburg5 unnd hertzog Albrecht uß Bayern ettlich tag inn Regennspurg erschinen, sind dise jetzt hochberüerte chur- unnd fürsten irer ksl.Mt., derselbenn gemahel unnd kündern für die statt enndtgegen zogen unnd haben dieselbig gebürlich begrüest, empfanngenn unnd nachvolgennder gestalt einbelaitt: namblich das ir Mt. (so uß schwachaitt so wol alß ir gemahel inn ainer gutschenn oder waagenn gefarenn) der Reichs marschalckh mit dem schwerdt vorgedienet, unnd altem herkumen nach des einritts vorthrab (welchenn hertzog Albrecht uß Bayern alß ain ann die statt Regenspurg anngrentzender lanndtsfürst begynnender preminentz wegen zuverhindern sich unnderstannden, solchen aber der herr Reichs marschalckh nit nachgeben wollenn) seinen bruder, herrn Wolff, marschalckhen6, auch seinen schwager Ferdinanden vonn Freyberg zu Öpffingen7, item seinen herrn vättern Albrechtenn vonn Rechperg zu Stauffnegg8 mit irem raißigen gesind im einreitten ann seiner statt einnemen laßenn9.
Also wie jetztge- hört ir ksl.Mt., deren gemahel unnd künder (unnder denen hochstermelter kinig Rudolph fürnemblich auch geweßen) durch hochgedachte chur- unnd fürstenn inn die statt Regennspurg biß zu irem palatiis unnd hoflägern comittiert, inmasßenn unnd gleichfhals ir Mt. durch die regennspurgischenn camerer unnd räth vor der statt mit endtgegen tragung unnd oblation irer statt thor schlüsßel neben gepürennder unnderthenigsten reverentz empfanngen, auch mit fürtragung aines himels (welchenn nachmals herr reichsmarschalckh wie gebreuchlich zu seinenn hannden ervordert unnd genomen) sampt den hochberüerten chur- unnd fürstenn durch ir mit gewhör unnd harnisch gewappneten, inn ordnung uff der gasßen gestelte burgerschafft belaittet wordenn.
Volgenntz, am mittwoch, denn 5. bemelts monnats Octobris, ist der hochloblich curfürst vonn Branndennburg morgenns in aller früe beym thorschließen eingerittenn, dann ir kfl.Gn. sich den abendts davor gheen Heinen10 gelegert unnd mit irem hof gesind (wol zugedennckhen dadurch ires einziehenns willen jemandts zubeunrüebigenn) in der nacht uffgemacht. Alß nu der Reichs marschalckh solchs inn erfarung gebracht, hatt er sich mit seinem gesind erhept unnd ir f.Gn. gleich vor dem stattthor durch gegennziehenn anngethroffen unnd dieselbig ohnne sunst allermenigclichs biß zu derenn hof oder loßamennt belaittet11. Uff jetztgesagtenn 5. Octobris ist gleich fhals der hochloblich churfürst unnd ertzbischoff zu Menntz nach mittertag zu Regennspurg einkumen, welichem die ksl.Mt. sampt iren geliebtenn sönen, kinig Rudolphen uß Unngern unnd Behaim unnd jungen ertzhertzogenn vonn Österreich, auch alle hieobenn anngeregte chur- unnd fürsten, inmaßenn vor hochbenanter churfürst vonn Branndenburg, so erst denn verganngnen morgenn eingeritten, endtgegen gezogenn, unnd sich ainicher zwytracht wie hernach bey des churfürsten unnd ertzbischoffenn vonn Thriers einkumen unnder denn fürstenn erregt oder begebenn12.
Den 7. merbestimpts monats Octobris ist jetzthochberüerter churfurst von Thrier zu Regennspurg auch eingeritten, dem gleicherweiß die ksl.Mt. mit vorangezaigten iren sonnen unnd alle chur- unnd fürsten, item Philips Ludwig, pfaltzgraff bey Rein, so zu Newburg hof helt, enndtgegen zogen. Darauff sich im einreitten unnder denn fürsten des vorzugs halb nit geringe irrung unnd zwyspalt sunder also scharpf erhept, das sich die ksl.Mt. darein legen unnd durch denn herrn Reichs marschalckhen deßhalb enndtschid unnd anordung gebenn habenn laßenn müeßen; in be[t]hrachtung hertzog Albrecht uß Bayern unnd dann vor hocherzelter pfaltzgraff Philips Ludwig, alß ann die statt Regenspurg mit irenn lannden anrainende fürsten, dafür gehaltenn, das sy deßwillen billich vor anndern denn vorzug haben; wie dan zwischen inen beeden ain vertrag des inhalts uffgericht, das hertzog Albrecht oder seine erbenn ann dergleichen gegenrittenn denn vorzug, hingegenn Pfaltz graff Phillips Ludwig oder seine nachkumen am widerkeren bemelten vorzug einzunemenn unnd zufüeren befuegt sein sollen13, wie dann crafft desßelben des gegen dem hern thrierischenn churfürstenn ußreitten oder empfahenn vonn der statt nachvolgender gestallt fürgenomen wordenn: Namblich das ettlich furstliche hertzog Albrechts bayerische pferdt anngemasten glaitts halb zum erstenn, churfürstliche brandenburgische am anndern, nachmals mentzische uff des churfürstenn vonn Coln, nach Cöln die uberigen bayerische pferdt, so nit im glaitth gweßen, uff dieselbenn pfaltzgraff Philips Ludwigs unnd letstlich der ksl.Mt. (dann der ertzbischoff vonn Saltzburg unnder des nit endthalbenn gweßenn, sunder erst zu der königclichenn whaal unnd cronung wider her- zu kumen) hofgesünd inn der ordnung gezogenn14.
Alß aber nach dem gegenn dem offthochangezaigtem churfurstenn vonn Thrier beschechnenn empfahung am in die statt Regennspurg widerkeren unnd einreitten sich der churfürst uß Branndenburg (uß allerley vermainten ursachenn, so alhie zuerzellen vil zu lanng) des vorzugs ainig anngemast, welchs aber hertzog Albrecht uß Bayern gleich vor jetztgesagter statt Regennspurg habender verglaittungs gerechtigkaitt, wie auch pfaltzgraff P[h]ilips Ludwig des obangezognen vertrags unnd dann seiner genachbarten uff merbenannte statt Regenspurg anrainung wegen, so wol alß andere churfürsten irer preminentzen sublimitaten willenn nit gernn gestatten, zugeben unnd verhenngen wollenn, ist die sach, wie hieobenn angeregt, dahin gelanngt, das die ksl.Mt. nach begriffnenn ordnung durch den herrnn Reichs marschalckhenn zum einzug bestellt unnd fürgenomenn: benantlich, das pfaltzgraff Philips Ludwig bey Rein (nach lautt des obanngedeuttnem zwischenn ime unnd dem hauß Bayern gemachtenn vertrags) im einreitten denn vorzug unnd nach seinen raißigen 40 bayerische pferdt, uff dieselben Branndennburg, volgenntz Menntz, darauff Thrier, nach Thrier Cöln, uff Colnn das uberig bayerisch, uff dasßelbig der ksl.Mt. hofgesind reitten unnd einziehenn sollenn, wie dann (ungeacht die chur- unnd fürstliche hof marschalckh ainannder im feld, fürnemblich aber der branndenburgisch15 wider die bayerischenn unnd pfaltzgrävischen marschälckh16 saur darob anngesehenn unnd hinc inde bethrawliche17 wortt ußgestosßen) beschechenn unnd solchem gehorsamblich nachgesetzt worden.
Aber diser irrung unnd endtstandnen strittigkaitt allerdings unverhindert, hatt herr Reichs marschalckh zuerhaltung des Reichs erbmarschalckhen ampts alt herkumen unnd gerechtigkaitt durch obgesagten seinen bruder, herrn Wolff, Reichs erbmarschalckhen, Ferdinannden vonn Freyberg unnd herrn Albrechtenn vonn Rechberg sampt irem unnd seinem raißigenn gesind an seiner statt denn vorthrab einnemen laßenn, dan er solchs personnlich nit verrichten künden, inn bedennckhen, er der ksl.Mt. mit dem schwerdt (alß dann ain solchs bey allen obvermeltenn einrittenn oder gegenzügen beschechen) durch der statt inn wher unnd waaffen ordnungs weiß anngestelten burgerschafft vorgediennt hatt18.
Unnder deß nun erzelter maßenn durch die ksl.Mt. unnd anndere hieobgesagten pottentatenn, chur- unnd fürstenn dem churfürsten vonn Thrier enndtgegenn gezogen wierdet, hatt sich Friderich [!]19, pfaltzgraff bey Rhein (welcher seinen herrn vatter, auch pfaltzgraff, Friderichen, churfürsten etc., seines hochbetagten alters und schwachaitt halber mit verschribnem unnd ubergebnem gwalt20 bey dem churfurstlichen whaal- unnd königclichen chronungs tag vertrettenn) mit seinem hofgesind zu ainem andern thor in die statt Regenspurg eingefüegt.
Gleichergestalt ist der hochloblich churfürst hertzog Augustus uß Sachßenn uff vilberüertenn 7. tag Octobris doch wider alles versehenn erst bey nacht unnd uffgehaltnem thor zwischenn 8 unnd 9 uhr (auch wol zuermeßenn, wie die chur Pfaltz und Branndennburg, vermeidung willen unrhue unnd pumps) mit seinem hofgesind zum churfürsten tag eingeritten, also es bey disenn dreyen churfürstenn oder gwalthabern kaines gegenreittens ald einbelaittens bederfft21. Unnd demnach sind uff disenn dickanngezognen 7. tag Octobris vorderst der ksl.Mt. alle churfürsten unnd dero gwalthabern personnlich inn der statt Regennspurg nach unnd nach einkumen unnd sich versambelt finden haben laßenn. Also bisher der ksl.Mt. unnd hungerischen, auch behämischen kinig Ruodolphenn, desgleichenn der chur- unnd annderer fürstenn zu dem whaal- unnd crönungs tag einritt, empfahungen, item des herrn Reichs marschalckhenn dabey geüebte handlungenn beschribenn wordenn.