Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld
Am Morgen des 27. Oktober Zusammenkunft der Kff. und des Pfgf. auf dem Rathaus; anschließend gemeinsamer Zug zum Dom. Zelebrieren der Messe durch den Ebf. von Salzburg, Abwesenheit der weltlichen Kff. und des Pfgf. während des Abendmahls. Wahleid der Kff., Wahlkonklave und Wahl Kg. Rudolfs zum röm.Kg. nach den Vorgaben der Goldenen Bulle. Mitteilung über die erfolgte Wahl an Ks. Maximilian II., der sich daraufhin zum Dom begibt. Danksagungen, Glückwünsche und Mahnreden des Ks. Erhebung Kg. Rudolfs auf den Altar und Proklamation als röm.Kg. und künftiger Ks. vor dem versammelten Volk. Begleitung von Ks. und Kg. in ihre Herbergen.
Am Morgen des 1. November Zusammenkunft der geistlichen Kff. im Dom; Kg. und Ks. werden von den weltlichen Kff. und anderen Ff. und Gesandten in einer feierlichen Prozession zum Dom begleitet. Einleitende Gebete und Zeremonien; Präsentation der Reichskleinodien. Zelebrieren der Krönungsmesse durch den Ebf. von Salzburg [oder den Ebf. von Mainz], Abwesenheit der weltlichen Kff. und des Pfgf. während des Abendmahls. Befragung und Eid des Kg., Salbung, Einkleidung mit dem Krönungsornat und Übergabe der Insignien. Krönung. Eidesleistung. Thronsetzung. Glockengeläut und Kanonensalven.
Nach Beendigung der Messe feierliche Prozession der Teilnehmer vom Dom zum Rathaus; Auswurf der Krönungsmünzen. Auf dem Platz vor dem Rathaus Zubereitung eines gefüllten Ochsen und Ausschank von rotem und weißem Wein aus einem Brunnen. Vorbereitungen für die Verrichtung der Erzämter (Handwaschbecken und Handtücher für den Kf. von Brandenburg als Erzkämmerer; Haferhaufen für den Kf. von Sachsen als Erzmarschall; Küche mit Speisen für Pfgf. Ludwig als Vertreter seines Vaters und Erztruchsess) und für das Bankett im großen Saal des Regensburger Rathauses.
Nach Ankunft der Prozession Verrichtung der Erzämter durch die Kff. und ihre Vertreter. Festmahl im großen Saal und in den Nebenräumen des Rathauses. Begleitung von Ks. und Kg. in ihre Herbergen.
StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Krönungsakten 9, fol. 1–16 (Or., wahrscheinlich verfasst von den Nürnberger Krongesandten) = Textvorlage.1
Ein kurze beschreibung, mit waß proceß und ordnung
die wahl deß röm. königs Rudolphi 2. etc. in anno 1575, den 27. Octobris
ist vorgenohmen und volendet worden2
/
In dem nun die churfürsten allesambt, auch dem[!] könig zu Böheimb Rudolpho5, in den chor des thumbstifts kommen, haben sie ihre gebürendte session oder standt eingenommen6, welche nach altem herkommen und gebrauch, und wie mann sy zuvor in der statt Franckhforth zuverrichten und zubereitten pflegt, mit chöstlicher tapecerey, auch guldenen tuech behengt und geziert gewest. Daselbst im thumbstift ist der ertzbischof zu Salzburg7 in seinem potifical angethan erschinen und /
Nachmalß hat der churfürst von Maintz alß des röm. Reichs ertzcanzlar etc. den andern churfürsten allen und einem jeden insonderheit den aidt, wie dersselbig in der guldenen bull begriffen, fürgeleßen; er auch letzlich denselben selbst geschworen8. Und laut derselbige aidt von wort zu wortten also: „Ich N.N. schwöre zue dem hl. evangelio hiergegenwertig vor mir ligent, das ich durch den glauben und die treu, damit ich Gott und dem Hl. Röm. Reich verstrickht und verbundten bin, nach aller meiner vernunfft und verstendtnus mit der hilf Gottes wehlen will ein weltlich haubt dem christlichen volckh, das ist einen römischen könig zum könftigen keyser zuerheben, der darzue geschickht und tüglich sey, so weit mich meine sinnen und vernunft weißen, und nach obberierten meinen glauben und trew mein stim und wahl geben will ohne geding, lohn oder gab oder verheisung derselben oder welcher massen solches möchte genant werden, alß mir Gott hilft und das hl. evangelium.“9 In solchem schwören haben die geistliche churfürsten ihre rechte handt auf die brust, die weltlichen aber auf das hl. evangelium gelegt.
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Nach beschehener wahl haben die churfürsten zue der röm.ksl.Mt. in ihren pallast geschickt14 und ihrer Mt. anzeigen lassen, daß sie die wahl eines röm. königs und zuekönftigen keyßers nach ordtnung der guldenen bull vollbracht und beschlossen; wehre darauf ihr undterthenigstes vleißigs bitten, ihr ksl.Mt. wolte unbeschwerdt sein, zue ihnen in den thumbstift zu kommen, alda die eröfnung der gethanen wahl anzuhören und /
Darauf hat die ksl.Mt. in einer gar ziehrlichen und ausführlichen rede sich gegen den churfürsten erclehret, daß ihr Mt. ob der beschehenen wahl nicht allein wol zuefriden und ein sonders gefallen truegen, sondern sye thete sich auch gegen den churfürsten deß geneigten günstigen und freundtlichen willens allergnedigst bedanckhen, mit erbietung, solches gegen ihnen, den churfürsten, mit allen gnaden zuerkhennen. Ihr ksl.Mt. haben auch ferrner die churfürsten gantz gnediglich ermahnet und gebetten, nachdem nun die verwaltung und administration deß Röm. Reichs sonderlich bey solchen gantz schweren und gefehrlichen leuften und zeiten ein unüberschwengliche grosse bürden auf ihm truege und der jezt erwehlte römische könig, ihrer Mt. geliebter sohne, des alters halben noch jung16, das sie, die churfürsten, ihme mit getreuem hilf und beystandt, mit rhat und that nicht verlassen wolten, gleichsfals wehre ihre ksl.Mt. nach ihrem höchsten vermögen zuethuen urbietig und willig. Und haben ihre ksl.Mt. sich darauf zue dem neu erwöhlten römischen könig, ihren sohn, gewiedmet, denselben gantz freundt- und vetterlich angesprochen und ihme erstlich zue der angenohmenen /
Darauf die churfürsten ihme nacheinander glückh /
Nach vollendung desselben haben auch alle trompeter und hörpauckher sich weidlich hören lassen, das es in der kirchen gewaltig erschollen. Nach dieser frolockhung haben die churfürsten miteinander die kgl.Mt. widerumb von dem altar herab gehoben, und hat sich die ksl.Mt. in ihren sessel von ihren stuel auß dem chor herauß in die kirchen tragen lassen, alda ein hohe bühn mit prettern aufgemacht gewest, auch der ksl. und kgl.Mtt., darzue auch den churfürsten ihre seßiones, wie solches einem jeden gebürt, /
könig und zukhünftigen keyßer ist gekhrönt worden21
/
Alß nun die kgl.Mt. sambt der weltlichen chur- und fürsten etc. bey der ksl.Mt. in ihrem palatio erschinen, haben ihr ksl.Mt. sich alßbalden aus ihrem gemach herabtragen [lassen]. Daselbst hat sich der ksl. und kgl.Mtt. hofgesindt sambt den weltlichen fürsten, graven und herren in ihre gebürende ordnung gestelt, und haben die 3 weltlichen churfürsten die ksl. insignia und cleinoder24, alß nemlich der pfalzgraf auf der rechten handt den guldenen apfel, auf der linckhen seiten der churfürst von Brandenburg das scepter und in der mitten der churfürst von Sachßen dz blosse schwerdt der ksl.Mt. vorgetragen, welche alle zue fues gegangen. Auf dieselben haben ihr ksl.Mt. sich unter dem himmel in einem sessel tragen lassen, und ist zu nechst neben ihrer ksl.Mt. die kgl.Mt. zur linckhen handt beneben (doch ein wenig hinter sich) gefolgt, und nach dießem allen das ander hofgesindt sambt /
In solcher ordnung ist mann in den thumbstift gangen, daselbsten seindt die 3 geistlichen churfürsten sambt den bischofen und ganzer clerisey in einer herrlichen proceßion der keyßer- und kgl.Mtt. biß zue der kirchthier entgegen gangen, und hat der ertzbischof von Salzburg alß verordneter consecrator26 mit diesem versiculum die kgl.Mt. empfangen und gesagt: „Adiutorium nostrum in nomine Domini“. Die andere bischöf und clerisey haben geantworttet: „Qui fecit coelum et terram.“ Salzburg widerumb: „Sit nomen Domini benedictum“. Clerisey: „Ex hoc nunc et usque in saeculum.“ Salzburg widerumb ein collecten geleßen „Omnipotens etc.“. Nach volbrachter collecten seindt die geistlichen in ihrer proceßion gegen den chor fortgangen, darauf die ksl.Mt. mit den geistlichen churfürsten begleitet, nach derselben die weltlichen churfürsten. Die kgl.Mt. aber hat sich vor dem chor altar auf die erden, alda ein köstlicher schöner teppich nach der lenge aufgebraitet geweßen, creutzweiß mit ausgespanten armen nidergelegt, der ertzbischof von Salzburg den vers gesprochen: „Domine salvum fac regem“; die clerisey geantwortet: „Et exaudi nos in die qua invocabimus te.“ Darauf die collecten von dem erzbischof gesungen worden: „Domine qui scis etc.“ und dann ein andere collecten „Omnipotens sempiterne Deus etc.“ /
Darauf hat der ertzbischof von Salzburg daß ambt der meß angefangen, in seinem meßgewandt für den altar niedergekhniet, daß „Confiteor“ gesprochen, welchen die andern 2 bischof, Regenspurg und Lübeckh, ministrirt und beederseits auf den dienst gewartet. Nach solchem seindt die weltlichen chur- und fürsten, soviel derselben der augspurgischen confeßion verwandt, mit gebührender reverenz gegen der röm.ksl. und königlichen Mtt. auß ihren stüelen abgetretten und solang aussen bliben /
Nach verrichter meß und gesang ist die kgl.Mt. in ihren stuel oder standt aufgestandten, den kgl. mantel von sich gelegt, darunter sie ein rothen langen atleßen rockh gehabt, und ist volgents durch die geistliche Kff. für die staffel des altars geführt worden. Daselbst hat ihre kgl.Mt. sich abermahls wie zuvor creuzweiß auf die erden nidergelegt, und ist die litaney von 2 priestern zuesingen angefangen und allweg durch den chor oder die cantorey geantwort worden. Alß mann nun in solchem gesang an das ohrt vor den könig zubitten kommen ist, hat der ertzbischof von Salzburg, welcher das ambt gesungen, seinen bischoflichen stab in handt genommen und nachfolgende vers selbst gesungen: „Ut famulum hunc tuum Rudolphum in regem eligere digneris; et eum benedicere, sublimare et conservare digneris; et eum ad regni et imperii fastigium feliciter perducere digneris.“ Darauf der chor allzeit geantworttet: „Te rogamus, audi nos.“
Nach volbrachter litaney hat mann die kgl.Mt. von der erden wider aufgehaben, und sich der bischof vor dem altar umbgewendet, ihre kgl.Mt. vor dem altar stehendt auf nachfolgende articul in lateinischer /
Alß nun solcher eide vollendet, hat der bischof weiter sich zue den churfürsten, fürsten, auch der ganzen geistlichkeit und dem umbstehenden gegenwertigen volckh gewendet und in lateinischer sprach also gefragt: „Vultis tali principi et rectori vos subiicere ipsiusquec regnum firmare, fide stabilire acque iußonibus illius obtemperare? iuxta apostolum[:] Omnis anima potestatibus sublimioribus subiecta sit, sive regi tanquam praecellenti.“ Ad quam quaestionem domini archiepiscopi moguntinensis, trevirensis, principes electores Alemaniae respondentes dixerunt: „Fiat, fiat, fiat.“ Nach solchem hat die kgl.Mt. sich abermals auf den teppich nach der leng nidergelegt, und hat der ertzbischof nachfolgenden seegen über ihre kgl.Mt. gesprochen: „Benedic domine hunc regem nostrum.“
Nach solchem gebet hat sich die kgl.Mt. widerumb auf- /
Nach volbrachter salbung hat mann die kgl.Mt. in die sacristey geführt, und ihrer Mt. capelan haben mit einer gar schönen reinen woll das angesalbte öhl widerumb abgewischt. Darnach hat mann ihr kgl.Mt. daselbsten in der sacristey angethan mit eines diaconi rockh und kleidung ohne mantel oder meßgewandt, und ist ihre Mt. in solchem leviten rockh widerumb herauß in die kirchen kommen in ihren sitz bey dem altar, und hat der ertzbischof widerumb angefangen über ihre kgl.Mt. zubetten unterschidliche precationes. Nach vollendung solcher gebet, und dieweil die kgl.Mt. noch vor dem altar gekhniet, hat der ertzbischof zu ferrnerer vollführung der angefangnen meß die praefation mit anhangenden worten gesungene: /
Nach solchem gebet und seegen, und alß die kgl. oder ksl. insignia oder cleinoder auf der linckhen seiten neben dem altar ordentlich auf einem tisch ligent albereit vorhanden gewest, haben die 3 geistliche churfürsten derselben ains nach dem andern in die handt genommen und der kgl.Mt. überantworttet, und erstlich ein blosses schwerdt in die handt gegeben, darzue der ertzbischof diese lateinische wort gesagt: „Accipe gladium per manus episcoporum licet indignas, vice tamen et authoritate sanctorum apostolorum consecratas, tibi regaliter impositum nostraeque benedictionis officio in defensionem sanctae Dei ecclesiae divinitus ordinatum; et esto memor, de quo psalmista prophetavitf dicens (under dießen wortten haben die churfürsten der kgl.Mt. daß schwerdt in die schaiden gesteckht und an die seiten gehenckht): Accingeg gladio tuo super femurh tuum potentissime, et in hoc et per eundem vim aequitatis exerceas, iniquitatis molem potenter destruas et sanctam Dei ecclesiam eiusque fideles propugnes, protegas, nec minus in fide falsus quam christiani nominis hostes exerceas et destruas, viduas et puppillos clementer adiuves ac defendas, desolata restaures, restaurata conserves, ulciscaris iniusta, confirmes bene disposita, quatenus haec [in] agendo virtutumi triumpho gloriosus, iustitiae[que] cultu egregius, cum mundi salvatore (cuius typum geris in nomine) sine fine merearis regnare, qui cum patre et spiritu sancto vivit et regnat Deus in secula seculorum. Amen.“
Alß nun die kgl.Mt., alß wie obsteth, mit dem schwerdt umbgürt gewest, ist ihrer Mt. auch ein herrlicher köstlicher /
Darnach hat mann ihrer kgl.Mt. auch den scepter in die handt gegeben und diese wort gesprochen: „Accipe virgam virtutis et aequitatis, qua intelligas mulcere pios et terrere reprobos, errantibus viam pandere, lapsisque manum porrigere, disperdas superbos et releves humiles, et aperiat tibi ostium dominus Deus noster, qui de se ipso ait: Ego sum ostium, per me si quis introierit, salvabitur. Et ipse est clavis David et sceptrum domus Israel, quij aperit, et nemo claudit, claudit et nemo aperit, sitque tuus ductor, [qui] educit vinctum de domo carceris sedentem in tenebris et in umbra mortis, utk in omnibus sequi merearis euml, de quo propheta David cecinit: Sedes tua, Deus, in seculum seculi, virga aequitatis virga regni tui. Et imitando ipsum diligas iustitiam et odio habeas iniquitatem, quia propterea unxit te Deus tuus ad exemplum illius, quem ante secula unxerat oleo exultationis prae participibus suis per Iesum Christum.“
Nach diesem gebet haben die 3 geistliche Kff. Mainz, Thrier und Cölln ihrer kgl.Mt. die cron29 aufgesezt und darzue nachfolgende wortt gesprochen: „Accipe coronam regni, quae licet ab indignis episcoporum manibus capiti tuo imponitur per quam sanctitatis gloriam et opus fortitudinis expreße significarem intelligas, et per hanc te principem ministerii nostri non /
Nach volbrachter dießer pflicht und gelüebd haben die churfürsten alle die kgl.Mt., also in ihr ornamentis angethan, auf /
Nach diesem allen hat man mit großer freudt und jubilation angefangen dz „Te Deum laudamus“ [zu singen], darzu der ksl.Mt. organist auf die orgel geschlagen und die cantorey darzwischen aines nach dem andern gesungen, wie nicht weniger hat man unter dem gesang alle glocken angefangen zuleuten und dz geschüz auf den pasteyn andern orthen loß gebrandt. Ingleichen haben auch khayser- und kgl. trompetter und hörpaucker sich mit großem schal hören laßen. Darauf ist die kgl.Mt. widerumb in ihren vorigen standt und stuel getretten und daselbst bis zum ende der meß verharret31; und ist darauf die meß vorgenommen und dz evangelium Mathei „Cum natus eßet Iesus in Bethlehem in diebus Herodis regis etc.“ gesungen worden, nach demselben durch den erzbischoff vor dem altar „Credo in unum Deum etc.“ und durch den chor gar vollendet worden. Unter dem gesang deß offertorii und alß man der ksl. undt kgl.Mtt. das evangelium buch zukhüßen vor- /
Nachmalß ist die stille meß oder canon bis zue der wandlung oder elevation verrichtet undt mitlerweil durch den chor das „Sanctus, sanctus, sanctus“ undt „Agnus Dei“ gesungen worden, darauf auch der erzbischof eine collecten gesungen. Verner ist abermals in der meß fort gefahren worden biß auf disen orth, da der prister, so das ambt helt, zu singen pflegt „Et pax eius sit semper vobiscum“. Alda hatt sich der eine diaconus umbgewendt unndt gegen dem chor undt volckh gesungen: „Humiliate vos ad benedictionem“, darauf ist die kgl.Mt. in ihrem stuel und sonsten menniglich nider gekniet, unnd hat der erzbischof uber ihre kgl.Mt. den seegen gesprochen.33
Wie die ksl. und kgl.Mtt., auch churfürsten und fürsten etc. nach volbrachter crönung aus dem thumb auf dz rathauß zur malzeit gezogen
Nach vollendung des gottesdiensts hatt die röm.ksl. undt kgl.Mt., deßgleichen auch die churfürsten in den habit unndt churfürstlichen claidung sich in die ordnung gestelt und also mit sambt den andern fürsten und herrn etc. in nachvolgender ordnung aus dem chor und aus der kirchen zue fueß gegen dem rathauß zugezogen, alda die röm.ksl.Mt. eine gar herrliche mahlzeit hat beraiten und zurichten laßen. Mitler weil aber, /
Auf dem plaz gerad gegen dem marckthurn uber hat man etlich tag zuvor ein hohe kuchen von pretern aufgeschlagen, darin hat man einen ganzen ochßen mit kopf und schenckeln zum praten zubereit. Derselbig ochß ist außgewaidet und mit allerlei andern fleisch, wildpret, gefligl und vischen dermaßen ausgefült und gespickt geweßen, und ist also ganzer an einem großen hülzern spiß, welchen auf beeden orthen ihrer 2 mit einer winden wie ein großen haspel haben umbgetriben, einen ganzen tag und nacht zuvor gebraten, der eben zu der stund der malzeit, alß die ksl. und kgl.Mtt. zu tisch geseßen, ferttig worden, welcher ochß auch hernach preiß gemacht und zerrißen worden34. Nicht weit von diser kuchen ist auch ein hilzerne prunstuben gesezt und aufgericht worden, in der höhe unnd oben herab, auch in der mitten mit 4 röhren. Aus denselben ist rother unndt weißer wein gesprungen unndt von den umbstehenden zuelauffendem volckh mit großen getrang unndt ungestimb aufgefangen, darüber auch gleichfals, wie bei dem ochßen, mancher sehr ubel ist geschlagen, also dz schier niemandt nichts mit lieb zutheil, sondern vilmehr verschüttet worden alß zu nuz khommen. Denselben brunnen mit wein hatt man für der ksl. unndt kgl.Mtt. fürzug auß der kirchen am allermeisten unndt völligsten /
Ferner ist auch auf der gaßen gegen gemeiner statt canzlei uber für des glasers behausung daselbß ein tisch, mit köstlicher leinwath oder tischtuch bedeckt, gesezet worden, auf welchen der ksl. unndt kgl.Mtt. silberne undt verguldte gießkhandten unnd pecke zum handtwaschen mit dem köstlichen schönen servetln oder handtzwellen verordnet gewest, welche khandten und handtbeckh der churfürst zue Brandenburg hernach auf einem pferdt abgeholet, mit sich auf dz rathauß geführet undt der ksl. unndt kgl.Mtt. das handtwaßer gereichet. Es ist auch auf dem plaz gleich für der rathstuben ein hauffen habern ohngevehr 2 oder 3 schaff auf die gaßen geschitt worden, in welchen nachmals der churfürst von Sachßen gesprengt, denselben außgemeßen unndt preiß gemacht.
Die ksl.Mt. hatt auch in dem rathauß hinten im hoff under der großen schupfen, da man /
Auf dem großen saal ist es gar herrlich undt zierlich zugericht gewest, derselbig mit güldenen tuch und köstlicher tapecerey uberhenckt und zuvorderist der ksl. unnd kgl.Mtt. tafel ungevehr 6 oder 7 staffel hoch, jedoch der kgl.Mt. tisch umb etliche staffel niderer. Nachmals herab, gerad gegen der ksl. und kgl. tafel uber, ein besonderer tisch vor den churfürsten zu Thrier allein und volgendts auf beeden seitten für die /
Ungevehr umb 12 der kleinen uhr ist die ksl. und kgl.Mt. in nachvolgender ordnung aus den thumb dem rathauß zugezogen36: Erstlich sindt zuvorderist hergangen der ksl. und kgl.Mtt. trompetter, deren 12 oder 15 geweßen, allzeit 3 in einen glidt, nach denselben ist gevolgt der ksl.Mt. hörpaucker, welche alle miteinander, so baldt sie aus den thumb kommen, angefangen haben aufs herr- und frölichst zuplasen und zuschlagen bis man zu den rathauß khommen. Nach denselben sindt gegangen gar veel ansehliche grafen, herrn, ritter und edlleuth, der churfürsten und fürsten, auch der ksl. und kgl.Mtt. hoffgesindt in zimlicher ordnung gemeiniglich 3 neben einander, nach denselben giengen die fürsten, so der ksl.Mt. auf den dienst gewartet, darauf der ksl.Mt. 4 ehrnholden in ihrem ornat und habit gar herrlich bekleidet, und /
Beschreibung des ksl. und kgl. panckets, wie daßelbige auf dem rathauß
Als nun in vorgemelter proceßion und ordnung die röm.ksl. und kgl.Mtt. auf dz rathauß kommen, haben die geist- und weltlichen churfürsten zuvor und ehe dann ihre beede Mtt. zu tisch geseßen und sich ihr jeder seines ambts gebraucht vermög der guldenen bull.
Und erstlich ist der churfürst von Sachßen und der von Pappenheim, als des Hl. Röm. Reichs erz- und undermarschalk, wider von den rathauß die stiegen herab gangen und daselbst auf ein pferdt geseßen und in den haufen habern, so für dem rathauß geschitt worden, geritten38. Und also auf den pferdt sizendt hat er ein silbern maß in sein handt genohmen und daselbst vol habern eingefast, volgendts mit einen silbern stab, welchen er in der handt gehabt, abgestrichen, daßelbig maß mit den habern sambt den stab dem undermarschalck uberantwortt, der es auch alß sein gerechtigkeit mit sambt den pferdt behalten; der übrig habern ist alßbaldt preiß gemacht und durch dz zulaufent volck all zerstreut und weggetragen worden39. Nach solchen ist auch der churfürst zu Brandenburg, als des Hl. Röm. Reichs erzcammerer, die stiegen herab gangen, auch auf sein pferdt geseßen und den vorgemelten tisch, darauf dz silberne handtbeck und gießkhandten gestanden, zugeritten, daßelbig sambt den köstlichen schönen handtzwellen zu sich auf dz pferdt genommen und dem rathauß zugeritten, von den pferdt abgestanden und mit dem handtbeckh und gießkhandten fur die ksl. und kgl.Mtt. getretten, ihren beeden Mtt. das /
In mitler weil seindt auch die 3 geistlichen churfürsten in der ordnung vor den tisch getre[tten] und mit gebührender reverenz dz „Benedicite“ gesprochen, nachmals haben sie alle 3, als deß Hl. Römischen [Reichs] erzcanzlere, des Hl. Röm. Reichs insigl an einen silbern stab hangend, der ksl. und kgl.Mtt. fürgetragen und auf den tisch gelegt, und dabeneben sich und die andern ihre mit churfürsten sambt allen stendten des Reichs unterthenigst bevohlen, aber ihre Mtt. haben solche sigill alßbalden dem erzbischoff und churfürsten zue Mainz widerumb zustellen laßen etc. Alß nun solches alles verricht gewest unndt sich die ksl. und kgl.Mtt. zu tisch gesezt, auch die churfürsten alle sich ihres ambts gebraucht, haben ihre ksl.Mt. auch ihnen, den churfürsten, zu sizen erlaubt und sindt mitler weil derselben under officier herzu getretten undt ihrer beeder Mtt. auf den dienst gewartt zu lang die ganze malzeit gewehrt hatt41.
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Deßgleichen sindt in der stuben neben dem saal, die gerichtsstuben genant, auch etliche tisch zugericht gewest, daran der ksl. und kgl.Mtt. vornembste räth unndt hoffgesindt, auch der frembden potentaten gesante, graven und herrn geseßen. Item in ein erb. raths alhie gewohnlichen rathstuben sindt auch 2 rundtafel zugericht gewest, daran der statt Cölln43, auch Franckfurth, Nürnberg und ein erb. raths alhie verordnete, so der ksl. und kgl.Mtt. auf den dienst gewart, geseßen. So sindt auch gar oben auf den boden oberhalb deß saals, deßgleichen auf der einen seitten des rathauß schier in allen stuben tisch gestandten unndt daselbst dz hoffgesindt unndt andere personen gespeiset worden, die römische kheyserin aber sambt andern f. frauen zimmer sindt nicht zu tisch geseßen, sondern oben /
Alß nun dise herrliche malzeit also volbracht und vollent gewesen44, hat sich menniglich widerumb in die vorige ordnung, wie man aus der kirchen zu den rathauß gezogen, angestelt, auch die churfürsten jeder sein ksl. und kgl. cleinoth und ornament jeder selbst zu sich genommen, dieselben der ksl. und kgl.Mtt. vorgetragen, und sindt also ihrer beeder Mtt. in solcher ordnung wider in ihre herberg heimbbegleittet und ihnen nachmals von der keyser- und kgl.Mtt. auch anheimbs zuziehen erlaubt worden. Da dann die ganze zeit uber die churfürsten in ihrem kfl. kleidt und habit angethan geweßen und also in denselben anheimbs ein jeder in sein gewöhnliche herberg geritten, und ist also dise herrliche crönung, pancket und malzeit mit großen ehren und freuden, auch gueten friden glückseelig und wol volbracht worden45.