Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb
Vorgabe der vier Wege zum Religionsvergleich. Veranstaltung eines Generalkonzils derzeit nicht möglich. Ablehnung eines Nationalkonzils wegen der Gefahr eines Schismas. Ablehnung eines Kolloquiums wegen dessen erwarteter Fruchtlosigkeit. Ablehnung einer Reichsversammlung: Kein adäquates Forum ohne Erfolgsaussicht. Alternativvorschläge: 1) Verhandlungen beschränkt auf eine Kommission des Kgs. sowie weniger Kff. und Ff. Vornahme der strittigen Glaubensartikel durch wenige Theologen beider Konfessionen vor der Kommission als freundliche Übereinkunft. Remittierung nicht verglichener Artikel zunächst an Universitäten, sodann gegebenenfalls an ein Generalkonzil. Beharren auf den katholischen Dogmen und Sakramenten. Unterrichtung der Kurie und Unterstellung der Vergleichung unter ein Generalkonzil. Herstellung einer temporären Vergleichung durch die Kommission bis zu einem Konzil. 2) Einberufung eines internationalen Theologenkonvents mit Deputierten der wichtigsten christlichen Nationen durch Ks. oder Kg. Debatte der strittigen Artikel vor dieser Konferenz. Verbindlichkeit von deren Beschlüssen bis zu einem nachfolgenden Generalkonzil. 3) Wendung der katholischen Stände an Gott. Innere Reform der katholischen Kirche im Reich durch die geistlichen Stände mittels Provinzialsynoden. Dadurch vielleicht Rückkehr konvertierter Stände zur katholischen Kirche. 4) Präventivmaßnahmen von Ks. und Kg. als Schutzherren der katholischen Kirche im Reich: Abschluss eines Defensivbündnisses mit Spanien und katholischen Ständen unter Wahrung des Religionsfriedens gegen Eingriffe in den katholischen Besitzstand. Beteiligung der geistlichen Stände am Bündnis.
Welsinger übergab das Gutachten den kgl. Kommissaren in Regensburg am 3. 10. 1556. Zuvor hatten die Kommissare im Anschluss an eine vertrauliche Unterredung am 20. 9. mit Welsinger, dem
HStA München, KÄA 3178, fol. 86–99’ (Kop./Reinschr. Dorsv.: Disputatio der concilien und colloquien halben.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3178, fol. 162–182’ (weitere Kop. von Schreiberhd. Dorsv.: Rättlich bedenckhen, was massen die strittig religion zu guetlicher verglaichunng zebringen. Ratisbonae, mense Octobris anno 56.) = B. BSB München, Cgm 1329, fol. 132–145’ (Kop. Überschr. Hd. Zasius: Doctor Christophen Welsingers rättlich bedencken, wz zu vergleichung der relligion für ain cristlich ghesprech oder collation nicht under der form aines publici colloquii, sonder auf ain andere weiß fürhand zunemen etc.) = C. Referiert bei Bundschuh, Religionsgespräch, 351–357.
Zitate von Kirchenlehrern und Beispiele aus der Kirchengeschichte, die lediglich als Belege für die Argumentation dienen, werden nicht dokumentiert.
Da nun die Reichs abschid und handlungen von vilen jaren här besichtiget und erwogen werden, so befindt sich in der beradtschlagung disses hochwichtigen wercks, das viererley weg von denn stenden bedacht worden: Erstlich der weg eins general- und allgemeinen concilii, der ander einer national versamlung, der dritt, die sachen durch colloquia und gesprech beyder partheyen zuversuchen und zu vergleichung zu pringen, und dan der vierdte, particular handlungen der stend des Heyligen Reichs für die hand zunemen, dadurch verhoffenlich sein möchte, ettwas fruchtbarlichs ußzurichtenn.
Wiewol dann under gemelten furgeschlagenen mittel kein fueglicher, furstendiger und nützlicher weg furzunemen, dan ein ordenlichb, frey, christlich general concilium, in erwegung, das in furfallender not und spaltungc der religion der ye und allwegen nit allein bey zeitten der apostel, sonder volgendts bey den nachkommenden alls in der orientalischen und occidentalischen kirchen ad exemplum primitivae et apostolicae ecclesiae für den sichersten und bestendigsten ist gehalten, geubt und gepraucht worden: Jedoch dieweil zu dissen sorglichen und gefehrlichen zeitten von wegen der innerlichen empörungenn, die sich meer dan an einem ortt gantz beschwerlichen ereygen, zu solchemd yetzunder nit fueglichen noch wol zu kommen ist, so wil diser weg jetzundere inzustellen und nit fur die hand zunemen sein; uß angeregter und andere meer ursachen, on not, alhie zuvermeldenn.
Unnd laßt sich hieruff auch nach viler hochverstendigen indicien und
Do auch disser weg wolte furgenommen werden, wurde nit allein das schisma und absonderung von andern christlichen konigreichen und volckern gemert und wircklichen seinen effect erlangen, deß dan biß anheer von den catholischen stenden der alten religion fur und fur umbgangen und verhuettet pliben, sonder were auch hochlichen zu besorgen, das dadurch ettlichen hohen heubttern und potentaten ursach gegeben wurde, beschwerliche practicken de Romano Imperio transferendo anzurichten, welches nun a Carolo magno oder zum wenigsten den Othonibus heer ein lange zeitt, ettlich hundert jar, undg uff disser nation alls das höchste von Gott gegeben cleinot gelegen und gewesen ist. Dadurch dan allerhand sorgliche
Solten dan die colloquia und gesprech widerumb zu versuchen sein, so zeigen nit allein die privata colloquia, die in der eydgnoschafft als zu Baden und Bern3, und volgendts auch zu Marburg4 gehalten worden sind, an, das die on frucht abgangen und vergebenlich gehalten sindi, sonder die publica, welche vonn stenden deß Heyligen Reichs als zu Augspurg, Wormbs und Regenßpurg furgenommen worden5. Dan was damit ußgerichtj, das geben die acta. Zu dem, das die zum theil das ansehen haben, als ob die meer contentiosae et prolixae disputationes partium dan amicae et placidaek collationes scripturarum et controversiarum propositarum gewesen seyen, unnd yeder theil sich zum höchsten bevlissen hab, das jenig zu bestritten und zubehaubten, so er im furgenommen unnd sein opinion, meynung und haltung gewesenn.
Unnd ob wol nit on, das auch disser weg in furfallendenn zweyffeln und irrungen der religion zum offtermal ist fur ratsam angesehen, wie dan zu zeitten Constantini undl Theodosii6, qui summam sollicitudinem et curam pro ecclesia dei habuerunt, auch anderen neben den episcopis ist bedacht worden, das colloquia furzunemen sein solten: Jedoch hatt volgendts die erfarung geben, das damit nichtz ußgericht, sonder die sach je weyttleuffiger worden ist, also unnd der gestalt,
So hat auch Augustinus, wie ex volumine epistolarum zusehen9, dissen weg fursucht und mit höchster und trefflicher erinnerung des gegentheils begert, das der hierin nichts anders suchen wolt, dann damit die begert vergleichung ervolgen möchte. [...]. Aber dessen onangesehen ist solch alles vergebenlich unnd umb sonst abgangen und kein vergleichung darauß ervolgt. Das dan darumb ettwas weittleuffiger ußgefuert, damit zu sehen, das durch den weg, so auch zuvor in der streittigen religion geubt und zu zeitten gepraucht worden, selten zu gutem geradten sey. Darumb dan höchlich zu besorgen, ob gleich der weg nachmalen solt furo hand genommen werden, so wurd der inn solcher erbietterung der gemuetter und inn gegennwertiger weittleuffigkeit und ungleichait der
Do dann der letst weg wolt furzunemen sein, namlichen das die streittig religion durch gemeine stend des Reichs in einer Reichs versamlung sollte tractirt und verhandelt werden etc.: Ist gleichfals p–ußgescheiden, das solche werck dahin wedder vermög der rechten noch crafft der geschrifft gehört–p, wenig trost und hoffnung darzu zuhaben. Dann dieweil beide theil als vil als ex diametro einander zu widder, welches dan die ubergebene, vilfaltige und im truck ußgangene confessiones fidei und des glauben bekandtnussen anzeigen, und der ein theil uff der alten catholischen religion zuverharren gedenckt, der ander aber uff irer verfaster und angenommener confession, die er nun nach sovil gehapter beradtschlagungen und adprobation irer gelerten fur christlich, bestendig und der heyligen schrifft in allweg gemeß halt und erkendt, so kan nit vermuttet werden, das durch tractation der stend, die einander zuwidder und zu entgegen sind, ettwas vergleichung beschehen noch furgenommen werden möge, sonder wurd ein yeder theil uff seinem furnemen und verstand der strittigen puncten oder auch der allegirten peeß und steel10 der schrifft, die also und der gestalt zuversten sein, beesten [!] und pleiben, onangesehen was vom anderen theil angezeigt und furbrachtq. Und wurd also an dem mitler manglen, welcher eim oder dem anderen theil ein beyfaal thette oder die vergleichung und moderation der stritts gedecht furzunemen.
Unnd gesetzt, es ervolgt uß dissem weg ettwas vergleichung, so wurd man doch durch dissenr nichtz anders causirn noch verursachen dan, wie oben gemelt, abfaal und absonderung von anderen catholischen und christlichen nationen. Das aber billich nit sein soll, und uß erzelten ursachen und vilen andern bedencken höchlichen zuvermeiden ist. Derhalben auch disser weg nit ratsam sein wyl.
Unnd nachdem an disem puncten der religion die gemein wolfarth des Hl. Reichs stöt und hoch und vil darann gelegen, wie dan solches als in re notoria keiner ußfuerung darff, sonder meniglichen bewußt istu, so solte es propter causae gravitatem et magnitudinem nit onratsam sein, do es fueglichen beschehen köndte, das die röm. kgl. Mt. als das haupt darzu vermöcht wurd, neben ettlichen ansehenlichen undv fridlichen chur- und fursten beydertheils, deren man sich in ringer anzaal vergleichen möchte, geistlichs und weltlichs standts, die ir Mt. zu sich nemen, sich disses hochwichtigen wercks gnedigs zuunderziehen und zubeladen12, dieweil berurt werck den christlichen kaysern und königen sonderlich zustött und gepurt, auch zuvor von deren vorfar[en] in oriente von Constantino und Theodosio13 ist geubt und gepraucht worden. [...].
[Am Rand: Prima pars consultationis.]
Vor welchen von wegen beyder theilen erscheinen solten ettliche gottsförchtige, gelerte, erfarne und schidliche personen, die do eins gutten ruffts [!] und leumbdes, auch eins erbaren, ehrlichen wandels bißher gewesen und noch und in dissem werck geubt und erfaren, auch gemeiner wolfarth und
Disse solten nun vor höchstgemelter kgl. Mt. und von wegen gemeiner stend zugeordneten chur- und fursten, auch deputirten die streittig religion fur die hand nemen und nit, wie vormals beschehen, die sachen ad longum ußfueren und disputirn oder auch in die feder reden, sonder allein amice und vertreulichen ire sententias, meynung und haltungenn uniuscuiusque articuli sampt den allegirten pessen und steel der schrifft mundtlichen conferiren, also das es meer amica et christiana collatio dan forma publici colloquii were, in welcher alle beschaidenheit und sanfftmuth mit redenn, weiß und geberden gegen einander gepraucht wurde.
Unnd das solche collatio beschehe durchuß in allen streittigen artickel: Erstlichen die dogmata betreffen, so dann die sacramenta ecclesiae eorumque usum et administrationem, item die adiaphora, ceremonias necessarias et non necessarias totiusque ecclesiae disciplinam, und dan, was ad correctionem et emendationem vitae et morum etc. dienety.
Als umb bessern berichts und verstandts willen und allein exempli causa zuvermelden, do der articulus iustificationis furfiele und der ein theil gedecht, sein pro[po]sition, quod sola fides iustificaret, zu erhalten, entgegen der ander nit der meynung
Do man sich dan einer einhellige[n] meynung vergliche, hette es seinen weg. Do aber nit, das dan die propositiones unnd axiomata oder disputierliche paradoxa ad scholas doctorum remittiert und ingestelt wurden und man allen möglichen vleiß dahin anwendet, uff das man sich des einhelligen verstandts und meynung vergliche, wie und welcher massenn hinfurther ad aedificationem et informationem populi disse materia iustificationis solte gleich unnd in einen einhelligen verstandt von allen theilen in ecclesiis docirt, gelert unnd dem volck in cathedra geprediget unnd furtragen werdenn. [...].
Im faal nun ettwas furfiel, do man zu keiner vergleichung kommen köndte, möchte solcher punct oder materi ingestelt werden biß uff ein andere zeit unndac in ein general concilium verschoben, ob villeicht durch verleyhung göttlicher gnad man mit der zeit fueglichenn zu einem kommen kondte.
Des alles dann keiner anderer gestalt also weitleuffig und in speciead angezeigt wurdt, dan allein zu besseren bericht, wie und welcher massen der processus amicae istius collationis möchte fur die hand zunemen sein. Was dan also verglichen, das sollte nachgöndts signirt und uffs papyr gepracht unnd verzeichnet werden.
Unnd damit man sich in furfallenden irrungen, zweiffel und geprechen dester baß hette zu halten, so solte der kgl. Mt., dergleichen den chur- und fursten, auch den deputirten onbenommen sein, ire verstendige theologos unnd neben räth, die zu dissen werck am schidlichsten und tuglichsten, mit hynin [!] zu nemen, deren rath unnd guttbeduncken jederzeit, do es die notturfft erfordert, auch anzuhören und zuvernemen. Doch das hierin alle weytleuffigkeit abgeschnittenn unnd die sach, sovil immer möglich, eng mit einer gewissen
Nachdem dan kein zweiffel, es haben die röm. kgl. Mt., dergleichen andere stend ratschlegae gelerter theologen vervassen unnd stellen lassen, wie und welcher massen man zu einer gutten catholische[n] und christlichen vergleichung, auch reformation der kirchen kommen möchte, was on verletzung Gottes des allmechtigen und der gewissen zu- und nachzugeben und wie die sachen irgendts zu beiden theiln zu moderiren und zu messigen weren, so solt gutt sein, das auch solche ratschleg fur die hand genommen würden, ob villeicht die mittel gefunden, dodurch den streittigen puncten dester fueglicher möchte abgeholffen und die zu gutter, friedlicher und christlicher moderation und vergleichung gepracht werdenn.
So sind auch sonst wol schrifften vorhanden, zu solchem werck nit undienstlich, als das buch, das weyland, hochloblicher gedechtnuß, der ertzbischoff von Meintz, bischoff Albrecht, durch acht oder zehen erfarne und wol geybte theologos der strittigen religion halben hatt vergriffen und stellen lassen20. Unnd do die scripta erasmica hin und widder besichtiget, werden auch vilerley tractet und missiven gefunden, uß welchen vil gute, herrliche, furnunfftige moderata und pia consilia zu nemen, durch die zuverhoffen, man dester ehe zu einem gleichen und christlichen verstandt, af–wo nit aller, doch ettlichen–af strittiger puncten kommen möcht, als in libro de sarcienda ecclesiae concordia, das dann er der zeit zu dem herrn Julio Pflug geschriben21; item vil epistel, quae extant et reperiuntur in volumine epistolarum suarum22. Wie auch durch Georgium Wicelium ettliche scripta eius generis, als methodus concordiae ecclesiasticae23 und anders verfaßt unnd zum theil publicae ußgangen ist, uß welchen
Es solt auch die moderation und bescheidenheit hierin gehalten werden, das man ah–keins wegs von der gemeinen haltung der kirchen abwiche oder–ah sovil immer möglich in dogmatibus und sacramentis in der substantzai bey der gemeinen haltung ecclesiae catholicae verpliebe und allein das resecirt unnd abthete, so do vitio temporum möchte eingerissen sein aj–und sich superstitiose angehenckt–aj, uff das dester weniger zu eynicher absonderung von anderen christlichen nationen ursach gegeben wurd. ak–Darzu dan mit nichten zu rathen noch zu handlenn–ak.
Uff das dan auch vil angeregte absonderung durch dissen weg verhuettet, solte nit onrathsam, al–sonder in alweg von nötten–al sein, do durch verleihung göttlicher gnaden eyniche vergleichung ervolgte, das solch werck durch die röm. kgl. Mt. der babstlichen Heyligkeit unnd dem consistorio cardinalium offerirt wurd, das nach gelegenheit der umbsteend temporis, nationis unnd annderen zuzulassen, zu tolerirn, biß man fueglichen zu dem rechten und ordenlichen weg des general concilii kommenn mochte. Welchem auch disse vergleichung underworffen sein solte etc., allein damit ista natio germanica in debita obedientia wo nit gar, doch zum theil apostolicae sedis plibe und sich dadurch nit gentzlichen von andern catholischen und christlichen nationen absundert und also das vil schedlich unnd verderblich schisma verhuettet plibe. Dann so das einmal ins werck gericht werden solte, were höchlich zu besorgen, das [es] letzlich mit dem Reich teutscher nation eben wie mit den kriechen25 zu gön [!] wurd. Welches erschrecklich exempel billich die stend des Heyligen Reichs vor aller absonderung verhuetten und verwarnen sol und sie dahin zu[m] höchsten bewegen, onangesehen des verderblichen standts, der jetzunder leider allenthalb in dem christenthumb in omni hominum genere et ordine ist, geubt und vast on scheu gehalten wurd, sich darumb in glaubens sachen von anderen christlichen nationen
Es wurd auch darumb bedacht, das solch werck amicae collationis vor der röm. kgl. Mt. und anderen hohen stenden beeder theils beschehen, damit die durch die collatores der sachen eigentlichen unnd grundtlichen bericht wurden und das die verordneten zu solchem werck und underred sich aller bescheidenheit mit wortten und in aller irao thun gegen einander halten unnd beweysen mußten, auch nichtz furbringen, das nit zur sachen dienlich. Wie dan ausserthalb gegenwertigkeit solcher hohen personen sich leichtlich ettwas zutragen möcht, dadurch die verordnete collatores in einander erwachsen köndtenn.
Das alles dan nit anderer gestalt vermeldt noch angezeigt wurdt, dan fur ein bloß einfeltigklich bedencken, wie das hette mögen in eim verordneten ußschuß ongeverlichen furgepracht werden, allein anderen verstendigen und vernunfftigenn ursach zu geben, der sachen weitleuffiger und stattlicher nachzudencken, ob irgendts nach diser form oder sonst ein anderer fueglicher weg möcht bedacht, erwegen und fur die hand genommen werden, dieweil ye zu besorgen, der gegentheil werde den puncten der religion ontractirt beschwerlichen verschiben noch instellen lassen, sonder sich in allweg uff den abschid26 steiffen unnd fussenn.
So wurdt auch diser extraordinarius modus, der beyweilnaq unnd zuvor auch zu zeitten in der alten kirchen versucht und gepraucht worden ist (dan also sagt Cyprianus27: „In unum convenimus, et scripturis diu ex utraque parte prolatis, temperamentum salubri moderatione libravimus etc.“) keiner anderer meynung angezeigt, dan allein uff den faal, do kein general concilium zuverhoffen. Dan wo muglich, das solches köndte und möchte zu erhalten sein, so were, wie anfengklichs gemelt, kein besserer, fueglicher und fruchtbarer weg fur die hand zunemen, dan eben der weg des concilii, dieweil sonnder zweiffel one dasar allerhand stuck furvallen werdenas, die sine authoritate generalis concilii nit wol zu erledigen sindat.
Zu dem, ob gleich ein vergleichung durch verleyhung göttlicher gnad solte zwischen den catholicis unnd der augspurgischen confession verwandte stend ervolgen, so were doch der sachen durchuß nit geholffen, dieweil teglichs, ye lenger, ye meer, spaltungen unnd trennungen entsten, die auch mit den confessionisten nit eins sind, sonder sich offentlichen widder die setzenn. Also das letstlichen der vilfaltigen secten und spaltungen halben die höchste und letste not erheyschen und erforderen wurde, ein gemeinau general concilium zu haben, in welchem constituirt und gesetzt werde, wobey es entlichen verpleiben soll.
Unnd do ye disser weg ettwas weitleuffig und bedencklich vallen
[Am Rand: Secunda pars consultationis.]
Unnd do ye solches disser zeit, wie oben vermeldt, nit solt noch köndt erlangt werden, do doch bessers zuverhoffenn: Damit man dan sehe, das dis theil einer gottseeligen, christlichen vergleichung und reformation der kirchen begirig unnd nichtz liebers haben wolt, dan das man zu einer einhelligen vereinigung kommen möcht, so wolten disse stend der strittigen religion halben sich erpotten haben, mit dem gegentheil furzukommen fur alle andere christliche nationen. Dan dieweil die teutsch nation nit allein gleubig, so köndten die anderen christlichen nationen in glaubens sachen zu judicirn und urtheilen nit ußgeschlossen, sonnder mueßten die auch erfordert werden und zugegen sein. Unnd darumb möchten sye leyden, das durch die röm. ksl. und kgl. Mtt.
Der tröstlichenn zuversicht, dis collegium unnd versamlung wurde nichtz unnderlassenn, das zu rechter und warhafftiger erkandtnuß der strittigen religion, auch zu besserung der kirchenn und zu geistlicher disciplin, zucht unnd erbarkeit diennstlich unnd furstenndig.
Unnd solte der platz in der nation anzusetzen und zu ernennen seyn, propter adversariorum calumniasaw et tergiversationes vitandas, in welcher sich der stritt der religion hielt, und an einem gelegenen und bequemen ortt, dohin die frembde nationen dester bequemlicher und sicherer kommen, auch alda wonen und ohn alle sorg und gefaar plibenn unnd disses hochwichtig werck verrichten möchten. Was nun die verlegung29 betreffe, were die leichtlich durch ein gemeine contribution der stend furzunemen, dieweil disse versamlung irenthalben beschehe und sonderlich die teutsch nation meer dan andere belangte. Deren sich dan billich kein stand von wegen wolfarth gemeines vatterlands beschweren noch sich derenn weigern solt.
So wurde auch durch dissen weg verhoffentlich seyn, das dester bestendiger und fruchtbarlichen ettwas mocht verricht werden, dieweil ordinaria authoritas intervenirt und mit deren vorwissen, rath und bewilligung gehandelt. Dan usserthalb derselbigen nit wol sonst zu solcher versamlung zu kommenn, nachdem sich villeicht andere nationen nit bald dohin bewegen noch geprauchen lassen wurden. Neben dem, das auch alle schismatische absonderung durch den weg vermietten plibe. Unnd do je alle ding nit köndten noch möchten durch disse versamlung abgehandelt werden, so
Ob dann gleich zu besorgen, es möchte der weg dem gegentheil auch nit anzunemen sein, unnd villeicht seiner weytleuffigkait halb beschwerlich unnd bedencklich: Nit desterweniger solte von wegen der catholicorum nit onratsam sein, sich zum uberfluß dessen gegen dem ander theil anzupietten und zu offeriren, domit, wie es sich nach dem göttlichen willen schickt und zutrieg, das disse stend gegen Gott unnd der welt, auch erga posteritatem entschuldiget weren, das es je an irem christlichenn genaigten und fridlichen willen nit gemangelt noch erwünden, alles das jenig zuthun, dadurch man widerumb zu christlicher und einhelliger vergleichung der spaltigen religion hette kommen mögen etc. Wie dan solches als dan per solemnem protestationem publicae auch anderen nationen möcht neben stattlicher ußfuerung aller handlung und anbiettenns mit der zeit furgepracht werden etc.
[Am Rand: Tertia pars consultationis.]
Nachdem dan uff solches dannocht von nötten sein wyl, zu bedencken, was hieruff verners in dissem hochwichtigen werck zuthun und furzunemen sein wolle, dan je zu besorgen, wan kein mittel noch furschlag helffen solt, das es bey dem gegentheil die meynung haben wurd, dissen theil gar ußzuheben unnd den zu seiner religion neben innfuerung beschwerlicher mutationen und enderungen der bisthumben und stifften im Reich zu tringen und volgendts alles in seinem zwang zu pringen, wie dan die gelegenheit, das zu thun, sich teglichs, je lenger, je meer, zutregt und dem gegentheil ursach gibt, demselbigen also mit allem vleiß und ernst nachzusetzen und die mittel fur die hand zunemen, dadurch das fueglichen beschehen möcht. Wie dan durch die begerte freystellung30 dises leichtlichenn ervolgen mag etc.
Derhalben so solten hieruff die mittel und weg fur die hannd
Ob dan gleich gesagt werden mocht, das solches werck furzunemen usserthalb babstlicher Heyligkeit und [!] bewilligung nit wol beschehen köndte: Jedoch do die sachen recht bedacht unnd erwegen werden, solt diß werck on die bäbstliche Heyligkeit wol zuverrichten sein, dieweil es nit die meynung, durch solche reformationes gemeine enderungen in den haubt stucken des glaubens furzunemen oder einiche absonderung von gemeiner haltung der christlichen kirchen zuthun noch verursachen, sonder allein das jenig zu disponirn, ordnen unnd setzen, so den ertz- unnd bischoven vermög der canonen authoritate ordinaria et ratione iniuncti officii gepurt und zustöt.
Dann do durch verleyhung göttlicher gnad die sachen dohin gepracht, das vigore iuris canonici ein gemeine reformation in den episcopatibus furgenommen und ins werck gericht würde, auch die manifesti und onlaugenbarliche abusus unnd mißbruch [!] abgestelt und der clerus in ein anndere disciplin, zucht unnd erbarkeit gericht, so were nit nichtz gehandelt unnd ußgericht, sonnder wurde der allmechtig Gott, do er der prelaten ernst unnd begird zu dissem werck unnd der kirchenn sehe, sein incrementum, gnad unnd gedeyen darzu geben unnd gnediglichenn verleyhen, damit man on gefahr seyn und ye lenger, ye meer, zu einhelligen verstand unnd vergleichung deß glaubens komen mochte.
Unnd were demnach verhoffenlich, da der gegentheil sehe, das sich die geistlichen stend also selbs angryffen und zu reformiren gedechten unnd sich in ein christliche disciplin schickten, auch ein erbar und priesterlich leben und gottseeligenax wandel an sich nemen, und die stifft gereiniget und ußgeseubert, es wurden dardurch nit allein der gemein man, sonder auch fursten und herren in irer erbitterung ettwas linder unnd gemiltert und verursach[t] werden, in sich selbs zu gön und sich widerumb zu der kirchen zu begebenn. Dann es je die warheit, das durch solche christliche exempel der bischove, prelaten und der kirchen vorsteer vil grosser herrn, könig und hohen stände personen bewegt worden sind, ire gevaste irthumen, tyranney, unwillen, greuliche unnd zornige furnemen zu zeitten gegen den catholicis und der kirchen fallen zulassen und sich deren undergeben unnd unnderwurffig gemacht. [...].
So sind auch die zeit werendts stritts der religion die sachen zu allen theilen also reychlichen disputirt, erö[r]ttert und an tag gepracht, das man fueglichen zu dissem werck einer christlichen reformation wol kommen mag. Darzu dan neben den canonibus viler herrlicher und gelerter menner monumenta der alten unnd neuen oder die zu disser zeit, wie oben vermeldt, geschribenn, seer dienstlich sein werden.
Unnd das solte das erste und furnembste werck seyn der geistlichen stend, gemelte reformation furzunemen und die in ein effect und wircklichait zu pringen. Wie inen dan solches crafft irs tragenden ampts gegen Gott und der welt one das gepurt unnd zustöt. Dan do es nit beschehen solt, ist nit annders zu gedencken, auch zu sorgen, dan das disse persecution und abfaal nit ufhören werde, es seyen dan die stifft und bisthumben gar zerrissen und zu grund gepracht oder in andere usus bewant, iuxta comminationem propheticam31: „Erudire Hierusalem, ne forte recedat anima mea a te, ne forte ponam te desertam et terram inhabitabilem.“
[Überschr. am Rand: Que caesarem et regem romanorum tamquam capita in hoc casu pro conservando Imperio agere conveniat.]
Nachdem es dan der röm. ksl. und kgl. Mt. als den ordenlichen
Unnd wiewol den bischoven und prelaten der kirchen andere arma gepuren und zustön, die sye nit dester weniger crafft irer empter zuverrichten schuldig und teglichs verrichten sollen: Jedoch dieweil in ista ampla et feroci natione ab antiquo von röm. königen und keysern fur ratsam und fur gut angesehen worden, auch solche stifftungen gethon haben uß gutten, vernunfftigen
Ob dann gleichwol vilen stenden beschwerlich vallen wolt, sich in neben verstendnußen unnd bünde zubegeben unnd inzulassen, wie es dan auch an im selbs hoch bedencklich ist und sonderlich vonn wegen der manigfaltigen ußgabenn unnd obligenn des Reichs, die yetzunder zu dissenn beschwerlichenn zeittenn nit wol könndenn verplibenn unnd umbganngenn werdenn: Jedoch erfordert die notturfft, die sachenn also zu bedenckenn unnd anzustellenn, domit mann laboranti Imperio zu hilff komme unnd bey dem uberig noch plib, so man hatt, dann das mans als zu grund gön unnd faren lassen solt etc.