Bewilligung von 16 Römermonaten nach dem moderierten Reichsanschlag. Ablehnung der vom Kg. geforderten Zusatzleistungen. Bitte an ausländische Potentaten um Beteiligung an der Türkenabwehr auch durch die Reichsstände. Aufschub der Beratung zur beharrlichen Hilfe. Erlegung der Steuer nach Möglichkeit in Großmünzen. Verordnung von Musterherren und Zahlmeistern. Erster Erlegungstermin. Maßnahmen gegen überteuerten Proviant und überhöhte Besoldungen. Konkreter Beitrag der Kgrr. Böhmen und Ungarn zur Türkenabwehr. Keine Doppelbesteuerung der in Österreich begüterten Reichsstände.
Im Ausschuss des FR zum 2. HA verlesen und gebilligt sowie im Plenum des FR vorgelegt am 24. 1. 15571. Im FR als Resolution gebilligt am 27. 1.2 Kopiert am 25. 1. Vor KR verlesen am 30. 1.3
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 404–413’ (Kop. mit Randvermerken von Hd. Zasius. Überschr. Hd. Zasius: Ausschus türggenhilff.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 146–152’ (Kop. Überschr.: Des ausschuß im fursten rath verrner bedenckhen uber der röm. kgl. Mt. resolution, der turkhenhulff halben. [Nr.] 17. Nota: Dises des ausschuß guetachten ist dem furstenrath durchaus gefällig gewest, auch derwegen dem churfursten rath refferiert worden. Actum 30. Januarii anno 57.
Aufschr.: Lectum Ratisponae, 25. Januarii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 174–180’ (Kop.) = C. GLA Karlsruhe, Abt. 50 Fasz. 90a, Prod. 49 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 216–221’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 17 Nr. 13a Fasz. 1, fol. 66–70’ (Kop.).
/405 f./ Der Ausschuss des FR hat die Triplik des Kgs. zum 2. HA (Türkenhilfe)4
beraten. Er bestätigt zwar, dass der Kg. aufgrund der Umstände zurecht den doppelten Romzug auf acht Monate, einen weiteren ¼ Romzug sowie Rüst- und andere außerordentliche Gelder verlangt, hält dem aber entgegen, dass die Kammergüter der Reichsstände erschöpft und die Untertanen verarmt sind, weshalb diese Forderung insgesamt nicht zu erfüllen ist.
/405’/ Darbei auch sonderlicha erwogen würdet, dz die kunigclich proposition schließlich5 die acht doppll monat begert. Unnd ob nun schon die anwesennde fursten über ir vermügen sich verrers angreiffen wollten, so ist doch zubesorgen, dz der abwesennden chur- unnd fursten rath sich auß manngl bevelchs beschwerlich einlassen wurden. Sollte dann auch durch sy diese dinng zu ruckh geschrieben unnd /406/ darauff beschaidts erwarttet werden, so ist abermalls der verzug hoch bedenckhlich, unnd sonnderlich den vorstraich allso zuverabsaumen. Zudem dz neben verlierung der zeitt demnach auch zweifflich wer, ob durch ire herrschafften dem beger statt gethan werden möcht, ja auch, dab schon die bewilligung ervolgt, dz dannöcht bei vilen nit wol müglich sein wurde, dasselb allso würckhlich zulaisten. Unnd darumb, dieweill der kgl. Mt. proposition schließlich die acht doppl monat mit sich bringt unnd darauff one zweiffl die gesanndten mit genuegsamen bevelch abgefertigt sein worden, unnd dann hiebevor durch den furstenrath beschlossen, da die kgl. Mt. mit den 6 dopplmonaten nit zufriden, dz allßdann die 8 doppl monat gelaist werden sollen, wie dann sollches auch den churfurstlichen räten referiert worden6, und nun aber die kgl. resolution /406’/ ausfuerlich mit sich bringt, warumben die 6 doppll monat nit erkleckhen sollen, so soll demnach dem vorigen beschluß mit den 8 doppl monaten nachgesetzt und allso der kgl. Mt. nach aineß jeden moderierten anschlag solche acht doppl monat gelaißt und ir kgl. Mt. underthenigist gebetten werden, dz ir Mt. der stennd mit dem begerten vierten thaill sambt dem rüßt- unnd lauffgellt gnst. verschonen unnd sich mit solcher bewilligung der acht doppl monat gnst. ersettigen lassen unnd sich selbst unnd gemaine stennd weitter in dem nit auffhallten wollte.
/406’ f./ Das Angebot des Kgs., andere christliche Potentaten zur Beteiligung an der Türkenabwehr aufzufordern, ist mit Dank anzunehmen.
/407/ Daneben gedennckht auch der ausschuß, da solche ersuechung der frembden potentaten neben der kgl. Mt. auch irer kgl.
c Mt. kunigreich unnd erblannden unndd gemainen stennden deß Hl. Reichs zugleich bescheche, dz verhoffennlich die hilff ettwz merer dardurch zuerheben sein möcht. Unnd möchten allso die potentaten, so inn kriegsrüstung steen, zu friden nit weniger auch ersuecht unnd vermanet werden.
Dann zum dritten, die beharrlich hilff belanngendt: Ob woll zum höchsten woll vonnötten, dieselb zum ehisten alls imer müglich in dz werckh zu richten, und dardurch hoffennlich die jetz neu bewilligt hilff allso gesterckht wurde, dz die mit mererem nutz abgeen möcht, /407’/ so tragene die verordneten deß ausschuß dise beisorg, dz auff jetzwerennden reichßtag beschwerlich die weeg zufinnden, dardurch zu solcher beharrlichen hilff khomen werden mög, bevorab dieweill nit unratsam were, wie dise jetzige hilff angewenndt und erspriessen wurd, ain wissenns zuhaben. Zudem dz auch ain hoche notturfft sein wollt, vor solcher beratschlagung ain verstannd zu haben, wz anndere potentaten zu solchem ansehenlichen werckh auch für hilff thun wollten. Aber doch mochte solchem puncten weiterß nachgedacht werden, so man nun ain vorwissen hatt, dz die churfurstliche rät solchen articl zuberatschlagen enntschloßen weren.
Zur Bitte um die Erlegung der Hilfe in Großmünzen soll dem Kg. angebotten werden, dz sich in dem ain jeder stannd, /408/ sovil müglich, dermassen erzaigen welle, daran ir Mt. mit gnaden woll zufriden sein werde.
/408 f./ Zur Bitte des Kgs. um baldige Verordnung der Musterherren und Zahlmeister erinnert der Ausschuss an den Beschluss des FR, dafür zwei Ff. oder zumindest Gff. zu bestimmen, die durch ihre Unterzahlmeister bei den Musterungen die Bezahlung vornehmen und weiter instruktionsgemäß verfahren7
, /408’/ und dz auch solchen obern- oder unndern zallmaistern von jedem craiß ain taugliche person zugeordnet werde, die bei der bezalung sein unnd hernach seinem craiß alleß außgebenß notturfftigclich verraittenf solle. Disen beschluß waiß nochmalls der ausschuß nicht zuverbessern. Dieweill aber die churfurstliche rät disen puncten hievor auß der ursach dahin eingestellt, biß sy deß öbristen halben bey der kgl. Mt. ain resolution empfingen8, unnd dann die kgl. Mt. sich in dem alberaitt allergnst. resolviert9, so möchte numer auff solchem articl verharrt unnd dagegen von denn churfurstlichen ir bedennckhen auch vernomen werden.
/408’ f./ Bezüglich der Erlegungstermine, der Legstätten und der fiskalischen Prozesse besteht Einvernehmen. Lediglich zur Bitte des Kgs., den ersten Teil der Hilfe spätestens bis Ostern zu erlegen, bemerkt der Ausschuss, /409/ dieweill diser reichßtag noch an khainem ennd unnd ettwan sich in die lenng ziechen möchte, dz bei ettlichen stennden nit woll müglich sein wurd, vor der zuvor bewilligten zeitt10 dz hilffgellt zuerlegen, dieweill sonnderlich ettliche stennd auff ire undertanen nichts legen khönnen, sy haben dann dessen zuvor ainen abschid, dz sy ire unnderthanen deßhalben belegen mögen. Und darumben, dieweill der erst termin allso khurtz angestellt, so möchte man sich versechen /409’/ und auch darumben bitten, dz die kgl. Mt. sich mit der stennd hievor beschehenem erbietten ersettigen lassen wollte. Unnd möcht ettwa auch demselben angehenngen werden, dz villeicht etlichg auß den stennden sein möchten, die, wo nit ee, doch auffs wenigist auff Ostern ir angebür erlegten; dz allso ir kgl. Mt. in dem wenig gesaumbt sollen werden. Unnd nachdem auch hievor deß fißcalls halben durch gemaine stennd geschlossen worden, dz er, der fißcall, in seinen processen ain gleicheitt hallten und inn dem auff aineß h–saumigen stannds angebür–h verfaren solle11, so solle nit unzeittlich dasselb jetzo erhollt unnd volgenndsi in den abschid außtruckhenlich gebracht werden.
/409’ f./ Einigkeit bezüglich der Umlegung der Steuer auf die Untertanen sowie der Einbeziehung der Reichsritterschaft und der Hansestädte.
Danksagung an den Kg. für sein Erbieten, alles für die Friedenssicherung im Reich zu tun, sowie für die Bereitschaft, das Feldoberstenamt persönlich zu übernehmen, verbunden mit der Bitte,
/410/ dz ir Mt. solchem würckhlich nachsetzen welle, dan one zweiffl ir kgl. Mt. /410’/ aigne gegenwert nit wenig disem werckh wider solchen mechtigen veind hoch fürstendlich sein wierdet. Darbei erwägt aber auch noch ferrer der ausschuß, dz bißhero in ettlichen zugen nit wenig finantz12 in der profiannt, item auch der fürkhauff im veld unnd sonnst ettwa auch zwischen den öbristen unnd denj kriegßleütten, deßgleichen auch mit den neuen bestallungen allerlei unordnung, ubermessigkheit unnd widerwillen eingerissen unnd gebraucht worden, allso dz zu besorgen, wo solches hinfüro nit fürkhommen oder abgestellt, dz hinfuro auch die hilff one frucht abgeen unnd die stennde allso erseigert, auch der kriegßman an der zall abnemen wurde. Damit dann solche fürnembste stuckh und daran im kriegßwesen hoch unnd vill gelegen, abgestellt, so soll die kgl. Mt. durch ge- /411/ maine stennde underthenigist angelangt unnd erbetten werden, dz ir Mt. ir selbs, auch iren königreichen unnd lannden unnd der ganntzen christennheit zu guettem die genedigist fürsehung thun wollte, damit solche mengl unnd beschwerung hinfüran abgestellt werden.
Das Erbieten Ferdinands bezüglich seines und der Erblande Beitrag zur Türkenabwehr ist mit der Bitte anzunehmen, dass der Kg. alle mennschliche unnd mügliche weeg genedigist und vätterlich anwennden welle, damit mit solcher hilff allso wz stattlichs außgerichtet, auff dz gemaine stennde hinfüro in erhaischennder nott weitter zu- /411’/ helffen desto williger werden. Unnd sonnderlich so soll der baiden kunigreich Hungern unnd Behaim abgesanndten pottschafften erbieten irer ansehenlichen hilff halben13 auch angenommen unnd darauff bei der kgl. Mt. anmanung beschehen, dz dieselb auch allso ervolge, damit dise deß Hl. Reichs bewilligte hilff desto erschießlicher unnd fruchtbarlicher der kgl. Mt., iren kunigreichen unnd lannden unnd gemainer christennheit zu guetem möge angewenndet werden.
Und nachdem auch zu den innlenndischen [!14] kriegen vill deß Reichs unnderthanen, darunder auch ansehennliche unnd erfarne kriegßleutt sein, sich gebrauchen lassen, die ettwa wider den turggen vill guetts schaffen khündten, so bedenckht der ausschuß, dz durch die kgl. Mt. unnd gemaine stennd, wie hievor auch woll geschechen, /412/ solch kriegßvolckh abgefordert unnd inen bei der peen der acht, demselben allso zuparieren, gebotten werden soll. Welches dann auch irem erachten nach ann die kgl. Mt. underthenigist zubrinngen.
/412 f./ Zur Erklärung des Kgs. wegen der in Österreich begüterten und deshalb doppelt besteuerten Reichsstände erinnert der Ausschuss an die entsprechenden Beschlüsse auf den RTT zu Nürnberg 1522, Speyer 1526 und 1529, Augsburg 1530, Passau 1537 [!], Regensburg 1541 und besonders Speyer 154415
. /412’/ So hallten sy es auch an ime selber billich sein, dz es bei den vorigen abschiden bleiben sollk. Deßhalben solle deß ausschuß ermessen nach die kgl. Mt. der vorgeloffnen hanndlung unnd verabschiedung, auch wz deßhalben noch weitter durch solche stennde der kgl. Mt. hievor beschwerungß weiß übergeben unnd auch in die maintzisch canntzlei geanntwurtt worden16, zuerinnern unnd dahin underthenigist zu erbitten sein, dz die ain hilff inn den erblannden abgestellt werde.
Schlussformel für den FR-Ausschuss.