Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Der Nürnberger Reichstag von 1543 beschäftigte die Forschung bisher kaum. Es gibt weder eine nennenswerte Anzahl gedruckter Verhandlungsakten noch ist eine Monographie zum Reichstag aus jüngerer Zeit vorhanden. Allerdings bedienten sich bereits die Zeitgenossen im Rahmen der Austragung des Konflikts zwischen dem Haus Habsburg und Herzog Wilhelm von Jülich nicht nur militärischer Mittel, sondern auch der damaligen Printmedien in Form von Druck- und Flugschriften. Der die habsburgischen Ansprüche bekräftigende Vortrag der burgundischen Gesandten vor den Reichsständen vom 31. Januar 1543 (Nr. 202), die am 12. März 1543 übergebene Verteidigungsschrift (Defensio) Herzog Wilhelms von Jülich gegenüber den in Regensburg 1541 vorgebrachten kaiserlichen Ansprüchen und die Widerlegung (Confutatio) der Ausführungen der jülichschen Räte durch die burgundischen Gesandten am 21. März 1543 (Nr. 210) zirkulierten in Nürnberg während des Reichstags sowohl in deutscher als auch in lateinischer Sprache als Druckschriften.
Auch Texteditionen des 19. und 20. Jahrhunderts nahmen das Thema des Konflikts um Geldern und die damit für Herzog Wilhelm und Königin Maria in ihren jeweiligen Herrschaftsgebieten verbundenen Probleme auf. Es handelt sich dabei um die Editionen von Wilhelm Crecelius1, Georg von Below2 und Günter Ernst Bers3. Der burgundisch-klevische Konflikt ist als Thema auch im Briefwechsel der habsburgischen Geschwister und ihrer Räte omnipräsent, wovon manche der von Karl Lanz4 und von Lothar Groß und Robert von Lacroix5 edierten Schreiben zeugen. Das zwischen den habsburgischen Brüdern Karl und Ferdinand zu Spannungen führende Problem der Türkenabwehr in Ungarn und im Mittelmeer ist aus den von Árpád Károlyi6 edierten Schreiben ersichtlich. Die für den Nürnberger Reichstag relevanten Briefeditionen stammen von Erich Brandenburg für Herzog Moritz von Sachsen7, Otto Winckelmann für die Stadt Straßburg8, Adalbert Bezzenberger9 für den preußischen Gesandten Ahasver von Brandt, Christian Gotthold Neudecker10 und Max Lenz11 für Landgraf Philipp von Hessen und für die bayerisch-kursächsisch-hessischen Bündnispläne.
Die den Auftrag des päpstlichen Nuntius Verallo und des päpstlichen Konzilsbeauftragten Otto Truchsess von Waldburg betr. Akten wurden von Stephan Ehses12 und Ludwig Cardauns13 ediert, die kurzen Berichte der englischen Gesandten sind in den State Papers14 zu finden.
Einzelberichte wie jene des Augsburger Gesandten Dr. Claudius Pius Peutinger und des Wetterauer Gesandten Gregor von Nallingen finden sich in den unten angegebenen Editionen15.
Zwei Darstellungen beschäftigen sich explizit mit dem Nürnberger Reichstag von 1543. Für die Schilderung der Verhandlungszusammenhänge und den Verlauf des gesamten Reichstags ist nach wie vor die Abhandlung von Paul Heidrich über die Reichstage der Jahre 1541–1543 heranzuziehen16. Die zweite Darstellung ist ein Aufsatz von Friedrich Edelmayer17, in welchem er die Gründe für das Scheitern der Verhandlungen auf Basis der kursächsischen und hessischen Korrespondenzen analysiert und die Ziele der schmalkaldischen Reichstagspolitik in den Mittelpunkt rückt, die sich mit den altgläubigen und den kaiserlich/königlichen Intentionen trotz mühevoller Verhandlungen nicht vereinbaren ließen.
Der Nürnberger Reichstag wird auch mehr oder weniger ausführlich im Rahmen der Biographien jener Fürsten behandelt, die, vertreten durch ihre Räte, Protagonisten der Reichsversammlung waren, wie Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen18, Herzog Moritz von Sachsen19, Landgraf Philipp von Hessen20, die Herzöge von Bayern bzw. ihr wichtigster Ratgeber Dr. Leonhard von Eck21. Auch in reichsstädtischen Monographien, wie z.B. über Augsburg22, Frankfurt23 oder Memmingen24 und in den Arbeiten von Georg Schmidt über die Reichsstädte25 ist dem Reichstag von Nürnberg ein Abschnitt gewidmet. Allgemeine Abhandlungen über Verfahren und formalen Ablauf der Reichstage unter Karl V. nehmen u.a. auch Bezug zum Reichstag von 154326.
Zu einzelnen Aspekten der Nürnberger Verhandlungen sind Literaturangaben im betreffenden Bandkapitel zu finden. Es handelt sich dabei um folgende Themenkomplexe: die Modalitäten der künftigen Türkenhilfe; Abrechnungen der vergangenen Türkenzüge; Fragen der Rekusation, Reform, Visitation oder Neubesetzung des Reichskammergerichts; Forderungen der Reichsstädte nach Session, Stimme und Vergleich der Anschläge; die Rolle der Reichskreise bei Einhebung und Abrechnung der Türkenhilfe; der Konflikt um Geldern und die Bemühungen um einen Waffenstillstand; der innerschmalkaldische Konflikt zwischen Pommern und Dänemark; Regelung der Verhältnisse im eroberten Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel.