Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Marburg StA, Hanau 81 A, 181½ 2, fol. 216rv (Ausf.); DV: Der Lic. Nallingen schreibt und uberschickt des gehalten reichsabschidt, derglichen der rheinischen stende abschit. Daruf ein grafentag angesetzt. Praes. uf den Dinstag nach pfingsten 43 [Mai 15].

Ich fug euch meinem nechsten schreyben nach zu wissen, das uff vergangen 24. Aprilis der reichstag sich, inmassen ich mermals geschriben, geendet, also das kgl. Mt. den abschiedt, von den stenden, so sich catholici oder gehorsam genent, mit denen ich auch begriffen, verfast, publiciren lassen. Den haben die augspurgischs confessionverwanten stende mitnichten annemen wollen; sie und alle stett dawider protestirt [Nr. 408, Nr. 409], das ich an seiner wircklichait anderst dan zu grosser widerwertigkhait hoch zweyvel. Neben dem haben wir vom reinischen krayß auch ein abscheidt [Nr. 415] gemacht und ain krayßversamlung uff 27. May gen Wormbs verordnet. Will mich beduncken, das not sey, das meine gnedig hern sollicher baider abschiedt furderlich wissen haben, daruber notturftig zu bedenckhen, alßdann vor dem krayßtag zusamenzukhomen und mitainander zu beratten und mein relation anzuhorn.

Deßweg und dweyl meine acta noch nit daniden, alß ichs gen Franckhfurt verordnet, ankhomen sein mochten, hab ich nit underlaßen wollen, euch baide abschiedt [Nr. 404, Nr. 415] zu senden, die mocht ir an meine gnedig hern raichen, gefast uf ain tag – ungever vier[tage] vorm kraiyßtag – zu Franckfurt oder Höest, wie euch gut ansehen wurdt, zusamenzukhomen1. Bin ich willens, ob Got will, umb solliche zeyt auch derendt anzukhommen und mich bei Philips Reyfenstein, in des hauß ich die acta verordnet, zu erfarn und dan mein relation zu thon. So mochten wolgemelt mein gnedig hern dan uber meine nebenbericht dester berattener den nechsten uf den krayßtag ziehen. Das wolt ich euch alles im besten hiemit unverhalten lassen.

Und nachdem man verordnet, das der reychsabschiedt in khain gmain offenbarung kommen und also nit truckt werden soll, wist ir euch demnach mit demselben aufzuhalten. Damit euch zu dinstlichem gefallen bin ich gutwillig. Und seindt alle gesante davon geeilt, auch khains reychßtags endts, wiewoll es nit gut, doch nie fröwer = froher, freudiger] gewest.

Neuer zeyttung weiß ich euch verner nit dan hievor disem zu schreiben. Kgl. Mt. ist uff obgemelten 24. Aprilis frue hinweg nach Prag zu.

Zwei PS.

Anmerkungen

1
Heinrich Steindecker teilte Nallingen am 16. Mai 1543 mit, dass er in Vorbereitung für die Zusammenkunft des Oberrheinischen Kreises für den 24. Mai einen Wetterauer und oberrheinischen Grafentag nach Frankfurt ausgeschrieben habe, um Nallingens Relation vom RT, den Nürnberger RAb (Nr. 404) und den oberrheinischen Kreisabschied (Nr. 415) abzuhören, sich daruff notturftig zu bedenkcen und zu beratschlagen, auch – in betrachtung, [dass] allen iren Gnn. an der sachen gelegen und der reichsabschid uff hindersichbringen angenomen – in eigner person zu erscheinen. [...]. In: Marburg StA, Hanau 81 A 1/2 2, fol. 217rv, hier fol. 217r (Konz.).