Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Wiesbaden HStA, Abt. 150 IVa 1690, unfol. (Kop.).

[Von wegen] Philips und Bernharten, Gff. zu Solms etc., von wegen der Gff. zu Hanaw, Hn. zu etc., Wilhelm Nassaws-Catzenelnbogen, Ludwig Stolberg-Khonigsteins, Johan Wieds-Runckel.

Sie erhielten heute die von Nalllingen an die Befehlshaber in Hanau übersandten Unterlagen und Berichte vom Reichstag in Nürnberg. Dem Schreiben Nallingens vom 30. März 1543 (Nr. 380) entnehmen sie, dass über eine endgültige Antwort der Reichsstände auf die Proposition verhandelt werde. Falls die Verhandlungen bis jetzt zu keinem Ergebnis gekommen sein sollten, erteilen die Wetterauer Grafen Nallingen in Bezug auf das Reichskammergericht und die Türkenhilfe folgende Weisung:

Nemlich und zum ersten das cammergericht betreffen: Wiewoll von den augspurgischen confessionverwanten stenden mit vorwendung etlicher ursachen begert worden, alle itzige beisitzer ab- und dasselbig mit andern personen zu besetzen etc., und aber kgl. Mt. und ksl. commissarien dargegen allerhandt ansehenliche ursachen, warumb sollichs nit zu thun, laut ubergebenen schriften angetzeigt etc., sehe uns vor gut an, das man sich itzundt verglichen hette, das das gemelt cammergericht vermoge hievorigem reichsabschidt nochmals zum allerforderlichsten mit benennunge einer gewissen zeit visitirt und, so an personen oder sunst mangel darin gefunden, darnach reformirt und geendert wurde, damit allen stenden im Hl. Röm. Reich ein gleichmessig, schleunig und austreglich recht gedeien und dadurch fried und einigkeit gepflantzt und erhalten werden mocht.

Am andern begeren turckenhilf belangen: Ist unser bevelch, ins Reichs rat von unser und unser gnedigen herrn wegen ferner vortzubryngen und das wir und unser gnedigen herrn als gehorsamen graven des Hl. Reichs gantzs gutwillig weren, alles das zu thun und zu leisten, so zu guttem nutzs und wolfart des Hl. Röm. Reichs, auch zu rettunge teutscher nation und der christenheit reichen und gelangen moge. Dieweil aber sich uff itzigem reichsdage derwegen bei solcher ein grosse zerspaltung zugetragen, hetten wir und unsere gnedigen herrn bis anher dernhalben ein hoch bedencken gehabt, doch allewege in der trostlichen hoffnunge gestanden, das solicher zwispalt durch milte, gotliche verleihunge durch einen gutten, fridlichen, einheilligen verstant solte geraten sein.

Da bisher keine Einigung zustande kam und die Gefahr eines türkischen Angriffs auf Ungarn und die angrenzenden Länder drohe, weren wir gewilligt, in die angetzogen begerte durckenhilf zu willigen, doch das die vergleicherung [!] der kreißdrugen vorgenomen und auch auf vilfaltige, den beschwerten stenden bescheen vertrostunge die ringerunge in kheinen vergeß gestelt, und das wir und unser gnedigen herrn nit ferner oder weitter, dan unser und irer Gnn. vermogen ist, dergleichent noch bewilligent haben wollen.

Und das auch wir dis bedencken im handel horten: So die protestirenden stende sich in leistunge berurter durckenhilf nit mit einlassen und darwidder seyen, wurden das den nitprotestirenden stenden nit allein beschwerlich gefallen, sonder das auch nit woll etwas statlichs der grossen heischunge der notturft nach mocht ußgericht werden. Und daruff nochmals von unser und unser gnedigen hern wegen undertheniglich zu bitten, das kgl. Mt. und ksl. commissarien und stende nochmals die mittel und wege suchen und dreffen wolten, damit alle stende in ein friedlichen, einheilligen verstandt khommen und dem erbfeint des christlichen glaubens und namens eintrechtiger widerstandt bescheen moge.

Und nachdem wir auß euerm schreiben vernommen, das die protestirenden stende sich des reichsrats vorhin enteussern und nit darin gehen wollen, mit beger, euch zu verstendigen, wes ir euch derwegen halten solt, ist unser bevelch, ir wollet euch in rath mit einlassen1 und unsere meinunge berurter zweier puncten halben wie obvermelt zum besten antzeigen und, obgleich die protestirenden sich hinweg thun wollen, ja dabei bleiben und zu erhaltunge unser und unser gnedigen hern standt der sachen laudt disser schrift und euer zuvor gehabenden instruction bei und neben den nitprotestirenden außwarten und helfen abhandlen, auch die gewelde zu bequemer zeit eingeben.

Schlussformel, Datum.

US: Der abwesenden graven gesandten itzunt zu Meintzs versamlet.

Anmerkungen

1
Im Schreiben der Wetterauer Grafen an Nallingen vom 13. März 1543 lautete die Weisung noch etwas anders, nämlich dass der Gesandte zwar nicht aus Nürnberg abreisen, die Teilnahme an den Ratssitzungen jedoch vermeiden solle: siehe Nr. 374, Anm. 1.