Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2752, fol. 228r–231v (Ausf.).
Empfang des Schreibens der Räte vom 31. März 1543 (Nr. 216) am 6. April. Zum Vorschlag der Sequestration Gelderns und Zutphens erklärt der Herzog den Räten als seinen endgültigen Beschluss, das wir noch wie allzeit der hochster neygung und begernus sein, den fridden durch ehrlige, billige wege und mittel zu erlangen. Aber ir hat [= habt] uß unser voriger berichtung und uß den ursachen, die ir in der gegebner antwort [Nr. 215] angetzogen, gnugsam verstanden, das wir unser ehren und pflicht halber, auch on unsern und der unser unwidderbringlichen nachtheil und verderben in obgemelte sequestration uns nit begeben konnen. Und segen demnach fur gut an, das ir mit erholung der vorigen ursachen, so ir in der gegebener antwort furbracht, und auch unsers gethanen erbietens, in der ergangener handlung der vier churfursten und hessisscher rethe im schluß zu Aich ergangen und furgewandt, nachmals Kff., Ff. und stenden des Reichs angetzeigt hetten, wie wir uns kheinswegs versehen, das ir Ll. und sie die sequestration sulten furgeslagen haben, dieweil es nit allein irer Ll. und irer declaration und versicherung [RTA JR Bd. XII, Nr. 274c] ungemeß, sonder auch, wa wir darin willigten, nit anders kunte verstanden werden, dan das wir es verwirckt und verschuldt hetten, das man uns unser rechtmessiger possession billich entsetzen sult. Und wurd also des gegentheils unchristliche, fridbruchige gewaldt und handlung (die sie doch gegen uns und die unsern widder recht und alle erbariheit [!] geubt) durch unsere eygen bekentnuß gebilligt und von uns widder uns selbst ein falsch gezuychnuß gegeben, so wir der dingen, die sie uns mit unwarheit zumessen willen, und damit sie iren mutwillen zu bedecken understain (wie ir wisset), nit pflichtig. Zudem das von dem gegentheill selbst furgegeben und gestanden wirdt, das sie uns nit unsers furstenthumbs Gellern und graffschaft Zutphen halber, sonder darumb uberzogen haben, das Longuevall und Rossum Brabandt beschedigt etc., wie dan auch solichs under kheinem andern schein khan furgewandt werden, nachdem wir in dem fridstand vermog irer Ll. und irer declaration auch unsers furstenthumbs Gellern und graffschaft Zutphen halber mit begriffen und versichert. Daruf wir uns verlassen, unsere turckenhilf mit unserm grossen schaden und nachteil als ein gehorsamer furst des Reichs geleistet und des geweltlichen uberfals der burgundischen mitnichtem versehen haben. So were ehe unbillich, das obgenante unser furstenthumb und graffschaft nu uß dem fridstand, declaration und versicherung genomen, in dise handlung getzogen und wir nach beschehener turckenhilf, auch erlittenem schaden und uberfall unserer rechtmessiger, treuliger possession on erkentenuß des rechten entsatzt sulten werden.
Es konten auch kheine rechtmessige ursachen furgestalt werden, darumb die sequestration billich sult furgenommen werden, dieweil wir die possession nit uß handen ksl. Mt. oder der burgundisschen, auch sunst nit mit gewaldt, bedroch [= Betrug] oder durch eynige andere ungeburliche mittel erlangt, sonder daruf sowoll als in der heuptsachen geburlich recht und erkentenuß erlyden mogen. Aber wir hetten uns villmehr versehen, das daruf gehandelt sulte sein worden, das wir desjhenigen, so uns mit gewaldt und on erkentenuß eynigs rechten abgenommen und des wir in rechtmessiger, rouwiger possession gehadt, wederumb restituirt sein worden. Und das wir uns demnach uß dem geburlichen rechten, des Hl. Reichs ordnung, abscheiden, fridstenden, uß irer Ll. und irer declaration und versicherung und der obligation, darinnen sich ksl. Mt. in irer kgl. whall zu Franckfurt [1519] gegen Kff., Ff. und stende des Reichs verpflichtet, kheinswegs begeben konnen, wie wir auch solichs zu thun nit schuldig.
Soviell aber belangt den geweltlichen uberfall, den die burgundisschen widder uns und die unsere fridbruchiger, thetlicher weiß furgenommen, und dasjhenig, das sie zu bedeckung desselbigen uns zuemessen willen, mogen wir es lyden, das zu geburlichem des Hl. Reichs rechten oder zu irer Ll. und irer entlicher erkendtnuß gestalt werd, welche zu beiden theilen den lantfridden und fridstende verbrochen und wes einer dem andern zu thun, oder wie er den schaden zu verrichten schuldig sei. Sunst konnen wir uns nit woll uf andere wege und mittel ferner bedencken, dan wir uch [= euch] samentlich und etlichen in sonderheit mitgegeben. Doch wan ir ichtwes anders erfaren oder bei uch selbst bedencken kunten, das zu einem ehrlichen, bestendigen fridden oder fridstand dienlich, uns und den unsern unverweißlich und treglich und bei dem gegentheil zu erhalten, hettet ir uns furderlich anzutzeigen oder uf wolfgefallen zu handlen und uch dermassen darinnen zu befleissigen, wie wir des ein sonderlich vertrauen zu uch haben.
Und wa die sach (wie wir zu Gott verhoffen) zum verdrage sich schicken und ir gefragt wurden, wie wir uns gegen disen oder jhenigen zu halten gemeint, daruff hettet ir zu antworten, wie wir uch den bevelh gegeben: Wa wir bei fridd und recht gehalden und verthedingt wurden, das wir uns herwidderumb, als einem gehorsamen fursten des Reichs zu thun geburt, ertzeigen wulten. Und wa ehe hart uff dise oder jhenige specification wult gedrungen werden, mochtet ir antzeigen, das wir in dem falh thun wurden, was Kff., Ff. und stende des Reichs erkendten, das wir zu thun schuldig weren. Dan ir hat woll zu bedencken, das daruf mocht von dem gegentheil gegangen werden, das sie uß solicher uwer [= eurer] antwort ichtwes nemen wurden, das uns an einem oder dem andern ende zu unglimpf oder nachteil reichen mocht oder geduyt willen werden.
Soviell auch die personen etlicher chur- und fursten belangt, die in allen gebrechen und forderungen, so die burgundischen widder uns und wir gegen sie haben mogen, gutlichen zu handlen hetten, mogen wir erlyden, das zu beiden theilen die 6 churfursten, sonder imantz ußzusonderen, mitsampt dryen geistlichen und 3en weltlichen fursten darzu gebruycht wurden. Und so es bei dem gegentheil gleichsfals angenommen wurd, das dan uß nachbeschreven [= im Folgenden beschriebenen] geistlichen und weltlichen fursten derer drei verordent wurden, nemlich die Bff. Munster, Wurtzburg, Auspurg und Bamberg, Hg. Wilhelm von Beyern, Hg. Ernst von Braunßweich und Lunenburg, der Lgf. zu Hessen und Hg. Heinrich von Meckelenburg. Doch hettet ir in dissem allem unser freund und gonner und in sonderheit unsers lieben oheimen und swagers, des Kf. zu Sachssen, rethe raith und gutbeduncken zu vernemen und nach befinden die notturft und das best furzuwenden.
PS: Ein Schreiben Hg. Wilhelms an die Reichsstände (Nr. 227) und eine Bestallungsurkunde mit ksl. Siegel für den Hg. von Aarschot liegt in Kopie bei, da darüber mit den Reichsständen zu beraten ist.