Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 864 Ks. Maximilian an Johann Storch (ksl. Sekretär)

Auftrag, auf der kommenden Luzerner Tagsatzung ein Bündnis der Eidgenossen mit dem Kg. von Frankreich zu verhindern.

Augsburg (!)1, 26. März 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/19 I. Teil, fol. 137a-138a, Konz.

Entnimmt Storchs (nicht vorliegendem) Schreiben aus Zürich vom 21. März sowie dem übersandten Abschied der jüngsten Tagsatzung in Luzern,2 daß die Eidgenossen für den 15. April (donerstag nach dem hl. ostertag schierst) eine weitere Zusammenkunft anberaumt haben, villeicht des willens, alsdann mit den Franzosen zu besliessen. Darauf fuegen wir dir zu vernemen, das solher frid und vertrag, wo der mit den Franzosen, wie obsteet, gemacht werden solt, wider uns, das hl. Reich, auch unser eniklein und unser und ir erbliche Ftt. und land sein wurde. Deshalben wir dann solhs in kainen weg also zugeben mugen. Und dieweil aber an disem angesetzten tag der beslus der sachen und alle handlung ligen wirdet, wir auch besorgen, das mit den Franzosen, wo solchs nit furkumen, beslossen und uns auf dem tag quasimodogeniti [18.4.12] ain entlich abslegig antwurt werden mocht, deshalb wir in treffenlichem rate beslossen haben, unser potschaft auf obemelten tag zu schicken und wider solch furnemen handlen zu lassen. Weist ihn deshalb an, sich zum 15. April nach Luzern zu begeben und gemeinsam mit den ebenfalls dorthin beschiedenen Gesandten Christoph Schenk von Limpurg, Ulrich von Habsberg und Hans von Landau gemäß ihrer Instruktion alles daranzusetzen, das mit den Franzosen nichts beslossen werde, angesehen, das solchs wider unsern Hl. Vater, den Babst, die stat zu Rom, uns, das hl. Reich, unser enikle, unser und ir erbland, auch gemeine teutsche nation were. Vor seiner Abreise aus Zürich soll Storch vom dortigen Großen und Kleinen Rat verlangen, das sy iren gesanten auf angezeigten tag kainen bevelh oder gewalt geben, mit den Franzosen zu handln oder zu besliessen, desgleichen, das sy auch fur sich selbs mit den geschickten von den andern orten, so zu Lucern sein werden, solchs auch mit ernst handln. Soll den beigefügten (nicht vorliegenden) Brief unverzüglich Ulrich von Habsberg zuschicken, damit dieser ebenfalls an der anberaumten Tagsatzung teilnimmt.

Nr. 865 Fh. Ulrich von Hohensax an Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall) und Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler)

[1.] Seine Empfehlung an Venedig namens der Eidgenossen, sich mit Ks. Maximilian zu verständigen; [2.] Eroberungspläne des frz. Kg. in Italien mit Hilfe eidgenössischer Söldner; [3.] Empfehlung, die Chance des Ks. auf ein Zusammengehen mit den Eidgenossen nicht zu versäumen.

Zürich, 28. März 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 März, fol. 57-58, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: Zu iren selbs handen).

Unterläßt es, über die Verhandlungen auf der Züricher Tagsatzung zu berichten, da dies bereits Johann Storch in einem eigenen Schreiben (Nr. 866) tut.1

[1.] Aber daneben ist mir von allen sandboten gemaynlich ain beschwerlich last aufgelegt und begert, das ich ksl. Mt. disen handel mit allen umbstenden und was mich deshalb nottorftig, nutz und gut bedünk anzaig und ir Mt. ermanen soll, zu betrachten, was ir Mt., dem hl. Rich, auch iren erblichen und andern landen und leuten daran gelegen sey, das ich auch den Venedigern widerumb ernstlichen schreyben und anzaigen soll, sich mit ksl. Mt. in zimlichen vertrag und bericht zu begeben und, wo das durch die, so bisher darunder getaydingt haben, noch nit beschehen wer oder sin mocht, alsdann auf ir vorigs erbitn, inen, den Aydgnossen, und mir darin zu handeln zu vergonnen, mit dem anhank, wo sy solchs abschlahen oder verachten wurden, das sy dann ksl. Mt. uf ire begern wider sy hilf und bystant tun wolten etc. Wiewol nu ich mich in solichen schweren hendeln an vernüft und geschicklichkeit selbs untuglich und cleynfugig erkenn, han ich mich doch auf ir ernstlich anhalten und begern des nit entziehen mogen und demnach den Venedigern vorgemelt maynung geschriben [Schreiben liegt nicht vor]. Das ich aber ksl. Mt. oder euch die merkliche beswerigkeit und grosse dises handels, auch was nützs oder unrats irer Mt., dem hl. Rich, landen und leuten kunftiger zeyt daraus erwachsen mag, so gar gruntlich und aigentlich, als die nottorft wol erfordert, anzaigen konne, ist uber meyn vernüft. Bevilh solichs irer ksl. Mt. und euer betrachtung, die das irer gelegenhait und den itzigen zitleufen nach, so mir unwissende sein, hoher und bas dann ich wissen zu erwegen.

[2.] Aber aus allen des Franzosen furnemen und handelungen kan ich nit anders vermerken, dann das er entlich des gemuts und willens ist, auch alle sein tun und lassen darauf schickt, ganz Ytalia unter sein gewaltsam zu bringen. Darnach wurd es uber die nehesten anstosser als ksl. Mt. erbland und andere Ff. und Hftt. geen, also das er zuletzt gewaltiger herrscher im hl. Reich sein und es dahin bringen wurd, das Ff., Gff. und Hh. und wir alle ime botmessig werden und zu hof reyten müssen. Ich trag auch merklich fursorg, wo er itzo in der eyl etliche tausent knecht aus den Aydgnossen erlangen mag, das er die sachen an der gefordert soma 200 000 kronen, so die Aydgnossen fur ir ansproch von ime haben wollen, nit erwynden, sunder dieselben geben werde, dann er durch die knecht ein soliche und vast mehre soma vilfaltiglich widerumb erlange, auch den Babst und Venedig mit den knechten ubereylen und seynen willen und grossen nütz schaffen mag. Dweil er nu noch teglichs sein pratiken bey etlichen orten, stetten und personen in der Aydgnoschaft fur und fur ubet und sich kayn gelt beräun lest, besorg ich, wo von wegen ksl. Mt. eylends nit dagegen getracht und gehandelt, das er seynen fortel und willen erlangen werde.

[3.] Darumb ist mein getreuer rat, auch ernstlich und vleissig und hochste bitt, das ir soliche merkliche obligende beschwerung, darin kaynen augenblick gefeyert sein wil, bey und under euch selbs, auch dem regiment zu Ynsbruck und, wo euch not bedunkt, mit guter, wolbedechtlicher dapferkait furderlich beratschlahet, ermesset und erweget, was boßs oder guts daraus erwachsen mag und den glücksfall, so ksl. Mt. itzo fursicht, nit verachtet, sonder euerm rat, gutbedunken und wes ir euch entschlissent durch schrift oder botschaft, wie euch das fur das best ansiht, vor dem angesatzten tag, nemlich sontag quasimodogeniti [18.4.12], her gen Zurich schaffent, damit deshalb nichts verseumbt werde. Dann ich bin ganz ungezweifelt, wo ksl. Mt. die sachen diser zyt recht an die hand nymbt, das er dardurch groß gemacht, auch sein ksl. ere und wierde gemehrt und erweytert, darin seiner Mt. grosser nutz daraus entsteen und das hl. Rich, auch land und leut in friden und ruhe gesetzt, ir Mt. auch die Aydgnossen darin noch willen und gefallen haben und fynden werde. Dazu ich meyn leib und gut auch sezen wil, unangesehen manigfaltigs ansuchen und bitten, von wegen des Franzosen bey mir geübt, von dem ich groß gelt und gut haben mogen, wo ich mich zu ime hett begeben wollen, das doch ferr von mir sey und, ob Got wil, nymmer beschehen soll. Darumb wollent grosse der sachen, die kaynen verzug erleyden wil, zu herzen fassen und darin, wie obsteht, sunderlichn handeln. Wes ich dann darzu gehelfen, raten oder gedienen kann, sollent ir mich alle zyt leibs und guts ungespart und unverdrißlich fynden. Datum in eyl sontags judica Ao. etc. 12.

Nr. 866 Johann Storch an Paul von Liechtenstein und Zyprian von Serntein

[1.] Storchs und Hans’ von Landau erfolgreiches Wirken gegen einen weiterreichenden neuen Vertrag zwischen Frankreich und den Eidgenossen, Abreise der frz. Gesandten; [2.] Empfehlung, ein für Ks. und Reich sehr nachteiliges Zusammengehen der Eidgenossen mit Frankreich zu verhindern; [3.] Stand der Siegelung der Einung des Ks. mit den Eidgenossen; [4.] Vorteil einer vorzeitigen Zahlung der mit den Eidgenossen vereinbarten Summe durch den Ks.

Zürich, 29. März 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 März, fol. 71-72, Orig. Pap.

[1.] Hat am 26. März ihre beiden an Hans von Landau und ihn selbst gerichteten (nicht vorliegenden) Briefe erhalten und deren Inhalt, soweit ihm notwendig und gut erschien, auch Fh. Ulrich von Hohensax mitgeteilt, auch daneben ad partem mit etlichen gehaymen und vertrauten personen unser party, darfur der von Landau und ich sy bisher gehalten, davon vertreulich und in grosser gehaym geret und gehandelt und so viel practicirt, das dismals mit den Franzosen kayn entlicher beschluß oder bericht gemacht, sonder in antwort begegnet, wie aus beyligendem artikel, der aus dem abschied dieses gehaltn tags geschriben [liegt nicht vor], zu vernemen ist. Ich bin auch glaublich bericht, das die franzosisch botschaft itzo abermals, wie zu vorgehalten tagen, den Aydgenossen fur alle ire anspruch 50 000 franken zu geben, sich angeboten, doch das die veraynung, wie ir H. die vormals mit ine gehabt, erneuert und wider aufgericht, auch etliche capitel, Meylant und anders antreffend, gebessert und erleutert und ire knecht, so die in seynem sold sein wurden, on seynen willen nit abgefordert werden solten, wiewol ir Kg. vermaynt, das sy ir erbiten der angezaigten summa ubersetzt und er des etwas beschwerung hett. Obwohl es unter den eidgenössischen Abgesandten heftige, kontroverse und eigennützige Diskussionen gab, einigten sie sich schließlich doch und gaben den frz. Räten am 28. März (gestern sontag) besagte Antwort. Die sich des und auch sunderlich des gelayts, das sy zum nehsten tag begert und nit haben erlangen mogen, merklich entsetzt und heut fruw nit mit grosser pomp und jubilirung mit allem irem volk und droß von hynnen geschieden sein, aber doch der teutschen Franzosen, irer party in den Aydgenossen, vil hinder ine gelassen han, die nichtdestmynder von iren wegen practicirn.

Darumb ist mein getreuer, eynfaltiger rat, auch undertaynig, vleissig bitt, das ir dise grosse, schwere leuft, hendel und pratiken, dergleichen meyner achtung in vil jaren nye vor augen gewest, daraus nit alleyn ksl. Mt., so sich ire Mt. mit statlicher, ernstlicher dapferkait dareinschickt, sonder auch irer Mt. enikeln, landen und leuten merklich ere, lob, wolfart, nutz und ruhe, auch dagegen, wo solichs veracht, verseumbt oder verwarloset, unuberwyntlich schad, nachteil und verderben erwachsen wurde, zu herzen fassen, mit hochstem, ernsten vleis bedrachten und bewegen, auch rat, hilf, furderung und anschickung geben wollent, darmit der Franzosen furnemen, bericht und vertrag mit den Aydgenossen kaynen furgang erfolg, dann wo solichs, das der Almechtig verhüten woll, bescheen und er die Aydgenossen zu seinem willen und in sein hilf erlangen solt, were zu besorgen, das er nit alleyn ganz Ytalien, sonder andere Ftt., Hftt. und großmechtige comunen under sein gewaltsam bringen, auch furter seins gefallens die nehesten anstosser mit so ubermessigem, teglichem bedrug und uberlast notigen, das sy sich in sein dinstparkeit ergeben müßen. Bittet um ihre Weisungen, was er und der Fh. von Hohensax in dieser Angelegenheit weiter tun sollen.

[3.] Da die Exemplare der Einung (mit Ks. Maximilian)1 von den Eidgenossen mit Ausnahme Basels, Freiburgs, Solothurns und Schaffhausens vor der jüngsten Tagsatzung gesiegelt wurden, plante er (Storch), zu diesen vier Orten zu reiten, unterließ dies aber wegen der bevorstehenden Tagsatzung und aufgrund der frz. Praktiken. Statt dessen erhielt er von den Abgesandten der vier Orte auf der Züricher Tagsatzung Unterstützungsschreiben zugunsten einer raschen Mitsiegelung der Einung (durch die übrigen eidgenössischen Orte). Ist zuversichtlich, daß diese erfolgt.

[4.] Hat von etlichen Mitgliedern der ksl. Partei erfahren, daß, wenn die im Einungsvertrag für den 3. Mai 1512 (des hl. creutzs tag inventionis schierst) vorgesehene Zahlung von 27 000 fl. durch den Ks. schon auf der nächsten Tagsatzung (am 15. April) erfolgen würde, dies bei allen eidgenössischen Orten aynen grossen willen, glauben, vertrauen und ansehen geberen und ksl. Mt. in andere wege zu vil gutem erspriessen mocht. Empfiehlt, sich dafür einzusetzen und die wenigen Tage bis zum Zahlungstermin zu vernachlässigen.

Nr. 867 Instruktion Ks. Maximilians für seine Räte Christoph Schenk von Limpurg, Fh. Hans Jakob von Mörsberg, Hans von Landau und Johann Storch zu einer Werbung bei den Eidgenossen

[1.] Ergebnis der Verhandlungen der Eidgenossen mit der Gesandtschaft des Kg. von Frankreich, Anberaumung einer weiteren Tagsatzung; [2.] Aufträge der Eidgenossen an Fh. Ulrich von Hohensax bzgl. einer Verständigung des Ks. mit Venedig; [3.] Stellungnahme des Ks. zu diesen Vorschlägen; [4.] Anerkennung für die Friedensinitiative der Eidgenossen; [5.] Sorge um die Konflikte unter den christlichen Mächten, besonders zwischen dem Papst und dem Kg. von Frankreich; [6.] Vermittlung in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen als Hauptziel des gegenwärtigen Reichstags [7.] Einbeziehung der Eidgenossen in die Vermittlungsbemühungen durch ihre militärische Indienstnahme, Bewilligung ihres Soldes durch die Reichsstände; [8.] Aufforderung zur Entsendung von Gesandten zum Reichstag; [9.] Bereitschaft, sich für die Erfüllung der eidgenössischen Forderungen an den Papst und Frankreich einzusetzen; [10.] Hintertreibung eines Friedensschlusses durch Venedig; [11.] Voraussetzung für die Akzeptanz der Eidgenossen als Vermittler eines Friedens mit Venedig; [12.] Ersuchen um Abstellung der Besteuerung der Konstanzer Dompropstei und des Hst. durch den Landvogt und die Gerichtsleute im Thurgau.

Trier, 13. April 1512

Kop. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.): A) Basel, StA, Politisches M 1, Italienische Kriege (1510-1512), Nr. 149; B) Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 20) 1512 Apr., fol. 39a-46a; C) Zürich, StA, A 176.1, fol. 194; Bern, StA, Allgemeine eidgenössische Abschiede, Bd. M, pag. 219-227.

Druck: Segesser, Abschiede, S. 612-615; Anshelm, Berner Chronik, S. 291-296.

Instruction uf die edeln, unser lb. getrüwen Christoffeln, H. zu Limpurg, des hl. Richs erbschenken, unsern vogt zu Nellenburg, Hans Jacoben Fh. zu Mörspurg und Beffort, unsern vogta zu Hagenow, Hansen von Landow, unsern schatzmeister im Rich,1 und Johann Storchen, unsern secretari, unser räte samentlich und sonderlich, was sy den sandboten gemeiner Eydgnosschaft, so uf sonntag quasimodogeniti nechstkünftig [18.4.12] zu Zürich bieinandern versamelt sin werden, von unsertwegen fürhalten, mit inen handeln und an sy werben söllen, wie harnach volgt.

[1.] Anfenklich söllen sy inen unsern credenzbrief [liegt nicht vor] überantwurten, daruf unser gnad und alles guts sagen und darnach erzelen, wie uns jetzundb angelangt hab die handlung, so gemein Eydgnossen jüngst zu Zürich irer vordrung und ansprach halben gegen unserm lb. bruder, dem Kg. zu Frankrich, gehalten, und das sy nemlich sölichen abscheid gemacht: Nachdem desselben unsers bruders botschaft nit genugsam gwalt und bevelch gehept, gemeinen Eydgnossen sölicher irer fordrung und ansprach benügen ze tun, und deshalben gemeiner Eydgnossen begern an unsern bruder von Frankrich zu pringen angenommen, so haben daruf gemein Eydgnossen inen selbs einen andern und nemlich den obbestimpten tag quasimodogeniti, in disen und andern iren notturften wyter zu handeln, angesetzt, den ouch den Franzosen angezöigt, der meynung, ob inen mittler zit sölichs tags von irem H. wyter bevelich kämen, die sy möchten achten, zu furdrung eines friden dienstlich sin, so mögen sy dasselb und was inen angelegen sin wurd, an gemein Eydgnossen suchen.

[2.] Diewyl uns nun von sölichem jüngstgehaltnen tag durch den edeln unsern lb. getrüwen Ulrichen, Fh. zu Sachs, zu erkennen gegeben und angezöigt sind zweyerley meynung, namlich für eins, was gestalten im gemein Eydgnossen fürgehalten und ufgelegt habent, uns disen handel mit allen umbstenden anzuzöigen und uns zu vermanen, das wir betrachten wöllen, was uns, dem hl. Rich, ouch unsern erblichen und andern landen und lüten daran gelegen sye, wie dann bemelter von Sachs mit flis und ernst geton hat.

Item für das ander, das derselb von Sachs den Venedyern widerumb ernstlich schriben und anzöigen söll, sich mit uns in zimblichen vertrag und bericht zu begeben, und wo das durch die, so bishar darunder getädingt haben, noch nit beschechen were oder sin möcht, das sy alsdann gemeinen Eydgnossen und demselben von Sachs uf ir vorig erpieten, darin zu handeln, vergünnen söllen, mit sölichem anhang, wo sy sölichs abschlachen oder verachten wurden, das sy uns dann uf unser begeren wider dieselben Venedyer hilf und bistand tun wölten.

[3.] Sölich ansuchen der von Sachs, als wir vernemen, gemeiner Eydgnossen begern nach ouch an die Venedyer gefertiget haben söll. Demselben abscheyd, ouch den zweyen meynungen nach, durch den von Sachs, wie vorstat, an uns gelangt, haben wir nit lassen wellen, gemein Eydgnossen uf disem tag gnedigklich heimzusuchen, inen gestalt und gelegenheyt aller löif, ouch daby unser gemüt zu verstan ze geben und sy zu bewerben uf nachvolgend weg:

[4.] Von erst verstand wir gemeiner Eydgnossen anzöigen, rat und gutbedunken durch den von Sachs, desglichen ouch ir übung gegen den Venedyern zu fürdrung eins fridens in allen gnaden als getrüwer, guter meynung von inen beschechen. Wir haben uns bishar sölichs guten, getrüwen willens zu inen gnedigklich versechen, desglichen wir uns noch und hinfür mer zu inen getrösten, der erpietung, sölichen iren getrüwen, guten willen in gnaden gegen inen zu bedenken.

[5.] Zum andern zwifelt uns nit, gemein Eydgnossen mügen wüssen und verston die empörung und widerwertigkeyten, so sich diser zyt erzöigen, nachend von allen höuptern der cristenheyt und sonderlich zwüschent der Bäbstlichen Hlkt. uf einer und unsers bruders, des Kg. zu Frankrich, uf der andern syten, zusampt unser, wiewol nit als einer party, sonder als röm. Ks., dem solich irrung und widerwertigkeyt als zwüschent unsern nebenthöptern, die uns, gemeiner cristenheyt behaltung und merung zu betrachten und furzunemen, verhelfen sölten, leid und ungemeint ist. Us welichen empörung und widerwertikeyten zwüschent bemelten zweyen sampt allenc höuptern nit allein groß cristanlichs plutvergiessen, sonder ouch ander mer irrung und beschwärung der cristenheyt zu besorgen sind und inrisen möchten.

[6.] Das wir ein zit har villicht mer dann ander wargenommen, ouch als cristanlicher röm. Ks. herzlich betracht, uns in etlich weg nach unserm vermögen, sölich empörung und widerwertigkeyten abzustellen, geübt und beflissen und das merenteyls darumb disen gegenwurtigen richstag besampnot haben, der meynung und willens, uns mit rat und hilf unser und des hl. Richs Kff., Ff. und stend durch wort und werch umb sölich empörung und widerwertigkeyten, sonderlich zwüschen Babst und Frankrich, anzunemen, derselben, wie uns wol gepürt, mittler zu sind, dardurch der hl. kirchen und ganzer cristenheyt wyter irrung, beschwärung und gevärlicheyten abzustellen, zu ruw und guter ordnung ze fürdern und die partyen gütlich zu befriden.

[7.] Darzu wir aber gemeiner Eydgnosschaft als eins tapfern und träffenlichen glids des hl. Richs, der cristenheyt und tütscher nation merklich bedörfen.

Diewyl wir dann gemein Eydgnossen etwan in handlungen, so wir mit inen gehept, eins redlichen, trüwen gemüts, ouch sölicher antwurt und erpietens gegen uns gemerkt haben, das sy uns als dem weltlichen schwert der cristenheyt in sachen, so dem hl. Rich, tütscher nation und der cristenheyt anligen und zu wolfart reichen möchten, nach allem irem vermögen hilf, gehorsam und dienst zu bewysen geneigt und willig weren, weliche gemeyner cristenheit, ouch unser und des hl. Richs und tütscher nation notturft und obligen glich jetzund obberürter gestalt erschinen, so sind wir gn. meynung, gemein Eydgnosschaft uf disen summer in unser und der Kff., Ff. und stend des Richs dienst und sold zu notturft gemeiner cristenheyt zu gepruchen und namlich uns damit zu sterken. Dardurch wir beyde höupter vermögen, uns gütlicher handlung und hinlegung irer empörung und irrung zu gestatten und zu verfolgen. Wir wellen uns ouch daruf beflissen, gemeinen Eydgnossen umb sölich ir dienst von den Kff., Ff. und stenden des Richs uf disem tag ir besöldung und bezalung zu erlangen und richtig zu machen.

[8.] Demnach söllen unser obgenant räte von unsertwegen an die sandpoten gemeiner Eydgnosschaft ernstlich werben und begern, das sy ein zimbliche zyt ir ufsechen und wart uf unser und der Kff., Ff. und stend des Richs dienst und sold haben und uns helfen und dienen wöllen, damit wir zu sölicher täding und handlung zu hinlegung berürter empörung und widerwertikeyten und zu fürkomen mer christenlichs blutvergiessen, ouch zu verhütung wyter irrung und beschwärung der cristenheyt komen mögen. Das ouch daruf gemein Eydgnossen von stund an vier oder fünf ir sandpoten mit gewaltsamy aller örter zu uns und Kff., Ff. und stenden des Richs uf disen richstag schicken und uns ir meynung und gemüt und, wie stark inen, uns und dem Rich also zu dienen, gemeint und gelegen sye, zu erkennen geben. So wellen wir mittler zit ouch alsdann neben iren gesandten irer besoldung und bezalung halben mit den Kff., Ff. und stenden des Richs handeln und allen flis ankeren.

[9.] Verrer als wir vernemen, das gemein Eydgnossen zu beyden partyen umb merklich summa geltz vordrung und ansprach haben, daruf söllen inen unser rät zu erkennen geben, das uns wol gemeint ist, inen nit allein zu bezalung sölicher schulden von beyden partyen, sonder ouch in ander weg, wo wir mögen, zu nutz und früchten hilf und fürderung zu tun. So wir ouch, die irrung und spenn zwüschent denselben partyen, Bapst und Frankrich, durch gemeiner Eydgnossen dienst, sampt andrer hilf, so wir haben, an uns zu ziechen, die zu stillen und gütlich darin zu handeln, gefast und mechtig sind, mögen wir dann gemeinen Eydgnossen ir schulden und vordrung by beiden partyen mit fug und stattlich wol erlangen, als wir ouch gern tun wellen. Und ist demnach unser beger, das sy den gedachten iren sandboten deshalben ouch bevelch tun. Mit denen wir gnedenklich daran handeln und inen weg und mittel anzöigen wellen, wie sy sölicher irer schulden und fordrung gnugsamlich zu friden gestellt werden söllen.

[10.] Und diewyl wir aber, als vorstat, us des von Sachs schriben gemeiner Eydgnossen getrüwen, guten willen zu einem friden zwüschent unser und unser vind, der Venedyer, merken, so erfordert unser notturft, inen denocht zu erkennen ze geben und begern an sy, zu vernemen, das lange zit her durch die Bäpstlich Hlkt. und den Kg. von Aragon von einem friden zwüschent unser gehandelt ist. Wir haben ouch zu beyden teylen compromittiert und unsern gwalt gen Rom übergeben und sonderlich wir uf unser sit uns vil und mer, als sich gepürt, zu dem friden geneigt und begeben und an uns nit erwinden lassen. Und ist die handlung so wyt kommen, das der Bapst und Kg. von Aragon einen friden artikelwis begriffen und verfast. Die Venedyer haben aber irer gewonheyt nach böß, listig und gefärlich solich handlung und beschluß des fridens stäts ufgezogen us ursach, das sy in pratik und übung gewesen sind, Preß [= Brescia] zu erobern, als sy ouch geton. Und sobald sy dasselb erlangt, habent sy ir procury und gewalt des fridens ganz an sich gezogen und den friden abgeschlagen, in meynung, als ob sy keins fridens mer gegen uns bedörften, ouch daruf spöttlich triumphspil, die nit allein uns, sonder von unsertwegen billich allen Tütschen zu schmach reichen, in Venedy uber uns zu halten gestatt und sich in irem sig dermassen erhept, das villicht Gott missfallens darab getragen und sy mit dem jüngsten ungefell und unsig zu Preß gestraft hat.

[11.] Wann sy nun gemein Eydgnossen uf die unser begern zu obberürten unsern loblichen, göttlichen fürnemen bewilligen, namlich das wir der partyen schwär empörung und widerwertigkeyten abstellen und sy zu gütlicher täding bringen, damit ouch gemeinen Eydgenossen ir schulden und fordrung mit frid und ruw zuwegen pringen mögen, dardurch wir alsdann die handlung des fridens zwüschent unser und der Venedyer, so bishar by dem Bapst und Kg. von Aragon gestanden ist, mit glimpf und fug widerumb an uns ziechen, so mögen wir alsdann gemeinen Eydgnossen irem getrüwen, guten willen und erpieten nach als unsern, ouch des hl. Richs und tütscher nation verwandten, die uns ouch in unserm fürnemen bistand, in berürtem friden zu handeln, gnediglich und wol getrüwen uf die handlung und meynung, wie die Bäpstlich Hlkt. und Kg. von Aragon, als obstat, vormals verfast und begriffen haben.

Und als sich hieruf gemein Eydgnossen merken lassen, bewisen und halten als ein getrüw, tapfer glid der cristenheyt, des hl. Richs und tütscher nation, denen ouch obgedacht irrung, plutvergießen und beschwärung der cristenheyt leid were, und die, so sölich irrung mitsampt uns zu friden ze pringen, ouch darin uns und tütscher nation als irem vaterland für ander frömd nation eer und behaltung zu fürdern und zu schaffen geneigt sind, als uns sonderlich irem erpieten und bewilligen nach, so wir hievor von inen verstanden haben, nit zwifelt, daran tund sy zusampt der cristenheyt, ouch des Richs und tütscher nation gemeinen nutz unser gut gefallen, das wir in allen gnaden und gutem gegen inen bedenken und erkennen wellen.

[12.] Zuletst söllen unser rät gemeinen sandpoten fürhalten, wie wir durch den erwürdigen Matheum, Bf. zu Bruggd und tumpropsten zu Costenz und Ougspurg, unsern F., rat und lb. andechtigen, bericht sind, was gestalt sich die landsässen im Thurgöw, der berürten tumpropsty und anderer der stift zu Costenz güter, zins, zechenden und gülten im Thurgöw mit etlichen ungewonlichen reisstüren zu beschwären, understandint uber und wider des stiftz fryheyt und alt harkomen, ouch über das, durch gemeiner Eydgnossen rät vormals uf einem tag zu Zürich rechtlich erkennt sig, das der stift zechenden, rent, zins, gült und güter als gotzgaben wie von alter her gehalten und durch den landfogt und die gerichtzlüt im Thurgöw obberürter massen nit beschwärt werden söllen. Demnoch söllen unser rät an die sandpoten gemeiner Eydtgnosschaft von unsertwegen ernstlich begeren, das sy nochmals bestellen und verfügen wellen, der tumbpropsty und andrer der stift güter lut irer fryheyten, alt harkommen und gemeiner Eydgnossen rät rechtlichen erkantnus unbeschwärt zu lassen. Daran tüyen sy uns ouch zusampt der billicheyt sonder gut gefallen. eGeben zu Trier am 13. tag des monats Aprilis Ao. etc. im 12.–e

Nr. 868 Ks. Maximilian an Fh. Ulrich von Hohensax

Trier, 14. April 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana 44/20 I. Teil, fol. 71a-72a, Konz.

Hat aus Hohensax’ Schreiben an Paul von Liechtenstein und Zyprian von Serntein (Nr. 865) dessen treue Bemühungen um die ksl. Angelegenheiten ersehen. Spricht ihm dafür nochmals seinen Dank aus.1 Was Hohensax’ Empfehlungen in Sachen Verhandlungen Frankreichs mit den Eidgenossen und Friedensschluß mit den Eidgenossen anbelangt, so hat er die ksl. Räte Christoph Schenk von Limpurg, Fh. Hans Jakob von Mörsberg, Hans von Landau und Johann Storch zum 18. April (suntag quasimodogeniti) nach Zürich beordert und ihnen eine Instruktion für ihre dortigen Verhandlungen (Nr. 867) mitgegeben. Sie werden Hohensax seine (des Ks.) Meinung, vor allem hinsichtlich des Friedensschlusses, mitteilen. Weist ihn an, die Abgesandten mit seinem Rat zu unterstützen und dabei zu bedenken, wieviel ihm (dem Ks.) und den Eidgenossen an der Sache liegt.

Nr. 869 Abschied der eidgenössischen Tagsatzung in Zürich

[1.] Entsendung von Truppen nach Italien zum Schutz der Kirche gegen den Kg. von Frankreich; [2.] Forderung nach Rückruf der den Kg. von Frankreich unterstützenden ksl. Truppen und Gewährung des Durchzugs für die Eidgenossen durch die ksl. Lande; [3.] Beschluß zur Abfertigung einer Gesandtschaft auf den Reichstag.

Zürich, 19. April 1512

Kop.: Basel, StA, Politisches M 1 Italienische Kriege (1510-12), Nr. 144; Bern, StA, Allgemeine eidgenössische Abschiede, Bd. M, pag. 228-230; Zürich, StA, B VIII 85, fol. 173a u. b.

Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 438.

Abscheid des gehaltnen tags Zürich, angefangen mentags nach quasimodogeniti Ao. etc. 12 [19.4.12]

[1.] Der Kardinal von Sitten (Matthäus Schiner) hat an Fh. Ulrich von Hohensax und die Eidgenossen geschrieben, wie die hl. kilch vom Kg. von Frankrich träffenlich geschediget und nidergetruckt werd und deshalb ilender hilf notturftig sye, mit pitt und vermanung unser pflicht, damit wir Bäbstlicher Hlkt. und der hl. röm. kirchen gebunden syend, zu bedenken und denen ilend unser trostlich hilf zuzestellen. Hierfür stehen laut Aussage des Fh. von Hohensax den Eidgenossen 20 000 fl. zur Verfügung. Daraufhin wurde beschlossen, am 6. Mai (dornstag nach des hl. crutz tag nechstkünftig) gerüstet aufzubrechen und an die Orte zu ziehen, die auf der nächsten Tagsatzung in Zürich am 29. April (dornstag vor des hl. crutzes tag) festgelegt werden.

[2.] So weysdt ouch jeder bot, wie und was röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., rät, in der instruction [Nr. 867] (dero jedem boten ein copy gegeben ist) bestimpt, mit uns geredt und das wir inen daruf disen unsern anschlag erscheint und sy daby erfordert habent in kraft der vereynung, zwüschent ksl. Mt. und Ehg. Carlin und uns ufgericht, die landsknecht vom Kg. von Frankrich abzufordern und zu verschaffen, das us iren landen demselben Kg. niemands zuzüche noch wider den Hl. Stul noch uns hilf und bistand bewise, sonder uns durch ir Mt. land passieren lassend.

[3.] Und als in der ksl. Mt. instruction begert und angezöigt wirt, das wir Eydgnossen 4 oder 5 von unser Eydgnosschaft und in unser aller namen zu ir Mt. uf den richstag gen Trier fertigen und daselbs mit ir Mt., ouch Kff., Ff. und stenden des hl. Richs nach lut bemelter instruction handeln sollten, haben wir geordnet, das unser getruwen, lb. Eydgnossen von Zürich und Basel solich botschaft in unser aller namen abfertigen und die bevelch haben sollen, zu losen [= aufmerksam zu hören] und zu vernemen ksl. Mt. und der stende des Richs ansinnen und dagegen inen unser mutung und furnemen und was uns harzu bewegt zu enttecken und das, so inen daruf begegnet, wider heimzubringen. [...]

Nr. 870 Christoph Schenk von Limpurg, Fh. Hans Jakob von Mörsberg und Johann Storch (ksl. Gesandte zu den Eidgenossen) an Ks. Maximilian

[1.] Vorbringen ihrer Werbung auf der eidgenössischen Tagsatzung, Bekenntnis der Eidgenossen zu ihrem Bündnis mit dem Papst; [2.] Bereitschaft der Eidgenossen zur Hilfeleistung für den Papst gegen den Kg. von Frankreich, Bitte an den Ks. um Unterstützung und Gewährung des Durchzugsrechts durch die ksl. Lande für die eidgenössischen Truppen, Entsendung einer Gesandtschaft zum Ks.; [4.] Mitteilungen Fh. Ulrichs von Hohensax über seine guten Kontakte zum Papst, Details zu den Vorbereitungen der Eidgenossen für ihren Kriegszug nach Italien und den Abbruch ihrer Bündniskontakte zu Frankreich; [5.] Bitte an den Ks., diese positiven Signale der Eidgenossen aufzugreifen.

Zürich, 21. April 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Apr., fol. 78-79, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Allergnst. H., gestern, erichtags [20.4.12], frue haben wir bey gemayner Aydgnossen santboten, uf disem tag versamelt gewest, nach ubergebung unser credenzbrief unser werbung und anbringen laut euer ksl. Mt. generalinstruction [Nr. 867], uns zugeschickt, getan und daby, was uns dem handel dinstlich, nutzlich und diser zeit not bedäucht hat, mit getreuem vleis und den besten fugen angezaigt. Darauf sy bedacht genommen und uns heut [21.4.12] nach mittentag nach vil und langen reden in antwort begegnet haben, in effectu der maynung, wie sy, als wir wissen mechten, Babstlicher Hlkt. in kraft der veraynigung, zwuschen inen aufgericht, hilf und beystand zu tun schuldig, wie sy auch, ob solich veraynigung nit vor augen, als fromme cristglaubige, die sich allweg gegen dem stul zu Rome und dem hl. Reich in aller getreuen, gutwilligen, undertaynigen gehorsam erzaigt und bewiesen hetten, demselben gleichermas volg zu tun, on das fur sich selbs gewilligt weren.

[2.] Dweil sy nu die merklich beswerde und obligende der hl., cristenlichen kyrchen und unsers Hl. Vater Babsts, so ime unzher und noch durch den Kg. von Frankreich, irm abgesagten veynde, in vil weg, und nemlich mit der namhaftigen stat Ravenna, dem Babstlichen stul zugehorig, so er am donerstag in der karwochen nestvergangen [8.4.12] belegert, heftig benotigt und gesturmt, aber doch seins willens kayn volg erlangen noch soliche stat erobern mogen, zugefugt weren und teglichs fur und fur ye meher understanden wurden, sy zum fordersten christglaubiger ordnung nach, auch inhalt gedachter veraynigung, in der kraft sye hochlich ermant und angesucht weren, die Babstliche Hlkt. in solichen verderplichen, beschwerlichen noten und widerwertigkaiten kaynswegs zu verlassen, sonder ime nach irem besten vermogen hilf, rettung und bystand zu tun, ime auch mit eyner treffelichen anzal volks, als sy sich entlichen entschlossen hetten, den nehisten weg eylents zuzuziehen. Das sy uns als euer ksl. Mt. gesanten vertreuelicher, guter maynung zu erkennen geben, mit dinstlichem, freuntlichem vleis bittende und begerende, das wir solichs onverzoglich an euer ksl. Mt. gelangen lassen, auch bey euer ksl. Mt. mit ganzem ernst furdern und verhelfen wolten, das euer ksl. Mt., auch ire undertanen, lant und leut in solichem irem loblichen, erlichen und cristelichem zug ein getreu, vleissig aufsehens auf ire ausgeschickte volk haben, auch die landsknecht, so itzo in dinst und bey des Franzosen kriegsvolk und dem Babst zuwieder werden, by ernstlichen strafen und penen onverzoglichen abe- und widerumb anheym zu ziehen erfordern, das auch euer ksl. Mt. demselben irem volk allenthalben durch irer Mt. Ftt., Hftt., lande und gebit zu irem durchzug, den sie on allen euer ksl. Mt. oder der iren schaden und nachtail tun, auch wider euer Mt. noch ire land oder leut nit sein noch handeln solten, paßbrief, auch zu aller irer notorft umb zimlich bezalung feylen kauf gnediglich widerfaren, verfolgen und verschaffen lassen wolt, wie dan die veraynung, am jungsten zwuschen euer ksl. Mt. und gemaynen Aydgnossen aufgericht,1 in den gedachten dreyen fellen solichs gar clar und lauter anzaigen und euer ksl. Mt. in kraft derselben aynung verbunden sein solt. Dann sie iren hauptleuten ernstlichen bevölhen wolten, bey den Venedigern zu handeln, sich mit euer ksl. Mt. zu vertragen; wo das nit beschech, hetten sy bevelch, euer ksl. Mt. wider sy hilf und beystant zu erzaigen. Sie hetten auch nichtdestminder auf unser werbung, so wir laut euer ksl. Mt. instruction, der wir ine dan auf ir begern abschrift mitgetailt haben, ein botschaft, so die von Zurich und Basel aus iren ratsfreunden erkiesen und ausschiessen solten, zu euer ksl. Mt. eylents verordent, die irer ksl. Mt. auf die artikel, in derselben instruction verleibt, auch die vorerzelten puncten und anderer irer obligenden nottorft und mengel ires willens und maynung gruntlicher und aigentlicher underrichten wurden. Und uns darauf abzuscheyden vergont und erlaubt.

[4.] Allergnst. H., H. Ulrich Fh. zu Hochensaxs hat uns in gehaym bericht, wie der Bapst ime 24 000 fl., die er zu Forsteg in seinem schlos in behaltnus ligen, zugeschickt und bevolhen hab, 6000 knecht eylents zu bestellen und zu schicken und solich gelt auf iren sold anzugeben, ime auch dabey geschriben, wie sein Hlkt. sein person gern besichtigen, sich auch mit ime vil und manicherlay underreden und mit solichen gnaden und vererungen, als kaynen Teutschen in viel jaren beschehen, abfertigen, auch sein freund, zu der gaistlichkeit geschickt, ob er eynichen het, mit sondern gnaden begaben und fursehen wollt. Hat uns auch gesagt, wie gemain Aydgnossen sich mit ime underred und verlesen han, das er eynem jeglichen knecht, so im zug sein werde, von dem gemelten gelt eynen fl. auf seinen solt angeben und die ubermas auf die artilarey, buchsenmaister und ire zugehende nach irem bevelch wenden und ausgeben sol. Er versehe sich auch, das 14[000] oder 15 000 mannen in solichem anschlag und zug begriffen und sein werden und das alle boten uf donerstag zu nacht nach misericordia domini schirst [29.4.12] widerumb hie zu Zurich an der herberig sein sollen, alsdann entlich zu ratschlahen und zu beschliessen alle gelegenhait und anschickung desselben zugs, auch welichs tags und ents das volk zusammenstossen, dann es soll und wirt yederman gewislich auf donerstag nach iubilate [6.5.12] mit seinem fendlin an- und ausziehen an die ende und ort, der man sich vereynigen wurde, und daran kain wendung oder verzug sein. Und wiewol des begerten gelaits halber, als wir versteen, in den reten vil disputatz geubt und von etlichen, die dem Franzosen anhangen mogen, hart darob gehalten, so ist doch mit grosser muhe und arbeit in betrachtung der Bebstlichen Hlkt., auch des hl. Reichs und der cristenheit merkliche obligend nottorft entlich beschlossen, das dem Franzosen hinfuro kain tag mer angesetzt, noch einich geleit gegeben, sonder seiner botschaft angezaigt werden soll, sich an ire gewarsam aus der Aydgnoschaft zu fugen.

[5.] Solichs alles haben euer ksl. Mt. wir nit verhalten wollen, undertayniglichen bittende, euer ksl. Mt. wollen sich auf obberurt begern und anzaigen gegen den Aydgnossen gnediglich und furderlich beweisen, angesehen, was euer ksl. Mt. diser zeit an inen und dem handel gelegen ist, damit sy unser furbitte und furderung genossen zu haben spuren, auch, euer ksl. Mt. in undertayniger gehorsam dinstlich zu erscheinen, dest gewilligter zu sein, geursacht worden. Das wollen umb euer ksl. Mt., der wir uns zu aller undertaynigkeit tun bevelhen, wir gehorsamlich verdinen. Geben zu Zurich am mitwochen nach dem sontag quasimodogeniti Ao. etc. 12.

Nr. 871 Johann Storch (ksl. Sekretär) an Ks. Maximilian

[1.] Weitergabe der die Verhandlungen mit den Eidgenossen betreffenden ksl. Schriftstücke und Weisungen an die ksl. Gesandten und Fh. Ulrich von Hohensax; [2.] Verhandlungen der Gesandten mit dem Züricher Rat; [3.] Übersendung einer Abschrift des Bündnisses der Eidgenossen mit dem Papst; [4.] Übergabe der Bündnisbriefe an die Eidgenossen; [5.] Verhinderung einer großen frz. Geldzahlung an die Eidgenossen; [6.] Bitte an den Ks., den Zulauf von Knechten zum Kg. von Frankreich zu unterbinden; [7.] Bitte um pünktliche Zahlung einer vereinbarten Geldsumme an die Eidgenossen.

Zürich, 21. April 1512 (mitwochen nach dem sontag quasimodogeniti)

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Apr., fol. 71-72, Orig. Pap.

[1.] Hat am 18. April (sontag) zwo instruction [Nr. 867, die zweite liegt nicht vor], auch credenz und etliche andere brief und schriften, den jtzigen tag hie zu Zürich antreffende, von eur ksl. Mt. Mt. ausgangen [Nr. 868], auch dergleichen, wiewol die instruction unbesigelt oder -bezaichnet, gestern [20.4.12] frü zwuschen fünf und sechs aur von eynem andern eur ksl. Mt. boten emphangen, das alles Schenk Cristoffen und dem von Morsperg, die uf gedachten sontag [18.4.12] zum nachtmal zu mir herkomen sein, derselben zeit, auch heut [21.4.12] furgehalten, desgleichen dem von Saxs, der montags [19.4.12] zu mitemtag herkomen ist, was uns eur ksl. Mt. bevelch nach, ime furzuhalten, not bedeucht hat, mit uberantwortung seiner brief aigentlich angezaigt.

[2.] Im Rahmen einer Unterredung mit dem Züricher Bm. Röist, Heinrich Gold und anderen Ratsmitgliedern am 20. April (gestern) trugen die drei ksl. Gesandten die in der ksl. Instruktion aufgeführten Punkte vor, worauf die in beigefügtem Schreiben (Nr. 870) enthaltene Antwort erging.

[3.] [...] Hat sich nach dem Bündnis zwischen dem Papst und den Eidgenossen erkundigt, durch geschicktes Vorgehen eine Kopie erhalten und diese spätnachts abschreiben lassen. Übersendet sie dem Ks. für den Fall, ob etlich artikel, eur ksl. Mt. furstendig oder nachtaylig, darin begriffen weren, sich derselben zu ersehen und darnach wissen zu richten.

[4.] Gestern [20.4.12] hab ich den Aydgenossen eynen der veraynigungsbriefe in versameltem rat ubergeben, die andern zwen by mir behalten, dieselben eur ksl. Mt. zuzubringen.

[5.] Ich bin glauplich bericht, wo der franzosischen botschaft zu disem tag geleit [wäre] gegeben worden, das sie die 200 000 kronen bezalt [hätten und] damit ie ein bericht oder anstant hetten erlangen mogen. Aber unser party und practiken hat warlich das best getan und wol erschossen.

[6.] [...] Desgleichen verlaufen sich vil ungeschickter rede der landsknecht halber, so bey dem Kg. von Frankreich in dienst und wider die Aydgenossen sein, der ayns tails auch in grosser anzal die obbemelten boten, als sy sagen, gesehen haben sollen. Und bedunkt mich vast [= sehr] not und gut sein, das eur ksl. Mt. gepurlichs eynsehens tu, damit solichs gewendet werde.

[7.] Der Ks. möge veranlassen, daß die verschriebenen 2700 fl. am 3. Mai pünktlich bezahlt werden.

Nr. 872 Johann Storch an Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall)

Zürich, 22. April 1512 (donerstags nach quasimodogeniti)

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Apr., fol. 88, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: In abwesen dem regiment zu Ynsprug).

Übersendet Kopien (wohl Nr. 870, 871), aus denen hervorgeht, was auf der Tagsatzung in Zürich verhandelt worden ist, auch wie der handel mit den Franzosen und Aydgenossen allenthalben gestalt ist und sich, als ich besorg, weyt einreyssen und vertiefen wurde. Das alles hab ich euer Gn. zu gruntlicher bericht eylends nit verhalten wollen, den sachen irer grosse nach weiter nachzugedenken.

Hat zusammen mit seinen Mitgesandten die Provisionsbriefe, deren Verteilung der Ks. befohlen hat, verschiedenen Personen, die auf dem beigefügten (nicht vorliegenden) Zettel verzeichnet sind, ausgehändigt. Bittet, dafür zu sorgen, daß die Namen durch die Hh. auf der Raitkammer registriert werden, damit die Zahlung zu gegebener Zeit erfolgen kann.

Als er die neuen Vereinigungsbriefe mit Unterwalden siegeln wollte, forderten die Unterwaldener ihren Beibrief, den sie dem Ks. gegeben hatten, zurück. Da dieser beim Innsbrucker Regiment liegt, möge Liechtenstein ihn zusenden.

Nr. 873 Fh. Ulrich von Hohensax an Fh. Hans von Königsegg (ksl. Rat)

[1.] Baldiger Aufbruch der eidgenössischen Truppen nach Italien; [2.] Anwesenheit eines ksl. Boten auf der Tagsatzung; [3.] Abfertigung einer eidgenössischen Gesandtschaft zum Ks.; [4.] Verwendung einer hohen päpstlichen Geldzahlung.

ohne Ort, 22. April 1512 ( St. Jorgenabent)

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Apr., fol. 98, Orig. Pap. m. S.

[1.] Die Eidgenossen werden in 14 Tagen aufbrechen, um dem Papst zuzuziehen und inen auch ainen bericht gegen dem Kg. [von Frankreich] ze machen, dann der Kg. weder glait noch kain fruntschaft mugen uberkumen.

[2.] Und ist des Ks. pot auf den tag [in Zürich] gewesen, und erbeut der Ks. sich vast vil. Ob es war ist, mag ich nit wissen.

[3.] Die Aidgnossen schicken ir potschaft auch von stund an zu dem Ks. auf des Ks. begern. [...]

[4.] Der Pabst hat 24 000 ducaten herausgeschickt. Die hab ich zu ferschtegt ligen, die wirt man zu disem tag prauchen.

Nr. 874 Ks. Maximilian an Christoph Schenk von Limpurg, Fh. Hans Jakob von Mörsberg und Johann Storch (ksl. Gesandte zu den Eidgenossen)

[1.] Rekapitulation der Antwort der Eidgenossen auf die Werbung der ksl. Gesandten; [2.] Weisung zur Teilnahme an der nächsten Tagsatzung, Bereitschaft zum Empfang der angekündigten eidgenössischen Gesandtschaft; [3.] Anfrage an die Eidgenossen, ob sie nach der erfolgten Schlacht bei Ravenna noch gewillt sind, dem Papst zu Hilfe zu kommen; [4.] Zusicherung freien Durchzugs durch die ksl. Lande für die eidgenössischen Knechte.

Trier, 26. April 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Apr., fol. 118-119, Orig. Pap. m. S. ( c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).

[1.] Hat ihr Schreiben vom 21. April (Nr. 870) mit der Antwort der Eidgenossen auf ihre Werbung erhalten, nemblich, das sy entslossen sein, nit alain in craft irer verainigung, darin sy mit Babstlicher Hlkt. stehen, sonder auch als cristenleut der Babstlichen Hlkt. in irn noten und auf irer Hlkt. ermanung und ansuchen nach irm vermügen hilf, rettung und beystand zu tun und eilend zuezeziechen, und wie sy euch gepeten haben, solhs an uns gelangen zu lassen und bey uns zu fürdern und zu helfen, in solichem irm fürnemen und zug mit unsern landen und leuten auf ir geschickt kriegsvolk unser getreu aufsehen zu haben, auch die landsknecht bey dem Kg. zu Frankreich abzuvordern und ir kriegsvolk durch unser land zu dem durchzug mit passbrieven zu versehen und inen umb zimblich bezalung notorft volgen zu lassen, alles nach vermügen unser erbainung, jüngst mit inen aufgericht etc.

[2.] Dieweil wir nun nach solicher maynung aus euerm schreiben weiter versten, wie gemainer Aidgnossen rate und sandpoten auf euer werbung, inhalt unser instruction beschehen, ain potschaft ausgeschossen und eilends zu uns verordnet haben, die uns auf die artikel unser instruction, auch der oberzelten puncten und ander irer obligenden notturften und mengl halben irs willens und maynung weiter gruntlicher und aigentlicher underrichten werden, so wir auch nachvolgend aus euerm schreiben merken, das alle rat und sandpoten auf dornstag nechstkünftig [29.4.12] widerumb zu Zürich beyainander sein und da die anschickung des zugs entlich ratslagen und sliessen sollen, dem allem nach erfordert unser nottorft merklich, ist auch also unser ernstlicher, vleissiger bevelh, das du, schenk Cristoff, oder du, Hans Jacob, Fh. zu Morspurg, welhem das gelegner und müglicher ist, mitsambt dir, unserm secretari Johann Storchen, auf dem genanten nechsten dornstag zu Zürich gewislich erscheinet und alda gemainer Aidgenossen raten und sandpoten von erst fürhaltet und erzelet, wie ir und ander unser rate die obberurt maynung und sonderlich ir fürnemen, auch darauf ir ansuchen und begern an uns gnadiglich verstanden haben. Und dieweil sich solich ir maynung lendet, das sy ain potschaft eilends zu uns verordnen und uns solicher sachen halben iren willen und gemüt weiter entecken lassen wollen, deshalben wir uns versehen, dieselb ir potschaft sey nu des wegs ain gueten teil zu uns, so wollen wir irer zuekunft erwarten und, sopald sy zu uns kumen, sy in irer werbung gnadiglich horn und vernemen und sy auf die oberzelten ir begern unser erbainigung gemas, auch ander sachen halben mit gnadn und unverzogenlich abfertigen wollen, dermassen, das sy unser gnad, auch genaigten, getreuen willen zu volzug unser erbainigung und zu fürderung und gutem gemainer cristenheit und des hl. Reichs spüren mügen.

[3.] Und nachdem mitler zeit, als ir euer obberurt schreiben an uns gefertigt habt, die schlacht zwischen dem Babst und Kg. von Aragon, auch den Franzosen bey Ravenna beschehen und darin sonderlich des Babsts und Kg. von Aragon heer nidergelegt, wie ungezweifelt euch und gemainen Aydgnossen nu wol wissend ist, so haben wir disen posten [= reitenden Boten] eilends zu euch vertigen wollen, mit ernstlichem bevelch, zu euch und von euch wider zu uns eilend und eilend zu postiern, in auch darauf mit nottürftigem gelt versehen, aus den ursachen, als wir euch auch ernstlich bevelhn, das ir den sandpotn auf dornstag die vorgeschriben unser antwort anzaigt und daneben euer aufmerken und kuntschaft habet und uns eilends herwider berichtet, nemlich ob die Aidgenossen auf die beschehen slacht und niderlag noch in willen sein, den anzug zu dem Babst zu tun oder ob und wie sy ir fürnemen auf solh schlacht abgestelt oder gewendt hetten.

Item ob sy solh oder ain ander fürnemen noch tuen und volziehen, wie stark sy dann ziehen und was gestalt, auch was weg sy den zug annemen wollen.

Item ob und was gestalt der Babst und Venediger auf die slacht weiter bey inen werben und solicitiern und in summa, wie der ietzig tag aller ding sein end nem.

Solher euer underricht bey disem poten wollen wir eilends gewarten und so mitler zeit der Aidgenossen potschaft zu uns kumbt, auf ir werbung, wie obsteet, gepürlich mit inen handln. Das wollten wir euch in eil nit verhalten, und ir tuet daran unser ernstliche maynung. Geben zu Trier am montag nach dem sonntag misercordia domini, den 26. tag Aprilis Ao. duodecimo, unser reichs im 26. jarn.

[4.] Nachschrift: Ir mugt auch gemainen Aidgnossen als aus euch selbs anzaigen und sy vertrosten, das sy irn zug frey durch unser lande nemen mügen; inen wird der pas nit gespert. Dann die Venediger mügen sy mit prafand wol fursehen, so sy itzo in ainen bestand mit uns gangen sein [Nr. 816].

Nr. 875 Abschied der eidgenössischen Tagsatzung in Zürich

Zürich, 30. April 1512 (freitag vor dem Maitag)

Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 440.

Gemäß dem Abschied der letzten Züricher Tagsatzung (Nr. 869 [1.]) wurde beschlossen, am 6. Mai (donstag nach des hl. creuzes tag) (nach Italien) aufzubrechen, vorerst bis Chur vorzurücken und dort zu entscheiden, wohin der Zug weiter gehen soll.1

Nr. 876 Johann Storch (ksl. Sekretär) an Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall)

Bitte um Vorbereitung des Durchzugs der eidgenössischen Kriegsknechte durch die ksl. Lande.

Zürich, 2. Mai 1512 (sontags jubilate)

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, fol. 3, Orig. Pap. m. S. (Vermerk auf der Rückseite: In abwesen dem regiment zu Ynsprug).

Christoph Schenk von Limpurg, Fh. Hans Jakob von Mörsberg und er (Storch) haben vom Ks. Weisungen für ihre Verhandlungen auf der jüngsten Tagsatzung erhalten (Nr. 874), worauf er gemäß beiliegender Abschrift geantwortet hat.1 Und nachdem ich auf irer ksl. Mt. bevelch, wie ir aus dem letzten artikel gemelter schrift vernemet, inen zusag und vertrostung getan hab, das sy durch ksl. Mt. lande und gebiet iren freyen durchzug und passirung haben, inen auch zu irer notorft fayler kauf umb zimlich bezalung gestat und vergonnet werden soll und sy dann bis nehst donerstag [6.5.12] allenthalben anziehen werden, darumb hab euer Gn. ich solichs alles eylends nit verhalten wollen, damit nach euern rat und gutbedunken bey allen amptleuten, pflegern, vogten und gewalthabern der ende, da sy zuversichtiglich iren durchzug nemen mussen, mitler zeit ernstlichen bestelt und verfugt [werde], das ksl. Mt. bevelch und meyner zusag und vertrostung, darauf beschehen, volg getan und der erblichen verainigung in disem fall gelebt werde. Das mag in andere wege, wiewol es sich in kraft gemelter aynung geburt, ksl. Mt. und iren landen und leuten zu gutem erschiessen. [...] Datum Zurich sontags jubilate Ao. etc. duodecimo.2

Nr. 877 Bf. Matthäus von Gurk (ksl. Rat) und Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an das Innsbrucker Regiment

[1.] Zwiespältige Einstellung des Ks. gegenüber dem Zug der Eidgenosssen nach Italien; [2.] Nachrichten über Bestrebungen des Kg. von Frankreich zu dessen Verhinderung; [3.] Vergebliche Versuche, das den Eidgenossen gewährte Durchzugsrecht zu widerrufen; [4.] Unklarheit über die Meinung des Ks. in zentralen Angelegenheiten.

Trier, 15. Mai 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, fol. 64-65, Orig. Pap. m. S. ( p.m.p.; von der Hand M. Langs).

[1.] Haben dem Ks. das Schreiben des Regiments mit dem Ersuchen der Eidgenossen, ihnen den Durchzug durch die Gft. Tirol zu gestatten,1 zur Kenntnis gebracht und fuegen euch darauf zu vernemen:

Nit mynder ist, ksl. Mt. hat aus beweglichen ursachen beschlossen, irer Mt. ret gen Zurich zu schicken und mit den Aydgnossen zu handeln, damit sy mit irem volk auf ir Mt. und des Reichs stend warten. Das aber die Aidgnossen villeicht nit tun wellen, sonder in irem furnemen bleiben und beslossen, wider den Kg. von Frankreich zu ziehen, Bapstlicher Hlkt. zu gut und hilf. Sein Mt. hat auch darauf in gegenwirtigkeit des Gf. von Zollern, auch unser baider ein maynung, was dieselben irer Mt. ret weiter mit den Aydgnossen handlen sollen, beslossen. Welche maynung sich dahin gegrund hat, das sein Mt. denselben iren reten nit befolhen hat, den Aydgnossen von ir Mt. wegen oder durch sich selbst einichen pass durch irer Mt. land zu geben oder zuzusagen. Und nach solchem besluss ist der brief an die gedachten ret geschriben und durch den Gf. von Zollr und uns auch gehort worden und nach unserm versteen, wie vorsteet, dermassen gestellt, das derselb weder irer Mt. noch derselben land und leuten kain nachteil het bracht. Als aber der secretari, so solchen brief geschriben, den ksl.Mt. zu verzaichnen zubracht, hat ir Mt. unden an denselben brief dise wort gestellt, was irer Mt. ret den Aydgnossen des pass halben sagen sollen und wie Johann Storch in seinem schreiben anzeigt. Das uns nit fur retlich angesehen, aber ee und wir zu irer Mt. komen sein, ist der brief ausgangen. Doch so haben wir nichtdestmynder ksl. Mt. unser fursorg darinnen anzeigt. Aber ir Mt. begegnet uns mit antwurt, ir Mt. hielt nit vil von der Eydgnossen zug. Das ander, wo sy ye ziehen und iren zug mit einem solchen grossen haufen volks, als anzeigt ist, durch irer Mt. land nemen, so wurden sy den pass wol mit gewalt nemen, ob ir Mt. inen den gleich weren wellt, und sagen, ir Mt. hielt inen die erbainigung nit, und villeicht ursach nemen, die erbainigung aufzuschreiben, auch sich fur den Kg. von Frankreich zu declarieren. Ir Mt. verseh sich auch, das sich irer Mt. ret und Johann Storch gegen inen, solchen pass zu geben, nit so liederlich, als beschehen ist, erbieten wurden. Bey diser irer Mt. antwurt mussen wirs bleiben lassen.

[2.] Es ward auch ferrer bewegen, dieweil die Eydgnossen auf irer Mt. begern ir treffenlich botschaft der und ander sachen halben zu irer Mt. schicken und den pass erst begern wollten, sy wurden sich villeicht an irer Mt. ret und des Storchen red nit keren, sonder warten auf die antwurt irer botschaft und irer Mt. entsluss. Wir hetten auch selbst nit glaubt, das sy sollten ausziehen, dann wir alwegen sovil versteen gehebt, das der Kg. von Frankreich ein grosse praktika in Sweitz wider solchen auszug gehebt, den zu verhindern, als sich dann in der handlung zu Zurich wol erscheint hat und ir on zweifl aus Johann Storchen schreiben vernommen, das etlich lender disen zug gern gewend hetten.

[3.] Und demnach, dieweil wir solchs fur kain bestendige handlung gehebt, haben wir kain grund darauf gestellt oder euch nichts ungewiss zuschreiben wellen, dann wir haben allwegen der Eydgnossen botschaft zuvor erwarten wellen. Und als dieselben zu irer Mt. komen, ist ir erst und hochst begern gewest, das ksl. Mt. den pass bewilligen sollt, wie dann ir Mt. getan hat, und nemlichen aus ursachen, wie ir von ksl. Mt. etc. rat Dr. Ulrich von Schellenberg zum tail vernomen, auch durch mich, den von Gurk, zu meiner zukunft aigentlichen berichtet werdet. Sein Mt. hat euch auch solch irer Mt. bewilligung verkund und auf das schreiben, so ir seiner Mt. gleich auf denselben tag gemelts pass halben getan [liegt nicht vor], antwurt geben [liegt nicht vor], auch ich, Ziprian von Serntein, euch dabey geschriben [Schreiben liegt nicht vor], das aber [nicht] moglichen gewest, solch ksl. Mt. zusagen zu wenden oder abzustellen. Das haben wir nit tun kunden, dann sein Mt. hat sich mit irem zusagen so ver [= weit] vertieft, das solchs nit wider zu wenden gewest. Aber nichtdestminder hat ir Mt. denselben Dr. Ulrich von Schellenberg zu dem von Sachs und der Aydgnossen hauptleuten in geheim abgefertigt und inen ein andern weg, damit sy irer Mt. land nit berurten, anzeigt, und ist ir Mt. noch der hofnung, das die Eydgnossen iren zug auf ander weg, dann durch die Gft. Tyrol nemen werden. Und wes der Aydgnossen botschaft bey ksl. Mt. deshalben gehandelt haben oder wie ir abfertigung steet, wellen wir euch von stund an berichten.

[4.] Und als ir in besluss eurs schreiben an uns begert, euch beschaid auf eur schreiben von ksl. Mt. zu erlangen oder fur uns selbst unser gutbedunken anzuzaigen, wie ir euch mitsampt den andern Hh. vom regiment in solchen sweren hendeln und sachen halten sollen, dann ir kain wissen habt, wie es des friden oder anstands oder irer Mt. sachen halben stee, daraus ir einen grund nemen und das nutzist fur ir Mt., auch land und leut handeln mochten etc., mogt ir glauben, das wir kain gegrund wissen bisher gehabt, wes ksl. Mt. will oder maynung hierinnen endlich gewest sey des bestands oder ander sachen halben, dann allein, wes sich ir Mt. gestern [14.5.12] und heut [15.5.12] der und ander sachen etlicher massen entslossen, wie ir dann von Johann Cola, der in kurz zu euch komen, auch zum teil vernemen und darnach durch mich, den von Gurk, berichtet werdet und darumb mich ksl. Mt. eylends abfertigen wird. Aber nichtdestminder, so ich mein abfertigung genzlich hab, als ich mich in zwayen tagen versehen soll, und wir irer Mt. gemuet des bestands und ander sachen halben, wabey es endlichen bestee, wissen, wellen wir euch baid dannacht zuvor schreiben und denselben entsluss anzaigen. Und ir sollt uns nit verargen, das wir euch in den hendeln nit geschriben haben. Unser fursatz ist, euch alwegen gueten grund und warauf es bleibt anzuzaigen, dann die wesen zu hof verkeren sich zu zeiten der zufallenden hendel halben. Wollten wir euch im besten unangezaigt nit lassen und tun uns euch hiemit freundlichen und gutwilliglich befelhen. Datum Trier am 15. tag Mai Ao. etc. duodecimo.

Nr. 878 Fh. Michael von Wolkenstein, Paul von Liechtenstein und Dr. Matthias Khuen von Belasi (Mitglieder des Innsbrucker Regiments) an Zyprian von Serntein

[1.] Verwunderung über die Entscheidungen des Ks. in Sachen Durchzugsrecht für die eidgenössischen Truppen und Einsetzung Massimiliano Sforzas in Mailand durch die Eidgenossen; [2.] Kritik am ksl. Zögern bei der Neuordnung des Innsbrucker Regiments; [3.] Entschluß zur Durchführung eines Landtags in Tirol.

Innsbruck, 16. Mai 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 256/VIII, fol. 34-35, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: Cito, cito, cito!).

[1.] Lb. H. canzler, wir tun euch zu wissen, daz an heut [16.5.12] Dr. Schellenberger, ksl. Mt. rat, hieherkomen ist und mir, Paulsen von Liechtenstain, anzaigt, er hab von euch ain schreiben, sovern er die Aydgnossen mit irem zug durch ditz land nit wenden müge, daryn er doch fleyss ankern sol, daz er mich der Aydgnossen zug und anderer sachen halben durch geschrift auf der post oder durch poten grundlicher berichten sol. Sich auch auf mein frag und beger bewilligt, daz er müge leyden, daz ich, genannter Pauls von Liechtenstain, die andern zwen aus uns darzueneme, und uns darauf zu versteen gegeben, wie ir Mt. will und maynung seye, daz die Aydgnossen durch ditz land der Gft. Tyrol gen Beren [= Verona] ziehen, die statt daselbs einnemen und die Franzosen aus citadell treyben, doch die nit zu tod ze slagen noch zu beschedigen. Und so alsdann sy zu Bern wegrucken, das dann von diser landschaft 4000 mann anziehen und dieselb statt Bern mitsambt 500 pherden, so Dietrichstainer [= Sigmund von Dietrichstein] bringen werd, der dann mitsambt den Sweyzern gen Bern ziehen sol, von ir Mt. wegen innhaben und nodturftiglichen versehen. So habe auch ir Mt. dem Bf. zu Tryent geschriben, er soll in mitler zeit, dieweyl die Sweyzer also zu Bern oder in der Venediger land sein, den bestand gegen inen annemen und halten. Indem hab ir Mt. verordnet, daz der jung H. von Mayland [Massimiliano Sforza] daz Ft. Mayland einnemen oder dareingesetzt werd und den Sweyzern ain jerliche provision vom Hgt. Mayland zu geben als schutzherren bemelts Hgt., wie uns dann das durch den gemelten Dr. Schellenberger mit mer worten angezaigt ist. Darab wir nit unpillich verwundern und von wegen ir Mt. und diser landschaft nachtail und schaden, so daraus erwachsen mag und unsers bedunkens ganz vor augen ist, erschrecken gehebt.

[2.] Und wiewol wir ir Mt. mitsambt andern unsern mitverwonten regenten zu mer maln geschriben, daz ir Mt. ain ordnung in disem regiment verordne oder aber ander, die disen zufallenden sweren hendln pas dann wir vorsein möchten und dieselben pas dann wir ausrichten künden, hieherstelle, wie ir dann des selbs wissen habt, so ist doch dasselb nit beschehen noch auch uns auf all unser handlung und schreiben kain beschaid, auch der obbemelten grossen sachen halben kain bevelh oder schriften zukomen, was doch ir Mt. willen und gemuet oder was uns daryn zu handln were. So aber dise sachen kain pitt [= Verzögerung] erleyden mügen und uns, auch den andern vom regiment aus den erzelten und andern ursachen nit müglichen ist, wo wir anders ir Mt., auch derselbn land und leut nutz und wolfart und unser aygen leyb und eer bewaren wellen, lenger dermassen zusehen, angesehen, daz aus solhen hendln grosse empörung und aufruer und verlierung ditz und ander land entsteen möcht, so bitten wir euch, ir wellet ksl. Mt. furderlichen anzaigen, daz ir Mt. ander in ditz regiment hieher verordne, die den sachen pas dann wir vorsein kunnen, dann wir dermassen und mit solhen hendln in der regierung zu beleiben nit wissen.

[3.] Zudem haben wir uns mitsambt den andern vom regiment entslossen, daz wir in kurz, als ungeferlichen in dreyen wochen, irer Mt., auch diesem land zu gut ainen landtag in diser Gft. Tyrol halden, alsdann ainer ersamen landschaft aus der not solh gros hendl und sachen anzaigen und mitsambt inen ratslagen wellen, wie sich darein zu schicken, auch wie ir Mt. und ainer landschaft nachtail und irenthalben verderblicher schaden und, als zu besorgen ist, verlierung des ganzen lands, da doch Got vor sein welle, zu verhueten und zu furkomen sey, wiewol wir uns Bern nicht annemen werden, als wir dann ir Mt. vormals zugeschriben haben. Solhs wist ir der ksl. Mt. der nodturft nach wol anzuzeigen. Geben zu Innsprugg am 16. tag May Ao. etc. duodecimo.

Nr. 879 Bf. Matthäus von Gurk an Zyprian von Serntein

[1.] Seine begonnene Reise nach Brüssel, Augsburg und Trient; [2.] Bitte um Übersendung von Schriftstücken zu den Verhandlungen mit den Eidgenossen; [3.] Besprechung mit Paul von Liechtenstein über die venezianische Angelegenheit; [4.] Ersuchen um engen Briefkontakt; [5.] Bitte, ihm keine Aufforderung zum Wiedereintritt in den Schwäbischen Bund zu schicken; [6.] Kauf einer Sehhilfe in Italien für Gf. Eitelfriedrich von Zollern.

Speyer, 23. Mai 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, fol. 84-85, Orig. Pap. m. S. (eigenhändig; Vermerk fol. 85b: Cito).

[1.] Lb. H. canzler, ich bin an heut von der Neunstat [= Neustadt a. d. Weinstraße] zum fruemal hieheer komen und will noch heut bis gen Brüssel ziehen. Der Hg. von Wirtemberg bleibt mitsambt dem spanischen orator [Pietro de Urrea] heint über nacht hie, und ich will mich furdern, damit ich zu Augspurg dester ee fertig werden und dester zeitlicher gen Ynnspruck und furter gen Trient komen muge. Und seit ganz on zweifel, ich will bis gen Augspurg von stat reiten. Der von Wirtemberg hat uns allen auf disem zug gut gesellschaft gehalten.

[2.] Ich bit euch, wellet mir ain copey Dr. Schellenbergs ziffer [= Chiffre] zueschicken. Desgleichen bit ich euch, mir der Sweyzer handlung und abfertigung richtig copey zuezuschicken, damit ich mit H. Paulsen von Liechtenstain darvon wisse zu handlen.

[3.] [...] Was H. Pauls, ir und ich der venedigischen handlung halben von ksl. Mt. begeren sollen, darvon will ich mich mit H. Paulsen gar aigentlich underreden und euch solhs nachmals zueschicken.

[4.] Wellet in all wege H. Paulsen schreiben, mit mir vertreulich zu handlen; desgleichen will ich auch tuen. Darinnen seit fursichtig, dann wenn wir aneinander entlich vertruwen, das wirdet ksl. Mt. sachen und hendlen dester fruchtberer und nutzlicher. Des stell ich euch heim. Wellet uns bayden vor allen dingen oft schreiben, nemlich alle wochen zwaimal oder doch ainst aufs wenigist, damit wir alzeit neu zeitungen von euch haben und uns dester pas darnach richten mugen. Desgleich will ich euch auch oft schreiben.

[5.] [...] Item ob mandat zu hof ausgeen wurden an diejenen, so vormals im swebischen pund gewest sind, wider in solhen pund zu komen, so gedenkt und bestellt, daz an mich als tumbprobst zu Costenz kain mandat gefertigt werde, dann die ksl. Mt. hat mich mitsambt derselben meiner tumbprobstei, wie ir wisst, in iren schirm und schutz aufgenomen. [...] Ich will eur nit vergessen in allen sachen und händlen, die sich zuetragen. Damit, was euch allzeit von mir lieb und dinst ist. Datum zu Speyr sonntags 23. Maii Ao. etc. 12.

[6.] Nachschrift: Sagt dem von Zollern, ich welle ime vil gueter speculum [= Augenglas, Sehhilfe] in Italia kaufen und mit mir bringen. Datum ut supra.

Nr. 880 Ks. Maximilian an Bf. Matthäus von Gurk und Paul von Liechtenstein

Seine Bedingungen für eine militärische Unterstützung der Eidgenossen in Italien.

Brüssel, 28. Mai 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, fol. 113a u. b, Kop.

Erwirdiger F., andechtiger, edler und lb. getreuen, nachdem uns die Aidgenossen zu Trier angesuecht haben, inen ainen geraisigen zeug und geschütz zu irem zug zu leihen, darauf wir sy dann mit antwort und beschaid abgefertigt haben auf ain handlung, so wir weiter verainigung halben auf ainem kunftigen tag mit inen halten, und, so dieselben handlung fur sich gee, das es an dem raisigen zeug und geschütz nit mangl haben soll, wie sunderlich du, unser F. von Gurk, wayst. Darauf fuegen wir euch zu vernemen, das wir entslossen sein, den Aidgenossen unsern raisigen zeug, sovil wir des gen Bern [= Verona] versamblen, auch nottürftig geschütz zu leihen, doch wann sy den furslag getan und den sig erlangt haben und mit solher beschaidenhait, das wir umb dasselb unser anlehen versichert werden, nemblich solher gestalt, daz uns die Aidgenossen in des Babsts und Kg. von Aragon, auch unser als des gemainen punds namen gegen solhen raisigen zeug und geschütz das Val Komoni [= Val Camonica] und Veltlin und nemblich die paß und clauslen daselbs eingeben, dieselben mit unsern fueßknechten zu besetzen und zu behalten, so lang, bis unser raisiger zeug, auch unser geschütz on gefarlichen schaden widerumb zu unser gwalt kumen, wir auch des costenz, so wir auf solchen geraisigen zeug und geschütz, darzu auf underhaltung des Valkomoni und Veltlin legen, vergunt werden. Das wolten wir euch nit verhalten, damit ir solhes zu berürter zeit neben andern sachen eurm rat und guetbedunken nach zu handlen und zu bestellen wißt. Geben zu Prussl am 28. tag May Ao. etc. duodecimo, unsers reichs im 27. jaren.

Nr. 881 Ks. Maximilian an Bf. Matthäus von Gurk

Aufforderung zur raschen Reise nach Italien.

Brüssel, 28. Mai 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, fol. 102, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt).

[...] Dieweil die sachen, wie du wayst, zwischen Aydgnossen und Franzosen umb Pern [= Verona] gestalt sein, so well sich dein andacht, ob das noch nit beschehen wäre, zu angesicht diser brief erheben und eylends hinein postieren und kain stund verziehen, dann vil wert were, daz du yetzo d[r]ynnen werest.

Nr. 882 Abschied der eidgenössischen Tagsatzung in Zürich

[1.] Berichterstattung der eidgenössischen Reichstagsgesandten über die Antwort des Ks. auf ihre Werbung: Freude des Ks. und der Reichsstände über die militärischen Erfolge der Eidgenossen gegen den Kg. von Frankreich zum Schutz der Kirche, Gewährung des Durchzugsrecht für die eidgenössischen Kriegsknechte durch die ksl. Lande, Bereitschaft zur Abberufung der beim frz. Kg. befindlichen ksl. Truppen, Vorschlag einer Einbeziehung des Papstes und des Kg. von Aragón in die zwischen Ks. und Eidgenossen bestehende Einung, Plan einer Eroberung Mailands für Massimiliano Sforza durch die Eidgenossen gegen Zahlung hoher Beträge, ksl. Rüstungsgebot an die Gft. Tirol; [2.] Weitere Beratungen mit ksl. Gesandten auf einer neuen Tagsatzung in Zürich.

Zürich, 2. Juni 1512

Kop.: Zürich, StA, B VIII 85, fol. 176-178; Bern, StA, Allgemeine eidgenössische Abschiede, Bd. M, pag. 265-268.

Teildruck: Anshelm, Berner Chronik, S. 297f. (mit leichten Abweichungen von der Vorlage).

Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 442.

Abscheid des gehaltnen tags, angefangen Zurich mitwuchen
in pfingstfurtagen Ao. etc. XII [2.6.12]

[1.] [...] 4. Es weist ein jeder bott sinen Hh. und obern wol ze sagen, wie die boten, so jetz by röm. ksl. Mt. uf dem richstag zu Trier gewesen sind, uns erscheint hand, das sie mit grossen eren empfangen, gehalten und gelassen syen, nit allein von ksl. Mt., sunders andern Ff. und Hh. ouch, und si all gross gevallen haben, als sy bedücht, an jetzigem unserm furnämen und zug, so wir dann tünd zu hilf und trost unserm Allerhlst. Vater, dem Bapst, und der hl. cristenlichen kilchen wider den franckrichischen Kg., unsern find. Und als dieselben unser boten mit underteinigem erpieten nach der gepur ksl. Mt. gebeten haben, sy wölle in sölichem ir gn. getruw ufsechen zu uns Eydgnossen han, ouch uns durch irer Mt. land pass geben und uns etlich hilf tun mit einem reisigen zug und buchsen, desglich die landsknächt, so by dem franckrichischen Kg. syen, abmanen, das ksl. Mt. si daruf mit vil gn., guten worten abgefertiget hat, sin Mt. sige desselben in gn., guten willen. Und besunder habe sin Mt. verschafft und einen posten lassen hinryten, das den unsern pass söll gegeben werden, züdem zwen seiner rätn abgefertiget, die söllichs den unsern, so in das väld zuchen, zü Chur sagen söllen. Und soverr wir uns in die sach schicken wölten, unser fürnämen zu beharren, welte sin ksl. Mt. die landsknächt ouch beschriben und abmanen, das sy nach und nach haruß kämen, dann iro ouch nit vil mer da innen, sunders by 1200 umbkomen werden. Dann wir wissind, in was fruntlichen, verbrüderten einikeyt sin Mt. und sin bruder, der Kg. von Frankrich, etlich zit her miteinandern gestanden syen und sich ouch nit wol schicken welle, glich so gächlingen davon ze fallen, in betrachtung des, ob wir mit dem Kg. gericht wurden, möcht siner Mt. der krieg dadurch ufgeladen werden.

Demselben vorzusind, were ouch nutz und gut, nachdem sunst ein erbeynung zwüschent uns were, die in etlichen artiklen und meinungen mit wyterm und besserm vergriff zü erlutern und besonder mit Bäpstlicher Hlkt., ouch dem Kg. von Hyspanien wyter eynung und verstäntnus ze machen, als nochmals, so man zu worten käme, davon geredt möcht werden. Und ob wir darin einig wurden, wölte sin Mt. uns Eydgnossen dann alle hilf tun mit volk ze roß und ze füß, ouch geschütz und sin lib und güt trostlich zü uns setzen.

Und so Gott schickte, das das Hgt. Meyland erobret und der recht F. desselben stammens [Massimiliano Sforza] ingesetzt wurde, söllte uns derselb an unsern erlittnen costen geben drümal 100 000 tuggaten, die in den nächsten drü jaren nacheinandern comend zü bezalende, und darzü aber uns in gemein alle jar jerlich zü rechter pension 40[000] oder 50 000 tuggaten und uns desselben wolhablich vergwisen und besorgen.

Und sin Mt. hette ouch jetz mit der Gft. Tirol verschafft, das si sich rüstind und also wartetind bys uf wytern bescheid. Und so das angienge, wollten sy komen mit tröstlicher hilf und mit 4[000] oder 5000 zü roß.

[2.] Und als wir boten jetz uf disem tag disen abscheid gehört, haben wir uns daruf entschlossen, der sach zü güt einen tag zu bestimmen, und denselben angesetzt, namlich uf zinstag nach unsers Herrn fronlichnamstag [15.6.12] hie in Zürich an der herberg ze sind mit vollem gwalt und der sach halb mit unsers H., des röm. Ks., rätsanwelten, die uf sölichen tag ouch beschriben sind, wyter ze handlen und ze tun das, wo die notturft erfordert und unsern biderben [= tüchtig, vortrefflich] luten, so im feld sind, trostlich, ouch aller unser Eydgnoschafft loblich, nutzlich und erlich sin mag. [...]

Nr. 883 Die versammelten eidgenössischen Gesandten an Ks. Maximilian

Zürich, 3. Juni 1512 (donstage in der pfingstwochen)

Zürich, StA, B IV 2, fol. 203a, Konz.

Die eidgenössischen Gesandten haben auf dieser Tagsatzung über ihre Unterredung mit dem Ks. (auf dem Trierer Reichstag) und ihren dortigen freundlichen Empfang berichtet (vgl. Nr. 1799). Danken ihm dafür. Aber umb die hoptsachen, deshalb dann di unsern bi ir Mt. red und abscheid genomen und empfangen haben, sonders, so die zu witerm vergriff und underred dienend, wil uns bedunken, daz uwer ksl. Mt., och uns Eidgnosen not und gut sin welle, das wir deshalb miteinander luters machend. Haben deshalb eine weitere Tagsatzung nach Zürich am 15. Juni (zinstag nach unsers Herren fronlichnamstag nechstkünftig) anberaumt. Bitten Ks. Maximilian, dorthin eine bevollmächtigte Gesandtschaft zu schicken, deshalb ze ratschlagen, ze handeln und ze tun daz, so dann der sach nutz, froid und heil geberen und darin furdrung bringen mag, dann dise sach langen verzug nit erdulden wil, nachdem die unsern in feld ligen und wir nit wol wissen mögen, wie es umb sy stet.

Nr. 884 Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an den Züricher Bm. Marx Roist

[1.] Weiterleitung des Schreibens der Eidgenossen an den Ks.; [2.] Entsendung ksl. Räte zur kommenden Tagsatzung; [3.] Bitte um Unterrichtung der eidgenössischen Hauptleute über die Trierer Beratungen.

Trier, 8. Juni 1512

Zürich, StA, A 176.1, fol. 197, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gestern ist das Schreiben der in Zürich versammelten Eidgenossen an den Ks., in dem sie eine weitere Tagsatzung am 15. Juni (erichtag nach unsers Herren fronlichnamstag schierist) ankündigen (Nr. 883), eingetroffen. Die haben wir in abwesen irer ksl. Mt., diewyl die diser zit nit hie, sonder noch in den Niderlanden oder uf dem weg, widerumb herufzezüchen, ist, ufgeton und irer Mt. nachmalen dieselben ilends by tag und nacht zugeschickt und daby uwer getruw handlung, die ir sonder zwifel, als wir dann durch solich der Eydgnossen schriben verston mögen, uf dem vergangnen tag dem abscheid nach, so ir hie von ksl. Mt. genomen, geton hand, angezöigt. Und versechen uns darauf genzlichen, das ksl. Mt. gedachten tag durch ir treffenlich rät besuchen, ouch sölicher uwer getruwen handlung gnediglich ingedenk sin und das mit gnaden gegen uch erkennen werde.

[2.] Hat im Interesse eines beschleunigten Besuchs der Tagsatzung die beiden ksl. Räte Christoph Schenk von Limpurg und Hans von Landau sowie einige andere den Eidgenossen bekannte und genehme Personen ersucht, an dem Treffen teilzunehmen. Sollten diese erst mit ein- bis zweitägiger Verspätung eintreffen, möge Röist dafür sorgen, daß die Eidgenossen nicht verärgert reagieren, denn der Grund dafür ist nur das späte Eintreffen ihres Schreibens, das dem Ks. zugeschickt werden mußte.

[3.] Uns sind ouch schriften und anzöigungen kommen, wie der von Sax und ander der Eydgnossen hoptlut, so jetzt im feld sind, von uwerm abscheyd und der handlung hie kein luters wissen bishar gehept haben. Aber wir versechen uns, das inen dieselb handlung nunzemal und sonderlichen von dem nechstgehaltnen tag verkündt und zugeschriben worden sye. Wo aber solichs nit beschechen were, so wellend mit flis daran sin, damit inen die nachmals, ouch der jetzig angesetzt tag angezöigt werde, us ursachen, damit, ob mittler zit ein anstand, frid oder einigung, des wir uns doch nit versechen, im veld vor ougen sye oder angefangen wurde, das danocht ksl. Mt. in solichem umb des durchzugs und anderer gn. handlung willen, so ksl. Mt. den Eydgnossen gestattet und bewisen hat, bedacht und ingeschlossen wurde, wie sich dann die ksl. Mt. und wir uns desselben zu uch uwerm abscheid nach, so ir von ksl. Mt. genomen, genzlich versechen. Darin werdet ir ksl. Mt. sonder gut gefallen erzeigen. Wir wellen das och ksl. Mt. zu versten geben und darzu gegen uch mit geneigtem willen beschulden. Geben zu Trier am 8. tag monats Juny Ao. etc. 1512.

Nr. 885 Zyprian von Serntein an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Einnahme Veronas durch die Eidgenossen; [2.] Angriff engl. Truppen gegen Frankreich, Eintreffen einer Gesandtschaft des engl. Kg. beim Ks.; [3.] Unterrichtung Kf. Friedrichs über den Reichstag durch dessen Gesandte.

Trier, 8. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 76, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: In seiner ftl. Gn. selbs hand).

[1.] Hat den Kf. in seinem letzten (nicht vorliegenden) Schreiben über den Stand des Krieges in Italien und den Zug der Eidgenossen durch die ksl. Erbländer informiert. Berichtet nunmehr, daß die Eidgenossen am 27. Mai mit 18 000 Fußknechten in Verona einmarschiert sind. Die Franzosen räumten daraufhin die Zitadelle und zogen aus der Stadt ab. Doch haben sy sich vor ksl. Mt. haubtleuten und reten zu Bern vor irm abzug offenlich protestirt und bezeugt, wiewol sy des citadels und der porten abträten, so wolten sy doch damit wider ksl. Mt. nit getan haben, sonder an ksl. Mt. in craft der pundnus, so ir H., der Kg. zu Frankreich, mit ksl. Mt. gemacht hab, zu halten. [...]

[2.] Des Kg. von Engelland und etlichs des von Arragon volk ist in starker anzal uber meer komen. Die haben auf heutigen tag gegen Frankreich den angrif getan. Und ist yetz in disen tagen von dem Kg. zu Engelland ain neue potschaft zu ksl. Mt. an hof komen. Die hat sich an stat irs H. gegen ksl. Mt. vil und hoch erpoten.

[3.] Über die Verhandlungen des hiesigen Reichstags wird Kf. Friedrich sicherlich durch seine Gesandten eingehend unterrichtet.

Nr. 886 Zyprian von Serntein an Bf. Matthäus von Gurk

[1.] Unterrichtung Johann Storchs über das vorgesehene Treffen mit den Eidgenossen; [2.] Weiterleitung von Briefen an den Ks., Rat für diesen zu einer raschen Entscheidung betr. die Eidgenossen; [3.] Anweisung an die ksl. Gesandten zu den Eidgenossen, Erwägungen zum Verhältnis des Ks. zu den Eidgenossen und zum Kg. von Frankreich, Bitte um Bf. Matthäus’ Meinung hierzu; [4.] Wunsch nach Verbleib Johann Storchs; [5.] Übersendung eines ksl. Schreibens, Warten auf den Bescheid des Ks. in Sachen eidgenössische Tagsatzung; [6.] Stellungnahme Sernteins zu einer Denkschrift über das Verhältnis des Ks. zu den Eidgenossen; [7.] Schwere Erkrankung Gf. Eitelfriedrichs von Zollern; [8.] Unklarheit über die Bereitschaft der Reichsstände zu einer Verlegung des Reichstags; [9.] Übersendung eines Schreibens Jakob Villingers.

Trier, 11. Juni 1512

Innsbruck, TLA, I 44/20 II. Teil, fol. 152a-157b, Konz.

[1.] Hat Johann Storch über die geplante neuerliche Zusammenkunft mit den Eidgenossen informiert, doch hat dieser Zürich verlassen und ist nach Mainz geritten.

[2.] Von den Eidgenossen sind zwei weitere, in Zürich abgeschickte Briefe an den Ks. eingetroffen, der erst [Nr. 883], das die Aidgnossen ksl. Mt. auf die handlung hie ainen tag ansetzen gen Zürch, nemblichen auf eritag nach corporis Cristi schirst [15.6.12], den andern von der stat St. Gallen lautend [liegt nicht vor], wie ir das in den eingelegten copeien vernemen werdet. Solh schreiben, sonderlich die tagsatzung, haben der von Zollern und ich ubersehen, und dieweil wir seid der Aidgnossen abschaid nichts mit irer Mt. disputirt, darzu kain bevelh von irer Mt. gehabt, haben wir seiner Mt. solh brief eylunds zuegeschikt und ir Mt. die handlung verkundt. Und wiewol sein Mt. villeicht vermaint, das wir irer Mt. unsern ratslag und guetbedunken hierinnen zueschiken sollen, so haben wir doch irer Mt. so vil ursachen anzaigt und sonderlich, dieweil wir nit wissen, wie irer Mt. sachen bei Frankreich und an andern enden steen, aus den und andern ursachen ist uns unmuglichen und beswerlichen gewest, irer Mt. zu raten. Und dieweil irer Mt. villeicht solh handl bas dann wir wissen hat, haben wir irer Mt. solh sachen haimgestellt und wellen numals warten, wes sich ir Mt. daruber entsleusst. Haben aber auch irer Mt. geschrieben und gebeten, wes sich hierin ir Mt. entsliessen well, das ir Mt. dasselb furderlich tue, dann wir besorgen, sollt ir Mt. disen tag nit besuchen oder sich kainer antwort entsliessen, das die Aidgnossen desselben merklich beswerd haben würden, und irer Mt. angezaigt allerley geferlichait, so auf disem handel sey, aber zu raten ist uns zu beswerlich.

[3.] Aber nichtdestminder, dieweil der tagsbrief so kurz ankumbt und die zeit des tags kurz ist, so haben wir nichtdestminder Schenk Cristoffel von Limpurg, H. Hans Jacoben von Morsperg und H. Hansen von Landau mit allem vleys und ernst geschrieben, das sy auf negstkunftigen sontag [11.6.12] zu nacht gewislichen zu Blümberg sein und darnach gericht, fort auf den tag zu ziehen. Wir haben auch mit grosser mue 300 fl. rh. bey Hg. Ulrichen von Wirttenberg aufbracht den gedachten reten zu zerung. Mittler zeit versehen wir uns, das sich die ksl. Mt. entsliess und uns instruction und bevelch, was irer Mt. will oder gemüt hierinnen sey, zuschiken wird. Und so solhs kumbt, wollen der von Zollern und ich euch solhs auch verkunden, wiewol nutz und gut wer, das ir ksl. Mt. euch und den andern Hh., so bey euch sein, solhe handlung, dieselben zu beratslagen, auch zueschiken solt. Aber die zeit des angesetzten tags ist so kurz, das ich besorg, das eur ratslag so eylunds nicht zuekomen wird. Aber bedunkt euch und die andern Hh. etwas fruchtper, nutz oder guet sein, den reten auf solhem tag das zu verkünden, das stet zu eurem gefallen und entsluss. Ich bin warlich disem handel nit weis genug, und ist ain grosser, beswerlicher handel. Sol die ksl. Mt. auf die handlung, hie beschehen, nichts mit den Aidgnossen handlen, so besorg ich, als gut ytz sein, als pös werd sy herwiderumb. Und so sy kainen grund bey irer Mt. finden, stet wol darauf, das sy sich widerumb für Frankreich declarieren und das das spil über ksl. Mt. ausgee. Und in summa vil darvon zu schreiben, ir als der verstendig wißt das und merers, so daraus komen mag, zu bedenken. Sol sich dann die ksl. Mt. mit inen in handlung geben und Frankreich ganz erzürnen oder handlen, das irer Mt. zu nachtail kom, das wer auch nit guet. Und bedorfen warlich die handlungen gross furbedrachtung und weiser leut. Dann ich besorg, wo es fellt, so seys der garaus [= völliges Ende]. Ich möcht aber dannocht wol leiden, das ir ksl. Mt. ader mir dannocht eur guetbedunken anzaiget, dann ir wisst an zweifel nuzumal, wie all sachen bey Babst und bey Aragon und villeicht bey Frankreich auch steen. Darzue so acht ich genzlich, das die Aidgnossen den abschaid, der hie mit den iren gemacht ist, dem von Sachs und den iren, so im veld sein, noch nit anzaigt haben, und acht darfur, das die Aidgnossen, so dahaim sein, dem von Sachs und den andern die handlung und abschied hie erst ytzo anzaigen. Nu on zweifl so haben sich die Aidgnossen ytz auf dem tag zu Zürch dermaß underret, das sy wissen, wie sy sich gegen ksl. Mt. halten wollen. Dasselbig werden sy iren Aidgnossen im veld auch anzeigen. Und seit an zweifl, dieweil sy in irem schreiben anzeigen, das ksl. Mt. mit volkumener gwalt schiken sol, das sy auch mit volkumener gwalt erscheinen und werden hart darauf ligen, ytzo zu besliessen. Und besorg, das sy sich nit weiter werden lassen aufhalten. Dann die red, so der von Sachs gegen den Schelberg [= Dr. Schellenberger] getan hat, das die Aidgnossen nit uber zwen monat im veld beleiben, dem gib ich ganzen glauben und sonderlich, wo sy mit ksl. Mt. nichts neus besließen. [...]

[4.] Gestern, während der Abfassung dieses Briefes, ist Johann Storch wieder aus Mainz zurückgekommen. Auch wenn er nicht zum Tag mit den Eidgenossen gehen mag, so ist es doch gut, wenn er dauerhaft in Zürich bleibt. [...]

[5.] Weiter, als ich ob disem brief gesessen bin, ist mir ain post von ksl. Mt. komen und darbey vil briefe. Und schreibt mir Villinger und Gabriel [Vogt], ich soll solh eur paket auftun und dieselben briefe all lesen und euch alsdann widerumb zuschiken. Das hab ich also getan und find anfenglichen ainen brief, der da an euch und H. Paulsen laut, antreffend die Aidgnossen [wohl Nr. 881]. Daraus verstet ir, wie ir deshalben handlen solt. Nu ist mittler zeit, als derselb brief aus ist gangen, furgefallen der angesatzt tag gen Zürch. Deshalben ich nit waiß, ob die ksl. Mt. auf solhem schreiben beleiben wird oder ob ir Mt. ain ander maynung oder furslag furnemen wird, auf dem künftigen tag zu Zürch zu handlen. Aber sobald mir von ir Mt. antwort und beschaid kumbt, wil ich euch dasselbig eylends und on verziehen wissen lassen, damit ir euch in allen handlungen dest pas wißt darnach zu richten.

[6.] Und wil euch weiter nicht verhalten, nachdem der von Zollern und ich ksl. Mt. Dr. Schellenbergs briefe alzeit zuegeschikt und irer Mt. dorneben allain unser guetbedunken und kainen ratslag angezeigt, so schreibt Villinger und Gabriel mir doch allein ain langen brief [liegt nicht vor], des ich euch hiemit ain copi zuschik. Daraus verstet etlicher maß ksl. Mt. maynung. Und nemblich auf den artikel, [mit a] bezaichent, haben wir ksl. Mt. geschrieben [Schreiben liegt nicht vor], das wir besorgen, so dermaßen mit Pern [= Verona] gehandelt sey, das alsdann not werd sein, das sich die ksl. Mt. muß gegen dy Aidgnossen irs willens merken lassen. Aber wie, des haben wir irer Mt. kain maß gesetzt, sonder irer Mt. dasselbig haimgestellt. Auf solhen artikl findt ir nu, wie ir Mt. maint, iren grund gestellt zu haben auf zwen weeg, wie das der artikl vermag. Darbey findt ir auf demselben artikl, das in ir Mt. dagegen den pass gegont und den raisigen zeug und geschutz zu leihen bewilligt hat.

Darnach volgt ain artikl, mit b verzaichent. Verstet ir, wes maynung ir ksl. Mt. ist. Ob nu die Aidgnossen dise handlung dermaßen, sonderlich auf den abschaid hie, also verstanden haben, dasselbig waiss ich nit, sonderlich, dieweil sy ainen neuen tag angesetzt haben.

Weiter ain ander artikl mit c. Waiß ich auch nit, ob die Aidgnossen den handl dermaßen hie verstanden haben, dann mich bedunkt, es sey dem abschaid hie nit ganz gemeß. Und so ir ksl. Mt. iren grund nicht auf die Aidgnossen wil setzen, so bedunkt mich, es wer nit not gewest, so vil mit in zu handlen. Aber die sachen sind uber mein vernunft, dann ich waiß euch nicht sonders davon zu schreiben, anders dann das ich besorg, so ir Mt. den Aidgnossen dise maynung werd furslagen, sy sollten widerumb ain sprung zu den Franzosen tun. Und ich halt entlichen darfür, das sy nach laut des artikls d ksl. Mt. begern ganz nichts tun werden, weder mit Bern noch in ander weg, und werden ksl. Mt. irs pass nit vil danken und dem Kg. von Frankreich sagen, das ksl. Mt. sy mit grosser pet darzu bewegt hab, auf Pern zu ziehen und dasselb einzunemen, und wird nit ain klaine ursach sein, sy zusamenzujagen. Und ich besorg, man werd sich nit daran keren, die sach zu plumen, wie man woll.

Auf den artikl e acht ich darfür, das sy, die Aidgnossen, den tag darumb furgenomen haben. Und darumb so ist nit not, vil weiter von der sach zu schreiben, dann ich acht entlichen darfür, das wir die sach dermassen noch nit in der hand haben, dieselben all zu declarieren nach unserm gefallen. Gott geb uns aber die gnad, das und anders wol zu bedenken.

Auf den artikl f bedunkt mich, ir Mt. irt sich in solhem, was doch der Schellenberger den Aidgnossen, die zu Chur sein gewest, all die maynung Bern halben entdekt hat, ob er schon dem amann von Sweiz [Ulrich Kätzi] dieselb hie nit endekt. Wol ist zu bedenken, das der von Sachs und die haubtleut, so zu Chur gewesen sein, disen handel Bern halben nit verhalten haben. Und als ir Mt. setzt in denselben artikl, das nu zeit sei etc., waiß ich nit, ob gut sei, das ir allein auf dise schrift handlt, sonder zu erwarten, was weiter von ksl. Mt. hernachkombt, wie das der Gabriel im besluss seins schreibens anzeigt, ob villeicht ir Mt. etwas endern oder corrigiren wollt.

Auf den artikl g ist kein sonder antwort not, wiewol gut wer, die ding in ziffer [= Chiffre] zu schreiben.

Auf den artikl h bedunkt mich, es sei die sach noch etwas weit, wiewol die ksl. Mt. die sachen darauf stellt auf 7000 ducaten von den Venedigern und 3000 fl. von Castelalter [= Francesco di Castellalto]. Und darnach, was ir und H. Paul [von Liechtenstein] und regenten weiter furnemen solt, darauf waiß ich nit, was ir tun mugt ader werdet. Und zu underrichtung schik ich euch hiemit copeien, wie die ksl. Mt. dem Schellenberger, auch den knechten geschriben hat. [...]

Auf den artikl o lass ich euch wissen, das die ksl. Mt. vor 9 oder 10 tagen des Reichs antwort [Nr. 989/I] gehebt hat, aber noch bis auf dise stund auf alle schreiben, so der von Zollern und ich irer Mt. getan haben, noch nye kein antwort geben oder sich in nichte entslossen. Und ist der tag des kaufmansglaubens [= Vertrauen in einen rechtschaffenen Kaufmann] verschinen und ir Mt. nit komen, und sein warlich die stend ganz verdrosslich, und redt man dannocht vil von dem kaufmansglauben, das mir meins tails etwas wee tut. Wiewol warlich yederman mit gueten worten underhaltet, so besorg ich doch, wir konnens zum letsten nymer erhalten.

[7.] So ist der von Zoller laider in beswerlicher krankhait, und steen sein sachen misslich, Got verleih im gnad, und er ist ganz beswert und die doctores auch etwas zweiflich seiner krankhait halben. Aber wie es sich schikt, wil ich euch wissen lassen. Aber ich hab nichtdestminder euch im bevolhen, das er zu grossem dankt annymbt. Aber der augenspiegela halben hab ich im auch angezaigt; er hat desselben gütlich gelacht, es ist aber aller scherz bey im aus.

[8.] Und damit ir aber versteen mugt, was ksl. Mt. willen wer, den reichstag gein Collen zu verendern, hat mir der Villinger geschriben [Schreiben liegt nicht vor] laut eingeslossner copi, acht wol dorfür, aus ksl. bevelh. Aber ich hab mit dem von Zollern darvon geret, und hett ir Mt. solhs vor 15 oder 20 tagen begert, so wollten wir all stend sonder not gen Collen bracht haben. Aber ob gleichwol ytz ir Mt. bey den stenden solchs handlen würd lassen, waiß ich nit, ob sy das tun werden; das stet zum glük. Aber wie es sich deshalben schikt, wil ich euch nit verhalten. Die leut fahen vast an, stutzig werden.

[9.] Und als vor steet, das mir Villinger geschrieben hab vor seinem aufbruch zu Prüssl, schik ich euch desselben schreiben hiemit in copi. Und ist nit not euch, deshalben darauf zu schreiben, sonder ir vernembt hiemit die neu zeitung, wie es in dem Niderland stet. [...] Datum Trier, 11. Juny Ao. etc. 12.

Nr. 887 Instruktion Berns für seine Gesandten zur eidgenössischen Tagsatzung in Zürich

Auflösung der Verbindung der Ks. mit dem Kg. von Frankreich als Voraussetzung für ein Bündnis mit den Eidgenossen.

Bern, [ca. 12. Juni 1512]

Bern, StA, Allgemeine eidgenössische Abschiede, Bd. M, pag. 271, Kop. (Unterschrift: Stattschriber zu Bern[= Thüring Fricker]).

Instructio uf die haltende tagleystung Zurich zinstag nach corporis Cristi angesächen Ao. etc. 12mo [15.6.12]

Als dann diser tag des merteyls angesächen ist von röm. ksl. Mt. wägen, mit derselben in wyter eynung und verstäntnus zu kommen, wil minen Hh. irs teyls gevallen, anfangs von den ksl. räten zu vernämen, in was gestalten si meynen, das sich ksl. Mt. zu der Eydgnoschaft verrer und wyter dann hievor wollen verpflichten. Und so das würd verstanden, haben ir gewalt, zuzesagen, soverr die ksl. Mt. dem Kg. von Frankenrich abstän und der Eydgnoschaft hilf und bistand wider in wolle tun. Das alldann min Hh. irs teyls dehein friden mit Frankenrich werden annämen, anders dann mit ksl. Mt. gunst, wüssen und willen und das ouch die darin begriffen solle werden. Und ob daran nit benügen gehapt und von hilf und verrer verbindung geredt wurde, mogen ir darzu ouch geburlich red und antwurt geben, doch das nützit zugesagt, sunder solichs wider hinder sich an min Hh. gebracht und demnach zu andern tagen daruber antwurt werde geben, wie dann minen Hh. aber wurd gevallen.1

Nr. 888 Abschied der eidgenössischen Tagsatzung in Zürich

[1.] Ankündigung baldiger Pensionszahlungen durch den Ks.; [2.] Bericht der eidgenössischen Truppen über ihre Erfolge in Oberitalien, Weisungen an die Truppen für ihr weiteres Vorgehen; [3.] Ergebnis der Verhandlungen mit den ksl. Gesandten; [4.] Anberaumung einer weiteren Tagsatzung nach Zürich.

Zürich, 19. Juni 1512

Kop.: Bern, StA, Allgemeine eidgenössische Abschiede, Bd. M, pag. 272-275; Zürich, StA, B VIII 85, fol. 182-185; Basel, StA, Politisches M 1, Italienische Kriege (1510-1512), Nr. 148; Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 77a-78a (nur [3.]; Beilage zu Nr. 893).

Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 444.

Abscheyd des gehaltnen tag angefangen Zurich mittwuch in der applaswuchen Ao. etc. 12 [16.6.12]

[1.] [...] Jeder bot weisdt zu sagen, wie die röm. ksl. botschaft mit uns geredt hat, das wir noch ein kurze zit beiten [= warten] wollen in der bezalung der verschribnen pension; werde röm. ksl. Mt. uns on verzug entrichten lassen.

[2.] Es weisdt ouch jeder sinen Hh. zu sagen, wie dann die unsern im veld harus geschriben haben, das es inen glucklich und wol gange und vor Bafy [= Pavia] jetz mentag vergangen [14.6.12] gelegen syen und etlich schloß und stett ingenommen, die ouch Bäbstlicher Hlkt., Spaniern und Venediern geschworn, wie wir inen geschriben haben den abscheyd jetz mit ksl. Mt. und das uns gevallens syg, das si die lut von stetten und schlossen, so si erobernt, sowol uns Eydgnossen lassen schweren als dem Bapst und den andern, us der ursach, das wir ouch im krieg sind und si nit täding hinder uns annämen. Werdent wir hinder inen ouch nit tun, dann si mogend selbs ermessen, zu was nachteils uns Eydgenossen das wurde dienen, wenn si alle land, sloß und stett solten innämen Bäpstlicher Hlkt., den Spaniern und Venediern und wir nit mit inen in der sach solten sin und wir hieus mit den röm. Keiserlichen tagetind, da uns etwas werden möcht, und dann zwuschen zweyen stülen nidersässen und den costen an uns selbs müsten haben. Und das si uns allwäg wussen lassen, was ir handlung sye, ouch wie es umb si stande, ob si hilf ald [= oder] einicherley notturftig wären. Wollen wir unser lib, ere und gut nach unserm vermogen allwäg tröstlich zu inen setzen, desselben si sich ouch sollind zu uns halten, alles mit mer und lutern worten.

[3.] Als uf den abscheid zu Tryer, desglich des nächstgehaltnen tags hie Zurich röm. ksl. Mt. räta vor uns Eydgnossen erschinen sind mit erschönung ir credenzbriefen und instruction, bdieselb dann under anderm witer grunt, dann unser voriger abscheyd das anzoigt, haben wir uf vil gruntlicher reden irs anbringens uns des verabscheydt und entschlossen, diewil si nit ganz mit vollem gewalt uf vorigen unsern abscheyd gevertiget syen und wir ouch, so si nuws bringen, nit ander bevelch haben dann zu lösen, das wir abermals diß meynung, als si anbringen, in den abscheyd nämen wollen: Das ist namlich von erst,–b ob unsern Hh. gefallen wolle, die erbeynung in etlichen artikeln und meynungen mit witrem und besserm vergriff zu erlutren und besonder mit Bapstlicher Hlkt., ouch dem Kg. von Hispanien witer verstäntnus ze machen, wie nachmals, so man deshalb zu worten keme, witer darvon geredt möcht werden, und das jeder teil dem andern bistand und handhab bewisen und wie das sin solt; am andern, ob uns Eydgnossen in disem zug das gluck zustünde, das wir Meyland erobern wurden und uns nit gemeint wäre, dasselb dem Babst und dem pund inzuantwurten, sonder lieber den jungen Hg. [Massimiliano Sforza] wolten insetzen und er das inhette und gegen Frankenrich befridet wäre, das er uns gebe drümal 100 000 tuggaten, in drien jaren ze bezalende, und darzu uns orten, jedem in sunderheyt, ouch ein järliche pension; zum dritten oder ob uf disem zug uns Meyland nit wurde, das wir doch stillstünden bis herpstzit ald etwas davor und wir uns dann mit herskraft wider erhüben, einen zug uf Meyland zu tun. Wolt ksl. Mt. uns mit 4000 pferden, ouch notturftigem houptgeschutz von Bern [= Verona] helfen, Meyland zu erobern, den Hg. da inzusetzen, doch das wir in daby handhabeten und gegen Kg. von Frankrich befrideten und sicher hetten, aber in obberürter gestalt; zum vierden, diewil ksl. Mt. durch ir land uns paß gegeben und im selbs damit ein schwäre burde ufgeladen, also das er den Kg. von Frankrich verwurkt und in zu unwillen bewegt hab, das er vil anfächtungen und beschwärungen gewarten müsse, und ksl. Mt. begert, in deshalb nit zu verlassen, und ob einicher vertrag oder frid gemacht wurde, in darin nit uszuschließen, sunder getruwlich zu meinen, das im dadurch kein nachteil oder beschwärd mog ziechen, und das er sich des getroisten mög, im des brief und urkund ze geben, darin wir siner Mt. solichs zusagint. Welle sin Mt. uns hinwider gnädenclich und getruwlich ouch bevolchen haben in unsern begegnungenc und uns allwäg gn., guten, nachpurlichen willen bewisen, darzu sich gegen uns ouch verschriben mit dem reisigen zug und geschutz zu disem gegenwurtigen zug, uns den zu lichen, dwie dann solichs alles mit bessern und mer worten, als jeder pot witer ze sagen weisdt, geredt–d.

[4.] Ist daruf ein andrer tag angesetzt, namlich uf mittwoch nach St. Ulrichstag nechstkunftig [7.7.12] nachtz [zu] Zurich an der herberg ze sind eund darumb antwurt ze geben und ze handeln mit vollem gewalt, so der sach den ustrag bringen mag–e.f

Nr. 889 Christoph Schenk von Limpurg und Fh. Hans Jakob von Mörsberg (ksl. Gesandte zu den Eidgenossen) an Ks. Maximilian

[1.] Vorbringen ihrer Werbung, Antwort der Eidgenossen; [2.] Warten der Eidgenossen auf die ksl. Pensionszahlungen.

Zürich, 20. Juni 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 73-74, Kop. (Präs.vermerk am Ende des Stückes: Praesentatum zu Trier in die hofcanzley 26. Juny morgens zu 7 uren; Beilage zu Nr. 893).

[1.] Sind am 16. Juni (mitwoch nach corporis Cristi) in Zürich eingetroffen und haben am 18. Juni die (nicht vorliegende) ksl. Instruktion und den Kredenzbrief empfangen. Und nachdem wir nu darvor gemain Aidgnossen auf derselben irer Mt. instruction zukunft etlich tage mit guten worten aufgehalten, darin sy sich gutwillig erzaigt. Wir haben auch nachmals, als uns die, wie obstet, zukumen, mit pestem, müglichen vleis laut irs inhalts gehandelt. Ist uns auf obangezaigten tage von der versamlung der Aidgnossen zu antwurt worden und gefallen, wie euer ksl. Mt. ab einlygender schrift [liegt nicht vor] zu vernemen hat. [Wir haben] sy auch laut eur Mt. instruction mit grosser mühe und furkerung guts vleis weiter noch verrer nit pringen mogen. Zaigen uns auch darneben an, als unsers bedunkens die warheit sein mocht, wo sy solich euer Mt. beger, die Kgg. Aragon und Engelland betreffend, hinder sich bringen solten, mochte ein unwillen, auch etwa euer Mt. in handlungen und sachen, daran euer Mt. merklich und vil gelegen were, mer verhinderung, nachtails und schadens dann guts geperen. So hab euer ksl. Mt. auch wissen, wie sy on das diser zeit mit Babstlicher Hlkt. in ainigkait und ainen vertrage seyen, darbey sy es auch pleiben lassen wollen. Darnach moge sich eur ksl. Mt. gestalt und gelegenhait aller sachen dester pas zu richten [wissen] und darin zu handeln lassen. Derselben irer Mt. wir uns hiemit underteniglich bevelhen. Datum Zürich sonntags nach Viti Ao. etc. 12.

[2.] Nachschrift: [...] Allergnst. Ks., des gelts halb, so euer ksl. Mt. gemain Aidgnossen auf inventionis crucis nechstverschinen [3.5.12] zu geben verfallen ist, haben wir eur Mt. bevelch nach mit in geredt und gehandlt. Und wiewol sy sich genzlich versehen hetten, in were solich gelt auf disen tage zukumen, nichtdestminder auf unser werbung und angezaigten ursachen haben sy diser zeit gutwillige gedult. Doch wollen sy sich zu euer Mt. genzlich versehen, in werd solich gelt furderlich oder doch auf das allerlengst auf nechst angesetzten tage geantwurt. Datum ut in littera.

Nr. 890 Christoph Schenk von Limpurg und Fh. Hans Jakob von Mörsberg an Gf. Eitelfriedrich von Zollern (ksl. Hofmeister) und Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler)

[Zürich], 20. Juni 1512 (sonntags nach Viti)

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 79a-80a, Kop. (Beilage zu Nr. 893).

Sind am 16. Juni (mitwoch) auf die für den 15. Juni (zinstags nach corporis Christi nechstverschinen) terminierte Züricher Tagsatzung gekommen und haben sich, da ihre ksl. Instruktion noch nicht da gewesen ist, erfolgreich bemüht, die Eidgenossen mit guten Worten hinzuhalten. Nach dem Eintreffen der Instruktion und der Kredenz am 18. Juni (freytag) begannen die Verhandlungen, über die sie von den Eidgenossen einen Abschied erhielten, wie er im Schreiben an den Ks. (Nr. 889) zu ersehen ist.

Hans von Landau konnte krankheitsbedingt nicht zur Tagsatzung kommen. Johann Storch hält sich noch in Zürich auf. Deshalb möge Landau nachdrücklich angewiesen werden, auf der nächsten Züricher Tagsatzung zu erscheinen, falls der Ks. ihn dorthin verordnet, da Mörsberg, wie aus dessen beiliegendem Schreiben hervorgeht,1 andere Verpflichtungen hat und nicht weiß, ob er wieder rechtzeitig nach Zürich zurückkommen kann. Auch die Teilnahme Storchs wäre gut.

Zettel: Die Eidgenossen haben sich auf dieser Tagsatzung über beleidigende Äußerungen einiger Gesellen aus Feldkirch gegen sie beschwert und darum gebeten, derartiges zu verhindern. Nu habt ir wissen, das dises volk solch und dergleichen reden nit erleiden mugen, ist auch wider die erblich ainigung [Nr. 891 Anm. 1]. Daher ist anzuraten, Fh. Hans von Königsegg Weisung zu geben, solche Schmähungen so weit wie möglich zu verhindern.

Nr. 891 Zyprian von Serntein an Ks. Maximilian

[1.] Übersendung von Informationen zu den eidgenössischen Tagsatzungen; [2.] Mangel an Zehrungsgeld für Johann Storch und die übrigen ksl. Gesandten; [3.] Ausstellung gemeinsamer Kredenzschreiben für die ksl. Gesandten; [4.] Wichtigkeit fristgerechter Zahlung der vertraglich vereinbarten Pensionen an die Eidgenossen; [5.] Notwendigkeit, die Schmähreden gegen die Eidgenossen einzustellen.

[Trier], 26. Juni 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 130a u. b, 133a, Konz.

[1.] Heute (samstags) sind mit der Post die beiliegenden Schreiben eingetroffen. Sie umfassen den Abschied der jüngsten Züricher Tagsatzung (Nr. 888) sowie einen Bericht über die dortigen Verhandlungen (Nr. 889) und enthalten die Nachricht von der Anberaumung einer weiteren Tagsatzung in Zürich am 7. Juli (mitwochen nach St. Ulrichstag nehistkomende). Übersendet diese Schriftstücke unverzüglich, da die Angelegenheit eilig ist, mit der Bitte, hierzu einen Entschluß zu fassen und für die vorgesehenen Gesandten zu der Tagsatzung eine Instruktion, einen Kredenzbrief und andere notwendige Schreiben ausfertigen zu lassen.

[2.] Dann euer ksl. Mt. aus des von Lympurgs schreyben vernemen, das er seiner merklichen gescheft halb vermaynt, euer ksl. Mt. zu ersuchen, das auch H. Hans von Landau mit krankheit beladen sey. So zaigt der von Morsperg ane, das er anderer euer ksl. Mt. merklicher gescheft halb fursorg trag, das er den angezaigten tag nit besuchen mog. Johann Storch ist noch hie zu Trier ganz willig und gehorsam, sobald er mit zerung fursehen werde, von stund an aufzusein, geyn Zürich zu reyten und ferers beschaids daselbst zu gewarten. Nu ist aber, als euer ksl. Mt. wissen, hie gar kein gelt. Darumb wollen euer ksl. Mt. darauf gnediglich gedacht sein, wie oder durch wen er deshalb mit gelt abgefertigt werden soll. Und acht ich by mir, wo ime itzo 50 fl. gegeben, damit er hie aus der herberg und bis geyn Zürich komen mocht, er solt damit zufriden und weiter aber wie vor das best tun. Der von Zoller sailiger und ich haben jungst mit Hg. Ulrichen von Wirtemberg sovil gehandelt, das er Schenk Cristof 300 fl. zugeschickt. Davon sie die zerung nestgehalten tags bezalt. Trag aber fursorg, das die somma, so daran uberpliben sey, zu dem künftigen tag, der meyns versehens etliche tege wehren mocht, nit gnug sein werde. Das zaig euer ksl. Mt. ich guter maynung ane, des wissens zu haben und darin fursehung zu tun. Desgleichen, so der Storch alda im leger pleiben soll, als die notorft merklich erfordert, das er alsdann auch mit zerung fursehen werde, angesehen, das er am nehsten, als er aus Zürich geschieden, mit grossen unstatten selbs gelt aufbracht und des von Lympurgs und Morspergs, auch syn selbs zerung erbarlich bezalt und dardurch vil geschreys, so euer ksl. Mt. davon entstanden seyn mocht, verhut hat. Und bedeucht mich nit unfuglich, das euer ksl. Mt. ime deshalb geschriben und gn. dank gesagt hett.

[3.] Regt an, Instruktion und Kredenz auf Christoph Schenk von Limpurg, Hans von Landau und Storch gemeinsam ausstellen zu lassen, eventuell auch noch auf Ulrich von Habsberg und andere, die in der Nähe ansässig sind.

[4.] Empfiehlt, die laut Einungsbrief am 3. Mai 1512 (des hl. creuzs tag inventionis nehistverschinen) fällig gewesenen 2700 fl. 1 auf der kommenden Tagsatzung zu bezahlen, weil die Eidgenossen sich über die Verzögerung bereits beklagt haben. Das mocht in andere wege vil frucht und willens bringen, dann wo das nit beschicht, trag ich nit cleyn fursorg, das sie darab merklichen unlust, der besser vermyten were, emphangen werden.

[5.] Fh. Hans von Königsegg möge gefohlen werden, die Schmähreden in Feldkirch gegen die Eidgenossen unter Strafandrohung abzustellen und die Übeltäter zu bestrafen, wie dann ein besonderer artikel in der veraynigung das gar lauter und weyter anzaigt,2 dann on das nichts gutes noch eynicher fruntlicher, nachpaurlicher wille daraus volgen wurde. [...] Geben am 26. tag Junii 1512.

Nr. 892 Zyprian von Serntein an Jakob Villinger (ksl. Kammermeister) und Gabriel Vogt (ksl. Sekretär)

[1.] Probleme bei der Beförderung der Briefe zu den Verhandlungen mit den Eidgenossen, Lösungsvorschlag; [2.] Übersendung seiner Vorschläge an den Ks. für die nächste Tagsatzung, Bitte um ksl. Weisungen hierfür; [3.] Bitte um Zehrung für die Gesandten zu den Eidgenossen; [4.] Bitte um Abstellung der Beschwerde Johann Storchs; [5.] Notwendigkeit umfassender Vollmacht für die ksl. Gesandten.

Trier, 26. Juni 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 131a-132a, Konz.

[1.] Hat die von ihnen übersandte, die Züricher Tagsatzung betreffende Instruktion einschließlich der Kredenzschreiben und anderen Briefe am Vormittag des 14. Juni (montag nach corporis Cristi nehestvergangen) erhalten, einige weitere Christoph Schenk von Limpurg gehörende Briefe dazugebunden und den hier weilenden Verwalter des Postmeisters angewiesen, alle Schriftstücke auf dem schnellsten Weg weiterzubefördern. Dennoch sind sie erst am 18. Juni (freitags) Christoph Schenk von Limpurg und Fh. Hans Jakob von Mörsberg in Zürich ausgehändigt worden, nachdem diese die eidgenössischen Gesandten bereits drei Tage lang hingehalten hatten. Am 20. Juni (sontag nestvergangen) haben die beiden ksl. Beauftragten den Abschied der Tagsatzung abgeschickt, der am heutigen 26. Juni bei ihm eingetroffen ist. Entschuldigt sich für diese lange Verzögerung.Und nachdem, als ir wissen mogent, ksl. Mt. alweg aus Trier durch die hofboten in dreyen oder das lengst in vierdehalben tagen brief zu Zürich gehabt und dann widerumb ein tag dahin gesetzt und die instruction und andere notorftige brief, zum selben tag gehorig, von ksl. Mt. verfertigt und abermals seumnis und verhinderung mit uberschickung derselben durch die posten gebraucht werden mocht, solichs alles zu furkomen, so wollent dem postmaister [Johann Baptista von Taxis] diese mengel und gebrechen furhalten und ernstlichen anzaigen, wo die post durch ine nit bas fursehen, bestellt oder gefurdert werde, so bedeucht mich furtreglicher sein, das zwen oder drey hofboten her geyn Trier verordent und gelegt, die alleyn zu der Eydgenossen handelung, daran dann dieser zyt merklichs gelegen seyn wil und vil brif hin und wider darin versehelich ausgeen werden, gebraucht würden. Und obwol etwas merer kosten darauf gyng, des müst man sich getrosten, dweil so grosser unfleis uf der posterey der ende beschicht, und die posterey ablegen. Doch stell ich solhs zu ksl. Mt. und eurm gefallen, ungezweifelt, ir das by euch selbs fur nottorftig achten und zum besten bedenken werdent.

[2.] Auch schreyb ich hiemit ksl. Mt. mein gutbedünken und maynung des kunftigen tags halben zu Zürich, auch von wegen anderer sachen [Nr. 891], wie ir ungezweifelt vernemen werdent. Darumb wollent mit ernstem vleis anhalten und furdern, das ir Mt. sich darin ires willens entlich entsließ, deshalb instructio, gewalts und credenz, auch andere nottorftige brif furderlichen verfertigen lasse, auch sunderlich die brief an die rete, so ir Mt. zu gemeltem tag verordnen wil, damit inen solich brif zeitlich zugeschickt werden, den tag darauf mogen besuchen.

[3.] Desgleichen wollent guten vleis ankeren, das die rete und Johann Storch, der dann eyn zeit lang zu Zürich pleiben muß, mit notorftiger zerung fursehen werden.

[4.] Auch schreyben die hofrete und ich ksl. Mt. von wegen des gnanten Storchs. Darin wollent auch ernsten vleis furwenden, damit bygesante pergamener brif, den euch maister Vincenzen [Rogkner] furbringen wirdet, durch ksl. Mt. verzaichnet, mir furderlich zugeschickt und desselben Storchen beschwerung dardurch abgeleynt, er auch zu reyten dest genaigter werde. Und wollent mich uf alle artikel wider antwort wissen lassen, mich darnach haben zu richten. Geben Trier 26. Juny Ao. etc. 12.

[5.] Nachschrift: Und nachdem in der Aydgnossen abschied, wie ir vernement, begriffen ist, das ksl. Mt. rete auf den abschid, der Aydgnossen botschaft zu Trier gegeben, zu nestgehaltem tag nit sollen mit vollem gewalt verfertigt gewest, darumb wil not sein, das zu kunftigem tag den reten deshalb gnugsamer gewalt gegeben werde. Des wollet ksl. Mt. aigentlichen erinnern, auch fur euch selbs unvergessen seyn.

Nr. 893 Zyprian von Serntein an Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall)

Bitte um Liechtensteins Ratschlag für die weiteren Verhandlungen der ksl. Gesandten mit den Eidgenossen.

Trier, 27. Juni 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 72, Orig. Pap. m. S.

Übersendet Abschriften des Abschieds der eidgenössischen Tagsatzung in Zürich (Nr. 888) und der Briefe, die die ksl. Räte von dort übersandt haben (Nr. 889, 890). Daraus sind die Anberaumung einer weiteren Tagsatzung für den 7. Juli (mitwuchen nach Udalrici) und die dort vorgesehenen Verhandlungsthemen ersichtlich. Dergleichen ich dem von Gurgg auch zugeschickt und dabey angezaigt, das mich gut bedunkt, dieweil er yetzo nahet bey dem handel der Aidgnossen ist, auch am schiersten und besten wissen und erkunden mag, wie oder welchermassen der Aidgnossen furnemen oder handlung im veld und sunst yetzo gestalt sey oder sich anschick, das er dann seinen rat und gutbedunken den reten gen Zürich zu dem gemelten tag auf der post gewißlichen zuschick, sich daryn zu ersehen, ob etwas, dem handl dienstlich, darin erfunden würde, das in ksl. Mt. instruction nit begriffen were, sich des zu behelfen, und würd ir ksl. Mt., als ich mich versich, meinem anzaigen nach einen besondern artikel deshalb in der rete instruction setzen lassen. Darumb bedeucht mich gut, doch wo euch solichs für fueglichen ansicht, daz ir demnach eurn rat und gutbedunken den gedachten reten berürter maynung auch gen Zürich zuschicken, desgleichen bey dem regiment zu Ynnsprugk, ob euch gut bedeucht, daz ich zu eurm gefallen stelle, verfertigen, angesehen, das diser handl groß und dapfer ist. Das wellet von mir guter mainung versteen. So würd ich Johann Storchen, der yetz hie ist, dise künftige wuchen gen Zürch fertigen und nach ksl. Mt. bevelh bescheiden, ain zeitlang zu Zürch zu pleiben und solher, auch anderer handlung auszuwarten. [...] Was mir dann auf obbemelte schrift und handlung von ksl. Mt., der ich die eylends zugeschickt hab, weiter begegent, soll euch auch unverhalten pleiben. Tue mich euch hiemit bevelhen. Datum Trier am 27. tag Junii Ao. etc. im 12.

Nr. 894 Ks. Maximilian an seine Gesandten zur eidgenössischen Tagsatzung in Zürich

[1.] Übersendung eines Nachtrags zur ksl. Instruktion für die Verhandlungen auf der nächsten eidgenössischen Tagsatzung; [2.] Nachfrage nach der Antwort der Eidgenossen auf zwei von ihren Reichstagsgesandten heimgebrachte Punkte.

Turnhout, 2. Juli 1512

Zürich, StA, A 176.1, fol. 198, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt).

[1.] Edlen und lb. getreuen, als wir euch vorgestern [30.6.12] unser instruction, was ir auf mitwoch nach St. Ulrichstag nechstkünftig [7.7.12] auf dem tag zu Zürich mit gemainer Aidgenossen räten und sandpoten handlen solt [liegt nicht vor], zuegeschickt, haben wir vergessen, die nachvolgend maynung dareinzustellen. Darumb wir allain dise post hiemit zu euch vertigen, nemblich:

[2.] Nachdem sy die maynungen, so wir auf nechstgehaltenem tag an sy geworben, angenomen haben, haimzupringen, und sunderlich zwo sachen, die ain, unser erbainigung in etlichen artiklen mit weiterm und pesserm vergriff zu erleutern, auch mit Babstlicher Hlkt. und dem Kg. von Aragon weiter verstentnus zu machen, wie yeder tail dem andern hilf und beistand beweisen sollt, die ander, so wir umb der Aidgenossen willen (daz wir inen den paß guetlich vergönt) den Kg. zu Frankreich wider uns bewegt haben, ob uns dann ainich beswärd von im zuestuend, daz uns die Aidgenossen darin nit verlassen, sunder uns getreulich maynen, hilf und beistand beweisen, ob inen auch ainicher vertrag oder frid begegnen würd, uns darin nit aussliessen und uns des zu mererm trost und sicherhait ir verschreibung geben, dagegen wir sy hinwider auch gnädiglich und getreulich bevolhen haben und inen in all weg gn., gueten, nachperlichen willen beweisen wellen etc., demnach ist unser ernstlicher bevelh, das ir an gemainer Aidgenossen rät und sandpoten mit vleiss und ernst werbet, uns auf disem tag zu erkennen zu geben, wes sy sich auf die gedachten zway unser vorgetanen begern bedacht haben und was ir maynung und gemuet darin sey, damit wir uns darauf unsers willens entsliessen und derselben und anderer sachen halben auf dem nechsten tag, den ir ietz an sy werben solt, dest pas gefaßt erscheinen mügen. Dann wiewol die artikel, das Hgt. Mailand berürend, auch hinder sich zu pringen angenomen sein, dieweil sich aber die sach seid unserer nechsten werbung vil verkert hat, wellen wir deshalben auf künftigem tag unser maynung neben andern sachen verrer mit inen handlen. Daz wolten wir euch nit verhalten. Und so ir gemainer Aidgenossen antwort und maynung auf die angezaigten zwen haimgeprachten artikel erlangen werdet, so wellet uns derselben auch gewislich neben anderm berichten und darin gueten vleiss geprauchen. Daran tuet ir unser ernstliche maynung. Geben zu Dürnat in Brabant am andern tag July Ao. etc. duodecimo, unsers reichs im 27. jaren.

Nr. 895 Instruktion Berns für seine Gesandten zur eidgenössischen Tagsatzung in Zürich

[1.] Ablehnung einer Einbeziehung des Papstes und der Kgg. von Aragón und England in die Verhandlungen, Befürwortung eines Bündnisses mit dem Ks. als Rückhalt gegen Frankreich; [2.] Kein Frieden oder Bündnis mit Frankreich ohne Berücksichtigung des Ks.; [3.] Zustimmung zur Wiedereinsetzung der mailändischen Hgg., damit verbundene Gewinne; [4.] Drängen auf Vollmacht für die Gesandten aller eidgenössischen Orte.

Bern, [4. Juli 1512]1

Bern, StA, Allgemeine eidgenössische Abschiede Bd. M, pag. 289-290, Kop. (Unterschrift: Stattschriber[= Thüring Fricker]).

[1.] [...] Und nachdem uf disem tag mit röm. ksl. Mt. gehandelt sol werden, wil minen Hh. anfangs nit gevallen, in denselben handel die Bäpstliche Hlkt., Kg. von Hispanien oder Engelland zu ziehen. Aber ksl. Mt. und besunder die erbeynung zu bessern und zu sterken und namlichen hilf umb hilf und doch alwäg in ksl. Mt. sold und costen, ouch zu handhabung der erblichen land, und wie dann darumb ein march [= Markierung, sichtbares Zeichen] angezeigt möchte werden, darin haben ir gewalt, mit andern zu handlen und zu beschliessen, als das die notturft gegenwurtigen löufen nach wol vordert. Dann nachdem der frankrichisch Kg. durch ein Eydgnoschaft us Italien vertriben und deshalb der krieg und die vindschaft vorhanden ist, achten min Hh. not sin, einen ruggen zu haben, damit si iren vigenden [= Feinden] allzit dester furer mogen begegnen.

[2.] Ir haben ouch gewalt, ksl. Mt. zuzesagen, mit Frankenrich deheinen friden noch pundnus anzunämen, dieselb ksl. Mt. sye dann darin begriffen und versächen. Desglichen begeren min Hh., sich widerumb ouch zu beschächen.

[3.] Und [wenn] von dem eroberten Hgt. Meyland und andern stetten und schlossen anzug beschäche, wolte minen Hh. irs teils gevallen vor allen dingen, die vertriben Hgg. wider inzusetzen und ouch denen hilf und handhabung zu tund und dagegen die 300 000 tuggaten, ouch die 50 000 tugaten pension zu nämen und daby ouch zu behalten die anstossenden schloß, stett und land des gebirg als Lowers [= Lauis], Luggarn [= Locarno], Thum [= Domodossola] und Cum [= Como], wie dann darvon witer geredt mag werden.

[4.] Und soverre in dem handel mit ksl. Mt. nit jederman gewalt hätte zu beschließen, damit dann usträgenlich gehandelt möchte werden, so geviele minen Hh., das dieselben boten, so nit gewalt hätten, ab dem tag iren Hh. und obern verkundung täten und hinwider von inen antwurt werden und deshalb nit voneinandern schieden, der beschluß wäre dann vorhin beschechen. In dem allen wussend ir zu handlen nach nutz, er und notturft miner Hh. 2

Nr. 896 Abschied der eidgenössischen Tagsatzung in Zürich

[1.] Nichterscheinen der ksl. Gesandten auf der Tagsatzung, Gesprächsangebot des Papstes und Venedigs, Beibehaltung des Kriegszustandes mit dem Kg. von Frankreich; [2.] Bereitschaft zu Verhandlungen mit dem Papst, den Kgg. von Aragón und England sowie den Mailändern.

Zürich, [8. Juli 1512]

Bern, StA, Allgemeine eidgenössische Abschiede Bd. M, pag. 296-299, Kop.

Abscheyd des gehaltnen tags Zurich, angefangen mittwuch
nach St. Ulrichstag Ao. etc. 12mo [7.7.12]

[1.] [...] Als dise tagleystung angesächen ist gewäsen, red und ratschlag ze tund unsers erhepten kriegs halben, darin wir sind mit dem frankrichischen Kg., und besonder uf anzoig etlicher artikeln, darin dann gegen die röm. ksl. Mt. uf dem richstag zu Trier, desglich mit siner Mt. räten nechstgehaltens tags Zurich gearbeyt, und unsers willens nit anderst gewäsen ist, dann wir Eydgnossen solten uns uf vorig abscheyd jetz mit ksl. räten deshalben witer vereinen und entlicher meynungen entschließen, und aber die ksl. rät nit uf diser tagleystung erschinen sind und uns der cardinal von Sitten [Matthäus Schiner] in namen Bäpstlicher Hlkt. botschaft geschickt, ouch der durchluchtigen Hft. von Venedy fursecher gemeins hers uns geschriben hat, mit uns ze handlen und zu reden zu volkommen gemeins nutzes, haben wir daruf nach betrachtung aller unser Eydgnoschaft wolfart und glucks, so uns von Gott zugesandt ist, dem wir des lob und dank sagen sollen, uns entschlossen, so doch wir verstond, das der frankrichisch Kg. noch allerley rustungen hab, das sich aller unser Eydgnoschaft houptlut, venrich, rät und kriegslut, so im feld dainnen sind, nochmals dainn enthalten und keinen ufbruch geschächen lassen, sonders also dainn bliben und witer unsers bescheyds warten und gar mit nieman einichen frid noch bericht annämen, sonder ob das ytzit an si lange, das an uns Eydgnossen hius langen lassen sollen und die, so das begerten, an uns wisen.

[2.] Und ob Bäpstliche Hlkt., der Kg. von Hyspanien, die Hft. Venedye und Meylander ytzit mit uns Eydgnossen ze reden und ze handeln begerten, als ir und unser aller notturft, ouch die billikeyt das erforderte, mogend si sich eins tag harus in die Eydgnoschaft, in wöliches ort si wollen, vereynen und uns Eydgnossen solichen verkunden und also uf denselben tag ir vollmechtig anwält schicken. Werden wir Eydgnossen denselben tag ouch besuchen und inen red umb red geben und mit inen stattlich handlen nach der gepur. [...]

Nr. 897 Christoph Schenk von Limpurg (ksl. Gesandter) an Zürich

ohne Ort, 10. Juli 1512 (sambstag nach Kyliani)

Zürich, StA, A 176.1, fol. 199, Orig. Pap. m. S.

Wie aus dem beigefügten Schreiben (Nr. 894) zu ersehen ist, hat der Ks. seine nach Zürich entsandten Räte angewiesen, dort mit der Eidgenossenschaft zu verhandeln. Da sie jedoch möglicherweise am Kommen gehindert sind, möge Zürich mit den eidgenössischen Boten nach besten Kräften so handeln, als wären die ksl. Räte zugegen. Wir sind auch one allen zwyfel, die andern befelch und instruction seyen nunmer auch auf dem weg und sollend pald kumen. Und was ir also erlangt, wellend uns, soferr mitler zeyt die ret mit der instruction nit komen, von stund an bey der post zuschicken, darmit wir des ksl. Mt. furderlich berichten mugen. Und wollend hierin handeln, als sich ksl. Mt. ungezwyfelt zu euch versicht.

Nr. 898 Johann Storch (ksl. Sekretär) an Zyprian von Serntein

[1.] Befremden der Eidgenossen über das Ausbleiben der ksl. Gesandten, daraus resultierende Gefahr für ihr Verhältnis zum Ks.; [2.] Drängen auf einen Entschluß des Ks. in Sachen Bündnis mit den Eidgenossen; [3.] Chance auf eine eidgenössische Eroberung der Gft. Burgund; [4.] Distanzierte Haltung verschiedener Personen; [5.] Bitte um Ablösung durch eine finanzkundige Person; [6.] Möglichkeit des Abzugs der eidgenössischen Truppen aus Italien; [7.] Indirekte Kritik eines Züricher Priesters am Verhalten des Ks.

Zürich, 14. Juli 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 256/VIII, fol. 45-46, Orig. Pap. m. S.

[1.] Edler, gn., günstiger, gebietender H., nach gebürender dinstlicher erbietung füg ich euch zu vernemen, das ich auf das schreiben, euch aus Trier getan [liegt nicht vor], mich eylends auf den weg naher Zürich zu gefügt. Und als ich daselbst hinkomen, hab ich befunden, das die Aidgnossen drey tag gewartet und von ksl. Mt. wegen nyemants erschinen und wir die sau haimgefurt, ich auch weiter gehandelt, wie ir aus meinem schreiben, ksl. Mt. hiemit getan [liegt nicht vor], volliger zu vernemen hapt. Ist warlich bey unser partey, auch dem gemaynem manne vil unlusts und seltzamer rede erschollen aus dem aussenpleiben, auch anderer unfruntlicher handelung, mir furbracht und in meiner schrift angezaigt. Besorg genzlich, wo ksl. Mt. sich nit anders in handel schicken, das der undertaynig, getreuer, genaigter wille, den sie bisher zu ksl. Mt. getragen, erlescht und ir Mt. oder iren loblichen heusern Osterreich und Burgundi nit vil guts davon entsteen werde, dann sie nit leichtlich zu bochen sein und allweg, wann sie wollen, ein zwickmülen haben. Es wil auch mit den leuten nit geschertzt, sonder mit ja und neyn und nit opinative gehandelt sein.

[2.] Darumb verhelfent und seit darob, das sich ksl. Mt. entlichen einer meynung entschlies, was ir Mt. in disen hendeln zu tun oder zu lassen, zu geben oder zu nemen sey und nit lang in dem armbrust lig, dann es wil nit lenger gefeyrt oder gebitten sein, und wo ir ksl. Mt. sich seumbt, werden sy nit verziehen, als dann ir notorft erfortert, dann es lauft ine teglichs gros volk zu. So haben sy den syg in der hand und gut naygung und begiert, ksl. Mt. nutz und guts zu schaffen, soferr das bey irer Mt. angenomen oder erkant werden wil.

[3.] Ich verstehe auch so vil, wo sy mit irer ksl. Mt. in Ytalien entschaft machen, das sy irer Mt., so sy des begert und gevallen tregt, Hochburgundi auch erobern und einantworten werden.

[4.] Mich bedunkt genzlichen, das ich itzo hie etliche, mit den ich mich vormals vil beholfen gehabt, etwas scheulichen erzaigens und ansehens, dann ich sy in meynem abscheid verlassen, befunden. Das sich aus den artikeln, in ksl. Mt. brief gemeldet, ursachen mag, auch besser vermiten were und dies volk bey gutem willen zu behalten und diser zeit seiner furderung und hilf zu gebrauchen, sovil die notorft erfordert.

[5.] Ich besorg, das ich die harr kein ander lob dan wie H. Hans von Künigsegk oder Dr. Schad in diser landsart erlangen [kann] und mit unglauben abscheyden [muß], dweil nit anders gehandelt werden wil. Ist darumb mein hochste bitt, ir wollent getreuer fürderer und anschicker sein, damit ein ander, der in fynanz- und flihenden hendeln hof[fentlich] gescheyder und geschickter sey wann ich, an mein stat here verordent und ich gnediglich abgefordert werde, dann ich solichs unzher nit erlernet oder geübt, auch, ob Got wil, des hinfur müssig steen. Wil auch darauf bis auf eur nehistkunftig schreiben hie verharren und darnach von hynnen abscheiden, dann ich merk, das wenig gnad oder danks hie zu erlangen ist und yderman den kopf aus der schlingen zeugt. So erkenn ich mich den grossen, dapfern hendeln ganz zu doricht und unverstendig, und solt etwas durch mein einfalt verwarlost werden, gebet mir ein ewig nachsag, des ich mich selbs zu verheben schuldig bin.

[6.] Ich versiche mich genzlichen, dweil ksl. Mt. dieses wesen und eroberung der flecken so ganz veracht und nichts darzu tut, als meins bedunkens billich beschehe, das die Aidgnossen mit rat und hilf Babsts, Hispani und Venedig die eroberten flecken besetzen und das uberych volk heimziehen lassen werden, dann sy von disem tag ire botschaft hienein zu den hauptleuten gefertigt und denselben, davon zu handeln, villeicht bevelch geben haben. Euer verfenglich widerantwort, mich darnach haben zu richten. Geben Zürich am 14. tag July Ao. etc. duodecimo.

[7.] Nachschrift: Es seint vil seltzamer rede geschehen, das ksl. Mt. bisher so gar gefeyert und nichts in der sachen gehandelt. Deshalb hat ein priester uf nestvergangen sontag [11.7.12] hie im münster gepredigt und, als mir durch glaubwirdig personen gesagt ist, nach der predig[t] für unsern Hl. Vater, den Babst, gebeten, darauf geret: „Ich solt für unsern H. Ks. bitten. So schleft er, ich wais nit, wo er ist.“ [...]

Nr. 899 Zürich an Bern und in gleicher Form an Luzern, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden, Zug, Glarus, Basel, Freiburg, Solothurn, Schaffhausen, Abt von St. Gallen, St. Gallen, Appenzell und den Grauen Bund

[1.] Bitte des Ks. um Schutz der Gft. Burgund vor frz. Angriffen, ksl. Verbot des Zuzugs von Knechten zum Kg. von Frankreich; [2.] Einberufung einer weiteren Tagsatzung.

Zürich, 27. Juli 1512 (zinstags nach Jacobi apostoli)

Orig. Pap. m. S.: Bern, StA, Unnütze Papiere Bd. 61, Nr. 68 (an Bern).

Konz.: Zürich, StA, B IV 2, fol. 102a.

[1.] Die Adressaten1 wissen, in was werbung und geschäft ksl. Mt. gegen uns wider den frankrichischen Kg. bisher gestanden ist und wir hinwider mit ir und [daß] die röm. ksl. Mt. mit ir botschaft den letstvergangnen tag Zürich durch kurze der zit nit hat mögen erlangen. Heute nun hat der ksl. Sekretär Johann Storch um Anberaumung einer weiteren Tagsatzung gebeten, zu der der Ks. seine Räte schicken will, zudem uns bericht, wie sich die Franzosen in groser zal zu ross und fus rusten gegen und zuwider die Gft. Burgundi, und soferr die uberzogen wurde, das dann wir Eidgnosen unser getruw ufsechen zu derselben Gft. haben, mit vermanung der erbeynung hilflichs bistands, dero sich och ksl. Mt. getroist, und bsonder, das wir ansechen, das sin Mt. gegen Frankrich von uns Eidgnosen wegen in disen last kommen sig. Welle sin Mt. dagegen och tun und erstatten, was sich gepür, und sonders, das wir Eidgnosen mit den Franzosen nützit practicieren und annemen noch zur zit, bis siner ksl. Mt. handlungen, alles in mer worten. Och sich dabi erzoigt, wie groß mißfallen ksl. Mt. hab an dem, daz etlich landsknecht zum Franzosen geloffen sigen, und [daß] sin Mt. mandat [Nr. 911] hab lassen usgon bi verlierung libs und guts, daz ir einer dahin ziehe und wer dawider tuge, Gf., H. oder knecht, daz der an lib und leben gestraft soll werden.2

[2.] Angesichts der Bedeutung und Dringlichkeit besagter Angelegenheiten, für die eine Lösung gefunden werden muß, beruft Zürich für den 15. August (unser lb. Frowen tag der himelfart zu mittem Ogsten nechstkunftig) eine weitere Tagsatzung ein, um ze handeln und ze tun das, so unser aller lob, rum und er sin mög. Ersucht um Beschickung. Hat auch den Ks. entsprechend informiert.

Nr. 900 Pietro Lando (venezianischer Gesandter in Mantua) an Venedig

Mantua, 9. August 1512

Inhaltsangabe: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 14, Sp. 567 (ital.).

Ks. Maximilian, der sich in Köln aufhält, bespricht sich mit Massimiliano Sforza. Er soll diesen mit Mailand belehnt und ihn dorthin geschickt haben. Die vier mailändischen Gesandten trafen auf dem Weg zum Ks. mit Massimiliano Sforza zusammen.1

Nr. 901 Abschied der eidgenössischen Tagsatzung in Baden im Aargau

[1.] Beratungen über die Einsetzung Massimiliano Sforzas in Mailand; [2.] Vertagung des Ersuchens ksl. Räte nach Erstellung eines Anschlags zum Schutz der Gft. Burgund; [3.] Angebot der Eidgenossen zur Vermittlung zwischen dem Ks. und Venedig.

Baden im Aargau, [12. August 1512]

Zürich, StA, B VIII 85, fol. 196a-197b, Kop.

Teildruck bzw. Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 458.

Abscheid des gehaltnen tags zu Baden in Argow, angefangen uf mittwuchen nach Larenti Ao. 12 [11.8.12]

[1.] [...] Fürer als nach erobrung des Hgt. Meyland diser tag alhar in die stat Baden angesetzt ist, daruf zu reden und sich zu entschliessen, in was gestalt man den jungen Hg. von Meyland [Massimiliano Sforza] in dasselb Hgt. setzen welle uf etlich anzöig und underred, zu vorgehaltn tagen deshalb beschechen. Und also uf disen tag hie zu Baden sind erschinen röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., träffenlich räte, och des Hgt. Meylands etlich botschaften und mit denselben von insatzung wegen Hg. Maximilians vil und mengerley geredt ist. Sind am letsten etlich artikel begriffen und bedersit uf ein hindersichbringen angenommen,1 und ist jedem boten derselben gestellten artikeln ein copy geben, sinen Hh. und obern die furzubringen, sich daruber zu beraten und uf dem tag, so darumb uf suntag nach St. Verenetag nechst [5.9.12], nachtz widerum zu Baden an der herberg zu sind, angesetzt ist, entlich zu antwurten und die ding zu beschliessen, angesechen, das der handel keine lange verzug liden mag, wie die boten das zu sagen wussend.

[2.] So haben ksl. Mt. rät angezogen, mit inen niderzusitzen und von einem zug in Burgun anschlag ze tund, desglich uf ksl. Mt. ein getruw ufsehen zu haben. Denen ist geantwurt, das wir diser zyt mit andern gescheften beladen sind und darumb nit bevelch habent. Wir wellent aber das gern heimbringen und uf dem nechsten tag darumb antwurt geben. [...]

[3.] Eine Gesandtschaft von Venedig warb um ein Bündnis mit den Eidgenossen. Diese antworteten, sie hätten eine Vereinigung mit dem Ks. und könnten sich nicht mit Venedig verbünden, bevor dessen Konflikt mit dem Ks. nicht beigelegt sei. Hierfür böten sie ihre Vermittlung an. Die ksl. Gesandten erklärten sich bereit, dieses Angebot dem Ks. heimzubringen und auf der nächsten Tagsatzung zu antworten.

Nr. 902 Christoph Schenk von Limpurg, Hans von Landau, Ulrich von Habsberg, Rudolf von Blumeneck und Johann Storch (ksl. Gesandte zu den Eidgenossen) an Ks. Maximilian

[1.] Ihre Ankunft in Baden; [2.] Bitte mailändischer Beauftragter um Unterstützung bei der Rückführung Massimiliano Sforzas nach Mailand, wohlwollende Antwort der ksl. Gesandten; [3.] Vorbringen ihrer Werbung bei den Eidgenossen; [4.] Gerüchte über eine Verständigung der Eidgenossen mit Frankreich; [5.] Bitte an den Ks. um Übersendung ihres Zehrungsgeldes und Zahlung der Pensionen für die Eidgenossen.

Baden im Aargau, 13. August 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 175-176, Orig. Pap.

[1.] Johann Storch ist am 9. August ( St. Larenzenabent), die übrigen Gesandten sind am Abend des 10. August (Larenzentag) in Baden angekommen. Die eidgenössischen Gesandten sind am 11. August (mitwoch darnach) bzw. 12. August (gestern donerstags) eingetroffen. Haben die (nicht vorliegende) ksl. Instruktion, die Vollmacht und das Kredenzschreiben sowie ein Schreiben Matthäus Langs erhalten.

[2.] Am Vortag sind die mailändischen Gesandten bei ihnen in der Herberge erschienen und haben dargelegt, wie sy von dem Bf., landgubernator, den edeln und gemainem poppel zu Mayland bevelh hetten, sich bey uns als eur ksl. Mt. reten anzuzaygen, gebürlich reverenz zu tun und zu bitten, das wir getreulich und mit höchstem fleis furdern und verhelfen wollten, damit der jung H. von Mailand, Maximilian etc., zu Mailand eingesetzt, geschützt und gehandhabt werde, angesehen, wie er euer ksl. Mt. freuntschaft halber verwant, auch das Hgt. Mailand eur ksl. Mt. und des hl. Reichs aigentumb und camer sey und sy alle zu eur ksl. Mt. allen trost, hail und wolfart sezten etc. Darauf wir inen zu erkennen geben, wie diser tag auf Bäbstlicher Hlkt., auch ir und andrer und nit auf eur ksl. Mt. begern oder ansuchen angesetzt. So were uns auch ire bevelh und was sy hie zu handlen hetten, nit wissend. Wo wir aber desselben aigentlich und mit gutem grund bericht wurden, wollten wir inen unsers fugs rätlich hilf und furdrung erzaigen, wisten auch, das wir eur ksl. Mt. daran besonder wolgefallen teten. Darumb, wo sy mit gemainen Aidgnossen ichts zu handlen oder anzubringen vermainten und uns solchs, auch das, so in darauf in antwurt begegnet, all weg zuvor an uns vertreulicher maynung gelangen lassen, wollten wir inen allzeit unsern rat und gutbedunken darin nit verhalten, wurde auch ungezweifelt eur ksl. Mt. und iren selbs sachen und übungen grossen furstand und wolfart gebern.

Heute sind die mailändischen Gesandten erneut erschienen, haben ihr gestriges Ansuchen wiederholt und erklärt, daß sie ohne Wissen der ksl. Vertreter bei den Eidgenossen nichts unternehmen und sich nit anders halten noch versehen wollten, dann das eur ksl. Mt. und ire sachen ain handel sein und ainen tail als vil als den andern binden sollt. Das haben wir aus vil beweglichen ursachen zu verhinderung etlicher geschwinder practiken, so uns begegnen, dardurch sy von eur ksl. Mt. nit abgewendet würden und wir sy auf eur ksl. Mt. seyten in handel ziehen und bringen möchten, also mit ine fruntlicher, genaigter maynung angenomen.

[3.] Sie (die Gesandten) haben heute nachmittag den Eidgenossen ihre Werbung vorgetragen. Konnen nit wissen, wann oder was uns darauf in antwurt begegnen, versehen uns aber, das wir kaine erlangen, bis solang die maylendische und venedische botschaft auch gehört werde.

[4.] Haben gerüchteweise gehört, daß auf dem Tag in Luzern am 9. August ( St. Larenzenabent) auch gearbait sey zwischen Frankreich und den Aidgnossen, ainen friden und verainigung zu machen, und die sachen so weit practicirt gewest, das dem Franzosen deshalb ain gelait gegeben, wo solchs durch der von Zürch und Schaffhusen boten derselben zeit nit verhindert worden were. Aber wir tragen grosse fürsorg, das auf disem tag nit gefeyrt, sonder strenglicher und heftiger durch etliche des Franzosen beste parteyen und derselben ainstails auf disem tag villeicht in und ausserhalb der Aydgnossen reten sein möchten, mit allem fleis practicirt werde, doch so sein wir in fleissiger übung, sy von dem Franzosen abzuwenden und auf ksl. Mt. seyten zu bringen.

[5.] [...] Auch ist uns noch auf disen tag kain zerung noch die verfallen pension, derhalb wir warlich vil schimpflicher rede mit anregung unsers glaublichen zusagens hören müssen und vil unlust und verhinderung unser sachen daraus erwechst, zukomen. Der Ks. möge deshalb für die rasche Zahlung der Pensionen sorgen, uns auch gelt zu unser auslosung furderlich hergeschickt werde, weytern schimpf, spot und verkerliche nachrede dardurch zu verhüten. Das alles wir eur ksl. Mt., der wir uns underteniglichist tun bevelhen, eylends nit haben verhalten wollen. Geben zu Baden im Ergau am freytag, den 13. tag Augusti Ao. etc. duodecimo.

Nr. 903 Christoph Schenk von Limpurg, Hans von Landau, Ulrich von Habsberg, Rudolf von Blumeneck und Johann Storch an Ks. Maximilian

[1.] Ihr Gespräch mit den Eidgenossen über die Einsetzung Massimiliano Sforzas als Hg. von Mailand; [2.] Darlegung der Bedenken des Ks. gegen diese Plan, dessen Wunsch nach einer Einung mit dem Hgt. Mailand und den Eidgenossen; [3.] Beharren der Eidgenossen auf den Zusagen des Ks.; [4.] Erwiderung der ksl. Gesandten; [5.] Verhandlungen der Eidgenossen mit den mailändischen Gesandten; [6.] Empfehlung zur vertraglichen Regelung der Beziehungen Mailands zu Ks. und Reich und zum Abschluß einer Einung zwischen dem Haus Österreich und Mailand; [7.] Bereitschaft des spanischen Gesandten, sich vollkommen nach den ksl. Gesandten zu richten; [8.] Gemeinsames Engagement für die Einsetzung Ehg. Karls als Hg. von Mailand, Befremden über die Abfertigung Massimiliano Sforzas in Köln durch den Ks.; [9.] Verweisung der Gesandtschaft des Gf. von Ligurno an den Ks. und die in Köln versammelten Reichsstände; [10.] Mißstimmung unter den Eidgenossen wegen der ausstehenden ksl. Pensionszahlungen; [11.] Ersuchen der Eidgenossen, den Zuzug von Knechten zum Kg. von Frankreich zu unterbinden; [12.] Bitte um Antwort des Ks. und der Reichsstände auf den Wunsch der Eidgenossen nach Rückverlegung der Lyoner Messe nach Genf; [13.] Gespräche mit den Eidgenossen über einen gemeinsamen Feldzug nach Burgund, Bitte an der Ks. um Weisungen für eine evtuelle Fortsetzung der Verhandlungen in dieser Angelegenheit.

Baden im Aargau, 18. August 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/20 II. Teil, Nr. 47, Orig. Pap. m. S.

[1.] Haben am 13. August (freytag nezstvergangen) gemäß ihren beiden (nicht vorliegenden) ksl. Instruktionen den Eidgenossen die beiden Punkte „Zuzug von Knechten zum Kg. von Frankreich“ und „Abschied für die eidgenössische Gesandtschaft auf dem Trierer Reichstag“ vorgetragen und under anderm uns enpoten, welher zeit und gestalt inen in craft beruerts abschids zu Trier, das Hgt. Mayland beruerend, zu handeln gemaint, das wir desselben unserm bevelh nach gemechtigt und willig weren, mit inen davon zu reden und disputieren und zu entlichem besluss der sachen zu handln. Darauf sy inen der personen, so zu Hg. zu Mailand angenomen und eingesetzt werden solt, anzaig zu tun begert. Und wiewol wir zuvor glaublich verstanden und gemerkt, das nit allein sy, sonder auch der Babstlichen Hlkt. und der von Mailand orator, auch vil andere personen zu Hg. Maximilians und kainer andern persone grosse naygung, freude und willen gehabt und wir doch in sein person nit willigen wellen, haben gleichwol die Aydgnossen darauf beharret.

[2.] Demnach, auch damit aller argwon oder verdacht, so unser person halb oder sonst bey inen geschöpft sein mocht, als wir zum tail wol gespurt, abgelaint und wir im handl dest freyer und glaublicher mit inen vollenfaren kunten, so haben wir inen inhalt euer ksl. Mt. instruction angezaigt, wie euer ksl. Mt. willens were, Hg. Maximilian Sforcia von stund an hineinzufertigen mit rat der Kff. und stende des Reichs, mit denen euer ksl. Mt. yetzo deshalb in handlung und ubung were, damit euer ksl. Mt. und das hl. Reich desselben Hgt. halber versichert wurde [vgl. Nr. 993]. Aber eur ksl. Mt. gebe inen dabey gn. und getreuer maynung zu erkennen, dieweil das mailendisch volk, als sy wisten, kainer tapferkait oder bestendigkait noch ains solhn vermögens, das sy iren H. selbs hanthaben möchten, so were zu besorgen, das gedacht Hgt. mocht mit der zeit widerumb in frömbde gewelt gedrungen werden wider euer ksl. Mt. und das Reich. So wisten auch eur ksl. Mt., das Bäbstliche Hlkt. und der Kg. von Aragon, in der namen und dienst berurt Hgt. erobert sy, dasselb dem genannten Hg. Maximilian nit gunten, sonder das unserm gnst. H. Ehg. Karln, der auch damit belehnet were, gonnten, und mainten deshalb, eur ksl. Mt. noch nit wissen könnt, zu wes handen solh Hgt. mocht gestellt werden. Aber das wird zugestellt oder gelihen, wem es wollte, so wer euer ksl. Mt. maynung, zwischen eur ksl. Mt., auch demselben Hgt. Mayland und inen, den Aydgnossen, wider meniglich ad defensionem ain treffliche aynung und puntnus aufzurichten und zu schliessen. Wir hetten auch in craft unsers bevelhs und gewalts solicher aynung halber mit inen zu causiern und zu handln. Haben auch dabey sy in craft der erblichen veraynigung, zwischen eur ksl. Mt. und inen aufgericht, ersuecht und erynnert, daz sy mit den Venedigern auf irs geschickten vleyssig anruefen und begern und ee euer ksl. Mt. mit inen nit gruntlich gericht oder vertragen were, kain veraynigung oder verstentnus machen oder annemen wollten, alles mit den pesten fuegen und merern geschickten worten, wie wir dann das am fueglichisten angesehen haben.

[3.] Auf daz sy nach gehabtem bedacht uns zu erkennen geben, wie ire geschickte potschaft und ratsfrunde auf jungstgehaltem reichstag zu Trier von euer ksl. Mt. on alle vorwort oder geding disen abschid emphangen, so sy Mayland eroberten, das euer ksl. Mt. alsdann inen Hg. Maximilian Sforcia, denselben in das Hgt. Mailand einzusetzen, onverzogenlichen zuschicken wollten, das auch inen fur ire mue und costen dreymal 100 000 ducaten ainmal, darzue auch 50 [000] oder 60 000 ducatn jerlicher und ewiger pension bezalt werden sollten. Des hetten sy sich also ungezweyfelt genzlich vertröst und gehalten, auch solichen abschid allen iren oberern von ortern, lendern und gemainden der Aydgnosschaft, darzue auch dem cardinal von Wallis [Matthäus Schiner] und iren hauptleuten in das veld eröffnet und zugeschriben. Darauf sich auch die Maylender ergeben hetten, wolten das auch gehalten und vollenzogen und kainen andern dann den Maximilian zu Hg. von Mailand haben. Und fueg inen, nit hynder sich zu geen von dem, das vormals von euer ksl. Mt. zugesagt und durch sy bewilligt und angenomen were, dann ire brauch und herkomen bisher allweg gewest und noch sey, waz inen zugesagt oder versprochen werde, daz sy daran nichts begeben oder nachlassen, desgleichen sy widerumb teten. Darzue were auch ir maynung, daz sy etliche sloss, stet und flecken, so sy erobert hetten, nemlich Chum [= Como], Lagaris [= Locarno], Lowers [= Lauis], Dom [= Domodossola], Ferris [= Varese] und Veltlin, fur gemaine Aydgnosschaft und die von bunden die Gft. Clevenna [= Chiavenna] und das Veltlin, so sy allain erobert und eingenomen hetten, fur sich selbs vermainten zu behalten, in zuversicht, wir wurden es bey obbemeltem euer ksl. Mt. abschid und zuesagen, sy auch bey den bemelten slossen und stetten beleiben lassen. So das beschehe, wollten sy alsdann und nit eher der angezaigten verainigung halben Mayland antreffend weiter handeln.

[4.] Sölicher antwort wir merklich beswerung gehebt und darzue geredt, wie sy aus unserm jungstgetanen furtrag lauter vermerkt, daz euer ksl. Mt. noch zur zeit nit wissen mocht, ob das Hgt. Mayland Ehg. Karlen oder Hg. Maximilian zugestellt. Darumb bedeucht uns nit unfueglich, das mitler zeit nichtdestmynder von der veraynung oder defensionem zwischen eur ksl. Mt., dem Hgt. Mayland und inen, den Aydgnossen, gehandelt wurde. So weren wir auch glaublich bericht, daz euer ksl. Mt. iren potschaften zu Trier die obbestimbt summa gelts nit also slecht, sonder sub conditione zugesagt, sover sy das Hgt. Mayland auf irn selbs costen ganz erobern und uberantworten, das ine alsdan solh summa gegeben werden solt. Aber das were in dinst und besoldung Bebstlicher Hlkt., des Kg. von Aragon und der liga, auch derselben dinst und costen erobert, inen auch daneben durch ire geschicklichait ain merkliche summa gelts, als nemlich vier- oder funfmal 100 000 fl., wie wir aus gemainen bosen reden verstanden, zugestanden, auch noch etliche sloss und stett und sonderlich die treffenlichisten und pesten im Hgt. Mailand und sonst nit erobert. So hetten wir auch der angezaigten ausgezogen sloss und stett halber kainen bevelh, dieselben weren auch eur ksl. Mt. und des hl. Reichs aygentumb und des Hgt. Mailand lehen, auch zu Trier oder seyther davon nie kain rede gehabt, mit guetlicher, fruntlicher pitt, das sy disen handel allem herkomen und der pillichait nach, auch, das sich derselb aus gn., getreuer euer ksl. Mt. vergunstigung und zuelassung des pass und durchzug zugetragen hat, notturftiglich ermessen, ir vordrung der gedachten slos und stet guetlich begeben und fallen lassen. So wolten wir aldann der angezaigten summa gelts halber mit inen auf zimliche, gepurliche und leydenliche weg und mittl taydingen, zum handl greyfen, der veraynung und anders halben mit inen handlen und articulieren und uns allem handl zu gut darin gegen inen vertreulicher maynung halten und erzaigen.

[5.] Ist uns darauf geantwort, wie sy die mailendischen potschaft vorberurt sachen halben auch gehort. Die inen ir gros verderben, armuet und unuberwintliche scheden, numeher in das 13. jar von den Franzosen erlitten, mit so beschwertem gemuet und herzen ires unvermogens angezaigt, das sy aus ynnerlicher erparmung ir vordrung auf anderthalbmal 100 000 ducaten, zu gesatzten zylen zu bezaln, auch auf 40 000 ducaten jerlicher und ewiger pension, darzue, das inen die drey sloss und stett Lugaris, Lowers und Dom erblich und ewiglich zuesteen solten, gestellt, solhs auch den mailendischen oratoren dermassen eroffnet, das sy dann, an ire Hh. und oberen zu bringen, angenomen.

[6.] Als wir nu gemerkt, das die Mailender, wie yetzt gemelt, wiewol hinder uns und on unsern wissen oder bevelh, auch uber ir vorbeschehen zuesag gehandelt, wie auch bey etlichen sondern personen erlernet, das weyter kain nachlassung, weder von gelt noch slossen oder stetten, diser zeit zu erlangen gewest, haben wir, damit die Aydgnossen unserthalber nit in unlust oder verdries bewegt wurden, als ob eur ksl. Mt. oder wir inen des, so sy bey den Mailendern haben mochten, nit gonnen wolten, nicht weiter, dan ainen andern tag eur ksl. Mt. zu benennen, arbaiten mogen, solhen handl, der dann gross und allen tailen vil daran gelegen sey, an eur ksl. Mt. gelangen zu lassen. Achten aber genzlichen darfur, das solicher tag auf der Maylender angeben, die dann mit einsetzung des Hg. und andern practiken hynder uns, mer und weiter dann sy uns, wie wir euer ksl. Mt. nechst geschriben, in grossem glauben zugesagt, vast eylen, so kurz angesetzt sey. Deshalb die merklich notturft ervordert, als wir auch fur nutz und gut ansehen, wo eur ksl. Mt. nit ain besonder abrede, vertrag oder verstand, waz euer ksl. Mt. oder dem hl. Reich hinfur in ewig zeit aus Mailand volgen oder geraicht werden sol, gemacht, daz eur ksl. Mt. noch zum allerfurderlichisten durch den von Gurk oder andere, zuvor und ee der Hg. eingesetzt oder investiert werde, solichs nach aller notturft zu beschehen verfuegt hat, und in sonderhait, das zwischen dem haus Osterreich und dem Hgt. Mayland ain ewig aynung und confederation vor der Aydgnossen verainigung gemacht wurde, aus ursachen, das die maylendischen oratores, als wir versteen, haimlich arbaiten, ain hilfliche aynung und puntnus zwischen dem genannten Hg. Maximilian und den Aydgnossen zu machen und euer ksl. Mt. mit der hilf nit dareinzuschliessen. Deshalb wenig glaubens auf dasselb volk zu setzen ist. Und wo das nit beschicht, mochte solh aynung, so zwischen Mailand und den Aydgnossen gemacht, mit eur ksl. Mt. und dem loblichen haus Osterreich zu grossem schaden und nachtail komen.

[7.] Des Kg. von Hyspani botschaft, genannt Franciscus de Castela de Barzelona, so auf disem tag gewest und bis zum nechst angesetzten tag, als er uns anzaigt, in der Aydgnosschaft zu beleiben vermaint, hat sich der maynung bey uns angezaigt, daz er von dem vice-re zu Neapols bevelh hab, auf disem tag nichts anders zu handln oder furzunemen, dann wie er von uns beschiden oder underricht wurde, dweyl euer ksl. Mt. und seins H. sach ain handel were, hett auch dhain sondere instruction. Wolt darumb, waz imer von uns bevolhen wurde, getreulichen, auch on unsern rat oder wissen nichts handeln.

[8.] Darauf wir inen gruntlichen underrichtet, waz er bey gemainen Aydgnossen von wegen seins H. furbringen und sonderlich, daz er umb ain verainigung, auch unsern gnst. H. Ehg. Karlen in das Hgt. Mayland einzusetzen, arbaiten solt. Dem hat er also volg getan und sich fur und fur mit getreuem vleis unsers rats, bevelhs und willens gehalden und den handel gar ernstlich gemaint. Und wiewol er und wir drey tag von wegen desselben Ehg. Karlins mit den reten und sandboten in reden und handlungen gestanden und ernstlich darob gehalten, so haben wir doch von etlichen der gemelten reten, auch aus schriften, der mailendischen botschaft zukomen, verstanden, daz eur ksl. Mt. den obberurten Hg. Maximilian zu Cöln gnediglich und vaterlich abgefertigt und hineingeschickt. Dem wir aber, dweyl uns deshalb von eur ksl. Mt. kain schrift oder anzaigung getan, des wir dann nit unpillich etwas befrömbdens getragen, daz sy vor uns und eher wann wir das wissen solten, kainen glauben gegeben, bis solang uns der von Gurk solichs dermassen durch sein schrift entdeckt. Haben wir unser handlung Hg. Karlins halber ditsmals abgestanden. Wir tragen auch nit wenig fursorg, das aller anschickung nach der Aydgnossen gemuet und maynung darauf stehen mocht, wie sy des Hg. und Hgt. Mailand Hh. stathalter und derselben hinfur allweg mechtig sein und dasselb nach irem gefallen und willen in irn handen und regierung haben mugen, unangesehen eur ksl. Mt. und des hl. Reichs obrigkait und lehenschaft. Darauf euer ksl. Mt. dannocht ain gn. nachgedenken haben well.

[9.] Der Gf. von Ligurni [= Ligurno] hat uns durch sein botschaft berichten lassen, wie er sloss und stat Ligurni mit irn zugehorungen, so die Aydgnossen yetzo erobert und inen zu behalten vermainen, von euer ksl. Mt. und dem hl. Reich zu lehen trag, und uns deshalb weylend Ks. Fridrichs, euer ksl. Mt. H. und vater seligen hochloblicher gedechtnus, brief furbracht, mit bitt, inen dabey verhelfen zu hanthaben. Den haben wird zu euer ksl. Mt. und den stenden des Reichs gen Cöln beschiden, den handl daselbst seiner notturft nach zu verfolgen, dann die Aydgnossen ye vermainen, solichs von iren handen nit zu lassen, damit sy ain schlüssl zu Mayland haben.

[10.] Eur ksl. Mt. fuegen wir mit beswertem gemuet underteniglich zu vernemen, daz wir in reten der santpoten der verfallen pension halber unser vorbeschehn zuesag hoch angezogen und uns dise wort under augen gesagt sein, wie in irn gemainden geredt werde, so euer ksl. Mt. ain soliche claine summa nit ausricht, was dann in grösserem beschehen solt. So werden auch sonst von etlichen sondern personen den Teutschen, Franzosen und andern, die darob freud tragen und nit euer ksl. Mt. partey sein, vil seltzamer schimpflicher rede geübt. Das allenthalben vil unlusts und, als wir besorgen, in unser handlung euer ksl. Mt. nit wenig nachtails und verhindrung gebert, abermals mit hochstem vleis underteniglich pittende, euer ksl. Mt. gerueche nochmals, gnediglich zu verschaffen, das solich vor dem kunftigen tag gewislich bezalt werde, dann on das wir euer ksl. Mt. zum selben tag nit vil nutz sein werden.

[11.] Auch sein wir von den Aydgnossen bericht worden, wie die landsknecht noch teglichs fur und fur dem Kg. von Frankreich zueziehen sollen, und deshalb mit erynnerung der erblichen verainigung angesuecht und gepeten, bey euer ksl. Mt. furdern, damit solhs verhuet, auch die knecht, so aus dem Reich hineingezogen sein, bey merklichen peenen und strafen abgefordert werden. Wo nu die mandat in das hl. Reich nit ausgangen, were unser gutbedunken, daz euer ksl. Mt. dieselben zum furderlichisten verfertigen und uberantworten lassen het, damit ferrer unwille verhuet wurde.

[12.] Sy haben uns auch zu erkennen geben, wie ir rat und gutbedunken were, daz die messen zu Lyon, so vor langer zeit und vil jaren zu Genf gewest, widerumb dahin gebracht und dem Franzosen entzogen wurden, daraus ganzer teutscher nation und allem handl vil guts erwachsen solt, und uns gebetten, solichs an euer ksl. Mt. gelangen zu lassen. Daz wir inen zu tun zugesagt und euer ksl. Mt. nit haben verhalten wellen, sich daruber mit rat der stend des Reichs, ob not wirt, ainer antwort zu entsliessen und zu dem nechstkunftigen tag deshalb beschaid zu geben.

[13.] Und nachdem in des von Gurk schriften, euer ksl. Mt. zugeschickt [liegen nicht vor], under anderm aines zugs halber in Burgunden meldung beschehen, wir auch auf disen tag und anderswo von etlichen reten und sonst treffenlichen, auch andern gemainen personen rede vernomen, wie vil leut wol gemaint sein solten, ainen zug in Burgundi wider den Franzosen zu tun, wo euer ksl. Mt. darzue naygung oder gefallen hett, das derselb zug seinen furgang erraichen wurde, gleich zu gedenken, als ob euer ksl. Mt. sovil des Franzosen als ir parteyen sein solt. Solichen verdacht und arkwon abzulainen, haben wir ausserhalb euer ksl. Mt. bevelhs und getreuer, guter maynung inen anbracht, wie uns glauplich angelangt, das von ainem zug, in Burgundi zu tun, geredt, der auf euer ksl. Mt. geschoben werden solt. Wiewol wir nu davon kainen bevelh hetten, weren wir doch dem handl zu furdrung und gutem gutwillig, mit inen daruber zu sitzen, davon zu reden, zu raten und ainen anslag zu machen, wie und welher gestalt solicher zug von ainer anzal geraysiger und fuesvolks, auch geschutz und aller ander notturft beschehen solt. Das haben die boten und wir, hinder sich zu bringen, angenomen. Nu bedeucht uns gut, soverr euer ksl. Mt. zu solichem zug ainen willen trueg, daz euer ksl. Mt. sich entlichen entschlusse, dieweyl sy kains fueßvolks, als wir uns versehen, begern oder notturftig sein werden, wievil geraisiger pherde, auch geschutz euer ksl. Mt. darzu zu schicken oder zu gebrauchen vermaint, auch zu welicher zeit yderman anziehen, wo der zeug sich versamlen und man am ersten angreyfen und handeln, auch was yedem tail von den eroberten slossen, stetten, gefangen oder andern zuesteen und werden solt und sonst, waz euer ksl. Mt. als der kriegsleuf und derselben land ort allerverstendigist und erfarnest weiter not bedeucht furzunemen, und den räten, so euer ksl. Mt. zu dem kunftigen tag quinta Septembris schicken wurde, davon gruntlichen und entlichen bevelh zu besluss solhs handels getan hett, damit euer ksl. Mt. halber weyters hinderbringens nit not und der zug zu rechter zeit und guten wettertagen angeschickt wurde, man damit pald ende machen. Das alles wir euer ksl. Mt., der wir uns underteniglichist tun bevelhen, nit haben verhalten wellen, sich mit weiter notturftiger handlung kunftigs tags danach wissen zu richten. Geben zu Baden im Ergeu am 18. tag Augusti Ao. etc. 12.

Nr. 904 Hans von Landau (ksl. Schatzmeister) an Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler)

Kritik am Vorgehen des Ks. in Sachen Mailand, Gründe für den Widerstand von Eidgenossen und Mailändern gegen Ehg. Karl, Empfehlung zu einer vertraglichen Bindung Massimiliano Sforzas an das Haus Österreich vor dessen Belehnung mit Mailand.

Baden im Aargau, 19. August 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/20 II. Teil, Nr. 49, Orig. Pap. m. S.

Gruß. Wir schreiben hiemit ksl. Mt. alle handlung mitsampt dem abschid, wie ir dann us demselben irer Mt. schreiben [Nr. 903] zu vernemen hapt. Aber darneben tu ich euch us sonderm vertruwen ksl. Mt. und dem loblichen hus Osterreich zu gut getreuer maynung zu wissen, das mich bedunken, das not sein woll, das ksl. Mt. und ir von ir Mt. wegen sich weislich und anderst, dann bisher beschehen ist, den laufen nach in handel schick. Dann hett ksl. Mt. vor dem zug der Aidgnossen die sachen bass bedacht, ir Mt. hett das Hgt. Mayland mit verwilligung Babstlicher Hlkt., des Kg. von Hispania und der Venediger gar leichtlich, damit sy von Franzosen erlost wern worden, zu handen Hg. Karlins bringen mugen. Aber es ist nit beschehen, sonder Hg. Maximilian und die Aidgnossen darein geschoben und damit zu ewigen frunden gemacht. Got woll, das es dem hus Österreich in kunftig zeit nit zu nachtail kum, dann als mich die handlung ansicht, so wirt unser profit wenig darin bedacht. Sy haben der veraynung halb hinder uns mitainander gearticulirt, Got geb, das es als gut sey. Deshalb mein torichter rat ist, soverr ksl. Mt. Hg. Maximilian nit dermassen gefasst hett, das sein Mt. sein und seiner erben gewis und mechtig, ob es in kunftig zeit darzu kom, das wir wisten, das er unser und kainer andern partey wer, das dann solchs, vor und ee er eingesetzt wurd, nochmals bescheh, das auch die ksl. Mt. ir selbs nit vergeß, dann soll den Aidgnossen ain solch gut und pension werden, vil billicher ksl. Mt., dann on der hilf und zutun es nymer mer beschehen wer. Zudem wist ir, in was nachtail und costen die ksl. Mt. und derselben land und leut des Hgt. Maylands komen sind. Ich hab auch, als ich der Aidgnossen und Maylander handlung gesehen hab, nit underlassen konnen und mit etlichen sondern vertruwten personen geredt, ich sech wol, das sy das Hgt. Mayland tailen und die ksl. Mt. und Hg. Karlin ganz usschliessen wollten; es wurd den weg nit gewynnen, wir wollten der gans auch ain feder haben; die ksl. Mt. wurd in dermassen nit einkomen lassen. Warumb sy doch Hg. Karlin nit haben wollten? Darauf was ir antwurt allweg, der Kg. von Frankreich wer inen der end zu ainem nachburen zu mechtig gewesen, das wurd der auch. Aber die ksl. Mt. wiste sich selbs wol in handel zu schicken und sein tail zu nehmen; bey inen wurd nichts erlangt etc. Wöllt nun Hg. Maximilian die investitur haben, er miest mir auch ain liedlin singen und zu mein handen geben Breß [= Brescia], Bergaman [= Bergamo], Kromonen [= Cremona] und was die Venediger ingehept haben und darzu gnugsame versicherung, das das Hgt. Mayland ain aufsehen auf das hus Österreich haben miest, sunst werden wir aller welt spott zum schaden. […] Das alles hab ich euch als meinem gunstigen H. us sonderm vertruwen guter, treuer maynung nit wollen verhalten, verrer ksl. Mt. und des hus Österreich nutz und notdurft darin zu betrachten. Datum Baden im Ergau auf den 19. tag Augusti Ao. etc. 12.

Nr. 905 Abschied der eidgenössischen Tagsatzung in Baden im Aargau

[1.] Übermittlung von Wünschen und Entscheidungen des Ks. durch dessen Gesandte; [2.] Bitte der Eidgenossen an den Ks. um Beendigung des Zuzugs von Kriegsknechten zum Kg. von Frankreich; [3.] Wunsch der venezianischen Gesandtschaft nach Fortsetzung der Bündnisverhandlungen mit den Eidgenossen.

Baden im Aargau, [7. September 1512]

Kop.: Zürich, StA, B VIII 85, fol. 210-214; Augsburg, StadtA, Literalien 1512, o. Fol.

Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 462.

Abscheid des gehaltnen tags zuo Baden in Ergow, uf mentag nach Verene Ao. 12 [6.9.12] angefangen

[1.] […] Es sind uf disem tag erschinen ksl. Mt. rät, namlich H. Hans von Landow, H. Ulrich von Habsperg, Rudolf von Blumenegg und H. Johann Storchen. Haben des ersten begert von ksl. Mt. wägen, das wir Eydgnossen mit den Venedyern dehein vereynigung machen, diewyl die noch mit inen in vindschaft ständ. [Der Ks.] mog aber erliden, das wir mittedinger syen, mit dem hl. pund dazwuschen zu handeln.

Der insatzung halb Hg. Maximilians lasse die Mt. beschechn, [ihn] inzusetzen, doch nit als Hg., sundern als gubernator bis uf den richstag, so uf der nächsten hl. dry Kgg. tag [6.1.13] sin wird. Da werde die Mt. witer darin handln.

Aber der pensionen und beredung der 2000 duggaten, was wir darin handln, lasse er ouch beschechen.

Dann allein der dryen pletzen und Hftt. halb Lowertz [= Lauis], Lugaro [= Locarno] und Chum [= Como] lasse ir Mt. ouch stillstan bis uf obbemelten richstag.

Item des zugs halb, so uf vordrige tag anpracht, ze tun und anzuschlachen, in Burgun, haben si abermals gewalt, davon zu reden, doch das sölicher zug durch Savoy und gen Lyon zu beschech.

So begert ouch ksl. Mt., das wir mit dem Kg. von Hispanyen in eynung gangen.

Desglich hat sich sin Mt. entschuldiget des hyrats zwüschen Ehg. Philippen [recte: Karl] und des Kg. von Frankreich tochter [Renata], als jeder bot weist.

[2.] Und zulest hat man ksl. Mt. ab disem tag geschriben [Schreiben liegt nicht vor] von der landsknechten wägen, so jetzt dem Kg. von Frankrich zuziehen, zu vorkomen und die, so hinin sind, abzuvordren. Und der botschaft gesagt, das uns dieser zeit nit fuglich sin, dehein zug ze tund, sunder si also mit dem fruntlichen schreiben abgevertiget. [...]

[3.] Die venezianische Gesandtschaft erklärte, sie wolle in der Hoffnung, daß der Konflikt zwischen dem Ks. und Venedig beigelegt werde, in Zürich warten und danach weiter über ein Bündnis mit den Eidgenossen verhandeln. [...]1

Nr. 906 Hans von Landau, Ulrich von Habsberg, Rudolf von Blumeneck und Johann Storch (ksl. Gesandte zu den Eidgenossen) an Ks. Maximilian

[1.] Verlangen der Eidgenossen nach Maßnahmen gegen den Zuzug von Kriegsknechten zum Kg. von Frankreich; [2.] Empfehlung zur Verbringung Hg. Massimiliano Sforzas an einen sicheren Ort; [3.] Vorbringen des Artikels der ksl. Instruktion über die Ernennung Massimiliano Sforzas zum Gubernator von Mailand; [4.] Vorschlag zur Beteiligung des Ks. an einem Kriegszug der Eidgenossen nach Burgund; [5.] Dementi einer angeblich geplanten Heirat Ehg. Karls mit einer Tochter Kg. Ludwigs von Frankreich; [6.] Antwort der Eidgenossen bzgl. ihrer Vereinbarungen mit den mailändischen Gesandten über eine neue Ordnung für das Hgt. Mailand; [7.] Wunsch der Eidgenossen nach Zurückstellung der Gespräche über einen Kriegszug nach Burgund; [8.] Verhandlungen der mailändischen Gesandten mit den Eidgenossen über die Neuordnung und Regierung des Hgt. Mailand.

Baden im Aargau, 14. September 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Sept., fol. 43-45, Orig. Pap. m. S.

[1.] [...] Wurden am 8. September (uf unser lb. Frauen tag nativitatis) zu den Eidgenossen gerufen. Diese erklärten überaus verärgert, sie hätten zum dritten Mal erfahren, daß zahlreiche Landsknechte, etwa 28 000, aus dem Reich und den ksl. Erbländern durch das Elsaß, den Sundgau und andere ksl. Gebiete hindurch dem Kg. von Frankreich zugezogen seien. Dies widerspreche der bestehenden Erbeinung ebenso wie den Zusagen des Ks. und gereiche ihnen zu erheblichem Nachteil. Sie wüßten nicht, was sie davon halten sollten und auf welcher Seite der Ks. stehe. Sie (die Gesandten) sollten sich beim Ks. dafür einsetzen, daß dieser den Zulauf beende und die dem Kg. von Frankreich bereits zugezogenen Hauptleute und Knechte unter Androhung erheblicher Strafen zurückgerufen würden, damit die Eidgenossen sich nicht selbst zur Wehr setzen müßten. Haben angesichts der großen Verstimmung der Eidgenossen in dieser Angelegenheit den Ks. entschuldigt. Da zudem die Gefahr besteht, daß besagte Landsknechte nicht nur gegen die Eidgenossen, sondern auch gegen den Ks. sowie die Kgg. von Spanien und England, auf die der Ks. baut, eingesetzt werden, empfehlen sie, der Ks. möge entsprechende Mandate an alle Reichsstände, insbesondere an Mgf. Philipp von Baden und Hg. Ulrich von Württemberg, aus deren Herrschaftsbereichen besonders viele Knechte stammen, schicken und dazu auffordern, keine weiteren Knechte durchzulassen und die schon zugezogenen zurückzubeordern. Wer sich weigert, dessen Besitz wird eingezogen und seine Familie vertrieben. Haben selbst bereits einen entsprechenden Befehl an das Regiment zu Ensisheim übermittelt.

[2.] Und nachdem das meylendisch volk, als wir vermerken, in vleissiger handelung und ubung ist, zu practiciren, damit Hg. Maximilian in das Hgt. eingesetzt werde, dweil er dann, als uns anlangt, itzo zu Persen [= Pergine] im schlos ligen soll und wir fursorg tragen, das aus listiger behendigkeit der Maylender haymlich zugericht, das er von dannen, villicht on willen euer ksl. Mt., gein Mayland bracht und daselbst nach gefallen der Aydgnossen und Maylender eingesetzt werden mocht, bedeucht uns fuglicher und besser seyn, das er etliche zeit nit daselbst und also nahe an den greinzen, sonder zu Rottemburg [= Rattenberg] oder Kufsteyn enthalten [werde], daselbst geschwynde, geverlich practiken baß wann zu Persen oder der ende verhut werden mochten, so lang, bis das euer ksl. Mt. inen als eynen gubernator irer Mt. gefallen nach in das gnant Hgt. komen last.

[3.] [...] Nachfolgende [haben wir] den artikel Hg. Maximilian antreffend, das der, zuvor und ehe der abschied nestgehalten tags euer ksl. Mt. zubracht, nach rate und beschlus Kff., Ff. und der stende des Reichs, auf itzigem reichstag zu Collen versamelt gewest, zu euer ksl. Mt. und des hl. Reichs gubernator des Hgt. Mayland bis uf der hl. dreyer Kgg. tag schirst [6.1.13] furgenomen reichstag angenomen und durch euer ksl. Mt. der maynung gnediglich abgefertigt [werde], [...] nach inhalt euer ksl. Mt. instruction, uns zugesandt [liegt nicht vor], mit dem allerbesten vleis und fugen getreuelichen anbracht und geworben.

[4.] Aber den artikel, die mes zu Leon und zug in Burgundi, auch den Hg. von Sophoy belangende, haben wir nit nach laut berurter instruction, sonder nach inhalt des schreybens und bevelchs, uns nachmals von euer ksl. Mt. zukomen [liegt nicht vor], dargetan, allein das wir die somma der geraisigen, noch uf wes kosten der zug beschehen solt, benantlich nit specificirt, sonder das aus ursachen, dweil wir gemerkt, das etwa viel der rete zu gedachtem zug nit lust oder naygung gehabt, umbgangen und underlassen und gesagt, das euer ksl. Mt. inen eynen dapfern raysigen zeug, nottorftige geschutz zu demselben zeug verordnen und zuschicken, wir auch, wie oder welicher gestalt derselb zeug furgenomen und vollenbracht, auch was ydem tayl von allem dem, so erobert wurden, volgen und werden solt, mit inen davon gern articuliren und handelen wollten, als wir auch von euer ksl. Mt. deshalb sunderlich bevelch hetten. [...]

[5.] Und als ein gemaine rede uf disem tag und in der Aydgnoschaft allenthalben erschollen und uns zu gehore bracht, wie euer ksl. Mt. von wegen Ehg. Karlens mit dem Kg. von Frankrich in namen seiner dochter in tractat und ubung eyns hayrats sein sollt, haben wir euer ksl. Mt. by den reten und sandboten zum besten entschuldigt der maynung, das wir alleyn hie und vormals nye keyn rede davon gehort noch einich schrift oder anzaig, weder von euer ksl. Mt. noch yemant anderm, davon ye gehabt, konten noch wusten aus bewegenden ursachen dem kaynen glauben geben, sonderlich, das des Kg. von Frankreich unversprochne dochter [Renata] Hg. Karlen am alter ganz ungemes und die elter [Claudia] dem von Angelem [= Franz von Orléans-Angoulême] vermahelt, und das der Kg. von Hispanien mit Frankrich diser zeit in ufner vehde steht, on desselben willen euer ksl. Mt. Hg. Karlen kaynswegs verhayraten werden. Aber wir achten, das solich rede durch die Franzosen, so euer ksl. Mt. nit bessers gonten, zu aufweckung vil unlustes und widerwillens erdichtet sein, mit bit, soliche rede fur unbeglaubte und iren werd zu achten und sich dardurch in kaynen mißtrauen bewegen zu lassen.

[6.] Am 13. September (gestern montag) haben die Eidgenossen auf die Werbung der ksl. Gesandten folgendermaßen geantwortet:

[...] Hg. Maximilian und das Hgt. Mayland antreffende, dweil sy aus unserm furtrag nit abnemen konten, wann oder wie balde derselb Hg. eingesetzt werden solt, und dann allem maylendischen volk und inen, als wir und meniglich ermessen mohten, vast beschwerlich, pfantlich und sorglich were, das berurt Hgt. mitler zeyt also ganz unfursehen, unbestelt und in irre oder far stehen und pleiben zu lassen, so hetten sy zu besser bestendigkeit und ableynung weiters unrats und geverlichkait mit den maylendischen oratoren der regierung und anderer ordenung und sachen halb tractirt und gehandelt und etlicher capitel und artikel sich deshalb, auch insonders des begerten gelts und pension halber miteinander geayniget und vertragen und konten des angeregten reichstags damit nit erwarten, sonder wollten in irem furnemen, als die merklich nottorft erfordert, furfaren und die ding ihres vermogens zum besten helfen fursehen und handhaben. Was aber euer ksl. Mt. und dem hl. Reich ihres aigentums, oberkait oder gerechtigkeit halb zustunde, des nehmen sy sich nit an, wollten auch euer ksl. Mt. nichts darein tragen. [...]

[7.] Wiewol uf jungstgehalten tag von eynem zug in Burgundi rede gehalten, auch dermassen in den abschid desselben tags vergriffen und von inen dermassen an ire obere bracht, so were doch dieselbe maynung itzo von uns geendert und in gestalt, als ob ein zug auf Leon und in Frankreich furgenomen und angeschickt werden solt, geworben. Dweil aber soliche verenderung nit an ire abrede gelangt, inen auch darauf kain bevelch, ichts davon zu handeln, gegeben und die sachen mit Mayland noch nit geendet oder hinuberbracht, sy auch des ents noch genug zu schaffen hetten, inen auch sunst anderer obligenden verhinderungen und ursachen halben diser zeit der zug gein Leon zu tun nit gemaynt noch gelegen sein wolt, so wusten sy weiter davon nit zu handeln, wolten darumb mit solicher antwort uns also unsern abschied gegeben haben. [...]

[8.] Die meylendischen orator haben, als wir versteen, mit den Aydgnossen von einer ordnung und regierung des Hgt. Mayland, auch versicherung ires gelts und pension, dazu etlicher flecken halber gehandelt und articulirt, aber welicher massen oder gestalt, haben wir nit konnen erfaren, doch soll zwuschen ine noch nit entlich beschlossen sein. Einer der beiden mailändischen Gesandten ist heute heimgeritten, die anderen beiden sind noch hier. Auch Hg. Massimiliano hat einen Vertreter hier gehabt, der aber nicht sonderlich in Erscheinung getreten ist. Geben zu Baden im Ergau am 14. tag Septembers Ao. etc. 12.

Nr. 907 Ks. Maximilian an Hans von Landau, Ulrich von Habsberg, Rudolf von Blumeneck und Johann Storch

[1.] Befremden über die Beschwerden der Eidgenossen wegen des Zuzugs von Kriegsknechten zum Kg. von Frankreich, Aufzählung seiner entsprechenden Gegenmaßnahmen; [2.] Acht gegen Gf. Emich von Leiningen-Dagsburg; [3.] Sanktionen gegen den Gf. von Thierstein; [4.] Diverse Maßnahmen gegen den Zuzug von Kriegsknechten; [5.] Auftrag an die Gesandten zur Darlegung der ksl. Entschlossenheit in dieser Angelegenheit; [6.] Vorläufiger Verbleib Hg. Massimiliano Sforzas in der Gft. Tirol; [7.] Weisung zu weiteren Verhandlungen mit den Eidgenossen; [8.] Auftrag zu einem erneuten Versuch, die Eidgenossen doch noch für einen Feldzug nach Lyon und Burgund gegen Frankreich zu gewinnen; [9.] Vorschlag einer gegen Frankreich zielenden Doppelheirat des Hauses Savoyen mit den Sforzas in Mailand.

Köln, 28. September 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/20 II. Teil, fol. 121a-136a, Kop.

Beantwortet ihr Schreiben vom 14. September (Nr. 906) artikelweise folgendermaßen:

[1.] [...] Dann auf den artikel mit B, der laufenden knecht halben in Frankreich [Nr. 906 [1.]], merken wir daraus der Aidgenossen beswerung, so sy in denselben sachen tragen, auch dabey eur rate und anzaigen, und nymbt uns nicht wenig frembt, das die Aidgenossen uber die underrichtung, so wir ine durch euch zu mermalen gnugsamlich und mitsambt allem dem, so wir auch unserm regiment [zu] Enshaim der gedachten laufenden knecht halben und sunderlich der, so in des Kg. von Frankreich dienst kumen sein sollen, gehandlt, auch wie gar ernstlich wir darin und nemblichen mit der acht und aberacht, auch in ander weg darin gehandlt, tun haben lassen. Muessten aber darbey abnemen, das den, so solh reden uber uns furtragen, mer als uns und unsern räten geglaubt wirdet. Und, als wir achten, beschicht es allain darumben, uns und die Aidgenossen gegenainander in irrtumb und widerwillen zu pringen. Und wiewol wir genzlich darfür halten, dieselb unser ausgangen und angezaigten entschuldigung in berurten sachen were gnugsam gewesen, auch die Aidgenossen pillichen damit zufriden sein sollten, nichtdestminder wollen wir inen hiemit abermals anzaigen, was durch uns in disen sachen mit ernstlichem furnemen und maynung gehandlt ist.

[2.] Anfenglichen haben wir gegen Gf. Emichen von Leyningen, der dann sein knecht am ersten aufbracht, ernstlich und mit der acht und in ander weg gehandlt und umb solh sein mißhandlung durch uns und andern all desselben sloss und landschaft einnemen lasen, wollen auch dieselben andern zu exempel und beispil behalten und mit der straf gegen im verfarn. Und damit aber die Aidgenossen sehen und abnemen, welcher massen wir mit demselben gehandlt, schicken wir euch hiemit ainen achtbrief, wider bemelten von Leyningen und ander ausgangen sein [Nr. 925], wie ir vernemen werden.

[3.] Ferrer dieweil der von Tierstain demselben handl auch verwandt sein solle, haben wir ime sein hab und guet, auch sloss und flecken, sovil man der erlangen mugen, zu unsern handen einnemen lassen. Es ist auch derselb von Tierstain vor uns hie erschien und sich wollen verantworten und purgieren, vorberurter sachen unschuldig zu sein [Nr. 923]. Den wir dann nach rate des Reichs stende gehört. Und nachdem wir aber solh sein verantwortung nach nit gnugsamlich gefunden, haben wir ime deshalben ainen andern kurzen tag angesetzt. Darauf er kumen und erschinen und sein verrer verantwortung und entschuldigung und purgacion tun sol. Und wo er solhs nit gnugsamlich tuet, werden wir gegen im, seinem leib, hab und guetern dermassen, wie sich gepurt, handlen. Und soferr den Aidgenossen, etwas zeugnus wider denselben von Tierstain zu geben, gelieben, wollen wir gnadiglich von in annemen, damit wir in destbas durch das recht strafen muegen.

[4.] Dann der gemain und laufenden knecht halben haben wir treffenlich und ernstlich mandat [Nr. 911] in daz hl. Reich und unser erblande ausgeen, auch bey verlierung leibs, lebens und guets allenthalben verbieten lassen, das nyemands, in was stands oder wesens der sey, aus dem Reich und unsern erblichen Ftt. und landen in kainen dienst ziehen oder sich bestellen lassen solle, desgleichen auch allen Kff., Ff. und den treffenlichisten stenden, so Ftt., lande, stete und gepiet haben, bey swern peen, strafen und puessen und sunderlich unsern haubtleuten, lantvogten, ambtleuten und andern undertanen ernstlichen gepoten, ir getreu und vleissig aufsehen zu haben und nyemands, wer der sey, zue gestatten, aus dem Reich oder unsern erblanden zu ziehen, sunder wo man dieselben ankumbt und betrit, dieselben nicht allain an irm guet, sunder auch an leib und leben zu strafen. Wir haben auch obangezaigte unser mandat und bevelh zu zwayen oder mer malen verneut und ausgeen lassen und unser aigen poten damit ausgeschickt, solh mandat und bevelh gewislichen zu uberantworten, als auch genzlich nu beschehen ist. Aber uber daz werden wir angelangt und gewarnet, das sich nichtminder etlich knecht understeen, unangesehen all unser verbot haimlichen und bey nechtlicher weil durchzustrayfen, das doch unser will und maynung nye gewesen oder noch ist. Und damit dann die Aidgenossen abnemen muegen, daz wir gegen denselben ungehorsamen mit tapfrer und ernstlicher strafe zu handlen willens sein, haben wir uber dieselben ungehorsamen die acht und aberacht, der wir euch auch hiemit aine zuesenden [Nr. 924], ausgeen und darauf solh acht allenthalben in dem hl. Reich und unsern erblichen Ftt. und landen anslagen lassen, auch dabei allen stenden und unsern haubtleuten, lantvogten, ambtleuten und undertanen daselbs auf das allerhochst geboten und mandiert, gegen vorbenanten ungehorsamen und irn leib, hab und guetern in craft obangezaigter acht zu procediern, darzu, welhe noch aus und in frembden diensten bey dem Kg. von Frankreich sein, denselben ire weib und kind nachzuschicken und dermassen ernstlich zu handeln. Dardurch nicht allain gemain Aidgenossen, sunder auch die Babstlich Hlkt. und ander verwandten des hl. punds abnemen und merken mugen unser ernstlich furnemen und strafe und das uns solh und dergleichen ungehorsam nicht klain missfallet, sein auch der maynung, darauf genzlichen zu verharren. Und nachdem die ietzgedachten achtbrief yetzmals in dem truck, wollen wir, sopald die fertig werden, in, den Aidgenossen, auch 50 davon zuesenden, die sy alsdann in irn Hftt. und gebieten auch aufslagen mugen. Und sy unser ernstlich begern, solhs also zu tun, damit sy, auch der gemain bey inen vorberurt unser ernstlich furnemen wider solh ungehorsam bericht werden und uns deshalben entschuldigen mugen. Aber zu noch mer uberflussigkait haben wir all die, so bey dem Kg. von Frankreich in dienst und uns, auch dem hl. Reiche underworfen sein, mit ernstlichen und treffenlichen mandaten [Nr. 927] abgevordert, wie ir dann aus der hiebeyligenden copeien vernemen werden, und die sachen dermassen bestellt, das solh mandat under den gemain haufen der knecht in Frankreich gewislichen geantwort werden sollen. Welhe dann daruber ungehorsamlich erscheinen, gegen denselben soll nachmals in craft der acht, auch wie sich gepurt, gehandelt werden.

[5.] [...] Und dieweil nu der Aidgenossen beslieslich begern, auch eur rate und guetbedunken ist, daz wir dermassen mit ernst darein sehen und sovil handlen sollen, daz solh furnemen und der leufe der knecht furderlichen abgestelt werde, wie dann eur schreiben begreifet, ist darauf unser maynung und ernstlicher bevelh, das ir euch zu den gesandten gemainer Aidgenosschaft, die ietzo Michaelis [29.9.12] beyainander versamelt sein werden, fueget und inen solh vorangezaigt entschuldigung, darzu, was wir hieneben gehandlt und furgenomen haben, mit hochstem und pestem vleiss anzaiget, sy auch all und yede schriften, so wir deshalben ausgeen, verlesen lasset und darauf an sy mit ernst begeret, das sy solh unser entschuldigung und handlung zufriden sein, denselben genzlichen gelauben geben und sich dawider und sunderlich diejenen, die da gern widerwartigkait und unlust zwischen uns und inen, den Aidgenossen, zu machen understeen wollten, bewegen lassen, dann sy sollen ungezweifelt sein, das wir auch bedenken, was uns, auch dem hl. pund und inen selbst an solhem gelegen sey. Und wo uns daz allein betreffe, wir wollten dannocht aus oberkait und uns selbs zu guet mit solhem ernstlichem furnemen und strafe furfarn, und in sunderhait, wo daz zu abpruch oder nachtail der erbverainigung, so wir mit inen, den Aidgenossen, haben, raichet. Aber zu handhabung derselben, auch unser, irer und des hl. punds zu guetem sein wir entlichen des fursatz und maynung, mit solhem unsern furnemen und strafe strenglichen zu verharren und uns dermassen zu halten, damit sy und meniklich abnemen und erkennen mugen, daz wir uns als ain loblicher röm. Ks. gegen den ungehorsamen gehalten, wie sich gepurt und zuesteet. Wir wollen auch kain aufhorn haben mit vorausgangen briefen, sunder die stend des Reichs und unser erblichen Ftt. und lande undertanen fur und fur vermanen, in craft vorberurter acht und anderer unser ausgangen mandaten und bevelh on underlaß und ernstlich zu handeln und dieselben zu volziehen, ungezweifelt, sy werden sich daraus gehorsamlich und nicht anders halten. Und als ir auch under anderm in eurm schreiben meldung tuet, guet zu sein, unsern lb. oheimen und Ff. Mgf. Philipsen von Baden und dem Hg. zu Wirtenberg, nachdem aus derselben irer lieb gebieten vil knecht weggeloffen sein, zu schreiben, damit solhs abgestellt wurde, dasselb eur anzaigen nemen wir zu gn. gevallen an, und ist solhs vormals nicht ainmal, sunder zu mer malen beschehen und den bemelten unsern lb. oheimen und Ff. zuegeschriben worden, wie hievor begriffen ist. Wir lassen uns auch gefallen, das ir unserm regiment zu Enshaim deshalben fur euch selbs geschriben, wiewol wir vor dergleichen bevelh und ganz ernstlich auch daselbsthin ausgeen haben lassen.

[6.] Auf den artikel C [Nr. 906 [2.]], antreffend das mailendisch volk, auch Hg. Maximilian und das derselb ietzo zu Bersen [= Pergine] in dem sloss sein solle, und darauf euch gepeten, denselbn umb ursachen willen, in eurm schreiben angezaigt, zu Rottenberg oder Kopfstain zu lassen, darauf geben wir euch zu erkennen, das wir umb merklich ursachen willen und sunderlich, daz wir das volk zu Mailand, auch die Babstlich Hlkt., die Aidgenossen und andern, so den bemelten Hg. Maximilian gern eingesetzt sehen, destbas underhalten und bey willen behalten mugen, denselben Hg. von unserm hof aus in die Gft. Tyrol und nemblichen gen Innsprugg abgevertigt, daz er daselbs bis auf ferrern unsern beschaid seiner sachen, wie er in daz Hgt. Mayland kum, versichert werde, beleiben soll, haben im auch etlich unser räte zuegeben und darzu mit aller handlung an unsern F. und lb. andachtigen Matheusen, Bf. zu Gurk, gewisen. Dieweil aber die sterbenden leuf zu Innsprugg sein, so ist bemelter Hg. nach rate des gedachten von Gurk gen Sterzingen verruckt und wirdet daselbs oder an den andern enden in der Gft. Tyrol beleiben und sich ungezweifelt unsers willens halten und befleissen. Es sein und werden auch die parteyen, so in gern eingesetzt sehen, so er in der Gft. Tirol ist, destbas zufriden. Bemelter Hg. handlt auch nichts ausserhalb vorbenants von Gurk willen und wissen. Es steet auch darauf, das der bemelt von Gurk noch nit gen Rom ziehe. Sodann wurdet gedachter Hg. Maximilian hinein gen Mailand reiten, dann wir nicht finden kunen, sy baid in des Babst huld zu wagnus zu stellen. Das haben wir euch nit wollen verhalten.

[7.] [...] Auf solhs alles hievor begriffen schicken wir euch ainen credenzbrief an gemain Aidgenossen santpoten, so ietzo Michaelis widerumben beiainander sein werden, und empfehlen euch darauf ernstlich, das ir euch zu denselben sandpoten fueget und, waz nach laut dieser unser schriften euch zu handlen gepurt, dasselb mit pestem vleiss und ernst und was euch weiter fur nutz und guet ansiecht, handlet und furnemet. Und wiewol wir uns versehen, daz ir nicht samentlich, sunder allain du, Hans von Landau, und Johann Storch dahin kumen mugen, daz ir baid nichtdestminder alles daz vorangezaigt handlet. Mocht ir aber unsern rat Ulrichen von Habsperg auch dahin pringen, solhs wer uns ganz gevellig.

[8.] Und wiewol die Aidgenossen, als under anderm in eurm schreiben anzaigt wirdet, den zug gen Leon und Burgundi abgeslagen, so fuegen wir euch doch zu vernemen, das uns etlich tag here vergeben [= grundlose] kundschaft aus unsern Niderlanden, den wir doch nit ganz gelauben geben, kumen, das ain treffenlicher streit zwischen der Kgg. von Aragon und Engelland, auch des Kg. von Frankreich kriegsvolk, so sy zu baiden tailen treffenlich beyainander haben, beschehen sey, und die bemelten Kgg. von Aragon und Engelland den sig behalten, und der von Burbon, obrist haubtman des Franzosen, gefangen und vil ander treffenlich leut, Ff., Gff. und Hh. bis in die 18[000] oder 20 000, erslagen sein sollen. Wo dem also ist, das ir dann ungezweifelt nuzumal wol glaublichen wissen tragen, mugen ir selbst gedenken, das dem Kg. von Frankreich damit grosser schad beschehen were, daruf im vertreiben steet, dann on zweifel hat er das pest kriegsvolk daselbs gehabt und verlorn. Nu achten wir darfur, so dannacht die Aidgenossen disen unfal und verlust des Kg. von Frankreich merken, das sy dest genaigter sein sollen, den zug gen Leon wider Frankreich zu tun. Und wiewol sy den vormalen abgeslagen, so mocht sich doch nuzumal ir willen und gemuet verendern und sy vileicht solhen zug mer als vor zu tun in willen haben. Demnoch wir uns bedacht, unangesehen unsers vorangezaigten furnemen weiter mit in deshalben zu handlen. Und ist darauf unser ernstlicher bevelh, das ir also durch euch selbst die handlung berurts zugs halben ietzo widerumben bei der Aidgenossen gesandten anbringet mit den pesten fuegen und gelegenhait, wie euch dann guet bedunkt. Und sofer ir willen und grund bey inen findet, so mocht ir euch alsdann mit in in handlung begeben auf weeg und maynung, wie ir des vormals von uns in bevelh habt oder wie euch weiter nach gelegenhait irs willens guet bedunkt. Und was ir euch also mit inen underreden oder handlen werdet, mugt ir dasselbig tun, doch auf anpringen an uns, dann wir versehen uns auch, das sy selbs gleicherweis tun werden, und daz deshalben ain ander tag furgenomen wurde. Wir wollen uns auch mit den Aidgenossen, so der zug hieoben gen Leon beschicht, weiter des zugs halben in Burgundi mit inen wol vertragen. Find ir aber ganz kainen willen diser sachen halben bei den Aidgenossen, so sollet ir nichts anders handlen, dann allain, es beschehe solhs durch euch selbst, wie ir daz solhs mit fueg wol zu tun wisset.

[9.] Verrer so wollen wir euch nit verhalten, das wir uns versehen, wo die Aidgenossen zu dem zug wyllen haben wurden, das ungezweifelt ir gemuet were, den Hg. [Karl III.] von Safoy gern zu inen zu ziehen. Des wir uns auch gern geraten bedunken, dann wo er mit inen zu solhem zug verwant were, das sy vileicht denselben dest statlicher volbringen mochten. Haben wir bedacht, dieweil sy nu ganz genaigt sein, das der Hg. Maximilian in Mailand eingesetzt werde und sich vil guets gegen im erpieten, das ir alsdann durch euch selbst bemelten Aidgenossen disputacionweis furhaltet, das sy bey dem Hg. von Safoy practiciern und handlen, das desselben swester dem Hg. Maximilian obbenant und dan dem Hg. von Safoy frau N. [= Bona Sforza], weilend Hg. [Gian] Galeatz von Mailand, unser lb. gemahel [Bianca Maria] brueders, tochter, der[en] mueter [Isabella von Aragón] des letzten kindes von Neaples [= Kg. Ferdinand II. von Neapel] swester gewesen ist, zu gemahlen gegeben verheiraten. Damit so wurde derselb Hg. von Safoy dem Kg. von Frankreich genzlichen abgedrungen und dardurch ain ewig freundschaft zwischen Hg. Maximilian und dem Hg. von Safoy und ir baiden kinden und erben gemacht, und wurde ain grosser schuld sein dem haus von Mailand gegen dem Franzosen. Was nutz und guet auch solh heyrat Hg. Maximilian in kunftig zeit pringen wurde, haben ir zu gedenken. Das alles wissen ir den Aidgenossen mit gueten grund anzuzaigen. Wir versehen uns auch, das der Hg. von Safoy den Aidgenossen in solhem mer dann niemands anderm volgen wurde. Datum Collen am 28. tag Septembris Ao. etc. 12 jar.

Anmerkungen

1
  Ks. Maximilian hielt sich bereits seit dem 10. März in Trier auf.
2
 Vom 19. März 1512. Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 434.
1
 Zur Rolle Ulrichs von Hohensax als Unterhändler zwischen Ks. Maximilian und den Eidgenossen im Frühjahr und Sommer 1512 vgl. Bänzinger, Ulrich VIII. von Hohensax, S. 74-80.
1
 Vom 7. Februar 1511. Druck: Segesser, Abschiede, Beilage Nr. 19, S. 1343-1347.
a
 B, C landvogt.
1
 Mit Schreiben aus Trier vom 15. April 1512 teilte Zyprian von Serntein Johann Storch u. a. mit, Hans von Landau sei erkrankt und könne wahrscheinlich an dem vorgesehenen Treffen mit den Eidgenossen nicht teilnehmen. Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 71a u. b, Kop.
b
 C fehlt.
c
 B, C andern
d
 B, C Gurk.
e
–e B Datum.
1
 Bereits mit Schreiben aus Trier vom 6. April 1512 hatte Ks. Maximilian Fh. Ulrich von Hohensax mitgeteilt, die ksl. Räte hätten ihn über dessen fleißige Bemühungen in den eidgenössischen Angelegenheiten informiert. Darüber hinaus habe er Christoph Schenk von Limpurg, Johann Storch und vor allem den Reichsschatzmeister Hans von Landau angewiesen, etwas mit Hohensax zu besprechen. Dieser möge sich auch weiterhin bereitwillig und treu zeigen. Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 20) 1512 Apr., fol. 16a, Kop.
1
 Vom 7. Februar 1511. Druck: Segesser, Abschiede, Beilage Nr. 19, S. 1343-1347.
1
 Eine Beschreibung des Zuges der eidgenössischen Truppen nach Italien bei Bernoulli, Basler Chroniken, S. 34-37.
1
 In diesem Schreiben an den Ks. vom 2. Mai 1512 (sontag jubilate) betonte Storch, daß die Eidgenossen auf der Züricher Tagsatzung sehr geschickt agiert hätten. Acht bey mir selbs dafür, das solichs aus grosser vorbetrachtung und stille gesche, damit nit yderman ires furnemens wissens haben moge, dann ich merk nit anders, ire sachen mit guter, zeytiger dapferkeit weyslich und wol handeln, wiewol sy fur grob, ungeschickt bauren bey vil leuten genent werden. Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 5a-6b, Kop.
2
 Am 13. Mai 1512 wurde in Innsbruck ein Geleitbrief ausgestellt, in dem Ks. Maximilian alle Hauptleute, Pfleger, Landrichter, Richter, Bmm., Räte und Amtleute in Tirol aufforderte, das eidgenössische Kriegsvolk, das durch die Gft. Tirol ziehen werde, um dem Papst zu Hilfe zu kommen, in ihren Amtsbereichen frei und sicher passieren zu lassen und bei den Untertanen dafür zu sorgen, daß diese die Knechte mit lyferung und prophant allenthalben auf den strassen versehen und den gedachten Aydgnossen zu irer nodturft umb ain zimblich gelt darstrecken, sy auch nach irem pesten vermügen beherbergen. Außerdem dürfe den Eidgenossen bei Androhung schwerer Strafe mit worten oder werken kainerlay spot oder nachtail zugefuegt werden. Zürich, StA, A 176.1, fol. 195a, Kop. ( c.d.i.i.c.). Druck: Kohler, Les Suisses, S. 329f. Anm. 3.
1
 Dieses Schreiben liegt nicht vor, jedoch eine am 7. Mai 1512 in Innsbruck ausgestellte Instruktion des dortigen Regiments für Fh. Hans von Königsegg und Jos Humpis, Vogt zu Nellenburg und Neuburg. Diese wurden darin angewiesen, dem Fh. Ulrich von Hohensax und anderen in Chur versammelten eidgenössischen Hauptleuten und Räten darzulegen, das Innsbrucker Regiment habe gehört, daz sich gemain Aydgnossen entslossen haben, das sy der Bäbstlichen Hlkt. zu hilf zuziehen und der maynung sein sollen, zwischen Seiner Hlkt. und dem Kg. zu Frankreich ainen frid zu machen, daz auch gemelten gemainen Aydgnossen durch Johann Storchen vertrostung beschehen, daz sy durch der ksl. Mt. erbliche land unser verwaltung ziehen mugen, angesehen, daz solhs die erbainigung zwischen ksl. Mt. und der Aydgnossen, yetz zu jüngst aufgericht, vermugen sol. Nu wern wir wol genaigt und willig, alles dasjen, so zu fruntlichen, gutem, nachparlichem willen dient, zu handlen. Diewyl wir aber solhs ires durchzugs halben von der gemelten ksl. Mt. kain bevelch haben, sy auch, als wir vernemen, den nechsten auf der Venediger land ziehen wellen und doch wir zwischen irer ksl. Mt. und der Venediger umb kainen anstand oder frid nochmals wissen, so will uns in kainen weg gepürn, gemelt Aydgnossen also durchziehen zu lassen. Wir achten auch, daz solhs die erbainigung dergestalt nit vermuge. Nachdem uns aber vor etlichen tagen auch angelangt, daz gemelt Aydgnossen des willens sein solten, durch ditz land zu ziehen, haben wir solhs dazumal der ksl. Mt. auf der post verkündt und versehen uns, sein Mt. werde uns darauf auf das peldest beschaid tun; daz wir inen alsdann von stund an anzaigen und nit verhalten wellen. Ob aber der beschaid oder bevelh von der ksl. Mt. käme dergestalt, das die Aydgnossen durch diz land der ftl. Gft. Tyrol ziehen solten, so mugen doch sy, die haubtleut, selbs ermessen, daz die nodturft erfordert, damit daryn gut ordnung furgenomen und geratschlagt werd, wie solher durchzug beschehen sol, dann daz Etschland ist der sweren und herten jar, auch die langen kriegs halben etwas an lyferung erschöpft, sonderlichen an getraid, das inen teglichen zu irer notturft zugefürt mus werden. So ist daz land eng und hat nit malstat oder herbergen, das sich vil volks wol enthalten müge, deshalben über 5[00] oder 600 man under ainmal nit kunden durchgelassen werden. Und das alweg ain yeder haufen dem andern drey tag nachzug, so möcht in derselben zeit in den herbergen und auf den strassen sich die undertanen wider mit lyfrung versorgen. Solhs sullen die gedachten ret mit der Aydgnossen haubtleut mitler zeit disputiern und uns desselben berichten. Ob dann uns mitler zeit von ksl. Mt. beschaid kome, den wollen wir inen auch zuschriben, wie sy dann mit pestem fug zu tun wol wissen. Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 95a u. b, Kop.
a
 Korrigiert aus: augengleser.
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 Dazu der Eintrag im Berner Ratsmanuale unter dem Datum fritag nach corporis Cristi [11.6.12]: Es ward gehört der abscheyd von Zurich [Nr. 882] und daruf geraten, zwen boten wider zu kunftigem tag zu schicken und denen zu bevelchen, vor allen dingen zu hören der ksl. Mt. meynung und in was gestalten die begere, das ein Eidgnoschaft sich wyter gegen iro verpflichtn solle. Und wann das wurd verstonden, so haben si gewalt, mit andern boten niderzusitzen und von der sach zu reden und zu ratschlagen und doch nutzit zu beschliessen bis uf ein hindersichbringen. Doch so geben min Hh. gewalt, zusagung ze tund, das min Hh. mit Frankenrich dehein friden wollen annämen anders dann mit ksl. Mt. wüssen und willen und das ouch dieselb darin begriffen sin solle. Bern, StA, Ratsmanuale Nr. 155, pag. 11, Orig. Pap.
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 Im Wiener Exemplar folgt: nemlich die edlen, wolgebornen H. Cristof, H. zu Lümburg, des hl. Reichs erbschenk, vogt zu Nellenburg, und H. Hans Jacob, Fh. zu Mörsperg und Beffort etc., unser besondern lb. Hh.
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–b Im Wiener Exemplar: die wir gehört. Auf das und wir solch instruction erfunden, das sy weiter grundt dann der abschid zu Trier, auch röm. ksl. Mt. rete nit mit vollem gewalt auf denselben abschid zu Trier gefertigt sind und wir Aidgnossen auch nit anderst kunden handlen, dan solchs an unser Hh. langen zu lassen. Haben wir die mainungen desselben aber angenomen, heimzubringen. Und ist nemlich das erst.
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 Im Wiener Exemplar: widerwertigkaiten.
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–d Im Wiener Exemplar: als auch sein Mt. das yetz gern getan hette. Hab es nit müglich noch gelegen sein wellen der zeit, wie dann solichs alles in ir instruction und worten baß erleutert ist gewesen.
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–e Im Wiener Exemplar: zu baider seit und darin zu handlen und furzunemen daz, so dann dieser sach frucht und austreg bringen mag.
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 Im Wiener Exemplar folgt: Nu ist der röm. ksl. Mt. rete anbringen laut der instruction auch gewesen, mit den landen des haus Österreich, als Geldern und Burgundi, desgleichen Napolas, auch Engeland und dergleichen etc. etwas ainung oder schirm zu machen und besonder begern, ainen tag gen Trient zu setzen, desgleich, das der Hg., sobald er eingesetzt würde, sondern personen auch pension geben soll. Haben wir zu guter fürdrung der sach underhalten und in unser abschid nit wellen nemen, das heimzubringen, aus ursach, wie wir Aidgnossen deshalb selbs mit röm. ksl. Mt. reten geredt hand. Actum aus Zürich von der Aidgnossen santpoten sambstag nach St. Veitstag Ao. etc. 12 [19.6.12].
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 Gleichfalls am 20. Juni 1512 (sontag vor Johannis) teilte Mörsberg Serntein mit, da er zum Tag in Straßburg in Sachen Niedere Vereinigung reisen müsse, könne er wohl an der nächsten von den Eidgenossen anberaumten Zusammenkunft nicht teilnehmen. Dies sei aber ohnehin nicht nötig, da die Eidgenossen erklärt hätten, wes sy bey iren obern finden, das bey der bost ksl. Mt. zu wissen zu tun. Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 75a u. b, Kop. – Auch Christoph Schenk von Limpurg wandte sich am 20. Juni 1512 (sonntage nach Viti) an Serntein mit der Bitte, ihn wissen zu lassen, ob der Ks. wieder nach Trier gekommen sei und wie lange der Reichstag wohl noch dauern werde, denn er habe dort in Angelegenheiten, an denen ihm und seiner Hft. viel liege, zu handeln. Ebd., fol. 76a, Kop.
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 Laut Erbeinung vom 7. Februar 1511 hatte Ks. Maximilian jährlich an diesem Tag 200 rh. fl. an jeden eidgenössischen Ort zu zahlen, an den Abt und die Stadt St. Gallen sowie an Appenzell jeweils 100 rh. fl. Druck: Segesser, Abschiede, Beilage Nr. 19, S. 1343-1347, hier S. 1347.
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 Vgl. ebd.
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 Die Datierung ergibt sich aus Anm. 2.
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 Dazu der Eintrag in den Berner Ratsmanualen unter dem Datum sonntag Ulrici [4.7.12]: Ein instruction uf den tag Zurich. [...] Die erbeynung zu verpessern gevalt minen Hh., und namlich hilf umb hilf. Darin allwegen sin ksl. Mt. costen und zu handhab erpliche land und wyter die march erlutert mag werden. Desglichen dehein vereynung noch befridung zu machen, dann jeder teil den andern inbeschliesse. Ouch witer mit dem Bapst, Hispanien oder andern eynung zu machen bedunkt min Hh. nit not. Danne die Hgg. inzusetzen und dann die land am geburg und die pension und die 300 000 duggaten zu nämen, mogen min Hh. erliden. Und damit verträgenlich gehandelt mog werden, gevallt minen Hh. Bern, StA, Ratsmanuale Nr. 155, pag. 34-35.
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 Vor allen am Ende des Entwurfs aufgeführten Empfängern dieses Schreibens mit Ausnahme des Abts von St. Gallen steht jeweils ein +.
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 Der Inhalt von Storchs Werbung ist auch wiedergegeben im Abschied der Luzerner Tagsatzung vom 28. Juli 1512 (mittwuch nach Jacobi): [...] Zum andern sy die ksl. Mt. bericht, wie der Kg. von Frankrich ein merklich rustung tu in Burgun zu ross und fuss und understan, die Gft. Burgun zu bekriegen. Begert also us kraft der vereinung, ein truw ufsechen ze haben, in sunders ouch solichs den gelegnen orten als Bern, Friburg und Solenturn ze befelchen etc. Zum dritten, so sollen villicht etlich praktik vorhanden sin von Kg. von Frankrich, dieselben abzustellen und denselben nit zu lossen, sunder des angesatzten tags ze erwarten und mit sin Mt. ze handeln, wie vor zu tagen davon geredt ist. Und zuletzt hat er ouch die ksl. Mt. entschuldiget, dass so der Gf. von Tierstein oder ander dem frankrichischen Kg. zuzuechen. Das aber sin Mt. ganz widerwertig, hab ouch das zum höchsten vorkommen, als jeder pot witer weist zu sagen. Zürich, StA, B VIII 85, fol. 190-192, Kop.; Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 455i.
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 Die Gesandten waren am 18. Juli durch die Bürgerschaft von Mailand zu Ks. Maximilian geschickt worden, um ihn um die Einsetzung Massimiliano Sforzas als Hg. von Mailand zu bitten. Vgl. Gisi, Antheil der Eidgenossen, S. 67.
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 Diese Artikel sehen als Gegenleistung für die Bemühungen der Eidgenossen bei der Rückeroberung des Hgt. Mailand aus frz. Hand vor allem die Zahlung von 150 000 Dukaten in drei Jahresraten von jeweils 50 000 Dukaten vor. Zürich, StA, B VIII 85, fol. 198a-199b, Kop.; Druck: Segesser, Abschiede, Nr. 458 S. 640f.
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 Zu weiteren Verhandlungsinhalten der Badener Tagsatzung vgl. Feller, Geschichte Berns, S. 525f.