Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bitte des Ks. um Schutz der Gft. Burgund vor frz. Angriffen, ksl. Verbot des Zuzugs von Knechten zum Kg. von Frankreich; [2.] Einberufung einer weiteren Tagsatzung.

Zürich, 27. Juli 1512 (zinstags nach Jacobi apostoli)

Orig. Pap. m. S.: Bern, StA, Unnütze Papiere Bd. 61, Nr. 68 (an Bern).

Konz.: Zürich, StA, B IV 2, fol. 102a.

[1.] Die Adressaten1 wissen, in was werbung und geschäft ksl. Mt. gegen uns wider den frankrichischen Kg. bisher gestanden ist und wir hinwider mit ir und [daß] die röm. ksl. Mt. mit ir botschaft den letstvergangnen tag Zürich durch kurze der zit nit hat mögen erlangen. Heute nun hat der ksl. Sekretär Johann Storch um Anberaumung einer weiteren Tagsatzung gebeten, zu der der Ks. seine Räte schicken will, zudem uns bericht, wie sich die Franzosen in groser zal zu ross und fus rusten gegen und zuwider die Gft. Burgundi, und soferr die uberzogen wurde, das dann wir Eidgnosen unser getruw ufsechen zu derselben Gft. haben, mit vermanung der erbeynung hilflichs bistands, dero sich och ksl. Mt. getroist, und bsonder, das wir ansechen, das sin Mt. gegen Frankrich von uns Eidgnosen wegen in disen last kommen sig. Welle sin Mt. dagegen och tun und erstatten, was sich gepür, und sonders, das wir Eidgnosen mit den Franzosen nützit practicieren und annemen noch zur zit, bis siner ksl. Mt. handlungen, alles in mer worten. Och sich dabi erzoigt, wie groß mißfallen ksl. Mt. hab an dem, daz etlich landsknecht zum Franzosen geloffen sigen, und [daß] sin Mt. mandat [Nr. 911] hab lassen usgon bi verlierung libs und guts, daz ir einer dahin ziehe und wer dawider tuge, Gf., H. oder knecht, daz der an lib und leben gestraft soll werden.2

[2.] Angesichts der Bedeutung und Dringlichkeit besagter Angelegenheiten, für die eine Lösung gefunden werden muß, beruft Zürich für den 15. August (unser lb. Frowen tag der himelfart zu mittem Ogsten nechstkunftig) eine weitere Tagsatzung ein, um ze handeln und ze tun das, so unser aller lob, rum und er sin mög. Ersucht um Beschickung. Hat auch den Ks. entsprechend informiert.

Anmerkungen

1
 Vor allen am Ende des Entwurfs aufgeführten Empfängern dieses Schreibens mit Ausnahme des Abts von St. Gallen steht jeweils ein +.
2
 Der Inhalt von Storchs Werbung ist auch wiedergegeben im Abschied der Luzerner Tagsatzung vom 28. Juli 1512 (mittwuch nach Jacobi): [...] Zum andern sy die ksl. Mt. bericht, wie der Kg. von Frankrich ein merklich rustung tu in Burgun zu ross und fuss und understan, die Gft. Burgun zu bekriegen. Begert also us kraft der vereinung, ein truw ufsechen ze haben, in sunders ouch solichs den gelegnen orten als Bern, Friburg und Solenturn ze befelchen etc. Zum dritten, so sollen villicht etlich praktik vorhanden sin von Kg. von Frankrich, dieselben abzustellen und denselben nit zu lossen, sunder des angesatzten tags ze erwarten und mit sin Mt. ze handeln, wie vor zu tagen davon geredt ist. Und zuletzt hat er ouch die ksl. Mt. entschuldiget, dass so der Gf. von Tierstein oder ander dem frankrichischen Kg. zuzuechen. Das aber sin Mt. ganz widerwertig, hab ouch das zum höchsten vorkommen, als jeder pot witer weist zu sagen. Zürich, StA, B VIII 85, fol. 190-192, Kop.; Regest: Segesser, Abschiede, Nr. 455i.