Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 800 Ks. Maximilian an Bf. Georg von Trient
Innsbruck, 12. November 1511
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 19b) 1511 Nov., fol. 61a-62b, Konz.
Ist, wie Bf. Georg sicher noch in Erinnerung ist, vor einiger Zeit durch den Papst und den Kg. vor Aragón aufgefordert worden, einem Frieden mit Venedig zuzustimmen. Hat daraufhin Bf. Matthias von Gurk zu Friedensverhandlungen zum Papst geschickt, doch hat sich der entsprechende Plan zerschlagen. Nunmehr hat der Kg. von Aragón erneut einen Gesandten mit dem beigefügten (nicht vorliegenden) Friedensentwurf zu ihm geschickt. Der uns dann darauf solhs frid halben sovil treflicher ursachen angezaigt, dardurch wir bewegt sein, wiewol nicht gern, in denselben frid zu verwilligen. Hat demzufolge Johann Colla mit Vollmacht nach Rom geschickt, um den Frieden endgültig zu schließen. Besagter Entwurf sieht vor, daz uns Bern [= Verona] und Vincenz mit irn zugehörungen on mittl beleiben, was aber sunst yede partey zu der zeit eröffnung des frids innhat, solhs, bis der ausspruch [= Schiedsspruch] durch den Babst und den Kg. von Aragon beschicht, inzubehalten. Allerdings sind die Venezianer derzeit im Begriff, ihre gesamten Truppen nach Friaul und Cadore, die er erst kürzlich erobert hat, zu verlegen, um beides zurückzugewinnen. Ist demzufolge entschlossen, selbst einen größeren Zug nach Friaul zu unternehmen, um nicht nur das, was er bereits innehat, zu bewahren, sondern auch anderes, das die Venezianer noch in ihrer Gewalt haben bzw. ihm erst kürzlich abgewonnen haben, zurückzuholen und bis zum Spruch des Papstes und des Kg. von Aragón zu behalten. Und zweifeln auch nicht, wo wir solhs erobern, uns werde der merer tail derselben flecken in solhem ausspruch zugetailt, dann wir wol sovil bei Bäbstlicher Hlkt. und dem Kg. von Aragoni zu handeln und zu practicirn wissen, das uns ain guter und nützlicher spruch für uns und unser lande und leut beschehen sulle. All dies soll Bf. Georg streng geheimhalten. Und wiewol uns in vorberurtem frid die stat Bern und Vincenz, wie oben begriffen ist, zusten und vervolgen sullen, so mugen wir doch den Venedigern irer pösen und listigen praktiken halben nicht genzlichen vertruwen. Ersucht daher Bf. Georg, Verona, an dem ihm bekanntlich viel liegt, gemeinsam mit dem frz. Kriegsvolk und den Bürgern der Stadt wohl zu versehen und gut zu bewahren.
Nr. 801 Instruktion Zyprians von Serntein (ksl. Kanzler) für den ksl. Sekretär Wilhelm Butsch zu einer Werbung bei Ks. Maximilian
Empfehlungen ksl. Räte für das weitere Vorgehen in Oberitalien, den baldigen Beginn des Augsburger Reichstags und eine Abstimmung mit dem Kg. von Frankreich.
Innsbruck, 22. November 1511
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 256/II, fol. 34a-38b, Konz.
Instruction, was röm. ksl. Mt. secretari Wilhalm Butsch bey ksl. Mt. von mein, Ziprian von Serntein, canzler, wegen handeln und reden sol.
[...] Hat die ksl. Räte Dr. Matthias Khuen von Belasi, Dr. Erasmus Toppler, Hans Kaspar von Laubenberg, Bartholomäus von Firmian und Johann Renner zusammengerufen und mit ihnen diskutiert. Und nach vil langen handlungen so bedunkt sy und mich vor allen dingen das nutzest zu sein, daz ir Mt. Bern [= Verona] wol und noturftiglich besetz und verseh, dann wo dasselb beschiht, so müg ir Mt. alweg dest e ain frid erlangen ader ain anders erobern, das die veind yetzo ynhaben, dann an allen sachen stee Bern. Und wo ir Mt. ye kain zug in Friaul kund tun, als dann wol zu versehen ist, daz es nit beschehen mug, so das volk wider gen Bern ziht, daz darumb ir Mt. Gorz, Graditsch und derselben vesten flecken notturftiglich besetzet. Und daz ir Mt., derweil der sumer wider herget, den reichstag furderlich anfieng und hielt, damit, wo mitler zeit kein frid erlangt wurd, daz dann ir Mt. auf den Merzen oder Aprilen gefasst wär, widerumb gegen den veinden mit gewaltigem her fürzunemen. Daz ir Mt. auch mitler zeit mit dem Kg. von Frankreich handelte und sich aller sachen halben mit im weiter vertrüge, damit solh fürnemen auf den früling dest füglicher und stattlicher beschehen mochte. Und so ir Mt. des willens ist, wider hieher zu komen, ye ee dann ir Mt. hieher kämb und ye ee ir Mt. gen Augspurg zuge und mit dem Reich handelte, auch sunst allerley für augen umb gelt suchte, ye besser mich dasselb bedeuchte. Ir Mt. mochte auch dardurch die Ff. dest ee bewegen, daz sy auf solhen früling ains tails selbs auch mitzügen. [...] Geben zu Insprug am 22. tag Novembris Ao. etc. 11.
Nr. 802 Ks. Maximilian an Zyprian von Serntein
[1.] Weisung zu einer Hilfszusage an die vorderösterreichischen Lande für den Kriegsfall; [2.] Seine weiteren Pläne in Oberitalien.
Sillian, 25. November 1511
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 256/II, fol. 40-41, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; Gegenzeichnung: Butsch).
Gibt auf die durch den ksl. Sekretär Wilhelm Butsch vorgetragenen Punkte (Nr. 801) folgende Antworten:
[1.] Die sachen an des Reichs ständ gelangen zu lassen und unsern vordern landen ainen trost zu geben etc., das alles lassen wir uns wol gefallen. Und ist unser maynung, daz du unsern vordern landen und dem regiment zu Enshaim ainen gn. brief in unsern namen schreiben lassest und under anderm meldest, wo es zu ainem krieg komen wär, so wollen wir sy nit verlassen haben etc.
[2.] [...] Betreffend den ratslag der besetzung Bern [= Verona] und der festisten flecken in Friaul und was unser yetzig fürnemen sey etc., davon haben wir dir von Praunegken aus allen beschaid zugeschriben [Schreiben liegt nicht vor]. Deshalben nit not ist, dir ditzmals davon weiter zu schreiben. [...]
Nr. 803 Ks. Maximilian an Hg. Johann II. von Kleve und Philipp von Kleve-Ravenstein
Wels, 22. Dezember 1511
Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner): Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 349, fol. 37.
Kop.: Ebd., Jülich-Berg I Nr. 203, fol. 7a-8a.
Karl von Egmont, der sich nennt von Geldern, hat uber und wider den gelobten, geswornen frid, darin wir und er laut des tractats zu Camerich gegnainander gestanden sein,1 in vergessung seiner eren und aydes unser land und leut angegriffen und darzu etlich stett, so uns und unserm lb. sun Ehg. Karln von Österreych zugehorn, haimlich und durch verreterey eingenomen. Deshalb wurde gegen ihn die Acht und Aberacht verhängt. Gebietet unter Androhung der Acht und Aberacht sowie einer in die ksl. Kammer zu zahlenden Strafe von 500 Goldmark, Karl von Egmont, seine Helfer und Anhänger in keiner Weise zu unterstützen und keinerlei Gemeinschaft mit ihnen zu pflegen, sie vielmehr gefangen zu nehmen und ihren Besitz zu beschlagnahmen, wie es sich gegenüber Ächtern und Friedbrechern zu tun gebührt, und zwar so lange, bis sie wieder zum Gehorsam gegenüber Ks. und Reich gebracht worden sind und sich Gnade und Huld erworben haben. Hat die ksl. Hauptleute und sein Kriegsvolk angewiesen, gegen alle, die dieses Gebot mißachten, als Feinde des Ks. vorzugehen. Versichert, daß nichts, was gegen Karl von Egmont, dessen Helfer und deren Besitz unternommen wird, einen Frevel gegen den Ks., das Reich noch sonst jemanden darstellt.
Nr. 804 Jakob de Banissis (ksl. Sekretär) an Fh. Michael von Wolkenstein, Landhofmeister des Innsbrucker Regiments
[1.] Hoffen des Ks. auf den Friedensschluß mit Venedig; [2.] Grund für den verzögerten Beginn der Friedensverhandlungen.
Villach, 2. Januar 1512
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 302, fol. 68-69, Orig. Pap. m. S.
[1.] Hat vom ksl. Hof erfahren, wie die ksl. Mt. noch guter hoffnung sey von wegen der conclusion des frids, [daß diese] sol fur sich geen. Darum hat die ksl. Mt. dem Gf. von Carpen [= Carpi] geschriben, daz er noch zu Venedig verziehe, hunz daz er sehe, ob die conclusion des frids fur sich gee oder das er sech, daz es zerbrochen sey. Und darnach sol er komen, aber die nit mit im pringen, so dann komen sollen, sonder daz sy sich perayten, wann man nach inen schigk, daz sy komen, dann die ksl. Mt. ist des willens, den von Gurk gen Rom ze schigken von des fridens wegen.
[2.] [...] Gestern sind Schreiben des ksl. Kommissars in Rom und der dortigen Gesandtschaft des Kg. von Aragón eingetroffen mit der Nachricht, die Gesandtschaft Venedigs sei am 17. Dezember angekommen. Und schreibt ksl. Mt. comissary, wie daz sich der venedigisch orator krank mach und sich in die [Versammlung] tragen lass, darum sich die verzug. Des dann der Pabst vast zornig gewest sey. Aber [da] der gemelt orator in vier tagen dort ist, hoffen sy, es werd pald concludiert. Was komen wurt, wil ich eur Gn. von stund an ze wissen tuen. [...]
Nr. 805 Instruktion Ks. Maximilians für seine Räte Jörg von Egg, Viztum in Krain, Bernhard Raunacher, Jörg Moysse und Paul Rasp, Verweser der Hauptmannschaft in Krain, zu einer Werbung bei den Landständen von Krain
Linz, 4. Januar 1512
Druck: Verbic, Deželnozborsk Spisi Kranjskih, Nr. 50.
Sollen darlegen, mit welch großem Einsatz der Ks. sich sei langem um die Verteidigung seiner Länder und Städte gegen die Venezianer bemüht. Nunmehr versucht er, mit seinem neu angeworbenen Kriegsvolk Friaul zurückzuerobern. Der Grund für dieses Engagement besteht nicht nur im Reichtum Friauls, sondern auch in der Schutzfunktion des Landes vor Einfällen der Ungläubigen. Plant, dort auf eigene Kosten 1000 Berittene und 8000 Fußsoldaten zu unterhalten, die sowohl auf Attacken der Türken gegen die Erbländer als auch auf einen eventuellen Anfall des Landes an die Venezianer achten sollen. Ist hierher in seine Erbländer gekommen, um seinen dortigen Untertanen diese Erfordernisse darzulegen, mit ihnen darüber zu beraten und dann wieder abzureisen, dan uns in kurz not werdet, zu dem reychstag gen Augspurg zu ziehn, des willen, so der sein end nymbt, unser niderburgundische erbland und leut, die auch in anfechtung und notturften steen, haimzusuchn und furt unser rays und kirchfart, die sich auf etlich jar stregkn mocht, so wir uns zu ern des hl. ritters St. Jorgn lang furgesetzt, dieweyl wir seiner furdrung und hilf gegen dem Almachtign von unsern jungn tagn bis auf dise zeit oft scheynparlich entphünden und genossen habn, furzunemen und auszerichten. Darzu wir dan ain merkliche und erschiesliche hilf von dem Reych und der kristenhayt zu erwerben und dardurch die kristenhayt und sonderlich unser erbliche land und leut, so an dy unglaubign grenitzn, zu erretten und in ewig rue und frid zu setzen verhoffen.
Obwohl er zu einem Friedensschluß mit den Venezianern geneigt ist, für den der Papst und der Kg. von Aragón schon so viel getan haben, daß mit seinem Zustandekommen zu rechnen ist und er verkündet wird, so mugen wir doch auf die Venediger nit glaubn setzen, sonder mussen stats gewarnet sein und uns fursehen, wan sy des widerumb stat erlangtn, das sy sich understeen werden ze rechnen. Falls daher die Venezianer über kurz oder lang etwas gegen den Friedensvertrag unternehmen, möchte er die für die Türkenabwehr vorgesehene Streitmacht sambt der hilf vom Reych mit uns nemen und unsern zug auf die Venediger wenden, gar fur Venedig rugkn und sy mit gewalt darzu bringen, dem berurten tractat und friden volzug und genugn zu tuen. Hofft zudem, nach Abschluß des Krieges zwischen dem Papst und dem Kg. von Frankreich auch von letzterem oder vom Kg. von Aragón Hilfe zu bekommen, um Venedig zur Einhaltung des Friedens zu veranlassen.
All dies sollen die Landstände bedenken, einen Ausschuß bilden, diesen zum 2. Februar (unser lb. Fraun liechtmesstag) nach Graz schicken, wohin er selbst persönlich kommen wird, und mit ihm darüber beraten, wie Friaul als Schutzschirm gegen die Türken und Venezianer zurückerobert und bewahrt werden kann. Sie mögen sich dabei ein Beispiel daran nehmen, wie die Venediger irm Hg.,1 den sy doch von ort ainen freyer vischer oder kaufman wissen und erkennen, so mit grossem ernst und darstregkn irer leyb und gueter beysteen, wiewol inen in der herschaft gar nichts zusteet. Noch dann raychn und dienen sy im zu behaltung der land, die sy wider Got, er und recht besitzen, zehenmal mer weder [= als] alle unser niderösterreichische land uns als von Got, irm geordntn, naturlichn H., zu pillicher und gotlicher eroberung der gedachten land zu unserm loblichn haus Osterreich. Erwartet demgemäß, daß sie gehorsam und gutwillig nach Graz kommen.
Nr. 806 Zyprian von Serntein (ksl. Sekretär) an Bf. Georg von Trient (ksl. Hauptmann)
[1.] Informationen über geheime Machenschaften des Kg. von Frankreich gegen den Ks. und seine möglichen Pläne zur Einnahme Veronas; [2.] Weisung des Ks. an seine Räte, Vorkehrungen gegen diese Absichten zu treffen; [3.] Einbeziehung Bf. Georgs in die Maßnahmen zum Schutz Veronas; [4.] Veränderung der Reisepläne des Ks., sein derzeitiger Aufenthalt in Regensburg, geplante Weiterreise zum Augsburger Reichstag; [5.] Bevorstehende Beratungen in Sterzing; [6.] Fortbestehende Hoffnung auf einen Friedensschluß mit Venedig.
Fragenstein, 29. Januar 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Jan., fol. 79a-80a, Konz.
[1.] Gruß. In diser stund hat mir ksl. Mt. durch maister Hansen Renner eilends in mein hand schreiben lassen [Schreiben liegt nicht vor], das ir Mt. von irer tochter, frau Margarethe, gleuplich schriften und anzeigen hab, wie der Kg. von Frankrich durch sein parlament zu Paris allerlay neurungen gegen den Niderlanden mit processen und in ander weg furneme und darzu bey Cleve und Gülch haimlichen practicire und suechen laß, sich zu ime zu verpinden. Verrer so hab die englisch potschaft ksl. Mt. anzaigt, wie der Kg. von Schotten aus zutuen und bewegnus des Kg. von Frankrich den Kg. von England angegriffen hab und den krieg wider ine treibt. Und dieweil nu die ksl. Mt. in der handlung des fridens stee, seie zu besorgen, das der Kg. von Frankrich solh handlung suech, damit ksl. Mt. und ir anhang dester mer zu schaffen hetten und sein Mt. an derselben handlung des fridens gehindert wurde. Es mocht auch zu besorgen sein, das derselb Kg. von Frankrich umb arkwons oder suspicion willen, so er numals zu ksl. Mt. tregt, oder wann der frid käm oder villeicht ksl. Mt. ander handlungen wider Frankrich begegnete, die stat Bern [= Verona] durch sein volk einnemen lassen mocht, mit merern worten.
[2.] Auf solhs so sei ksl. Mt. ernstlicher bevelh, sopald der von Gurg, H. Michel von Wolkenstain, H. Pauls von Liechtenstein und ich geen Sterzingen komen, das ich inen solh vorgemelt maynung sol in großer gehaim anzaigen, damit sy der handlung wissen haben, und davon reden und ratslagen, ob der Kg. von Frankrich ainicherlay practiken im synn hett und sonderlichen wider Bern, wie man dasselb furkomen, auch Bern und sonderlichen die slösser und porten versehen und darnach eur Gn. dasselb in grosser gehaim auch zu berichten mit etwas ainer ernstlichen maynung, damit ye ksl. Mt. an Bern kain schad beschehe, und das doch solhe fursehung mit solher furbetrachtung und dermassen beschehe, damit die Franzosen kain verdachtlichait oder mistrauen, den man deshalben zu inen hat, vermerken, mit etwas weiterm oder ferrerm anzaigen, wiewol das alles die substanz obemelts brifs ist.
[3.] Nu ist nit minder, mein H. von Gurg, H. Michel und Pauls sein auf dem landtag gen Sterzingen verordent und H. Pauls am vergangen montag [26.1.12] und der von Gurg an gestern, mitboch [28.1.12], irm schreiben nach, mir getan [liegt nicht vor], zu Augspurg auszogen. So glaub ich, H. Michel mug nu zumal auf dem weg gen Sterzing sein. Ich acht aber darfur, das sy vor kunftigen mitwochen [4.2.12] allererst gen Sterzing zusamenkomen und von dem vor angezeigten handl reden mugen. Dieweil aber die händl nit pitt [= Verzögerung] erleiden mugen oder wellen und eur Gn. pisher bemelter stat Bern halben und auch sonst vil vleiss, mue und arbait gehebt hat, sich auch auf die und dergleichen practiken versteet, auch darinnen erkundigung mer dann ander tun mag, so hab ich solhs eur Gn. in grosser gehaim nit wellen verhalten, und bedeucht mich guet sein, das eur ftl. Gn. dannocht bey den haubtleuten zu Bern allen vleiss und denselben bevelh tet, die geslosser und porten dannocht wol zu verwaren und ir guet aufsehen zu haben, doch in kain weg kain suspicion der Franzosen halben zu machen. Desgleichen, das eur Gn. dannocht in gehaim gute erfarung tet oder kuntschaft machet, ob die Franzosen etwas handleten, practicierten oder wie sy sich hielten, wie dann eur Gn. das durch geschickt und vertreulich personen wol weiss dannen zu richten. Und ob eur Gn. etwas begegente, ließ mich eur Gn. gen Sterzing wissen. Sopald dann die obemelten Hh. zusamenkomen, so will ich inen die handlung anzaigen und von stund an, was geratslagt wirdet, eur Gn. nit verhalten.
[4.] Eur Gn. waiss, das ksl. Mt. des willens gewesen ist, auf liechtmessen [2.2.12] yetzo auf den landtag gen Graz personlichen zu ziehen, als ich warlichen selbst auch nit anderst gewist hab. So hat sich doch ir Mt. ains andern bedacht und ist ir Mt. von Wels aus auf Braunau am Ynn zogen und hat das regiment von Wels, auch ander räte auf den landtag gen Grez verordent. Und als mir gleuplich von irer Mt. und auch von andern von hof geschrieben wirdet, so zeucht ir Mt. auf Regenspurg und Nurmberg zue. Da sol Hg. Fridrich von Saxen, Kf., zu irer Mt. komen und von dannen sollen sy ziehen gen Augspurg auf den reichstag. Und als ich mich versich, so ist ir Mt. auf heut, dato [29.1.12], zu Regenspurg. Was mir weiter furfalt, will ich eur Gn. auch berichten.
[5.] Der Andreas de Burgo ist von ksl. Mt. widerumb abgefertigt und soll all tag gen Innsprugg komen. Der Rigault, franzosischer orator, ist auch widerumb zu Innsprugg und der von Gurg und die vorangezeigten Hh. mit ime. Sollen verrer in den sachen zu Sterzingen handlen. Da wirdet man sehen oder dest bass abnemen mugen, was hinder dem Kg. von Frankreich steet. Der aragonesisch orator [Pietro de Urrea] sol auch dahin komen.
[6.] Mir ist noch weiter nichts von Rom komen dann allain, das mir Jacobus Banissius bey der post, so mir von ksl. Mt. komen ist, schreibt, das noch weiter brief, dann ich eur Gn. jüngst geschickt hab, von Rom und Venedig kommen seien und der aller er mir ain extract schicken wolle, und es seie die handlung noch hoffenlichen. So mir solhs zukumbt, will ich eur Gn. deshalben auch berichten. Und tue mich damit eur Gn. bevelhen. Datum Fragenstain am 29. tag January Ao. 12.
Nr. 807 Bf. Matthäus von Gurk, Paul von Liechtenstein, Zyprian von Serntein, Hans Kaspar von Laubenberg und Dr. Matthias Khuen von Belasi (Mitglieder des Innsbrucker Regiments) an Ks. Maximilian
[1.] Möglicher Unmut der Tiroler Landstände über das Motiv für die Einberufung des Sterzinger Landtags; [2.] Ersuchen an die Landstände um Bewilligung einer weiteren Kriegshilfe und Beratung über Möglichkeiten zur Rettung Veronas; [3.] Ergebnisse der Besprechung mit den Landständen in Sachen Kriegshilfe und Beistand für Verona; [4.] Notwendigkeit rascher Verhandlungen mit den Reichsständen, den Erbländern und dem Schwäbischen Bund über eine Kriegshilfe; [5.] Gerüchte über eine Reise des Ks. in die Niederlande und die Stornierung des geplanten Reichstags, Warnung vor einer finanziellen Überbelastung Tirols; [6.] Völlige Erschöpfung der Innsbrucker Kammer.
Innsbruck, 15. Februar 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Febr., fol. 49-53, Orig. Pap. m. S. (Vermerk fol. 53b: Regiment hie).
[1.] Sind nach Lektüre der (nicht vorliegenden) ksl. Instruktion für den zum 2. Februar (unser lb. Frauentag purificationis nechstverschinen) nach Sterzing anberaumten Landtag zu dem Ergebnis gekommen, wo bey der landschaft nicht anders geworben oder gehandelt solte werden dann das, so die instruction vermag, nemlich die zyl der vor zugesagten 20 000 fl. rh. zu kurzen, so möchte ain landschaft etwas unwillen emphahen, daz sy darumb abermals zusamenervordert weren, besonder, dieweil die ain fryst yetz auf invocavit [29.2.12] so kurz und die ander frist vor einpringung irer heurigen nutzung wein und getraids inen zu bezalen nit wol muglich ist.
[2.] Haben sich dennoch zum Landtag begeben und den Landständen Folgendes vorgetragen:
Nachdem nochmals kain frid oder bestand beslossen und gemacht, auch der krieg noch nicht zu seiner endschaft komen und man nit gewis ist, wann sich der endet, daz auch das aufhören des kriegs nit allain bey eur ksl. Mt., sonder auch bey den veinden steet, so seye not, mit inen ainer neuen hilf halben auf den somer zu handlen.
Zum andern, nachdem eur ksl. Mt. unzher vil und gros auf Bern [= Verona] gelegt und eur ksl. Mt. und disem land vil daran gelegen, und aber Bern yetz in grosser sorgfeltigkait seye, daz demnach davon geredt und geratslagt werd, ob Bern belegert und von den veinden understanden würd, dieselb stat eur ksl. Mt. abzudringen, wie inen alsdann widerstand beschehen und Bern entschütt werden möcht.
Soliche zwen artikel sein neben eur ksl. Mt. instruction und begeren umb kürzung der zil der vor zugesagten 20 000 fl. ainer landschaft, damit sy nit achten, daz sy umb so clainer ursachen willen zusamenerfordert sein, furgehalten und mit höchstem und pestem vleis angezaigt.
[3.] Darauf sy uns vil ir beswerd und mengel erzelt, die sy der langwirigen kriegsleufen, teglichen steuern und raysen halben gedulden haben muessen. Und besonder, so ziehen sy auch hoch an den schaden und nachtail, so inen von den kriegsknechten an irem durchziehen, daz sy yetz etliche mal in das Pustertal und ander enden von Bern aus und wider daselbsthin getan, beschehen ist, und sich deshalben ganz beswerlich erzaigt. Aber auf unser ernstlich handlung haben sy sich dannocht nichtdestmynder bewilligt, die 10 000 fl. der ersten frist auf yetzkomend invocavit zu bezalen und zu entrichten. Doch welhe seyder des nechstgehalden landtags zu berettung Bern oder Kofels zuezogen weren und hilf getan hetten, denselben solle solichs nach zimlichen dingen und gelegenhait ires darstreckens abgeen. Desgleichen achten wir, daz sich solh hilf auf das yetzig erst zyl nit über die 6000 fl. rh. laufen werd.
Dann der anderen 10 000 fl. rh. halben, die wir von inen inhalt eur ksl. Mt. bevelh auf den nechstkomenden St. Jörgentag [23.4.12] zu bezalen begert, haben sy uns vil ursachen, warumb inen das zu tun unmuglich sey, erzelt und über allen unseren angekerten fleys bey inen hierin weiters nit erlangen mugen, dann daz sy sich zuletst bewilligt heten, dieselb summa auf St. Bartlmestag schiristkünftig [24.8.12] zu bezalen. Dieweil wir aber bedacht, das von demselben St. Bartlmestag unz auf das vor bewilligt zyl Martini [11.11.12] nit vast lang, auch den von stetten und gerichten, auch den anderen stenden, solich bezalung zu tun, ganz beswerlich ist aus den ursachen, daz sy alsdann ire rent, zyns, nutz und gülten noch nit einpracht, auch ire wein und trayd noch nit verkauft, so haben wir das bey dem ersten zil beleiben lassen, damit sy die bezalung gewislichen auf St. Martinstag tuen und alsdann [nicht] weiter damit verziehen.
Zum dritten von wegen der hilf, die wir inen, wo kain frid oder anstand erlangt würd, auf den künftigen somer begert, haben sy uns solhs im anfang genzlichen abgeslagen und die ursachen ires unvermugens erzelt, aber auf unser vleissig handlung und anhalten sich zuletst bewilligt, soverr eur ksl. Mt. von den stenden des hl. Reichs, auch dem pund zu Swaben und eur ksl. Mt. erblichen landen ain ansechliche und treffenliche hilf erlang und dieselben in anzug komen, so alsdann sy umb hilf weiter ersuecht werden, so wollen sy sich gegen eur ksl. Mt. ires vermügens, daz inen unverweislich sein sol, gehorsamlich halten etc.
Bern halben, wie das versehen und entschütt solle werden, wiewol sy in demselben auch ir unvermugen, auch anders erzelen, daz sy nit schuldig seyen, die stat Bern zu entschütten, sich des auch nie angenomen oder understanden, so haben sy sich doch bewilligt in ansehung, waz eur ksl. Mt. diser zeit daran gelegen ist, wo Bern in dreyen monaten den nechsten belegert würde, daz sy alsdann zu rettung zueziehen und dasselb zu entschütten verhelfen wellen, wie dann eur ksl. Mt. aus dem abschid des landtags, den sy in geschrift gestellt haben und wir eur ksl. Mt. hiemit ain copey zuesenden [liegt nicht vor], aigentlich vernemen mag.
[4.] [...] Verrer so wirdet eur ksl. Mt. aus ainem anderen schreiben, daz wir eur Mt. hieneben tun [liegt nicht vor], nach der leng und grüntlichen vernemen, waz wir mit dem Ureas, des Kg. von Aragon orator, gehandelt haben, und sonderlichen den verzug des frydens oder bestands und warauf die sachen diser zeit steen. Von denselben hendlen haben wir treffenlichen disputiert und bewegen, dieweil der frid oder bestand dermassen in zweifl steet, daz deshalben und nach gestalt aller sachen not und gut ist, daz eur ksl. Mt. hierin furter kain stund feyret, sonder sich eylends und on alles verziehen bey den stenden des Reichs, auch eur ksl. Mt. erblichen landen und den verwanten des swebischen punds umb treffenlich hilf arbait. Und damit aber solichs dest paß und gelegenlicher beschehen und erlangt werden möcht, so were nochmals unser gutbedunken, wie wir eur ksl. Mt. vor zu mermalen auch angezaigt haben, das sich eur ksl. Mt. furderlichen gen Augspurg verfueget, des Reichs stend daselbs ankomen liess und alsdann mit inen umb solh hilf handlet, daz auch eur ksl. Mt. daentzwischen beratslagen liess, wie und auf was grund und gestalt eur ksl. Mt. die hilf von den verwanten des swebischen punds und eur ksl. Mt. erblichen landen begeren und ervordern wolt, damit aines mit oder neben dem andern zuegieng, dann daz eur Mt. und derselben land und leut notturft groslich ervordert, angesehen, daz die zeit auf den yetz angenden somer kurz und sich wol zu versehen ist, daz die veind nit stillsteen, in sonderhait, wie sy sehen werden, daz man nit ernstlich gegen inen handlet oder gefast ist.
[5.] Uns gelangt auch an, daz under der gemain ain red und geschray sey, als sol eur ksl. Mt. des willens sein, in die Niderland zu ziehen. Wo das also beschehe und eur ksl. Mt. in den sachen feyern, auch den reichstag nit halden oder in ander weg treffenlich hilf tun, so wurde aller last auf disem land ligen, und sonderlich, so Bern nit underhalten werden möcht und deshalben wider in der veind hand keme, so hetten sy von stund an den krieg im land. So vernymbt eur ksl. Mt. aus disem unserm schreiben und unserm vorigen manigfeltigen anzaigen, wie dits land gehelligt, erschöpft und dahin gebracht ist, das in irem vermugen nit were, den veinden widerstand zu tun, und wurden also zu grossem unlust und widerwillen gedrungen, daz zu besorgen, solhs were hart zu widerpringen oder möchten zulest selbs gedenken, frid oder anstand zu machen, damit sy sich vor grossem verderben und schaden verhueten.
[6.] Ob man dann gern von eur ksl. Mt. camergut diser camer hie auf underhaltung Bern und zu andern notturften das pest tet, so ist doch solhs nit in der camer vermugen noch ainich weg oder mitl in disem land mer vorhanden, darauf ainicherlay aufbracht oder gehandelt werden möcht, wie dann eur ksl. Mt. solichs zu vil malen bericht und genzlich an im selbs also ist, auch, wo das eur ksl. Mt. begert, noch leuterer von post zu post anzaigt werden mag, dann es ist auf den langwirigen krieg von diser camer und derselben einkomen mer aufpracht und ausgegeben, wann wir uns selbs vertröst oder zu beschehen muglichen geacht hetten. Das alles well eur ksl. Mt. von uns underteniger, schuldiger phlicht gnediglichen vermerken und uns alzeit bevolhen haben. Datum Ynnsprugg am 15. tag February Ao. etc. duodecimo.
Nr. 808 Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall) und Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an Ks. Maximilian
[1.] Besorgnis des Ks. wegen einer möglichen Unterstützung Karls von Egmont durch den Kg. von Frankreich; [2.] Plan des Ks., den Kg. von Frankreich mit Hilfe des jungen Hg. von Mailand und der Eidgenossen unter Druck zu setzen und zum Abschluß des Vertrags über eine Heirat (seiner Tochter Renata mit Ehg. Karl) zu veranlassen; [3.] Warnung vor voreiligen Handlungen gegen den frz. Kg.; [4.] Negative Auswirkungen eines Bündnisses zwischen diesem und den Eidgenossen für den Ks.; [5.] Vorteil des jüngsten Sieges von Frankreich gegen Venedig, Verstärkung des frz. Mißtrauens gegen den Ks. im Fall einer Unterstützung des jungen Hg. von Mailand; [6.] Warnung vor einer Provokation des Kg. von Frankreich, empfohlene Niederschlagung des geldrischen Aufstands, positive Auswirkungen des daraus resultierenden Zeitgewinns; [7.] Empfehlung der ksl. Räte zur Durchführung eines Reichstags, vergebene Chance aufgrund der Nichtberücksichtigung dieses Rates durch den Ks.; [8.] Rat zu rascher Erlangung einer großen Hilfe durch einen Reichstag und zu entsprechenden Verhandlungen mit den ksl. Verbündeten; [9.] Problematik und Risiken der konkurrierenden klevischen und sächsischen Ansprüche auf das territoriale Erbe Hg. Wilhelms von Jülich-Berg; [10.] Empfehlung zur Erörterung dieses Themas auf dem kommenden Reichstag und zu vorherigen gütlichen Sondierungen bei Kf. Friedrich von Sachsen und Hg. Johann III. von Kleve.
Innsbruck, 22. Februar 1512
Innsbruck, TLA Maximiliana I 44/20 II. Teil, fol. 49-53, Orig. Pap. m. S. und eigenhändigen Unterschriften ( p.m.p.).
[1.] Haben gemeinsam mit Dr. Khuen von Belasi das (nicht vorliegende) Schreiben des Ks. aus Nürnberg vom 12. Februar eingehend erörtert. Befinden anfenglichen in dem ersten artikl, daz ksl. Mt. besorgt, der Kg. zu Frankreich tue Karln von Egmont, so sich nent Hg. zu Geldern, hilf und furschub, daz er den Nidernlanden sovil nachtails zufuege, dann solhs sunst in seinem vermugen nit sey.
[2.] Wir haben auch verstanden, wie eur ksl. Mt. vermainet, demselben Kg. zu Frankreich durch den jungen H. zu Mayland [Massimiliano Sforza] und die Sweytzer ain gegenfeuer zu machen, damit gemelter von Frankreich dest ee in ain vertrag der heyrat1 und anderer sachen halben gieng, wie dann eur ksl. Mt. solhs schreiben nach der leng inhalt.
[3.] Nu zweyfelt uns nit, eur ksl. Mt. habe aus dem schreiben, so der von Gurg und wir eur ksl. Mt. yetz kürzlichen zu handen Jacoben Banisius getan [liegt nicht vor], verstanden, wie und welcher gestalt wir den Rigault und Andreas de Burgo abgefertigt haben, was sy mit dem Kg. zu Frankreich handln sollen, und versehen uns wol, dieweyl sy baid dem handl genaigt und der Kg. von Frankreich, von Ples [= Blois] gen Leon zu ziehen, auf den paynen sein soll, daz sy gar in kurz bey demselben Kg. von Frankreich sein werden. Und, als wir dafür achten, so wirdet er sich endlich entsliessen und ercleren, was sein will oder gemuet gegen eur ksl. Mt. ist. Solt er sich nun für eur ksl. Mt. erclern und eur ksl. Mt. die pratig mit dem jungen H. von Mayland durch die Aydgnossen beschehen lassen, ist zu besorgen, solhs möcht eur ksl. Mt., dieweyl eur Mt. mit dem Babst, Aragon und England noch kainen rechten grund hat und sich villeicht die sachen noch also zutragen möchten, daz eur Mt. bey niemand anderm dann dem Kg. zu Frankreich fruntschaft suchen möcht, zu grossem nachtail komen.
[4.] Zum andern so hat eur ksl. Mt. ungezweyfelt gut wissen, daz sich der tag zu Zürch an dem nechstvergangen montag [16.2.12] angefangen. Dahin eur ksl. Mt. und die Franzosen ir treffenlich potschaft geschikt. Und sein die gemainen red, daz sich der Kg. zu Frankreich und die Aydgnossen auf diesem tag vertragen werden, wiewol man dasselb noch zu der zeit nit grundlich wissen mag.2 Solt aber solher vertrag zwischen Frankreich und den Aydgnossen beschehen, so wurd ungezweyflt der dermassen gestelt und ain solh pundnus oder vertrag daran hangen, daz die Aydgnossen nachmals sich weyter nit understuenden, den jungen H. von Mayland einzusetzen, und wurde nichtdestmynder solh furnemen eur ksl. Mt. zu grossem und merklichem nachtail komen.
[5.] Zum dritten so hat eur ksl. Mt. aus den vergangen schreiben, die wir eur Mt. in disen tagen getan, verstanden das glück und den sig, so die Franzosen wider die Venediger yetz gehebt, und daz sy auch den Andreas Gritti, gemelter Venediger haubtman, vast mit allem irem kriegsfolk in Pressa [= Brescia] also behauert [= festgehalten] haben, daz nach aller gelegenhait nit wol zu gedenkn ist, daz dieselben Venediger davonkomen. Wo nu die Franzosen daselbs zu Pressa, als sich genzlichen zu versehen ist, auch gesitzten, so wern die Venediger in solhem abfal, daz zuversichtlich wer, daz sy von allem dem, so sy haben, vertriben möchten werden. Aber dieweil der Kg. zu Frankreich eur ksl. Mt. bisher der neuen liga halben in grosser verdechtlichait gehebt, ist zu bedenken, wo der anslag mit dem jungen H. von Mayland angefangen, solhs würd eur ksl. Mt. noch grosser verdechtlichayt und suspicion bringen und eur Mt., wo dieselbe gegen den Venedigern icht weyter furnemen solt, nachtail gepern.
[6.] Aus den und andern ursachen, so wir bewegen, bedeucht uns in alweg gut sein, daz eur ksl. Mt. den Kg. zu Frankreich diser zeit nit erzürnet, auch daz furnemen mit dem jungen H. von Mayland yetzmals anstellet und daz eur ksl. Mt. frau Margrethen etc., desgleichen den treffenlichistn von Niderlanden mit ernst und allem fleyss schreiben liess, daz sy den krieg in Geldern nach irem höchsten vermugen underhielten und sich ernstlich in die gegenwer schickten, daz man sich auch der meuterei halben aygentlich erkundet, und wo man die befund, daz dann gemelte frau Margreth mit irem regiment oder andern vertrauten und taugenlichen personen dieselb meuterei furkeme und nach irem höchsten vermugen abstellet, auch den gemainen mann mit den pesten fuegen underhielten. So das also ain zeit beschehe, zweyfelt uns nit, eur ksl. Mt. würde in kürz und in dem nechsten monat vernemen, wie sich all sachen anschicken wollten, nemblich:
Wie sich der Babst, Kg. zu Aragon und ander ir mitverwonten der neuen liga gegen dem Kg. von Frankreich halten, ob sy mit ernstlicher tat gegen im furnemen oder ob sy vertrag mit im besliessen wolten.
Zum andern würd eur Mt. mitler zeit versteen und bericht, ob die Venediger den frid, so der Babst und Kg. von Aragon beslossen haben, annemen oder nit oder was sy furter handln wellen.
Zum dritten wirdet eur Mt. vernemen, wie sich der Kg. von Frankreich erkennt und gegen eur ksl. Mt. erclert.
Desgleichen zum vierten, was derselb Kg. von Frankreich auf den sig, so sein kriegsfolk yetz gegen den Venedigern gehebt, furnemen und handlen will.
Zum fünften wirdet eur ksl. Mt. in solher zeit bericht, ob der Kg. zu Frankreich und die Aydgnossen auf dem yetzgehalden tag zu Zürch endlich vertragen oder wie die sachen zwischen in auf solhem tag verabschidt werden und wie sich dieselben Aydgnossen gegen eur ksl. Mt. furter halten wellen, dann ungezweifelt ist sich zu versehen, wo die genannten Aydgnossen mit dem Kg. zu Frankreich nit frid oder vertrag machen, so werden sy eur ksl. Mt. weyter anlangen und ersuchen.
Zum sechsten so mag eur ksl. Mt. sehen, wie sich der Babst und Kg. zu Aragon gegen eur ksl. Mt. halten wellen und was sich eur Mt. bey inen vertrosten mag.
[7.] Und nachdem ich, Pauls von Liechtenstain, zu mermalen in meinen geschriften eur ksl. Mt. angezaigt, desgleichen ich, Zyprian von Serntein, auch etlichermassen getan hab, daz eur Mt. den reichstag furderlichen ausschreiben, die Kff., Ff. und ander stend des Reichs versamlen und ain treffenlich hilf bey denselben, auch eur Mt. erblanden bewerben und sich sunst in allen andern sachen auch darnach richten und schicken solle, damit eur Mt., wo eur Mt. nit ain frid het, zu der gegenwer gefast wer und dem langwirigen herrigen krieg under ainmal ain erlich endschaft gebe, dieweil doch der teglich und beherrig krieg eur Mt. beswerlichen und nit gelegen sein will, wie dann daz in unsern vorigen schreiben nach der leng und mit mererm grund angezaigt und diser zeit weyter zu erzelen unnot ist. Und in sonderhait mag eur ksl. Mt. ermessen, wo eur ksl. Mt. auf die manigfaltigen unsere schreiben gefolgt, den reichstag gehalden und ungezweyflt ain treffenlich hilf, die sy eur Mt. mit kainem fug abslagen mugen, erlangt, so het eur ksl. Mt. auf den yetzigen der Franzosen sig wider die Venediger in der eyl etwas fruchtpers furnemen, stuend auch wol darauf, daz in solhem leichtlichen und mit klainer mue alles das erlangen het mügen, daz eur ksl. Mt. inhalt des vertrags, zu Cameregg aufgericht, zugehert. So aber das unzher von eur Mt. nit beschehen, so kumbt eur Mt. des, besonder, wo der frid von den Venedigern nit bewilligt werden soll, zu grossem nachtail.
[8.] Und wir kunden in uns selbs noch nit anders bewegen, dann will eur Mt. ain volk, als daz die nodturft erfordert, zusamenbringen, so mus dasselb mit hilf der Kff., Ff. und ander stend des Reichs, auch den erblichen eur Mt. landen beschehen. Nu haben aber dieselben eur Mt. erblichen land bisher vil mitleyden getragen und mer dann die stend des Reichs getan. Des sy sich hoch beswern, und wol zu gedenken ist, wo eur Mt. vom Reich kain ernstliche hilf erlangt, daz die erbland auch weyter nit zu bewegen werden. Darumb bedeucht uns in alweg not und gut, daz eur Mt. die malstat des reichstags benennet, die Kff., Ff. und ander stend zusamen erforderet und auf daz furderlichist umb ain ansechliche hilf mit inen handlen liess, die sy, auch eur ksl. Mt., dieweil Got der almechtig die Venediger yetz also gestraft, mit kainem fug, wie vorstet, abslagen. Desgleichen möcht eur Mt. bey den bundsverwanten mitler zeit auch umb ain hilf handln. Daz auch solhs auf das furderlichist, so immer muglichen ist, beschehe, dann solt eur Mt. lang daryn verziehen und die zeit mit dem hin und wider raysen also verliern, ist zu besorgen, solhe ansleg werden alle vergebenlich und kund nit allain nachmals den Venedigern nit so leichtlichen widerstand beschehen, sonder were auch zu besorgen, daz sy in mitler zeit nit feyern und den krieg auf die erbland, dieweil dieselben untsher vast gehelligt sein, wenden wurden. Zu was nachtail und verhindrung das eur Mt. kem, hat eur Mt. gut zu ermessen.
[9.] Verrer als uns eur Mt. in demselben brief anzaigt, wie der Brombach von des jungen Hg. von Cleve wegen an eur Mt. hof sey und gedachtem Hg. von Cleve weylend Hg. Wilhalms von Gülch Ft., land und leut zu verleyhen begert, daz auch daneben frau Margaritha eur ksl. Mt. geschriben, was die pratik desselben von Cleve seyen mugen, und wie demnach eur ksl. Mt. über die ansprach, so die Hgg. zu Sachsen zu den vorgemelten landen haben, zu handln beswerlichen sey, als dann das in eur Mt. schreiben clerlichen begriffen ist, haben wir die sachen auch bewegen und kunden wol bewegen, dieweil der von Cleve in der possession ist,3 daz er sich der on recht oder guetlich handung nit begeben. Und ob er deshalb im rechten gleichwol verlustig wurd, so achten wir doch, er werde sich dannoch der land nit also entslagen, sonder bey dem von Geldern und andern, wo er kan oder mag, ruggen und hilf suchen. Und ist sich deshalben wol zu vermueten, wo mit der tat gegen im gehandelt solte werden, daz dadurch die sach zu grosser aufruer und krieg komen und gedeyhen wurde.
[10.] Dieweil nu daz Ft. Gülch nit ain clain gelid des Reichs ist, so erfordert die nodturft, daz eur Mt. treffenlich darein sehe und dermassen daryn handl, damit niemand pillicherweyse zu beclagen habe. Und bedeucht uns, daz solhs nit pas beschehen möcht, dann so eur Mt. mit den stenden des Reichs daryn handlet. Es ist auch unsers versteens der handl wol so gros und stet sovil darauf, daz daraus erwachsen möcht, daz umb der sachen willen allain ain reichstag ausgeschriben oder doch ain gute anzal von des Reichs stenden zusamen erfordert solten werden. Aber dieweil eur Mt. on das ainen reichstag hielt, so möcht eur Mt. auf demselben reichstag treffenlich davon reden und ratslagen und yetz in mitler zeit mit Hg. Fridrichen von Sachsen, so derselb yetz bey eur Mt. ist, durch mitlpersonen handlen lass, sich zu erlernen, ob er und die andern Ff. von Sachsen sich in guetlich handlung begeben oder, wo zwischen den parteyen kain guetigkait verfangen werden möcht oder der von Cleve sich an den Hg. von Geldern sliege, daz eur ksl. Mt. mit denen von Sachsen yetz ain verstentnus machet, mit was macht und auf wie lange zeit sy eur Mt. wider denselben von Cleve und Geldern verhelfn wolten. Desgleichen lies eur Mt. mit dem von Cleve auch handln und die guetigkait zwischen ir zu versuchen oder sich doch, wes gemuets derselb von Cleve were, zu erlernen. In solher zeit wurde der reichstag [stattfinden]. So möcht eur Mt. mit den Ff. und andern stenden aber destpas und grundlicher daryn furnemen oder entscheid geben. Daz auch eur Mt. den von Clef durch solhs mit den pesten fuegen aufhalten liess, damit er sich mitler zeit zu dem Hg. von Geldern oder andern nit verphlichtet oder verpunde. Das alles well eur ksl. Mt. von uns gnediglich vermerken und uns alzeit bevolhen haben. Geben zu Ynnsprugg am 22. tag des monats Februarii Ao. etc. duodecimo.
Nr. 809 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Trier, 13. März 1512
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1095 (engl.; Original frz.).
Hat seit seinem letzten Schreiben an sie gehört, daß Venedig den vom Papst und vom Kg. von Aragón vorgeschlagenen Frieden mit ihm ablehnt. Aus diesem Grund werden Papst und Kg. die Venezianer nicht länger in ihrer Liga haben wollen und bereit sein, sich mit ihm gegen die Venezianer zu verbinden. Wartet darauf, welche Unterstützung der Papst und der Kg. von Aragón ihm geben werden. Glaubt, daß die Venezianer angesichts ihrer bisherigen Verluste bald anders reden werden.
Nr. 810 Instruktion Ks. Maximilians für seinen obersten Feldhauptmann und die Kriegsräte in Villach zu einer Werbung bei den Landständen der Steiermark, Kärntens und Krains
Trier, 14. März 1512
Druck: Verbic, Deželnozborsk Spisi Kranjskih, Nr. 53 ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt).
Sollen den Landständen mitteilen, er habe die in Beantwortung der Werbung der ksl. Räte auf dem Landtag in Graz (am 2. Februar 1512) gegebene (näher beschriebene) Hilfszusage der Landstände schriftlich zugesandt bekommen. Ist darüber grundsätzlich erfreut, allerdings auch befremdet über bestimmte Unklarheiten bei der Umsetzung der Bewilligung. Erwartet, daß diese ausgeräumt werden und die Landstände Gehorsam leisten.
Zerstreut die Bedenken der Landstände, Steiermark, Kärnten und Krain könnten in Sachen Hilfeleistung anders als die Lande unter und ob der Enns behandelt werden. Ist an sie nur deshalb zuerst herangetreten, weil sie der Sache am nächsten sitzen. Ist im Begriff, in den Landen ob und unter der Enns gleichfalls einen Landtag einzuberufen, damit man sich dort wegen der Hilfe mit Steiermark, Kärnten und Krain verständigt.
Die Venezianer haben dem Kg. von Frankreich Brescia und Bergamo abgenommen, doch mittlerweile konnte Brescia wieder zurückerobert, die dortige venezianische Partei vernichtet und ihr Oberst Andrea Gritti gefangengenommen werden.
Wie er selbst, so haben auch die Venezianer den in Rom durch den Papst und den Kg. von Aragón betriebenen Friedensverhandlungen zunächst zugestimmt, dann aber in ihrer üblichen Verschlagenheit den Abschluß des Friedens immer wieder hinausgezögert, offenkundig in der Erwartung, nach der Eroberung Brescias keinen Frieden mehr zu benötigen. Denn nachdem sie die Stadt eingenommen hatten, haben sie den Vertragsabschluß verweigert und zudem in Venedig schmähliche Triumphspiele gegen ihn (den Ks.) und den Kg. von Frankreich inszeniert, die jedoch Gott derart mißfallen haben, daß er die Venezianer mit dem Verlust Brescias bestraft hat. Damit ist nunmehr die Macht Venedigs fast vollständig gebrochen, und es ist zu hoffen, daß auch noch Friaul mit geringem Aufwand zurückgewonnen werden kann. Damit hätte er seine Lande erfolgreich gegen die Venezianer verteidigt und könnte sich anschließend gegen die Ungläubigen wenden.
Fordert deshalb die Landstände auf, sich mit allem, was für einen Feldzug erforderlich ist, zu rüsten und sich bereit zu halten, um auf sein Kommando gemeinsam mit den Kontingenten des Kg. von Frankreich, der Gft. Tirol, des Reiches und anderer Helfer loszumarschieren und einen entscheidenden Erfolg gegen den Feind zu erringen. Hat ihre Hilfeleistung bereits gegenüber etlichen Reichsständen rühmend in Aussicht gestellt. Sie wird auch vorbildhaft sein für die Unterstützung aus den Landen ob und unter der Enns. Ersucht um rasche Antwort, damit er sich bei seinen Planungen danach richten kann.
Nr. 811 Thomas Spinelly (engl. Gesandter) an Kg. Heinrich VIII. von England
Mecheln, 17. März 1512
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1101 (engl.).
(...) Der Ks. hält sich in Trier auf. Ehg.in Margarethe erwartet ihn vor Ostern (11. April) bei sich. Der Ks. hat angesichts der (näher beschriebenen) Verwüstungen in den Niederlanden Drohbriefe an die dortigen Landstände geschrieben. Am 20. März werden diese dazu Stellung nehmen. Man sagt, daß Gent Frieden fordert. Falls dies zutrifft, wird das restliche Flandern dasselbe tun. (...).
Nr. 812 Franciscus Medulla, Gesandter Kg. Ludwigs XII. von Frankreich, an Ks. Maximilian
Trier, 23. März 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 März, fol. 39, Orig. Pap. m. S. (lat.).
Ist, aus Augsburg kommend, am 22. März in Trier eingetroffen, wo er Ks. Maximilian zu finden hoffte. In dieser Hoffnung wurde er von allen, denen er unterwegs begegnete, bestärkt. Während der allzu langen Zeit, die er in Augsburg verbrachte, wußte er nicht, wo sich der Ks. aufhielt. Dies ist der Grund für sein spätes Erscheinen in Trier. Vor seiner Abreise in Augsburg hörte er jedoch gute Nachrichten vom ksl. Heer (in Italien), in Trier positive Neuigkeiten vom Papst. Hier empfing er auch einen Brief des Kg. von Frankreich, wonach dieser möglichst bald tractatum perpetuae fraternitatis mit Ks. Maximilian abschließen wolle. Dazu hat der Kg. auch bereits einen adeligen Gesandten abgefertigt, der gemeinsam mit ihm (Medulla) mit dem Ks. verhandeln wird. Durch die Schreiben des ksl. Gesandten Andrea de Burgo wird der Ks. wohl schon über diese Angelegenheit informiert sein. Vorläufig läßt der Kg. darum ersuchen, daß Ks. Maximilian seine Geschäfte möglichst beschleunigt. Wie die Erfahrung lehrt, ist nichts verderblicher als die Hoffnung auf falsche Versprechungen der Feinde. Diese versuchen, durch immer neue trügerische Machinationen die Angelegenheiten beider Herrscher zu Fall zu bringen. Dadurch wurde der Ks. daran gehindert, seine Unternehmungen zu vollenden. Der Kg. von Frankreich konnte ihn deswegen auch nicht so, wie geplant, unterstützen. Zudem mußte er den Brand, der seiner eigenen Sache drohte, bekämpfen. Diese wäre in höchste Gefahr geraten, wenn dies nicht die Hilfe der Götter und die militärische Macht beider Herrscher verhindert hätten. Für den Fall, daß zwischenzeitlich vom Hof des frz. Kg. oder von anderswoher etwas Wichtiges kommt, dessentwegen der Ks. ihn sprechen will, hält er sich stets bereit.
Nr. 813 Ks. Maximilian an Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall)
[1.] Übersendung der Antwort Kg. Ludwigs von Frankreich auf die Werbung Andreas de Burgo und Rigaults, Auftrag an das Innsbrucker Regiment zur Erstellung eines Ratschlags für das weitere Vorgehen, Übergabe der Königstochter Renata als Voraussetzung für gute Beziehungen zu Frankreich; [2.] Vorschlag zu Verhandlungen des aragónesischen Gesandten mit den Eidgenossen zur Verhinderung ihres Bündnisses mit dem Kg. von Frankreich; [3.] Nochmaliges Ersuchen um Erstellung eines Ratschlags zu dieser Thematik.
Trier, 29. März 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 März, fol. 62-63, Orig. Pap. m. S. ( c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner; Vermerk: In sein hand).
[1.] Edler, lb. getreuer, wir senden dir hierin beslossen ain copey der antwurt, so unser bruder, der Kg. von Frankreich, unserm rat Andreen von Burgo auf die werbung und instruction, die er und der Rigault von uns haben [liegt nicht vor], gegeben hat [liegt nicht vor], als du sehen wirdest. Und nachdem uns in derselben antwurt vil guts angezaigt wirdet und wir doch kain sicherhait oder rechten grund der sachen haben, wir hetten dann zuvor des Kg. von Frankreichs tochter Reinata, die er uns ytz abslecht, in unser hand, empfelhen wir dir mit ernst, das du etlich unser treffenlich rete vom regiment darzu ervorderest, inen solich antwurt anzaigest und mitsambt inen ainen ratslag, was euch bedünket, das uns darauf zu handln und zu tun sey, verfassest und uns denselben zuschickest. So sein wir des willens, mitler zeit, bis uns derselb euer ratslag zukumpt, auf die gemelt handlung kain ander antwurt zu geben. Dann wo zugesagt, das uns dieselb Reinata in unser hand von stund gestellt würde, das wir demselben Kg. von Frankreich ain gut antwurt auf all artikl geben wolten, dermassen, das er in allen sachen wol zufriden und benuegig sein sollte, dann on das wir im kain antwurt geben noch ainich versicherung oder grund haben mochten. Und so nu unser rete, der Bf. von Gurk und Ziprian von Serntein, ytz auf dem weg sein und zu uns in kurz komen werden, wellen wir irn ratslag auch darin horen und vernemen, dest bas wissen darin zu handln.
[2.] Und als wir dir und dem gemelten von Gurk und Serntein vormals geschriben [Schreiben liegt nicht vor] und euern rat begert haben von wegen des jungen Hg. von Mayland [Massimiliano Sforza], dem Kg. von Frankreich mit ime und den Schweizern ain gegenfeur zu machen, damit er uns ain gut antwurt geben und uns aller sachen und sonderlich mit der Reinata versichern mueste, ist etlicher unser rete gutbedunken, dieweil uns allain die guten wort und nit die versicherung furgeslagen wirdet mit der gedachten Reinata, auch der gemelt Kg. von Frankreich dem von Geldern haimlich hilf und beystand tuet, nachdem es im an soliche hilf, den krieg fur sich selbst zu underhalten, unmoglichn were, das die aragonesisch potschaft Urreas als fur sich selbs in namen seines Kg. zu den Schweizern ziehen und bey inen practiciern solt, damit sy sich zu dem Kg. von Frankreich in kainen weg verpünden, sonder unserm Hl. Vater Babst und seinem pund anhangten, und das sy den jungen Hg. von Mayland in das Hgt. widerumb einsetzten. So solte inen dagegen gegeben werden 300 000 fl. Item das sy mit uns zu unser ksl. kronung gen Rom gezogen weren, dann er wisste bey uns wol sovil weg zu finden, wo er ainichen grund in der sach hette, das wir sy zu solhem annemen und versolden wurden. So hetten auch der Babst und Kg. von Aragoni nichts liebers, dann das gemelter Hg. von Mayland zu dem Hgt. keme und wir unser ksl. cron erlangte[n], damit Ytalien aus der Franzosen hand erledigt und widerumb under das Reich gepracht wurde. Der gemelt Urreas verhoffte auch, bey uns sovil zu practiciern und zu erlangen, das wir uns zu inen verpünden solten. Das wir inen, sovil uns moglichn ist, verhelfen, damit sy mit der zeit vom Babst irer aussensteenden pension und vom Kg. von Frankreich aller irer ansprach vergnuegt und bezalt wurden. Wo nu solhs den gemelten Aydgnossen durch den Urreas angezaigt, so würde er ungezweyfelt zum mindsten verhindern, das sy mit Frankreich kainen vertrag annemen. So mochten wir uns mitler zeit mit des Reichs stenden und unser tochter [Ehg.in Margarethe] beraten, ob wir mit Babst und Aragon in pund komen oder bey dem Franzosen verharren sollten. Derselb Kg. von Frankreich würde auch damit gedrungen, uns auf unser begern gut antwurt und alle versicherhait zu geben, wie wir das selbs anzaigen und begern mochten. Dann wo er das nit tete, so verhofften wir, mitsambt des Babsts und Kg. von Aragon hilf und dem gemelten furnemen der Schweizer mit Mayland demselben Kg. von Frankreich darzu ze dringen, das er solichs tun mueste, und das wir zu volziehung des handls aus unsern Niderlanden getrauten 100 000 fl. wol zu erlangen.
[3.] Solhes alles wellest mitsambt den gemelten unsern reten mit vleiss ubersehen und bedenken und ainen ratslag darüber machen und uns denselben mitsambt dem obgeschriben handl auf das furderlichist zuschicken, damit wir uns in allen sachen darnach zu richten haben. Daran tust du unser ernstliche maynung. Geben zu Trier am 29. tag Marcii Ao. etc. duodecimo, unsers reichs im 27. jarn.
Nr. 814 Andrea de Burgo (ksl. Gesandter) an Ks. Maximilian
Blois, 2. April 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 20) 1512 Apr., fol. 9-12, Orig. Pap. m. S. (lat., Teilchiffrierung über der Zeile aufgelöst).
Auch der Kg. von Frankreich wünscht die Beendigung des Krieges gegen Venedig. Mit dem Ergebnis seiner (Burgos) Beratungen mit dem Kg. wird der Ks. zufrieden sein. Der H. von Guise, welcher allerdings kein Latein spricht, Franciscus Medulla sowie der dem Ks. sehr zugetane und mit Matthäus Lang bekannte Bf. von Marseille (Claude de Seyssel) werden als Gesandte zum Ks. geschickt. Der Bf. wird an der Gesandtschaft teilnehmen, um, falls erforderlich, nach Geldern reisen zu können. Er (Burgo) bestand beim Kg. darauf, daß diese drei Gesandten eine ausreichende Vollmacht für ihre Beratungen mit dem Ks. erhalten. Sie werden diese zusammen mit guten Weisungen mitbringen, so daß Ks. Maximilian zufrieden sein wird. Hinsichtlich der Verteidigungsliga gegen den Kg. von Spanien, den Papst und die Eidgenossen sowie des Angriffsbündnisses gegen Venedig werden der Ks. und der Kg. von Frankreich sicherlich Einigkeit erzielen, doch wird es vom Kg. wohl nur eine begrenzte Hilfe geben. Bezüglich der Wiederversöhnung Ks. Maximilians mit dem Kg. von Spanien gibt es keine Schwierigkeiten. Bittet den Ks. nochmals, die frz. Gesandten anzuhören. Die Franzosen hoffen auf seine Freundschaft.
Nr. 815 Instruktion Ks. Maximilians für seinen obersten Feldhauptmann und die Kriegsräte in Villach zu einer Werbung bei den Landständen der Steiermark, Kärntens und Krains
Trier, 6. April 1512
Druck: Verbic, Deželnozborsk Spisi Kranjskih, Nr. 55 ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt).
Beauftragt sie, die Landstände auf den Landtagen am 21. April (mitichen nach quasimodogeniti) aufzufordern, ihre Hilfe bewilligungsgemäß zu leisten, zumal er auf diese gegenüber anderen Erbländern und den Reichsständen bereits lobend hingewiesen hat. Die Landstände sollen ihren Beschluß, die Truppenhilfe nur innerhalb der Grenzen der Steiermark, Kärntens und Krains, nicht aber in Friaul einzusetzen, revidieren, denn auch Friaul gehört zu den ksl. Erbländern und kann künftig den übrigen Erbländern durchaus von Nutzen sein, vor allem, was den Schutz gegen gläubige und ungläubige Feinde betrifft. Die Landstände sollen also ihre Kontingente auch für militärische Aktionen in Friaul zur Verfügung stellen, allerdings nicht nur für reine Verteidigungsmaßnahmen, sondern auch für solche, mit denen man dem Feind zuvorkommt. Wenn die Türken bemerken, daß die Erbländer in hohem Maße kampfbereit sind, werden sie sich heuer mit Attacken zurückhalten. Auch sollen die Landstände ihre in den Erbländern nicht üblichen hohen Soldtaxen reduzieren. Erleichtert wird dies dadurch, daß in Friaul Proviant seit jeher wohlfeil zu bekommen ist. Im übrigen sollen die Dienstleute nicht allein auf ihren Vorteil bedacht sein, sondern mehr ihre Ehre sowie die Wohlfahrt des ganzen Landes in den Vordergrund stellen. Die Haltung der Steiermark, Kärntens und Krains wird Vorbild sein für die anderen Erbländer, mit denen er (der Ks.) derzeit ebenfalls verhandelt.1
Nr. 816 Waffenstillstand zwischen Ks. Maximilian und Venedig
Im päpstlichen Palast zu Rom, 6. April 1512
Venedig, Archivio di Stato, Miscellanea atti diplomatici e privati, busta 50 S, Nr. 1624, Orig. Perg. m. S. (lat.).
Druck: Lünig, Codex Italiae, S. 2004-2006.
Inhaltsangabe: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 14, Sp. 96-98 (ital.).
Kurzregest: Predelli, I libri commemoriali, Nr. 232; Valentinelli, Regesta, Nr. 757.
Papst Julius II. und Kg. Ferdinand von Aragón haben im Interesse des Friedens in der Christenheit und des zu unternehmenden Feldzuges gegen die Ungläubigen auf dem Ende aller Streitigkeiten zwischen Ks. Maximilian und Venedig bestanden. Es soll ein echter und dauerhafter Friede durch den Bf. von Gurk (Matthäus Lang), der, wie zu hoffen ist, in Kürze nach Italien kommen wird, ausgehandelt werden. Vor dem Friedensschluß dürfen keine Feindseligkeiten zwischen beiden Mächten entstehen, die ein Abkommen schwieriger gestalten und stören würden.
Heute, am 6. April, wurde der Waffenstillstand von dem Orator Kg. Ferdinands und gleichzeitigen Gesandten und Prokurator Ks. Maximilians, Jeronimo de Vich, und vom Prokurator Venedigs, Francesco Foscari, unterzeichnet. Die entsprechende Vollmacht des Ks. wurde ausgestellt in Sterzing am 28. November 1511, diejenige des Dogen Leonardo Loredan im Dogenpalast am 28. Februar 1512.
Die Vereinbarungen lauten: Der Waffenstillstand soll bis einschließlich Januar kommenden Jahres dauern. Bis dahin müssen alle bewaffneten Handlungen unterbleiben. Die Untertanen sind mit einbezogen. Der Waffenstillstand dauert vom heutigen Tag der Veröffentlichung bis Ende Januar nächsten Jahres oder bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein dauerhafter Friede geschlossen wird. Venedig wird Ks. Maximilian 40 000 Golddukaten oder den Gegenwert in rh. fl. zahlen, und zwar die eine Hälfte dem ksl. Bevollmächtigten, wenn er zur Vertragsratifizierung in Venedig eintrifft, die andere Hälfte soll Bf. Matthäus von Gurk übergeben werden, wenn er auf seinem Weg nach Rom in Venedig Aufenthalt nimmt. Bei einem Friedensschluß sollen die 40 000 Dukaten von der Summe abgezogen werden, die Venedig an den Ks. zu bezahlen hat. Die Prokuratoren geloben im Namen ihrer Oberen, den Waffenstillstand binnen zwei Monaten zu ratifizieren.1
Nr. 817 Ferry Carondelet, Archidiakon von Besançon, an Ks. Maximilian
Rom, 8. April 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 20) 1512 Apr., fol. 18-19, Orig. Pap. m. S. (lat.).
Erfuhr heute früh vom Gesandten Kg. Ferdinands von Aragón (Jeronimo de Vich), daß ein neunmonatiger Waffenstillstand zwischen Ks. Maximilian und Venedig geschlossen wurde, wobei für den Ks. der Gesandte Kg. Ferdinands und für den Venedig der venezianische Gesandte an der Kurie (Francesco Foscari) handelten. Er selbst war nicht dabei und gab als Vertreter des Ks. keine wie auch immer geartete Zustimmung. Gegenüber dem aragónesischen Gesandten machte er mehrfach geltend, er habe dafür vom Ks. keinen Auftrag, was ja der Wahrheit entspricht, da er bislang nicht weiß, ob der Ks. eine Vollmacht geschickt hat. Über die Vertragsvereinbarungen wird er dem Ks. berichten. Fürchtet, daß seine Briefe nicht in die Hände des Ks. gelangen, denn er hat nie eine Antwort darauf erhalten. Schickte diesem mehrfach Berichte, die aber offensichtlich von Johann Colla an irgendjemand anderen umgeleitet wurden. Wohl deshalb erhielt er keinen Auftrag, im Namen des Ks. den Papst aufzusuchen. Verbringt hier nutzlos, mit großen Unkosten und unehrenhaft die Zeit und hat bis heute keine Bezahlung erhalten, ohne die er aber nicht länger hierbleiben kann. Bittet deshalb darum, ihm entweder die Abreise zu erlauben oder dafür zu sorgen, daß er dem Ks. ehrenvoll zu dienen vermag.
Nr. 818 Ehg.in Margarethe an Ks. Maximilian
ohne Ort, [kurz nach 9. April 1512]1
Druck: Le Glay, Correspondance 1, Nr. 380 (frz.).
Dankt für seine (nicht vorliegenden) Briefe vom 16. März und die Entsendung Hg. Heinrichs d. Ä. von Braunschweig-Wolfenbüttel, der Karl von Geldern und die anderen geldrischen Rebellen unterwerfen und von den Städten Brabants und Hollands bezahlt werden soll. Ist selbst guten Willens, aber das hiesige Volk ist derart widerspenstig, daß Ks. Maximilian persönlich herkommen muß, nachdem die Versammlung der Stände in Breda Frieden um jeden Preis gefordert hat. Auch die Städte Brabants wurden um ihre Zustimmung gebeten. Löwen, Brüssel und andere Städte lehnten jedoch die Bezahlung des Kriegsvolkes, das die Grenzen Brabants schützen soll, ab. Sie forderten ebenfalls Frieden und erklärten, wenn sie Geld zahlten und Truppen stellten, würden sie nie Frieden bekommen. Sie selbst hatte für den 4. April einen neuen Ständetag nach Brüssel einberufen, um die Finanzierung des Kriegsvolkes zu erreichen, doch besteht hierfür wenig Hoffnung. Vielleicht werden Antwerpen, Herzogenbusch und Mecheln sich bereitfinden. Da sie in allem, insbesondere in der geldrischen Frage, mit Ks. Maximilian übereinstimmt, beginnt das Volk gegen sie zu murren und behauptet, sie wolle den Krieg und die Zerstörung der Niederlande, wie zuvor der Ks. In der Karfreitagnacht (9. April) wurden Flugschriften an den Kirchentüren der Stadt angebracht, in denen sie verhöhnt wird. Ks. Maximilian muß sofort herkommen und nach dem Rechten sehen. Sie selbst weiß sich angesichts der geringen Unterstützung und der leeren Kassen nicht mehr zu helfen. Selbst wenn die Existenz an 1000 fl. hinge, könne der Schatzmeister diesen Betrag nicht mehr aufbringen. Die Lage ist sehr ernst. Wenn der Ks. nicht sofort kommt, gibt es vielleicht kein Mittel mehr gegen die große Verwirrung. Bedauert diese schlechten Nachrichten, hofft aber, ihren Mut zurückzugewinnen und das Bestmögliche tun zu können, wenn der Ks. kommt.
Nr. 819 Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall) an Ks. Maximilian
[1.] Empfang des Auftrags zur Erstellung eines Ratschlags; [2.] Warnung, sich durch Unterstützung des jungen Hg. von Mailand den Kg. von Frankreich zum Feind zu machen; [3.] Empfehlung zur Verständigung mit den ksl. Widersachern und zu künftiger Neutralität; [4.] Bitte um Erörterung der schwierigen Thematik mit den engsten ksl. Räten.
Innsbruck, 11. April 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 20) 1512 Apr., fol. 26-27, Orig. Pap. m. S. und eigenhändiger Unterschrift.
[1.] Allergnst. H., mir ist an heut, dato ditz brief [11.4.12], ain schreiben und bevelh von euer ksl. Mt., am 29. tag des monats Marcii zu Trier ausgangen [Nr. 813], zukomen und mitsambt ainer abgeschrift der antwurt, so der Kg. zu Frankreich dem Andreas von Burgo auf die werbung und instruction, die er und der Rigault von euer ksl. Mt. gehebt, gegeben hat, uberantwurt. Daryn mir euer ksl. Mt. anzaigt, nachdem in derselben antwurt vil guts anzaigt werde und aber euer ksl. Mt. kain sicherhait oder rechten grund der sachen hab, euer Mt. hette dann vor des Kg. zu Frankreich tochter Reinata in euer Mt. handen, daz ich demnach etlich euer Mt. treffenlich rete vom regiment darzu erfordern, inen solh antwurt antragen und mitsambt inen ainen ratslag, was uns gut bedunk, daz euer Mt. darauf zu handlen und zu tun sey, verfassen und euer Mt. berichten sollen, wie dann solhs in gemeltem euer Mt. bevelh mit verrerm inhalt begriffen ist.
[2.] Darauf ich H. Bartlmeen, H. zu Firmian, H. Hans Casparn von Laubenberg und Dr. Kuen, der dann vor bey disen handlungen und ratslegen auch gewesen, zu mir genomen, inen solhs alles und was vor in disen dingen gehandlt, sovil darzu nodturftig gewesen ist, fürgehalden und mitsambt inen bewogen, nemblichen auf den artikl, daz etlicher eur Mt. rät gutbedunken ist, dieweil euer Mt. allain die guten wort und nit die versicherung mit der Reinata furgeslagen wird, auch der Kg. von Frankreich dem Hg. von Geldern, als sich zu versehen sey, hilf beweyse, daz demnach die aragonesisch potschaft Urreas als für sich selbs in namen seins Kg. zu den Sweytzern ziehen und bey inen praktiziern solt, damit sy sich zu dem Kg. zu Frankreich in kainen weg verpünden, sonder den Babst und seinem pund anhangen und daz sy den jungen Hg. zu Mayland [Massimiliano Sforza] einsetzen sollten und mit euer Mt. zu der ksl. kronung gen Rom zugen. So solt inen gegen der einsatzung des jungen Hg. von Mayland dreymalen 100 000 fl. rh. gegeben werden, mit verrerm anzaigen, in euer Mt. bevelh begriffen. Tragen wir fürsorg und ist sich genzlichen zu versehen, wo euer ksl. Mt. mit dem jungen H. von Mayland ainicherlay wider den Kg. zu Frankreich handlen liess, daz beschehe durch den Urreas oder ander, daz der Kg. zu Frankreich dadurch in grosse verdechtlichait, widerwillen und unainigkeit gegen euer Mt. komen würd. Dann dieweil derselb jung H. von Mayland in euer Mt. handen und ganz in euer Mt. gewalt ist, kund er wol gedenken, daz solhs an euer Mt. wissen und sondern bevelh nit beschehe. So künden wir nach gestalt aller sachen und kriegsleuf, wie die yetz stehen und sovil wir des wissen tragen, bey uns noch nit befinden, daz euer Mt. den Kg. zu Frankreich begeben oder zu veind machen oder villeicht in, als wol zu gelauben ist, darzu dringen soll, daz er sich mit dem Babst und Kg. von Aragon wider euer Mt. vertrag. So hat auch euer Mt. unzher über vil handlung bey den Venedigern kainen frid erlangt noch bey Babstlicher Hlkt. und Aragon ainicherlay grunds, darauf sich zu verlassen were, befunden. Zudem so ist wol zu gedenken, solt den Sweytzern ainicherlay zusagen oder vertrostung beschehen, daz sy von stund an darauf ligen und solh gelt, obgleich wol die einsatzung nit beschehe, von eur ksl. Mt. haben wollten. Wo inen dann die bezalung nit verfolget, als wir dann besorgen, in euer Mt. gelegenhait dieser zeit nit seye, solh dreymalen 100 000 fl. rh. oder ain mynders zu entrichten, so möchten sy sich zu Frankreich oder an ander ort verpinden und solh gelt, sovil inen müglich, bey euer Mt. oder derselben landen und leuten zu bekomen understeen, daz doch euer Mt. und derselben landen, besonder, dieweil die land durch die langwirigen krieg hart gehelligt und berambt sein, zu grossem nachtail raichet. Wo aber der Urreas durch sich selbs oder aus bevelh seins Kg. mit den Sweytzern in ander weg handelt, damit sy sich zu dem von Frankreich nicht verpünden ausserhalben des fürslags des jungen H. von Mayland halben und anderer artikl, die euer ksl. Mt. beruerten, daz möchte villeicht euer Mt. bey Frankreich weniger suspition bringen, wiewol dieselben verdechtlichait, so er von euerMt. oder durch euer Mt. erbland züg, dannocht bey Frankreich hart zu verhueten ist.
[3.] Und nachdem sich die sachen all stund verkern, wir auch nit wissen, wie sich die ding teglich zutragen, so ist noch des besluss unsers gutbedunkens, dieweil der von Gurk, desgleichen der von Serntein, canzler, ungezweyflt numals bey euer ksl. Mt., die der ding und sonderlich des besluss der ratsleg, zu Augspurg, Innsprugg, Sterzingen, beschehen, darauf dann noch alle handlung steet, gut wissend sein, das euer Mt. die sachen mit inen disputiern und bewegen las und in alweg dieser zeit den Kg. zu Frankreich oder Sweytzer nicht zu veinden oder aufruerig mach, sonder fleyss hab, damit euer Mt. die, so euer Mt. widerwertig wern, zu frid und in guten verstand bring und in mitler zeit sehe, an welhem ort euer Mt. mit rechtem grund und guter versicherheit, darauf sich euer Mt. endlich verlassen mag, entgegengangen wird. Alsdann mag sich euer Mt. an demselben ort anhengen und disen sweren kriegsleufen euer Mt. und derselben landen und leuten zugut ain fürderlich, erlich endschaft zugeben oder aber, wo euer Mt. den frid annymbt, nachmals sich an kainen tail slagen, sonder neutral beleiben. Des auch euer ksl. Mt. unsers bedünkens, dieweil euer Mt. an allen orten wenig glaubens gehalden oder rechte, austregliche hilf, die sy doch euer Mt. schuldig gewesen, beschehen ist, gut fug und glimpfen het.
[4.] Aber nachdem die sachen über land zu beratslagen beswerlich und also gestalt sein, daz sich die alweg in ainem tag verendern mügen, wir auch der ding hie nit sonders bericht sein und euer Mt. vil treffenlicher ret, wie obstet, bei sich hat und selbs hocher und pas dann wir zu bewegen und zu ermessen waist, so ist unser gutbedünken und undertenigist bit, daz euer Mt. die sachen durch sich selbs und gemelt euer Mt. ret, wie obstet, beratslag und uns solhs zu tun aus den obgemelten ursachen gnediglichen erlasse, wiewol wir euer Mt., der wir uns hiemit undertenigist bevelhen, zu gehorsam unser müe und arbait halben aus schuldiger phlicht gern gutwillig befunden werden woltn. Gebn zu Ynsprugg am hl. ostertag Ao. etc. duodecimo.
Nr. 820 Stellungnahme Ks. Maximilians zum Schreiben Karls von Egmont an die in Trier versammelten Reichsstände
[1.] Unwahrhaftigkeit der Behauptungen Karls von Egmont; [2.] Richtigstellung der behaupteten Gründe für die Gefangennahme Adolfs von Egmont; [3.] Bruch eines Vertrags und verschiedener Versprechen durch Karl; [4.] Dessen unziemliches Verhalten auf dem Wormser Reichstag 1495, Bruch des Friedens von Tiel und der Liga von Cambrai; diverse Gewaltakte durch Karl; [5.] Dessen enge Verbindungen zum Kg. von Frankreich, allgemeine Verlogenheit seiner Aussagen; [6.] Wahre Hintergründe des Todes Adolfs von Egmont; [7.] Interessen des Kg. von Frankreich im Zusammenhang mit Geldern, seine Ambitionen auf die Kaiserkrone und das Papsttum; [8.] Aufforderung an die Reichsstände, Karls Schreiben unbeantwortet zu lassen.
[Trier, Mitte April – Mitte Mai 1512]1
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 241a-245b, Kop. (Gegenzeichnung: Kirchmüller).
[1.] Wiewol auf die lügenhaftige und unzimlich geschrift, so H. Carl von Egmond, der sich nennt von Geldern, ytzo cleglich Kff., Ff. und stenden des hl. Reichs, hie zu Trier versamelt, geschriben hat [liegt nicht vor], nit not were, grund der sachen anzuzaigen, dann meniglich waist, das es alles erdicht ding ist, nichtdestminder, damit die stende des Reichs ksl. Mt. unschuld und grund und die warhait der sachen auch wissen, so hat es die gestalt, wie hernachvolgt:
[2.] Anfenglich so waist meniglich wol, was eere und gehorsam der gemelt von Geldern, auch sein vater [Adolf] und andre seine vordern dem hl. Reich getan und erzaigt haben. Dann als derselb von Geldern in seiner schrift meldet, sein vater solle gefangen worden sein wider gelauben und geschrift, das ist nit also und wirdet sich dermassen nymermer erfinden. Aber war ist, das er gefangen ist gewesen aus bevelh unsers Allerhlst. Vaters, des Babst [Paul II.], aus ursachen, das er wider Got und unsern hl. glauben seinen vater und weylend Arnolden von Egmund gefangen und sonst in vil weg unredlichen wider denselbn seinen vater gehandelt hat.
[3.] Auch so ist war, das ksl. Mt., unser allergnst. H., durch furpit und ersuechen des prinzen von Orangen [= Gf. Jean de Châlon, Prinz von Oranien] und anderer Ff. und Hh. ain frid mit H. Karlen in der stat Ravenstain machen hat lassen.2 Dardurch der gemelt H. Karl sich ganz verpunden hat, vor Kff. und Ff. umb all sein ansprach, vordrung und gerechtigkait, so er zu dem land zu Geldern zu haben vermaint, urtail und recht zu nemen und zu geben. Er hat auch gelobt und zugesagt, der urtail und dem rechten volziehung zu tuen und das zu halten. Und zu ainer sicherhait sollte er gesetzt haben in weylend EB Hermans von Coln handen etlich stett und slösser des Hgt. Geldern. Aber pald darnach on alle reden und wider alle pillichait ist [er] haimlich von ksl. Mt. weggezogen in das land von Geldern und hielt weder fryden, glauben, verpuntnus noch zusagen, sonder fieng von stund wider alle vertreg den krieg widerumb von neuem an.
Item in kurzem darnach hat er seine diener auf den reichstag gen Wormbs geschickt, mer zu verachtung und spot der ksl. Mt., auch der Kff., Ff. und stende des Reichs dann zu eere und gehorsamkait, wie dann meniglich wol wissen ist gewesen. Dardurch dann ksl. Mt. und die stende dieselben seine diener in kainerlay weise haben wellen emphahen oder verhören und haben sy unverhört wider hinweggeschickt.3
Darnach hat der von Geldern durch sein und ander seiner gutn freund diemuetig pitt und ersuechen aber ainen andern neuen tractat mit der gemeltn ksl. Mt. und weylend Kg. Philipsen von Castilien löblicher gedechtnus zu Thil [= Tiel] gemacht4 und daselbs under anderm gelobt und zugesagt, dem gedachten Kg. Philipsen zu dienen und mit ime in Hyspanien zu ziehen, und ain merkliche grose suma gelts von kgl. wird von Castilien als pis in acht- oder zehentausent fl., nemlich am parem gelt, silbergeschier und seydengewand, darauf eingenomen, damit er sich zu solhem zug rusten und schicken wolt. Aber sopald er das gelt empfangen hat, ist er von stund wider in das Gelderland gezogen. Und als er ersuecht und ermant ist worden von gedachtem Kg. von Castilien, laut seiner gelübd mit ime in Hyspanien zu ziehen, hat er sich krank gemacht und hat nit wellen ziehen. Und sopald derselbig Kg. von Castilien aus seinen landen gezogen ist gewesen, hat der von Geldern von stund wider seine eere und phlicht die stett Grol [= Groenlo], Lochm [= Lochem] und Dysburg haimlichen und verreterlichen eingenomen und damit den friden und vertrag aber geprochen.
Darnach ist wider von neuem ain frid und vertrag in der stat Camereck5 gemacht zwischn der ksl. Mt. an ainem und dem Kg. von Frankreich am andern tail. Darinnen der von Geldern begriffen ist gewest von wegen des gemelten Kg. von Frankreich. Und hat gelobt und gesworn, denselbn vertrag, sovil er ine beruer, ganz zu underhaltn. Sopald aber die ksl. Mt. aus den Niderlanden gezogen ist, hat der von Geldern denselb friden und vertrag, zu Camerick gemacht, auch nit wellen underhalten kainswegs. Und wiewol mein gnst. frau, frau Margretn, Ehg.in zu Osterreich etc., als regierende in den Niderlanden von wegen ksl. Mt., ires H. und vaters, ungern in den krieg komen ist wider den von Geldern und allen vleiß ankert hat und mit dem von Geldern manich mal durch eerlich und treffenlich personen lassen handlen, communiciern und versuechen, das er den gemelten friden underhalten wolt, nichtdestminder hat er das auch nit wellen tun, sonder uber und wider den gemeltn friden bey der stat Cöln ain großtail frumer und erber kaufleut, die aus den Niderlanden in die Frankforter meß ziehen haben wellen, fahen lassen, die gefuert in die stat Geldern und daselbs geschetzt umb ain grosse summa gelts und sonst jemerlich und uncristenlich peinigen und tractiern lassen.
[4.] Item so hat er noch daruber die stett und sloß Hattem, Harderwick und Pomel [= Zaltbommel] dem von Horen [= Hoorn] in einem halben bestant auch heimlichen und verreterlichen durch seine leut und diener lassen einnemen.
Darzue ist er mit denen von Utricht angespannen und verpunden wider die ksl. Mt. und seiner Mt. Niderland, die stat Ysslstain belegert, auch sonst die land von Holand, Braband und die undersassen beraubt, gefangen, geplündert, verprent, geprandschatzt und beschedigt, mer dann umb ain milion goldes seyder des gemelten tractats von Camerich und noch ye lenger ye mer und täglichen tuet.
[5.] Es ist auch ainem yeden offenlich bekannt, wie er sein lebtag dem hl. Reiche und der teu[t]schn nation nie günstlich noch gehorsam gewesen ist, dann zu ainem warzaichen ist er alweg verpundn gewesen mit den Franzosen und dem Kg. von Frankreich das land von Geldern verkauft und ubergeben, wo er on manlich erben sterbe, damit der gemelt Kg. destpas möchte das röm. Reich an sich ziechen und Kff., Ff. und ganze teu[t]sche land überwinden und zwingen. Dardurch mag man des von Geldern unredlich, unwarhaft und unzimlich fursatz, klag und schrift erkennen, ungezweiflt, Kff., Ff. und die stende seyen des ganz wol underricht und sollen solh valscher brief und geschrift des von Geldern nit achten noch sich in kainerlay weise daran kern. Er ist auch aller lugen und trügerey voll, als in seinem ytzigen brief clerlichen verstanden wirdet, der nichts dann lügen inhaltet, dann er hat nie kainen vertrag, ayd noch gelubt gehalten, sonder die alzeit verprochen.
[6.] Und als derselb von Geldern anzaigt, das sein vater in der ksl. Mt. dienst erslagen und er gefangen sey worden, darauf ist ksl. Mt. antwort, sein vater sey aus etlicher meutmacher [= Meuterer] im Niderland practica aus gefengknus gelassen worden und zu der von Gent hauptman gemacht, das sy ime sollten rügken haltn, damit, so die ksl. Mt., als die zeit Ehg. zu Osterreich, zu land keme, frau Maria [Hg.in von Burgund] ime das land solt ubergeben. Also nachdem er kain kriegsman was, het er sein start nit wol besetzt. Dardurch ward er von den veinden da erslagen, die doch nicht von im wissten zu sagen. Dann seiner fengknus halben hat ksl. Mt., fur ine zu geben, hunderttausend niderlendisch fl. geboten, dieweil er in irer Mt. dinst gefangen ward. Die Franzosn wollten in aber nit ledig geben, bis sy mit ime die verreterey mit dem land von Geldern volbringen mochten, als dann beschehen ist.
[7.] Er hat auch solich land Geldern underwürfig gemacht der cron zu Frankreich. Dann dieselb cron hat die ksl. Mt. und Kg. Philipsen seligen dreymal eyd, brief und sigl geprochen von wegen des lands zu Geldern, so sy gesehen haben, das der von Geldern sich hat muessen ergeben zu gnaden der ksl. Mt. und Kg. Philipsen. Und hat auch haimlich und offenlich gar vil malen hunderttausent cronen darauf gelegt und sich zwaymalen mit heerscraft understanden, Carln von Egmond, den man nennt von Geldern, zu retten. Dabey Kff., Ff. und die stende wol versteen mögen, das die cron von Frankreich solhs nit tuet aus lieb, die sy zu demselben von Egmond tregt, der ir nie guts getan hat. Der Kg. von Frankreich darr [= traut sich] in auch offenbar nit anders nennen als seinen diener. Aber wie er ain diener ist, mag ain yeder erkennen, dann er ain armbs, elends, verdorben land hat. So mag auch ksl. Mt. mit Osterreich, Burgundi und den zugewachsen Kgrr. Hyspanien und andern irer ksl. Mt. frundn der cron Frankreich mer trost tun dann ain solichs verderbts land. Aber das beschicht alles wider ksl. Mt. und derselben sun als Hg. zu Osterreich-Burgundi, die dem hl. Reich so hoch verwandt und ainstails underworfen sein, angesehen, das dieselb cron Frankreich lang jar her, als meniglich waist, irer grossen macht nach ableibigkeit der ksl. Mt. nach der ksl. cron und dem Reinstraum, welhe baide ander zeit der cron Frankreich underworfen gewesen sein, trachten wirdet, als auch solhs ytzt der Babst, Kg. von Aragoni und Engelland offenbar von dem Kg. von Frankreich ausgeben, das er ytz bey leben der ksl. Mt. nach dem Babstumb und der ksl. cron drachten welle, als sy auch aus derselben und umb ander ursach willen, mit ime zu kriegen, furgenomen haben und darumb auch ytz gegen ime in krieg steen. Aber ksl. Mt. zeicht den Kg. von Frankreich solhs noch nit, sonder wirdet solhs Kff., Ff. und stenden angezaigt, wiewol sy die sachen vor alle wol wissen, allain, das sy des auf ain neus wider bedenken und zu herzen nemen und sein Mt. und das hl. Reich in dem und anderm nit verlassen, auch disen geldrischn falschen, lügenhaftign brief nach dem rechten text versteen. H. Carl von Egmond, wie ainstails oben angezaigt, ist drymalen zu ainem [Verräter] etc. an ksl. Mt. worden und an weyland Kg. Philipsen von Castilien loblicher gedechtnus. Es were ime ain gut spil, das er zum vierden mal an dem Reich zu ainem etc. würde, damit er dardurch ainen friden erlangen möchte. Darvor der bös ine und die seinen, wie man dieselben seine verwantn in der welt erkennen mag, behuetn soll.
[8.] Die ksl. Mt. ist auch ganz un[d] deutlich nit der maynung, das gemeltem H. Carln von Egmond, den man nennt von Geldern, ainich antwort gegeben werde[n] solle, dann er ist nit wirdig, das er der frumen Kff. und Ff. brief und sigl ansehen soll.
Nr. 821 Nachrichten über die Schlacht bei Ravenna (am 11. April)
[1.] Widerstand des Papstes gegen die Bemühungen des Ks. um einen Frieden mit Venedig und in der ganzen Christenheit als politische Ursache für das Aufeinandertreffen der beiden feindlichen Heere; [2.] Nachricht vom Sieg der frz. und ksl. gegen die päpstlichen und spanischen Truppen; [3.] Eintreffen weiterer Einzelheiten über den Schlachtverlauf, heldenhafter Einsatz der Deutschen, Namen ihrer gefallenen Hauptleute; [4.] Mutmaßungen über die weitere Entwicklung in Oberitalien; [5.] Nachricht über die Gesamtzahl der Gefallenen; [6.] Lob der Franzosen für die Tapferkeit der deutschen Truppen.
[Trier], 22./23. April 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 54a-57b, Orig. Pap.
[1.] Neu zeitungen: Nachdem nu etlich wochen her des Babsts und des Kg. von Arrogan volk an ainem und des Kg. von Frankreich volk mit dem teutschen zusatz am andern tail mit zwayen heeren albeg nit ferr von Bononia [= Bologna] gegeneinander gelegen sein, hat sich die ksl. Mt. seiner ksl. Mt. angeborner tugent nach, alzeit zwischen den parteyen zu verhueten merer vergiessens cristenlichs bluets, gar in manig weg treulichen gemuet, nit allain für sich selbs mit den Venedigern den frid anzunemen, sonder ainen gemainen frid in der ganzen cristenhait zu machen. Aber der Babst, der dann mitsambt dem Kg. von Arrogan wider iren aid, eer und pundnus albeg getracht und gehandelt, die ksl. Mt. mitsambt dem Kg. von Frankreich aus Italia genzlich zu vertreiben und unangesehen, das die ksl. Mt. sein Hlkt. zu vil maln vor belegerung, gefangnus und anderer widerwertikait und geferlichait seins leibs und lebens treulichen verhuett, auch jüngst die election oder erwelung des neuen Babsts und scismatumque advocatus ecclesie und als derjenig, der vil lieber die kirchen verwaren helfen, dann ein zerruttung setzen wolt, bisher aufgehalten und dem Babst sonst vil lieb und guets getan zusambt unbedacht der Franzosen vorigen victorien und triumphen in Italia, hat ksl. Mt. ye nit volgen noch nyndert ad racionabilia, als man sagt, geen wellen, sonder in seine ungegrundten furnemen also lang verhart, das baide eebemelte heer ye lenger ye merer zueinander geruckt.
[2.] Und sein ksl. Mt. an gestern, den 22. Aprilis, aine und heut im anfang des tags, den 23. tag Aprilis, die ander post zukumen, in sich haltend, das am hl. ostertag, das ist der 11. praesentis mensis, die yetzgemelten baide heer ungeferlich ain oder anderthalb stund vor mittags zwischen Favenz und Ravenna aneinander angegriffen, und sollen die Franzosen mitsambt den teutschen fuessknechten, der dann bey 8000 und vornem am spitz gewest, des Babsts volk erschlagen und bis in 15[000] oder 16 000 mannen und summarie dasselb heer bis auf das haubt ganz erlegt und also die gewunnen und das veld behalten haben. [...]
[3.] An heut, 23. Aprilis, ist ksl. Mt. abermals ain post aus Italia kumen der slacht halben, dise maynung anzaigend: [Folgen Einzelheiten über den Schlachtverlauf.] Und wo sich desmals die teutschen knecht hetten etwas lassen zertrennen, so were in demselben augenplick die ganz slacht entlich verlorn gewest. Aber sy sein wie die helden und als ain veste maur gestanden und zu stund an auf die Spaniolen nachgedruckt, denen dann auch der franzosisch geraisig zeug nachgefolgt ist und also das babstlich und spanisch heer, wiewol hertiglich, zertrennt und erlegt und das veld behalten. Und schreibt ainer der ksl. Mt. nyderlendisch secretari, maister Hanoldt genannt, der dann bey solcher slacht gewest ist, das zu baider seit nach seinem bedunken, also vil er gesehen hat, von 7[000] bis in die 8000 mannen auf der walstat bliben, ausserhalb der, so in der flucht, die dann darauf gefolgt hat, nydergelegen sein. Bayde heer haben in der slacht nit allain mit veldgeschutz, sonder auch mit etwovil grossen hauptstucken, die dann, als wol zu achten ist, hart gegeneinander angangen sein, zusamengeschossen. Dardurch und umb des willen, das die Spaniolen entgegen also hart gestanden und sich also manlichen gewert haben, sind gar vil treffenlicher und manhafter und vast die treffenlichisten und mannhaftsten, so hernach geschriben sein, zu baider seyt erschossen und erburgt worden, die dann gewondlichen in allen ritterlichen taten zum vordristen gestelt werden, dann es ist gar ain uberharter streit gewest, nemblich von Teutschen Jacob von Embs, der teutschen knecht haubtman, auch Jorg und Burkhart von Embs, seine gebrueder, Philip von Freyburg, Fabian Trutzschler und, als zu besorgen ist, etwovil ander Gff., Fhh., ritter und ander vom adl und sonst namhaftig personen von Teutschen, der nam ksl. Mt. noch nit wais, dann es sind vil mer Teutscher vom adl in diser slacht gewest dann sonst an keynem ort in dem ganzen venedischen krieg. [...]
[4.] Man achtet, das sich die stat Ravenna nach der slacht mit taiding an die Franzosen zu der kirchen und ains andern kunftigen Babsts handen ergeben und das die Franzosen on zweifl nu zumal ganz Romandiolam [= Romagna] eingenomen haben. Aber nach gelegenhait der sachen so versicht man sich noch nit, das die Franzosen gar bis gen Rom verruckt, und sey auch on zweifl, der Babst sey noch nit aus Rom geflohen aus ursachen, das sein Hlkt. der Franzosen practiken und tradiment zu Rom, als man sagt, zeitlich innen worden sey und sich on allen zweifel darnach gericht hab. Doch wart ksl. Mt. fur und fur mer particular und grundlicher underrichtung diser slacht halben. [...]
[5.] So ist ksl. Mt. am vorgenanten tag Aprilis zu der nacht abermals aus Italia durch Frankenreich ain post der slacht halben zukumen. Die vergleicht sich in vil dingen mit den vorigen posten, doch under anderm anzaigend, das gewislich in solcher slacht und nochmals in der flucht nit under 20 000 mannen umbkumen und nydergelegen sein sollen. [...]
[6.] Es schreiben die Franzosen ksl. Mt. selbst den teutschen knechten ain grossen lob und eer zue, nemlich mit disen worten: Wir loben Got von himel und danken den frumen Teutschen, dann sy haben uns auf disen tag die slacht behalten, mit mer guetem anzaigen.
Nr. 822 Ks. Maximilian an die in Köln versammelten Vertreter der Hansestädte
Trier, 23. April 1512
Regest: Schäfer, Hanserecesse 6, Nr. 365.
Erklärt sich bereit, den Hansestädten auf ihr Ersuchen hin Hilfe zum Schutz ihres Handels zu gewähren. Fordert sie seinerseits auf, ihm Beistand gegen Karl von Egmont zu leisten, der den Kaufleuten viel Schaden zufügt und vor kurzem mehrere von ihnen, die zur Frankfurter Messe ziehen wollten, gefangengenommen und geschatzt hat. Will ihn dafür und für sein Handeln gegen beschworene Verträge bestrafen.
Nr. 823 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Trier, 2. Mai 1512
Druck: Le Glay, Correspondance 2, Nr. 386 (frz.; p.r.p.s.; Gegenzeichnung: Renner).
Wünscht, daß sie unverzüglich 200 Reiter nach Marche(-en-Famenne) schickt und ihn verständigt, wenn die Stände dort versammelt sind. Diese sollen sein Eintreffen abwarten und ihm Antwort auf sein Hilfeersuchen geben. Für seine Ankunft möge sie sein großes Pferd Morraul bereitstellen.
Nachschrift: Hat gerüchteweise gehört, daß Karl von Egmont die Stadt Zaltbommel mit Proviant versorgen will. Wünscht hierüber verläßliche Informationen.
Nr. 824 Pietro de Urrea (Gesandter Kg. Ferdinands II. von Aragón) an den spanischen Gesandten in Venedig
Trier, 2. Mai 1512
Inhaltsangabe: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 14, Sp. 209f. (ital.).1
Ks. Maximilian hält sich gegenwärtig in Trier auf. Er will einen Vertreter zur Unterzeichnung des Waffenstillstands mit Venedig (Nr. 816) schicken und in die Liga eintreten, fordert aber drei Dinge: 1. Er will (von Venedig) mehr als 40 000 Dukaten; 2. Seine Gefangenen sollen zurückgegeben werden; 3. Der Waffenstillstand soll im Winter und nicht im Sommer unterzeichnet werden. Voraussichtlich wird man diesbezüglich nach Rom schreiben.
Nr. 825 Kg. Heinrich VIII. von England an Ks. Maximilian
Greenwich, 8. Mai 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 17a u. b, Kop. (lat.).
Druck: Halliwell, Letters, S. 199-202 (engl. Übersetzung).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1186 (engl.).
Hat seinen Gesandten Robert Wingfield1 beauftragt, den Ks. über die Gründe zu informieren, warum er gegen die Feinde der Kirche (= die Franzosen) zu den Waffen gegriffen hat. Zuvor hatte er schon fünf Tage lang Land- und Seestreitkräfte in Southampton bereitgehalten in Erwartung günstiger Winde. Hat gerade von der Katastrophe erfahren, die den Papst und den Kg. von Aragón (in der Schlacht) bei Ravenna getroffen und Neapel, Italien, Sizilien, ja die ganze Christenheit der Gnade ihrer Feinde ausliefert hat. Zweifelt nicht, daß der Ks. als oberster Beschützer der Kirche in diesem gerechten und notwendigen Krieg einträchtig mit ihm handeln wird. Verspricht, den Ks. nicht im Stich zu lassen und sich ohne dessen Zustimmung und die des Kg. von Aragón nicht mit dem Kg. von Frankreich zu verständigen.
Nr. 826 Pietro de Urrea (Gesandter Kg. Ferdinands II. von Aragón) an den spanischen Gesandten in Venedig
Trier, 12. Mai 1512
Inhaltsangabe: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 14, Sp. 231 (ital.).
Ks. Maximilian ist zur Ratifizierung des Waffenstillstands (mit Venedig, Nr. 816) bereit und wird hierzu Bf. Matthäus von Gurk und ihn (de Urrea) nach Trient schicken. Der Ks. und Bf. Matthäus reisen jetzt nach Flandern. Allerdings verlangt der Ks. von Venedig mehr Geld und die Rückgabe aller besetzten Gebiete. An die Bewohner der Grenzgebiete hat der Ks. geschrieben, mit Venedig gutnachbarliche Beziehungen zu pflegen.
Nr. 827 Ksl. Ratifikation des Waffenstillstands mit Venedig
Luxemburg, 20. Mai 1512
Venedig, Archivio di Stato, Miscellanea atti diplomatici e privati, busta 50, Nr. 1628, Orig. Perg. m. S. und eigenhändiger Unterschrift Ks. Maximilians (lat.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
Regest: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 14, Sp. 269f. (ital.); Valentinelli, I libri commemoriali, Nr. 236 (ital.); Ders., Regesta, Nr. 760.
Ks. Maximilian anerkennt den am 6. April 1512 in Rom durch Vermittlung des Papstes und Kg. Ferdinands von Aragón geschlossenen Waffenstillstand, der den Krieg zwischen ihm und Venedig beendet (Nr. 816), und gelobt seine Einhaltung. Er soll bis einschließlich Januar 1513 dauern. Die Gefangenen beider Seiten sollen unter der Bedingung freigelassen werden, daß sie, falls kein Friedensschluß zustande kommt und sie sich nicht vor dem 1. Februar 1513 loskaufen können, wieder in die Gefangenschaft zurückkehren, und zwar die Venezianer nach Trient und die Kaiserlichen nach Venedig. Außerdem hat Venedig ihm 10 000 Dukaten mehr zu geben, als im Vertrag vom 6. April festgelegt ist, d. h. insgesamt 50 000 Dukaten.1
Nr. 828 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Bastogne, 21. Mai 1512
Druck: Le Glay, Correspondance 2, Nr. 385 (frz.; p.r.p.s.; Gegenzeichnung: Renner).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1203 (engl.).
Bestätigt den Empfang ihrer drei (nicht vorliegenden) Schreiben über die Landung der Engländer, die Gesandtschaft, die der Kg. von England zu ihm schicken wird,1 sowie die Vorgänge in Geldern. Wird in Kürze zu ihr kommen.
Nr. 829 John Young, Thomas Boleyn und Robert Wingfield (engl. Gesandte) an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 28. Mai 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 31a, Kop. (engl.; defektes Fragment).
Teildruck: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1213.
(...) Ks. Maximilian erklärte, er werde am kommenden Montag (31. Mai) zu Ehg.in Margarethe reiten, um die frz. Gesandten abzufertigen. (...)
Nr. 830 Jakob de Banissis (ksl. Rat) an Zyprian von Serntein
[1.] Ersuchen engl. Gesandter an den Ks. um ein Vorgehen gegen den Kg. von Frankreich, Plädoyer des Ks. für Frieden unter allen christlichen Mächten; [2.] Fehlende Nachrichten über Maßnahmen der Engländer gegen den Kg. von Frankreich.
Brüssel, 29. Mai 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, fol. 109, Orig. Pap.
[1.] [...] Dise tage sein hieher zu ksl. Mt. kumen zwen oratores des Kg. von Engelland und offenlichen wider Kg. von Frankreich der ksl. Mt. klagt, inen nennent ein unglaubigen, treulosen und mit vil ander sweren und smalichen worten mer beklagund und darauf die ksl. Mt. ersuecht, das sy welle, als die dan schuldig sey, wider der cristenlichen kirchen widerspennigen und veind, als Kg. von Frankreich sey, ziehen und sich von ime abwenden. Darauf hat sein Mt. denselben botschaften geantwurt, es sey pesser, dem christenlichen glauben zu guet, behaltung und meerung, das werde ein gemayner fryd durch die ganz christenhait und verainigung wider die unglaubigen und veind unsers glaubens, der Türken, und das nun aufher das pluetvergiessen der christen, und in der maynung vast wol mer geantwurt.
[2.] Von den Engelischen her[en] wir noch nichtz, das sy wider den vorgenanten Kg. von Frankreich noch tan haben. [...]
Nr. 831 John Young, Thomas Boleyn und Robert Wingfield an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 4. Juni 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 31a u. b, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1226 (engl.).
Haben dem Ks. ihren Auftrag (noch) nicht eröffnet. Dieser ritt am 29. Mai zu Ehg.in Margarethe, um die frz. Gesandtschaft zu empfangen und zwei Tage später wieder nach Brüssel zurückzukehren. Aus den zwei Tagen sind nun schon sechs geworden. Auf die Frage des Ks. und anderer, ob die engl. Schiffe Southampton bereits verlassen hätten, antworteten sie, die Schiffe seien schon bereit gewesen, als sie in England aufgebrochen seien. Warum sie jetzt noch immer in Southampton lägen, sei ihnen nicht bekannt.
Nr. 832 John Young, Thomas Boleyn und Robert Wingfield an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 7. Juni 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 32a u. b, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1229 (engl.).
(Der Anfang des Schreibens fehlt.) Auf den Ratschlag (consiliable) gab Ks. Maximilian zwar keine Antwort, äußerte aber zum dritten Artikel, er sei auf Bitten Ehg.in Margarethes und insbesondere wegen seiner Zuneigung zu Kg. Heinrich bereit, eine neue Liga und ein Bündnis mit diesem und dem Prinzen von Kastilien (Ehg. Karl) aufzurichten mit der Möglichkeit eines Beitritts des Papstes und des Kg. von Aragón. Bezüglich einer größeren Unternehmung verwies er sie auf Ehg.in Margarethe, mit der sie heute abend zusammentreffen werden. Zudem erklärte der Ks., er habe Kg. Heinrich brieflich mitgeteilt, daß er für dessen Dienst 2000 Deutsche zurückgehalten habe, die durch Robert de la Mark schon für den Kg. von Frankreich bereitgestellt worden seien. Thomas Boleyn trug daraufhin die bereits eingetroffene Antwort Kg. Heinrichs vor, wonach dieser gewillt sei, diese Truppen gegen eine ksl. Rückzahlungsverschreibung drei Monate lang zu unterhalten anstelle der Hilfe, die er dem Prinzen von Kastilien für diesen Sommer gegen den Hg. von Geldern versprochen habe. Daraufhin gingen der Ks. und Ehg.in Margarethe weg. Die Ehg.in kam heimlich zurück, bedankte sich für das freundliche Angebot Kg. Heinrichs und bat darum, diesem zu schreiben, er möge den Sold der 2000 Deutschen einen weiteren Monat lang vorschießen. Der Ks. ist sehr arm, und das weiß auch Ehg.in Margarethe genau. Sie fragte deshalb, ob die Gesandten den Sold jener Deutschen mitgebracht hätten, und bat darum, ihn schnellstmöglich nach Antwerpen zu schicken. Der Ks. teilte mit, er werde sich in acht Tagen gegen die Franzosen erklären wegen ihrer Hilfe für die Geldrischen. Ehg.in Margarethe sagte, die Zusage Kg. Heinrichs, den Sold der Deutschen einen vierten Monat lang zu übernehmen, würde Ks. Maximilian ermutigen, konkret Krieg zu führen.
Nr. 833 Antwort Ks. Maximilians auf die Werbung der Gesandten Kg. Ludwigs XII. von Frankreich
[1.] Unschädlichkeit seiner Allianz mit den Eidgenossen für seine früheren Verträge mit Kg. Ludwig; [2.] Hilfeleistung der Eidgenossen für Papst und Kirche; [3.] Übermittlung freundschaftlicher Worte Kg. Ludwigs durch Andrea de Burgo; [4.] Fragwürdigkeit der Hilfe Kg. Ludwigs für Karl von Egmont; [5.] Gravierende negative Auswirkungen des Rückzugs des frz. Grandmaître für die ksl. Kriegsführung in Italien; [6.] Grundsätzliche Bereitschaft zur Aufrechterhaltung guter Freundschaft mit Kg. Ludwig.
ohne Ort, [Mitte Juni 1512]
Druck: Le Glay, Négotiations, Nr. CLV.
Sur ce que les ambassadeurs de France ont dit à l’empereur de la part du roy leur maistre, leur a esté respondu, par ledit seigneur empereur, ce qui s’ensuit:
[1.] Premier, quant à ce qu’ilz ont dit que l’empereur avoit donné le passaige aux Suyches, ledit seigneur empereur leur a sur ce donné responce que, par l’alliance qu’il a avec les Suyches, il a esté à ce constrainct, et que icelle il est tenu de les favoriser contre leurs ennemys; aussi que ce n’est point contre le traictié de Cambray1 et de Bloys2, veu que audit traictié les anciennes alliances sont reservées, et que ledit traictié n’est fait seullement que contre les Venissiens et leurs adherens qui les vouldroient favoriser contre icellui traictié de Cambray.
[2.] En oultre que lesdits Suyches avoient sommé l’empereur du passaige de leurs gens qu’ilz envoyent au secours du pape, et pour le recouvrement de Boulongne et autres pays appartenant à l’Eglise, et pour aussi leurs propres querelles et celles pour lesquelles ilz sont allé la premiere fois ou vouaige de Come.
[3.] Et de ce que le roy leur maistre dit que l’empereur luy a fait dire, par messire André de Burgo, beaucoup d’autres choses et bonnes parolles qui servent à la bonne amitié de entre eulx deux tout au contraire de cest affaire.
[4.] Sur ce respond ledit seigneur empereur qu’il ne peut sçavoir que ledit messire André a peu dire audit roy leur maistre; mais sa majesté ouffre de monstrer l’article sur ce point de l’instruction dudit messier André, lequel en substance et au plus près est tel, que ledit seigneur empereur se complainct au roy mesme du grant tort qu’il semble à sadite majesté que ledit roy luy fait, de tant assister messier Charles d’Egmond, et qu’il luy pleust de asceurer icellui seigneur empereur qu’il ne feroit plus d’assistence directement ou indirectement audit messier Charles, car en faisant autrement l’empereur auroit cause de non tant le favoriser ès Ytales, veu que pour ce il y avoit assez d’apparance que, quant ledit roy auroit tout son desir et la fin ès Ytales, il courroit après sus audit seigneur empereur et monsieur l’archiduc son filz, et assisteroit ledit messire Charles.
[5.] Item, que quant le roy leur maistre a entendu que ledit seigneur empereur avoit esté fort mal content de la subite retraicte du sieur de la Palisse [= Jacques de la Palice], par laquelle retraicte sa majesté avoit perdu tout ce qu’il avoit gangnyé sur les Veniciens, et par avant par deuz armees l’une après l’autre, par la faulte à sçavoir, la premiere armée, du gouverneur feu monsieur le grant maistre [Charles d’Amboise], et l’autre, dudit sieur de la Palice devant Padoue, ou èsdites trios faultes, ledit seigneur empereur a adez reperdu ce qu’il avoit gaingnyé sur iceulx Venissiens, ensemble son argent et despence, qui, pour entretenir et continuer ladite guerre et armer desdites trois armées, a monté, tant en or, argent que autrement, à ung inextimable tresor.
[6.] Ledit roy a envoyé devers l’empereur en poste ledit messire André, luy presentant par luy de faire et contenter ledit seigneur empereur, de tout ce qu’il luy vouldroit demander, moyennant qu’il voulsist tenir bonne amytié avec luy contre la ligue, et qu’il le voulsist toujours assister des gens de guerre à pied.
Nr. 834 Robert Wingfield (engl. Gesandter) an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 19. Juni 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 33a-34a, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1241 (engl.).
Hat in seinem letzten (nicht vorliegenden) Schreiben vom 16. Juni aus Antwerpen mitgeteilt, daß der Ks. am selben Tag die Stadt verlassen habe, jedoch abends zurückkehren werde. Dies ist allerdings nicht geschehen, vielmehr hat der Ks. die frz. Gesandten auf Schloß Rupelmonde im Beisein des Prinzen (Ehg. Karl) und seiner drei Schwestern empfangen. Bei einem Treffen erklärte der Ks., er habe den frz. Gesandten eine Antwort (Nr. 833) gegeben, die diesen nur wenig gefallen habe.
Nr. 835 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Rupelmonde, 19. Juni 1512
Druck: Le Glay, Correspondance 2, Nr. 391 (frz.).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1242 (engl.).
Übersendet Nachrichten aus Frankreich, wonach die Engländer in der Bretagne gelandet sind und eine Stadt eingenommen haben, bei der es sich wohl um Brest handelt.
Nr. 836 John Young und Robert Wingfield an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 22. Juni 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 34a u. b, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1245 (engl.).
Seit ihrem letzten Schreiben vom 19. Juni (Nr. 835) ist der Ks. nicht nach Brüssel zurückgekehrt. Der frz. Gesandte befindet sich noch hier. Gestern hatte er eine Unterredung mit Ehg.in Margarethe, bei der er darum bat, noch fünf bis sechs Tage bleiben und die Freude seines Herrn (Kg. Ludwig XII. von Frankreich) über das (nicht vorliegende) Schreiben Ks. Maximilians zum Ausdruck bringen zu können. Übersenden dieses abschriftlich. Ehg.in Margarethe lehnte ab, allerdings sind sie (die Gesandten) sich dessen nicht sicher.
Nr. 837 John Young und Robert Wingfield an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 27. Juni 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 35a-36a, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1252 (engl.).
Haben in ihrem letzten Schreiben vom 22. Juni (Nr. 836) mitgeteilt, daß der frz. Gesandte bei Ehg.in Margarethe gewesen sei. Am 23. Juni reiste er ab. Am 24. Juni kam der Ks. nach Brüssel und schickte nach ihnen. Bei ihrem Eintreffen war er im Begriff, wegzureiten. Es geht das Gerücht, er werde sich zu den Reichsfürsten (nach Köln) begeben. Er selbst hingegen erklärte, er werde wohl eher nach Geldern gehen, wolle aber noch zwei bis drei Tage warten. Anschließend hatten sie eine Unterredung mit Ehg.in Margarethe, bei der sich diese als ihre ausgesprochene Freundin offenbarte. Am 25. Juni kam ein Brief des Ks., der sich dafür entschuldigte, nicht Wort gehalten zu haben, doch sei er genötigt gewesen, nach Geldern zu gehen.
Am 26. Juni traf Thomas Boleyn ein. Noch am selben Tag hatte er eine Unterredung mit Ehg.in Margarethe, übergab ihr Kg. Heinrichs Briefe und erläuterte ihr seine Meinung bzgl. des Geldes für die 2000 Deutschen gegen die Geldrischen auf Obligationsbasis. Ehg.in Margarethe äußerte sich zustimmend. Bezüglich des Vertragsartikels über die 100 000 Dukaten, die dem Ks. für den Krieg gegen Frankreich gegeben werden sollten, antwortete sie, der Papst und der Kg. von Aragón hätten nicht nur jeweils 100 000 Dukaten zugesagt, sondern einen Großteil davon bereits bezahlt.
Nr. 838 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Turnhout, 27. Juni 1512
Druck: Le Glay, Correspondance 2, Nr. 395 (frz.).
Der engl. Gesandte, den er erwartet, soll sich beeilen, da er nur seinetwegen seinen hiesigen Aufenhalt verlängert.
Nr. 839 John Young, Thomas Boleyn und Robert Wingfield an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 29. Juni 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 36a-37a, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1258 (engl.).
Schrieben zuletzt am 27. Juni (Nr. 838). Gestern gab Ehg.in Margarethe Weisung, Boleyn solle sich zum Ks. begeben. Erwarten aus England das Eintreffen der Vertragsartikel und der Verschreibung über die 32 000 fl. für den Geldernkrieg. Halten es für empfehlenswert, das Geld in Kronen nach Calais zu senden und es nicht umzuwechseln, wie Kg. Heinrich in seinem (nicht vorliegenden) Schreiben vom 23. Juni vorgeschlagen hat. Raten zudem, das Geld in einer Summe zu schicken.
Nr. 840 Instruktion des venezianischen Dogen Leonardo Loredan für Francesco Cappello zu einer Werbung bei Kg. Heinrich VIII. von England und Ks. Maximilian
Venedig, 3. Juli 1512
Regest: Brown, Calendar, Nr. 179 (engl.).
Soll sich als Nachfolger des heimgekehrten Andrea Badoer vorstellen, Kg. Heinrich die Treue und Freundschaft Venedigs zusichern und ihm Anerkennung dafür aussprechen, daß er sich der Liga angeschlossen hat. Durch sie ist nicht nur die Befreiung Italiens, sondern der ganzen Christenheit möglich geworden. Cappello hat Abschriften der Liga zwischen dem Papst, Spanien, England und Venedig, des Waffenstillstands zwischen dem Ks. und Venedig (Nr. 816) sowie von dessen Ratifikation (Nr. 827) mitbekommen. Die Gründe für Venedigs Aussöhnung mit dem Ks. müssen hier nicht wiederholt werden, da Cappello mit ihnen vertraut ist.
Falls Cappello auf seinem Weg zufällig den Ks. trifft und eine Audienz bei ihm bekommt, so soll er seine Kredenzbriefe vorzeigen und darauf verweisen, wie schnell Venedig den Waffenstillstand angenommen hat, schon kurz nachdem er angeboten worden ist. Er soll die Hoffnung ausdrücken auf einen guten Neuanfang und die Wiederbelebung der Zuneigung und des Respekts, die Venedig stets gegenüber Ks. Maximilian und dem Haus Österreich gehegt hat. Der Ks. kann die Bereitschaft, ihn zufriedenzustellen, daran ablesen, daß Venedig (zu den dem Ks. im Waffenstillstand zugesagten 40 000 Dukaten) 10 000 Dukaten hinzufügen und die Gefangenen herausgeben wird, obwohl deren Lösegeld eine beachtliche Summe einbrächte. Nach diesen Erklärungen soll Cappello sich verabschieden und seinen Weg fortsetzen.1
Nr. 841 Ehg.in Margarethe an Ks. Maximilian
ohne Ort, [ca. 6. Juli 1512]
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1280 (engl.).
Hat heute durch den Postmeister Johann Baptista von Taxis mehrere Schreiben des Ks. sowie die Quittung über die empfangenen 32 000 fl. erhalten.1 Die engl. Gesandten sind damit ebenso zufrieden wie mit der versprochenen Rückzahlung des Geldes binnen zwei Jahren. Sie haben zugesagt, unverzüglich an den kgl. Schatzmeister zu schreiben, damit dieser das Geld herausgibt. Hofft, daß der Postmeister bald zum Ks. zurückkehren und ihm die Summe überbringen wird.
Nr. 842 John Young und Thomas Boleyn an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 10. Juli 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 39a u. b, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1288 (engl.).
Haben den Auftrag des Ks. noch immer nicht erlangen können. Sind deswegen in den 18 Tagen seit seiner Abreise ständig bei Ehg.in Margarethe vorstellig geworden, doch hat sie nichts erreichen können. Sie hat empfohlen, Robert Wingfield zum Ks. zu schicken, der sich dort aber schon entsprechend bemüht.
Nr. 843 John Young und Thomas Boleyn an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 11. Juli 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 39b-40a, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1289 (engl.).
Übersenden ein (nicht vorliegendes) Schreiben Robert Wingfields, das sie in Anbetracht der Versprechungen, die man ihnen gemacht hat, nicht wenig beschämt. Bitten Kg. Heinrich, ihnen seine Entscheidung in dieser Angelegenheit mitzuteilen. Setzen keine Hoffnung in die Zusagen Ehg.in Margarethes angesichts der Unbeständigkeit des Ks., der nach Köln zieht, und seines Eilens von einem Ort zum anderen. In den vergangenen 18 Tagen wurden sie vom Rat und anderen adeligen Personen nicht so gut behandelt wie zuvor. (Corneille de) Berghes und der Gouverneur von Bresse meiden sie, und die fortgesetzten Verzögerungen lassen vermuten, daß die Angelegenheiten Kg. Heinrichs nicht zu jenem guten Ende gebracht werden können, das man ihnen anfänglich versprochen hat.
Nr. 844 John Young, Thomas Boleyn und Robert Wingfield an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 15. Juli 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 40a-41a, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1293 (engl.).
Nach Absendung ihres letzten Schreibens vom 11. Juli (Nr. 843) kam Wingfield nach Brüssel und bat um eine Unterredung mit Ehg.in Margarethe, die am 13. Juli stattfand. Am Abend schickte die Ehg.in den Gouverneur von Bresse zu ihnen mit der Antwort des Ks. auf ihr Schreiben. Dadurch konnten sie wieder Mut schöpfen.
Nr. 845 John Young, Thomas Boleyn und Robert Wingfield an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 20. Juli 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 41a, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1303 (engl.).
Schrieben zuletzt am 15. Juli (Nr. 844). Seither ist der Auftrag des Ks. noch immer nicht eingetroffen.
Nr. 846 John Young, Thomas Boleyn und Robert Wingfield an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 22. Juli 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 41a u. b, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1306 (engl.).
Am Tag ihres letzten Schreibens vom 20. Juli (Nr. 845) erhielten sie Kg. Heinrichs (nicht vorliegenden) Brief aus Greenwich vom 17. Juli, dessen Inhalt Thomas Boleyn bei einer Unterredung mit Ehg.in Margarethe darlegte. Sie brachte ihr Bedauern über die lange Verzögerung (des Bündnisabschlusses mit Kg. Heinrich) zum Ausdruck und begründete sie damit, daß der Ks. zum einen noch nicht bereit sei und zum anderen die Reichsfürsten konsultieren wolle. Da er sich gegenwärtig in Köln aufhält, empfiehlt die Ehg.in, Spinelly zu ihm zu schicken, um die Dinge zu beschleunigen, möchte aber mit der Entsendung noch drei bis vier Tage warten.
Nr. 847 Thomas Spinelly (engl. Gesandter) an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 24. Juli 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 41a u. b, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1308 (engl.).
Der Ks. konnte nicht anders handeln, als er das Hgt. Mailand den Franzosen entzog und Vorbereitungen gegen sie zu treffen begann. Der Hg. von Mailand (Massimiliano Sforza) ist noch nicht aufgebrochen, sondern wartet zu seiner besseren Sicherheit darauf, durch den Ks. und die Kff. in Köln abgefertigt zu werden.
Nr. 848 Ks. Maximilian an Hg. Johann III. von Kleve
Köln, 23. Juli 1512
Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt): Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 723, fol. 30.
Kop.: Ebd., fol. 31a.
Ein Gesandter des Kg. von Frankreich namens Franciscus Medulla wird zu ihm (dem Ks.) kommen. Ersucht darum, 6 oder 8 Berittene nach Aachen zu schicken mit dem Auftrag, den Gesandten von dort nach Zons am Rhein zu geleiten und ihn bis auf weiteren Bescheid dort zu lassen.
Nr. 849 Francesco Cappello (Gesandter Venedigs zum Ks.) an seine Söhne
Ulm, 24. Juli 1512
Inhaltsangabe: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 14, Sp. 578-580 (ital.).
Beschreibt seine Reise bis Ulm und seinen dortigen Empfang. Ihm wurde u. a. empfohlen, sich mit Geleitbriefen Ks. Maximilians, des Bf. von Speyer und Kf. Ludwigs von der Pfalz zu versehen. Wird am nächsten Morgen den entsprechenden Boten zum Ks. abfertigen. Dieser wird in Köln erwartet.
Nr. 850 John Young, Thomas Boleyn und Robert Wingfield an Kg. Heinrich VIII. von England
Brüssel, 3. August 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 42a-43b, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1322 (engl.).
Berichteten zuletzt am 24. Juli1 und schreiben auch jetzt nur, um nicht nachlässig zu erscheinen. Können den Auftrag vom Ks. nicht erlangen, hoffen aber, daß sich die Dinge noch zum Guten wenden werden, da sich der Ks. in Italien und besonders in Mailand so weit gegen den Kg. von Frankreich eingelassen hat, daß er sich nicht einfach ehrenvoll zurückziehen kann. Gestern schickte Ehg.in Margarethe ihren Sekretär mit den beigefügten (nicht vorliegenden) Nachrichten über die Entsendung des Hg. von Mailand (Massimiliano Sforza) nach Italien.
Nr. 851 Lorenzo Pasqualio (Orator Venedigs in England) an seine Brüder Alvise und Francesco
London, 4. August 1512
Inhaltsangabe: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 14, Sp. 596f. (ital.).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1321 (engl.).
(...) Nachdem der Ks. Massimiliano Sforza mit einem großen Gefolge nach Italien abgefertigt hatte, wollte er nach Antwerpen reisen, doch wurde sein vorausgeschickter Kämmerer von Leuten aus Geldern gefangengenommen. Deshalb nahm der Ks. einen anderen Weg und entging dadurch der Gefahr. Zornig schwor er, das Land nicht vor der Vernichtung des Hg. von Geldern zu verlassen. Der Kg. von England hat dem Ks. 10 000 Pfund Sterling übersandt, mit denen dieser Knechte gegen Geldern anwirbt.
Nr. 852 Francesco Cappello (Gesandter Venedigs zum Ks.) an Venedig
Ulm, 9. August 1512
Inhaltsangabe: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 14, Sp. 588f. (ital.).
Massimiliano Sforza traf heute in Ulm ein und wurde (in näher beschriebener Weise) empfangen. Ks. Maximilian hat das Innsbrucker Regiment und die Regierung in Verona beauftragt, dem Hg. jegliche Hilfe zuteil werden zu lassen, damit dieser möglichst leicht seine Herrschaft (in Mailand) antreten kann. Am ksl. Hof sollen sich die drei geistlichen Kff. und die Gesandten der weltlichen Kff. aufhalten. Nach Ende des Reichstags wird der Ks. in die Niederlande zurückkehren. Den frz. Gesandten (Franciscus Medulla) hat er abgefertigt. Die engl. Gesandten sind bei Ehg.in Margarethe geblieben, die beste Dienste gegen Frankreich geleistet und den Ks. für England und die Liga eingenommen hat.
Nr. 853 Francesco Cappello an Venedig
Ulm, 20. August 1512
Inhaltsangabe: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 14, Sp. 632 (ital.).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1352 (engl.).
Ein ksl. Bote traf ein mit Mitteilungen Ks. Maximilians. Dieser erhebt Vorwürfe gegen Venedig und befahl ihm (Cappello), sich nach Bayern, und zwar nach Landshut oder München, zu begeben. Der Ks. wirft Venedig vor, es schicke trotz des Waffenstillstands Adelige aus, die ihn vergiften sollten, und beauftrage in Deutschland Mordbrennerbanden mit der Zerstörung des Landes und der ksl. Artillerie. Ferner sei er (Cappello) nach Memmingen, Kempten und Ulm gegangen und habe dort öffentlich versucht, die Leute vom Ks. abzuziehen und zu Freunden Venedigs zu machen. Außerdem wollten der Papst, Venedig und die Eidgenossen das Hgt. Mailand aufteilen, obwohl es doch geeint und wiederhergestellt werden müsse.
Nr. 854 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Köln, 20. August 1512
Druck: Le Glay, Correspondance 2, Nr. 22 (frz.).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1351 (engl.).
Hat dem Gesandten von Navarra geantwortet, daß er den durch Kg. (Johann) und Kg.in (Katharina) von Navarra erlittenen Verlust bedauere. Gegenwärtig sehe er sich zwar nicht in der Lage, hierzu einen Rat zu geben, sei aber, wenn er könne, bereit, ihnen zu helfen.1
Nr. 855 Ksl. Vollmacht für Ehg.in Margarethe
Köln, 22. August 1512
Wien, HHStA, Habsburg-Lothringische Familienurkunden Nr. 958, Orig. Perg. m. S. und eigenhändiger Unterschrift (frz.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).
Ks. Maximilian bevollmächtigt Ehg.in Margarethe zum Abschluß eines Bündnisses mit Kg. Heinrich VIII. von England.
Nr. 856 Werbung des venezianischen Gesandten Francesco Cappello bei Hg. Wilhelm IV. von Bayern
[1.] Hoffen Venedigs auf Wiederherstellung der guten Beziehungen zum Haus Österreich infolge des Waffenstillstands mit dem Ks.; [2.] Weisung an Cappello zur Weiterreise nach England, Bitte um ksl. Geleit für die Heimreise Andrea Badoers; [3.] Auftrag zur Danksagung an Kg. Heinrich VIII. von England als Initiator des Bündnisses gegen Frankreich, Bitte um dessen Mithilfe beim Zustandekommen eines dauerhaften Friedens zwischen dem Ks. und Venedig; [4.] Datum der Abfassung dieser Weisungen für Cappello; [5.] Dessen Bedauern, nicht zum Ks. vorgelassen worden zu sein.
Landshut, 26. August 1512
Kop.: München, HStA, KÄA 4578, fol. 9a-10a (Überschrift: Was aus bevelh röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., vor dem durchleichtigen, hochgebornen F., meinem gn. H. Hg. Wilhalm in Bayren etc., der Venediger potschaft Franciscus Cappello angebracht und gehandelt; dt. Übersetzung Dr. Konrad Peutingers, durch Hg. Wilhelm mit Schreiben vom 27. August (Nr. 857 Anm. 2) an Ks. Maximilian übersandt).
Konz.: Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Dr. Konrad Peutinger Fasz. 1490-1569, fol. 243a-244b (mit einigen stilistischen Abweichungen von der Vorlage und zahlreichen Korrekturen; Vermerk am Ende des Stückes: Verteutschung Cappello werbung auf 26. tag Augusti zu Landshut Ao. etc. 12).
[1.] Also erstlich sein credenzbrieve, an ksl. Mt. lautende [liegt nicht vor], ubergeben und darauf [in] seiner welschen sprach dergeleichen meinung geredt hat, wie das der durchleichtig rate zu Venedig ym hette bevelh geben, sich zu befleissigen, bey ksl. Mt. verhör zu erlangen. Und nach vermogen seins gemelten credenzbrieve solte er seiner Mt. schuldige erwirdigung beweisen und umb irer person gesuntheit und wolfar[t] willen gluck wunschen, der sich die Hh. von Venedig aigen zu sein achten, desgleichen aller irer macht und glori als ainem erleuchten und unuberwindlichen F. bevelhen taten. Er auch als ain gesandte potschaft von wegen seiner Hft. die warheit irer undertanigkeit und observanz gegen ksl. Mt. mit aller gepurender masse und form der wort erzelen und ferrer zu erkennen geben solt, wie zu stund an, als der anstand1 zu hand genomen und gemacht worden were, sich seiner Mt. mit bereiten gemueten und erfreuten herzen underworfen hetten, verhoffende in unsern Herrn, den miltesten Got, es solten durch disen guten anfang die gut liebe, wolwollen und behaltliche erkantnus, mit den die Venediger sein Mt. und alle ir vorfaren, in sonder saliger gedachtnus weilent irer Mt. allerdurchleichtigisten vater [Ks. Friedrich III.], auch das ganz haus Osterreich hetten vervolgt, wider verneuet und ergenzt werden, das die und alle ir nachkomen des gemuets und der meinung gegen dem rat zu Venedig sein mochten, alwegen und ganz geaint bey ynen zu leben, die auch sich von vorgemelter Mt. und derselben observanz in ewig zeit nit mer sondern wolten und solch ir gut gemuet also mit der tat zu erzaigen willig, auch bereit weren, irer Mt. zu wilfaren in allen sachen, ynen vermogenlichen. Und also unangesehen des beschluss egerurts anstands, irer Mt. wol bewußt, sy den willen gehabt und ain zusatz getan mit 10 000 ducaten, auch die gefangen aus iren handen gelassen, von den sy ain merklich summa gelts hetten gehaben mogen. Zudem auch, wiewol das die Venediger grosten und ubertraffenlichisten costen getragen, so weren sy doch benuegt als die gevolgischten sune, nach allem irer Mt. willen und anordnen zu sein.
[2.] Und so er, die potschaft, mit dergleichen worten sein anbringen und bevelhen getan hette, solt er sein abschid und furter den zug auf Engeland nemen, auch frau Margareta und andern Ff. und Hh. von teutscher nacion erkleren die erwirdigung und observanz, die die Hft. zu Venedig [zu] irer Mt. trueg, und ferrer von seiner Mt. bitten solt, H. Andreen Badoere2 ain gleit zu geben, das der von Engeland durch das Reich und seiner Mt. lande wider gen Venedig sicher komen mocht.
[3.] Die bevelhe und commission der Hft. zu Venedig fur Engeland sy, demselben durchleichtigisten Kg. [Heinrich VIII.] zu bevelhen und auch die ander venedisch potschaft durch yne daselbs abzuwechslen und er bey ir Mt. beleiben und handlen solt all und ieglich sachen und furnemblichen, was zu behaltung der hlst. und erleuchtesten pundnus dienet, auch dieselb sein Hft. entschuldigen, das sy nit, als die solt, ain potschaft geschickt hette, desgleichen sein selbs person halben, und das die hievor von ksl. Mt. nit hette mogen gleit haben. Dieselb Hft. wolt auch, das ir potschaft demselben Kg. uber maß loben solt, umb das er den eingang der gemelten pundnus gemacht und dem anfang wider die Franzosen ursach geben hette, verhoffende, das solch sache alle das erwunscht und pest ende erlangen. Er solt auch demselben Kg. ansagen, handlung furzunemen, damit ksl. Mt. mit den Venedigern wider geaint werden und sein Mt. bitten, das die solch egerurter Hft. begirde iren gunst geben. Dergleichen soll er auch die durchleichtigest Kg.in [Katharina von Aragón] und ander Hh. von Engeland haymsuchen und am letzsten entschuldigung tun, das die venedischen gallien [= Galeonen] des kriegs halben nit auf Engeland gefaren sein, mitsambt andern sein gemainen sachen etc.
[4.] Obgemelter bevelhe ist gemacht und geben worden auf tritten tag des monats Junii nachstverschinen.
[5.] Diser potschaft, ksl. Mt. getreuem diener, ir herze wee tut, das die zu ksl. Mt. erleuchtem angesicht nit zugelassen werden soll, sich doch irer Mt. mit aller erwirdigung bevelhen tut.
Nr. 857 Dr. Konrad Peutinger (Augsburger Stadtschreiber) an Ks. Maximilian
Augsburg, 1. September 1512
Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Dr. Konrad Peutinger Fasz. 1490-1569, fol. 246a-251b, Konz.
Druck: König, Peutingers Briefwechsel, Nr. 100.
Teildruck bzw. Regest: Buff, Rechnungsauszüge, Nr. 8593.
Hat durch den ksl. Truchseß Hans Jakob von Landau den (nicht vorliegenden) ksl. Befehl aus Köln vom 7. August erhalten, zu dem durch Landau und den ksl. Herold Tirol benannten Termin bei Hg. Wilhelm von Bayern an der Anhörung des venezianischen Gesandten Francesco Cappello teilzunehmen und dessen Anbringen dem Ks. auf dem Postweg mitzuteilen. Ist demgemäß am 25. August nach Landshut gekommen, wo sich auch Hans Jakob von Landau, der Herold und besagter Gesandter einfanden.
Am 25. August begab er sich zusammen mit Hans Jakob von Landau gemäß ihrer (nicht vorliegenden) ksl. Instruktion zu Hg. Wilhelm und setzte sich mit diesem ins Benehmen. Anschließend trug Cappello in Gegenwart eines weiteren Venezianers, der seiner Erinnerung nach Laurentius Loredan hieß und sich in Kaufmannsangelegenheiten auf dem Weg nach England befindet, sowie dessen vierzehnjährigem Sohn seine Werbung vor.
Nach Übergabe eines Kredenzbriefes der Hft. Venedig an Hg. Wilhelm1 sprach Cappello zunächst auf Italienisch über die engen, freundschaftlichen Beziehungen der Hgg. von Bayern, vor allem Hg. Albrechts (IV.), zu Venedig. Er legte dar, da Hg. Wilhelm mit dem Ks. blutsverwandt sei, sei Venedig in besonderem Maße geneigt, ihm zu willfahren, bitende, dweil Got der almechtig ainen anstand zwischen euer Mt. und inen zugeben hette, das sein ftl. Gn. auch fleis furkeren solt, damit zwischen euer ksl. Gn. und inen ewiger fride gemacht und der zug gmainer cristenhait wider die Machemetischen [= Moslems] furgenomen wirde.
Nach einer Besprechung mit Hg. Wilhelm und Hans Jakob von Landau gab er (Peutinger) als Dolmetscher dem Gesandten folgende Antwort auf Latein: Hg. Wilhelm hat das Angebot Venedigs gerne gehört, und so bei euer ksl. Mt. ir sache[n] zu besserung kemen, were sein ftl. Gn. bereit, inen auch alle fruntschaft und guten willen zu beweisen, wa auch euer ksl. Mt. gegen inen also zu friden geneigt. Cappello soll seine Werbung vortragen, damit sie dem Ks. überbracht werden kann. Daraufhin zeigte Cappello seinen an den Ks. gerichteten (nicht vorliegenden) Kredenzbrief vor und hielt anschließend eine lange und derart demütige Rede, wie er (Peutinger) sie nie zuvor von einer venezianischen Gesandtschaft gehört hat. Auf Hg. Wilhelms Ersuchen, die Werbung schriftlich zu übergeben, erklärte Cappello zunächst, dies sei in Venedig nicht üblich, doch schließlich tat er es dem Ks. zu Ehren doch. Er (Peutinger) erstellte rasch eine deutsche Übersetzung, die diesem Brief beiliegt (Nr. 856). Cappello erklärte zudem, daß venezianische Gesandtschaften wichtige Werbungen nie öffentlich oder in Gegenwart anderer Personen vortragen, sondern nur dem Kg. oder Herrn, an den sie gerichtet sind. Aber so euer Mt. solchs also halten, wolt er gehorsam erscheinen, mit ferrer anzaigung, wa er allein bei euer Mt. gewesen und fur die zugelassen worden were, euer ksl. Gn. vil eer und nutze geschaft haben wirde.
Es kam auch die Rede auf die Vorwürfe des Ks. gegen Venedig. Dafür, daß Venedig angeblich Mordbrennerbanden nach Deutschland geschickt und Adelige zum Giftmord am Ks. angestiftet habe, entschuldigte sich Cappello. Von Absprachen Venedigs mit dem Papst (über eine Teilung des Hgt. Mailand) habe er nichts gewußt; möglicherweise hätten sie in seiner Abwesenheit stattgefunden. Für seine Versuche, die Städte Kempten, Memmingen und Ulm dem Ks. abspenstig zu machen und sie auf die Seite Venedigs zu ziehen, entschuldigte sich Cappello ebenfalls. Sie seien Teil der Bemühungen gewesen, einen ewigen Frieden zwischen dem Ks. und Venedig herbeizuführen. Falls der Ks. darüber verärgert sei, daß Venedig (im Jahr 1510) zur Erlangung der Absolution vom Kirchenbann sechs Gesandte zum Papst geschickt habe, zu ihm aber nur einen einzigen, so wolle er sich bemühen, daß noch weitere geschickt würden.
Seine (Peutingers) Meinung zu all dem ist die: Wenn die Venezianer in iren gemueten und herzen dermaßen stunden und bestendig beliben, wie die wort lauten, so hetten euer Mt. dest bas zu handeln. Wolle der Ks. Genaueres über Venedigs Einstellung erfahren, möge er eine einzelne Person dorthin schicken, die sich umhören und darüber Bericht erstatten solle. Er (Peutinger) wies Cappello auch darauf hin, daß die Vorfahren der Venezianer immer zu den röm. Kss. und Kgg. sowie zum Haus Österreich gehalten hätten, damit stets gut gefahren seien und niemals einen größeren Rückschlag erlitten hätten als durch ihre Feindschaft gegenüber Ks. Maximilian. Dies bewegte Cappello derart, daß er weinte. Am 27. August reiste er ab. Damit ihm wegen der Acht, die die Hh. von der Leiter gegen den Dogen von Venedig erlangt haben, nichts zustößt, verstärkte Hg. Wilhelm Cappellos Geleit um einige Berittene und ließ ihn über Salzburg nach Lienz geleiten.2
Nr. 858 Ksl. Vollmacht für Bf. Matthäus von Gurk (ksl. Rat)
Köln, 1. September 1512
Druck: DuMont, Corps universel diplomatique, S. 149f. (lat.); Goldast, Collectio constitutionum imperialium 3, S. 484f.; Lünig, Codex Germaniae Diplomaticus, Sp. 551f.; Lünig, Reichs-Archiv 15, S. 767f.
Ks. Maximilian ernennt seinen Rat und Generalstatthalter in Italien, Matthäus Lang, Bf. von Gurk, zu seinem Sonderbotschafter.1 Dieser soll auf dem Laterankonzil, das Papst Julius II. mit Zustimmung der Kardinäle rechtmäßig einberufen hat,2 auftreten, die ksl. Anerkennung der Kirchenversammlung aussprechen und alle ksl. Mandate zugunsten des von einigen Kardinälen nach Pisa einberufenen Konzils zurücknehmen.3 Dieses soll null und nichtig sein. Gibt Lang Vollmacht, im ksl. Namen zu handeln, und verspricht, alles einzuhalten, was dieser vereinbart.
Nr. 859 Ks. Maximilian an Bf. Matthäus von Gurk
Köln, 11. September 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Sept., fol. 34a-36b, Konz.
Hat Langs (nicht vorliegendes) Schreiben vom 30. August aus Innsbruck mit den darin erwähnten lateinischen Briefen erhalten und diese beantwortet.
Erwidert auf Langs Mitteilung, der F. von Mailand (Massimiliano Sforza) habe in Innsbruck keine gute Herberge erhalten und wenig Ehrerbietung erfahren.1 Er hätte erwartet, daß das dortige Regiment sich besser darum kümmere, lasse die Sache aber auf sich beruhen und empfehle, daß statt dessen Lang sich umso eifriger des mailändischen F. annehmen möge.
Was die Mitteilung Langs, daß alles Geld aufgebraucht sei und er nicht wisse, wie er das Kriegsvolk in Verona bezahlen solle, betrifft, so sind zweifellos dessen fleißige Bemühungen zu loben. Ist auch gewillt, ihm Geld vom ksl. Hof aus zu schicken, hat aber momentan selbst große Ausgaben und wenig Einnahmen, wie Lang auch von Serntein erfahren wird. Hat deshalb Jakob Villinger nach Augsburg zu den Fuggern, Höchstettern und anderen Kaufleuten beordert, um von ihnen eine stattliche Summe zu leihen und Lang nach Möglichkeit einen Teil davon zu schicken. Ist auch anderweitig bemüht, Geld aufzubringen und sonderlichen, wo wir mit dem Kg. von Engelland in den sachen, als du waist, sliessen und davon uns ain tapfre suma gelts volgen sol, dir von demselben gelt auch mit 10 000 cronen zu verhelfen. Im übrigen soll Lang selbst versuchen, Geld für den Unterhalt der Truppen in Verona zu beschaffen.
Nr. 860 Francesco Cappello (venezianischer Gesandter) an Venedig
Venzone in Friaul, 11. September 1512
Inhaltsangabe: Fulin, I diarii di Marino Sanuto 15, Sp. 65 (ital.).
Befindet sich auf der Heimreise. Während seines (näher beschriebenen) Aufenthalts in Bayern forderte ihn ein von fünf Reitern begleiteter Herold zur Heimkehr auf, da der Ks. gegen seine Weiterreise ist, solange es kein Abkommen zwischen ihm und Venedig gibt.
Nr. 861 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Köln, 13. September 1512
Druck: Le Glay, Correspondance 2, Nr. 409 (frz.).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1383 (engl.).
Hat ihren (nicht vorliegenden) eigenhändigen Brief einschließlich der Aufzeichnung über die Verhandlungen mit den Gesandten des Kg. von England erhalten. Ist mit allem einverstanden und hat nur wenige Kleinigkeiten hinzuzufügen. Sobald Ehg.in Margarethe die Verträge mit dem Kg. von England abgeschlossen hat, wird er sie ratifizieren. Falls der Kg. mit den ihm unterbreiteten Vorschlägen nicht einverstanden ist, möge die Ehg.in dies wissen lassen.
Ist geneigt, den Eidgenossen im Krieg gegen den Kg. von Frankreich zu helfen und selbst Truppen nach Frankreich zu schicken, allerdings nicht unter seinem Namen, sondern unter dem eines ihm untergegebenen F. Da er jedoch ohne Geld nichts unternehmen kann, soll Ehg.in Margarethe die bei ihr befindlichen engl. Gesandten ersuchen, 50 000 Golddukaten zum Unterhalt von 1500 Berittenen und der Artillerie zur Verfügung zu stellen. Sie soll die Verhandlungen mit dem Kg. von England beschleunigen, damit er (der Ks.) noch in diesem Jahr den Feldzug gegen Frankreich unternehmen kann. Wenn der engl. Kg. persönlich mit ihm zusammenkommen will, ist er gerne bereit, sich mit ihm in St. Omer oder an einem anderen zu vereinbarenden Ort zu treffen, um das Bündnis feierlich zu beschließen und sich dann gemeinsam zu Feinden des Kg. von Frankreich zu erklären.
Was Geldern betrifft, so haben ihm die Reichsfürsten, wie kürzlich schon mitgeteilt, eine Hilfe bewilligt. Hat daher Hg. Heinrich (d. Ä.) von Braunschweig-Wolfenbüttel beauftragt, mit den Hilfsgeldern eine Armee auszurüsten und gegen Geldern zu ziehen. Er selbst wird Ehg.in Margarethe nie im Stich lassen. Sie kann sicher sein, daß er persönlich sowohl nach Geldern als auch nach St. Omer kommen wird. Sie soll ihre ganze Mühe darauf verwenden, die oben genannte Geldsumme aufzubringen, damit die 3500 Fußknechte und 1000 Berittenen besoldet werden können. Es wäre eine große Schande, wenn der Hg. von Braunschweig mit seinen Truppen in die Niederlande käme, um Krieg gegen Geldern zu führen, aber der Sold nicht ausbezahlt werden könnte.
Nr. 862 John Young, Thomas Boleyn und Robert Wingfield (engl. Gesandte) an Kg. Heinrich VIII. von England
Antwerpen, 17. September 1512
London, British Library, Cotton MS Galba B. III, fol. 51b-52a, Kop. (engl.; defekt).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 1389 (engl.).
Haben am 16. September erfahren, daß Ehg.in Margarethe Briefe des Ks. erhalten hat, denen zufolge dieser vollkommen auf den Abschluß des geplanten Bündnisses eingestellt ist, und zwar je früher desto besser.
Nr. 863 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Köln, 29. September 1512
Druck: Le Glay, Correspondance 2, Nr. 413 (frz.; p.r.p.s.; Gegenzeichnung: Renner).
Will die Stände der Niederlande am 18. Oktober in Mecheln versammeln, um über die Kriegshilfe für die Unterwerfung Gelderns zu beraten, nachdem die Franzosen Karl von Egmont derzeit nicht unterstützen können. Hat auch eine gute Reichshilfe zu erwarten, so daß er diese Sache jetzt besser denn je zu seinem, seiner Kinder und seiner Länder Vorteil durchführen kann.