Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Storchs und Hans’ von Landau erfolgreiches Wirken gegen einen weiterreichenden neuen Vertrag zwischen Frankreich und den Eidgenossen, Abreise der frz. Gesandten; [2.] Empfehlung, ein für Ks. und Reich sehr nachteiliges Zusammengehen der Eidgenossen mit Frankreich zu verhindern; [3.] Stand der Siegelung der Einung des Ks. mit den Eidgenossen; [4.] Vorteil einer vorzeitigen Zahlung der mit den Eidgenossen vereinbarten Summe durch den Ks.

Zürich, 29. März 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 März, fol. 71-72, Orig. Pap.

[1.] Hat am 26. März ihre beiden an Hans von Landau und ihn selbst gerichteten (nicht vorliegenden) Briefe erhalten und deren Inhalt, soweit ihm notwendig und gut erschien, auch Fh. Ulrich von Hohensax mitgeteilt, auch daneben ad partem mit etlichen gehaymen und vertrauten personen unser party, darfur der von Landau und ich sy bisher gehalten, davon vertreulich und in grosser gehaym geret und gehandelt und so viel practicirt, das dismals mit den Franzosen kayn entlicher beschluß oder bericht gemacht, sonder in antwort begegnet, wie aus beyligendem artikel, der aus dem abschied dieses gehaltn tags geschriben [liegt nicht vor], zu vernemen ist. Ich bin auch glaublich bericht, das die franzosisch botschaft itzo abermals, wie zu vorgehalten tagen, den Aydgenossen fur alle ire anspruch 50 000 franken zu geben, sich angeboten, doch das die veraynung, wie ir H. die vormals mit ine gehabt, erneuert und wider aufgericht, auch etliche capitel, Meylant und anders antreffend, gebessert und erleutert und ire knecht, so die in seynem sold sein wurden, on seynen willen nit abgefordert werden solten, wiewol ir Kg. vermaynt, das sy ir erbiten der angezaigten summa ubersetzt und er des etwas beschwerung hett. Obwohl es unter den eidgenössischen Abgesandten heftige, kontroverse und eigennützige Diskussionen gab, einigten sie sich schließlich doch und gaben den frz. Räten am 28. März (gestern sontag) besagte Antwort. Die sich des und auch sunderlich des gelayts, das sy zum nehsten tag begert und nit haben erlangen mogen, merklich entsetzt und heut fruw nit mit grosser pomp und jubilirung mit allem irem volk und droß von hynnen geschieden sein, aber doch der teutschen Franzosen, irer party in den Aydgenossen, vil hinder ine gelassen han, die nichtdestmynder von iren wegen practicirn.

Darumb ist mein getreuer, eynfaltiger rat, auch undertaynig, vleissig bitt, das ir dise grosse, schwere leuft, hendel und pratiken, dergleichen meyner achtung in vil jaren nye vor augen gewest, daraus nit alleyn ksl. Mt., so sich ire Mt. mit statlicher, ernstlicher dapferkait dareinschickt, sonder auch irer Mt. enikeln, landen und leuten merklich ere, lob, wolfart, nutz und ruhe, auch dagegen, wo solichs veracht, verseumbt oder verwarloset, unuberwyntlich schad, nachteil und verderben erwachsen wurde, zu herzen fassen, mit hochstem, ernsten vleis bedrachten und bewegen, auch rat, hilf, furderung und anschickung geben wollent, darmit der Franzosen furnemen, bericht und vertrag mit den Aydgenossen kaynen furgang erfolg, dann wo solichs, das der Almechtig verhüten woll, bescheen und er die Aydgenossen zu seinem willen und in sein hilf erlangen solt, were zu besorgen, das er nit alleyn ganz Ytalien, sonder andere Ftt., Hftt. und großmechtige comunen under sein gewaltsam bringen, auch furter seins gefallens die nehesten anstosser mit so ubermessigem, teglichem bedrug und uberlast notigen, das sy sich in sein dinstparkeit ergeben müßen. Bittet um ihre Weisungen, was er und der Fh. von Hohensax in dieser Angelegenheit weiter tun sollen.

[3.] Da die Exemplare der Einung (mit Ks. Maximilian)1 von den Eidgenossen mit Ausnahme Basels, Freiburgs, Solothurns und Schaffhausens vor der jüngsten Tagsatzung gesiegelt wurden, plante er (Storch), zu diesen vier Orten zu reiten, unterließ dies aber wegen der bevorstehenden Tagsatzung und aufgrund der frz. Praktiken. Statt dessen erhielt er von den Abgesandten der vier Orte auf der Züricher Tagsatzung Unterstützungsschreiben zugunsten einer raschen Mitsiegelung der Einung (durch die übrigen eidgenössischen Orte). Ist zuversichtlich, daß diese erfolgt.

[4.] Hat von etlichen Mitgliedern der ksl. Partei erfahren, daß, wenn die im Einungsvertrag für den 3. Mai 1512 (des hl. creutzs tag inventionis schierst) vorgesehene Zahlung von 27 000 fl. durch den Ks. schon auf der nächsten Tagsatzung (am 15. April) erfolgen würde, dies bei allen eidgenössischen Orten aynen grossen willen, glauben, vertrauen und ansehen geberen und ksl. Mt. in andere wege zu vil gutem erspriessen mocht. Empfiehlt, sich dafür einzusetzen und die wenigen Tage bis zum Zahlungstermin zu vernachlässigen.

Anmerkungen

1
 Vom 7. Februar 1511. Druck: Segesser, Abschiede, Beilage Nr. 19, S. 1343-1347.