Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Vormittag: Zustimmung Kg. Rudolfs II. von Böhmen zur Wahlkapitulation. Verlesung von drei am Vortag übergebenen ksl. Propositionen. Bewilligung des RT und der Gesandtschaft nach Polen. Nachmittag: Beratung der kfl. Räte über die dritte ksl. Proposition betreffend Florenz, Genua und die Niederlande; Zustimmung zur Vorgehensweise des Ks. Verlesung der Supplikation der wendischen Städte an die Kff.

/172/ (Vormittag, zwischen 7 und 8 Uhr) [Rathaus]. Kff. und Pfgf. Ludwig, ab 8 Uhr Kg. Rudolf II. von Böhmen. Hatt ein jeder seine stelle wie gestern eingenommen und gehaltena.

Böhmen (Dr. Hegenmüller): Ire kgl.W. hetten gestern gehöret, was ir die churfursten durch den meinzischen canzler furhalten lassen. So hetten sie sich auch auß dem concept der capittulation1 ersehen und weil ire kgl.W. befunden, das die churfursten des Heiligen Reichs notturfft gar wol darinne bedacht, auch es den vorigen handlungen gemeß etc., so wu[ßten] ire kgl.W. darinne nichts zuvorbessern. Liessens derhalben dabei bleiben. Unnd was sie auch izo oder kunfftigk dem Heiligen Reich zu nuz und wolfart bedencken und thun köntten, darzu wolten ire kgl.W. sich erbotten haben und willigk erfunden werden etc.

bNach diesem anbringen ist ire kgl.W. stracks aufgestanden, von den Kff. irn abschiedt genommen und widderumb vom rathause gezogen. Die churfursten aber seindt im rat blieben–b

/172'/ Mainzer Kanzler: Nachdeme die ksl.Mt. drey propositiones in schrifften verfasset ubergeben lassen, davon im churfursten rath tractiret werden solle etc., alß die erste den turcken unnd Ungern etc. und anstellung eines Reichs tags etc.2, die ander die schickung in Polen und beforderung irer ksl.Mt. sohns erzherzogk Ernsten zur cron Polen etc.3, die dritte die florentinische, item genueserische und nidderlendische sachen belangende etc.4, welche schrifften man gestern hette abschreiben lassen, so stellet er zu irem gefallen, ob sie izo davon rehden und tractiren wollen.

Verlesungc der Proposition Ks. Maximilians II. zur Türkenabwehr und zur Einberufung eines RT5.

/173/ [Umfrage.] Trier: Hette nicht allein izo angehöret und vernommen, was abgelesen, sondern wuste auch, was gestern die ksl.Mt. selbst personlichen angezeigt und an die churfursten gelanget6, nemblich erzellet die grosse gefahr in Ungern des turcken halben, dahero sich das Reich nichts weniger zubesorgen, und wie in zeiten davor zusein und darzu zuthun, dem Heiligen Reich kunfftige besorgliche gefahr abzuwenden etc. Nu köntte er nach des feindes gelegenheit und umbstende wol erachten, das es leider also gelegen, wie denn auch besorglich, der turcke auß denen vorteilen, so er die zeit hero gesucht und gebraucht, sich weiter etwas zuuntterstehen und ins werck zusezen schwerlich untterlassen wurde. Derwegen achtet er, das dennoch der ksl.Mt. gnedigste anzeige und suchen aller dinge nicht zuvorachten noch hindannzusezen. So weiß er sich auch zuerinnern, was die ksl.Mt. desfalß auch hiebevorn insonderheit an ihn gelanget und auch zum theil albereit zuvor desfalß irer ksl.Mt. des reichstags halben bewilligt worden7. Tregt derwegen also die vorsorge, do es irer Mt. mit bewilligung eines reichstages solte abgeschlagen werden, dz es irer Mt. nicht wenig verdrißlich /173'/ und widderlich sein wurde. Doch wil er es uf einen oder den andern wegk nicht disputiren, sondern es in der andern bedencken gestellet haben, und do sie es dahin erwegen, das es irer Mt. nicht abzuschlagen, so wil er sich auch gern mit inen hirinnen freundlich vergleichen.

Köln: Hatt auch der ksl.Mt. anbringen und suchen vernommen, könne wol gleuben und achten, das es leider die not unnd gefar, wie angezogen, hette und was weiter vor gefahr und unheil zubesorgen. Weil er sich denn auch weiß zuerinnern, das albereit zuvor zum theil gewilligt nicht allein dieser, sondern auch anderer hochangelegenen sachen halben einen reichstagk auszuschreiben, so wil ers gleichsfalß auch nicht disputiren, sondern stellets gleicher gestalt auch in der andern bedencken, wil mit ihnen gern hirinnen einig sein und sich vergleichen etc.

/174/ Pfalz: Hatt mit betrubtem gemute vernommen, das es leider die gefahr und gelegenheit mit dem turcken hatt. Tregt derhalben besonderes mitleiden und wil hoffen, unser herr Gott wirdts mit gnaden wenden und zu allem besten schicken. Und weil er denn vermerckt, dz izo von der ksl.Mt. gesucht, dieser des turcken und anderer sachen halben einen gemeinen reichstagk auszuschreiben, er auch berichtet, das albereit auch zuvor zu Speyer irer Mt. zu außschreibung eines reichstages bewilligung geschehen, so achtet er es dafur, das es nach gestalt und gelegenheit der sachen irer Mt. nicht abzuschlagen. Wil auch nicht hoffen, das es seinem hern vattern pfalzgraff Fridrichen churfursten etc. werde zuwiddern sein, derhalben er erböttigk, wes oder wohin sich desfalß die andern churfursten vergleichen werden, sich davon nicht abzusondern, sondern mit inen freundlich gerne einig zusein etc.

/174'/ Sachsen: Hatt auch gehöret das anbringen unnd wie die sachen, sonderlich des turcken halben, gewandt, vernimpt solchs mit schmerzen etc., hoffet doch, unser herr Gott wirdts mit gnaden wenden etc. Weil er denn verstanden, was die ksl.Mt. etc. gnedigst gesucht, alß der churfursten bewilligung zu außschreibung eines gemeinen Reichs tages, er auch selbst achtet, dz ane gemeiner Reichs stende wenig zu den sachen zuthun, irer Mt. auch hiebevorn bewilligung zu außschreibung eines reichstages geschehen, und er auch izo auß den vorgehenden votis vernommen, das man nachmaln darzu geneigt, so ist er seines theilß desfalß auch wol zufrieden. Wohin man sich vergleichet, wil er gern mit einig sein etc.

Brandenburg: Sein kfl.Gn. hetten gestern neben den andern gehöret, was die ksl.Mt. selbst personlich inen bemelter sachen des turcken halben etc. anbracht, auch in schrifften ubergeben, und ire Mt. vor gut angesehen, einen reichstagk auszuschreiben. Weil es denn die beschwerliche gelegenheit /175/ hatt, und der turckische wascha sich zu irer Mt. nötiget und ferner gefahr zubesorgen, auch andere sachen vorhanden, sonderlich der bedrangten Liefflande halben etc.8, und sein kfl.Gn. vernommen, das die andern churfursten und Pfalz in vorgehenden iren votis zu einem gemeinen reichstage schliessen, so wollen sein kfl.Gn. etc. sich auch hirinne nicht absondern, sondern mit inen gern einig sein und sich freundlich vergleichen etc.

Mainzer Kanzler: Hatt vernommen, was die churfursten auf der ksl.Mt. proposition in sachen den turcken und bewilligung eines Reichs tages belangende sich erkleret. Weil er denn befindet, dz sie dahin schliessen, irer Mt. in deme zuwilfaren, so ist er desfalß mit inen auch einig.

Mainzer Kanzler proponiert: Weil auch ire Mt. etwas die schickung in Polen und beforderung irer Mt. sohnes erzherzogk Ernsten, dz er uf izigen angestelten polnischen waaltage zu einem könige in Polen möchte erwelet werden etc.9, ubergeben, so stellet er in bedencken, ob mans wolle hören ablesen und darauf auch ratschlagen etc.

Beschluss: Verlesung der Proposition Ks. Maximilians II. zur Gesandtschaft nach Polen10 dNach der ablesung haben sich die churfursten darauf personlich mit einander underrehdet und zur schickung in Polen geschlossen etc.–d 

/175'/ Verlesung der Proposition Ks. Maximilians II. zu Florenz, Genua und den Niederlanden11. Ende der Sitzung.

(Nachmittag, 2 Uhr) [Rathaus]. Kfl. Räte.

Mainzer Kanzler proponiert: Was die ksl.Mt. zum dritten proponiren lassen, hetten sie vor mittage hören ablesen. Weil dann die churfursten sie, die rethe, hiehero zur beratschlagung verordnet, so wolte man davon rehden etc., was der ksl.Mt. darauf hinwidder einzubringen sein solte etc.

[Umfrage.] Trier:eHetten der ksl.Mt. anbringen verstanden–e . Was die florentinische inaugurationsache anlangt etc.12, wie wol ire gnedigster herr, der churfurst zu Trier, sich bedencken liesse, dz in deme wercke etwas zu weit geschritten, auch wuste, was zu Speyer anno 70 /176/ darinne bedacht, dz ire Mt. die belehnung und tittell dergestalt nicht einzugehen etc., und der babstf darinne allerlei bericht gethan etc., der herzogk zu Florenz auch noch darauf beruhete, den tittell also zu furen etc. etc.13, so erachtet er doch dafur, das es numehr bei der ksl.Mt. bedencken bleibe etc., alß dz ime der tittell gelassen und gegeben, und er den ordentlich bei irer Mt. und dem Reiche suche und außbringe, „großherzogk zu Florenz etc.“, aber nicht „Hetrurien“ oder „Tuscana“, auch ane cron, scepter und den tittell „Serenissimi“ etc. und dz auch solche erhebung des tittelß der ksl.Mt. und dem Reich, auch der kgl.W. zu Hispania und andern etc. etc. ane nachteil sei etc. etc.

Köln: Cöln weiß auch, wz anno 70 zu Speyer und seidthero berurter florentinischen sachen halben vorgelauffen und von der ksl.Mt. gesucht etc., aber sich erkleret, dz es biß uf personliche zusammenkunfft und beratschlagung der churfursten einzustellen. Nu achtet Cöln, dz wol am besten, dz es bei deme geblieben were, wie es keiser Karl reguliret etc.g,14 Weil es aber uber zuvorsicht also ergangen und er vom babst also erhöhet worden, so stellet ers auch dahin und achtet gleichergestalt, das es bei der ksl.Mt. bedencken billich bleibe etc. /176'/ Die genueserische und nidderlendische unruhen anlangende15, achtet er, dz irer Mt., dz sie sich darinne so weit bemuhet etc., dancksagunge zuthun und zubitten, ferner gnedigsten fleiß anzuwenden, dz frieden gemachet und solche unruhe gestillet werde, damit man auch soviel besser die gelegenheiten widder den turcken anstellen möge etc. Pfalz: Churfurst Pfalz hette der ksl.Mt. vor der zeit in solcher florentinischen sache sein bedencken eröfnet16, und achtet pfalzgraf Ludewig und seine zugeordenten rathe dafur, sein her vater wurde sowol alß sie des mit einig sein, das es bei der ksl.Mt. bedencken bleibe und dem florentiner alleine der tittell „großherzogk“ ane scepter, cron und „Serenissimi“ etc. gegönne[t] und gegeben werde. Halten daneben auch dafur, das solch der ksl.Mt. bedencken alß ein decret ergienge und an alle stende gelanget wurde, ime, dem florentiner, keinen mehrern tittel alß wie gemelt zugeben und zuschreiben. Den andern punct anlangent, weil die ksl.Mt. albereit gen Genua geschickt und liessen zum frieden handeln17, liesse mans dabei beruhen. Und bedencken sonsten, ob nicht gut, /177/ das man ein heupt in Italia ordnete, so die sachen des orts dem Reiche zu gute in acht hette, wie denn zuvor auch gewesen, dz die keiser in Italia auch ire residenz gehabt. Stellet doch diß in der andern bedencken. Sonst, weil wie gemelt die genueserische sache sowol auch die nidderlendische etc. uf bericht stünden, so were solches berichts und relation, was an einem und dem andern orte guts ausgerichtet, zuerwarten. Doch, wie von Cöln angezogen, were irer Mt. izo danck dafur zusagen, das sie uf wege also gedechten, damit die kriege und empörungen zu Genua und in Nidderlanden gestillet und in ruhe gebracht wurden etc., mit bitte, solchs zubeharrenn etc. Dann wenn man in Ungern mit dem turcken bestendigk kriegen wolte, so were vor allen dingen gut, die innerlichen und benachbarten kriege und unruhen zu stillen. One dz wolte es ein vergeblich ding sein etc. Zu deme wurde es auch sonderlich dem Heiligen Reich zu aufnehmen unnd gutem kommen, denn die commertien wurden widderumb geöfnet und soviel mehr befordert, die underthanen widder zum handel, wandel und aufnehmen kommen, auch dz ir viel im Reich also /177'/ dz ire widder zuerlangen, da wol nu eine gut zeit hero in die zwanzigk milion in Franckreich und die Nidderlande geliehen. Wenn die also widder ins Reich kemmen und die leute bezalet wurden, so köntte mans soviel mehr dem Reich und gemeiner christenheit zu gute widder den turcken zugebrauchen mechtigk werden etc.h Doch stellen solchs alles in der andern weiter bedencken etc.

Sachsen: Was den punct die schickunge in Polen anlangete, weil die churfursten sich davon selbst personlich untterrehdet und verglichen, so liessen sie es dabei bleiben. Soviel aber die florentinische sache betreffe, wuste Sachssen auch, was zu Speyer desfalß zum theil vorgelauffen, auch seithero schrifftlich von irer Mt. gesucht worden und er darauf geanwortet etc. Hetten es heuten dahin verstanden, dz die ksl.Mt. vast gleichmessige vorschlege gethan etc. Nu helt ers, gleichergestalt wie Trier, Cöln und Pfalz sich erkleret, dafur, das dabei wie ire Mt. bedacht bleibe /178/ und dz auch derwegen insonderheit an den babst geschrieben, ime allerlei zu gemut gefuret und daneben gesucht werde, solche newerung und ungebur mit dem florentiner widderumb abzuschaffen etc. Im fall, es nu darauf nachmaln nicht erfolgete, dz alßdann ime alleine der tittell „großfurst“ oder „großherzogk zu Florenz“, doch ane scepter, crone und den tittell „Serenissimi“ und „Hetrurie“ oder „Toscana“ etc. gelassen und gegeben, und solchs auch ins Reich mandiret wurde, wie er zu tituliren, zu salutiren und ime zuschreiben etc. Die andern beide punct, Genua und die Nidderlande anlangende, vermerckt er die proposition dahin, das es nur irer Mt. anzeige und bericht were, wie weit sie es in denen sachen bißhero gebracht und befordert. Achtet auch, dz irer Mt. dafur underthenigst danck zu sagen, des verhoffens, wenn von der kgl.W. zu Hispania gute resolution einkeme, ire Mt. wurden ferner an irem muglichen fleiß nichts erwinden lassen, damit solche kriege und unruhen vollents gestillet und friede unnd einigkeit gemachet und angerichtet werde etc. /178'/ Brandenburg: Was den herzogen zu Florenz belangete, befunden kfl.Gn., dz die ksl.Mt. den sachen gar vernunfftigk unnd wol nach gedacht etc. etc. Und lassen sich derwegen nicht weniger gefallen, dz dem herzogen der tittell „grosfurst“ gelassen, doch ane scepter, crone und anders, wie obgemelt etc., und es also bei irer Mt. bedencken bleibe etc. Die andern beiden punct hette man, wie Sachssen, verstanden, dz es allein ein anzeige were, wie weit man kommen etc., dafur irer Mt. danckzusagen und zubitten, wie von den andern weiter bedacht etc. Und weil es auf weiterm bericht stunde, so wolte man deßen gewartten.

Mainzer Kanzleri: Hetten gehöret, was die rethe in der florentinischen sache votiret und geschlossen. Nu helt Meinz auch dafur, weil keiser Karl den alten herzogen zu Florenz18 also erhöhet und ihn zum herzogen gemachet, dz ime, dem izigen herzogen19, nicht geburet, solche fernere tittell und dignitet bei frembden /179/ als bei dem babste, sondern viel mehr bei der ksl.Mt. und dem Reiche zusuchen und auszubringen, derhalben er unrecht und dem Reich zur verkleinerung und verachtung daran gethan etc. Lests derwegen auch bei der ksl.Mt. bedencken bleiben wie die andern dahin geschlossen. Auf die andern beiden punct, Genua und die Nidderlande betreffende, were er auch der meynung, dz irer Mt. fleiß in deme zuloben, ir dafur danckzusagen und zubitten, dz sich ire Mt. die sachen zum frieden zubefordern weiter wolten angelegen sein lassen etc.

Verlesung der Supplikation der wendischen Städtej ,20. Darauf die rethe geschlossen, solchs iren herrn einzubringen. Ende der Sitzung.

Anmerkungen

a
 gehalten] Kurpfalz (fol. 55) zusätzlich: der mainzische und der pfälzische Marschall [= Philipp von Bicken und Eberhard Flach von Schwarzenberg] wurden zu Kg. Rudolf II. von Böhmen geschickt, um zu erfahren ob dieselbige sich uff gestrichs tags communicirte capitulation resolviren wolte. Laut Kurpfalz begann die Sitzung der Kff. mit der Verlesung der ersten ksl. Proposition, die von der Ankunft Kg. Rudolfs unterbrochen wurde; vgl. unten Anm. c.
1
Nr. 35.
b
 Nach ... blieben]Kurpfalz (fol. 55') differenzierter: Unnd namen demnach ihre kgl.W. ihren abschiedt, gaben den Kff. die handt, gleich fals den rhäten. Meintz gab ihre kgl.W. rheten auch die handt unnd gelaitet ihre kgl. Würden biß vor dz gemach hinaus. Plieb Saxen, Brandenburg unnd pfälzischer stadhalter in dem gemach wartendt etc. Und ist kgl.W. zu Behem durch mainzischen und pfälzischen marschack wieder zu haus gefuhrt worden.
2
Nr. 44.
3
Nr. 47.
4
Nr. 50.
c
 Verlesung] laut Kurpfalz (fol. 55') wurde die Verlesung der Proposition von der Ankunft Kg. Rudolfs von Böhmen im KR unterbrochen: Alß man solch schreyben nicht halb verlesen gehabt, seindt die kgl. Wirden zu Behem kommen unnd sich anzeigen laßen, allßbaldt in rhat ein getretten, den andern Kff. die hand gepotten unnd ihre seßion neben Meintz wie gestrichs tags ingenommen.
5
Nr. 44 .
6
Zur Audienz der Kff. beim Ks. am Morgen des 24.10.1575 vgl. Anm.a bei Nr. 12.
7
Auf dem RT in Speyer 1570 hatte Ks. Maximilian II. in seiner Türkenproposition vom 1.12.1570 um die Vollmacht gebeten, jederzeit einen neuen RT einberufen zu dürfen, falls die Türken plötzlich angreifen sollten. Die Reichsstände hatten diesem Wunsch nicht entsprochen, jedoch ihre Unterstützung in Aussicht gestellt, falls die Gefahr eines Türkenkriegs unmittelbar bevorstehen sollte (Lanzinner, RTARV 1570, Nrr. 343–345 S. 803–806). Auf dem Kurfürstentag in Mühlhausen 1572 war die Frage erneut diskutiert und der RT schließlich bewilligt worden, jedoch mit der Vorgabe, dass die Einberufung nicht übereilt geschehen sollte (Lanzinner, Friedenssicherung, 456 f.).
8
Zum livländischen Krieg vgl. die Supplikation der wendischen Städte (Nr. 52) und den ksl. Vortrag zur Gesandtschaft nach Moskau (Nr. 53), über die am 26.10. (vgl. Nr. 14) und am 2.11.1575 (vgl. Nr. 21) beraten wurde.
9
Zur zweiten Königswahl in Polen seit dem Tod des kinderlosen Kg. Sigismund II. August im Sommer 1572 vgl. Anm.21 bei Nr. 4.
10
Nr. 47.
d
 Nach ... etc.] Kurpfalz (fol. 57) differenzierter: Nach verlesener schrift tratten die Kff. zu ihren rhäten, underretten sich mitt inen, besprachen sich auch fürters ohn ordentlich umbfrag oder votiren der räht mit einander und verglichen sich, dz caesari hierin zuwilfahren. Solte graff Wolff von Eysenberg [= Gf. Wolfgang von Ysenburg-Büdingen] unnd N. [= Hartmann von Kronberg; vgl. Anm.2 bei Nr. 48] geschickt unnd jeder Kf. 500 thaler zum raißkosten erlegenn. Vgl. dazu in HHStA Wien, MEA, RTA 73, unfol.: Notandum: Das die Kff. und pfältzische abgesandten sich gegen der ksl.Mt. selbst personlich erclirt, irer ksl.Mt. zu aller underthenigsten ehren und gefallen die begerte schickung an die stende in Polen alsbalden von hirauß auff iren kosten abzufertigen, wie dan auch darnach am 28. Octobris beschehen. Vgl. Nr. 48.
11
Nr. 50.
e
 Hetten ... verstanden] Kurpfalz (fol. 57') anders: Niederlandische krieg und genuesisch zwispalt wehren allein von ksl.Mt. referirt.
12
Papst Pius V. hatte am 27.8.1569 mit der BulleRomanus Pontifex (Tomassetti/Gaude, Bullarium Romanum VII, Nr. CXXXV S. 763–767) Cosimo I. de' Medici zum Großhg. von Toskana erhoben und ihn am 18.2.1570 in Rom gekrönt. Dies führte zu einem jahrelangen Streit mit dem Ks., da das Hgt. Toskana der Lehnshoheit des Reichs unterstand und der Papst mit der Verleihung des Titels an Cosimo de' Medici Reichsrechte verletzt hatte. Zum Wunsch Cosimo de' Medicis nach einer Rangerhöhung, der auf einen seit den 1540er Jahren andauernden Präzedenzstreit mit dem Hgt. Ferrara zurückgeht, sowie zum Konflikt um die Anerkennung seines Großherzogtitels vgl. ausführlich Bibl, Erhebung, sowie die Anmerkungen zu Nr. 50. Die einschlägigen Dokumente befinden sich laut Bibl, Erhebung, im HHStA Wien, RHR, Miscellanea gratialia der lateinischen Expedition 40: Hetruria (Toskana).
f
 babst] Kurpfalz (fol. 57') differenzierter: der päpstliche Legat. – Gemeint ist Melchiorre Biglia (ca. 1510–1571), 1565 bis zu seinem Tod 1571 apostolischer Nuntius am Ks.hof. Zu seinen Verhandlungen mit Ks. Maximilian II. auf dem RT in Speyer vgl. Bibl, Erhebung, 91–93, 95.
13
Ks. Maximilian II. hatte sich geweigert, der Erhebung Cosimos zum Großhg. zuzustimmen und im Frühjahr 1570 Protest beim Papst eingelegt, von dem er die Rücknahme der Inauguration verlangte (Bibl, Erhebung, 60–66). Den Kff., die bereits im Vorfeld des RT offiziell informiert worden waren (ebd., 80 f.), wurde in Speyer die ausweichende Antwort des Papstes mitgeteilt. Sie gaben ihre Gutachten ab, jedoch wurde die Angelegenheit nicht im Kollegium beraten (ebd., 91–93, 96–99; die kfl. Gutachten befinden sich im HHStA Wien, RHR, Miscellanea gratialia der lateinischen Expedition 40, Hetruria [Angabe nach Bibl, Erhebung, 99, Anm. 1]).
g
 etc.]Kurpfalz (fol. 58) zusätzlich: hielt dafür, dz man acta und handlungen hett zusehen, weiß nicht, ob sich titulus „magni ducis“ woll laßen geben, man solt herkommen deß hertzogthums sich erkundigen.
14
Ks. Karl V. hatte Alessandro de' Medici zum erblichen Hg. von Florenz erhoben und seinem Nachfolger Cosimo I. den Titel bestätigt; vgl. Anm.15 bei Nr. 50.
15
Bezug auf die 1575 in Genua ausgebrochenen Unruhen zwischen dem alten und dem neuen Adel sowie auf den antispanischen Aufstand in den Niederlanden; vgl. Nr. 50.
16
Wahrscheinlich Bezug auf das Gutachten vom 2.12.1570, in dem Kf. Friedrich III. von der Pfalz das Vorgehen des Papstes heftig kritisiert und den Ks. zu einer energischen Gegenreaktion aufgefordert hatte (Bibl, Erhebung, 96–99).
17
Der Ks. hatte den Bf. von Acqui, Pietro Fauno Costacciaro, und Veit von Dornberg als ksl. Kommissare nach Genua entsandt, um im Konflikt zwischen den streitenden Parteien zu vermitteln; vgl. Nr. 50 mit Anm. 18 und Anm. 19.
h
 etc.]Kurpfalz (fol. 58') zusätzlich: diente auch zur recuperation dem Reich abgetrungener stück etc.
i
 Kanzler] Kurpfalz (fol. 59) zusätzlich vor dem Folgenden: Das der ersten unnd zweyten ksl. proposition itzo nicht wiederum gedacht worden, wehre darum, dz sich die hern an heut selbst darüber verglichen, underlaßen.
18
= Alessandro de' Medici.
19
= Francesco de' Medici.
j
 Städte] Kurpfalz (fol. 59') differenzierter und zusätzlich (mit gliedernden Marginalien): Meintz proponirt ferner, 1) dz deß Hl. Reichs ständt, die 6 wendischen stett, der moscowitischen betrangnüß halben durch ihre gesanten [= Dr. Calixtus Schein und Dr. Heinrich Husanus; vgl. Anm.9 bei Nr. 52] ahn alle deß Hl. Reichs Kff. supplicirt; wehre supplication sampt beylagen dero weidleuffigkeit halben nicht abgeschrieben worden, stunde bey den hern, ob man solche verlesen unnd davon reden wolt [Dazu die Marginalie: Nota. Sindt keine beylagen, sonder allein credentzschrifften ahn alle Kff. gewesen]; 2) Item die 3 oberländischen krais klag[t]en unrichtichkeiten halben der müntz [vgl. Nr. 62]; 3) Item alle Reichs stett klagten, dz die commertia der niederländischen krieg halben verspert würden [vgl. Nr. 70], wardt tumultuarie geredt, dz diß uff ein Reichs tag gehorig. Wardt die supplication [Nr. 52] obbemelter 6 wendischer städt gesanten supplication [!] durch meintzischen cantzler verlesenn. Auch ahn alle Kff. credentzen außgetheilt.
20
Nr. 52.