Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Erstellung einer Empfehlung für die Antwort des Ks. auf Zwiekopfs Supplikationen; [2.] Rat, Kopien seiner angeblichen Belege zu verlangen; [3.] Gelegenheit für den Ks. zur Verzögerung der Angelegenheit; [4.] Möglichkeiten, Zwiekopf und das Reichskammergericht an ihrem weiteren Vorgehen zu hindern; [4a.] Verhängung der Reichsacht gegen Zwiekopf aufgrund seiner Kontakte zu Franz von Sickingen; [4b.] Güteverhandlungen unter Leitung von Bm. und Rat von Frankfurt a. M.

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden, Akten, A 123 Nr. 10, Prod. 8, fol. 1a–4a, Kop.

[1.] /1a/ Auf die zway supplicationes [Nr.891893], so Sigmund Zwikopf seiner berümpten gerechtigkeit halber, die er von wegen der acht und aberacht, etlich verschiner jar wider die zway stett Danzig und Elbingen auf anrufen Thome Jodecken seligen ausgangen, zu haben vermaint, vergangner tag der reichsversamlung ubergeben und sich under anderm darin ab ksl. Mt. mandaten, deshalber neulicher zeit etlichen stetten zu gut geben, beclagt hat, auch auf der versamlung des Reichs gegeben beschaid, nemlich solich supplicationes ksl. Mt. zuzuschicken [vgl. Nr.899] und derselben underricht, auch antwurt darauf zu erwarten, ist eins erbern rats der stat Augspurg, bürger und verwanten halber, doch nit anderst dann auf weiter nachgedenken und gutbedünken anderer verwanten, die sach dieser zeit dermassen ermessen:

[2.] Nemlich erstlich ksl. Mt. zu berichten und zu bewegen, auf die gemelten supplicationes gemainer reichsversamlung under anderm dergleichen maynung schriftlich antwurt zu geben, ir Mt. hette der versamlung schreiben, auch Zwikopfs supplicationes hören lesen. /1b/ Nachdem aber Zwikopf in seinen supplicationen von etlichen handlungen und schriften meldung, aber die nit lauter anzaigen tet, on die dann und also on volkumenlichen bericht ir Mt. nit lauter antwurt geben kint, darumb were ir Mt. begern, Zwikopfen zu bewegen, ferern bericht der versamlung zu ton und dabey etlicher angezogener brief abschriften zu ubergeben und darnach ir Mt. solichs auch weiter anzuzaigen und zu uberschicken, nemlich erstlich sein, des Zwikopfs, angemast gerechtigkait, aus was ursach und titel, auch wie und was gestalt er die an sich gepracht und uberkumen haben soll, zum andern die executoriales, so er deshalber erlangt haben soll, zum dritten den schriftlichen und versigleten vertrag, so er deshalber mit ir Mt. cammerrichter gemacht und sich dardurch zu einem diener desselben camergerichts bestellen lassen hat, und zum vierten das mandat oder den bevelch, so ir Mt. deshalber an ine selbs ausgeen sol lassen haben. Und so ir Mt. das alles aygentlich anzaigt und uberschickt würde, alsdann welte ir Mt. /2a/ auf das alles antwurt, auch gute underricht dermassen geben lassen, das ir Mt. in dem nichts anders ausgeen lassen, dann was ir Mt. aus vil notturftigen und beweglichen ursachen dem hl. röm. Reich und der cristenhait zu gut, eren und wolfart zu ton wol gepurt het.

[3.] Durch den weg, so ksl. Mt. dermassen schreiben last, mag der handel in ein verzug erwachsen, auch aus der reichsversamlung (die so lang, bis die bemelt reichsversamlung ksl. Mt. weiter antwurt gibt und die brief ir Mt. zugeschickt, ungezweyfelt nit beyeinander beleiben wierdet) gewalt und handlung kumen und darzu aus solicher underricht und den schriften, so Zwikopf ferrer anzaigen soll, sunderlich seins interesses halber, auch aus dem vertrag, den er deshalber mit dem camergericht gemacht soll haben, allerlay genomen, auch erlernet werden, damit man sich darnach, ob gleich die sach bey der versamlung des Reichs weiter gehandelt solt werden, dester baß in den handel zu schicken oder sunst ander fruchtpar weg und mittel furzunemen wiß.

[4.] /2b/ Und dieweil zu besorgen ist, das die reichsversamlung, wa die sach vor derselben ferer gehandelt und erortert solt werden, etwan beschaid dorin geben mecht, als ob ksl. Mt. mandata wider des Reichs und camergerichts ordnungen ausgangen sein und darumb Zwikopfs executoriales, auch berümpt gerechtigkait und recht nit gespert werden sollten, desgleichen, ob wol die reichsversamlung solichs nit beschaiden würd, das doch Zwikopf als rechtlos zu sein sich beclagen, ime darauf in solichem ein anhang machen und daraus veindschaft furnemen und den erbern stetten, auch den iren dardurch etwan auch grossen schaden zufuegen mecht, in massen sich dann vast vil vom adel von seinet wegen deshalber vormalen in etlichen briefen underschriben und die ausgien lassen haben, so ist fur gut und not angesechen, in mitler zeit weg und mittel zu gedenken und furzunemen, wie Zwikopf entweders von seinem furnemen durch rechtlich oder sunst in ander gütlich weg getrungen oder bewegt, desgleichen der fiscal und das camergericht in solichem /3a/ handel genzlich gestillt mechten werden.

[4a.] Und nemlich so mecht wider Zwikopfen dieser rechtlicher weg gesucht werden, das er, Zwikopf (als man dann hoft und wol erfaren mag), Francisco von Sickingen, der dann von sein, Zwikopfs, wegen sich in etlichen briefen auch underschriben, in seiner vhed wider die von Worms und die kaufleut, so im pfalzgravischen gelayt beschediget worden seyen [vgl. Nr.882], hilf und beystand geton, auch noch tut und dadurch sich der acht, wider den von Sickingen ausgangen, taylhaftig gemacht, auch all sein gerechtigkait, ob er die gehabt, dardurch verwürkt hat. Das demnach ksl. Mt. solicher ursach bewegt mecht werden, in, Zwikopfen, als einen des Reichs echter in sunderhait in die acht von neuem zu declarieren und zu denunctieren.

[4b.] Nachdem aber er, Zwikopf, etwan mit dem von Sickingen durch ksl. Mt. widerumb absolviert und zu seiner gerechtigkait restituiert werden mecht oder, so gleich solichs nit geschech, das doch Zwikopf /3b/ mit seinen helfern sich nun dester mer darnach, die erbern stett zu beschedigen, understeen würd, darumb so mecht das der entlich und nützlichest weg sein, das sich etwan vertraut personen als für sich selbs in handel schliegen und mit dem Zwikopf handelten, wie oder was gestalt er gegen den erbern stetten als Augspurg und Nürmberg und allen den iren ietzt und hinfur nit allain umb das, was sy noch seinen erlangten executorialen, sunder auch darvor, dieweil Thoma Jodeck wider die von Danzig und Elbingen die sach und die acht geübt hat, gehandelt mechten haben, genzlich und, als man acht, umb ein gerings abzurichten mecht sein.

Und das auch dabey durch ksl. Mt. mandat ernstlich bevelch oder gescheft bey dem camergericht gleichermassen verfuegt würd, das der fiscal und das camergericht die gemelten erbern stett und die iren umb nichte oder gar ein gerings gleichermassen absolvieren und deshalber umb alle ding, wie gemelt, ledig zelen teten.

Und zu der gütlichen, vertrauten handlung,/4a/ die, wie gemelt, mit Zwikopfen zu ton, mecht nyemant fueglicher gepraucht werden dann ein erber rat der statt Frankfurt, die solichs aus dem, das sy selbs zum tayl im handel verwandt, auch bey dem Gf. [Eberhard] von Kunigstain (der dann den Zwikopf vil enthalten und von seinet wegen in sachen mangerlay gehandelt hat) angesechen seyen, ungezweifelt gern und mit allem vleys ton würden.

Mit dem so derft man deshalber bey ksl. Mt. nit vil mer handlen noch ausgeben, auch der reichsversamlung beschaid noch sunst anderer vhed, veindschaft und beschedigung, auch manigerlay costen und schaden, so daraus entsteen mechten, desgleichen das camergericht umb die ietzt furgenomen noch ander künftig sachen desterminder besorgen noch gewertig sein.

Auf das alles soll in die oder ander weg der sachen nachgedacht und geratschlagt, auch anzaigt werden, was in dem das pest zu ton und furzunemen well sein.

Anmerkungen

1
 In ihrem undatierten, jedoch wohl ca. am 26. Juli 1517 verfassten Schreiben an Bm. und Rat von Nürnberg teilten die beiden Nürnberger Gesandten auf der Augsburger Versammlung des Schwäbischen Bundes, Kaspar Nützel und Lienhard Groland, mit, die Reichsstände in Mainz hätten dem Ks. die Supplikationen Zwiekopfs zugeschickt. Darauf Dr. [Johann] Rechlinger ain vergriff gestelt, welicher gestalt ksl. Mt. den stenden oder der versamlung zu Menz ain underricht oder antwort geben sol. Bm. und Rat von Augsburg hätten sich mit dem Entwurf zufrieden gezeigt, sie angewiesen, Bm. und Rat von Nürnberg eine Abschrift zuzusenden, und erklärt, wenn diese auch einverstanden seien, würden sie sich bemühen, dass der Entwurf schnellstmöglich ausgehe. Die Nürnberger könnten aber ohne weiteres auch Änderungswünsche vorbringen. Bitten deshalb um rasche Antwort durch den Boten. Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden, Akten, A 123 Nr.10, Prod. 9, Kop. In ihrem Antwortschreiben vom 29. Juli 1517 (mitwoch nach Jacobi) erkärten Bm. und Rat von Nürnberg, sie seien mit der von Dr. Rehlinger konzipierten Stellungnahme des Ks. zu Zwiekopfs Supplikation einverstanden. Aber den andern weg, die gutliche handlung betreffen, wisten wir on bewilligung unser burger, die dieser sachen zu tun haben, noch derzeyt nit zuzuschreyben, dann euch ist unverporgen, das die von Augspurg, den an solcher handlung vil mer dann uns oder den unsern gelegen, iren willen nit mit geringem unserm darlegen und costen erlangt und uns zu yedem mal in die sachen gleich inen und den von Frankfurt geflochten, haben villeicht vor, denselben weg ytzo abermals zu wandern. Das uns aber, zuvor, wo der costen deshalben abermalen hoch laufen, nit gelegen sein wurd. Darumb wollen wir die sachen bey uns mit der zeyt bedenken und auf zukunft unser burger, die gen Danzig handeln, bey inen handeln. Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates Nr. 77, fol. 34b–35a, Kop. – Die Nürnberger Älteren Hh. erklärten im Schreiben vom 3. August 1517 (montag nach Petri ad vincula) an ihren Gesandten auf der Augsburger Versammlung des Schwäbischen Bundes, Kaspar Nützel, die Zwiekopf-Sache sei für sie schwer, zudem, das in der gute gefunden werden mag, von unsers communs wegen einzulaßen, dann wiewol wir als das commun am camergericht furgenomen sein, wissen wir uns doch ganz unschuldig und mit Got und hilf der gerechtigkeit ledig erkannt zu werden, zweyfeln auch nit, das die von Augspurg irer burger halben bisher gar nichtzit getan haben oder noch tun werden. Darumb uns auch nachtaylig ist, fur uns selbs vil in der gute zu bewilligen. Aber nichtzitdestermynder in ansehung Dr. Rechlingers rat und gutbedunken, sover es umb ein zymlichs sollt zu tun sein, so wollen wir die gutlich handlung laut Dr. Rechlingers verzeichnus auch nit abschlagen und uns ein kleins, ungeverlich von hundert bis in 200 fl., wo die sachen gefunden wurden, hiemit gegen dir bewilligt haben. Daryn waist du dich nach gestalt der sachen nunmer auch wol zu richten. […] Ebd., fol. 38b–39b, Kop.