Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 1818 Zyprian von Serntein an Paul von Liechtenstein (Marschall des Innsbrucker Regiments) und das Innsbrucker Regiment
[1.] Bedenken gegen die Durchführung eines Landtags in Tirol; [2.] Verhandlungen des Ks. mit den Reichsständen über die Verlegung des Reichstags nach Antwerpen oder Köln, Abreise des Ks. in die Niederlande, Warten auf seine Rückkehr; [3.] Bereitschaft, den Ks. zur Verlängerung des Innsbrucker Regiments zu bewegen; [4.] Empfohlenes Abwarten bei der Einberufung eines Landtags; [5.] Abreise des Bf. von Gurk aus Trier mit unbekannten Aufträgen.
[Trier], 23. Mai 1512
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 393, fol. 202a-204b, Konz.
[1.] [Der Anfang des Stückes fehlt.] Dann sein ksl. Mt. vermaint, kainen landtag [in Tirol] zu halten, ir Mt. wer dann personlich dabey. Nu verstee ich1 aus euerm schreiben [liegt nicht vor], das ir in zwiflung setzt, obschon ir Mt. auf ainen kunftigen landtag schiken und etwas begeren würd, das solchs nicht verfengklichen sein würd, wiewol irs zu ksl. Mt. willen setzt, ob ir Mt. schiken well oder nit. Nu acht ich zway: das erst, das ir Mt. durch kainen commissari auf kainem landtag ichts erlangen werd, das ander, obschon ir Mt. persondlichen kem, so werd glich als vil sein, dann ich wais das unvermugen der landschaft, hab auch ir Mt. dasselb gnugsam anzeigt. Und darumb acht ich wol darfür, das man von kainer hilf wegen kainen landtag machen dörft. Aber ich wills nichtdestminder ksl. Mt. auf das furderlichist anzeigen und irer Mt. willen vernemen. Aber ich wil ir Mt. raten, das ir Mt. solh furnemen abstell.
[2.] [...] Aber wie dem allen, so füg ich euch zu wisen, das die ksl. Mt. begert hat an die stend des Reichs, das sie solden mit irer Mt. gen Antorf [= Antwerpen] ziehen und den reichstag daselbs halten [vgl. Nr. 1651 [6.], 1687 [2.], 1786 [2.]]. Das haben sy abgeslagen aus vilerlay ursachen. Nachvolgend hat ir Mt. begert, mit irer Mt. gen Coln zu ziehen [vgl. Nr. 1716 [7.]]. Das ist von den stenden verwilligt. Ist ir Mt. widerumb doreingefallen und anzeigt, das frau Margarethe irer Mt. geschrieben, das sy die stende von allen Niderlanden 14 tag beyeinander gehabt hab. Die wellen nichts tun, verwilligen kain gelt, geben kainem soldner underhalt, auch nit voneinander komen bis auf ksl. Mt. zukunft. Es sei auch ain grosse ungehorsam und allerlai praktiken vorhanden. Demnach so sei ir Mt. entslossen und well eylends hinab zu den stenden gen Prüssl. Darumb sei ksl. Mt. ernstlich maynung und beger, das die stend mittler zeit hiebleiben. So well in [= ihnen] ir Mt. versprechen und zusagen, das ir Mt. in 21 tagen gewislichen widerumb hie sein well. Auf solhs ist sein Mt. am vergangen montag [17.5.12] hie weg, und ist ir Mt. gesagt, wo ir Mt. auf den 21. tag ires wegziehens hie nit widerumb hie sei, so mocht ain aufbruch von den Ff. beschehen und alsdann all mue und arbait und handlung vergebens sein. Auf solhs hat ir Mt. auf das höchst abermals versprochen und zugesagt, das ir Mt. der zeit irs widerkomens nicht felen, sonder irem zusagen nachkomen well. Nu sein an solher zeit heut 7 tag hinweg, und als[o] die stend verhoffen, das ir Mt. in 14 tagen gewislichen widerumb hie sein welle.
[3.] Hat den Ks. unverzüglich über die von den Regimentsmitgliedern bekundete Dringlichkeit der Verlängerung des Innsbrucker Regiments informiert und zudem Vinzenz Rogkner Weisungen erteilt, was er diesbezüglich beim Ks. unternehmen soll. Und nachdem ich mich aber versich, das ir ksl. Mt. mit grossen gescheften bei frau Margrethen, auch bei den stenden beladen sein wirdet und ir Mt. ir hoch zusagen und glauben den stenden halten well, als sy sich, wie vurstet, genzlichen versicht, so werd sein Mt. nit uber 4 ader 5 tage doniden bleiben mugen, sondern iren weg widerumb herauf nemen. Unterwegs soll Rogkner sich nachdrücklich um eine Entscheidung des Ks. in Sachen Regimentsverlängerung bemühen. Hat er keinen Erfolg, so wird er (Serntein) sich selbst mit aller Kraft dafür einsetzen, daß der Ks. die Verlängerung vornimmt. Sollte dieser dafür Hinderungsgründe ins Feld führen, wird er die Regimentsmitglieder sofort davon in Kenntnis setzen.
[4.] Empfiehlt, mit dem geplanten (Tiroler) Landtag so lange zu warten, bis klar ist, ob der Ks. die Regimentsverlängerung bewilligt oder nicht. Lehnt er sie ab, könnte in der Tat ein Landtag erforderlich werden.
[5.] Hofft, daß der am 19. Mai (aufferabent) nach Augsburg abgereiste Bf. von Gurk sich dort nicht lange aufhalten, sondern rasch nach Innsbruck weiterziehen und die Regimentsmitglieder über seine Aufträge informieren wird. Er (Serntein) würde gerne darüber schreiben, doch sind sie ihm nicht bekannt. […] Datum sontag exaudi 23. May Ao. etc. 12.
Nr. 1819 Melchior Pfinzing (ksl. Rat) an Zyprian von Serntein
[1.] Jagdausflug des Ks.; [2.] Rechtfertigung gegenüber Vorwürfen Sernteins wegen angeblicher Untätigkeit; [3.] Übersendung einiger vom Ks. unterzeichneter Briefe, Reisepläne des Ks.; [4.] Bitte um Hilfe gegen Bf. Georg von Bamberg im Streit um die Besetzung der Propstei zu St. Sebald; [5.] Unterstützung Nürnbergs gegen Bestrebungen Kf. Ludwigs von der Pfalz zur Befreiung von der Acht; [6.] Bitte um Benachrichtigung über den Fortgang der Propstei-Sache.
Brüssel, 28. Mai 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, fol. 104-107, Orig. Pap. o. S.
[1.] Hat Sernteins (nicht vorliegendes) Schreiben aus Trier vom 26. Mai erhalten. (...) Der Ks. befindet sich heute auf der Jagd.
[2.] [...] Ferner als euer Gn. mir in einem andern brief [liegt nicht vor] schreybt, ich soll euer Gn. die zwen brief, das camergericht und den swebischen pund berurend [liegen nicht vor], so mir durch euer Gn. zugeschickt und noch des postmeisters [Johann Baptista von Taxis] sag zu Pastoma1 uberantwort sein, zeichnen lassen und die euer Gn. schicken und furter in den sachen, die mir euer Gn. zuschickt, fleissiger sein etc., trag ich ob solichem euer Gn. schreyben nicht [wenig] verwundern aus der ursachen, dann obgemelt brief sein mir durch den postmeister Bobtista nicht zu Pastoma, sonder zu Mons geantwort worden. Und alsbald mir die zukomen sein, hab ich dieselben von stund verzeichnen lassen. Und ist nicht ein stund darnach vergangen, hab ich dieselben brief dem postmeister, euer Gn. die auf das furderlichist zuzeschicken, uberantwort, und ime daneben anzeigt, das er die sachen furder, dann etwas daran gelegen sey. Und uber zwen tag hab ich den bostmeister widerumb gefragt, ob er die brief hingeschickt hab. Hat er mir geantwort, es sey beschehen [vgl. Nr. 1822 [7.]]. Daraus mag euer Gn. abnemen, das ich nicht grossern vleis brauchen mogen. So acht ich auch darfur, das ich vormalen in dem, so mir euer Gn. zugeschickt und bevolhen hat, nie nachlessig gewesen bin, sonder hab die mit vleis sollicitiert. Das mag ich mit ksl. Mt. und andern weysen. Der bostmeister ist nicht am hof, ich wolt ine sonst noch einmal fragen, wo er die brief het hingetan. Darumb wolle mich euer Gn. herin endschuldigt haben.
[3.] Weyter schick euer Gn. ich hiemit die zwen brief an H. Micheln von Wolkenstein und das regiment zu Ynnsprugg. Sein gezeichnet, wie euer Gn. sehen wirdet. Ich hab ytzo in etlichen tagen nichts zeichnen mogen lassen, dann die ksl. Mt. ist freitags [21.5.12] bey frau Margarethen und Hg. Karl gewest, und auf morgen [29.5.12] will sein Mt. gen Hall in Henigau und den hl. tag [= Pfingsten, 30.5.12] doselbs beleyben und auf montag [31.5.12] wider hieher und, als man sagt, dornach gen Meheln zu den jungen freylein [Ehg.innen Eleonore und Isabella] ziehen. Will aber allen vleis haben, das meist, so ich mag, zeichnen zu lassen, wiewol ich nichts sonders von euer Gn. dann allein die 3 preces und sonst zwen oder drey brief in bevelh hab.
[4.] Ferrer, gn. H., hab euer Gn. ich vor etlichen tagen ein schreyben, von ksl. Mt. an euer Gn. und meinen H. von Zollern lautend [liegt nicht vor], zugeschickt, mit meinem gn. H. von Bambenberg [= Bamberg] der brobstey halben zu handlen [vgl. Nr. 1321 Anm. 1]. Hoff, solichs sey euer Gn. nun zumal zukomen. Demnoch bitt euer Gn. ich obemelts in aller undertenigkeit, euer Gn. woll aufs furderlichist mit vleis darin handlen, ob ich guet antwort erlangen mocht. Und nochdem ich aber besorg, sein Gn. mocht mir die zehenden und ander gueter, so zu der brobstey gehoren, arrestiren oder mit gewalt eynnemen, bitt euer Gn. ich in aller undertenigkeit, euer Gn. woll mit dem von Bamberg mit ernst handlen, das er gegen mir noch den meinen, auch den guetern, die brobstey berurend, nichts geweltigs furnem, sonder mich dabey, dieweyl ichs recht leyden mag, bis zu austrag des rechtens rublichen beleyben lasse, dieweyl ich doch in der beseß. Hierin woll euer Gn. mit vleis handlen. Will dann sein Gn. ye die sachen zu Rom rechtfertigen, des mags ich gewarten. Euer Gn. mag mir hierin mer dann niemand erschiessen, soferr eur Gn. den ernst brauchen will. Und bevilh hierauf euer Gn. mich als meinem gn. H. in aller undertenigkeit.
[5.] Die von Nuremberg haben einen diener [Jörg Winkler] an den hof geschickt und besorgen, der Pfalzgf. [Ludwig] mocht villeicht on ir wissen aus der acht absolvirt werden. Das inen dann zu nachteyl kem. Und haben darauf euer Gn. durch ine, als er mir anzeigt, bitten lassen, sy hierin gnediglichen [zu] bedenken. Darauf schick euer Gn. ich hiemit einen artikel aus der begnadigung, so sy von ksl. Mt. deshalben haben,2 und bit euer Gn. in aller undertenigkeit, euer Gn. woll sy hierin gnediglichen bevolhen haben. Dann euer Gn. soll sehen, das sy es verdienen sollen, dann ich inen geschriben haben, ir zuflucht in euer Gn. zu haben.
[6.] Bitt auch, euer Gn. wolle mich meiner sachen halben, die brobstey berurend, bescheid wissen lassen. Das will ich alzeit umb euer Gn., in aller undertenigkeit zu verdienen, geflissen sein. Datum Brussel am 28. May Ao. etc. 12.
Nr. 1820 Ks. Maximilian an Gf. Eitelfriedrich von Zollern und Zyprian von Serntein
[1.] Aufforderung zu rascher Übersendung des ständischen Entwurfs einer neuen Reichsordnung; [2.] Seine baldige Rückkehr zum Reichstag; [3.] Beantwortung der Klage des Bf. von Bamberg über den Geleitbruch bei Forchheim nach Eintreffen der neuen Reichsordnung.
Halle im Hennegau, 31. Mai 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, fol. 118, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Rogkner).
[1.] Wolgeborner, lb. getreuen, wir haben euer schreiben [liegt nicht vor] betreffend des Reichs stende antwurt1 und was deshalben durch eu und dieselben stende darin gehandelt ist, mit irem inhalt vernomen und tragen an eurm angekerten vleis in berurten sachen gn. und gut gevallen, mit ernst bevelhend, wo eu solh der stend antwurt bisher nicht ubergegeben were, nochmalen dermassen vleis furzukeren, dieselb furderlichen zu erlangen und uns alsdann unverzogenlich zuezusenden. Des tun wir uns also zu eu versehen.
[2.] Dann als ir uns under anderm in gedachtem eurem schreiben etlich ursachen anzaiget, warumben gut were, daz wir uns widerumben hinauf gen Trier ziehen sullen, darauf fuegen wir eu zu vernemen, daz wir die sachen, darumben wir dann herabverrückt sein, furdern und allen vleis haben wellen, auf daz furderlichist hinaufzukumen. Des mugen ir eu also versehen, solhs auch den bemelten stenden, soferr es not tut, zu erkennen geben.
[3.] Wir haben auch in ainem andern eurem schreiben [Nr. 1018] vernomen die gewaltig handlung, so sich in unsers F., des Bf. zu Bamberg, Ft. und gelait durch etlich reiter mit niderwerfung etlicher kaufleut begeben haben sulle. Des sich dann derselb unser F. nicht wenig beswerd, als wir aus seinem schreiben und underricht, uns zugeschickt [Nr. 1017], klerlichen verstanden. Und wern wol genaigt, eurem rate und gutbedunken nach darauf zu handeln. Dieweil aber dieselben und ander dergleichen sachen und hendel all auf des hl. Reichs ordnung, so man yetzo, wie ir wisset, aufrichten sol, steen und on die nicht wol gewendt werden mugen, wellen wir zuvor der vorbenannten stende des Reichs antwurt, nachdem die, als ir uns zueschreibt, doch nu beslossen ist, hörn und alsdann dem vorgemelten Bf. zu Bamberg auf sein begern guten beschaid und rate geben und dermassen handlen, dardurch solh und dergleichen gewaltig handlung furkumen und gewendet werden. Doch ist unnot, im, dem von Bamberg, das also anzuzaigen, sonder wo ir von im angelangt werdet, muget ir im zu erkennen geben, daz wir euer und sein underricht vernomen haben, uns darauf entsliessen und furderlichen darin handeln wellen, in massen wir im dann selbst solhs hiemit in unserm schreiben [liegt nicht vor] anzaigen. Dasselb wisset ir im wol uberantwurten zu lassen. Geben in unser stat Hall in Hönigeu am letzten tag May Ao. etc. im 12., unsers reichs im 27. jarn.
Nr. 1821 Zyprian von Serntein an Ks. Maximilian
Trier, 6. Juni 1512
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 116a, Konz.
Bestätigt den Empfang eines (nicht vorliegenden) Schreibens vom 1. Juni aus Halle im Hennegau, in dem der Ks. den Eingang von Briefen aus Verona, des Bf. von Trient und Dr. Schellenbergers sowie eines Ratschlags (Sernteins) anzeigt. Beigefügt waren entsprechende ksl. Antwortschreiben mit dem Auftrag, sie an die Adressaten weiterzuleiten. Hat diese Briefe sofort der Post übergeben mit der Weisung, die Boten sollten Tag und Nacht unterwegs sein. Hofft, daß die Schreiben rechtzeitig ankommen. Hat selbst an Hans von Landau und Johann Storch geschrieben.
Nr. 1822 Jakob Villinger an Zyprian von Serntein
[1.] Übersendung eines Briefs mit Informationen über ksl. Entscheidungen; [2.] Seine Reise nach Antwerpen in ksl. Finanzangelegenheiten; [3.] Übersendung eines ksl. Schreibens an Johann Storch; [4.] Bewilligung einer Geldhilfe für Ehg.in Margarethe durch die Landstände, beabsichtigtes Treffen des Ks. mit seinen Enkelkindern, sein geplantes weiterreichendes Hilfeersuchen an die Landstände; [5.] Ksl. Erlaubnis für die französischen Gesandten zu indirekten Verhandlungen mit dem Hg. von Geldern; [6.] Sondierungen des Ks. bei Kg. Heinrich von England wegen Geld; [7.] Bitte des ksl. Postmeisters um Nachsicht für seinen Fehler bei der Postbeförderung.
Brüssel, 8. Juni 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 14, Orig. Pap. (eigenhändig).
[1.] Besonder lb. H., aus dem hiebeiligenden brief [liegt nicht vor], so ich und Gabriel Vogt eu hiemit zuschiken, werden ir all gelegenhait, auch der röm. ksl. Mt. etc. gemuet und maynung auf die brief, uns baiden samentlich bei jüngster post, wie ir wissen, zugeschikt [liegen nicht vor], aigentlichen vernemen.
[2.] Weiter füg ich eu zu vernemen, daz ich mich in diser stund erhebe, nach ksl. Mt. bevelh gen Antwerp zu ziehen, daselbs irer Mt. von wegen gelts zu handeln und zu finanzen. Und warauf ich eu noch nicht antwurt der sachen halben, davon ir mir geschriben haben, gegeben, wil ich eu nochmalen allen beschaid und antwurt zuschreiben.
[3.] Ich sende eu auch hiemit ainen brief [liegt nicht vor], an Johann Storch, ksl. Mt. secretari, lautend, wie ir sehen werden. Und wiewol derselb in ainer eyl versecretirt worden, so mugen ir doch solhen brief wol auftun, die maynung darin vernemen und widerumben versigeln. Darinnen bevilht ksl. Mt. dem gedachten Storch, was mein gn. H. von Gurk, H. Pauls von Liechtenstein und ir im zuschreiben und bevelhen, demselben nachzukumen und volg zu tun. Und beschicht aus den ursachen, dieweil die ksl. Mt. ferr von den hendeln und sachen ist, damit dannoch darinnen nicht verwarlost oder versaumbt werde.
[4.] Die precari [= hier wohl: das Ersuchen um finanzielle Unterstützung], so frau Margrethe jüngst vor zukunft der ksl. Mt. an die landschaft diser lande begert, ist zugeben und verwilligt von den stenden derselben landschaft, aber es ist alles vorgessen prot. Demnach sich ir ksl. Mt. an morgen [9.6.12] gen Mecheln fügen, den hl. tag darnach [= Christi Himmelfahrt, 10.6.12] daselbs bleiben und alsdann gen Antwerp fügen. Dahin auch Hg. Karl und die jungen freulein [Ehg.innen Eleonore und Isabella] mitsambt etlichen trefflichen reten diser landschaft auch kumen werden.1 Und ist ir ksl. Mt. des willens und maynung, sich entlichen zu entsliessen und aines neuen und grossern precarien oder begern an die bemelten landscheften zu tun. Aber frau Margarethe beleibt mitsambt dem ordinari rate und regiment hie zu Brüssl.
[5.] Des Kg. von Frankreich botschaft und oratores ligen zu Hui [= Huy] und warten daselbs der ksl. Mt. weitern beschaids. Und wiewol ir Mt. in nicht zugeben welle, mit dem Hg. von Geldern zu handeln, und nemlich, daz ir ainer selbs gezogen were zu dem von Geldern, so hat doch ir Mt. nachmalen verwilligt und durch mittelperson denselben oratorn von Frankreich zugeben, daz sy durch den Bf. von Lüttich mit ob[g]enantem Hg. von Geldern handeln mugen. Was sich weiter daselbs oder in solhem zutregt, wil ich eu nicht verhalten.
[6.] Die ksl. Mt. handelt mit Kg. von England von wegen gelts. Versehe ich mich, ir ksl. Mt. werde etwas irs begern in demselben gedeihen.
[7.] Ksl. Mt. postmeister, der Baptista [von Taxis], hat mich gebeten, eu zu schreiben, im die irrung, so sich, wie ir wisst, mit den posten begeben hat, zu verzeihen. Welle er verfügen, damit solhs furan nicht mer beschehe. Bit ich eu, solhs also um meinetwillen zu tun. Aber der ksl. Mt. meynung ist, die post bis hieher dupelt beleiben zu lassen. Wolt ich eu nicht verhalten. Was mir ferrer zukumbt, wil ich eu unverkundt nicht lassen. Und tu mich damit eu bevelhen. Geben zu Brüssl am 8. tag Juny Ao. etc. im 12.
Nr. 1823 Zyprian von Serntein an Gabriel Vogt
[1.] Ersuchen um Zusendung des ksl. Antwortschreibens an den Hg. von Pommern; [2.] Übersendung von Briefen zum Konflikt um Heideck; [3.] Übermittlung von Schreiben unbekannter Herkunft.
Trier, 11. Juni 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 28b, Konz.
[1.] Lb. Gabriel, ich hab dir ain brief geschickt von dem Hg. von Pomern [liegt nicht vor]. Ist der pot sider derselben zeit hie gelegen und gestern [10.6.12] hinweggezogen und, als er mir anzaigt hat, nit lenger hat warten mogen. Demnach, ob im ksl. Mt. auf solh sein schreiben antwurt geben wolt, so schick mir dieselben zu. So hab ich beschaid, wo ich dieselben hinantworten soll.
[2.] Item ich hab dir vor geschriben [Schreiben liegt nicht vor], das ich dir zwen brief well schicken betreffend Pfalzgf. Fridrichen und Haydeck [vgl. Nr. 1370]. Dieselben wellest ksl. Mt. furbringen und verzaichen lassen und mir widerumb heraufschicken.
[3.] Item ich schick dir hiemit etlich brief, steet ain galgen darauf, wais nit, von wem die komen. Datum Trier am 11. tag Junii Ao. etc. XII.
Nr. 1824 Vinzenz Rogkner an Zyprian von Serntein
[1.] Übermittlung der Ladungsschreiben in der hessischen Streitsache, Ersuchen um Zusendung der von beiden Konfliktparteien eingereichten Schriftstücke an den Ks.; [2.] Dessen Zufriedenheit mit dem Ratschlag bzgl. der Truppenwerbungen; [3.] Haltung des Ks. zum Konflikt zwischen EB Philipp von Köln und der Rst. Köln wegen des Einreitens; [4.] Unterrichtung des Ks. über die Abreise des Gf. von Salm und des Gf. von Königstein aus Trier; [5.] Verärgerung über Jakob Villinger; [6.] Baldige Erledigung noch offener Angelegenheiten; [7.] Ausstehender Entschluß des Ks. in Sachen Geleitbruch bei Forchheim; [8.] Vermutliche Reise des Ks. nach Antwerpen.
Lier, 11. Juni 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 38-39, Orig. Pap. (Vermerke fol. 39b: Zu aigen handen; Hendl cum tempore).
[1.] Gn. H., ich schik eu hiemit die hessischen tagsbrief [Nr. 1225], mir jüngst durch euer Gn. zugesandt. Die hat die ksl. Mt. verzaichent, und gevellt irer Mt., daz der tag also kurz angesetzt worden ist. Aber ir ksl. Mt. hat mir bevolhen, euer Gn. zu schreiben, damit dieselb nichtdestmynder die eingelegten schriften, durch baid parteien, wie irer Mt. angezaigt worden, eingelegt sein, furderlichen zuschike. Das welle euer Gn. zu tun verfugen. Die vorigen brief, in disen sachen hieher an hofe geschikt, hat Peter Stoß emphangen gehabt nach meinem bevelh und der ksl. Mt. furbracht, auch darauf antwurt euern Gn. gefertigt, dann ich bin derselben zeit, desgleichen [Melchior] Phintzing, in euer Gn. sachen von Mecheln gen Antwerp geritten und an dem dritten tag darnach widerumben zu ksl. Mt. gen Brüssl komen.
[2.] [...] Item das schreiben, von meinem gn. H. von Zoller und euer Gn. an ksl. Mt. lautend von wegen des volk, so in den Ftt. Sachsen, Braunswig, Hessen, Würzburg und andern enden geworben wirdet [liegt nicht vor], hab ich ksl. Mt. nach leng gelesen, und tregt ir Mt. daran und an dem ratslag, darin angezaigt, sonder gn. gevallen. Wil darauf die antwurt schreiben und verfertigen lassen und euer Gn. furderlichen zuschiken, zeig aber solhs euer Gn. in eyl an, dieweil die sachen furzunemen und nach laut des ratslag, wie euer Gn. anzaigt, weiter zu handeln und brief, ob es not tut, wissen auszurichten und wider hieher zu verfertigen, dieselben verzaichnen zu lassen.
[3.] Item das schreiben, euer Gn. mir von dem dechant von Punn [= Bonn, Heinrich von Schmalkalden] meins gn. H. von Cöln halben zubracht [liegt nicht vor], hab ich in beiwesen H. Niclasen Ziegler, der mir dann mitsambt dem dechant vast obgelegen gewesen ist, ksl. Mt. nechten zu Mecheln nach lengs verlesen. Nun ist mir vor und ee mir solch schriften von dem dechant überantwurt sein, ain brief [liegt nicht vor] von euer Gn. zukomen, inhaltend, was ich ksl. Mt. in gehaim in berürten sachen anzaigen soll. Des het ich gern vor und ee ich oberürten des dechant von Punn zugebrachten brief irer Mt. verlesen, zu erkennen geben, aber des Ziegler halben kainswegs fug haben wellen, doch so vil stat gefunden, daz ich irer Mt. die maynung in ain or haimlich gesagt. Alsbald ir Mt. des dechants gebruchten brief vernomen, geviele irer Mt. die maynung nicht, merkt sovil, wo euer Gn. schon nichts anzaigt het, ir Mt. het dannoch die sachen nicht verwilligt. In summa ir Mt. sagt zu H. Niclasen, der dann vast [= sehr] anhielt, es wolt sich nicht fugen, die brief ausgeen zu lassen, angesehen, daz ir Mt. meinen gn. H. von Cöllen und die stat nur mer ineinander hetzet etc. Aber der Bf. mocht wol versuchen, ob sy in einreyten lassen wolten nach laut Bf. Herman seligen vertrag oder tractat, so aufgericht worden ist. Wo dann im darin irrung beschehe, möcht er alsdann ir Mt. ersuchen. Ir Mt. wolt aber nicht, das man solhs also dem dechant noch zur antwurt geben solt, sonder sagt, wolt sich darüber lenger bedenken, und dechant solt also nachvolgen. Das wolt ich euer Gn. nicht verhalten, des wissens zu haben, doch wil ich die brief, mir in denselben sachen zugeschikt, also behalten.
[4.] Ich hab auch irer ksl. Mt. anzeigt, daz mein gn. Hh. [Gf. Johann] von Salm und [Gf. Eberhard von] Kunigstein etc. bald nach irer Mt. von Trier verrugkt und noch nicht widerkumen sein, wie euer Gn. und des von Zoller schrift inhaltet. Ich meyn, des bedurf nicht sonder antwurt, darauf zu sollicitiren. [...]
[5.] Item den Villinger haben wir zu vil malen ermant, aber noch bisher kainen entlichen beschaid. Er sagt ymer zu, welle verhelfen, beschicht nicht. Ytzo hat er uns tegt bis gen Antwerp. Ich hab auch auf sein anzaigen ainen bevelh an Ulrichen Phinzing gestellt umb 150 fl. rh. auf die, so noch zu Trier ligen. Wil vleis haben, damit dasselb gefertigt werde.
[6.] All ander sachen, so nicht ausgericht sein und mir eur Gn. bevilht, wil ich furdern und eur Gn. zuschiken auf das peldist.
[7.] Bamberg sachen1 hat sich ir Mt. auch noch nicht entslossen, sonder mich damit hieher getegt. Darin wil ich auch vleis ankern.
[8.] Ich versiche mich, die ksl. Mt. beleib heut [11.6.12] und morgen [12.6.12] hieumb, wurdet aber gewislichen gen Antwerp mitsambt Hg. Karl und den freulein [Ehg.innen Eleonore und Isabella], als ich vernym und eur Gn. durch Villinger vormals anzaigt ist [Nr. 1822 [4.]]. Sonst wais ich eurn Gn. nicht sonders dismals zu schreiben. Ich bevilh mich damit eurn Gn. [...] Geben zu Lyer am 11. tag Junii Ao. etc. 12.
Nr. 1825 Jakob Villinger an Zyprian von Serntein
[1.] Reise des Ks. nach Antwerpen; [2.] Zusendung der ksl. Stellungnahme zum ständischen Entwurf einer neuen Reichsordnung; [3.] Ankündigung der ksl. Instruktion für die bevorstehende Züricher Tagsatzung; [4.] Zusendung von Briefen zur geplanten Erneuerung der Niederen Vereinigung; [5.] Warten auf ein Schreiben Sernteins.
Lier, 11. Juni 1512
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 256/VIII, fol. 39, Orig. Pap. m. S. (eigenhändig).
[1.] Edler, lb. H. canzler, am vergangen erichtag [8.6.12] hab ich euch von Brüssel aus nach der leng geschriben, versich mich, solh mein schreiben [Nr. 1822] seye euch gewislich zukommen. Ksl. Mt. hat mich an gestern [10.6.12] abent von Antdorf [= Antwerpen] hieher erfordert, und reit morgen widerumb dahin. Ksl. Mt. wirdet erst ubermorgen [13.6.12] darkumen.
[2.] Hiemit kombt euch von ksl. Mt. beschaid auf des Reichs antwort [Nr. 990], wie ir sehen werdet. Ir werdet wol ermessen, waz ksl. Mt. darinnen tunlich ist. Ir Mt. hat solhs in al weg dermassen haben wellen.
[3.] Morgen [12.6.12] wurdet widerumb ein post mit dem beschaid auf den tag gen Zürch.1 Dabey will ich euch meer schreiben.
[4.] Ich schick euch hiemit widerumb zu die brief von wegen der nider verain im Elsas [vgl. Abschnitt IV.7.2.], und bedunkt mich, daz man gleich die alt verain an die hand neme und sich darinnen ersehe. Daraus mocht allerley genomen, so darzu zu besserung gesetzt möchte werden. Damit vil seliger zeit.
[5.] An heut [11.6.12], als man mir sagt, ist mir ain brief von euch [liegt nicht vor], in mein selbs hand lautend, von Mecheln gen Antdorf geschickt worden. Will des noch heut gewertig sein. Wo mir der zukombt, will ich euch auf denselben antwort zuschreiben. Datum Lyr am 11. tag Juny Ao. 1512.
Nr. 1826 Zyprian von Serntein an Jakob Villinger
[1.] Krankheitszustand Gf. Eitelfriedrichs von Zollern; [2.] Baldige Fortsetzung der Beratungen der ksl. Räte mit den Ständen; [3.] Empfang der ksl. Stellungnahme zum Entwurf einer neuen Reichsordnung und der Briefe in Sachen Niedere Vereinigung.
Trier, 15. Juni 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 46a u. b, Konz.
[1.] Lb. freund Villinger, ich schreib hiemit der ksl. Mt. von wegen des von Zolrn krankheit, wie die gestalt ist [Schreiben liegt nicht vor]. Solhen brief hab ich bey drein stunden aufgehalten, zu sehen, wie sich sein krankheiten weiter mit ime schicken wolten, aber ich kan an ime kein pesserung befinden. Und fueg euch demnach zu wissen, daz sich warlich sein sachen ye lenger ye mer pösern, und ligt ime so vest im haubt, daz er nur slafen wil, auch der smerzen, so er sunst harnens halben und in ander weg hat, gar vergisst und mynner emphindlich ist. Und swer darauf, das ine der slag berurn mocht, und ist seins lebens vast [= sehr] zu besorgen nach aller gelegenheit und zeichen, so die arzt an ime erkennen.1 Darauf haben wir ine dahin pracht, daz er an heut [15.6.12] nach dem fruemal gepeicht hat und das hochwirdig sacrament und hl. ölung zu emphahen willens ist, auch sein testament ordnen und machen,2 und wil sich also ganz zu Got schicken und ergeben, und ist warlich nit wol hoffenlich, das er widerkomen mocht, als mich und die ärzte sein wesen ansächt, und allein die gnad Gots mag ime helfen, auch diser zeit nit muglich, daz er etwas in den hendeln, so uns ksl. Mt. yetz jüngst der stende halben zuegeschriben hat [Nr. 1820], tun mag oder ausrichten möge.
[2.] Aber nichtdestmynder hab ich den stenden lassen ansagen, [die werden] auch auf morgen [16.6.12] beyeinander [sein]. Denen wil ich mitsambt dem [Gf. Sigmund] vom Hag, H. Caspern von Mörsberg, [Michael von] Volkenstain und Dr. Reichenpach die sachen nach laut ksl. Mt. schreibens mit guetem und getreuen vleis handlen und daryn tun, was uns muglichen ist. Und was uns darauf von inen begegnet, auch wie sich des von Zolrn sachen schicken werden, das wil ich der ksl. Mt. und euch alsdan zum furderlichsten zuschreiben, mit vleißiger begere, ir wollet demnoch der ksl. Mt. solhes anzeigen und berichten und das ich in irer Mt. sachen fur mein person allzeit das pest tun und nichts underlassen wolle, sovil mir immer muglichen sein mag. Dergleichen werden die andern auch tun. Das hab ich euch in der eyl nit wollen verhalten. Datum Trier 15. Juny Ao. 12.
[3.] Nachschrift: Eur schreiben, den 11. tag aus Lyer mit aigner hand [Nr. 1825], hab ich vernomen und dabey beschaid auf der stend antwort von ksl. Mt. emphangen. Und wiewol die sachen groß sein, so wil ich doch mitsamt obberurten ksl. Mt. reten darin tun, sovil muglich ist. Die brief der nidern verain hab ich auch emphangen und wie mir [bricht ab].
Nr. 1827 Jakob Villinger an Zyprian von Serntein
[1.] Entschuldigung für ausstehende Antwort auf Briefe; [2.] Warten auf die Erwiderung der Reichsstände auf die ksl. Stellungnahme zu ihrem Entwurf einer neuen Reichsordnung, Hoffen des Ks. auf das Erscheinen der Stände in Köln; [3.] Bevorstehender Entsatz der belagerten Stadt Anholt; [4.] Zahlreiche Aufgaben Villingers, Klage über den Konflikt mit Geldern; [5.] Bitte um Engagement zugunsten einer Reichshilfe für den Geldernkrieg.
Antwerpen, 16. Juni 1512
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 256/VIII, fol. 40, Orig. Pap. m. S. ( p.m.p.).
[1.] Besunder lb. H. canzler, ich hab drey brief [liegen nicht vor] von euch emphangen und euch darauf noch antwort zu geben. Hab in ganzer warheit yetzo der weil nit, will es aber morgen [17.6.12] tun und euch ein lange history zuschreiben. Dorum bit ich euch, mich entschuldigt zu haben.
[2.] Ich hoff ye, die antwort der ksl. Mt. auf des Reichs stend fursleg [Nr. 900] seye euch gewislich zukommen und ir handelt yetz darauf und werdet bald ksl. Mt. der stend entslus zuschreiben. Ich versihe mich ye, sy werden sich auf Collen begeben. Ksl. Mt. sehe es vast gern Geldern halben.
[3.] Heut [16.6.12] und morgen wurdet unser volk in daz veld fertig, Anhalt zu entschütten, davor der von Geldern yetz ligt.
[4.] Ich hab warlich vil zu tun, dan hie an hof sihe ich wenig, so ksl. Mt. aigen sachen zu herzen nemen. Es muß ksl. Mt. kriegsvolk in daz veld gefertigt und sunst am hof mit gelt auch underhalten werden. Ich hab dhein ruw oder feyren. Ich wolt ye gern, daz wir allenthalben mit eren bestuenden. Wan nur nit der teuflisch geldrisch handel were, so were den sachen gut fug zu finden. Aber die sach plagt daz ganz wesen.
[5.] Mein H., habt vleis beym Reich umb ein hilf zu oder gegen dieselb sachen, ir werdet dem Ks. wol so ain groß gefallen daran tun und sunst ein nützlich, gut, loblich werk. Ich kann von euertwegen herniden nichts von gelt erlangen; daz mir nit wol kombt. […] Damit habt mich excusirt. Ich will euch bald meer schreiben. Datum Antdorf den 16. tag Juny Ao. 1512.
Nr. 1828 Vinzenz Rogkner an Zyprian von Serntein
[1.] Empfang mehrerer Briefe Sernteins; [2.] Unklarheit über den Verbleib von Schreiben an den Ks. und Rogkner; [3.] Ausbleiben angekündigter Briefe an Renner und Vogt; [4.] Zurückstellung der niederösterreichischen Angelegenheiten durch den Ks. bis nach Beendigung des Geldernkriegs; [5.] Schreiben Niklas Zieglers zu seinem Konflikt mit Köln; [6.] Haltung des Ks. in Sachen Augustiner-Chorherrenstift Ingelheim; [7.] Ksl. Wunsch nach fortlaufenden Informationen über den Stand des hessischen Konflikts; [8.] Bevorstehendes Bankett des Ks.
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 55-56, Orig. Pap. m. S.
[1.] Gn. [H.], mir sind an gestern [20.6.12] durch des Banissy schreiber ainen etlich brief, von euer Gn. ausgeend [liegen nicht vor], uberantwurt worden, die ich mit irem inhalt vernomen.
[2.] Nun schreibt mir euer Gn. under anderm und tut meldung von etlichen briefen, so euer Gn. und die hofrete ksl. Mt. irer Mt. schiken, nemlich von wegen der stend des Reichs [Schreiben liegt nicht vor], auch von einem brief, so H. Wolfgang von Polheim der ksl. Mt. tut in geheim antreffend den rukusch [= Reichstag] zu Hungern [liegt nicht vor]. Derselben schriften oder brief mir aber kainer nicht zukumen, wais auch nicht, wer die hat emphangen. Und bin also an gestern nachmittag von Antwerp aufgewesen und hieher zu ksl. Mt., die auch denselben [Tag] hieherkumen ist, geritten. Villinger, Banissy und der merertail hofgesind ist dort zu Antwerp beliben. Villinger ist noch heut [21.6.12] nicht gekommen. Die ksl. Mt. fragt mich heut, ob ich kain schriften von euer Gn. hiet des Reichs stende betreffend. Darauf ich irer ksl. Mt. oberürt meynung und eurer Gn. schreiben angezeigt und ir Mt. keinen andern bericht tun mugen, versiche mich aber, Villinger werde nicht aussenbeleiben. Villeicht hat derselb die brief. [...]
[3.] Euer Gn. schreibt mir auch, dem Renner und Vogt ir brief [liegt nicht vor bzw. Nr. 1823] zu überantwurten; sein mir auch nicht worden. So wissen sie auch nicht davon zu sagen, sie sein auch hie. Wo mir aber einicherlay noch zukomen, darin wil ich euer Gn. bevelh noch handlen.
[4.] Von wegen H. Wolfgangen von Polheim sun [Cyriak] hab ich ksl. Mt. die meynung anzeigt und ir Mt. angehalten umb beschaid. Hat mir ir Mt. gesagt, euer Gn. zu schreiben, daz ir demselben von Polhaim anzaigen sullet, wie sich die sachen seines suns halben ytzo nicht schiken wellen, dann ir Mt. all sachen und hendl diser niderösterreichischen lande, das regiment und anders betreffend, ditzmals bis zu ausgang des geldrichschen kriegs, darin sein Mt. yetzo handlet, angestellt hab. Sobald sich aber derselb andern wirdet, welle ir Mt. der sachen gnediglichen ingedenk sein und im darin gn. beschaid geben, und das er [sich] mitler zeit also geduld.
[5.] [...] Ziegler hat, als ich nicht anders wais, sein antwurt in den sachen wider bürger zu Cöllen [vgl. Abschnitt IV.5.11.13.] hinaufgeschikt, wie euer Gn. ungezweifelt nu vernomen. Also hat mir [Melchior] Phinzing angezaigt. Er ist auch noch zu Antwerp, wil im aber, so er hieherkumbt, darumben zusprechen.
[6.] [...] Item des brobst und convent zu Ynglenheim confirmation [Nr. 1532] ist verzaichent. Aber die andern zwen brief der 40 fl. halben wil ir Mt. nicht verzaichnen, sagt, hab es nicht zugesagt zu geben, anders dann, soferr ir Mt. des schuldig were, in verfolgen zu lassen. Hab aber deshalben nicht[s] von den münichen gesehen, sonder gesagt und bevolhen, darin erkundigung zu tun, und nemlich bei dem [Hans Jakob] von Mörsperg und zinsmaister [Hans Heinrich Armstorffer]. Sei ir Mt. noch kain underricht zukomen und mir bevolhen, euer Gn. die brief widerumben zuzusenden, solh sachen bemelten von Mörsperg und zinsmeister zu wissen zu tun, sich darin lauter zu erkunden und ir Mt. darauf bericht zu tun. Darin wais sich euer Gn. wol zu halten.
[7.] Ich hab auch irer ksl. Mt. euer Gn. schreiben und underricht beruerend die hessischen sachen [liegt nicht vor] furbracht und nach lengs gelesen. Und ist irer ksl. Mt. meynung nochmals, daz ir irer Mt. all schriften und was bisher darin gehandelt ist, furderlichen zuschiket, dann die Landgf.in ir Mt. teglichen umb beschaid anstrengen lasset und schreibt auch irer ksl. Mt. [vgl. Nr. 1224 Anm. 1] yetzo gleich euer Gn. schreiben widerwertig mit meldung, wie bisher noch nicht entlich beslossen sei, weder mit der tagsatzung noch sunst. Das wolt ich euer Gn. nicht verhalten, demselben also wissen volg zu tun.
[8.] Die ksl. Mt. wirdet morgen zu Vilfort [= Vilvoorde] zwischen hie und Brüssel ligen und ain panket daselbs mit frauen Margrethe etc., Hg. Karl und den jungen freulein [Ehg.innen Eleonore und Isabella] halten. Wo ferrer hin, ist mir nicht wissen. Damit tu ich mich euer Gn. bevelhen. Ich hab euer Gn. kürzlich post geschikt, wais nicht, ob sie euer Gn. worden ist oder nicht, dieweil mir euer Gn. nicht davon schreibt. Datum Mechlen 21. Juni 1512.
Nr. 1829 Vinzenz Rogkner an Zyprian von Serntein
[1.] Ausfertigung ksl. Verfügungen zum Geleitbruch bei Forchheim; [2.] Verschiebung der Streitsache Niklas Ziegler gegen Rst. Köln bis zur Ankunft des Ks. in Köln, Erkrankung Zieglers; [3.] Aufschub des Konflikts zwischen dem EB von Köln und der Rst. Köln bis zum dortigen Eintreffen des Ks.; [4.] Dessen Verhandlungen mit den Gesandten Hg. Johanns III. von Kleve und dem Bf. von Utrecht über eine Hilfe für den Geldernkrieg; [5.] Abfertigung des Regensburger Reichshauptmanns Thomas Fuchs; [6.] Vorbereitungen des Ks. für seine Reise nach Köln; [7.] Übersendung eines Briefs Johann Storchs; [8.] Unzufriedenheit des Ks. mit dem vorgesehenen Antwortschreiben an den Kg. von Ungarn; [9.] Abfertigung der ksl. Furiere nach Köln.
ohne Ort, 4. Juli 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juli, fol. 29-30, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: Zu aigen handen).
[1.] Gn. H., als mir euer Gn. kürzlich hievor geschriben [Schreiben liegt nicht vor] von wegen der handlung betreffend die teter, so die kaufleut in meins gn. H. von Bamberg Ft. und glait vor verschiner zeit nidergeworfen, hab ich dieselb sachen ksl. Mt. furbracht und zu erkennen geben und darauf mitsambt H. Niclasen Ziegler das pest gehandelt und sollicitirt. Und hat ir ksl. Mt. demnach, ain commission auf bemelts meins H. von Bamberg anzaigen zu verfertigen, bevolhen mitsambt andern briefen, wie euer Gn. hiebei vernemen werden. Dieselben brief hab ich, dieweil die am hofe ausgeen, underschriben. Aber euer Gn. mag die nach verlesung mit irem secret dabei versigeln lassen. Und ist der ksl. Mt. meynung und bevelh, das euer Gn. solh commission und brief furderlichen und unverzogenlich uberantwurten und darauf handeln lasse, wie das euer Gn. wol zu tun wais.
[2.] Dann in den sachen betreffend H. Niclasen Ziegler und die von Cöln [vgl. Abschnitt IV.5.11.13.] hab ich ksl. Mt. auch furbracht und zu erkennen geben. Aber ir Mt. vermaint, dieweil doch ir Mt. yetzo selbs am hinaufziehen ist und sonderlich gen Collen, dieselb sachen also ansteen zu lassen, bis ir Mt. hinaufkume. So beswert sich auch H. Niclas der commission, wie ich euer Gn. vormals schriftlichen angezeigt hab. Demnach wil ich die commission und sachen also by handen behalten. So ist H. Niclas Ziegler vorgestern [2.7.12] krank worden, ligt ganz darnider, als ich vermein, seines febers. Versihe mich auch nicht, als ich davon hört sagen, das er in kürz hinaufkumen werde, sonder muß also ain zeit krankheit halben herniden beleiben. Heut [4.7.12] ist sein pöser tag, doch hat er ainen medicus bei im, der vermaint, im zu helfen. Aber krankhait halben hat er mich heut nicht fur sich lassen wellen.
[3.] Der dechant von Bunn [= Bonn, Heinrich von Schmalkalden] ist auch abgefertigt. Aber im ist kein brief gefertigt worden, dann ksl. Mt. wil die sachen1 ansteen lassen bis auf ir zukunft hinauf gen Collen. Und wirdet derselb dechant, als ich mich versiehe, morgen [5.7.12] mit den gülchischen reten, so ungeverlich vor vier oder fünf tagen hieher kumen und nun auch abgefertigt sein, hinwegziehen.
[4.] Die ksl. Mt. hat mit den Gülchischen, auch mit meinem gn. H. von Utricht, der auch hieherkumen ist, gestern [3.7.12] der geldrischen sachen halben gehandelt, und ist von ainer hilf wegen. Versiehe mich, sie werden es tun. Das furnemen ist gut, Got geb, das wol gerate und bald zu ende kume.
[5.] Item Thomas Fuchs, haubtmann zu Regenspurg, ist auch abgefertigt mit instruction [liegt nicht vor] und mandaten [Nr. 1490-1492] an die von Regenspurg, wie euer Gn. vernemen wirdet, so er zu euer Gn. kumbt oder ich euer Gn. berichten wil zu meiner zukunft.
[6.] [...] Die ksl. Mt. ist des willens, von morgen uber 8 tag ungeverlich zu Collen zu sein. Hat den dechant von Bunn bevolhen, mit [meinem] gnst. H. von Collen zu handeln, auf heut 8 tag 50 pherd gen Ach zu schicken irer Mt. entgegen. Wolt ich euer Gn. nicht verhalten.
[7.] [...] Des Storchs brief, mir negst zugeschikt [liegt nicht vor], hat Villinger euer Gn. gestern zugeschikt. Den wais euer Gn. wol zu fertigen, wie sich geburt.
[8.] [...] Auf den hungrischen brief, mir von euer Gn. zugeschikt [liegt nicht vor], macht Jacobus de Banissis ain antwurt; er hat dieselb sachen vormals auch gehandelt. Aber ksl. Mt. ist nicht wol zu paß von wegen des lesten artikels, darin, wie euer Gn. villeicht wais, durch Kg. von Hungern anzaigt, ksl. Mt. sol on sein wissen keinen vertrag mit Venedigern angenomen haben. Sagt, was es in angee, er hab im doch bisher nicht geholfen etc.
[9.] Die ksl. Mt. hat in diser stund ir furir, den Micheln H[der Rest des Namens ist unleserlich] und Weinprechten, hinweggeschikt auf Collen, umb herberg zu bestellen. Hab ich mit dem Weinprechten geredt euer Gn. halben, sagt, er wolle das pest tun. Wolt ich euer Gn. nicht verhalten und tu mich damit euer Gn. bevelhen. Datum eylends 4. tag Julii Ao. etc. 12.
Nr. 1830 Zyprian von Serntein an Bf. Matthäus von Gurk
[1.] Angekündigte Meinungsäußerung Bf. Matthäus’ von Gurk und Paul von Liechtensteins zum Entwurf einer neuen Reichsordnung; [2.] Schwierige und kontroverse Verhandlungen über den Entwurf auf dem Reichstag; [3.] Aufforderung des Ks. an die Stände zum Erscheinen in Köln, deren Aufbruch in Trier, baldiges Eintreffen Sernteins in Köln; [4.] Verschieben des Beschlusses über die neue Reichsordnung bis zum Kölner Reichstag; [5.] Spekulationen zur Teilnahme verschiedener Ff. am Reichstag; [6.] Mutmaßungen hinsichtlich der dort bevorstehenden Verhandlungen, der große Zulauf zu den Zeigungen des Heiligen Rockes als Grundlage der Ertragsberechnungen für den Gemeinen Pfennig; [7.] Unklarheit über das Ziel von Rüstungen der Hgg. von Braunschweig; [8.] Vertagung der weiteren Verhandlungen zum Erfurter Streitfall auf den Kölner Reichstag; [9.] Übermittlung von Neuigkeiten zur Lage in den Niederlanden und am dortigen Hof; [10.] Mutmaßliche Enttäuschung des päpstlichen Gesandten über die verhaltene Reaktion der Stände auf sein Hilfeersuchen; [11.] Schreiben des Ks. an Paul von Liechtenstein bzgl. der bevorstehenden Versammlung des Schwäbischen Bundes; [12.] Rasche Übermittlung von Briefen Bf. Matthäus’ von Gurk an den Ks.; [13.] Erfolgte Übersendung des Abschieds der Züricher Tagsatzung an Bf. Matthäus, Warten auf Weisungen des Ks. für die nächste Tagsatzung, Abfertigung Johann Storchs dorthin; [14.] Bedeutung der Eidgenossen für die ksl. Politik, Bitte um Übersendung von Bf. Matthäus’ Einschätzung hierzu; [15.] Antwort auf dessen vorgebrachte Klage wegen unzureichender Vollmacht, Zusicherung jeglicher Unterstützung bei seinen Verhandlungen; [16.] Zusendung einer Aufzeichnung über die Verhandlungen des Ks. mit dem französischen Gesandten Medulla; [17.] Übermittlung eines Schreibens Kg. Wladislaws von Ungarn an den Ks.; [18.] Zusicherung einer Antwort auf alle eventuell noch unerledigten Anfragen; [19.] Tod und Testament des verstorbenen Gf. Eitelfriedrich von Zollern; [20.] Warten auf Nachrichten Bf. Matthäus’ in Sachen Tiroler Landtag; [21.] Übersendung von Briefen für den päpstlichen Gesandten an Banissis.
Koblenz, 5. Juli 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juli, fol. 34a-38b, Konz.
[1.] Gruß. Also ich euch anfenglich hab zugeschikt der reichsstend antwort, so sy ksl. Mt. am ersten gegeben haben [Nr. 989/I], das ir und H. Paulsen [von Liechtenstein] dieselben solt ubersehen und euren ratslag daruber machen und denselben alsdan mir zuschiken. Nu habt ir mir aber von Sterzing aus geschriben [Schreiben liegt nicht vor] und anzaigt, das ir der grossen gescheft halben, so ir zu Ynsprugg gehebt habt, solhe antwort nit uberschicken oder mitsamt H. Paulsen die ratsleg daruber machen mogen. Aber nichtdestminder so wellet ir daruber sitzen und euer gutbedunken darauf machen und H. P[aul] das alles zuschicken, sein ratsleg auch darüber machen und mir darnach zuzuschicken.
[2.] Hab ich euch darnach weiter anzeigt und ein copi der antwort, so ksl. Mt. den stenden widerumb gegeben hat [Nr. 990], zugeschickt, die euch auch an zweifl worden ist. Auf solhs sein die stend etwo lang zeit ob solher antwort gewest und sych warlich derselben ksl. Mt. antwort groß und merklich beswert und viel mit mir davon disputirt, und sonderlich die, darzu sich ksl. Mt. vil guts versicht und auch guts maynet, und anzeigt, das nit muglichen sei, solch ir Mt. begeren dismals zu erlangen. Nu hab ich euch nicht allein zugeschickt die antwort, so ksl. Mt. den stenden gegeben, sondern auch aller briefe, so ksl. Mt. solher sachen halben weyland dem von Zollern und mir mit aigner hand und sonst geschrieben hat, copien zugeschikt [liegen nicht vor]. Und so ir die gegeneinander uberseht, so findt ir lauter und clar, das ich nit alles angezeigt oder furgeslagen hab, dann das ich der[en] rat het, die die sach gut mainten. Achteten sy dafür, wo man alles begert, wird eins mit dem andern abgeslagen. Und ich acht dorfür, hett ich nit mit etlichen der trefflichsten zuvor von allen sachen disputiert und abgericht, so wer ein grosse zerrüttung aus diesem handel worden. Und glaubt, das hierinnen etwas sunders gehandelt ist worden auf einen neuen possen [= Entwurf], also das sich die stend anfenglichen tractirt und in grosser gehaim gehandelt und dornach erst ainen kleinen ausschus von vier person gemacht, dermassen, das ich nit vil hab von inen können erfaren. Aber zuletst hab ich dennoch erfaren, als vil als müglichen gewest ist, und ksl. Mt. alles das zugeschrieben, das die notturft erfordert hat [Schreiben liegt nicht vor]. Und zu merer underrichtung derselben schriften schick ich euch hiemit copeien, daraus ir vernembt, wie all sachen gehandelt sein. Und wiewol ain antwort beslossen ist gewesen, ksl. Mt. dieselbe zu geben, so hab ich doch fur und fur mitsampt andern ksl. Mt. reten practicirt, dieselbe antwort pesser zu erlangen.
[3.] Und als die handlung zu besluss hat komen sollen, ist ein brief von ksl. Mt. an die rete und mich kommen [liegt nicht vor], das ir Mt. begert, das die reichsstend zu irer Mt. gen Collen kommen sollen laut eingeslossener copie. Auf solhs haben die ret und ich sovil bei den stenden gehandelt, das sie sich verwilligt haben, gen Colen zu ziehen, wie wir das ksl. Mt. laut eingeslossner copi geschrieben haben [Schreiben liegt nicht vor]. Auf solhs ist der aufbruch zu Trier beschehen, und versich mich, das diese kunftig woche all Kff. und Ff., so zu Trier gewesen sein, mitsampt andern stenden daselbs zu Coln sein werden. So bin ich auf heut, datum [5.7.12], zu wasser hieher komen und, ob Got wil, morgen zu Coln zu sein.
[4.] Mittler zeit so ist mir abermals ein schrift von ksl. Mt. komen, die allein an mich in mein hand gelaut hat [liegt nicht vor], des ich euch auch ein copi zugeschickt. Daraus ir ksl. Mt. gemüt vernemen werdet. Aber ich hab auf denselben brief nichts gehandelt, aus ursachen, das solhs nit not gewesen ist. Und ich hab die antwurt, so die stende beslossen hetten, noch nit angenomen, sonder dieselben bis gen Coln geschoben, dann ich bin ganz der hofnung, so ksl. Mt. selbs zu Coln sei, sy werden villeicht ein pesser antwort geben. Aber ich acht darfür, das sy gar pald und furderlich zu dem besluss greifen werden, dann sy sind der zerung und costen muede. Aber ich bin noch der hofnung, es sol ain guter besluss beschehen.
[5.] Der von Wirttenberg ist hier, aber ich acht, er werd nit widerumb komen, es schrieb im dann die ksl. Mt. Ich kann euch nit schreiben, wie sich ain yeder helt, aber, ob Got wil, mundlich berichten. Der von Trier hat gestern [4.7.12] [die folgenden 2-3 Wörter sind wegen Beschädigung des Papiers unleserlich] meß zu Trier gesungen. Er werd aber auch furderlich hernach komen.
[6.] Dann ksl. Mt. person halben kann ich euch diser zeit nit schreiben. Aber sopald ich gen Coln komm, wil ich euch von stund schreiben, ob ich ir Mt. daselbst find oder wann sein Mt. dahin kombt. Ich acht aber dafür, sein Mt. werd sich nit lang saumen. Was auch weiter bemelts reichstags halben gehandelt wirdet, wil ich euch nicht verhalten. Ich bin auch der hoffnung, das mittler zeit euer und H. Paulsen ratsleg komen sollen, die vielleicht auch zu der sache dienen werden. Und tet wol not, das ir und ander ytzo zu dem besluss bei ksl. Mt. weret, dann warlich ir Mt. wenig treffelicher leut bei irer Mt. hat. Aber als vil muglich ist, soll dannoch beschehen. Und ich wil euch nichtdestminder ein copi der antwort, so die stend beslossen hetten und doch noch nit uberantwort ist, zuschicken und dabei weiter schreiben auf ainen yeden artikel, was ir bewegnus ist. Und die stende bleiben noch darauf, das der gemein pfennig, so aufgelegt sol werden, wie ir wisst, ob zehen mal hunderttausend fl. des jars tragen sol, dann es sein ytz, als man das heiltum Petri und Pauli [29.6.12] zu Trier gezeigt hat, ob hundertausend menschen da gewesen, die allein aus dem rifir sind umb Trier, und ist gewislichen also, dann ich hab mein lebtag nit mer leut beieinander gesehen, als da gewesen sind. Darumb so slahen die stend solhen pfennig so hoch an, dieweil sie vernemen, das ein solhe grosse anzal volk in dem Reich sein sol.
[7.] Weiter so zweifelt mir nit, ir wisst, wie dazumal, als ir zu Trier gewesen seit, ein grosse red was einer grossen aufrustung halben bei den Ff. von Brunsweig und andern mer und doch nymand wissend, uber wen solch rüstung geen sol. Auf das fug ich euch zu vernemen, das ein gemaine red ist, ich auch desselben glaublichen bericht bin, das die 3 Ff. [Hgg. Heinrich d. Ä. und Heinrich d. J. sowie Erich] von Braunswig[-Wolfenbüttel bzw. -Calenberg] ain trefflich fusvolk, geraisig und auch geschütz beieinander haben, aber es kann noch auf dise stund nymands wissen, wo sy iren zug hin nemen werden. Etlich zeigen an, sy wellen auf Gulch und Clef ziehen, den Ff. von Sachsen zu gut, etlich vermainen, sy wellen auf Friesland ziehen, Hg. Georgen von Sachsen zu gut. So zeigen etlich an, sy wellen ksl. Mt. ein dienst tun in das land von Geldern. Davon ich doch nichts halt. Aber in 5 oder 6 tagen wil ich, ob Got wil, solh ir furnemen erfaren und euch desselben berichten.
[8.] Dann zwischen Meinz und Sachsen versich ich mich yetzo keiner antwort, dann all parteien, auch die von Erfurt, sein gehorsamlich auf der tagsatzung erschinen und zu Trier angefangen zu handeln und bis gen Coln geschoben.
[9.] Wiewol mir nit zweifelt, ir habt von Jacoben Banisius, desgleichen von dem Villinger und Gabrielen Vogt alle neue zeitungen, wie es im Niderland und am hof stet, doch nichtdestminder so schik ich euch hiemit, was mir von bemelten Banisius, Villinger und andern zukomen ist.
[10.] Des Babst orator [Lorenzo Campeggi], so zu Trier gewesen, ist auch gen Colen, und wil mich bedunken, er sei nit wol zufriden, dann des Reichs stend im nit gleich hilf verwilligt und zugesagt haben.
[11.] Mir zweiflt nit, ir wisst, wie es des swebischen punds halben ein gestalt hat, und das ein anderer tag deshalben furgenomen solt werden. Darauf H. Paulsen auch komen sol, des er sich auch verwilligt hat. Doch so soll im die ksl. Mt. deshalben einen brief schreiben auf ein sondre meynung. Acht darfür, ksl. Mt. werd dasselb tun. Dann ich werd glaublich bericht, das im ksl. Mt. auf das schreiben, so er seiner Mt. tan hat, [die folgenden ca. 2 Wörter sind wegen Beschädigung des Papiers unleserlich] und erlaubnus halben gnediglichen erlaubt und seins begeren [das folgende Wort ist wegen Beschädigung des Papiers unleserlich, evtl. volg] tan hab. Doch so ich an hof komb, wil ich mich aigentlich erkunden und euch desselben berichten.
[12.] Verrer fueg ich euch zu wissen, das mir ein brief von euch zukomen ist, des datum stet zu Trient am 25. tag Juny [liegt nicht vor], und dabey ein grosse post, an die ksl. Mt., Jacoben Villinger und Gabriel Vogt lautende [Schreiben liegen nicht vor]. Die hab ich euerm schreiben nach aufgetan, verstanden und nit uber ein halbe stund aufgehalten, sonder ksl. Mt. eylends zugeschikt. Aus solhen schriften hab ich vil neue zeitungen verstanden, der ich euch ganz vleissigen dank sag. Verstee auch aus denselben euern schreiben, das euch 2 posten von mir zukomen sein. Seit on zweifel, alles das, so mir furfelt, sol euch unverhalten nit beleiben.
[13.] Weiter betreffend die handlung auf dem tag zu Zürich1 seit ir einer instruction und darzu, was auf solhem tag gehandelt und beslossen worden ist, von mir eigentlich wartend, dann ksl. Mt. sachen ruen vast [= sehr] darauf etc. Fueg ich euch zu wissen, das ich euch solch instruction [liegt nicht vor] und was auf dem negstvergangen tag daselbs hat sollen gehandelt werden, zugeschikt. Desgleichen hab ich euch zugeschikt den abscheid desselben tags [Nr. 888], ongezweifelt, derselb sei euch eigentlich zu euern handen kommen. Ich hab ksl. Mt. dieselb handlung auf der post eylends zugeschikt, domit sich ir ksl. Mt. auf solhen abschid entlichen entsliessen sol, irer Mt. auch geschriben laut eingeslossner copi [Schreiben liegt nicht vor]. Nu hab ich auf solh ir Mt. antwort zu Trier gewart bis auf sambstag vergangen [3.7.12] zu acht uren, aber mir ist kein antwort oder bescheid weiter von irer ksl. Mt. zukomen. Hab ich zu Trier nit lenger verharren mugen, sonder daselbs abscheiden müssen. Und hab den freitag zuvor [2.7.12] Johann Storchen mit grosser mue zu den Aidgenossen abgefertigt. Denselben hab ich zu Trier gelassen und im bevolhen, auf die instruction zu warten. Und sopald dieselb von ksl. Mt. kombt, so sol er dieselben paket alle aufbrechen, und was er von dem Sweizer handl dorin find, es sei instruction oder anders, so sol er dasselbig eylends auf der posterei Schenk Cristoffel [von Limpurg] und andern reten zuschiken und sich derselb Storch eylends hinabfugen. Und wiewol er nit auf den angesetzten tag komen mag, so wird er sich doch nichtdestminder furdern und darnach fur und fur zu Zürich beleiben. Ich hab im auch bevolhen, euch alle handlung und was alzeit furfelt, zuzuschiken und euch auf der posterei zu berichten, als er auch sonder zweifel tun wirdet. Sopald ich auch gen Coln kumb, so wil ich zu dem Gabriel Vogt schiken umb ein copi der instruction und was er auf disem künftigen tag2 handlen sol und euch desselben auch berichten.
[14.] Ir zeigt in eurm schreiben an, das eur handlung vast rue auf der Sweizer handlung. Das glaub ich wol, hab auch solchs aus den schriften, so ir ksl. Mt. zugeschikt habt [liegen nicht vor], verstanden. Nu wolt ich euch gern mein gutbedunken in solhem anzeigen, so bin ich des nit weis genug. Dazu auch so weiß ich nit, wie die handlung in Mayland stet, auch was ksl. Mt. gemüt ist. Mich bedunkt aber auch, das aller handl vil an den Sweizern lig, und mich gut bedeucht, das ksl. Mt. an euer wissen und rat nichts handlet, und wann der sachen halben solt gehandelt werden, das solhs beschech mit euerm rat oder das ksl. Mt. euch gewalt geb, mit den Aidgnossen zu handeln, dann mich wil nit ansehen, das nicht fruchtparlichs muge gehandelt werden, wann ksl. Mt. waiß nicht, was die Aidgenossen im veld tun. So seit ir an einer seiten, ksl. Mt. auf der andern, die Aidgnossen in der mitt. […] Darumb so bedunkt mich, das gut wer, das ir mir euer gutbedunken von stund an auf der post zuschribt, dann on zweifel, ir werd den abscheid von Zurich des kunftigen tags auch pald wissen, wiewol ich darfur acht, das itz auf disem tag nichts ganz fruchtpers gehandlt mug werden, aber doch künftiglich zu wissen euer gutbedunken, wie ir doch maynt, das sich ksl. Mt. in solchen sachen schiken solt.
[15.] Ir zeigt mir in einem sondern zedl an, ir sehet noch nit ganz guten grund in unsern sachen, ir konnt auch noch nit wissen, wo die hinaus wollen, so habt ir auch keinen rechten gwalt etc. Ir wisst ksl. Mt. gemüt, wie sich dasselbig in disem handel schikt. Und darumb so zeig ich euch guter maynung an, das mich will bedunken, das ir die sachen in die hand müsst nemen und alles das, das ir in craft euers gwalts handlen oder tun mugt, das ir dasselbig tut. Wo ir aber nicht gwalts genug habt, so ist mein gutbedunken, das ir dem Villinger und mir anzeigt, was ir maint, das ir noch weiter fur gewalt wollt haben, so wollten wir bei ksl. Mt. handlen, das ir Mt. euch solhen gwalt geb. Zum andern, was ir vermaint, das die ksl. Mt. sol handlen, und wie es wer gegen die Sweizer oder in ander weg, das ir dasselb schriftlichen anzeiget. So welten der Villinger und ich sovil vleiss furkeren, als vil uns ymmer muglichen wer, ksl. Mt. in der rechten pan zu halten, damit alle sachen in euern henden beliben, allein ksl. Mt. zu gut, dann es wil sich ye nit schiken, hie und [die folgenden 1-2 Wörter sind wegen Beschädigung des Papiers unleserlich] zu handlen und nit concordiren. Dann ich sich, das ydermann sein sach ausricht, allein wir bleiben allein dohinden, und wachsen uns die hendel uber den hals, und alle verlust felt auf uns.
[16.] Meister Vinzenz [Rogkner] hat mir dise eingeslossen zedel [liegt nicht vor] geschriben. Daraus ir verstet, wie ksl. Mt. mit dem Medulla gehandlt hat. Aber so ich gen hof komb, wil ich erfaren, was das sei und euch desselben alsdan von stund berichten. Aber ich zaigs euch allain darumb an, das ir sehet, wie gehandlt. Darumb wirdet aus not sein müssen, das ksl. Mt. nichts handl oder nymands nichts furslag, man zaiget euch dann zuvor dasselbig an. Und so ich gen hof komb, wil ich in solchem handeln und was mir begegnet, euch dasselbe unverzogenlich berichten.
[17.] [...] Der Kg. von Hungern hat ksl. Mt. abermals geschriben, des ich euch hiemit ein copei zuschik [liegt nicht vor].
[18.] Ich versich mich, ir habt numals auf alle schreiben, so ir mir [geschickt] habt, antwort von mir empfangen. Was aber nicht beschrieben, wil ich kunftiglich erstatten und antwurt darauf geben.
[19.] Das euch des von Zollern abgang laid sei, glaub ich ganz wol, doch muß man Got dem allmächtigen seinen willen lassen. Er ist cristenlich gestorben und sein testament ordenlich gemacht, wie ich euch dann vor angezeigt hab [Nr. 1826 [1.]].
[20.] [...] Das ir die instruction auf den landtag in Tirol [liegt nicht vor] empfangen und derselben Dr. Kuen ain copei zuegeschikt, hab ich verstanden und wart teglich eurs beschaids, was ir hierin gehandlt habt.
[21.] Die zwen brief, an des Babst orator lautend [liegen nicht vor], hab ich dem Banisius zugeschikt. Wolt ich euch nicht verhalten und tue mich euch hiemit bevelhen. Datum Cobolenz am 5. tag July Ao. etc. 12.
Nr. 1831 Zyprian von Serntein an einen ungenannten Viztum
[1.] Ankündigung einer baldigen Antwort des Ks. auf das Schreiben Kg. Wladislaws von Ungarn; [2.] Fortsetzung des begonnenen Reichstags in Köln.
Köln, 12. Juli 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juli, fol. 93a, Konz.
[1.] Lb. vitztumb, ich hab den brief von der kgl. wird zu Hungern [liegt nicht vor], den ir mir zugeschikt habt, ksl. Mt. furderlich zugeschikt, versich mich auch, ir ksl. Mt. werde darauf pald antwort geben. Und so mir die zukumbt, wil ich euch dieselbe unverzogenlich zueschiken. Ich kan auch wol gedenken, das ir hierin guten vleys habt furkert. Das wil ich ksl. Mt. anzaigen.
[2.] Verrer fug ich euch zu vernemen, das der reichstag zu Trier von dort hieher gen Cöln verändert worden ist, und sein die Kff., Ff. und stende des Reichs, auch ander potschaften und gesandten auf bemeltem reichstag der merer tail hieher komen. Und versech mich genzlich, das ksl. Mt. auch in 3 oder 5 tagen gewislich hieher kome. Alsdan wirdet der reichstag, dorfur ichs acht, hie gar volendt. Wolt ich euch nicht verhalten. Datum Coln 12. July Ao. 12.