Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bedenken gegen die Durchführung eines Landtags in Tirol; [2.] Verhandlungen des Ks. mit den Reichsständen über die Verlegung des Reichstags nach Antwerpen oder Köln, Abreise des Ks. in die Niederlande, Warten auf seine Rückkehr; [3.] Bereitschaft, den Ks. zur Verlängerung des Innsbrucker Regiments zu bewegen; [4.] Empfohlenes Abwarten bei der Einberufung eines Landtags; [5.] Abreise des Bf. von Gurk aus Trier mit unbekannten Aufträgen.

[Trier], 23. Mai 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 393, fol. 202a-204b, Konz.

[1.] [Der Anfang des Stückes fehlt.] Dann sein ksl. Mt. vermaint, kainen landtag [in Tirol] zu halten, ir Mt. wer dann personlich dabey. Nu verstee ich1 aus euerm schreiben [liegt nicht vor], das ir in zwiflung setzt, obschon ir Mt. auf ainen kunftigen landtag schiken und etwas begeren würd, das solchs nicht verfengklichen sein würd, wiewol irs zu ksl. Mt. willen setzt, ob ir Mt. schiken well oder nit. Nu acht ich zway: das erst, das ir Mt. durch kainen commissari auf kainem landtag ichts erlangen werd, das ander, obschon ir Mt. persondlichen kem, so werd glich als vil sein, dann ich wais das unvermugen der landschaft, hab auch ir Mt. dasselb gnugsam anzeigt. Und darumb acht ich wol darfür, das man von kainer hilf wegen kainen landtag machen dörft. Aber ich wills nichtdestminder ksl. Mt. auf das furderlichist anzeigen und irer Mt. willen vernemen. Aber ich wil ir Mt. raten, das ir Mt. solh furnemen abstell.

[2.] [...] Aber wie dem allen, so füg ich euch zu wisen, das die ksl. Mt. begert hat an die stend des Reichs, das sie solden mit irer Mt. gen Antorf [= Antwerpen] ziehen und den reichstag daselbs halten [vgl. Nr. 1651 [6.], 1687 [2.], 1786 [2.]]. Das haben sy abgeslagen aus vilerlay ursachen. Nachvolgend hat ir Mt. begert, mit irer Mt. gen Coln zu ziehen [vgl. Nr. 1716 [7.]]. Das ist von den stenden verwilligt. Ist ir Mt. widerumb doreingefallen und anzeigt, das frau Margarethe irer Mt. geschrieben, das sy die stende von allen Niderlanden 14 tag beyeinander gehabt hab. Die wellen nichts tun, verwilligen kain gelt, geben kainem soldner underhalt, auch nit voneinander komen bis auf ksl. Mt. zukunft. Es sei auch ain grosse ungehorsam und allerlai praktiken vorhanden. Demnach so sei ir Mt. entslossen und well eylends hinab zu den stenden gen Prüssl. Darumb sei ksl. Mt. ernstlich maynung und beger, das die stend mittler zeit hiebleiben. So well in [= ihnen] ir Mt. versprechen und zusagen, das ir Mt. in 21 tagen gewislichen widerumb hie sein well. Auf solhs ist sein Mt. am vergangen montag [17.5.12] hie weg, und ist ir Mt. gesagt, wo ir Mt. auf den 21. tag ires wegziehens hie nit widerumb hie sei, so mocht ain aufbruch von den Ff. beschehen und alsdann all mue und arbait und handlung vergebens sein. Auf solhs hat ir Mt. auf das höchst abermals versprochen und zugesagt, das ir Mt. der zeit irs widerkomens nicht felen, sonder irem zusagen nachkomen well. Nu sein an solher zeit heut 7 tag hinweg, und als[o] die stend verhoffen, das ir Mt. in 14 tagen gewislichen widerumb hie sein welle.

[3.] Hat den Ks. unverzüglich über die von den Regimentsmitgliedern bekundete Dringlichkeit der Verlängerung des Innsbrucker Regiments informiert und zudem Vinzenz Rogkner Weisungen erteilt, was er diesbezüglich beim Ks. unternehmen soll. Und nachdem ich mich aber versich, das ir ksl. Mt. mit grossen gescheften bei frau Margrethen, auch bei den stenden beladen sein wirdet und ir Mt. ir hoch zusagen und glauben den stenden halten well, als sy sich, wie vurstet, genzlichen versicht, so werd sein Mt. nit uber 4 ader 5 tage doniden bleiben mugen, sondern iren weg widerumb herauf nemen. Unterwegs soll Rogkner sich nachdrücklich um eine Entscheidung des Ks. in Sachen Regimentsverlängerung bemühen. Hat er keinen Erfolg, so wird er (Serntein) sich selbst mit aller Kraft dafür einsetzen, daß der Ks. die Verlängerung vornimmt. Sollte dieser dafür Hinderungsgründe ins Feld führen, wird er die Regimentsmitglieder sofort davon in Kenntnis setzen.

[4.] Empfiehlt, mit dem geplanten (Tiroler) Landtag so lange zu warten, bis klar ist, ob der Ks. die Regimentsverlängerung bewilligt oder nicht. Lehnt er sie ab, könnte in der Tat ein Landtag erforderlich werden.

[5.] Hofft, daß der am 19. Mai (aufferabent) nach Augsburg abgereiste Bf. von Gurk sich dort nicht lange aufhalten, sondern rasch nach Innsbruck weiterziehen und die Regimentsmitglieder über seine Aufträge informieren wird. Er (Serntein) würde gerne darüber schreiben, doch sind sie ihm nicht bekannt. […] Datum sontag exaudi 23. May Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Das vorliegende und die übrigen von derselben charakteristischen Hand stammenden Schreiben in diesem Abschnitt tragen zwar durchwegs keine Unterschrift, doch kann es sich bei ihrem Verfasser aufgrund der inhaltlichen Zusammenhänge nur um Zyprian von Serntein handeln.