Argumente gegen ein Generalkonzil als derzeitigen Weg zum Religionsvergleich. Befürwortung eines Kolloquiums in Form einer sofortigen Konsultation der Mitglieder des Religionsausschusses. Vorlage eines Gutachtens zu den verglichenen und noch strittigen Punkten vor den Reichsständen.
Den Reichsständen übergeben1 und von diesen kopiert am 24. 12. 1556.
HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 6’–9 (Kop. Überschr.: Volgt der röm. kgl. Mt. resolution auf der stend und pottschafften gespaltenen ersts bedenckens in puncto der religions sachen, den stenden zuegestelt in Vigilia Nativitatis, den 24. Decembris 1556. [Nr.] 2.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 118–120' (Kop. Überschr.: Der röm. kgl. Mt. resolution uber der stännd unndderschidlich bedenckhen von wegen aines general concilii unnd colloquii. [Nr.] 13. Eröffnet den 23. Decembris2
[!] anno 56.
Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Decembris anno 56.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 68–71’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 460–463’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 206–207’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 43–44’ (Kop.). Referiert bei
Bucholtz
VII, 365;
Wolf, Geschichte, 47;
Westphal, Kampf, 60;
Bundschuh, Religionsgespräch, 193 f.;
Laubach, Ferdinand I., 173 f. Auszug bei
Bergmann, Religionspolitik, 172 f.
/6’ f./ Kg. hat die Antwort der Reichsstände zum Religionsvergleich vernommen. Er belässt es dabei, dass sie Nationalkonzil und Reichsversammlung einhellig ablehnen.
/7/ Wiewoll nun ir röm. kgl. Mt. daneben auß angeregten uberraichten bedenckhen befunden, daß gemaine stendt inn dem vast ainig, das zue cristlicher verainigung der spaltigen religion ain general concilium als der ordenlichst und richtigist weg, darauff dann der dreyer gaistlichen churfürsten /7’/ rhäthe, die gaistlichen erscheinenden fürssten, stende und der abwesenden potschafften verharren, furzuenemen unnd zuebefurderen sein solte, wie dan ier kgl. Mt. solch general concilium, wo dasselb fruchtbarlich inn das werckh gebracht werden möchte, als den rechten, ordenlichen weg zue hinlegung und vergleichung der strittigen religion sachen auch am pessten und nutzlichisten sein achteten, so erwegen ir röm. kgl. Mt. doch dagegen, das aus denen ursachen und verhinderungen, so durch der dreyer weltlichen churfurssten rhäte, die weltlichen gegenwurttigen furssten und der abwesenden potschafften erzält, diser zeit ain general cristlich concilium schwerlich zueerlangen, vil weniger sich ainicher hailsamer aussrüchtung und fruchtbaren beschluß zueverhoffen sein wurd. Dieweil aber gemainen stennden des Hailligen Reichs und derselben underthonen an cristlicher vergleichung angezaigter strittigen religion nit allain die zeitlich, sunder auch die ewig wolfartt und ierer selen haill und seligkhait gelegen sein will und derwegen diser articul aller muglichen befurderung wol wurdig unnd notthurfftig ist, so lassen ir röm. /8/ kgl. Mt. ier gnedigclichen wolgevallen, das, wie bemeltter dreyer weltlicher churfurssten rhete, auch die erscheinenden weltlichen fursten, stende und der abwesenden gesandten in ierem bedenckhen vermelden, dißmals die tractation solches religion articuls durch ain colloquium3 angericht werde.
Dieweill aber auch aus langwiriger erfarung gespurt und gesehen worden, das mit den vorgehaltnen colloquiis nit vil nutz oder frucht geschafft, sunder allain die zeit vergebenlich verloren und merrer verpütterung und hassigkhait gemachta worden, so achten ir kgl. Mt. gar nit ratsam sein, das die tractation und beratschlagung beruerts religion punctens dermassen, wie in den verlauffnen colloquiis beschehen, weitleffig und unverfengclich, sunder allain inn massen und gestalt ainer cristenlichen, freundtlichen consultation, underredt und beratschlagung durch die stende, so jetzo inn dem ausschuß der religions sachen halber deputiert und verordnet worden, aigner person oder iere darzue taugliche, /8’/ geschückhte unnd inn hailliger schrifft gelertte unnd erfarne, fridliebende rhäthe und gesandten furgenommen werde4, also und der gestalt, daß dieselben die strittigen puncten und articul unserer hailligen cristenlichen religion mit ieren anhangen und umbstenden allain ratsweiß, freuntlich, senfftmhietig und vertreulich mit cristenlichen, guethertzigen euffer erwegen, beratschlagen unnd vergleichen und alsdan ier ratsam bedenckhen mit ausfierung der ursachen, warin sie sich verglichen und warinn sie sich nit vergleichen mögen, gemainen stenden anpringen und dieselbigen alsdan die sachen auch der notthurfft nach verner beratschlagen und neben des ausschuß bedenckhen auch ierer Mt. ir rath und guetbedunckhen furpringen5. Waß dann volgenndsb iere röm. kgl. Mt. zue christenlicher, entlicher verainigung der spaltigen religion verner furnemmen, handeln und befurdern mügen, daß seindt ier röm. kgl. Mt. vatterlich unnd gnedigclich zuethuen und an allem ierem eusserssten vleiß und vermögen nichts erwinden zuelassen urpiettig, genaigt unnd willig.
/8’ f./ Schlussformel.