Verzögerung der Anreise des Kgs. Session.
/2 f./ (Vormittag, 7 Uhr) Rathaus. Der
kgl. RT-Kommissar Gf. Georg von Helfenstein beruft im Auftrag des Kgs. die anwesenden Gesandten der Reichsstände zum RT und zum Vergleichstag im Markgrafenkrieg ein. Es erscheinen Gesandte der Kff. von Mainz, Trier, Köln und von der Pfalz [KR], von Salzburg, Straßburg, Speyer, Konstanz, Regensburg, Fulda, Hersfeld und der Prälaten auf der geistlichen1
sowie von Bayern, Sachsen, Jülich, Hessen, Henneberg und der Wetterauer
Gff. auf der weltlichen Bank des FR; aus dem SR sind Straßburg und Regensburg anwesend.
/3–6/ Helfenstein referiert mündlich das Schreiben des Kgs. vom 4. 6. an ihn und seinen Mitkommissar, Georg Illsung, in dem Ferdinand I. die Verzögerung seiner Anreise nach Regensburg rechtfertigt und entschuldigt2
. Bittet um eine Antwort der Reichsstände.
/6/ Die kfl. Gesandten treten zur gesonderten Beratung zusammen und beschließen einhellig: Man hat keinerlei Zweifel am Engagement des Kgs. für den RT, bedauert die behindernden Zwischenfälle und nimmt die Entschuldigung mit Dank an.
Vortrag des Beschlusses vor den Gesandten des FR, die sich anschließen und lediglich ergänzen, das ein extract zubegern des furpringens und ein nambhaffte zeit des konigs ankunfft.
Die kfl. Räte bewilligen nur die Forderung nach schriftlicher Übergabe des Vortrags3
. Bekanntgabe des gemeinsamen Beschlusses an die Städtegesandten.
/7/ Vortrag der Antwort an Helfenstein durch den Mainzer Kanzler: Die anwesenden Gesandten der Reichsstände zweifeln nicht, Kg. würde ohne diese Verhinderungen pünktlich alhie erschienen sein, dem Reichs tag sein anfang gemacht und, wie bißhero durch ire Mt. ye und alwegen beschehen, alles das mit gnedigem, getreuen, vatterlichem vleiß fürgenomen haben, was zu eher und wolfart des Hailigen Reichs teutscher nation immer dienstlich. /7–9/ Sie bedauern die Behinderung des RT-Besuchs durch die türkische Bedrohung und hoffen zu Gott, er werde diese Gefahr abwenden. Die Entschuldigung des Kgs. war deshalb nicht notwendig. Die Gesandten danken für die Zusage, so bald wie möglich zum RT zu kommen. Sie zweifeln nicht, Kg. werde seinem
/9/ erpieten allergnedigst und vatterlich wissen nachzusetzen und was zu auffnemen, wolfart und gedheyen des algemeinen vatterlandts imer dinstlich und fürdarsam, fürnemen, handlen und ins werck richten. Sie bitten den kgl. Kommissar um die schriftliche Fassung des Vortrags, um sie ihren Herrschaften vorlegen zu können.
Replik Helfensteins: Will die Antwort dem Kg. zusenden und den Vortrag den Gesandten schriftlich übergeben. Dabei es verplieben4.
/10 f./ Während dieser Verhandlungen hat Dr. Heinrich Schneidewein, Gesandter der Hgg. von Sachsen, vorgebracht: Die Räte kennen den langwierigen Sessionsstreit zwischen den Häusern Sachsen und Bayern. Hat dazu Befehl der Hgg., sich vor dessen Klärung an keinerlei Reichshandlungen zu beteiligen. Da die jetzige Sitzung unvermittelt erst am Vortag einberufen worden ist,
/11/ so wolte er vor sich und one befelch dißmalß solche irrungen uff inen selbst und irer gepurlichen erorterung berugen und hertzoch Albrechts von Bayern verordneten den genomenen sitz lassen5. Protestiert aber, dass dies die Rechte der Hgg. hinsichtlich der Session nicht präjudiziert, erneuert den 1555 eingelegten Protest und bittet um dessen Registrierung durch die Mainzer Kanzlei6.
Der Gesandte Bayerns7
beharrt auf dem Vorsitz und weist den Protest zurück.