Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Frankfurt ISG, Reichssachen II 962, unfol. (Ausf.); AS: Der freund schreiben von Nurnberg. Begern die sachsisch und landgrevisch rechnung inen zuzuschicken sampt der krancken knecht halben. Lectum [Frankfurt] 11. Januarij 1543.

Die Gesandten bitten um Zusendung der kursächsischen und hessischen Abrechnungen vom braunschweigischen Feldzug.

Sovil die knecht betrifft, so auß Hungarn wiederumb komen, wollen wir zu seiner zeit, wan die kgl. Mt. und der oberst felthauptman hie ankomen, vleissig achtung daruff haben, wie dieselbig gantze handlung wolle verantwurt werden. Wie aber die gemeine knecht in Hungarn gehalten seien worden, davon konnen wir alhie anderst nichts erfaren, dan was dieselben krancken knecht her und dar selbs sagen, auch zu Franckfurt, ehe wir von dannen gereyset, geclagt haben: Nemlich das mit der prophiand grosse finantz [= Betrug] getrieben worden sein soll und sie, die knecht, daran in zeytten nit allein mangel gehabt, sunder auch etwan dieselbig, und sunderlich den wein, nit gar zum besten haben annemen mussen, wie dan dessen auch H. Ortt zum Jungen zu seiner widerkunft etlichermassen meldung gethan hat. So sagen vil vom adel und gemeinen knechten, die also kranck wiederumb komen, offentlich, es sey zu zeitten in dem brot und in dem wein kalck funden worden.

Und nachdem ein ersamer rath alhie etliche derselben verstorbnen knecht in zimlicher antzal durch ire darzu verordnete ertzet [= Ärzte] und barbierer uffschneyden und besichtigen lassen, hat sich befunden, das inen die lunge verwust, auch zum theil die leber angetzepft gewesen und iudicieren die ertzt, das solcher geprech bei inen durch den dranck verursacht worden sei. Und das mer ist, halten es auch darfur, obgleich etlich dißmols sich erweren und aufkomen, das doch dieselben uff den frieling hingen [= sterben] mechten. Haben auch gesagt, es sei ein befleckende seuchen, wie sichs hernoch alhie zu Nurmberg und anderswo, do die knecht mit hauffen hinkemen, genugsam erzeigt. Dan in dem spital alhie sein, ehe wir herkomen, sex personen, die solcher knecht gewartet und sunst gesunt gewesen, und under denselbigen auch der furbetter, bald nocheinander gestorben, dardurch ein rath verursacht worden, solche krancken auß der statt in andere heuser zu thun. So ist neulicher tag ein artzet, der sie visitiret, auch mit thodt abgangen und sein haußfrau gleichsfals legenhaft worden; die sol jedoch, wie wir bericht, wider aufkomen. Und sagt man, wie es auf der gantzen strassen, die sie auß Hungarn biß hieher getzogen sein, in allen herberigen sol angefangen haben zu sterben. Und ist sorg darbei, das es auch hie in die har bestande und schon pliebe etc. Das haben euern W. wir uff deren beger nit unantzeygt lassen sollen, mehr ist unß auch dißmalß nit wissen.

Sunst stet es aller sachen halben noch wie in zeit unsers nehern schreybens, das wir den 30. Decembris nechst an euer W. gethan1, ausserhalb das seither noch die gulchischen, zweibruckischen, Mgf. Albrechten von Brandenburg, des Bf. von Munster und des Bf. von Straßburg rethe hie auch ankomen. Aber von den stetten ist noch niemant mehr komen. Des H. Granvels ist man in wenig tagen gewertig. Aber wan die kgl. Mt. keme, ist gantz ungewiß, etlich sagen, ir Mt. seye uff dem weg, aber darvon kan man nichts bestendigs auch bei dem H. Naves erfaren. Und ist biß hieher noch kein versamlung oder rath gehalten worden etc. Haben euern W. wir gutter meynung auch vermelden wollen, derselben unß hiemit dinstlich bevelhende.

Anmerkungen

1
Die Frankfurter Gesandten an Bgm. und Rat von Frankfurt, Nürnberg, 1542 Dez. 30, in: Frankfurt ISG, Reichssachen II 962, unfol. (Ausf.).