Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
A Brüssel AG, Secrétairerie d’Etat allemande 776, fol. 227r–246v (Kop.); AS fol. 227r: Anderer bericht der kgl. Wd. zu Hungern und Behem etc., regentin im Niderlande gesanten belangend ksl. Mt. als Hg. in Brabant und der stat Mastricht gerechtigkeit und freiheit wider Dionisius Vrentzen kyndern und erben. AV v.a.Hd. fol. 227r: 10. Aprilis anno 1543 Nurembergae.
B Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 80, fol. 146r–160v (Kop.)2; AS fol. 146r wie in A.
C Augsburg StA, Hochstift Augsburg, Münchner Bestand, Lit. 1105, unfol. (Kop.); AV: 18. Aprilis anno 43.
Auf das Schreiben des Reichskammergerichts an die Reichsstände in der Causa Vrentz (Nr. 302c) und auf die Replik der Vrentzen (Nr. 302d) antworten die Gesandten Kgn. Marias wie folgt:
Wiewoll nhun unser gnedigste frau nit gedacht, mit der parthei in disputation sich weitleuftig eintzulassen, so konnen wir dannocht in ansehung des unbestendigen furgebens der Vrentzen, darin sie ihr offenbare ungerechtigkeit mit schmeheworten und der unwarheit zu verdecken understehen, diser sachen euer kgl. Mt. und gemeyne stend ferners zu berichten und derselben vermeinth ongegrund und erdicht antragen mit kurtz ausfundig zu machen nit gar underlassen.
Und haben anfenglich euer kgl. Mt., kfl. und fstl. Gnn., Gnn. und Gg. auß unser vorigen schrift gnugsam verstanden, auß was hohen, rechtmessigen und onableinlichen ursachen die ksl. Mt. diser parthei mutwillig appelliren nit hat konnen gestatten, und das eben dasjhenig, so die Vrentzen von wol hergeprachten alten satzungen, ordnungen und gebrauchen angeben, inen selbst am meisten zuwider ist. Es folgen weitere Argumente gegen das Appellationsrecht der Vrentzen als Maastrichter Bürger an das Reichskammergericht.
Dem allem nach erholen wir alle in unserm vorigen und itzigem bericht angezogene ursach der nichtigkeit aller und jeder processen und urtheil obgemelts chamergerichts. Und ist darauf nochmals unser underthenigst, underthenig und dienstlich bitt, euer kgl. Mt., chur- und fstl. Gnn., Gnn. und Gg. wellen gestalt diser sachen, nach leng in unserm vorigen und disem andern bericht gnugsam entdeckt, eigentlich verstehen und daneben vermercken, welchermassen hierinn ein neuerung des appellirens gesucht, die doch kein furst im Hl. Reich wurde noch konte gestatten und, wo ime ein sollichs in seinem gepiet gleicherweiß begegnen, villeicht ein scherpfers einsehen wider die muttwilligen und ungehorsame underthanen und verursacher, dan bisher von der ksl. Mt. beschehen ist, thun wurde. Dweil dann auch mit rath, zuthun und bewilligung des Bf. von Luttich alle sachen in der stadt Mastricht zu ruhe gestelt und darneben die belehenung, wie von alters herkhomen, vor ergangnem urtheil gehn Ach erlaubt und nie kein rechtformig noch warhaftig appellation dahin gekhomen und das gemein recht und die reichsordnung, auch gemaine des hertzogthumbs Brabant und besondere der stat Mastricht privilegia und freiheit solcher vermeinten appellation entgegen seien und vermog derselben altzeit gehalten, gepraucht und hergepracht worden, unangesehen was die Vrentzen eyner vermeinten, doch onbewisnen gewonheit halb haben furgeben. Und sunst durch diese parthei nichts in solcher kleinschetziger sach anderst wirdt gesuecht, dann ires eigennutz halben ir vatterlandt in unfriden und verderben mutwilligklich zu pringen.
So wollen wir euer kgl. Mt. und gemaine stendt underthenigst, underthenig und dienstlich gepetten haben, die ksl. Mt. und derselben erbliche underthanen bey gemeinen des Reichs rechten und freiheiten pleiben zu lassen, derselbigen wir uns abermalen wie vor, so commisarii darzu geordnet werden, glaubwurdig schein furzulegen erpietten. Und dweil auß des ksl. chamergerichts extract [Nr. 302c], auch unserm vorigen [Nr. 302a] und jetzigem bericht [Nr. 302e] und der Vrentzen gegenbericht [Nr. 302d] gestalt diser sachen gnugsam verstanden mag werden, so bitten wir, es wollen gemeine stend dise sach furderlich fur die hand nemen und dieselbigen laut unser gnedigsten frau in vorigem bericht gethan begern zu rhue und ende schaffen.