Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Überstellung Hg.in Annas von Kleve an den burgundischen Hof und Zahlung von 50000 fl. binnen zwei Jahren als Voraussetzungen für die Belehnung mit den Landen Hg. Wilhelms von Jülich-Berg; [2.] Bitte der Hgg. Johann von Kleve und Johann von Jülich-Kleve um Reduzierung der Summe; drei Argumente gegen die Gewährung dieses Ersuchens; [3.] Drohendes Verderben für die hgl. Lande bei weiterer Verzögerung der Angelegenheit; [4.] Gefahr eines Widerrufs der durch Kg. Karl von Spanien zugesagten 25000 fl.; [5.] Nochmaliges Drängen auf Zahlung der 50000 fl.; [6.] Leugnung der angeblichen Zusage einer kostenfreien Belehnung; [7.] Weisung zur Berichterstattung.

Kop. (p.r.p.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt): A) Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 903, fol. 1a–2b; B) Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 203, fol. 67a–69a; C) Ebd., Nr. 208, fol. 19a–20a (Vermerk fol. 20b: Copie der instruction dair ksl. Mt. geschickten, mynem gn. H. ind den ritterschaften ind lantschaften der lande van Guyhe, Berge, Cleve ind Marke uf maindach na dem sondage cantate Ao. [X]Vc ind XVII [11.5.17] zu Duysseldorf vurgegeven etc.).

/1a/ Instruction, was der ersam unser andechtiger und lb. getreuen Johann von Brembd, brobst zu Zupfen, Adrian von Brembd, unser zeugmaister unserer vordern land, Herman von Ghort und Johann Ferenberger, unser rete und secretari, samentlich und sonderlich von unsern wegen handln sollen1

[1.] Zu wissen, sy sollen sich zu den hochgebornen dem eltern und jüngern Johannsen, Hgg. zu Clef, unsern lb. oheimen und Ff., auch agemainer irer landschaft–a, so sy yetz zu Dissldorf versamelt sein, fuegen und inen samentlich und sonderlich sagen unser gnad und alles guet und darnach erzeln, daz wir ir manigfeltig ansuechen und begern, denselben jungenb Hg. Johanns mit weylend unserm lb. oheim Hg. Wilhelmen von Gilch und Berg verlassen Ftt. und landen zu belehen, verstanden und irn gesandten zulest disen abschid gegeben haben, soferr sy uns die tochter [Hg.in Anna] von Clef mit fünfzigtausend fl. rh., dieselben in zwain jarn zu bezalen, damit wir sy verheuraten wellen, zu uberantporten und darumb purgschaft durch die vier haubtstet ze tun und weiter puntnus und verstentnus mit Burgundi zu machen etc., wie dann vormals davon gerett ist, bewilligen, so wellen wir allen müglichen vleis ankeren, dagegen die Hgg. von Sachsen umb ir ansprach abzustellen, auch ir tochter und swester erlich nach irm stat verheuraten und den genannten Hg. Johannsen belehnenc an irn weitern costen.

[2.] Darauf ist uns widerumb antwort gevallen, wie solhe suma /1b/ gelts in irm vermügen nit sey, mit underteniger bete, ains myndern bis ungeverlichen den halben tail benuegig ze sein. Daz uns nit unbillich befrembdt aus nachfolgenden ursachen:

Am ersten so sein weylend Hg. Wilhelms Ftt. und land durch seinen abgang dem hl. Reiche frey haimgefallen.

Zum andern hat weylend der allerdurchleuchtigist F., unser lb. H. und vater, der röm. Ks. [Friedrich III.] loblicher gedechtnus, die Hgg. von Sachsen damit belehent, gleicherweis, als ob der fal zur zeit solher belehnung bescheen were. Dasselb wir auch bewilliget und bestett. Und wiewol wir nachmals demselben Hg. Wilhelmen von wegen seiner tochter [Hg.in Maria], unser lb. muemen, auf sein strengs ansuechen auch brief gegeben, die ine von unsern vorvordern gegeben und von uns bestett worden sein, so haben wir doch das mit condiction und vorbehalt getan. Dardurch wir kainer partey ursach geben, sich zu beclagen.2

Zum dritten so haben wir und unser lb. sun, der Kg. [Karl] von Hispein, ainen sweren last auf uns gefasst, daz wir baid noch fünfzigtausent gold-fl. dargeben wollen, daz mit solhen hunderttausent fl. die Hgg. von Sachsen contendiert und ir tochter und swester verheurat und darauf der jung Hg. Johanns mit den gerürten landen belehent werden und in gegrünte posses derselben komen sollte. Darumb sy und ir landschaft für solhe grosse gnadenlehen, auch ainen eewigen friden und das heuratguet nit mer dann Lm gold-fl. auszugeben bedörften. Davon wir nit alain in unsern /2a/ als des lehenherren nutz nichts wenden, sonder unser aigen gelt darzu geben wollten.

[3.] Deshalben solhs bey irn lieben und irn landschaften billich hoher angesehen und darbey bedacht würde, wo die sachen also lenger hangen sollten, das krieg und verderbung der land daraus erwachsen möchte, das wir dann bisher genediglichen verhuett haben und das weiter, sovil uns müglich, zu tun geneigt weren.

[4.] Und wiewol der ernannt unser lb. sun, der Kg. zu Hispein, anfenglichen auf unser begern willig gewesen ist, an den gedachten Lm gold-fl. halben tail zu geben, so ist es doch aus unser oheim, der Hgg. zu Klef, weitleufigen antwurt des etwas in unlust und verdries gevallen, der maynung, berürte halbe suma weiter nit zu geben und derhalben auf disen tag neben uns nit schigken wellen, dann er sich solhs abslags der billicheit nach etwas beschaumbt. Deshalben, wo gleichwol ir lieben sich nu zemal irer Lm fl. bewilligen, uns swer sein will, sein lieb wider darein zu bewegen.

[5.] Aber wie dem allen, so wolten wir ye noch gern irn lieben und irn landen zu frid und rue helfen, und sollen demnach unser rete an baid unser lieb oheim, die Hgg. zu Clef, und ire landschaften begern, den berürten unsern jüngsten abschid, irn gesandten gegeben, mit seinem inhalt nochmals guetlichen anzunemen, zu bewilligen und einzugeen. So wellen wir understeen, unsern lb. sun widerumb auf den halben tail der Lmfl. zu bringen, und sol an unserm tail auch nit mangl erscheinen, und alsdann alles das handln und tun, wie wir uns vormals erboten haben. /2b/ Dann solt das von inen weiter gewaigert und ain minders dann die Lmgold-fl. furgeslagen werden, so wiß wir der belehnung halben noch die Hgg. zu Sachsen abzuweisen nichts zu vertrösten. Darumben ir notturft ervordert, sich wol zu bedenken von Lmgold-fl. wegen, die gegen solhen zwaien stüggen als der gnadenbelehnungen und des heuratsguts wenig oder gar nichts zu achten sein, sich selbs, ir landleut und güter in geverlicheit zu stelln.

[6.] dUnd ob sy unsern reten begegnen würden, inen wer doch durch Gf. Felixen von Werdenberg als von unsern wegen, auch durch unsern sun Kg. Karln zugesagt, die belehnung zu tun und die tochter zu verheuraten, al[le]s an irn costen, sollen sy dagegen sagen, daz derselb unser lb. sune noch Gf. Felix noch yemands anders des von uns kain bevelch noch macht gehebt haben, und Gf. Felix gestee solhs zusagens auch nit.–d 

[7.] Und was unsern reten hirinnene begegent, das sollen sy uns widerumb berichten. Geben zu Toll in Seeland am 7. tag Maii Ao. etc. im XVII., unser reiche des röm. im XXXII. und des hungerischen im XXVIII. jaren.3

Anmerkungen

1
 Das ebenfalls am 7. Mai 1517 ausgestellte ksl. Kredenzschreiben für die vier Gesandten in Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 208, fol. 21, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt).
a
–a B, C gemainen iren landschaften.
b
 B, C jüngern.
c
 B folgt: alles.
2
 Siehe Nr.432, Anm. 1.
d
–d C am Rand von anderer Hand nachgetragen.
e
 B, C: in solhem.
3
 Am 12. Mai 1517 (neisten dinxtach na dem sondage cantate) antworteten Hg. Johann von Kleve, Hg. Johann von Jülich-Kleve und deren Landstände auf die Werbung der ksl. Gesandten, die Untertanen ihrer Lande hätten durch Krieg, Brand und Misswuchs großen Schaden erlitten und seien völlig ins Verderben geraten. Bevor sie deshalb eine Zusage geben könnten, müssten sie erst zusehen, wes sy van deme gemeynen manne, hy nyt gegenwerdich, erlangen moegen. Die Antwort wollten sie den ksl. Gesandten in acht bis zehn Tagen mitteilen und dann auch den Ks. selbst unterrichten. Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 203, fol. 63a u. b, Kop.