Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vorschläge für die Entsetzung von Verona; [2.] Empfehlung, den Gemeinen Pfennig nicht dafür, sondern gegen die Türken zu verlangen; [3.] Rat, zur Beschlussfassung über den Gemeinen Pfennig einen allgemeinen Reichstag einzuberufen.

Bozen, StA, Hst. Brixen, Bfl. A., Akten 32, 28, fol. 5a–6a, Kop.

/5a/ Hat im Auftrag des Ks. durch dessen Rat (Sigmund von) Herberstein zwei (nicht vorliegende) Artikel zugesandt bekommen mit dem Ersuchen, dazu einen Ratschlag zu verfassen. Legt demgemäß dar, was seines Erachtens für euer ksl. Mt., derselben röm. Reich, land und leut das best mag sein, doch allzeit auf euer ksl. Mt. verpesserung, undertenigst bittend, dasselb gnst. zu vernemen.

[1.] Auf den ersten artikel, also lautend etc., darauf fug ich euer ksl. Mt. undertenigist zu vernemen, wo die stat Pern [= Verona] entschutt und gespeyst2, auch mit besonder bezalung der vergangen und kunftigen entrichtung der soldner so lang underhalten mag werden, bis euer ksl. Mt. hilf vom hl. Reich,[Kg. Karl von] Hispania und [Kg. Heinrich von] Engelland oder ander potentaten haben mag und der aufbruch gemains kriegsfolks daselbs nit zu besorgen, so mocht aus angezaigten ursachen, in dem artikel begriffen, weder Franzosen noch Venedigern Pern nit zu uberantworten sein. Wo aber Pern ursach halben der erschöpfung euer ksl. Mt. erblanden so lang, bis euer ksl. Mt. obbemelt hilf erlanget, nit zu erhalten und mit gewalt oder not zu ubergeben gedrengt wurd, so bedeucht mich besser sein, euer ksl. Mt. neme an die teiding und tractat, durch die kgl. wird [von] Hispania gemacht3, bis euer ksl. Mt. besser weder erlangen mocht. […]

[2.] /5b/ Auf den andern artikel, also lautend etc., ist mein rat und gutbedunken des gemeinen pfennigs halben, dieweil sovil darin vor gehandelt ist worden, das numals solher gemeiner pfennig keinswegs unersucht solt beleiben. Aber das der von wegen der stat Pern unangesehen der vorgemelten ursachen zu begeren sey, das halt ich dieser zeit nit für retlich, sonder das solher pfennig wider den Türken und durchachter der cristenheit ersucht wurd. Damit so kom Pern dennoch wol zu einem eingang der sach zu solichem furnemen, das es beredt mag werden, soverr es bisher erhalten und hinfuran so lang erhalten mag werden, das die bewilligung des gemeinen pfennigs beschehen und der also einbracht werden mag.

[3.] Dann des reichstags halben, von wegen des gemeinen pfennigs ze halten, will uns bedunken, ganz not und retlich sey, das euer ksl. Mt. ein gemein reichstag beschreiben lass, dann es wurd sich außerhalb desselben nyemand dareinslahen oder bewilligen. Euer ksl. Mt. mag auch die stende, so ytzo hye [wohl: in Augsburg] sein, wol ersuchen lassen, hyezubeleiben, aber ich bin in fursorg, ine mocht solichs beswerlich sein, so lang hyezubeiben, bis all ander stend des Reichs ankommen mochten. Auch obgleich etlich ander beschriben wurden und nit all, so solichen gemein pfennig schuldig sein zu geben,/6a/ so mocht die handlung unfruchtbar sein, das die, so hye weren, auf die andern, so nit hye weren, sich ziehen und wegern wurden. Dardurch die zeit verloren und euer ksl. Mt. damit in ander weg oder furnemen auch verhindert wurde. Sonst weiß ich nit zu ermessen, wie der gemein pfennig in ander weg, dann wie oben vermeldt ist, anders dann durch ein gemein reichstag kunt oder mocht erlangt werden. […]

Anmerkungen

1
 Der Ratschlag entstand wohl während des Augsburger Treffens Ks. Maximilians mit verschiedenen Reichsständen, auf dem über das Rechtsverfahren gegen Hg. Ulrich von Württemberg beraten wurde. Vgl. Nr.823, Anm. 2.
2
 Im September 1516 wurde Verona von den Franzosen und Venezianern belagert. Zur Entsetzung der Stadt rüstete Ks. Maximilian ein Hilfskontingent aus, das Ende September/Anfang Oktober den Sperrgürtel um die Stadt durchbrach und die Festung vorübergehend verstärkte und verpflegte. Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian 4, S. 250.
3
 Seit Mai 1516 führte Kg. Karl von Spanien Friedensverhandlungen mit Kg. Franz von Frankreich, die mit dem Vertrag von Noyon vom 13. August 1516 endeten. Vgl. ebd., S. 252.