Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Restitution der von Hg. Karl III. von Lothringen besetzten Hft. Bitsch und anderer Güter. An Kf. Daniel von Mainz.

Supplikation an Kf. Daniel von Mainz (präs. Regensburg, 14.10.; verlesen im KR [Sitzung der kfl. Räte] am Nachmittag des 29.10.15751), unterzeichnet von Gf. Philipp zu Hanau, Herr zu Lichtenberg d. Ä., für seine unmündigen Enkel; mit einer Beilage2: Im Jahr 1572 hat Hg. Karl III. von Lothringen die Hft. Bitsch, das Amt Lemberg und andere Güter mit Gewalt an sich gebracht und damit Philipps minderjährigen Enkeln das ihnen zustehende Erbe entrissen3. Entgegen seiner Hoffnung wurde dieser offenkundige Landfriedensbruch nicht geahndet, und der Oberrheinische KT in Worms [1573] hat seinen Enkeln nicht zu ihrem Recht verholfen4. Die vom Ks. zur gütlichen Einigung eingesetzten Kommissare Bf. Johann IV. von Straßburg und Mgf. Karl. II. von Baden-Durlach haben nichts erreicht. Die Enkel Philipps haben daher den Hg. von Lothringen beim RKG verklagt und die Restitution ihrer ererbten Hftt. und Güter gefordert, doch ist bislang noch keine Entscheidung gefallen. Daher die Bitte Philipps an Kf. Daniel, sich im Interesse des Reichs und zur Abwendung von Gefahren für die Einhaltung der Reichsgesetze und für die Restitution der von lothringischen Truppen besetzten Güter sowie für entsprechende Entschädigungszahlungen einzusetzen.

Beschluss im KR (Sitzung der kfl. Räte) am 30.10.15755. Dekret vom 30.11.15756: Bitte an den Ks., erneut eine ksl. Kommission einzusetzen und den Streit durch einen gütlichen Vergleich beilegen zu lassen. Falls die Einigung scheitern sollte, Bitte um Beschleunigung des Verfahrens am RKG. Supplikation des Gf. als Beilage.

Anmerkungen

1
Vgl. Kurbrandenburg, fol. 209 (Nr. 17).
2
HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 90–93 (präs. Regensburg, 14.10.1575). Kop. ohne Beilage. GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Ll Fasz. B, 4 unfol. Blätter. Kop. mit der Klageschrift (Libellus articulatus) Gf. Philipps V. von Hanau-Lichtenberg (1573) als Beilage; vgl.Kurpfalz, fol. 78'.
3
Der Sohn Philipps IV., Gf. Philipp V. von Hanau-Lichtenberg, hatte 1560 Ludovica Margaretha geheiratet, die Erbtochter Gf. Jakobs von Zweibrücken-Bitsch. Von ihren fünf gemeinsamen Kindern waren 1575 noch vier am Leben (Europäische Stammtafeln, N. F. XVI, Tafel 161). Nach dem Tod Jakobs im Januar 1570 entbrannte ein Streit zwischen den Erbberechtigten, bei dem sich der Gf. von Hanau-Lichtenberg durchsetzte, der sodann in der Hft. Bitsch die Reformation einführte. Der katholische Hg. Karl III. von Lothringen, der die Hft. als heimgefallenes Lehen betrachtete, ließ im Juli 1572 seine Truppen vorrücken, die das Schloss Bitsch, die Burg Lemberg und die angrenzenden Gebiete eroberten (Mohr, Geschichte, 212–214).
4
Zum Oberrheinischen KT in Worms im Frühjahr 1573, auf dem der Hg. von Lothringen die Besetzung der Hft. Bitsch damit begründet hatte, die Rechte anderer Erbberechtigter wahren zu wollen, vgl. Dotzauer, Reichskreise, 222 f.
5
Vgl. Kurpfalz, fol. 82 (Anm.b bei Nr. 18).
6
HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 72 f. Kop.