Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
A München HStA, Kasten blau 271/4, fol. 126r–128v (Ausf.); DV fol. 128v: Rentmaisters bericht, was kgl. Mt. der turkgenhilf halb fur ain furtrag gethan und was anderer reichshandlung halb aller dingen gehandlt worden sey. Praes. Neuburg, den 24. Martij anno 43.
B München HStA, Kasten blau 271/4, fol. 121r–123v (Konz.); DV fol. 123v: An meinen gnedigen herrn Hg. Ottheinrichen. Was im reichsrat gehandelt sey anno etc. 43.
An gestern [1543 März 21] hat die röm. kgl. Mt. allen stendten und gesandten des Reichs lassen ansagen, heut umb siben ur auf dem rathaus zu erscheinen und die turgkenhilf zu besliessen. Und als man zu gemelter zeit erschinen, ist mit langer ausfurung der abschid zu Augspurg [1530], Regenspurg [1532, 1541], Speir [1542] und hie [Nürnberg 1542] ergangen, und das die turgkenhilf bewilligt und kain widersprechen sey, darumb man allain von zwayen puncten – der besatzung oder ains statlichen zuezugs und rettung – zu reden hab, furgetragen worden. Dann was den friden belang, davon sey genugsam dispudirt und derhalb zu Speir ain abschid [RTA JR Bd. XII, Nr. 148] erfolgt, dabey es billich beleib. Und wo es die zeit erleiden mocht, von andern articlen, als vergleichung der ansleg, rechnung der craiß, policei, muntz und anders und sonderlich gedachter rechnung und ansleg, geredt worden. Und wiewol etlich mit diser maynung gestimbt haben, so hab ich doch euer fstl. Gn. bevelh der notdurft und billichait nach mit der kurtz nachfolgende maynung erzelt. Das zaig euer fstl. Gn. ich darumb an, dieweil der von Sainßhaim und ich könftigclich nit hie sein werden, sich darnach ze richten und euer Gn. notdurft nach ze handlen zu bevelhen wissen.
Nemlich das gleichwol die not der gantzen christenhait und sonderlich teutscher nation vor augen, wie aber dem mergklichen last zu begegnen sey, zu bedengken. Die sach dermassen anzegreiffen, damit nit abermals, wie den vergangen sommer beschehen, der veind gestergkht und der christen eer und wolfart gemindert werde. Dann sollt man dergestalt, wie von etlichen geredt, zu der turgkenhilf on alle ordnung und bestendigkhait eilen, wurde daraus vil ain grösser unrat dann ferdt [= vergangenes Jahr] erfolgen. Dann ainmal sey war, das man ferdt mit ainem treffenlichen kriegsfolgkh und aller zugehörung versehen gewesen, da aber noch an der anzal etwas gemangelt, hab der oberst nit furtziehen, sonder derselben erwarten wellen. Die und ander mer mängl zu verhueten muessen ordenlicher weis drey stugkh bedacht und erortert werden:
Furs erst, dieweil euer fstl. Gn. und ander mer stendt die abschid nit anderst angenomen noch in ainiche hilf bewilligt haben, es werden dann die ansleg den billich beswerdten geringert und ain gleiche purd furgenomen, das ain solhs den abschiden, zuesagen und gewisen vertröstungen nach vor allen dingen geschehe.
Zum andern, das die zugesagt und bewilligt aufnemung und vergleichung der craißrechnung geschehe, dann daraus kann man erlernen, was dem vorigen zug gemanglt. Ob man widerumb auf ainen gemainen pfenning kriegen oder ain anders beratslagen soll. Wie man sich in ainem yden craiß mit dem einlegen gehalten; wie man das gelt billich oder nit ausgeben hab; wer noch nit gelegt; das der gehorsam seiner woltat gemeß und der ungehorsam gestrafft und zur volziehung gehalten wird; das der überbleibend rest, auch der ausstand zum nutz gebraucht werde.
Zum driten, das die, so sich mangel fridens und rechtns beclagen, gehört und vor allen dingen nach solchen mitlen getracht werden, dardurch bestendiger frid erhalten und das vertreulich zesamensetzen aller stendt gefurdert werd, mit dem besluß, wo dise drey puncten nit erledigt, das euer fstl. Gn. in kain hilf bewilligen werden noch mögen.
Nun ist von andern, und sonderlich den protestirenden stenden, welhe im rat das merer erhalten, noch vil clerer und leuter ausgefurt worden, wie die abschid dergestalt weder angenomen noch zu versteen seyen. Item das irn hern und obern kainswegs ze raten sey, das wasser aus irn heusern ze tragen und in Hungern damit ze leschen, so doch wissentlich und vor augen, wann nit ain bestendiger friden und gleichmessig recht erfolg, das das feur in iren aigen heusern angeen werd. Und wo es vonnöten, möcht wol erzelt werden, wie man es bisher gegen inen, den protestirnden stenden, gemaint und was gegen inen furzenemen practicirt, auch zum tail mit der that bewisen sey. Also das ungeverlich 18 stimen auf den gemelten dreyen puncten beruet sind. Darbey ist auch fur gut erwegen und von dem kfl. und andern rat ain ausschus zu kgl. Mt. verordnt worden, ze handlen und zu biten, damit der krieg im Niderlandt abgestellt werd, mit erzelung, was guts daraus volgen und dem wergkh der thurgkenhilf zu furderlicher volziehung helfen mög [Nr. 212].
Gabriel Arnold und Georg Ludwig von Seinsheim empfehlen Pfgf. Ottheinrich, sich nach ihrer Abreise aus Nürnberg von Hans Beuser von Ingelheim, dem Gesandten Pfgf. Johanns II. von Pfalz-Simmern, vertreten zu lassen.