Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Stuttgart HStA, B 571, Bü. 31, unfol. (Kop. v. späterer Hd.); AS: Collegialreceß dato Mengen, den 26. Octobris 1542.
Persönlich anwesend: Gf. Ulrich von Helfenstein, Gf. Friedrich von Fürstenberg, Gf. Hugo von Montfort-Rotenfels, Frh. Wilhelm Erbtruchsess zu Waldburg, Frh. Schweicker von Gundelfingen, Frh. Johann Marquart von Königsegg-Aulendorf, Frh. Georg Erbtruchsess zu Waldburg.
Gesandte: Für die Äbtissin Margarethe von Buchau am Federsee: Wendel Rueser; für die Gff. Johann, Georg und Christoph von Lupfen: Peter Anders; für Gf. Johann Ludwig von Sulz: Paul Thaman, Oberamtmann zu Klettgau; für Gf. Jobst Nikolaus von Zollern: Felix Werdenberger.
Der Gesandte der Gff. von Lupfen erklärt, dass seine Herren die künftige Türkenanlage nicht leisten können, bei allen anderen Artikeln werden sie sich nicht absondern. Beratungen über die Bezahlung des Kriegsvolks in Ungarn: die Grafen sind bereit, das Kriegsvolk noch einen Monat selbst zu unterhalten und das Geld durch eine vertrauenswürdige Person nach Wien zu übersenden.
Betr. den für 14. Nov. 1542 in Nürnberg geplanten Reichstag beschließen die Grafen die Entsendung eines Gesandten, der in ihrem Namen Session und Stimme wahrmehmen und sich um ihre Anliegen kümmern soll. So haben ihr Gnn. den hochgelehrten Dr. Mattisen Rasthen, furstenbergischen cantzler, uff gemeinen costen dahin geordnet, welcher nach gepflognem rath der grafen und herrn, so auch alda erscheinen wurden, auch sunst inhalt nachbestimter artickel nach seinem besten verstandt und fleiß zu handlen gewalt haben soll:
Namlichen daß in allen ußschussen ain person von wegen aller grafen und herrn verordnet werde, wann noch ichtzits beschwerlichs fürfallen, das den gemeinen grafen- und herrnstandt belangen mecht, daß sich alsdann die grafen und herrn diß gezircks, so zugegen weren, oder der gesandt mit andren grafen und herrn oder ihren gesanten underreden und, wo vonnöthen, sollich beschwerden der röm. ksl. oder kgl. Mt., unsern allergnädigsten herrn, oder ihrer Mtt. verordneten commissarien fürzubringen und in aller undterthänigkheit zu bitten, daß solche beschwerden abgeschafft wurden.
Item, so man von ainern [!] weitern anlag des gemainen pfennigs oder auch die jetzige laut deß jungsten abschids eingelegt werden sollte, handlen und tractiren wurdt, so soll der gesandt frag und rath haben, wie den obrigkheiten, in fall daß die underthonen nit gehorsam sein wollten, des orts mechte geholfen werden, und daß mandata deßhalben an jede oberkeit außgeschickt wurden etc.
Item, wann von der polucy [!] und gutten ordnungen, im Reich zu halten, gered wurde, soll der gesandt von wegen grafen und herrn auch in specie meldung thun von den unzimlichen, verderblichen uncosten, so allenthalben in haltung der hochziten, kirchweihinen, schänckungen und sunst überflissigen zechen von den underthonen unzimlichen ußgeben und verschwendt werden.
Sodann der juden und zegeiner halben soll und mag der gesandt auch anzeigen, daß gutt were, daß alle juden und zegeiner uß der christenheit und bevorab deutschen landen vertrieben und verjagt wurden, dieweil vil und allerley unrat, verräteryen und andere boßen praticken, auch verterbnuß der underthonen von und durch sie entstanden und erfolgen, und daß etlich Türckhen in gestalt und verklaidung der juden für und wieder ziehen, des Türcken kundtschaft wider gemeine christenheit und zuvor teutscher nation sein sollen etc.
Es wer auch gutt, durch den gesandten angebracht zu werden, daß man die widerwertigen und den gemeinen mann ergerliche kundtschaften und zeittungen, so fir [!] den Türcken und wider die cristen hin und wider im truckh außgeen, solch truckh verhiet und abschieffe [= abschaffe].
Daß man auch diejenigen, so bißher dem Hl. Reich nit ohne alles mittel verwandt noch mit den anlagen je gedient haben, durch die vischcalischen exces ohne angefochten und unbekümert lysse, laut eines artickels im jungsten regenspurgischen reichsabschiedt begriffen [RTA JR Bd. X!, Nr. 941, §48].
Zum dritten, so mag und soll ein jeder grafe und herr sein beschwerung, damit er beladen, zum fürderlichisten in suplicationsweiß, mit gutem grundt begriffen und eigner handt underschrieben, auch inhalt der reichsabschidt in 14 tägen den nechsten den gesandten, wo anderst solches hievor nit beschehen, uberantwurten lassen.
Zum vierten, dieweil zu außrichtung obgemelter und ander mer artickeln, grafen und herrn betreffen, ein uncost uffloffen würde, so ist demnach gleichmessig angesehen und beschlossen worden, daß ein jeder sein anlag, wie die uff jungstgehaltnen tag und abschidt zu Pfullendorf einem jeden ufferlegt, jetzundt auch also paar erlegen; welch[er] aber die gemelten pfullendorfischen anlag nit gericht [= bezahlt], daß er dieselbig itzunder zusamen der gegenwertigen erlege und innerhalb 14 tagen nach dato diß abschids obgemeltem meinem gnedigen herrn, Gf. Friderichen [von Fürstenberg] etc., zu dißer und anderer außgab gehörig, zu gutter reittung uff sein ansuchen antwurten sollen.
Es soll auch dem gesandten ein gemeiner gewalt neben disem abschidt con [= cum] clausula substitionis von einem grafen und herrn im namen desselbigen und aller anderer, so in diesen bewilligen, zugestelt werden.
Zum fünften und letsten, dieweil etliche grafen und herrn nit aigner person zugegen, so soll denselben das alles, wie vor laut, zum furderlichisten zugeschriben und erkhundigt werden, ob ir Gnn. in dießen begriff auch sein wöllen. So er dann von einem oder mer auch in vorgemelten 14 tagen zugeschriben und angenomen, so soll ir Gnn. alsdann sich dißem verstandt mit der anlag, wie vor laut, in bestimbter zeit und sunst in ander weg nit anders erzaigen und halten, als werent ihr Gnn. uff hiut [= heut] auch selb gegenwiertig gewesen.
Deß zu gedechtnus seind dißer abschidt etlich, soviel deren in eyl mögen geschriben werden, verfertigt und von den gegenwertigen mit eigener hand in der abwesenden namen durch irer Gnn. gesandten underschriben worden.