Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA Konz. H (= Kasten 1267), unfol. (Kop., 2x vorh.); ÜS: Instruction uff Asverum Branth und Hieronimum Schurstaben gestelt etc., ausgangen zu Fridlandt, am tage Steffani anno etc. im 432.
Druck: A. Bezzenberger, Berichte und Briefe des Asverus von Brandt, 1. Heft, Nr. 12, S. 26–293.
Nach Überantwortung seiner Kredenz soll Ahasver von Brandt über die auf dem vergangenen Reichstag in Nürnberg 1542 nicht zustande gekommenen gütlichen Verhandlungen zur Aufhebung der preußischen Acht berichten. Damals scheiterte die Beauftragung von Kommissaren, welche zwischen dem Hg. von Preußen und dem Hochmeister vermitteln sollten, am Widerstand Walthers von Cronberg, der auf der Exekution der Acht gegen Preußen beharrte und eine Verschiebung der Verhandlungen auf den künftigen Nürnberger Reichstag (1543) erwirkte4.
Hg. Albrecht von Preußen ersuchte nach dem Reichstag von 1542 alle mit dem Haus Brandenburg verwandten und ihm wohlgesonnenen Reichsstände, die Aufhebung bzw. Suspension der Acht am künftigen Reichstag in Nürnberg zu betreiben und einen gütlichen Vergleich zu fördern. Da die Türkengefahr das gesamte Reich bedrohe, könne Hg. Albrechts Anliegen leicht in Vergessenheit geraten. Deshalb solle sich Brandt zuerst zu Kf. Joachim von Brandenburg begeben5, danach zu den anderen verwandten Kurfürsten und Fürsten, die den Reichstag nicht persönlich besuchen würden, und ihnen die preußische Lage schildern, verbunden mit der Bitte, ihre Gesandten nachdrücklich mit der Unterstützung des preußischen Anliegens am Reichstag zu beauftragen.
Nach seiner Ankunft in Nürnberg soll sich Brandt mit dem preußischen Beauftragten in Nürnberg, Sekretär Hieronymus Schürstab, besprechen. Während es Brandt obliege, die Sache Hg. Albrechts bei den Kurfürsten und Fürsten zu betreiben, solle sich Hieronymus Schürstab gemäß seiner Kredenz bei seinem Vater Leo Schürstab und bei Hieronymus Baumgartner, beide Mitglieder des Rats von Nürnberg, und bei anderen Städten für eine Aufhebung der Acht gegen Preußen einsetzen. Falls im Zuge der Verhandlungen dringende, nicht schriftliche Rückfragen bei Hg. Albrecht nötig seien, soll Hieronymus Schürstab zum Herzog reisen und die Nachrichten überbringen. Alle anderen Anfragen seien dem Herzog in schriftlicher Form durch einen Boten zu übermitteln.
Sobald Brandt die preußische Sache bestmöglich erledigt habe und bei den Reichsständen nichts mehr ausrichten könne, soll er sich, selbst wenn der Reichstag noch nicht beendet sei, heimwärts begeben. Der allenfalls auf dem Reichstag anwesende Gesandte des Kg. von Polen und die anderen Gesandten der wohlgesonnenen Reichsstände sollen von der Abreise Brandts aus Nürnberg informiert werden. Hieronymus Schürstab soll nach dem Aufbruch Brandts aus Nürnberg die weitere Berichterstattung an Hg. Albrecht übernehmen.
Sollte der Gesandte gefragt werden, ob der Herzog Mitglied des Schmalkaldischen Bundes sei oder sich mit dem Kg. von Dänemark in einer Einung befände, möge er ausweichend antworten. Da er noch nicht lange im Dienste des preußischen Herzogs stehe, wüßte er nur, dass der Herzog Lehensmann des polnischen Königs sei, der evangelischen Konfession angehöre und sich dementsprechend verhalten würde. Gegenüber Dänemark werde sich der Herzog als nachbarlicher Verwandter erweisen.
Falls der Lgf. von Hessen auf dem Reichstag nicht persönlich, sondern durch seine Räte vertreten sei, soll der Gesandte das Schreiben Hg. Albrechts für den Landgrafen diesem in die Niederlande6nachsenden und den in Nürnberg anwesenden hessischen Räten das Anliegen des Herzogs unterbreiten.
Falls der Gesandte vom polnischen Legaten oder anderen Personen wegen des Achturteils gegen den Herzog befragt werde, soll er die Nichtigkeit des Urteils betonen, da Hg. Albrecht für das Land Preußen nicht dem Reich, sondern dem polnischen König als Lehensmann unterstehe und sich daher nicht vor dem Reichskammergericht verantworten müsse. Außerdem sei das Kammergericht parteiisch und benachteilige die evangelischen Stände, weshalb das Drängen des Hochmeisters auf die Exekution des Achturteils den Frieden im Reich zerrütte.
Der Gesandte soll sich auch erkundigen, wie es um die internen Zwistigkeiten der Mgff. Georg und Albrecht von Brandenburg stehe, die ebenfalls um Unterstützung des preußischen Anliegens zu ersuchen seien. Vor allem der Gesandte Mgf. Georgs von Brandenburg, Balthasar von Rechenberg, der sich schon früher für den Hg. von Preußen einsetzte, sei um Hilfe zu bitten.
Besondere Aufmerksamkeit des Gesandten ist wünschenswert, damit er dem Herzog über die Haltung der Reichsstände gegenüber Preußen ebenso berichten könne wie über die allgemeine politische Situation betr. Frankreich, Dänemark, Schweden und den Konflikt in Braunschweig. Auch über sonstige Neuigkeiten betr. den Türkenzug, die Lage in Ungarn und verschiedene habsburgische Heiratsprojekte soll er berichten. Sollten Gesandte des dänischen Königs auf dem Reichstag sein, so soll er sich bei ihnen erkundigen, ob sie Botschaften für Hg. Albrecht hätten. [...].