Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
A Wiesbaden HStA, Abt. 171 R 474, fol. 142r–146v (Kop.).
B Wiesbaden HStA, Abt. 131 IVa 41, fol. 33v–37r (Kop.); ÜS fol. 33v: Die dritt [!] missiven deß licentiaten an die hanawischen bevelhaber uff Sontag Judica anno etc. 43 [März 11] praes.
Er überschickt seinen vierten Bericht aus Nürnberg: In ihrer Replik an den König betr. Friede und Recht (Nr. 157) beharrten die Protestanten auf den in ihrer ersten Eingabe vorgebrachten Argumenten. Nun hat kgl. Mt. solch replick den andern stenden, die sich die catholici und gehorsamen nennen, zugestelt, irs raits daruber begert. Als sies nun beraitschlagen wolten, trug sich eben zu, das ein außschuß zum konig, eins frantzosischen schreibens halben [Nr. 198], so komen war, geen muß; damit ging ich auch. Darzwischen mein abwesendt haben sie sich endtschlossen und röm. kgl. Mt. fur ir berat angezeigt und auch underthenigst gepetten, das ir Mt. wolt es nochmalen bey vorgegebner antwurt pleiben lassen, auch dieselb mit kurtz mundtlich gegen protestirenden zu erholen und sich in kein schriftlich disputacion ferner einzulassen. Daruber stet der konig und ksl. commissari itzt in bedencken.
So hait das cammergericht ein entschuldigung heruff geschickt [Nr. 303], aber die protestirenden wollen neben uffrichtung eins beharlichen fridtstandts der itzigen personen cammergerichts keine daran wissen, auch einich underhaltung nit geben. So wollens die andern bey vorigem zu Speyer angestelten frieden pleiben lassen und die cammergerichtspersonen also nit absetzen. Sich [= sehe] ich itzs zu, wie es der konig angreiffen wurdt. Gedenck doch, es werdt uber kunftig wuochen nit vertzogen und steet also die heuptsach gantz still. Beclagt sich der konig deß Turckhen treffenlichen rustung und beschwerlichen uberzugks, wie teglich zeittung [Nr. 135] komen, das er in treffenlicher zubereitung sey, das wol ein sorg ist, Hungern werdt zeitlich sein sein. Also beruhet die sach warlich in dissem Reich sorgklich, alß niemals erhort, das ein solche trennung und sorgkliche anstende gewest seien.
Ich enthalt mich noch als ein neutralis, henck mit besten fugen, wie ich bisher zuwegen bringen mogen, kheim theil an. Welcher teil mich anspricht, dem geb ich antwurt, das er nit weyst, woran er ist. Und furnemlich ist dis mein antwurt, so ich jungst Dr. Eckhen und dem straßburgischen bischofflichen, die mich angesprochen, gabe: Sie wisten, das disser richstag solcher spaltung halb nit angesetzt, also das meine gnedige hern sich solicher als eins zufals mitnicht[en], sonder der handlung hieher[ver]mög speierisch reichsabschidts furzunemen versehen und daruber mich mit instruction abgefertiget. So heit ich viel hern, deren allen gemuter ich nit dan dahin, wie ich handeln helfen mocht, das ein guter fried, wolfart, ere und nutz des Hl. Reichs mocht gefurdert werden, geneigt wust. Also were ich noch gutter hoffnung, es solten sich die stende vergleichen, damit man zu hieher verordneten handlungen komen mocht; dem sech ich noch also nach. Da es sich aber in disser spaltung ye verziehen wurdt, must ichs dan meinen herrn auch zuschreiben und irs weitern bevelchs gewarten. Des waren sie zufrieden.
Dieweil man dan also zwispeltig stet und nit zu handlung komen kan und aber die obersten mit grossem costen und geschrey hie liegen, haben die augspurgischen confessionverwandten sich allererst den letzsten Februarij bewilligt, doch in alle weg mit dem vorbehalt, von ir ubergeben supplicacion und replick sunsten nit zu tretten, das ein ausschus gemacht wurde der obersten und bevelchsleuth, so vom Reich bestallung hetten, irer rechnung zu horen und zu sehen, wie man dieselben mit irem geschrey hinweg richtet. Dergleichen, dieweil der kreyß innemer auch mit costen hie legen, derselben rechnung von den kreyssen auch zu nemen, damit man des kostens loiß wurde. Also ist ain außchuß solchs fals gemacht und stet in handlung.
Nun hait meiner gnedigen hern bevelchsman Wilhelm Scholl (der, wie ich von im hore, lang hie gewest, aber erst kurtzlich bey mir angesucht; sagt, er hab mich nit kent) an die stende des Reichs auch supplicirt inhalt der copey, so ich hiemit sende [fehlt], aber ime ist kein bescheidt worden, dieweil er nit vom Reich bestelt, sonder an kreys gewießen, desweg er mir imer nachgelauffen, das ichs beim kreyß auch oft angeregt. Zugleich zeigten andere kreyßstende forderung von iren bevelchsleuten auch an, das die stende sich endtschlossen, inmassen ich euch in nechstem meynem schreiben, des datum den 24. Februarij stet, vermeldet hab und noch dabey pleiben lassen. Desweg ich, wie mir dan vom kreyß uffgelegt und andere stende auch thun, dissen Wilhelm Schollen umb vermeidung ferners costen heimwerts beschieden, von meinen gnedigen herrn bescheits zu gewarten.
Nallingen rät, die von Hauptmann Scholl erhobenen Geldforderungen zur Bezahlung der Knechte genau zu überprüfen, da Scholl eine Zahl von 623 Knechten angab, während in den Musterregistern nur 523 Knechte aufscheinen. Auf dem künftigen Kreistag soll Rechenschaft darüber abgelegt werden. Über die Bezahlung der Reiter aus dem Türkenzug wird in Nürnberg noch verhandelt werden. Nallingen hofft, dass die noch ausstehenden Geldsummen ersetzt werden. [...].
Das hab ich euch, meine gnedige hern, haben zu berichten abermals nit verhalten sollen, und ist mein bitt, dieweil die sorg daruff steet, da die kgl. Mt. und ksl. commissari den augspurgischen confessionverwanten mit der antwurt wie vor entgegengeen werden, das sie mochten ein abscheid nemen und wegreiten, dan sie sich kurtz horen lassen, daß sie vor dem gericht, alldieweil disse person daran seien, mitnichten zu recht zu steen gedencken noch disse personen daran gedulden wollen. So wurden villeicht dan die andern stende wollen zu rath geen und den sachen entgegen raitschlagen und handlungen schliessen wollen. Wes ich mich dan halten, auch abreitten oder bey solchen handelung pleiben und mit raitschlagen helfen solle, mir nochmaln ein lautern bevelhe darinnen, wo der nit uff dem weg mir zuzupringen ist, uffs nechst moglich zuschreiben. Will ich mich dan abermals darinn unversparts vleis erweißen, dan meinen gnedigen hern, auch euch zu underthenigen und gefelligen dinsten bin ich bereith.
Auch in sonder, her und freundt, ist die zerung hie seer hoch, das ich nit mher gelt hab und ime entlehenen stehe. Dem hapt auch ein nachdencken.
Datum, US Nallingens, 2 beiliegende Zetteln.
1. Zettel: Die endgültige Abrechnung über das Fußvolk des oberrheinischen Kreistages soll auf dem nächsten Kreistag stattfinden.
2. Zettel: Als Nallingen den obigen Brief am 4. März absenden wollte, berief der König die Augsburger Konfessionsverwandten auf die Burg, um ihnen eine endgültige Antwort (Nr. 158) auf ihre Forderungen zu übergeben, da er nicht gewillt war, sich in weitere Disputationen einzulassen. Und weren daruff der gnedigst, gnedig und guten hoffnung, disse stende wurden sich darob settigen und mitsampt andern stenden des Reichs helfen, in dem hochwichtigen handel teutscher nation und gemeiner cristenheit furgeen, in ansehung, darinnen kein zeit zu ersparen were, dan da sie es nit thun wurden, wolt ir Mt. und comissarii inen nit verhalten haben, das sie gedechten, mit den andern stenden furtzugehen, des versehens, was durch sie beschlossen und verordnet wurde, das disse stende dem, wie sie dan in vermoge aller hievor und sonders zu Speier uffgerichten, zugesagten und bewilligten abschidt und aller gehorsame nach schultig weren, geleben.
Also haben die stende der augspurgischen confession die schrift [Nr. 158] und ir bedencken genomen, haben kgl. Mt. und ksl. comissarii bey gegeben bescheidt pleiben lassen. Dieweil dan nun daruff steet, das sich die augspurgischen confessionstende deren nit benugen wurden, wie sie sich dan mercken lassen und zu besorgen, so wurdt kgl. Mt. und ksl. comissarii den nechsten wollen mit den andern stenden, wie hieob angetzeigt, furgeen. Ist zu besorgen, das die augspurgischen confessionstende werden hinweg verreyten, darumb bitt ich noch bescheidts, wie in der missiven gepetten, ob ich mich dan mit den andern stenden in handlung begeben soll oder nit etc. [...].