Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer
Wien HHStA, Belgien PA 35/4, fol. 332r–341v (Ausf. z.T. chiffr. und dechiffr.).
Er erwartet einen Boten mit Nachrichten von Kgn. Maria. Die kursächsischen Räte in Nürnberg stehen eindeutig auf der Seite Hg. Wilhelms von Jülich und verbreiten Nachrichten von desssen militärischen Erfolgen, um die Reichsstände zu beeinflussen. Kgn. Maria wurde sicher schon über die Werbung ihrer Gesandten (Nr. 202) informiert, in welcher diese die falschen Behauptungen des Hg. von Jülich widerlegten.
Gestern (1543 Febr. 5) hielt er im Namen des Kaisers einen Vortrag vor den Reichsständen (Nr. 197), den er mit Absicht erst einige Tage nach der Proposition des Königs und nach der Werbung der burgundischen Gesandten vorbrachte. Er forderte die Reichsstände auf, dem Kaiser gegen Frankreich und Jülich beizustehen. Nur dann werde der Kaiser dem Reich seinerseits Türkenhilfe gewähren.
Die Fürsten lehnen einen Krieg gegen den Hg. von Jülich ab und wollen in Nürnberg über einen Frieden oder Waffenstillstand verhandeln. Die Uneinigkeit der Reichsstände erschwert klare Lösungen. [
Il est vray que les villes, qui quasi sont toutes luthériennes, se démonstrent affectionnées à sa Mté, mais elles s’arrestent tousjours d’estre asseurées préalablement contre le jugement de la chambre impériale et, que pys est, tous lesd. protestans, voyans la nécessité où l’on est contre le Turcq, aussi contre lesd. roy de France et duc de Clèves, vouldroient contraindre à accorder que leur religion se puist extendre et qu’elle se puist prescher. Et oultre ce il y aura bien affaire d’obtenir l’ayde pour Hongrie contre led. Turcq qui puisse souffire pour la seulle déffension de ceste année, selon que les fraiz et impositions que pour ce l’on a fait l’année passée sont esté grandes et que plusieurs allèguent impossibilité, [
Et par dessus ce il n’y a icy aucuns électeurs et princes et cherchent tous les députez des électeurs dessus le Rhin de transférer ceste diète en ce cousté-là1, ce que le roy des Romains ne trouve faisable. Et c’est tout ce que jusques à maintenant je scauroie escripre à votre Mté touchant ceste diète.
Gerüchte über kriegerische Vorbereitungen Hg. Heinrichs von Braunschweig zur Rückeroberung seines Landes; es soll ebensolche Rüstungen der Protestanten auf der Gegenseite geben. Zwischen Hg. Wilhelm von Bayern und Lgf. Philipp von Hessen wurde angeblich ein Abkommen über wechelseitigen Gewaltverzicht geschlossen.
Hg. Ludwig von Bayern macht in Nürnberg als Hauptmann des katholischen Nürnberger Bundes kein Hehl aus seinen feindlichen Absichten gegenüber den Protestanten. [
Schilderung einer Unterredung Granvelles mit den vier Gesandten des Lgf. von Hessen, die das Verhalten ihres Herrn im braunschweigischen Feldzug verteidigten. Er betonte in dem Gespräch die Wertschätzung Kgn. Marias und des Kaisers für Lgf. Philipp, gleichzeitig kritisierte er Hg. Wilhelm von Jülich scharf, der sich unter dem Vorwand, dass es sich bei dem Geldernkonflikt um einen Religionskrieg handle, um die Unterstützung Kursachsens bemühe. Die Ausdehnung der Kompetenzen des Schmalkaldischen Bundes auf weltliche Angelegenheiten geschieht mit der Absicht, die protestantischen Stände dem Urteil des nicht reformierten Reichskammergerichts zu entziehen. Die hessischen Räte versicherten, dass der Landgraf höchstes Interesse an einer Unterredung mit ihm habe.
[