Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 1, fol. 91r–93v (Reinkonz.); DV fol. 93v: Der aynungsverwanten entlicher schlus, sich in kain gemaine oder particular hülf noch sonst zu kainer handlung alhie onerledigt der püncten fridens und rechtens zu begeben.

Die rethe, gesanten und botschaften der stende wissen sich zuvor[zu] erinnern, mit was fleis und ernst sie nuhemehr ein gute zeit her uf vilen reichstegen umb bestendigen friden und gleichmessig recht angesucht.

Und wiewol inen derselb friden und gleichmessig recht etzliche mal versprochen und gegeben, so haben sie doch desselben wirckung nit erlangen mogen, sonder befunden, das derselb friden allein uff dem papyr stunde, der auch disen stenden wenig wircklich oder nutz und dahien gericht gewest ist, das yder theil denselben zu seinem vortheil getzogen und verstanden, wie dan solchs in der supplication [Nr. 152], dergleichen in der replic [Nr. 157], der kgl. Mt. und ksl. commissarien nehrmals [= neulich] gegeben, nach der lenge usgefuert. Nichtzitdesterweniger so haben dise stende ir vermogen in den hulfen wider den Turcken und in andere wege getreulich dargestreckt und an inen, das zu wolfart des Reichs und der christenheyt nutzlich sein mogen, nichts erwinden lassen.

In was geverden nuhn dise stende des fridens und gleichmessigen rechtens halber nuhnmehr gestelt, sonderlich dieweil die partheylichen, verdechtigen und recusirten personen des camergerichts wider disse stende bis uf die acht procedirt und geschwindiglichen furfahren, das ist under dissem hiegen [!] tag vilmaln erregt, statlich bewogen und gleicher gestalt in der supplication, dergleichen auch in vorgemelter replick gnugsam ausgefuert. Also das sich diese stende dahin entschlossen, dieweil sie des bestendigen fridens und gleichmessigen rechtens in alle wege versichert sein mussten, das sie sich alsdan vor erlangung desselben in kein handelung einlassen oder begeben konten.

Nachdem nun an dise stende etzlichermassen gelangt hat, das des gegentheils practicen dahin stehen, under sich selbst uff disem tag one erledigung diser stend beschwerung zu schliessen und bey etzlichen dißtheils stenden umb particular hulf antzusuchen und dardurch ir intent zu erlangen, so wöllen sich dise stend nit versehen, daß einicher stand under inen sein werd, der sich vorigem schluß zuwider von disem theil sondern und sich weder zu gemeiner noch particular hulf in einichem weg persuadieren und bewegen lassen werde, sonder sich erinnern, do diese suchung particulariter geschehen wer oder wurd, das es allein zu des gegentheils vortheil und diser stend sönderung und trennung furgenomen und gesucht wurd.

Dieweil sich dann die stend der gefahr, schaden und nachteils, so inen uß der sonderung und trennung entsteen mug, woll zu berichten wissen, und sonderlich, do sie uff irem schluß einmuetig und bestendig beyeinander verharreten, das es inen selbst zu vortheil und gutem, auch zu mehrer erhaltung bestendigs fridens und rechtens gelangen möchte, so haben sich die gesandten und reth nochmaln dohin entschlossen, daß sie uff disem tag zu erlangung bestendigs fridens und rechtens fur einen mann steen, sich voneinander nit trennen oder söndern lassen noch sich zu einicher hulf gemeinlich oder sonderlich, noch auch sonst zu keiner handlung begeben wolten, sie haben dann zuvor frid und recht wurcklich und bestendigclich erlangt und erhalten.

Anmerkungen

1
Der z.T. wörtlich in Art. 2 des Schmalkald. Bundesabschieds (Nr. 418) wiederholte Beschluss wurde vom Ausschuss der Schmakaldener in der Sitzung des 14. April 1543 vor den Bundesständen verlesen. Der unmittelbare Anlass für den Beschluss war die Befürchtung, Bgmm. und Rat von Augsburg und einige andere Reichsstädte würden sich vom König zur Bewilligung der Türkenhilfe überreden lassen. Zur Datierung und zu der von der schmalkaldischen Taktik abweichenden Position der Augsburger Gesandten siehe das CA-Protokoll Lambs zum 14. April (Nr. 86c, fol. 244r).