Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 3, fol. 22r–23v (Kop.); ÜS: An nachvolgende stende: Bf. zu Basel, Bf. zu Wallis [= Sitten in Wallis], den H. zu Kriechingen, stat abt zu Murbach abtissin zu Kauffungen, Metz3.

Die adressierten Kreisstände mögen sich an die Beschlüsse des Speyerer Reichstags 1542 zur beharrlichen Türkenhilfe und zum Gemeinen Pfennig erinnern, wonach der Gemeine Pfennig von den Obrigkeiten einzuheben und in die Kreistruhe abzuliefern sei. Als Mitglieder des Oberrheinischen Kreises verordneten sie Obereinnehmer und errichteten eine Kreistruhe in Frankfurt am Main zur Ablieferung des Gemeinen Pfennigs. Entgegen diesen Vereinbarungen seint wir doch itzt anstat und von wegen hoch- und obgemelter unserer gnedigen fursten, gnedigen hern und obern durch die verordente oberinnemer dises reinischen kreis bericht, das euer fstl. Gn. an erlegung ires gemeinen pfennings seumlich gewesen, auch bisher noch uf dieß zeit nichts erlegt.

Dieweil es nun dem speirischen reichsabschied zuwider und zu hochster beschwerde disem kreis reichet, besonder in dem das das kriegsfolck, so von den stenden dises kreises vergangen sommers in Hungern geschickt gewesen, der mehrer theil noch nit betzalt und teglich darin ungestum anhalten und betzalt sein wollen, das durch solche euer fstl. Gn. verlengerung des inlegens ires gemeinen pfennigs grosser unrath dissem kreis ervolgen moge. Und wo in berurtem speirischen reichsabschied notturftiglichen versehen, wie gegen dem ungehorsamen procedirt werden solle, auch dem obersten velthauptman zugelassen ist, die zu ubertziehen, also das wir anstat und von wegen unserer gnedigen fursten, gnedigen hern und obern wol fuge [= berechtigt], diejenigen, so umb betzalung irer usteenden besoldung anhalten, uff euer fstl. Gn. und andere, so bisher mit dem erlegen seumblich erschienen, zu weisen haben. Doch wir in betrachtung mercklichen unrathe solchs euer fstl. Gn. zum besten noch zur zeit nit furnemen noch auch sampt viscalischen processen gegen euer fstl. Gn. handeln wollen lassen, sonder uns entschlossen, zuvor euer fstl. Gn. darumb undertheniglich zu ersuchen und vor iren schaeden zu warnen.

Und ist hieruf anstat unserer gnedigen fursten, gnediger hern und obern unser undertheniglich bit und ersuchen, euer fstl. Gn. wollen nachmals und ufs furderlichst iren und ires stifts underthanen und zugewanten gemeinen pfennig eintzychen und furter ghein Franckfurt in die gemein kreistruge gewislich uberantworten. Dan wurde solchs von euer fstl. Gn. nachmals ungehorsamlich verplieben [!] und nit furderlich bescheen, hat euer fstl. Gn. gnediglich zu ermessen, das gegen dero nach vermoge des speirischen reichsabschits wurde und muste solcher ungehorsam halb procedirt und volnfaren werden, welchs doch uns gnedige fursten, gnedige hern und obern vil lieber euer fstl. Gn. zu freuntlichem und underthenigem gefallen furkomen sehen. Und wollen euer fstl. Gn. diß anderst nit, dan das es aus unvermeidtlicher noth nit umbgeen mogen werden, undertheniglich im besten angezeigt haben. Bitte um Antwort an den Überbringer dieses Schreibens.

Anmerkungen

1
Die oberrheinischen Kreisstände traten in Nürnberg bereits Ende Jan. 1543 zusammen, konnten aber auf Grund fehlender Abrechnungen der Kreisbeamten nichts ausrichten, wie die Frankfurter Gesandten am 21. Jan. 1543 an Bgm. und Rat von Frankfurt berichteten: [...] Gesterigs tags sein die anwesenden gesanthen der stende des reynischen kreiß beieinander gewesen und sich uff den nechsten wormischen abschiedt [1542 Okt. 28] underreddet, was nhunmehr uff denselbigen hie bei der kgl. Mt. und gemeinen stenden berurts kreyß notturft noch zu supplicieren und furzupringen sein mechte etc. Aber in dieser beratschlagung sovil befunden, das solche fuglich nit konthe beschehen, sie hetten dan zuvor von irem kriegsrath und dessen gegenschreyber, auch den kreißeinnemern aller ding gruntliche rechnung entpfangen und daruff sich entschlossen, dieselben hieher zu beschreiben und rechnung von inen zu nemen, wie dan die schriften an dieselben albereit verfertigt und verschickt sein. In: Frankfurt ISG, Reichssachen II 962, unfol. (Ausf.).
2
Siehe das Verzeichnis der gehorsamen und ungehorsamen Reichsstände bei Bezahlung der Türkenhilfe 1542: Nr. 129.
3
Sowohl der Bf. von Metz als auch die Stadt Metz scheinen in der von Kf. Joachim von Brandenburg zusammengestellten Liste der säumigen Reichsstände von 1542 auf: Nr. 129.