Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Wertheim StA, F 103–114/K 17, fol. 8r–11v (stark korr. Konz.); DV fol. 11v: Supplication copia, gemeinen stenden deß Reichs auf dem reichstag zu Nurnberg, den 27.1 Aprilis anno 1543 uberantwort. Reichsanlage 15432.

Obwohl die Gff. von Manderscheid niemals Reichssteuern bezahlten, auß ursachen daß meine furdern noch ich gar nichtz vom Reich inhaben, sonder meine graveschaft Manderschid sampt etliche herschaft von röm. ksl. Mt. alß von wegen deß furstenthumbs Lutzenburgs zu lehen herruren3 und andere meine gutter von zum theil euer chur- und fstl. Gnn., alß hohen stenden und glidern deß Hl. Reichs, zu lehen halt und trage, yedoch demselbigen unangesehen bin ich von ksl. Mt. cammergerichtzprocuratorfiscall hiebevor und itzt abermaltz wieder den Turcken und zu underhaltung deß cammergerichtz zu steuren, auch uber daß mir von ksl. Mt. und der regentinnen irer Mt. Niderlanden, dergleichen von irer ksl. Mt. gubernatorin und rethen deß furstenthumb Lutzemburgs, mich keinswegs in solichs zu begeben oder inzulassen, hochlich bevolhen, furgenomen worden. Dhweil nun allerhochst beschwerlich und weniger auch nit gefarlich, daß ich daruber gezwungen, daßjhenig zu thun, daß meine furdern noch ich nie gethan, auch ehern halben nit thun kan, ist mein untherthenigist, unterthenig, freuntlich und gunstig bith und beger, euer chur- und fstl. Gnn., Ll. und Gg. gelieben bei obgemeltem fiscall zu verfugen, mit solichen seinen gegen mir furnemend beschwerlichen neuerungen nit allein stilzustan, sonder auch dieselben abzustellen und gantz fallen zu lassen, wie dan auß obangezeigten ursachen billich beschicht.

Die Gff. von Manderscheid unterstehen nur dem Kaiser als oberstem Richter, darauf dann Kff., Ff. und gemeine stende zu Speier auf dem reichstage4 mein anlage deß cammergerichtz halber gemindert, achtende, dhweil meine furdern noch ich in anderm niehe gesteurt, darbei auch billich zu verpleiben, wie ich auch bieß anher in ruhen plieben bin. Sunsten, so daß nit gewesen sein sult, were die messigung darein sowol alß deß cammergerichtz halber ersucht und gelich derselbigen auch zugelassen. Es wurde vom Kaiser bisher noch keine Entscheidung in der Frage der Besteuerung Manderscheids getroffen.

So nun euer chur- und fstl. Gnn., Erwirden, Ll. und Gg. bei ksl. Mt. solchs wie obgemelt erhalten kundten, zu wissen, ich in dem furstenthumb Lutzemberg, da der adel desselbigen uff iren selbst schweren kosten daß recht bieß anher besitzen mussen, dessen erlassen werden mocht, wolt ich mich alßdann desfals wie obberurt halten. Bitte um Reduzierung der ungerechten Anschläge, die höher seien als jene der Bff. von Worms, Chur und Minden (samt der Stadt Lebus) und gleich hoch wie die Anlage der Mgff. Bernhard und Ernst von Baden und des Lgf. von Leuchtenberg. Gf. Dietrich von Manderscheid ist nicht höher zu besteuern als seine Vettern, die Gff. Johann und Wilhelm von Manderscheid bzw. deren Erben. Es sei außerdem zu bedenken, dass Manderscheid unter den Kosten leide, die durch den Konflikt mit Frankreich dem Fürstentum Luxemburg entstehen.

Und ist noch mein unterthenigist, untherthenig, dienstlich, freuntlich und gunstig pith und beger, euer chur- und fstl. Gnn., Erwirden, Ll. und Gg. willen gnedigist, gnedig, freuntlich und willig thun verschaffen, damit ich deß fiscals gegen mir furnemend beschwerlich neuerung uberhaben sein und inmassen wie meine furdern ye und alweg verplieben oder dergestalt wie obgemelt gehandthabt werden moge. Und wiewoll an derjhenigen besoldung, so ich nechst zu dem turckenzugk zu roiß und zu fueß wie obberurt geschickt, viel ein mehrers und weitters dan mir, so ichs schon schuldig were, wie ich nit bin, zu erlegen gepurt, aufgangen, so pith ich doch dieses alleß, wie obstatt und meine unvermeidtliche beschwert, gnedigist, gnedig, freuntlich ung gunstig zu bedencken.

Als Gf. Dietrich auf dem RT in Regensburg 1541 seine Supplikation vorbrachte5, waren der Kf. von Mainz, der Kf. von Brandenburg und die Gesandten auch der Meinung, daß ich (so meine furdern nie gesturt) auch deß fiscals furnemen pillich wie obgemelt uberhaben sein und pleiben solt6.

Anmerkungen

1
Wahrscheinlich irriges Datum, da der RT am 27. April bereits beendet war. Es könnte sich um den 17. April 1543 handeln. Der Befehl Kg. Ferdinands an den ksl. Fiskal in der Angelegenheit Manderscheids ist mit 20. April 1543 datiert (Nr. 107b).
2
In Wertheim StA, F 103–114/K 17, fol. 12r–13v, eine ähnlich lautende Supplikation Gf. Dietrichs von Manderscheid an die Räte der Kgn. Maria (Dr. Viglius van Zwychem und Weirich von Kriechingen); DV fol. 13v: Supplication an röm. ksl. Mt. regentinnen der Niederlanden rethe und commissarien zu Nuremberg 1543 contra deß ksl. cammergerichts fiscalen.
3
Karl V. bot Gf. Dietrich von Manderscheid im Aug. 1532 einen Stillstand der RKG-Prozesse an, wenn er die im Besitz der Gff. von Manderscheid befindlichen Güter für alle Zeit als Lehen des Hg. von Luxemburg (= Karl V.) anerkenne, womit ein Verzicht auf Reichsunmittelbarkeit verbunden war. Trotz dieser Vereinbarung mit dem Kaiser wurde Gf. Dietrich immer wieder vom Fiskal des RKG aufgefordert, seine ausständigen Steuern dem Reich zu entrichten. Erst in Nürnberg 1543 befahl Kg. Ferdinand den Stillstand der Prozesse des RKG gegen Gf. Dietrich von Manderscheid (Nr. 107b). Zur Beziehung der Gff. von Manderscheid zum Reich siehe: P. Neu, Manderscheid und das Reich, S. 53–70, bes. S. 56–59.
4
Eine Supplikation Gf. Dietrichs von Manderscheid vom RT Speyer 1542 ist erhalten (RTA JR Bd. XII, Nr. 247); die oben erwähnte Reaktion der Reichsstände auf diese Supplikation Manderscheids fehlt allerdings.
5
In RTA JR Bd. XI ist diese Supplikation nicht erwähnt, sondern nur ein Ansuchen Gf. Dietrichs betr. das Erbe seiner verstorbenen Frau, Gfn. Elisabeth von Manderscheid-Schleiden (RTA JR Bd. XI, Nr. 361).
6
Es folgt eine vermutlich eigenhändige Bekräftigung des Anliegens von Gf. Dietrich von Manderscheid.