Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Wien HHStA, RK RTA 11/Konv. 1, fol. 254rv (Kop.).

B Wien HHStA, RK Zeremonialakten 39, unfol. (nicht ausgefert. Urkunde)2.

C Wien HHStA, RK Zeremonialakten 39, unfol. (Kop.); DV: Der ksl. commissari revers der session halb hauß Osterreich 1543.

D München HStA, Kasten schwarz 2583, unfol. (Kop.).

Ich, Johann von Naves zu Mesantzi, röm. ksl. Mt., unsers allergnedigisten herrn, rat neben weyland dem hochwirdigen Cristoffen Bf. zu Augspurg, auch dem durchleuchtigen, hochgebornen fursten und herrn, H. Fridrichen Pfgf. bey Rein, Hg. in Bayrn, meinen genedigen herrn, verordenter ksl. commissari, bekhenn offenlich mit disem brief und thuea khundt allermenigclich:

Als der allerdurchleuchtigist, großmechtigist furst und herr, H. Ferdinandb, röm. zu Hungern und Beheim etc. kunig etc., Ehg. zu Osterreich etc., mein allergnedigister herr, auf disem alhieigen reichstag auf obgemelter fursten und herrn und mein in namen der ksl. Mt. an ir kgl. Mt. beschehen begern in dem strit, so sich zwischen dem hochwirdigen, durchleuchtigen, hochgebornen fursten und herrn, H. Ernnsten, confirmiertn zu Ebf. zu Salzburg, meinem genedigisten herrn, von wegen des haus Osterreichs an ainem und des ertzstifts Saltzburg halber anderstails von wegen des Reichs session helt, guetwilligklich (doch allain auf disem reichstag) dises mitl bewilligt, also das obberurte der kgl. Mt. als Ehg. zu Osterreich verordente botschaft den ersten tag den vorsitz der session und alsdann den andern nachvolgenden tag bemelts confirmiertn Ebf. zu Saltzburg botschaft dieselben haben und also furter, so lang diser reichstag weret, von ainem tag zu dem andern gleich abgewechslt werden soll. Das solhe guetliche handlung an cdes haus Osterreich–chabenden gerechtigkaitn, alten herkhomen, wierden und freyhaiten hiedurch nichts abgebrochen oder denen unvergrifflichen [= vorgegriffen] sein soll.

dUnd dieweil obgemelter Pfgf. Fridrich vor verfertigung diser vergleichung in ksl. Mt. gescheften verrügkht3 und neulicher tag obgemelter Bf. von Augspurg mit tod auch verschiden ist4, das ich an irer fstl. Gn. stat und fur mich selbs disen brief mit meinem anhangenden insigl verfertigt hab–d.

Anmerkungen

1
Urkunden zum Wechsel der Session zwischen Österreich und Salzburg sind von mehreren Reichstagen überliefert. Auf dem RT zu Regensburg stellte Karl V. am 3. April 1541 für Ebf. Ernst von Salzburg ein ksl. Dekret wegen des Sessionswechsels mit Österreich aus (RTA JR Bd. XI, Nr. 237). Die Gültigkeit dieser Abmachung wurde auf den folgenden Reichstagen fast gleichlautend neu fixiert. In Speyer bestätigte Kg. Ferdinand am 3. März 1542 urkundlich die alternierende, d.h. täglich wechselnde Session zwischen Österreich und Salzburg (RTA JR Bd. XII, Nr. 239). In Nürnberg stellten die drei ksl. Kommissare am 3. Aug. 1542 eine Urkunde zum Sessionswechsel zwischen Österreich und Salzburg aus (RTA JR Bd. XIII, Nr. 181). In Speyer 1544 bestätigte Kg. Ferdinand die Session Salzburgs gegenüber Österreich, 1544 Juni 8 (RTA JR Bd. XIV, Nr. 527). Vom Wormser RT 1545 ist ein Salzburger Bericht über die Verhandlungen wegen des alternierenden Vorsitzes im Fürstenrat und über den mit Österreich entstandenen Sessionsstreit überliefert (RTA JR Bd. XVI, Nr. 260). Auf dem Augsburger RT von 1550 gab es eine Absprache zwischen den Gesandten Kgn. Marias und jenen des Ebf. von Salzburg über den Wechsel in der Session, 1550 Aug. 6 (RTA JR Bd. XIX, Nr. 296–297). Auch beim Augsburger RT 1555 wird die zwischen Österreich und Salzburg alternierende Stimmführung im Fürstenrat in den Protokollen immer wieder erwähnt: RTA JR Bd. XX, passim. Zu Fragen der Session zwischen Österreich und Salzburg siehe: R. Aulinger, Das Bild des Reichstages, S. 235–239.
2
Der Entwurf der Urkunde (B) wurde noch vor dem Tod Bf. Christophs von Augsburg verfasst und ist im Namen beider ksl. Kommissare formuliert.
a
Aus D; in ABC: thuen.
b
In D wird statt Kg. Ferdinand Ebf. Ernst von Salzburg genannt.
c
–cIn D stattdessen: des erzstifts Salzburg.
d
–dB om.
3
Laut einem Bericht der jülichschen Räte an Hg. Wilhelm vom 6. April 1543 (in: Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2277, fol. 26r–29v, hier fol. 29r (Ausf.) und laut dem Schreiben der kurbrandenburgischen Gesandten an Kf. Joachim II. vom selben Datum (Nr. 132, Anm. 2) verließ Pfgf. Friedrich mit seiner Gemahlin Pfgfn. Dorothea am 5. April Nürnberg und reiste nach Heidelberg.
4
Bf. Christoph von Augsburg verstarb am 15. April 1543 in seiner Herberge im St. Egidienkloster in Nürnberg.