Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.); DV v. a. Hd.: Regenspurg, turkenhilf halb ir gutdonken, p[raesentatum], den 29. Maij anno 41.
Druck: Roth, Zur Geschichte, T. IV (ARG 4), Nr. 78 , S. 83–86.
Ain erbarn ratz schreyben mitsampt ainem truck ains beruffs, die Juden betreffend, desgleychen copi der margraffschaft Burga, das alles haben wir ad 26. ditto zu 5 urn nach mitag wol empfangen, darin vernomen, was Dr. Johann Voyt von wegen kgl. Mt. an ainen erbarn ratt des kriegsvolck begert hat. Darauf wir mit den gesanten der stat Nyernberg gerödt, die unß antzaygt haben, das bey iren hern gleychermas auch um hylf und kryegsvolck angesucht und begert sey, doch dergestalt, das sy sich sollen dermassen versechen, wann die nott vor augen were, das man sy manen welle, aber inen dapey zugesagt, wa die nott nit vor augen sey, sy nit zu manen. Darauf sy, die von Nyernberg, bewilligt haben, hylf zu thun. Das ist durch ainen rat geschechen1. Das haben unß die gesandten nit wellen verhalten und dapey, das sollich hylf die Ff. von Bayrn, desgleychen der Bf. von Bamberg auch bewilligt. Aber sunst haben etlich fursten nit anderst dann auf gemaine reychsstend bewilligt, das unß befrembt, das Dr. Voyt an unsere hern dermassen begert, das kryegsvolck dergestalt hinabzuschycken und an Nyernberg nit anderst begert, dann wie obstett. So haben wir mit den gesandten von Ulm gerödt. Die haben noch auf datto kain wissen gehabt, was an ire hern gelangt sey. Dann mit inen sey dergestalt nychts gehandelt, aber wir vernomen bey denselben gesandten so vyl, das sy daruß achten, das ire hern außerhalb der gemainen reychsstenden nit sych in ainich bartickelarhylf werden begeben2. Darauf mag ain erbar ratt sych ainer antwort entschliessen, wie von inen vyr gutt angesechen wirt.
Aber des herrn Bgm. Rechlingers und mein guttbeduncken wer, die antwort zu geben, doch auf verbesserung ains erbarn ratz, ungefarlich, dieweyl sein wird [sic!] von röm. kgl. Mt., unsers allergnedigisten hern, genedigst begern were, ain stattlich kriegsvolck anzunemen und dasselbig hinabzuschycken, das ain erbar rat auf genomen bedacht darvon gerett und allerlay nachvolgend ursachen bedacht und erwegen und, wiewol sy der röm. kgl. Mt. in dem gern alle underthänigiste gehorsam beweysen wollten, so bedencken sy doch, wa sy jetzund also kryegsvolck annemen und hinabschycken solten, das gar nychtz erschyessen möcht. So wenig des hl. reychs stend also eylends ir kriegsvolck annemen und hinabschycken werden, sampt dem man jetz mitten im reychstag ist und das der vyrnemst artyckel, darum der reychstag außgeschryben worden ist, dieweyl die verordneten theologi ir gesprech geendet, also das man sechen mag, wie die religionsachen zu fryd und ru pracht werden mög und onzweyfelich unvertzogenlich, was dann den widerstand des Türcken belangend, für die hand genomen wurdt und dann eure fursichtige W. nit wissen hetten, ob man an alle reystend [sic!] solliche partickularhylf begert wer worden und obs auch der merer tayl bewilligt, damit das sollich eylendt hylf außrichtung schaffen möcht und, so sollichs gleychwol nit an alle reychstend, sunder an etlich begert worden were, obs dieselbigen alle bewilliget haben, und dann er, Dr. Voyt, gutt wissen hette, das wir mit etlichen stenden in verwantnus weren, mit denen jetzo auf dem reychstag in religion- und andern sachen in handlung styenden, wolt unß wol getzimen, denselbigen dises begern anzuzaygen, auß wellichen ursachen allen ain erbar ratt, also in der eyl so ain stattlich kryegsvolck anzunemen und hinabzuschycken, nit bewilligen kinden, den H. Dr. Voytten bitten, ainen erbarn ratt bey der kgl. Mt. mit pösten fugen zu entschuldigen und sy sollicher entschuldigung dise ursach der röm. kgl. Mt. dergestalt berychten, darab die kgl. Mt. kain ungnedigs gefallen empfach. Solte sich aber die gefarlichayt so schwerlich zutragen, wurde eure Ft. zu underthanigister gehorsam neben andern des reychs stenden nit die letsten erfunden wollen werden.
Wir bitten, eure Ft. welle sollichs unser bedencken in ainem offentlichen ratt nit melden. Dann es kom hye unser pershon, auch gemainer statt zu nachtayl, haben darum den letsten punct darangehenckt, so die geferlichayt so gros darin, das man die hand offen hab, darnach die nott sein wirt und sych vyl oder wienyg stend halten werden, darnach mög sych ein erbar rat alsdann auch halten. Dann weytter hett den H. Bgm. Rechlinger und mich nit vyr gutt angesechen, dise handlung an gemaine stend oder an mein g[nädigen] hern, den landgraffen, zu bringen, a –het den her Bgm. Rechlinger nit vyr gut angesechen–a.
Dann weytter bitt ich, eure Ft. welle in styll halten, das der H. Bgm. Rechlinger nit starck ist, dann sunst seiner haußfrauen zu groser beschwert raychen möcht, der hoffnung, Gott werd gnad verleychen, das die sach wider gutt werd. Auch bitt ich, eure Ft. welle daran sein, das Dr. Hel das belder herabkome, dan warlich es ist vonnötten, wiewol Dr. Klaudy Beyttinger am abend vor datto wider herkommen ist und ich dem Dr. Hel wol gunnen wolt, das er noch 8 tag daheim belyb. Aber mich gedunckt, es erayscht die notturft, wiewol sych Dr. Beyttinger gantz fraintlich und willig erpeut. Damit welle eure fursichtige W. schaffen und pietten. [...]. Datum Regensburg, den 28. Maij 1541.
[Zettel:] Damit eure Ft. wiß, was dem H. Bgm. Rechlinger geprech, so hat er jetz bis in drytten tag grymen im leyb gehabt und ertzaygt sy schyer, als wolt ain rur oder durchpruch darauß werd, darum er sych enthalten hat und styllgelegen und selb nit schreyben wollen.