Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Verlangen des Ks. nach Festlegung der Besteuerung sämtlicher Güter neu zugezogener Stadtbürger in der neuen Reichsordnung; [2.] Schwerwiegende Nachteile dieser Regelung für Straßburg, Bitte um Wahrung seiner entsprechenden hergebrachten Freiheit.
[Köln], 18. Juli 1512
Kop.: A) Straßburg, AM, AA 337 Fasz. 1, fol. 18a u. b, 24a (Präs.vermerk unter dem Stück: Praesentatum est solis post Margarethe [18.7.12]); B) Ebd., AA 336, fol. 74a u. b.
Konz.: C) Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 17a u. b, 25a.
[1.] Allergroßmechtigster Ks., allergnst. H., dem nach euer ksl. Mt. zu nehstverschynen dagen uf der Kff., Ff. und stend des hl. Reichs zu Tryer übergebnen entschluß [Nr. 989/I] in einer schryftlichen antwort under andren und namlichen den letsten zweyen puncten [Nr. 990 [23.], [24.]] melden lassen hat, das etliche stett in craft irer freyheiten bürger annemen und mit huslicher wonung zu inen ziehen, das sy von iren gütern, die under iren alten Hftt. ligen und sy durch ir dienstlut buwen, weder steur noch gewerf [= Abgabe] noch andre dienstbarkeit a–nit mer geben noch tun und nitdestmynder wunn [= Wiese], weyd–a etc. gepruchen sollen, mit beger und meynung, das Kff., Ff. und stend solichs uf den nochvolgenden artikel setzen wollen, nämlich, welche stett derglichen burger angenommen hetten oder noch anemen würden, das dieselben burger nitdestmynder von allen iren gütern, die sy demnach behalten und durch ir dienstlut buwen, den Hftt., darunder sy gelegen sind, steur und gewerf geben und alle dienstbarkeit bewysen, wie vor zu der zyt, ehe und derselb an andern orten burger worden, bescheen und von altem harkommen ist, und ob yemants dawider einich fryheit hett, daz die yetz als dann und dann als yetz widerruft und abgeton und by namlicher peen dawider nit geton werden soll.
[2.] Nu, allergnst. Ks. und H., dwyl ein statt Straßburg ob 400 jaren solicher fryheit und privilegien darnoch von hochloblicher gedechtnus Lothario dem dritten und siner richsregierung, ye von sinen nochkommenden Kss. und Kgg., etlich hochloblicher gedechtnus selger, begabt und gnediglich versehen worden1 und nit allein solich privilegia confirmiert, sonder ernuwert und umb irer getruwen dienst willen wyter gebreytet, darzu durch etliche Bäbst und concilia bestetiget und fürohin also zu bliben gesetzt sind, ouch zum jüngsten und am meresten angesehen solichen langen harbrochten bruch und fryheitsübung, so ein statt Straßburg fridlich on menglichs nochteyl gehabt, durch euer Mt. zum zweyten mol bestetiget und des fryen gezogs halben von dem land in die statt Straßburg ein sondre kgl. declaration darüber beschehen, wie solichs durch gloiplich vidimus furbracht, ist an euer ksl. Mt. als an unsern allergnst. H. unser underdienstlich, demütig, vlysig bitt, b–dwyl zu bedenken, so obgemelter lang harkommener, frydlicher gebruch und fryheit fürohin nit hanthabung gegeben solt werden, das in der statt Straßburg und im land der frey gezog abgeton wurd, das doch der statt und dem land beschwerlich, der gmeyn, auch rich und arm unträglich und yetwedersits nochteylig were, deshalben ein statt Straßburg zu underhaltung gmeynen nutz und burgerschaft zerrüttung und abgang zu gewarten hett und dadurch merglich geringert und in künftigen abfall kommen würd, daz ein statt, auch ir inwoner und bürger nit mit iren diensten so stattlich, als sy bisher gewesen und noch fürthin gern teten und tun wolten, euer ksl. Mt. und dem hl. Rich dienen möchten,–b dieselbe euer ksl. Mt. wolle ein statt Straßburg by iren alten, harkommenden fryheiten gnediglichen bliben und sy deren, wie bisher beschehen, gebruchen lassen. Sollen und wollen ein rat der statt Straßburg mit allen iren undertenigen gehorsamkeiten unverdrossens vlyß zu verdienen ganz willig sin.2