Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Nr. 311 Pfgf. Friedrich an den ksl. Kanzler Zyprian von Serntein – Worms, 5. Mai 1509

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII/256/VI, fol. 33–33’ (Or. mit Siegelrest, ex.-Verm., sambstag nach Philippi et Jacobi).

Sein Bruder Kf. Ludwig und er schreiben beiliegend an den Ks.1, wie er zweifellos noch erfahren wird. Bittet ihn, sich dafür einzusetzen, dass dieser ihnen eine baldige und gnädige Antwort erteilt.

Nr. 312 Hg. Ulrich von Württemberg und Lgf. Wilhelm II. von Hessen an Ks. Maximilian – Worms, 27. Mai 1509

Forderung nach Bestätigung ihrer Gewinne im Landshuter Erbfolgekrieg vor einer Reichsbelehnung Kf. Ludwigs von der Pfalz.

Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 3, fol. 160–160’ (Or.) = Textvorlage A. Marburg, StA, Best. 2, Nr. 109, fol. 89–89’ (Kop.) = B. Stuttgart, HStA, A 109, Bü. 5, Nr. 25, unfol. (Reinkonz.) = C.

[1.] Allerdurchluchtigster, grosmachtigister kayser. Euwer ksl. Mt. syend unser undartanig, willig dienst in schuldiger gehorsam allzyt zuvor. Allergnadigster her, wir vernemen, wie Pfalz abermals by euwer ksl. Mt. streng und ernstlich anhalt und understen soll, durch merklich furbitt zu erlangen, domit ir die lehen von euer ksl. Mt. gelichen werden, wie dann uf vorgehaltnen rychstagen zu Coln, Costenz1 und andern orten, auch allhie geschechen ist [Nrr. 260, Pkt. 6; 261, Pkt. 4] etc. Wiewol wir nun nit zwyfeln, e. ksl. Mt. hab in guter gedachtnus und wisse ouch zum hochsten und besten zu bedenken, was e. ksl. Mt. jetz und kunftiglich, ouch dem loblichen hus Osterrich, uns, den unserna und pundsverwanten daran gelegen und wie wir us gehorsami, e. ksl. Mt. schuldiger pflicht und redlichen ursachen in die kriegshandlung, hievor geubt, komen und das wir all unser vermogenb daran gestreckt, wie e. Mt. wir des vormals wyter undartaniglich zu erkennen geben: So haben doch euer ksl. Mt. wir des hiemit in ansechung der merklichen geschaft und handel, so eur Mt. obgelegen sind, in gehorsamer undartanigkait wollen erinnern und ermanen mit hochstem flis und undartanigkait bittende, sich selbs, das loblich hus Osterrich, unsc, unserd land, lut und all pundsverwanten darin gnadiglich zu bedenken, solich lehen nit zu lichen oder ainich ander begnadung zu tun, us erzelten und andern ursachen, so e. ksl. Mt. hohere dann wir zu bedenken haben, es werde dann zuvoran den usgangen processen, execution2, daruf andern verschrybungen und abschiden, so deshalb von e. ksl. Mt. wir haben3, gelebt und volziechung geton. Das umb e. ksl. Mt. (der wir uns undartanigklich bevelchen und umb ain gnadig antwurt bitten) wollen wir in aller undartanigkait verdienen. Datum Worms, uf den hayligen pfingstag Ao. nono.

fUlrich, herzog zu Wurtemberg, und Wilhalm, landgrave zu Hessen–f, etc.

Nr. 313 Hg. Ulrich von Württemberg an den ksl. Kanzler Zyprian von Serntein und den ksl. Hofmarschall Paul von Liechtenstein – Worms, 27. Mai 1509

Bitte um Unterstützung beim Widerstand gegen die Reichsbelehnung Kf. Ludwigs von der Pfalz.

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV (1509), fol. 76–76’ (Or. m. Siegelrest; Postverm.: Sament und jedem bsonder zu handen.) = Textvorlage A. Stuttgart, HStA, A 109, Bü. 5, Nr. 25, unfol. (Reinkonz.) = B.

Ulrich, avon Gottes gnaden herzog zu Wurtemperg und zu Teck, grave zu Mumpelgart etc.–a Unsern gunstlichen grus zuvor. Edlen, lieben, besondern. Uns hat allhie angelangt etlich handlung, so by kayserlicher Mt., unserm allergnadigsten herren, anbracht soll werden, deshalb irer Mt. wir lut hiebyligender copy schryben [Nr. 312], an euch gutlich ansynnenb und begeren, dwyl dise handlung durch ksl. Mt. als das recht houbt, dero zu gehorsami, schuldiger pflicht und redlicher ursachen wir mitsampt andern pundsverwanten, der das loblich hus Osterrich by den vordersten verwant und zugeton, gehandelt, wo dann die vor ußgangen handlung, verschrybung, zusagens und nachvolgender abschyd, zu Coln1, Costenz und etlichen gehalten pundstagen2 beschechen, wyder das mit begnadung, verlichung der regalia oder in ander weg was furgenomen durch ksl. Mt. sollt werden, zu was verwiß, nachred, schimpf und schaden allenthalb das raychen mocht, und bsonder ksl. Mt. und dem loblichen hus Osterrich und uns, dwyl doch unser gemut und will, wie ir, der canzler, des wissenc und her Pauls on zwyfel ouch hat, uns erblich mit dem hus Osterrich in aynung zu tund und alles, so littenlich [= leidlich] und tregenlich ist, furderlich helfen urbutig sind zu handeln und ufzurichten. Darumb wolt unserm vertruwen nach in all obgemelt handeln fruchtbar insechen tun, damit wyder das hus Osterrich, uns und unsern verwanten nichts usgang. Was dann den allen zu lob, eer und wolfart erschiessen mag, darzu sind wir ganz willig und euch gnadigen willen zu erzogen wol genaigt. Und was euch zu jeder zyt gut ansicht, douch nuwer zytigung und lof erougen–d, wolt uns nach gepur ouch nit verhalten. Das wollen wir mit sondern gnaden beschulden und zu gutem nit vergessen. Datum Worms, uf den hayligen pfingstag anno Domini etc. nono.

Nr. 314 Supplikation Kf. Ludwigs von der Pfalz und Pfgf. Friedrichs an die Reichsstände – Worms, 31. Mai 1509

[1.] Bitte an den Ks. um die Reichsbelehnung; [2.] Verweigerung durch Ks. Maximilian; [3.] Bitte um Unterstützung ihres Anliegens beim Ks.

Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.).

[1.] Erwirdigen in Got veter, hoch- und wolgebornen, auch wirdigen, edeln, ersamen und weisen des Heiligen Romischen Reichs churfursten, fursten, prelaten, graven, freyhern, herrn und ander stende, lieben oheymen, sweger, vettern, frund, getreuen und besunder. Wir setzen in kein zwifel, euer lieb, fruntschaft und gunst, so dabey gewesen, haben noch in frischer gedechtnus und sey auch an die andern, der zeit nit hie noch zugegen gewest, gelangt, wie das uf dem nehst verruckten sand Jorgen des heiligen ritters tag [23.4.] dis gegenwertigen der mynder zal Cristi neunden jars fur der romischen keyserlichen maiestat, unserm allergnedigsten herren, zu des Heiligen Reichs tag alhie zu Wormbs wir beid gehorsamlich erschynen und in beysein etlicher euer liebden und stenden des Reichs ir Mt. als römischen keiser und unsern allergnedigsten herrn demütiglich uf vorgends ufschurzen [= Verschieben, Verzögern] bis zu disem tag ersucht und uns unser churfurstlichen, furstlichen, auch ander regalia und lehen, so unser voreltern ye lange zeit her von dem Heiligen Romischen Reich, irer Mt. vordern und auch irer Mt. selbs1 getragen, entpfangen und herbracht haben, nun uf und an uns komen und gewachsen wer, underteniglich und mit dem höhsten fleiss gebeten, die gnediglich und wie sich gepür, zu leyhen, auch unser churfurstlichen und andere freyheiten zu bestaten und zu confirmiren zu geruchen, nemlich uns, pfalzgraf Ludwigen, churfursten, als dem eltsten die curfurstlichen, darzu was denselbigen eiget und anhangt, und dann darnach auch die anderen von unser beder wegen, mit erbietung, solchs also gehorsamlich zu entpfahen und in aller undertenigkeit unsers vermögens, leibs und guts umb sein ksl. Mt. zu verdienen.

[2.] Und wiewol wir uns auch der billigkeit, den lehenrechten, darzu des Heiligen Röm. Reichs gebruch und ubung nach keiner weygerung noch abslags oder auch ufzugs, sonder es zu gescheen genzlich versehen und vertrost haben, so ist solichs doch derzeit underlassen und von derselbigen ksl. Mt., wie euer liebden, fruntschaft und gunst den merer teil unverborgen und wol wissend ist, ungeverlich der meynung und wie nachsteet, antwurt gefallen oder geben worden: Das ir Mt. unser bitt und erbieten zu gnedigem dank und wolgefallen [annimmt], die auch fur gnugsam achtet und hiltet, wurde darzu irer Mt. halber kein irrung han und were solchs zu tun wol willig. Aber ir Mt. hett von anfang biß uf den anstand des vergangen beierischen kriegs etlichen fursten und stetten verschreybungen2, derer inhalt ir Mt. entsunken und nit gruntlichs wissens hett, geben. Und mocht sich in der eyle dem bemelten krieg zugut gedachter zeit etwas verdieft3 han. Deßhalber ir Mt., doch uns beiden nit zu ungnaden noch zu eynichem verlust den sachen, biß die fursten und stett, auch andere, noch nit bey der hant, zu disem Reichs tag kemen oder die iren schicken wurden, ein anstand geben, alsdann weyter zu handeln.

[3.] Darumb und dweil nun dem also und wir vernemen, das die ksl. Mt. irer person halber kein irrung hat und das zu tun wol geneigt und willig, und wir dann ye darfur haben, wie dieselbigen euer lieb, fruntschaft und gunst, on zweifel auch meniglich zu bedenken wissen, das weder recht noch billich, darzu dem herkomenden gebruch im Heiligen Romischen Reich nit gemess were, uns in dem zu pfenden oder auch die belehenung anzuhenken oder us eynicher ursachen unserer curfurstlichen und anderer freiheiten bestatung besunderlich uf recht und zu unserm rechten und gerechtigkeiten ufzuschurzen und zu verlengern, darzu in solchem, so uns kunftiglich zu merklichem nachteil und schaden reichen mocht, zu beschweren. Und wiewol wir auch us erzelten und anderer mer ursachen und beweglichkeiten der hofnung und trostlicher zuversicht sein, die röm. ksl. Mt. werd on das und von ir selbs in betrachtung derselbigen angeregten ursachen, auch der pillichkeit sich bedenken und uns nachmals zum furderlichsten die bemelten unser regalia, lehen und freyheiten leyhen und confirmieren, auch irem erbieten nach gnediglich erzeigen und beweisen on lengern verzug oder aufhalten, so bitten wir doch dieselbigen euer liebden, fruntschaft und gunst mit dem hohsten fleiss, sie geruche[n] und wollen solichs, ob es verzogen werden wolt, helfen furdern und, wo es ye nit anderst sein mocht, der sach zugut und uns zu fruntlichem willen so vil by ksl. Mt. oder derselbigen ret mit anzeig und underweisung, auch furschriften und in andere geschickte und gepurliche wege, welch sie bass und vernunftiglicher zu bedenken dann wir anzuzeigen wissen, das uns zum wenigsten uf recht und zu unserm rechten und gerechtigkeiten gnediglich geliehen, auch die freyheiten, so unser voreltern vom Heiligen Röm. Reich getragen und gehabt, bestat und confirmirt, nit verzogen noch weyter furgehalten werden, handeln und bemuhen, sich in dem so fruntlich, unverdrossen und gutwillig, als die billigkeit gibt, notturft erfordert, auch unser vertruwen zu euer liebden, fruntschaft und gunst steet, erzeigen und beweysen. Das wollen wir sampt unsern guten herrn und frunden unversparts leibs und guts zuforderst umb dieselb ksl. Mt. getreulich und underteniglichen, auch euer liebden und fruntschaft fruntlich zu verdienen und gegen den andern mit gunstigem willen und in gnaden zu erkennen bevlissen sein, dasselb auch zu gutem nyemer vergessen.

Von Gots gnaden Ludwig, des Heiligen Romischen Reichs erzdruchses, churfurst, und Fridrich, beid pfalzgraven bey Rhein und herzogen in Beyern, gebruder etc.

Nr. 315 Supplikation Hg. Ulrichs von Württemberg sowie der Gesandten Hg. Wilhelms IV. von Bayern, Lgf. Wilhelms II. von Hessen, des Schwäbischen Bundes und der Stadt Nürnberg an die ksl. Reichstagskommissare – Worms, 31. Mai 1509

[1.] Bitte Kf. Ludwigs von der Pfalz und Pfgf. Friedrichs an die Reichsstände um Unterstützung beim Ks. wegen ihrer Reichsbelehnung; [2.] Forderung der Supplikanten nach Bestätigung ihrer Gewinne im Landshuter Erbfolgekrieg vor einer Belehnung; [3.] Bitte um Unterstützung ihrer Position.

Stuttgart, HStA, A 109, Bü. 5, Nr. 25, unfol. (Kop.) = Textvorlage A.

Druck: Sattler, Geschichte I, Beil. Nr. 47, S. 112f.

[1.] Hochgeporner furst, wolgeporner, edel, wurdigen und hochgelerten ksl. Mt. commissarien. Lieben swauger, oheimen und besondern, auch gnadigen und gunstigen, lieben herrn. Von wegen des punds zu Swaben, unser selbs und unser gnadigen fursten, herrn und frunden bringen wir euwer lieb, gnad und gunst fur, das wir uf disen tag ain bitt, so von den hochgepornen, durchluchtigen fursten, herrn Ludwigen und herrn Fryderichen, pfalzgraven by Ryn, herzogen in Bayrn, unsern oheimen und gnadigen herrn, an die churfursten, fursten und ander stende des Hayligen Rychs, allhie versamlet, geschechen, gehort und vernomen haben, in maynung, willen und begern, das die obgemelten stand ksl. Mt. wollen inen helfen bitten, ir regalia gnadiglich zu verlichen, darzu ir fryhayten, alt herkomen und ander gerechtigkaiten bestatigen, ernuwern und confirmieren, lut derselben bitt [Nr. 314].

[2.] Dwyl aber ksl. Mt. vormals in anfang, mittel und ende, ouch darnach die pundsverwandten, so ir Mt. zu gehorsami und ausser redlichen ursachen in die hylf des bayerischen kriegs komen sint, gezogen und mit ernstlichen mandaten ersucht, gepoten und auf das hochst ervordert zuzeziechen, hylf und bystand tun und darumb in- und usserhalb rechtes jemand zu antwurten nit schuldig sein, darzu die ungehorsamen nit in gnad an- oder ufzunemen, ir regalia, fryhayten und anders nit zu lychen, bestatigen und sunst nit handeln etc., sie haben sich dann zuvor verzigen und begeben, alles das, so in disem krieg inen abgewonnen ist, quittiert etc., alles lut und inhalt vorgemelter mandata, sonderer begnadung, verschrybungen, vertrag, zusagens und abschids und jungst zu Costenz deshalb den pundischen und irn verwanten gegeben, und namlich, das ir Mt. es bey den usgangen processen, execution, verschrybungen und zusagen gnadiglich wollen plyben, dawyder nichts usgen lassen etc.1

[3.] So dann ksl. Mt. mit grossern geschaften beladen, merklich anhalten und bitten deshalb zum oftern mal an ir Mt. geschechen, wie obsteet angesucht wurdet, damit das zu frischer gedachtnus, wie oblut, gebracht und euwer lieb, gnad und gunst als ksl. Mt. commissarien, rate und verwanten, darzu als die, so des loblichen hus Osterrich wolfart gern sechen, deshalb unser fruntlich, gutlich und undartanig bitt an euch ist, ir wollen in disem handel bedenken und zu herzen nemen ksl. Mt. lob und des hus Osterrich wolfart und daneben die usgangen urtayln, processen, execution, gegeben verschrybungen, gnad, vertrag und zusagens, so pundsverwanten, dero das loblich hus Osterrich der hochsten ainer ist, von ir Mt. haben, und das der wydertayl zu gnaden und fryden, auch mit belehnung und bestetigung, wie oblut, on vorusgangen verzychung und quitierung nit soll angenomen, begnadet oder begabet werden. Dann was darus beschwarlichs, verwissenlichs [= Schmähliches, Schimpfliches] und nachtayligs irer Mt., dem hus Osterrich, dem pund zu Swauben und allen anhengern, so in ir hylf gewesen, entsteen mocht, ist lichtlich zu betrachten und by dem anfang, mittel und ende zu gedenken. Achten ouch wol, ksl. Mt. gemut oder will nit sein werde, von irer Mt. macht und angefengtem krieg, usgangen urtayln, processen, execution, sondern verschrybungen, mandata und zusagens sich in ainiche disputation lassen bringen, ob die by kreften blyben oder in recht bestendig oder unkreftig, wol oder ubel gehandelt sin solt. Dann on zwyfel und offenbar ist, ir Mt. koniglich und wie sich gepurt, wie obstet, notdurftiglich und wol haben gehandelt und furgangen sin. Und das eegemelt process, brief und execution muglich volzogen und denen gelebt soll werden. Darumb usser vorerzelten und andern tapfern ursachen bitten wir euch, im handel by ksl. Mt., euch selbs und wo not ist, also insechens tun, damit es by dem, wie obstet, blybe, dawyder nichts usgangen oder furderung gescheche, das uszubringen. Dardurch wurdet ksl. Mt. lob und des hus Osterrichs wolfart gefurdert und das zu unwiderbringelichem schaden im Hayligen Rych raychen mocht, verhut. Das wollen wir umb ksl. Mt. ganz undertaniglichst und euwer lieb, fruntschaft, gnad und gunst fruntlich, williglich und undertaniglich verdienen und beschulden. Datum dornstags zu Worms nach dem pfingstag anno etc. nono.

Ulrich, von Gots gnaden herzog zu Wurtemperg etc., herzog Wilhalms in Obern- und Nidernbayrn etc., landgrave Wilhelms zu Hessen etc., des punds zu Swauben, der statt Nurmberg rat alhie zu Worms.

Nr. 316 Supplikation Kf. Ludwigs von der Pfalz und Pfgf. Friedrichs an die Reichsstände – Worms, 9. Juni 1509

Bitte um Fürsprache bei Ks. Maximilian.

Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 4, fol. 30–30’ (Or.).

Unser fruntlich dinst und was wir liebs und guts vermugen, alzeit zuvor. Erwirdigen in Gott vater, hoch- und wolgebornen, wirdigen und edeln, lieben freund, oheim, swäger, vettern und besondern. Verschiner tag haben wir eur lieb, freuntschaft und gunst alhie zu Worms zu erkennen geben die antwurt, so uns von romischer keiserlicher Mt., unserm allergnedigisten herrn, uf unser bitlich ansuchen, bestetigung und confirmirung unser lehen, curfurstlichen und furstlichen freiheit betreffen, widerfarn, und daruf gebeten, uns beden mit eur lieb, fruntschaft und gunst furschriften by derselben irer keiserlichen Mt. dermassen zu erschissen, das wir als jung angeend des Reichs curfursten und fursten, wie von unsern eltern bis uf uns lang zeit here herbracht, auch belechnet werden [Nr. 314]. Solichs mag sich bishere merglicher eur liebden, fruntschaft und gunst gehapten gescheft halb verlengert han. Wan uns nun der verzug beswerlich, damit wir dan eurs gutwilligen erpietens ersprißlich befinden, bitten wir dieselben sampt und sonder nochmals besonders fruntlichs, dinstlichs und gunstigs fleiß, sie wollen solichs zu gedechtnus fassen und uns furderlich mit bemelter eur lieb, fruntschaft und gunst getreuer furdernus, hilf und rat an obgemelten unsern allergnedigsten hern dermas bevolhen haben und zu hilf kumen, wie wir in keinen zweifel setzen, unser gescheen bit und begere nach des geneigt seyt. Das wollen wir umb eur liebden, fruntschaft und gunst unsers vermugens fruntlich und gunstiglich zu verdinen und zu verschulden allzeit gutwilliglich erfunden werden. Datum Worms, sambstags nach corporis Cristi anno etc. VIIII.

Von Gottes gnaden Ludwig, des Heiligen Romischen Reichs erztruchsas, curfurst, und Friderich, bede pfalzgraven bey Rein und herzog in Beirn, gebrudere etc.

Nr. 317 Supplikation der Reichsstände an Ks. Maximilian – Worms, 9. Juni 1509

[1.] Bitte Kf. Ludwigs von der Pfalz und Pfgf. Friedrichs an den Ks. um ihre Reichsbelehnung; [2.] Antwort Ks. Maximilians; [3.] Verzögerung der Belehnung und Bitte der Pfgff. um Unterstützung durch die Reichsstände; [4.] Fürbitte der Reichsstände; [5.] Unterzeichner.

Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 4, fol. 31–33’, 34’ (Or., Spuren von 5 Ss.).1

[1.] /31/ Allerdurchleuchtigster furst, großmechtigster keyser, unser undertenig, schuldig und willig dienst mit gepurender gehorsam eurn ksl. gnaden allezeit zuvor. Allergnedigster herre, am jungsten und in kurzverruckten tagen sein die hochgebornen fursten, herren Ludwig, des Heiligen Romischen Reichs erztruchses und churfurst, und Friderich, beide pfalzgraven bey Rein und herzogen in Beyern, gebruder, unsere lieben freunde, oheym, vetter und sweger, vor uns erschienen, anzeigen und erzelen lassen, welichermassen sie sich als die gehorsamen zu diesem Reichs tag getan und in unser etlicher beysein uf sant Jorgen, des heiligen ritters tag [23.4.] dis gegenwirtigen der mynder zal Cristi neunden jars euer keyserlich Mt., iren und unsern allergnedigisten herren, der zeit selbs uf vorgendes ufschurzen und verziehen diemutiglich ersucht, auch inen ire churfurstlichen, furstlichen, darzu ander regalien und lehen, so irer liebden voraltern lang zeit her von dem Heiligen Romischen Reich, euer Mt. vordern und auch euer Mt. selbs getragen, entpfangen und herbracht, nun uf sie komen und gewachsen weren, gnediglich und wie sich gepure zum wenigsten und, wo es ye nit anders sein wolt, zu irem rechten und gerechtigkeiten eins yeden andern unvergriffen zu leihen, auch ir churfurstlichen und ander freiheiten zu bestaten und confirmiren underteniglich und mit dem hohsten vleiss gepeten.

[2.] Und wiewol sie der pilligkeit, dem lehenrechten, darzu des Heiligen Romischen Reichs geprauch und ubung nach sich uf solichs keiner weigerung noch abschlags oder auch eynigs ufzugs, sonder in laut irer getanen bitt zu gescheen genzlich versehen und vertrost hetten, so were dasselb doch nit bescheen und die belehenung, auch /31’/ der freiheiten confirmirung derzeit underlassen, aber von euer ksl. Mt., als der merer teil unser unverborgen und wol wissend, ungeverlich der meynung, das euer Mt. ir bitt und erpieten zu gnedigem gefallen, dieselb auch fur gnugsam achtet und hielt, wurde darzu euer Mt. halben kein irrung han und were solichs zu tun wol willig, aber euer Mt. hette vom anfang bis uf den anstand des vergangen beyerischen kriegs etlichen fursten und stetten verschreibungen, deren inhalt euer Mt. entsunken und nit gruntlichs wissen noch in gedechtnus hette, geben. Und mocht sich in der eyle dem bemelten krieg zugut gedachter zeit etwas vertieft han, deshalb euer Mt., doch inen nit zu ungnaden, zuwider, noch zu einigem verlust, den sachen, bis die fursten und stette, auch andere noch nit bey der hand, zu dem Reichs tag komen oder die iren schicken wurden, ein anstand machen, alsdann auch darin weiter zu handlen bevelhe geben, durch uns, die drey erzbischove und geystlichen churfursten, aus bevelhe euer keyserlichen Mt. antwort gefallen.

[3.] Derohalben sie nun etwo lang und vil zeit erwartet, gemeynt, es solt neben anderm auch befelhe, inen zu leihen, herkomen, die sachen auch ytzt hie gefurdert und zu ende gewachsen sein, als sie dann noch der hoffnung und trostlicher zuversicht weren und aus erzelten und mehr ursachen nit anders sein kunten, euer keyserlich Mt. wurde on das und von ir selbs sich bedenken und /32/ inen nochmals zum furderlichsten die bemelten regalia und lehen leihen, auch ir freiheiten confirmiren und bestetigen. Nichtdestweniger und dieweil sich dasselb aber verweilt und noch zur zeit nyemands, sovil inen wissen, einicher befelhe worden, zukomen noch sich eraigen tet und sich dann, als sie angelangt, etlich der kriegsfursten und -stett darwider legen und umb eur ksl. Mt. zu verhinderung desselbigen arbaiten, also das zu besorgen, solichs aber ufgeschurzt und verzogen, ire regalia, lehen und dergleichen leihungen, auch freihaiten und ander gerechtigkeiten dieser zeit wie unzher unconfirmirt und also mit irem merklichen nachteyl und schaden noch lenger ansteen pleiben mochten, das inen dann nit wenig beswerlich, auch, als das zu nachrede, unrate und verderben kunftiglichen raichent, untreglich, der und ander beweglicheit halben uns sambt und sonder freuntlich gebeten, inen mit unserm rate, hilf und schriften, auch furbitten zu furderung der sachen bey euer keyserlichen Mt. zu erscheinen und zu erspriessen. Und uns uf heut dato desselbigen anbringens und irer vorbescheener bitt erinnert und erneut inhalt herin verwarter schrift [Nr. 316].

[4.] Wiewol wir nun eben wie auch sie in keynen zweifel setzen, euer keyserlich Mt. wisse sich in dem allem dem rechten, der pilligkeit und des Reichs geprauch, auch irer, der bemelten unserer freunde, oheym, vetter und sweger bitt und notturft nach on das wol zu halten und werden sich gegen inen gnediglich beweisen, so haben /32’/ wir inen doch dasselb in ansehen irer verwantnis, siep- und freuntschaft, darzu irer zimlich bitt nit verzeihen noch ablagen konnen oder wollen, euer keyserlich Mt. underteniglichs und hohstes vleiss bittend, ir keyserlich Mt. geruch und wolle inen soliche irer voraltern lehen, wie die uf sie komen und gewachsen, leihen, auch ire freiheiten und herbrachte privilegien confirmiren und besteten, als, wir dann erachten, pillich beschee, auch recht und der geprauch im Heiligen Romischen Reich sey, noch anders, dann das es auch sunst zu viel gutem dienen werde, bey uns finden konnen, besonderlich und zum wenigsten, wie begert, wo es ye nit anders sein mocht, uf den kgl. abscheid zu Collen2 zu irem rechten und gerechtigkeiten, einem yeden des seinen unvergrifflich und on schaden, sie auch dieses unsers schreibens und furbittens geniessen lassen und sich in dem aus angeborner tugent und keyserlicher miltigkeit so gnediglich und gutig erzeigen und beweisen, als unser aller, auch ir vertrauen und hoffnung zu euer ksl. Mt. ist und stet, auch dermassen, das sie, die oft ernenten unser frunde, oheym, vettern und swegern, dieser unser schrift und furbitt wurklicheit dero auch genossen zu haben entpfinden und sich von euer ksl. Mt. des berumen mogen. Das wollen wir sambt inen, auch unsern und iren guten herren und frunden umb /33/ dieselb euer keyserlich Mt., die der Almechtig in langwirigem und gluckseligem regiment gefriste, underteniglich zu verdienen befleissen und ganz willig, auch zu gutem unvergessen sein. Datum sambstags nach corporis Cristi anno Domini etc. nono.

[5.] Euer ksl. Mt. gehorsamen Uriel zu Menz, Jacob zu Trier, erzbischove, Philipps, erwelter und bestetigter zu Collen, Friderich, herzog zu Sachsen etc., churfursten; marggraf Joachim [von Brandenburg], churfursten etc., botschaft; Georg zu Bamberg, Lorenz zu Wurzpurg, bischove; Heinrich, herzog zu Brunswig, der elter; Hartman, administrator zu Fulda; des erzbischofs zu Salzpurg, des bischofs zu Worms, des bischofs zu Eystet, des bischofs zu Speyer, /33’/ des bischofs zu Straßburg, des bischofs zu Costenz, des bischofs zu Augspurg, des bischofs zu Freising, des teutschen meysters, herzog Jorgen von Sachsen, herzog Alexanders von Beyern, herzog Hansen von Beyern, herzog Wilhelms von Gulch und aller anderer fursten, prelaten und graven botschaften, außgenomen die kriegsfursten, stette und derselben verwanten, yetz uf des Reichs versamlung zu Worms.3

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor.
1
 Eine etwaige – erneute – Reichsbelehnung Kf. Philipps von der Pfalz nach Aufhebung der 1504 verhängten Reichsacht, geschweige denn die Frage der Belehnung seines künftigen Nachfolgers waren bei den Verhandlungen 1505 in Köln (Heil, RTA-MR VIII/1, Nrr. 367386, S. 532–569; VIII/2, Nrr. 840–842, S. 1314–1319) und 1507 in Konstanz (Heil, RTA-MR IX/1, Nrr. 5664, 425434, S. 177–185, 708–719; IX/2, Nrr. 552–579, 952–956, S. 783–821, 1345–1354) kein Thema. Gemeint sind hier die Bemühungen Kf. Philipps um seine Lösung aus der Acht.
a
 unsern] In C danach gestrichen: unsern gnadigen herrn, den sinen.
b
 vermogen] In C danach gestrichen: euwer ksl. Mt. zu gefallen.
c
 uns] In C danach gestrichen: unsern gnadigen herrn.
d
 unser] In C danach gestrichen: und ir.
e
 hoher] In C korrigiert aus: bas.
2
 Verweist auf die kgl. Achterklärungen gegen Pfgf. Ruprecht vom 4.5.1504 (Or. Druck Friedberg, Verm. amdrp., Gegenz. Serntein; HStA München, Fürstensachen 215/II, fol. 183–183’. Druck: Oefele, Scriptores II, S. 409f. Regest: Wiesflecker, Regesten IV/1, Nr. 18707, S. 495) und gegen Kf. Philipp von der Pfalz vom 14.6.1504 (Or. Innsbruck, Vermm. prps./amdrp., Gegenz. J. Renner; HStA München, Fürstensachen 261½/I, fol. 12; StA Nürnberg, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden Akten, A 81, Nr. 1, fol. 101. Kop.; StA Marburg, 2 III E, Nr. 7, fol. 226–227’. Regest: Wiesflecker, Regesten IV/1, Nr. 18876, S. 521. Vgl. Starflinger, Ächtung, S. 175f.) sowie ggf. auf die Exekutionsmandate an einzelne Stände, z. B. an Nürnberg vom 18.5.1504 (spätere Kop.; StA Nürnberg, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden Akten, A 80, Nr. 9, fol. 453; Müllner, Annalen III, S. 270).
3
 Zu den während des Landshuter Erbfolgekrieges ausgestellten Verschreibungen Kg. Maximilians für Hg. Ulrich und Lgf. Wilhelm siehe Heil, RTA-MR VIII/1, S. 542 Anm. 4, 792 Anm. 6.
f
–f Ulrich ... Hessen] In C korrigiert aus: E. ksl. Mt. williger fursten und undertanigsten Ulrich etc. und die landgravischen hessischen rat, jetzo zu Worms.
a
–a von … etc.] In B: etc.
b
 ansynnen] In B danach: bytten.
1
 Vgl. Heil, RTA-MR VIII/1, Nr. 383, S. 565 mit Anm. 1; Nr. 414, S. 623 App. h-h; VIII/2, Nr. 739, S. 1047f.
2
 Z. B. Ulmer Bundesabschied vom 12.10.1505 (Auszug: Heil, RTA-MR VIII/2, Nr. 851, S. 1325).
c
 wissen] In B danach: tregt.
d
–d ouch … erougen] In B Einfügung am Rand.
1
 Reichsbelehnung Kg. Maximilians für Kf. Philipp von der Pfalz, Worms, 14.7.1495 (Regest: Angermeier, RTA-MR V/1, Nr. 874, S. 759; Wiesflecker, Regesten I, Nr. 2096, S. 245).
2
 Zu den während des Landshuter Erbfolgekrieges ausgestellten Verschreibungen Kg. Maximilians für Pfgf. Alexander von Zweibrücken, Hg. Ulrich von Württemberg, Lgf. Wilhelm von Hessen und die Stadt Nürnberg siehe Heil, RTA-MR VIII, S. 271 Anm. 1, 542 Anm. 4, 792 Anm. 6, 1015 Anm. 6.
3
 = sich (zum eigenen Nachteil) in etwas einlassen (Grimm, Deutsches Wörterbuch XII/1, Sp. 1907).
1
 Ein förmlicher kgl. Bescheid für die Exekutoren im Landshuter Erbfolgekrieg ist nicht nachweisbar. Vgl. jedoch die Resolution Kg. Maximilians vom 5.8. (Regest: Heil, RTA-MR IX/2, Nr. 952, S. 1346f., Pkt. 3) und den Nürnberger Gesandtenbericht vom 18.8.1507 (Regest: ebd., Nr. 954, S. 1349).
1
 Die Argumentation in den Punkten 1–3 stimmt zum Teil wörtlich mit Nr. 314 überein.
2
 Spruch Kg. Maximilians vom 1.8.1505 (Druck: Heil, RTA-MR VIII/1, Nr. 414, S. 622–624).
3
 Vgl. zu den weiteren Verhandlungen auf dem Augsburger RT von 1510: Seyboth, RTA-MR XI/1, Nrr. 325327, 526 [Pkt. 5], 532 [Pkt. 2], 551 [Pkt. 1], 553 [Pkt. 1].