Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Nr. 376 Beschlüsse des Frankfurter Rates – Frankfurt, 1. Mai-14. Juni 1509

[1.] Frankfurter Stadtsteuer; [2./5.] Gesandtenberichte aus Worms; [3.] vorübergehende Abberufung der Gesandten; [4./8.] Anleihe für Mühlhausen; [6.] Geleit für Teilnehmer am Reichstag; [7./9.] Beschlüsse des Reichstages.

Frankfurt, ISG, Bürgermeisterbücher (BMB) 1508, fol. 129’; 1509, fol. 1–17’ passim.

[1.] Tercia in die Walpurgis [1.5.]: Als her Johann Frosche und Gilbrecht von Holzhusen, geschickten, schriben auch uf vorige meynung [Nrr. 438f.]. [Beschluss:] Inen widerschriben mit fuglicher abeßlagung1 (BMB 1508, fol. 129’).

[2.] Feria quinta in die invencionis sancte crucis [3.5.]: Als her Johann Frosch und Gilbrecht von Holzhusen, geschickten, von Worms schriben etlich zytung [Nr. 441] (BMB 1509, fol. 1).

[3.] Sexta post invencionis crucis [4.5.]: Item den frunden gein Worms schriben, wo sie mit fugen abkomen mugen, sich herheym zu fugen biß zu zukunft der fursten [Nr. 443] (ebd., fol. 2’).

[4.] Feria tercia post vocem jocunditatis [15.5.]: Als der rat zu Molhusen bij Johan Butener, irem schriber, eyn credenz uberschickt und ime IIC und XL fl. zu lihen gebeten haben [Nr. 181]. [Beschluss]: Ime die also uf sin erkenteniß lihen; ime sagen, sich selbst gein Worms zu fugen, zu erkunden, weß der handel sij (ebd., fol. 5).

[5.] Feria tercia post exaudi [22.5.]: Als Johan Frosch schribt von Worms [Nr. 450]. [Beschluss:] Die bedenken und ratslagen (ebd., fol. 8’).

Quinta post exaudi [24.5.]: Als her Johan Frosch, geschickter ratßfrunt uf dem Richs tag zu Worms, schribt etlich zytunge [Nr. 451] (ebd., fol. 9’).

Feria tercia post pentecoste [29.5.]: Als her Johann Frosch von Worms geschrieben hait dem statschriber [Melchior Schwarzenberg] etlich zytung [Nr. 452]. [Beschluss:] Doby laißen (ebd., fol. 11’).

Feria quinta in die corporis Cristi [7.6.]: Als her Johann Frosch von Worms schribt [Nr. 453]. [Beschluss:] Doby laissen (ebd., fol. 14’).

[6.] Feria tercia post corporis Cristi [12.6.]: Den fursten, so noch hynt herkommen werden und umb geleide schriben. [Beschluss:] Iren gnaden zu schriben daß geleide (ebd., fol. 16).

[7.] Feria quinta in octavas corporis Cristi [14.6.]: Als her Johan Frosch, geschickter von rats wegen, vom Richs tag zu Worms komen ist und relacion getan und den abescheit [Nr. 303] schriftlich mitbracht hait.

[8.] Der Mühlhauser Gesandte Daniel Helmsdorf bittet, seiner Stadt 240 fl. zu leihen, um dem ksl. Fiskal [Christoph Moeller] den ungarischen Anschlag bezahlen zu können2. [Beschluss:] Ime uf erkentenuß zusagen und das die bynnen monatsfrist geliebert werden.3

[9.] Als, wes geratslagt ist uf dem tag zu Worms, gelesen wart. [Beschluss:] Das bedenken und zu gelegener zijt ratslahen.

Den von Ache und Wetzflar den abscheit zu Worms [Nr. 303] werden lassen (ebd., fol. 17’).

Nr. 377 Ks. Maximilian (Reichstagskommissare) an Bürgermeister und Rat der Stadt Frankfurt – Worms, 7. Juni 1509

Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 55–55’ (Or., Verm.: amdip., Unterz.: Uriel archiep[iscopu]s Mog[untinensis] archicanc[ellarius] s[ubscrip]s[i]t.  Gegenz.: J. Storch).

Er hat sie am Vortag schriftlich angewiesen, eine Pulver- und Salpeterlieferung des Lgf. [Wilhelm von Hessen]1bis auf weiteren Bescheid zu verwahren. Befiehlt ihnen, das Material an den von ihm beauftragten Jakob Fugger auszuhändigen und diesen auf Wunsch bei der Erfüllung seines Auftrags zu unterstützen.

Nr. 378 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Bürgermeister und Rat der Stadt Frankfurt – Worms, 7. Juni 1509

Frankfurt, ISG, Reichssachen III, Nr. 496, unfol. (Or. m. S., dornstag corporis Christi, Gegenz. Hie[ronymus] R[udelauf]).

Wie aus der beiliegenden Supplikation hervorgeht, hat Hieronymus Arnold aus Freiberg Ludwig Sachs (Sasse)300 fl. geliehen.1Dieser entzieht sich jedoch den Bemühungen Arnolds um Rückzahlung. Bittet sie deshalb, mit ihrem Mitbürger Johann Sachs (Sasse), dem Vater Ludwigs, über die Begleichung der Schuld zu verhandeln.2

Anmerkungen

1
 Zu ergänzen: hinsichtlich der vorzeitigen Bezahlung der Frankfurter Stadtsteuer.
2
 Mühlhausen hatte Ende August 1505 eine Hälfte des Kölner Reichsanschlags, 240 fl., bezahlt, nicht jedoch die ganze Summe. Im Januar 1509 erwirkte deshalb der ksl. Fiskal Christoph Moeller ein kammergerichtliches Monitorial an die Stadt, das ihr unter anderem die Begleichung der Restschuld gegenüber dem ksl. Schatzmeister Hans von Landau befahl (Or. Regensburg, 18.1.1509; gedr. Formular, Verm. amdip., Unterz. Ulrich Varnbüler; StdA Mühlhausen, Abt. G 1, Nr. 2, fol. 9–9’).
3
 Helmsdorf erklärte auf seiner Rückreise vom Wormser RT am 14.6. vor dem Frankfurter Rat, dass Mühlhausen die für die Begleichung der Reichshilfe von 1505 zugesagte Summe binnen Monatsfrist zurückzahlen werde (Konz. [Frankfurt], dornstags, den achten tag corporis Cristi; Vermerk über die Sendung des Or. nach Mühlhausen; ISG Frankfurt, Reichssachen II, Nr. 233, unfol.). Am 11.7. sandte Mühlhausen das Geld nach Frankfurt, verbunden mit der Nachfrage, ob der ksl. Fiskal den gegenüber Helmsdorf in Aussicht gestellten Nachlass gewährt habe (Or. Perg. m. Siegelspuren, mitwochens nach Kiliani; ebd., unfol. Eintrag über die Zahlung im Mühlhäuser Kämmereiregister, Nr. 21, fol. 155). Aus der Frankfurter Antwort geht hervor, dass Moeller die 240 fl. inzwischen noch nicht angefordert hatte. Die Stadt sagte zu, das Geld erst dann an diesen auszuhändigen und sich gleichzeitig um einen Nachlass zu bemühen (Kop., montags nehst nach sant Margrethen tag[16.7.]; ISG Frankfurt, Reichssachen II, Nr. 233, unfol.). Der vom Stadtschreiber Melchior Schwarzenberg über die Deponierung der Summe in Frankfurt informierte Reichsfiskal forderte am 26.11. die Aushändigung des Geldes. Für das Ausstellen der Quittung bat er außerdem um Mitteilung, ob es sich bei dem Zahler um das thüringische oder elsässische Mulhausenhandle, wie hoch sich die Summe belaufe und welcher Reichsanschlag damit beglichen werde (Or. Worms, montag nach Katherine; ebd., unfol.). Mit Schreiben vom 13.12. setzte Frankfurt Mühlhausen von der Aushändigung des Anschlags in Kenntnis (Konz., dornstags in die Lucie virginis; ebd., unfol.).
1
 Der Frankfurter Rat bestätigte dem hessischen Beauftragten Johann Pfeffersack am 12.6. den Empfang von 13 Tonnen mit 166 Ztr., 5 Pfd. Salpeter und von 100 Tonnen mit 223 Ztr., 14 Pfd. Pulver (Kop., dinstag nach corporis Cristi; ISG Frankfurt, RTA 24, fol. 56). Aufgrund eines weiteren ksl. Schreibens wurde zwei Tage später beschlossen, das Material an die Fugger (Focker)zu übergeben (ISG Frankfurt, BMB 1509, fol. 18).
1
 Laut ihrem Schuldbrief hatten Ludwig Sachs und seine Ehefrau Christina im Jahre 1505 bei Arnold 300 fl. zu einem Zinssatz von 5 % aufgenommen und sich zur Rückzahlung bis zum 21.8.1508 (montag nach assumptionis Marie)verpflichtet. Bei Säumigkeit sollte Arnold das Zugriffsrecht auf das Eigentum der Schuldner bzw. im Falle des Todes Johann Sachs’ auf dessen Nachlass erhalten (Kop. Mainz, dinstag nach quasimodogeniti [2.5.]1508; ISG Frankfurt, Reichssachen III, Nr. 496, unfol.). Arnold gab in seiner Supplikation an, aufgrund der offenkundigen Zahlungsunwilligkeit Sachs’ ksl. Mandate erwirkt zu haben, von denen er jedoch vorläufig keinen Gebrauch machen wolle. Er nannte als Alternative, dass der wohlhabende Vater seines Schuldners, Johann Sachs (Sass), oder sein Schwager Gilbrecht Holzhausen – verheiratet mit dessen Schwester Katharina (Matthäus, Holzhausen, S. 74) – Ludwig Sachs mit Geld aushelfen könnten. Arnold ersuchte Kf. Friedrich um ein Fürschreiben an den Frankfurter Magistrat, mit Johann Sachs oder anderen Verwandten Ludwigs über eine Begleichung der Schuld oder eine Versicherung der Summe auf dessen väterliches Erbe – Johann Sachs hatte bereits 1504 wegen Altersschwäche von seinem Ratsamt resignieren müssen, er starb 1510 (ebd., S. 74 Anm. 217) – zu verhandeln (undat. Kop.; ISG Frankfurt, Reichssachen III, Nr. 496, unfol.). Da sich das oben wiedergegebene Fürschreiben Kf. Friedrichs ausschließlich auf Johann Sachs bezieht, wird man davon ausgehen können, dass in Worms bereits vergeblich mit Holzhausen gesprochen worden war.
2
 Gemäß Ratsbeschluss vom 14.6. (feria quinta in octavas corporis Cristi)antwortete Frankfurt, dass Johann Sachs nicht mehr ansprechbar sei, und empfahl Arnold, dessen Hinscheiden abzuwarten (ISG Frankfurt, BMB 1509, fol. 18).