Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Empfang des ksl. Ersuchens um Übersendung einer umfassenden Vollmacht für die Regensburger Gesandten; [2.] Wahrscheinliche Probleme mit der Erlangung dieser Vollmacht bei der Gemeinde; [3.] Nochmalige Bitte um Aufhebung der Reichshauptmannschaft, nachteilige Folgen ihrer Fortsetzung; [4.] Bitte um Berücksichtigung auch der übrigen Regensburger Anliegen.

Regensburg, 15. April 1510

München, HStA, Gemeiners Nachlaß 28, fol. 95a-98a, Kop.

[1.] Hat kürzlich durch seine Gesandten in Augsburg einen schriftlichen Rezeß (Nr. 295) zugeschickt bekommen, den diese von den verordneten ksl. Räten erhalten haben, unter anderm dis meynung in sich haltende, das die bemelten unsere gesandten von uns einen volmechtigen gwalt in allen und yeden iren von unsern und gemeiner stat wegen eingelegten hendeln und sonder auch gegen dem haubtman seins solds halb und wes wir bey demselben sonder beswerde haben, furderlich zu inen bringen. Und so das fur eur ksl. Mt. oder dye eur ksl. Mt. darzu verordnen wirdet, kombt, welle dieselb eur ksl. Mt. dareinsehen und darinnen handeln nach aller billicheit etc.

[2.] Über diesen Rezeß haben der hiesige innere und der äußere Rat unverzüglich gesprochen, aber andern oder merern gwalt, dann unsern gesandten vorhin laut irer instruction [Nr. 561] zu handeln gegeben und zugestellt ist, ausser ganzer gemeinde und on derselben sonder wissen und bewilligen bishere eur ksl. Mt. begere nach keinswegs erheben mugen, besorgend, wo wir solichs gleich an ein gemeinde langen lassen und mit denen berürten gewalts halben handeln und besliessen sollten, das in ansehen der sachn und sonderlich der haubtmanschaft und desselben besoldung halb, auf das sich eur ksl. Mt. rate Dr. Heinrich Haiden, als der sambt H. Wilhelmen von Pappenheimb in annemen unsers H. haubtmanns alhie gewest, offenlich vor ganzer gemeinde horen lassen, das euer ksl. Mt. di haubtmanschaft auf dreu jar lang versuchen wolle, und wo yemands nach des haubtmanns solde fragen, hette er bevelh zu sagen, das ksl. Mt. den und andern irn und des hl. Reichs dinern, so eur Mt. dinten, wol zu belonen wessten, solicher gwalt kainswegs und vil weniger bey inen dann uns selbs zu erlangen noch zu erheben, das auch keiner unser burger, sich solichn gwalts zu beladen und an sich ze nemen, zu bereden noch zu vermugen sey.

[3.] So wir dann eur ksl. Mt. zu mermaln und itzt durch unsere gesandten abermals gar dymütiglich angerufen und gepeten, unser und gemeiner stat darinne gnediglich zu bedenken, in massen uns dann eur ksl. Mt., als die verschiner jarn hie gewest, nachdem und die disen handl der haubtmanschaft halb hoch und gros erwegen, gar gnediglich haben zusagen lassen und ye in unser und gemeiner stat vermugen nit ist, einen haubtman zu besolden, demselben nach wir abermals gar dymütiglich bitten, eur ksl. Mt. wollen unser erzeigte gehorsam, so wir mit annemen des haubtmanns getan, auch die absolution, restitution und confirmation,1 darzu ander unser und bemelter stat freiheit, alt herkomen und gebrauch, so vormals alhie gewest, und zuvoran unser und gemeiner stat armut und unvermugen ansehen und zu herzen nemen und die furgenomen haubtmanschaft widerumb von uns und gemeiner stat gnediglich aufheben und abtun und furter damit unbeswäret lassen. Dann eur ksl. Mt. und meniglich mugen ermessen, das die haubtmanschaft, wo die, wie nu bishere im 11. jar, also fur und furan bleiben sollt, zu aufnemen gemeiner stat oder aber vil gewerbiger und hantiriger leut, der wir dann warlich groß notturftig weren, hereinzubringen gar nit dinet, dann ein yeder, so villeicht sonst willen hett, sich hereinzetun, und so er wissens hat, das die haubtmanschaft also furan pleiben soll, nimbt er des scheuhe und zeucht sich seins willens und gemüts ganz hinder sich. So möchte auch uns und gemeiner stat zugemessen werden, als setzte man etwas ungetrauens auf uns, darumb eur ksl. Mt. solhe haubtmanschaft fur und fur haben wollte. Das uns dann, als eur ksl. Mt. selbs ermessen und derselben durch uns zum dickermal angezeigt ist, nit zu klainer verletzung unserer eren, sonder ganzer verachtung raichet. Dann wir seyen eur ksl. Mt. und dem hl. Reich hoch verpflicht und kain arckwen bey uns nu here erschinen noch gespurt worden, sonder mer, das wir uns und die alt stat bey eur ksl. Mt. und dem hl. Reich ewiglich behalten, unser leib, gut und alles, so uns Got verlihen, als die gehorsamen darstrecken wollen. Es brechte auch die sunst in ander wege uns und gemeiner stat vil beswerde und nachrede, dye eur ksl. Mt. nach lengs oder besonder anzeigen ganz on not, dann die eur ksl. Mt., uns und gemainer stat zu gut und genaden, baß dann wir derselbigen anzeigen mugen zu ermessen wissen.

[4.] Eur ksl. Mt. wolle auch in andern unser und gemeiner stat obligen, beswerden und mengeln, wie die eur ksl. Mt. durch unsere gesandten angezeigt und furgetragen, gn. einsehen und wendung tun, als wir uns dann des und berurter haubtmanschaft halb aller gnaden zu eur ksl. Mt. als unserm rechten, eigen, allergnst. H., dem wir uns und gemeiner stat als derselben und des hl. Reichs gehorsam undertanen in aller dyemütigkeit bevelhen tun, unzweiflich verhoffen. Solhes wir auch umb dieselb eur ksl. Mt. mit unsern willigen dinsten allzeit gar underteniglich verdinen wollen. Datum montag nach misericordia domini Ao. etc. decimo.

Anmerkungen

1
 In drei Urkunden vom 17. und 28. Mai sowie 20. Juni 1495 hatte Kg. Maximilian die ergangenen Urteile und Strafen gegen die Rst. Regensburg aufgehoben, die ihr 1455 von Ks. Friedrich III. erteilten Privilegien bestätigt und sie offiziell aus der Reichsacht gelöst. Vgl. T. Beck, Kaiser und Reichsstadt, S. 32.