Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Verhandlung vor den ksl. Räten und den ständischen Verordneten im Streit mit Bf. Reinhard von Worms, [2.] Bereitschaft zur Beendigung des am Reichskammergericht anhängigen Verfahrens; [3.] Fortgang der Schiedsverhandlungen am Reichstag mit Vorlage verschiedener Schriftstücke durch Bf. Reinhard, ihr Widerspruch dagegen; [4.] Bitte um ihre Ablösung; [5.] Termin der erwarteten Rückkehr des Ks. nach Trier.
Trier, 6. Juni 1512
Worms, StadtA, 1 B Nr. 1929/1, o. Fol., Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Ratsgeschickten zu Trier, praesentatum 9. Junii Ao. 12; ab [3.] von der Hand Reinhard Noltz’).
[1.] Gruß. Wir haben euer weisheit schreiben [Nr. 1790] mit andern büchern, producten und verzeichnus den donerstag [3.6.12] zu morgen vor sieben uren empfangen und seind an nehst mittwoch [2.6.12] zu morgen vor den ksl. reten und jenen zuverordenten Hh. aus der versamelung zu handeln kommen mit unserm widerteil. Da aber der Bf. [von Worms] personlich nit erschienen, sunder Flersheim, Wacker und Slör sein gegen uns gestanden. Und als wir unser antwort auf des Bf. supplicacionclage daselbs übergeben hetten, ward dieselbe unserm widerteil behandigt, und als dieselbe von ime gelesen und vermerkt warde, begerten sie wider hinein. Als[o] wir auch zu baiden teiln hineingelassen wurden, und redet Baltasar Slör etwas beweglich und ernstlich zur sachen, dann sie nit viel in unser antwort funden, zu irem vorteil geschrieben. Sunderlich wolt er hoh dartun die unschult seins gn. H. der acht halben, mit vieln unnützen worten. Darauf wir sagten, konnte er solichs wol verantworten bei ksl. Mt., were ime von uns unbenommen. Da legen ksl. brief und sigel und andere kuntschaft und urkunt von Ff., Gff. und Hh., denen glaubten wir mehr als seinen slechten worten etc. Darzu wolt er die antwerpisch urteil1 hoch aufmutzen und nit gestan, das Bf. Johanns [von Dalberg] sich derselben verzigen hette, und sich in viel disputacion geben der andern ursachen, so wir einbracht haben, warumb dieselbig nichtig, unduglich und kraftlos etc. sei. Darauf wir sagten, were on not, vor iren Gn. und gunsten ietzt davon zu disputiren, aber die ursachen, von uns dargetan, weren ehaften in recht gegrunt und warhaftig. Des wir uns erbuten, wo not, zu beweisen und der noch viel mehr furbringen, weder [= als] noch von uns angezeigt, dero ein iede genugsam were, die vermeint urtail abzutreiben. Darauf begeret widerteil copei unsrer ubergebner antwort, die wir ime vergunstigten. Also ward auf dasmal abgeschiden, mit bevelh, so man uns wider erfordern wurde, alsdann zu erscheinen.
[2.] Die handlung am camergericht, auch mit dem fiscal [Dr. Christoph Müller], von euer weisheit bescheen, lassen wir uns wol gefallen. Und so sie zu uns kommen, wollen wir keinen vleis sparen, sie zu unser notturft zu geprauchen, und in all wege keinen fleis sparen, es gee, wie es woll, soviel immer muglich, die sache vom ca[mmergericht] zu reißen, als wir auch in steter, vleissiger arbeit sein, mehr, dann wir euer weisheit noch zur zeit geschryben mogen. Dann als[o] sich das camergericht anschanzt, so meinen wir zu solhem furnemen zeit gnug zu haben.
[3.] Der Bf. hat an nähst frydag [4.6.12] aber wyter schrieft inpraecht, doch nichts neuwes, dann uf synem camergericht zu beharren, unschult der acht und die urteil zu Antwerp aufmutzenden, wie furo, die er auch in sundern verzeichnis ingelegt mit der interlocutorie, zu Augspurg ergangen, und der aecht zu Nurnberg. Darauf wir yem [= ihm] wider begegnet und den pfeffer ein wengel baß dann bisher gerieben. Wir warten alle stunde handelung. Dr. Lupfdich ist uns zur haent und willig.
[4.] Es bedaucht uns auch zit, euer weisheit zu sagen, uns anheymsch zu kommen laßen und abwechschelen.
[5.] Man sagt glauplich, der ksl. Mt. soll corporis Christi [10.6.12] wider zu Trier sin. Datum Trier uf sonndag trinitatis Ao. 1512.