Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Eintreffen der drei nachgeschickten Straßburger Vertreter in Köln, bisherige Bemühungen der beiden schon anwesenden Gesandten in der Pfahlbürgerfrage; [2.] Gespräch über dieses Thema mit den Vertretern Hagenaus und Colmars; [3.] Bitte an Zyprian von Serntein um Unterstützung; [4.] Audienz beim Ks., Verlesung einer Supplikation durch Dr. Brant, Warten auf Antwort.
[Köln], 13. August 1512
Orig. Pap. m. S.: Straßburg, AM, AA 336, fol. 87.
Konz.: Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 39b.
[1.] Gruß. Lb. Hh., als ir uns [Ludwig Böcklin, Konrad von Duntzenheim, Dr. Sebastian Brant] uf sambstag nehstverrückt vor Laurentii [7.8.12] abgevertiget, sint wir uf donrstag danoch [12.8.12] uf mittag mit genossen gen Cöln kommen, Gott hab lob. Aldo wir die ksl. Mt., och H. Ott Sturmen und H. Gotpfriden [von Hohenburg] gefunden. Welche bis uf unser zukunft ernstlich und vlyßlich by ksl. Mt. angehangen und sollicitiert und doch nit wyters bescheid erlangen mögen, dann das ksl. Mt. die vidimus der fryheiten den steenden des Richs übergeben, wie dann die Hh. uch nehstmals by Caspar Wolfen und Jörg Vendenheim und davor ouch zugeschriben [Nr. 1772 [1.]]. Darin doch die steend noch zu zyten nützet gehandelt. Und haben uns die Hh. geseyt, das sy des willens gesin, uf den nochgönden tag [13.8.12] früg sich wider zu ksl. Mt. zu tun und by ir Mt. wyter zu sollicitieren. Als wir ouch sammenthaft geton.
[2.] Als haben wir euwern bevelhde noch des tags noch denen von Hagenow und Colmar, die gewalt von andren Rstt. im Elsaß haben, geschickt und denen furgehalten, was unsers furnemens sey, ouch die gesetzte supplication [Nr. 1497] hören lossen. Die solichs zu hohem dank und gefallen empfangen und uns doch darneben so vil zu verston geben, das ksl. Mt. uf ir hohes beclagen inen müntlich geseyt hab, dwyl sy keynen pfalburger empfahen, so will er sy by iren fryheiten und harkommen bliben und besten lossen und inen des ein erkentnus [Nr. 1499] geben, welche sy doch noch nit empfangen haben, ouch eim landvogt zu Hagenow [Fh. Hans Jakob von Mörsberg] bevelhen, sy darby zu handhaben etc. [Nr. 1499 Anm. 2]. Sollten nun sy von nuwem mit uns handeln, möcht etwas widerwertigkeit geberen etc., doch wollent sy gern mit uns anhangen und was wir in raten helfen, tun, auch wen inen die geschrift von ksl. Mt. werde, uns die selbs nit verhalten.
[3.] Als sind wir des obends für uns selbs in ksl. Mt. herberg gangen und uns gelossen ansagen. Als aber der Serentiner die nacht ein banket gehalten und uf beschickung ksl. Mt. nit gemögen kommen, hat ir Mt. uns bescheiden lossen, uf hut [13.8.12] früg zu acht uren zu erschynen. Sind wir derselben nacht zum Serentiner in sin herberg ouch gangen und in gebeten, das best zu tun, als er uns auch zugesagt und sich gutwillig erboten.
[4.] Als uf hut uf angesetzte stund sind wir by ksl. Mt. erschynen. Hat ir Mt. uns alsbald ingelossen, audienz geben und gnädiglich verhort. Als hat H. Ott [Sturm] irer Mt. zuvor eins ersamen rats undertenige und gutwillige dienst angeseit, darnoch den söcker [= Jagdfalke] irer Mt. mit geschickten worten überlyfert. Die denselben uf ir hand empfangen mit grossem gefallen und gestalt des vogels erfrogt etc. Darnoch H. Ott geredt, wie euwer wysheit zu ir Mt. noch ein botschaft abgevertiget mit einer instruction, die er begert, ir Mt. wolt die verlesen hören. Das ir Mt. zu gefallen annam. Als hat der Dr. [Sebastian Brant] die supplication [Nr. 1500], die wir mit etlichem zusatz noch gestalt der sachen eemols geendert, selbs offenlich vor ir Mt. und den byständen räten gelesen. Daruf ir Mt. ein gut ufmerken gehaben und noch verlesung derselben durch den Serentiner reden lossen, ir Mt. trag ab der undertänigen diensterbietung, von eyner ersamen statt Straßburg angeboten, ouch von dem überlyferten falken ein gn. gefallen. Ir Mt. woll auch ein statt Straßburg in gn. bevelhd haben. Aber der supplication halb, dwyl dieselb etwas eehafts uf ir trag, woll ir Mt. sich darüber beratschlagen und uns nochmals ein gn. antwort gedyhen lossen, und damit, die supplication ir zu behendigen, begert, die wir irer Mt. auch also worden lossen. Hat sunst mit fruntlichen worten und geberden gegen uns erzoigt. Als warten wir der antwort. Got geb uns gnad. Wir wollent allen möglichen vlyß ungespart müg und arbeit zum truwlichsten ankeren und nützt möglichs unersucht lossen. Der allmächtig Gott bewar euwer wysheit sampt und sonders in aller wolfart und seligkeit. Datum frytags noch Laurentii Ao. etc. 12.