Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Unveränderter Stand in der Pfahlbürgerfrage; [2.] Bewilligung einer Eilenden Hilfe durch die Reichsstände, Hintersichbringen dieser Angelegenheit durch die Straßburger Gesandten, ihre Bemühungen bei EB Uriel von Mainz und Zyprian von Serntein zur Verhinderung möglicher daraus erwachsender Nachteile für Straßburg.

[Köln], 12. August 1512

Orig. Pap. m. S.: Straßburg, AM, AA 336, fol. 86.

Konz.: Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 39a.

[1.] Gruß. Und fügen dero zu wissen, das wir uf nehstverschynen mentags [9.8.12] frü euwer missiven [wohl Nr. 1771], uns durch Hansen von Horb zugeschickt, empfangen und verstanden haben. Wollen daruf allen unseren möglichen vlyß einer statt und ganzer gmeyn zu eer, nutz und furstand nit sparen, sonder unverdrossenlich ankeren. Dann wie wir nehst geschriben haben, also stet der handel noch, und wartend wir von den stenden der antwort etc.

[2.] Des richstags halben ist yetzunder uf ksl. Mt. ansynnen durch Kff., Ff. und stend ein ylende hilf zugesagt. Uf solich zusagen wir vor den stenden furgewendet haben, das wir nit gewalt von euch, unseren Hh., darüber haben, sonder wollent solichs an euwer ersam wisheit langen lassen, mit underteniger bitt, das ir kftl. und ftl. Gn. solichs zu keyner ungehorsame anmassen wollten, sonder gnediglichen bedenken, das einer statt Straßburg bruch und gewonheit nit ist, etwas on gewalt, der nit von euwer ersam wisheit und den schöffen übergeben ist, zuzesagen oder zu handeln. Und damit das nit einer statt Straßburg zu unstatten gemessen mög werden, haben wir unser entschuldigung schriftlich in supplicationswyse an den Bf. von Menz hiebygelegten inhalts überantwort.1 Und nitdestmynder, so wir verstanden, das etliche mißgönner nit wenig nochrede darüber widerwertigerwyse geton haben, [sind] wir zu H. Zymphrion von Serentin gangen und in vlyßlich gebeten, demnoch und wir vor den stenden, die erkante hilf hinder sich an euwer ersam wisheit zu bringen, gemeldet und einer statt Straßburg bruch daby angezoigt, welcher ksl. Mt. wol wissend, das er ksl. Mt. desselben bruchs erinneren wolle, uf das, ob yemants ein statt Straßburg dadurch gegen irer Mt. beleidigen und verunglympfen wolt, das doch ir Mt. vormals gut wissens hette, das solichs us keinem widerspan, sonder allein beschehe um willen, das die gemeynd und ein rat der statt Straßburg einhelliglichen in solichem gutwillig miteinander und in geneigter gehorsame (als es bisher auch gebrucht ist) blyben und sich fridlich zesammen halten mögen, abermals gnediglichen zu bedenken. Solichs der Serentiner tugentlichen angenommen und gesagt hat, wo ein statt Straßburg solichermoß vor ksl. Mt. angetast würd, daz er ir Mt. unsere ursachen anzoigen wollte etc. Dis ist, so vil und syt der nehsten geschrift gehandelt ist und so wir on das potschaft gehapt haben, das euwer ersam wisheit wir guter meynung nit wollen bergen. So etwaz ferrers und notwendigers uns begegnen wurt, wollen wir uch, unseren Hh. und frunden, auch nit verhalten und allzit truwlich unverdrossen sin. Datum dornstags post Laurentii Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 In diesem an EB Uriel von Mainz gerichteten, undatierten, jedoch wohl ebenfalls vom 12. August 1512 stammenden Schriftstück erklärten die beiden Straßburger Gesandten, die Reichsstände hätten dem Ks. eine Eilende Hilfe bewilligt. Daruf wir, die gesandten von Straßburg, mit ganzer undertenigkeit euer kftl. Gn. als des hl. [Reichs] erzcanzler etc., unserm gnst. H., zu vernemen geben, nachdem wir von einem ersamen rat uf die vergangne handlungen, zu Tryer verfaßt, alhar ze rücken bescheiden, in denselben sachen zu beschließen verhelfen, abgevertiget und diser yetziger abscheid, die ylend hilf betreffend, vormals nyt angeregt, das wir deshalben von einem rat der statt Straßburg nit gewalt haben *-und ein rat der statt Straßburg solichs auch nit gwalt hett, on ein anbringung an die schöffen der gemeynde, an die er daz langen lassen muß, solichs zu bewilligen. (Folgt gestrichen: So ist unser undertenige bitt, solchs uf uns etliche tag zu erstrecken, in denen wir eins rats und der gmeynen schöffen gewalt erlangen mögen, der ungezwifelten hoffnung, ein rat mitsampt der gemeynd schöffen werde sich aller gebür und erbarkeit halten, dann wir) Des wir für unser persone einem rat zum allerfruntlichsten anbringen wollen, guter hoffnung, ein erbarer rat zusampt der gemeynde schöffen werde sich aller gebür und erbarkeit halten. Dise unser antwort wolle euer kftl. Gn. in ansehung oberurter ursachen zum pesten annemen und gnediglichen bedenken. Wollen wir mit vlyß um euer kftl. Gn. allzit bereit sin zu verdienen.-*(*–* korrigiert aus: sonder mit undertenigster bitt begerende, uns etliche tag, in denen wir angesehen verre des wegs von einem rat der statt Straßburg (der auch der gemeynde schöffen noch der statt Straßburg bruch und gewonheit darunder besprechen und sich ungzwifelt aller gebür und erberkeit halten würt) gwalt, zu solichem zu vergewilligen, erlangen mögen, gnediglichen zulassen, dann wir in kurzen tagen deshalben an einen rat geschriben und der antwort wartend sind. Das wolle euer kftl. Gn. in keinen verstand, als ob es ungütlicher meynung wider das, so Kff., Ff. und stende des hl. Richs beschlossen haben, beschehe, anmassen, sonder ungezwifelt, daz solchs us keiner andern dann obgehörter ursachen beschicht, ermessen und unser yetzige entschuldigung, zu keiner ungehorsame dienend sig, gnädiglichen annemen. Wollen wir mit vlyß euer kftl. Gn. zu wolgefallen allzit bereit sin zu verdienen. Straßburg, AM, AA 337, fol. 21a, Konz.