Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Nutzen der Niederen Vereinigung, Aufforderung zum Wiederbeitritt, Modifikationen der Bundesverfassung, Wunsch nach Kooperation mit dem Schwäbischen Bund und Beitritt weiterer Mitglieder, Anberaumung einer erneuten Zusammenkunft, Weisung zur Berichterstattung über den Verlauf der Versammlung; [2.] Beilegung von Streitfällen des Bf. von Straßburg; [3.] Abstellung einer Beschwerde Jakobs von Landsberg; [4.] Aufforderung an diesen zur Übergabe eines Teils von Schloß Landsberg an Niklas Ziegler.

Trier 7. Mai 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 92a-94a, Orig. Pap. oder Kop.

Instruction, was die edeln, ersamen, gelerten, andechtigen und unser lb. getreuen Wilhalm, H. zu Rappolstain, Hans Jacob, Fh. zu Mörspurg und Beffort, unser landvogt in Obern- und Undernelsaß, Sigmund, Fh. zu Falkenstain, Degen Fuchs von Fuchsperg, unser haubtman zu Kuefstain, Dr. Hainrich Koler, pfarrer zu Freiburg, auch zwen ander unser rete unsers regiments zu Ensisheim und zwen von unser landschaft in Obernelsaß, Hans Hainrich Armbstorffer, unser zynsmaister zu Hagenau, samentlich oder etlich aus inen handeln sollen.1

[1.] Anfenglich sollen sy den gesandten unserer Ff., der Bff. zu Straßburg und Basel, dergleichen der stett Straßburg, Hagenau, Colmar, Slettstatt, Weissenburg im Elsaß, Obernehenhaim, Roßhaim, Kaysersperg, Türckheim und Münster in St. Gregoriental, die alle yetz zu Straßburg versamelt sein werden, von unsern wegen sagen unser gnad und alles guet und demnach erzelen, sy wissen ungezweifelt, was nutz und frumen die nidern vereinigung, so gute zeit her zwischen unsern vordern erblanden und inen gewesen ist, uns allen bracht hat. Aus demselben und nach gelegenhait der gegenwurtigen schweren leufe bewegen wir, daz dieselb verainigung uns und inen nachmals not und fruchtparlich sey. Darumb sollen dieselben unser rete an die gemelten gesandten mit allem vleis und ernst begern, wie vormals oft beschehen ist, daz sy in die berurt verainigung widerumb gen und bewilligen und yetz mitsampt unsern reten und landleuten mittel und wege beratslagen, in welichen artikeln solhe verainigung zu pessern, zu gemindern oder in ander weg zu verendern, was auch darzu zu sehen not und gut sey. Dergleichen sollen unser rete handeln, daz die stett Speir und Worms in dieselb ainigung auch eingezogen und daneben von andern, es weren Ff., prelaten, Gff., Hh., von adel oder stett, die dem handel gelegen wern, und sonderlich, ob ain verstentnus zwischen dem swebischen bund und der nidern verainigung, was sy sich gegenainander mit hilf versehen solten, zu machen sey, geredt und geratslagt werde. Und wo in solichem ursachen zufielen, daz uf disem tag nichts entlichs beslossen, sonder die gesandten daz widerumb hinder sich bringen würden, sollen unser rete verfuegen, daz deshalben zum entlichen besluß ain ander tage, ungevärlich über fünf wuchen, gen Straßburg oder an ein ander gelegen ende angesetzt werde. Und waz unsern reten hierin begegnet und auf disem tage gehandelt und beratslagt würdet, des sollen sy uns, auch daneben unserm regiment zu Ynnsprugg in schrift mitsampt irem rat und gutbedunken aigentlich berichten und in dem allem nach irem rat und gutbedunken, doch unbesließlich, handlen.

[2.] Verrer als sich unser F., der Bf. zu Straßburg, beclagt, wie er von unserm regiment zu Ensishaim mit versperrung St. Valenteins hailtumb zu Rufach und gefengnus etlich der seinen unbillicherweis beswert werde [vgl. Abschnitt IV.5.11.2.], desgleichen, wie unser landvogt und rete zu Hagenau gegen dem brobst zu Surburg, seiner person und seinem gut, etwaz groblichen gehandlt haben, ist unser mainung, das der gemelt von Falkenstain, auch Degen Fuchs und der pfarrer von Freiburg dieselben zwo sachen grüntlichen verhorn und versuchen, die gütlich zu vertragen, waz aber zu der gütlichhait nit stat haben welt, verschaffen und darob sein, daz alle unpilliche handlung und beswerung abgestelt und, waz pillichen ist, gehandelt werde. Was in aber darin zu schwere sein würde, daz solln sy an uns, auch unser regiment zu Ynnsprugk mitsampt irem rate bringen und gelangen lassen und mitler zeit die sachen stellen, das kain aufrur und empörung werde.

[3.] Als sich auch unser rat Jacob von Landsperg beclagt, wie er wider sein volligs rechterpieten fur ordenlich gericht durch den official des geistlichen gerichtz zu Straßburg unpillicherweis beswert werde, sollen die obgemelten unser landvogt und rete sich der sachen erkunden und waz unpillicher beschwerung sy darin finden, mit dem official guetlichen handln, die abzustellen.

[4.] Und als wir in eroberung der Hft. Bar2 den vierten tail, so weilund Pfalzgf. Philips am schlos Landsperg, bey Bar gelegen, mit seiner zugehörung gehapt, gleicherweis erobert und auch darauf der hausvogt daselbs unsern haubtleuten gelobt und gesworn, auch nachmols Jacob von Landsperg unsern secretari Niclausen Ziegler als inhaber der Hft. Bar auf dem nechstgehalten reichstag zu Augspurg in beywesen weilund Peter Felschen von sein und seiner vettern von Landsperg wegen zugesagt hat, in zu aller gerechtigkait, wie die der gemelt Pfalzgf. an demselben slos Landsperg gehebt, gütlich komen zu lassen, wiewol sich daz bisher verzogen hat, sollen unser rete an denselben von Landsperg ernstlich begern, solichem nachmals nachzukomen. Dagegen sol auch beschehen, waz sich laut des burkfridens gebürt, dann wir solichs in kain weg nachlassen kunden noch wollen. Und waz unsern reten darin begegnet, daz sollen sy uns auch berichten. Geben in unser und des hl. Reichs statt Trier am 7. May Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Mit Schreiben aus Trier vom 6. Mai 1512 beauftragte Ks. Maximilian Fh. Hans Jakob von Mörsberg, Fh. Sigmund von Falkenstein und Dr. Heinrich Koler, an der Straßburger Versammlung in Sachen Niedere Vereinigung teilzunehmen. Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 89a u. b, Konz. Ein am 7. Mai 1512 ebenfalls in Trier ausgestelltes, auf die drei Genannten sowie zusätzlich auf Degen Fuchs und Hans Heinrich Armstorffer lautendes ksl. Kredenzschreiben in Straßburg, AM, AA 338, fol. 2, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
2
 Die kurpfälzische Hft. Barr wurde 1504 im Zuge des Landshuter Erbfolgekrieges von Kg. Maximilian eingenommen und ging danach in den Besitz des ksl. Rates Niklas Ziegler über.